Disclaimer: Wie immer, bis auf die Idee gehört nichts mir und es sind auch keinerlei finanzielle Interessen mit diesem Mini oder auch Drabble x 14 verbunden.
Viel Spaß
Träume und Traumata
Er war zu spät, das wusste er. Aber Dumbledore hatte ihn nur dazu verpflichtet zu erscheinen, von Pünktlichkeit war nicht die Rede gewesen. Noch einmal tief durchatmend griff er nach der Klinke der Tür, die hinter dem Lehrertisch in die große Halle führte.
Das Fest schien bereits einen seiner Höhepunkte erreicht zu haben, denn vor dem Podest hatte sich eine große Menschentraube versammelt und lauschte scheinbar einer von Albus Dumbledores fürchterlich lustigen Reden. Er wollte sich schon in eine dunkle Ecke verdrücken und von dort aus das Geschehen beobachten, als der Direktor ihn ansprach. „Severus, na endlich. Du kommst genau richtig. Komm, Junge, komm her."
Severus blieb nichts anderes übrig, als dem Folge zu leisten, schließlich sprach der Alte immer noch mit dem Sonorus. Es würde reichlich komisch aussehen, wenn er jetzt so tun würde, als hätte er nichts gehört. Knurrend ergab er sich in sein Schicksal
„Meine sehr verehrten Damen, ich freue mich, Ihnen ein weiteres Prachtexemplar der Spezies Mann präsentieren zu dürfen. Ich denke, wir sind nun vollzählig und können mit unserer Versteigerung beginnen."
Moment mal, dachte Snape. Prachtexemplar! Mann! Versteigerung! Wo war er da nur wieder hineingeraten?
Er schaute genauer auf die Menge vor der Bühne und sah sich ausnahmslos Frauen gegenüber. Einige klatschten überschwänglich, andere pfiffen sogar auf den Fingern, um Ihre Zustimmung zu Dumbledores letzten Worten zu bezeugen. Ein Blick nach links offenbarte ihm die einzigen männlichen Personen hier in der Großen Halle. Remus Lupin, der etwas nervös an seiner Kleidung zupfte. Filius Flitwick, der sich immer wieder auf die Zehenspitzen stellte, um sich etwas mehr Größe zu verleihen.
Harry Potter, was machte denn dieses Jüngelchen hier? Der war doch noch ganz grün hinter den Ohren, Voldemort-Vollstrecker hin oder her. Und wer stand da noch, das durfte doch nicht wahr sein!
Wer hatte denn den auf die Öffentlichkeit losgelassen? Gehörte das vielleicht zu einer neuen Art von Therapie, um ihn wieder in die soziale Gesellschaft der Zaubererwelt einzufügen? Auf jeden Fall schien sich Lockhart äußert wohl zu fühlen, seinem Lächeln nach zu urteilen, das sämtliche Zähne zeigte.
„…Held des Krieges, Merlin-Orden 1. Klasse, Professor und Meister der Zaubertränke im besten Alter…", pries Dumbledore ihn gerade an.
Es fiel noch das Wort Junggeselle und dabei blickte Snape wieder auf die Horde Amazonen, die es scheinbar nicht abwarten konnte, bis es endlich losging. Ein Blick in die fiebrig glänzenden Augen der sich offensichtlich nur mühsam beherrschenden Weibsbilder war alles andere als beruhigend.
Da war Molly Weasley, ihre Augen wanderten ruckartig von einem zum anderen der auf der Bühne stehenden Männer. Sie schien sich nicht ganz recht entscheiden zu können zwischen dem Zauberer, dessen Hirn nur noch die Größe einer Erdnuss hatte und…ihm? Bei Merlin, wo war Arthur nur? Schließlich hieß es doch immer, die Mutter von sieben Kindern sei glücklich verheiratet. Er sah sich schon unter der Fuchtel dieser Walküre, wie er ihr die Füße massierte, ihr Champagner reichte und sie mit Erdbeeren füttern musste. Himmel, er hoffte sie würde sich für Lockhart entscheiden.
Direkt neben Molly stand Rosmerta. Das geschnürte Mieder hob ihren üppigen Busen als gebe es die Gesetze der Schwerkraft nicht. Er hatte nie verstanden, wie Männer von solch großen Brüsten fasziniert sein konnten. Ihm machten sie eher Angst, wo sollte man anfangen, wo aufhören, wie sollte man ihnen Genüge tun? Es schnürte ihm jedes Mal regelrecht die Kehle zu und ein klaustrophobisches Gefühl machte sich in seiner Brust breit. Sie schien ihn von Kopf bis Fuß zu mustern und leckte sich genüsslich über die blutrot geschminkten Lippen. Bitte nicht, flehte er stumm.
Sein Blick wanderte weiter über einige Gesichter, die er nicht kannte und die ihn auch nicht weiter in Betracht zu ziehen schienen, zumindest nicht in dem Maß wie Molly und Rosmerta. Er wollte schon aufatmen, als er an einem Paar hellblauer Augen hängen blieben, die ihn wie frostiger Stahl zu durchbohren schienen.
Rita Kimmkorn! Es war doch wohl eine Frechheit, sie hier zuzulassen, um über die ganze Farce auch noch in der Zeitung zu berichten. Aber wo war ihre flotte Schreibefeder, und hatte sie ihre Brille etwa durch Kontaktlinsen ersetzt? Der Grund ihre Anwesenheit schien viel profaner als ein Zeitungsartikel und Severus ging erschrocken einen Schritt zurück.
