Mortality TV

Disclaimer:

Die Serie CSI und die darin vorkommenden Charaktere stammen – leider – nicht von mir sondern gehören CBS, Anthony Zuiker und Jerry Bruckheimer. Alle anderen Charaktere, die in meiner Geschichte auftauchen, habe ich mir spontan ausgedacht, sie beruhen nicht auf irgendwelchen echten Personen. Zumindest wären alle Ähnlichkeiten rein zufällig.
Formate wie Big Brother und Real World gehören ebenfalls nicht mir, sondern deren Erfindern. Ich bediene mich lediglich der Idee des Reality TV.

Kapitel 1: Real Life: Las Vegas

Die Geburtstagsparty für Jack war in vollem Gange. Die Bewohner des Real Life: Las Vegas Hauses tummelten sich vergnügt im Swimming Pool, tranken Cocktails und tanzten. Sogar für Musik hatte das Team des Fernsehsenders FTV gesorgt. Die Stimmung war ausgelassen und daran konnte auch die fortgeschrittene Zeit nichts ändern. Keiner sorgte sich um die Kameras, die unablässig auf sie gerichtet waren. Alle Mitbewohner hatten ihren Spaß. Alle, bis auf eine.

Eine hübsche, blonde Frau, ende zwanzig, saß auf der Terrasse hinter dem Haus. Von dem Pool und somit auch von der Party wurde sie durch eine Palisadenwand getrennt. Von den Architekten des TV Hauses vermutlich als Sichtschutz erstellt, der die Terrasse zu einer kleinen, gemütlichen Ecke machen sollte, sorgte die Trennwand aus Holz nun dafür, dass Melinda sich von den übrigen Mitbewohnern zurückziehen und in Ruhe ihr Sandwich essen konnte. Außerdem blieb die junge Frau auf diese Weise vom Spritzwasser verschont.
Sie war seit Anfang der Sendung dabei. Einigen Mitspielern schien das nicht zu passen, wie sie ihr immer wieder zeigten. Bei den Zuschauern der Reality Soap kam sie aber scheinbar gut an, denn immerhin war sie auch nach zehn Wochen und zwei Nominierungen, noch nicht rausgewählt worden.
Ben, einer der neun Mitbewohner, kam in Badehose aus Richtung des Pools mit einer fast leeren Flasche Bier in der Hand um die Ecke und ging an ihr vorbei ins Haus. In der Terrassentür blieb er stehen, drehte sich um und sprach sie an.
„Hey, warum feierst du nicht mit, Mel?"
„Keine Lust, ich sitze lieber hier, esse mein Sandwich und schaue mir die Sterne an."
Ben folgte ihrem Blick gen Himmel.
„Aber es ist doch viel zu bewölkt, man sieht ja überhaupt keine Sterne."
„Was willst du von mir, man. Kann dir doch total egal sein, was ich mache", fauchte sie ihn an.
„Schon gut, schon gut", antwortete Ben defensiv und zog sich ins Haus zurück.
Melinda goss sich aus einem Glasgefäß Limonade nach, nahm den vollen Becher, lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und trank einen Schluck.
Im Hintergrund wurden die Gespräche und Planschgeräusche der anderen Kandidaten nur von der Musik übertönt.

Gus van Heuser konnte von Weitem schon die Neonlichter sehen, die am FTV Studiogebäude angebracht waren und in großen Lettern die Worte „Real Life: Las Vegas" formten. Darunter prangte das bekannte Logo des Fernsehsenders.
Er bog von der Straße in die Auffahrt zum großen Parkplatz des Studiogebäudes ein, stellte seinen Wagen gleich neben einem dunkelgrünen GMC Sierra ab und machte sich auf den Weg ins Gebäude, um seine Frühschicht anzutreten. Gus ging durch eine Schwere Eisentür, einen langen Gang hinunter, durch eine weitere Tür und dann zwei Mal rechts an verschiedenen Türen vorbei, die zu Archiven, Tonstudios , Schneideräumen und ähnlichen Produktionsstätten für Fernsehsendungen führten. Auf seinem Weg begegnete er einigen Kollegen von Real Life: Las Vegas, die er freundlich grüßte. Mit zweien wechselte er sogar ein paar Worte. Schließlich war er an seinem Ziel angelangt und öffnete eine Tür mit der Aufschrift: „Real Life VÜ und A 004". Unbefugten Zutritt verboten!
In dem Raum gab es eine Menge Monitore, die alle die Außenanlage des TV Heimes zeigten. An einem der drei, an den Wänden angebrachten, Arbeitsflächen saß ein dürrer Kerl mit Brille und las irgendeine Zeitschrift.
„N'Abend, wie schaut's?", begrüßte ihn van Heuser.
„Oh, Hi! Da ist ja meine Ablösung. Robert ist schon vor einer halben Stunde nach Hause, hat mich einfach hier sitzen lassen. Meinte er fühle sich nicht so gut. Wo ist dein zweiter Mann?"
„Keine Ahnung, wird wohl gleich kommen. Wie spät haben wir es denn?"
Der Dürre warf einen kurzen Blick auf die Digitaluhr an einem Monitor vor sich.
„Fünf vor vier."
„Na dann hat er ja noch fünf Minuten", sagte Gus freundlich lächelnd.
Der andere nickte zustimmend.
„Wenn du willst, warte ich noch, bis dein Kollege kommt", bot er Gus an.
Der hob ablehnend die Hand: „ Nein, ist schon gut, geh nur. Die Kamerafreie Stunde ist ja in wenigen Minuten vorbei, dann habe ich wieder zu tun. Was geht denn im Haus so vor sich?"
„Jack hat doch heute Geburtstag. Da haben sie alle reingefeiert. Jack und Sandy sind immer noch wach."
Der Mann zeigte auf einen der Monitore, auf dem der Pool zu sehen war. Ein Mann und eine Frau saßen am Beckenrand, ließen die Beine im Wasser baumeln und unterhielten sich angeregt.
„Und wann sind die anderen ins Bett gegangen?"
„Keine Ahnung, ich war nicht die ganze Zeit hier. Habe die Aufnahmen von zwölf bis zwei Uhr rüber gebracht. Als ich wiederkam waren dann die meisten drinnen. Da habe ich mir die Zeitung hier vorgenommen. Musst du schon die Leute in 002 fragen, die haben glaube ich die Schlafzimmer und die Küche."
„Ach, so wichtig ist es nicht."
Der Dürre mit der Brille stand auf und ließ van Heuser platz nehmen.
„Mach's gut!", verabschiedete sich der Typ von der Nachtschicht und ließ ihn in dem kleinen Zimmer allein.
Van Heuser sah erneut auf die Uhr, um sicher zu gehen, dass es vier Uhr war und schaltete dann die Rekorder alle wieder ein. Bei einem Rekorder hielt er inne und starrte verwundert auf den dazugehörigen Monitor. Da er sich nicht sicher war, beugte er sich vor und sah genauer hin.
„Mein Gott!", entfuhr es ihm.
Im selben Moment kam sein Kollege herein.
„Was ist?", meinte der. „Ich meine, ich freue mich auch dich zu sehen, aber deshalb…"
Bevor er ausreden konnte, wurde er von Gus unterbrochen: „Ruf sofort einen Notarzt."
"Was?", fragte der andere verwirrt.
„Du sollst einen Krankenwagen rufen, man. Eine verletzte Person im Haus. Nun mach schon."
Ohne weiter nachzufragen griff der andere zum Telefon und wählte die Notrufnummer.
Während sein Kollege den Krankenwagen herbestellte, starrte Gus van Heuser wie gebannt auf den Bildschirm.