Der Vertrag

Kapitel 1

„Ron, lass das."

Die Hand lag weiter auf ihrem Oberschenkel.

„Wir sind hier in einer Bibliothek."

Er zuckte mit den Schultern.

„Hier ist doch niemand außer uns. Wann bist du endlich fertig?"

Hermine Granger wischte seine Hand von ihrem Oberschenkel.

„Verdammt Hermine. Wir hätten heute das ganze Haus für uns. Niemand würde uns stören."

Sie seufzte laut und vernehmlich auf.

„Ich habe Dir gesagt, dass ich keine Zeit haben werden. Aber nein, du glaubst mir nicht. Ich muss wissen was sich hinter dem mittelalterlichen Vertrag verbirgt, den ich als Praktikantin unterschreiben soll. Also lass mich in Ruhe."

Ron Weasley lies den Kopf hängen.

Warum hatte er nur einen Bücherwurm als Freundin ? Die Schule war seit ein paar Wochen vorbei und sie sollten ihren letzten Ferien genießen. Aber nach nur einer Woche hatte Hermine beschlossen, dass sie mehr Infos brauchte bevor sie eines der Angebote als Praktikantin annahm.

Er wußte nicht wozu das gut war.

Zwei Jahre auf Hogwarts, dann die Hochzeit. Basta.

Wußte Hermine das den nicht ?

Er wurde aus seinen Gedanken gerissen als Hermine das Papier auf den Tisch warf.

„Das ist ja wohl das letzte."

Ron quälte sich ein uninteressiertes „Was?" ab.

„Hier steht wozu man als Praktikant verpflichtet ist. Das ist ja wie Sklaverei."

„Aber Minerva wird dich nicht wie einen Sklaven behandeln. Also was soll die Aufregung."

Natürlich wußte er die Antwort schon.

„Es geht ums Prinzip und überhaupt. Vielleicht will ich ja Minervas Angebot nicht annehmen."

„Was?"

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Das fragte sich auch Professor Snape. Unbemerkt von den beiden saß er ein paar Regalreihen weiter und war schon dabei dazwischen zu gehen als er Hermines Antwort hörte. Es war wirklich befriedigend zu erleben wie Ronald Weasley zurechtgestutzt wurde.

Hermine Granger kannte da kein Erbarmen, das wußte er schon seit sie zusammen gegen Voldemort gekämpft hatten.

Das Gespräch war wirklich interessant. Jeder im Schloss nahm an, dass Hermine als Praktikantin bei Minerva McGonagall arbeiten würde. Natürlich hatte sie auch andere Angebote bekommen, aber niemand rechnete sich wirklich eine Chance aus. Auch er nicht. Niemals würde sie sein Angebot annehmen, deshalb hatte er es ja gemacht.

Aber wie es schien war die Sache noch unentschieden. Interessant.

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Hermine schnappte nach Luft. Dieser Vertrag war das letzte. Hier stand, dass sie alles tun musste was ihr „Meister" von er verlangte. Sie gehörte ihm zwei Jahre lang mit Haut und Haaren.

Besonders eine Stelle im Vertrag war unglaublich. Mit ihrem Federkiel tippte sie auf die entsprechende Stelle.

„Lies."

Ron pfiff durch die Zähne. Das war wirklich ein starkes Stück, aber …

„Ich würde mir keine Sorgen machen. Das verlangt bestimmt niemand von dir."

Hermine schüttelte den Kopf.

„Aber es steht da und ich soll es unterschreiben."

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„Cleveres Mädchen", dachte Severus.

Die Sache wurde immer interessanter.

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Ron ging in Gedanken Hermines Angebote durch. Entweder stammten sie von Frauen oder alten Zauberern.

Das sagte er Hermine auch so.

„Darum geht es nicht. Und außerdem vergisst du Professor Snape."

„Snape. Der zählt nicht."

Am liebsten wäre der angesprochene Professor aufgestanden und hätte Weasley seine Meinung gesagt.

Aber Hermine war schneller.

„Wieso zählt er nicht ? Er ist ein Mann und im besten Alter."

Das fand Ron zwar nicht, aber warum machte sich Hermine überhaupt Gedanken.

„Du denkst doch nicht darüber nach Snapes Angebot anzunehmen?"

Er sah sie erstaunt an.

„Ich .. Warum nicht ?"

Wurde sie etwa rot ?

„Hermine."

„Was ? Es ist ein interessantes Arbeitsgebiet. Ich denke noch darüber nach."

Irgendwo in der Bibliothek fiel ein Buch um.

„Du solltest froh sein, Snape nicht mehr zu sehen."

Nun war das Rot in ihrem Gesicht nicht mehr zu übersehen.

Ron beschloss das zu ignorieren. Je mehr er sie drängte, desto widerborstiger würde sie handeln.

Das war immer so.

„Trotzdem – dieser Paragraph trifft nicht auf ihn zu. Snape und Sex und Du, niemals."

