A/N: Diesmal begebe ich mich noch in eher (aus meiner Sicht) unerforschte Gefilde und mache meinen Liebling Faramir zu einem unwichtigen Nebencharakter; vielmehr wichtig ist seine Tochter, Ivoreth (gegen Mary-Sue-itis geprüft) und noch mehr Eldarion, Elessars Sohn. Die zwei gäben doch ein süßes Paar ab, fand ich, aber es wäre ja langweilig, wenn sie sich ihm einfach an den Hals werfen würde...
Ähnlichkeiten zwischen Charakteren (zB Elboron und Boromir) und Handlungsverläufen sind tatsächlich Absicht ;)
~ Ivoreth ~
Es war ein wunderschöner Tag im Spätsommer Ithiliens, als Eldarion aus dem Wald herausritt und in nicht weiter Entfernung das Haus des Truchsessen mit seinen weitläufigen Gärten vor sich sah. Er freute sich auf das Wiedersehen, denn die Königsfamilie und die des Statthalters waren einander eng verbunden, und er mochte besonders gern die Söhne Faramirs.
Da war Elboron, der Erstgeborene, der weit älter war als er; er war groß, stark und stolz und er liebte die Reiterei wie ein Sohn Rohans, weswegen ihn besonders sein Onkel sehr schätzte.
Darauf war Feredir gefolgt, der sich von seinem älteren Bruder gänzlich unterschied. Denn wo bei Elboron die Erbschaft der Mutter sich durchgesetzt hatte, war Feredir seinem Vater sehr ähnlich. Er interessierte sich kaum für Pferde und Schwerter und Ruhm, obgleich er die ersten beiden Dinge dennoch beherrschte, sondern lernte lieber die Sprachen der Elben und beschäftigte sich mit der Geschichte Mittelerdes.
Aber da war auch die jüngste Tochter, Ivoreth, die sehr viel jünger war als ihre Brüder und im Alter Eldarion sehr viel näher, fast gleich; Elboron war schon beinahe erwachsen gewesen, als sie geboren worden war.
Sie war schön, mit ihrem gondorianischen schwarzen Haar und ihren rohirrimschen eisblauen Augen, aber sie war von einer kühlen Entferntheit, so dass Eldarion sich nie so recht mit ihr angefreundet hatte, denn sie war still und suchte keine Gesellschaft; stattdessen zog sie es vor, die Gärten ihrer Mutter zu pflegen, denn die Kräuter, Sträucher und Blumen waren ihr Ein und Alles und sie brauchte keine andere Gesellschaft.
Eldarions Herz schlug höher, da ihm so die Sonne auf sein Haupt schien und die Düfte Ithiliens ihn freudig begrüßten: Denn er liebte Ithilien wie kein anderes der Länder Gondors; dessen war er sich umso sicherer, nachdem er den längsten Teil des Sommers damit verbracht hatte, alle Teile des Königreiches zu durchreiten und für sich zu erfahren. Denn es war das Erbteil seiner Mutter, dass ihn die Schönheit der Natur so lieben ließ, sein elbisches Auge, das jeden Halm und jedes Blatt und jede Blüte liebte. Auch in Minas Tirith gab es Bäume und Gärten, aber sie waren nichts im Vergleich zur freien Natur Ithiliens, in dem der Oleander und der Rosmarin wuchsen, wie es ihnen gefiel, und ihre wahre Freude daran zu haben schienen.
Aber es war sein menschlicher Teil, den die Menschen und die fröhliche Gesellschaft erfreute; er hatte einige Tage bei den Elben verbracht, aber nun freute er sich auf die Menschen, die er beinahe so liebte wie seine eigene Familie: Faramir, Éowyn, Elboron, Feredir und Ivoreth.
Er murmelte seinem Pferd etwas zu und es beschleunigte seine Schritte; denn die Sonne stand bereits tief und er beabsichtigte nicht, seine Gastgeber aus ihrem wohlverdienten Schlaf zu wecken.
~*~
Die Zeit in dem Haus des Truchsessen war mindestens so wunderbar, wie er es sich erhofft hatte. Faramir hatte ihn mit Freuden aufgenommen und Eldarion wusste, dass er so lange willkommen sein würde, wie er bleiben wollte. Der Sommer schickte noch einmal sein ganzes Aufgebot an Wärme und Pracht, um dann in einem milden, aber an Farben prächtigen Herbst das Feld zu überlassen.
Auch Faramirs Söhne und seine Tochter waren dort und Eldarion bekam seine Gelegenheit, zu verkünden, wie groß und stark doch Elborons Sohn geworden sei.
Er mochte die Gesellschaft jedes einzelnen der Geschwister; Feredir für seine klugen Gedanken, die er gern mit dem Königssohn teilte; Elboron für seine frohmütigen Gespräche; Ivoreth für ihr Schweigen. Denn es war zu Zeiten sehr erquickend in den Gärten vor dem Haus zu sitzen und sie zu beobachten wie sie sich liebevoll um die Pflanzen kümmerte. Und sie tat es gut, sie pflegte sie gewissenhaft, ohne ihnen zu sehr den Freiraum zum wachsen zu nehmen. Wenn sie könnte, hatte er sich einmal gedacht, würde sie die Blumen aufwecken und ihnen das Sprechen beibringen.
Es war an einem klaren, kühlen Morgen, nicht lange nach seiner Ankunft, als die ersten Sonnenstrahlen ihn aus dem Schlaf kitzelten und er sich verwundert den Schlaf aus den Augen rieb; den ihm war von einem Lachen geträumt, das schön und klar war wie ein Gebirgsbach am frühen Morgen. Und er stand auf und blickte hinaus, und da hörte er es wieder, denn es war kein Traum: denn im Garten, in dem die aufgehende Sonne die Tautropfen glitzern ließ, tanzte und sprang ausgelassen ein Mädchen, eine junge Frau, mit einem Lachen, schön und klar wie ein Gebirgsbach am frühen Morgen.
Es war Ivoreth, die in der Frische des neuen Tages ihre kühle Maske abgeworfen hatte und sich freute, denn die Natur war wunderschön.
Es geschah an diesem Morgen, dass Eldarion sich verliebte.
~*~
A/N: Gut? Schlecht? Furchtbar? Verehrungswürdig? Wenn sich jemand für die FF interessiert (= einen Kommentar abgibt), folgt ein weiteres Kapitel (und später drei weitere).
