Ein letztes Treffen
„Severus Snape! Du bist so ein Idiot! Hatte ich dir damals nicht gesagt, dass du dich von denen fern halten sollst? Das hast du nun davon!"
Warum hörte er ihre Stimme? Er sollte sie nicht hören! Er sollte für all das, was er getan hatte, in der Hölle schmoren! Und da gehörte ihre Stimme nicht hin.
„Jetzt mach endlich die Augen auf! Ich weiß ganz genau, dass du mich hören kannst."
Das konnte nicht SIE sein! Er musste in der Hölle sein. Dies war seine Strafe. Ewig dazu verdammt, SIE zu hören, aber SIE nie wieder zu sehen.
„James! Jetzt sag du doch auch mal was!"
„Snivellus, du hast Lily gehört, also steh endlich auf!
Voller Entsetzen schlug er die Augen auf.
„Potter!" ächzte er.
„Wurde auch Zeit. Du hast den ganzen Spaß verpasst" meinte dieser nur und streckte ihm eine Hand entgegen.
„Nun, Spaß direkt würde ich es nicht wirklich nennen" meinte Remus. An ihm und Tonks war der Kampf nicht spurlos vorüber gegangen.
Severus Snape blickte die immer noch ausgestreckte Hand von James an. Was sollte das? Was hatte Potter jetzt schon wieder vor?
„Sturer Esel! Jetzt lass dir schon aufhelfen" fuhr ihn Lily an.
Sich aufhelfen lassen? Von Potter? Niemals! Der würde wahrscheinlich sowieso die Hand wegziehen, sobald er danach griff. Also tat er das einzige, was ihm richtig erschien. Er biss die Zähne zusammen und stand mühsam auf.
„Was hab ich dir gesagt Lily, er hat sich kein bisschen verändert. Eben ein Slytherin durch und durch."
„Ist das so, Sev? Hast du dich in all den Jahren wirklich nicht geändert?" fragte Lily und trat dicht vor ihn hin.
Für einen kurzen Moment sah er sie an, dann drehte er den Kopf weg. Er hatte sich verändert. Sehr verändert. Er hatte Menschen getötet, unschuldige Menschen… er hatte sein Innerstes verschlossen, hatte sich hinter einer dicken Mauer verkrochen. Seit jenen Tagen hatte er niemand mehr an sich herangelassen. Selbst Dumbledore hatte nur ahnen können, was in ihm vorging.
„Severus … sieh mich an."
Er schloss die Augen, als er ihre Hand auf seiner Wange spürte. Er genoss diese leichte Berührung. Ihre Wärme auf seiner Haut. So lange hatte er sich danach gesehnt. In diesem Augenblick war er der glücklichste Mensch, auch wenn er wusste, dass sie ihn so nie wieder berühren würde.
„Sev … sieh mich an, bitte."
Er holte tief Luft und öffnete zögernd seine Augen. Er hatte so viel Schreckliches getan; er hasste sich für diese Taten, vor allem hasste er sich dafür, dass er SIE nicht hatte retten können; wie sollte er ihr da noch in die Augen schauen können? Dennoch tat er es und legte, zum wahrscheinlich ersten Mal in seinem Leben, all seine Gefühle in diesen einen Blick. Konnte sie es erkennen? Seine Bitte um Vergebung, seine Reue und all seine Liebe für sie. Er hoffte es von ganzem Herzen, auf wenn er wusste, dass ihm ihre Liebe niemals gehören würde. Sie gehörte zu James und er würde lernen, es zu akzeptieren, wenn sie ihm nur vergeben könnte.
„Hier steht ihr also alle rum. Ich hab euch schon gesucht. Los jetzt, lasst uns alle nach Hause gehen und Harrys Sieg feiern" hörte er Sirius sagen.
„Worauf warten wir dann noch? Lasst uns gehen. Und du kommst auch mit Sni …Severus" meinte James.
Als Lily schließlich ihre Hand sinken ließ und ihm ihr schönstes Lächeln schenkte, da wusste er es: Alles war gut!
Ich hätte vielleicht noch ein wenig weiterschreiben können, aber ich wollte meine kleine Geschichte auch mit diesem einen Satz beenden.
Ich hoffe, dass für Severus Snape nun wirklich alles gut ist. Dass er nun endlich seinen Frieden findet.
Ich danke Mrs. Rowling dafür, dass sie uns in diese magische Welt mitgenommen und uns diese wunderbaren Charaktere vorgestellt hat.
Sie hat sie uns geschenkt und wieder genommen, aber dennoch werden sie immer ein Teil von uns sein.
R.I.P.