Vor seinem inneren Auge spielten sich Bilder ab, die einer kalten Dusche sehr nahe kamen. Er auf allen Vieren, sie den Lederiemen in der Hand, der an seinem Halsband befestigt war. Einer ihrer hochhackigen, bis zur Mitte ihrer Oberschenkel reichenden, roten Lackstiefel auf seinem Gesäß abgestellt, piekste sie ihn mit ihrer grünen Feder. „Na, dann erzähl doch mal, Severus. Wie war das damals bei Voldemort?"
Unwillkürlich schnappte er nach Luft, was die Bilder einer Kimmkorn-Domina zwar verscheuchte, aber nur, um sofort durch ein Bild von einer Busenwunder-Rosmerta ersetzt zu werden, die ihn mit ihren weiblichen Attributen regelrecht erstickte. Schweiß rann von seiner Schläfe hinab und er steckte einen Finger in seinen viel zu engen Kragen, um mehr Sauerstoff zu bekommen.
Er fragte sich wiederholt, wie es ihn hierher verschlagen konnte? Es sollte doch nur eine Feier sein. Ein Abschlussball, Weihnachten, Halloween oder ein Ehemaligentreffen, er konnte sich nicht mehr erinnern, zu sehr waren seine Gedanken mit den Gefahren einer möglichen Ersteigerung beschäftigt.
Er suchte nach einer Fluchtmöglichkeit. Sollte man ihn doch Feigling schimpfen, das war ihm mittlerweile vollkommen egal.
Entsetzt stellte er fest, dass die Junggesellenversteigerung schon begonnen hatte. Gerade führte ein junges Gör unter frenetischem Jubel Harry Potter von der Bühne. Sie trug sein Konterfei auf dem Oberteil. Die eine Hand fest seinen Unterarm umklammernd, hielt sie in der anderen ein Schild mit dem Schriftzug „Harry-Ich will ein Kind von dir!" und zog ihn hinter sich her. Es war das erste Mal, dass er wirklich Mitleid mit dem Retter der Zaubererwelt empfand.
Dieses ihm unter normalen Umständen unbekannte Gefühl verschwand so schnell wie es gekommen war, als er Sybille Trelawney erspähte. Sie hatte eine ihrer tragbaren Kristallkugeln mitgebracht und schaute immer wieder hinein und dann ihn an. Was sollte das, versuchte sie vorauszusehen, was bei einer erfolgreichen Versteigerung für sie heraussprang?
Da erinnerte er sich, wie er einmal von Albus gehört hatte, dass die gute Sybille auf gut ausgestattete Männer stand. Versuchte sie etwa herauszufinden, wer von den Kandidaten am meisten zu bieten hatte?
Nicht ganz abwegig. Albus Quellen waren meistens zuverlässig. Und ganz offensichtlich hatte sie eine Entscheidung getroffen. Da musste sie wohl wirklich einmal richtig liegen mit ihrer Hellsicht, dachte er und wünschte sich tatsächlich, die Natur hätte es mit ihm weniger gut gemeint.
Als nächstes zerrte Molly den immer noch fröhlich grinsenden Lockhart von der Bühne. Erleichtert atmete er durch. Eine weniger, die es auf ihn abgesehen hatte. Aber da gab es ja immer noch Rosmerta, die Kimmkorn und Trelawney…und Minerva, wo kam die denn so plötzlich her? Mit Schaudern dachte er darüber nach, was McGonagall wohl mit ihm vorhaben könnte. Ihn leiden lassen für die vielen Punktabzüge, die er ihren Löwenbabys verpasst hatte? Sich rächen für die verbalen Spitzen gegen ihre Person? Es würde sicherlich nichts Gutes sein, da war er sich sicher.
„Der nächste Junggeselle, den wir im Angebot haben, ist Severus Snape. Ich hoffe, die Damen haben nichts dagegen, wenn ich mich hier zu den Bietenden geselle."
Von den Buhrufen, die die weitere Konkurrenz zurückweisen sollte, ließ Albus sich nicht beirren und machte das erste Gebot.
Erschrocken schaute Severus zu seinem Mentor, der gerade einen Beutel voll klingender Galleonen aus seinem Umhang zog und ihm damit zuwinkte.
Angstschweiß brach ihm aus, als ihm einfiel, dass ja erst letzte Woche ein riesiger Artikel im Klitterer mit der reißerischen Überschrift „Dumbledores Outing" erschienen war.
Ihm wurde schwindelig, alles drehte sich um ihn, dann wurde es schwarz vor seinen Augen und er fiel.
Schweißgebadet und mit einem Schrei auf den Lippen wachte er auf und saß sofort senkrecht in seinem Bett. Sein Puls raste, sein Atem ging schnell und heftig und er hatte Mühe, beides unter Kontrolle zu bringen.
Neben ihm regte sich Hermine. Sie blinzelte durch einige lockige Strähnen, die ihr ins Gesicht gefallen waren. Etwas schwerfällig setzte sie sich auf und schlang die Arme um Snapes nackten Oberkörper. „Ein Albtraum?", fragte sie verschlafen.
Ein heftiges Nicken war die Antwort.
„Nagini?"
Er schüttelte den Kopf, die Augen noch immer in weite Ferne gerichtet.
„Voldemort?"
„Schlimmer", flüsterte er vor sich hin.
„Wieder eine von Dumbledores verrückten Ideen?"
Er zuckte zusammen und Hermine erkannte, dass sie richtig lag. „Du Armer, komm her. Ich weiß, wie wir diese grausigen Träume verscheuchen können."
ENDE