Snape mochte die Richtung nicht, in der das Gespräch seiner beiden ehemaligen Schüler ging. Sein Sexleben ging niemanden etwas an.

Unbemerkt von den beiden war er durch die Regalreihen geglitten und stand nun vor den beiden.

Er räusperte sich.

„Miss Granger, Mister Weasley. Soweit ich mich erinnere, ist dies hier eine Bibliothek und Sie befinden sich auf dem Schulgelände."

„Die Schulleiterin hat uns erlaubt die Bibliothek zu nutzen", wandte Hermine ein.

„Mag sein. Aber ob es Minerva mag, dass Sie ohne Respekt über Lehrer reden."

Hermine schnappte Luft. Anscheinend hatte der Professor alles gehört. Wie peinlich.

Ron beobachtete die beiden. Und stand dann auf. Das war seine Chance Hermine zu verteidigen und damit zu beeindrucken.

Aber als er dann Snape Auge in Auge gegenüber stand, da wurde ihm doch etwas mulmig zu mute.

Irgendwie wurde er immer kleiner und seine Wirkung auf Hermine war deshalb nichts so gewünscht.

„Ja, Mister Weasley?"

„Äh, wir sind keine Schüler mehr."

„Dann verlassen Sie doch den Grund und Boden der Schule."

Ron griff Hermine am Arm und wollte sie mit sich ziehen.

Aber die bewegte sich nicht von der Stelle.

„Sir, wir müssen uns entschuldigen. Unser Verhalten war – unangebracht."

„Allerdings."

„Aber Hermine."

„Sei ruhig Ron."

Sah sie dann ein Lächeln auf Professors Snapes Gesicht ? Nein, sie musste sich täuschen.

„Professor, ich habe mir den Vertag durchgelesen und frage mich."

„Ja, Miss Granger."

„Nun er erscheint mir doch sehr veraltet und ich frage mich, ob Sie das auch so sehen."

„Keinesfalls. Es ist ein traditioneller Vertrag. Jahrhunderte voller Traditionen und Erfahrungen."

„Und Sie verlangen von ihrem Praktikanten die Erfüllung?"

Er nickte.

Worauf lief das hinaus ?

Ron hatte schon so eine Ahnung. Verdammt.

„Lass uns gehen, Hermine."

Sie schüttelte seine Hand ab.

„Weasley, lassen sie Ihre Freundin ausreden."

„Auf Ihre Verantwortung."

Ron drehte sich um und ging. Er konnte hier nichts mehr machen. Arme Hermine. Armer Snape.

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„Miss Granger, ich weiß nicht was das hier soll. Meine Zeit ist zu kostbar für Ihre Spielereien."

Schwungvoll drehte er sich um und ging zum Ausgang der Bibliothek.

„Ich denke über Ihr Angebot nach."

Er blieb stehen.

„Was?"

„Ich würde gern Ihre Praktikantin werden."

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Hermine wußte nicht warum sie diesen Satz gesagt hatte. Aber jetzt stand er im Raum und mit jeder Sekunde die verstrich wurde sie sicherer.

Das war es was sie wollte. Mit Professor Snape zusammenarbeiten.

„Sie wissen nicht wovon Sie sprechen."

Er war zurück zum Schreibtisch gegangen.

„Doch das weiß ich."

Er zeigte auf den Vertrag.

„Sie müssen diesen Vertrag unterschreiben. Und ich verlange, dass Sie tun was ich will."

„Ja."

„Kommen Sie her, Miss Granger."

Sie atmete tief durch und ging dann in kleinen Schritten um den Tisch herum bis sie vor ihm stand.

„Alles was in diesem Vertrag steht würden Sie tun?"

Sie nickte.

Snape konnte es nicht glauben. Sie würde einfach so einen Vertrag erfüllen, den sie noch vor ein paar Minuten verflucht hatte.

Ha, genau. Sie redete darüber, nicht mehr. Das bedeutete nichts.

Er schnipste mit den Finger und hatte plötzlich einen Federkiel in der Hand.

„Ich akzeptiere. Hier unterschreiben Sie. Sofort, ohne weitere Diskussion und Sie sind meine Praktikantin für die nächsten beiden Jahre."

Sie würde es nicht wagen.

Hermine zögerte keine Sekunde. Sie tauchte den Federkiel in das bereitstehende Tintenfass und unterschrieb ohne zu zögern.

Dann nahm sie den Vertrag in die Hand und hielt ihn dem Professor entgegen.

„Ich bin gespannt was die nächsten zwei Jahre bringen, Professor."

Ungläubig blickte er auf das Dokument. Sie hatte wirklich unterschrieben.

Snape räusperte sich.

„Miss Granger, Sie fangen in zwei Wochen an."

„Natürlich."

Sie sahen sich an.

Dann nickte er ihr zu und verlies die Bibliothek. Tatsächlich, zwei interessante Jahre lagen vor ihnen.