Ich schaute mich auf dem Flughafen um. Überall liefen die Passagiere zu Check-Ins oder holten sich in den Läden ihre Notwendigkeiten. Meine Ma stand an einem Schalter und diskutierte mit der Frau an diesem, dann kam sie siegessicher zu mir zurück und lief zu den Sicherheitskontrollen. Spätestens hier hätte ich eigentlich merken müssen, dass etwas nicht stimmte, doch war ich viel zu aufgeregt auf Spanien.
Wir setzten auf zwei der Stühle in der großen Wartehalle. Es folgte eine Ansage durch die Mikrofone: „Der Flug nach Oregon fliegt in 15 Minuten. Wir bitten alle Passagiere zum Ticketschalter 5." Dass meine Mutter aufstand war verwirrend, als sie aber auch noch meine Tasche mitnahm, ging ich einfach verdutzt hinterher. Ihr Gepäck ließ sie da.
Sie lief zielstrebig zu Schalter 5 und gab dem Wachmann ein Ticket und ein paar Anweisungen, wobei sie hin und wieder zu mir deutete. Der 2-Meter-Riese nickte, mein Ma kniete sich zu mir und sagte trocken: „Tut mir leid Schatz, du wirst ohne mich fliegen müssen." Ich fragte sie:" Aber Mama, warum denn?" Sie meinte nur, dass die Preise für 2 Personen doch so viel teurer seien und ich dafür sechs Wochen in ein Sommercamp gehen sollte. Ohne noch einmal auf Wiedersehen zu sagen oder sich zu verabschieden, drückte sie mir meine Handtasche entgegen und schob mich in den merkwürdigen Schlauch-Tunnel.
Teils aus Wut, teils aus Trauer lief ich einfach weiter. Mein Ticket hatte mir der Typ schon wiedergegeben, weshalb ich mich nur auf meinen Sitz begab und die Tasche auf meinen Schoß setzte. Der Start verlief ohne jegliche interessante Details und so hörte ich den ganzen Flug über nur Musik oder las ein Buch.
Nach der stundenlangen Reise hatte ich einen schlimmen Jet-Lag, doch musste ich trotzdem erst einmal mein Gepäck holen und dann aus dem Gebäude rausgehen. Gesagt, getan. Das Gekrakel meiner Ma zu entziffern war ein wenig problematisch, doch nach mehreren Minuten Rätseln und Die-Gegend-Beobachten fand ich schließlich den Bus, der mich zu dem kleinen Örtchen bringen sollte. Ich stieg ein und setzte mich in einen der mittleren Plätze.
Wieder las ich an meinem Buch, während der Bus mehrere Haltestellen abklapperte. Die Sonne ging langsam auf, was mir jedoch nur am Rande auffiel. Plötzlich hörte ich eine mir bekannte Melodie… „WUP WUP WUP WUP! DÖ DÖ DÖ! So is dat geil, geil, geil, geil…!"
Ich schaute überrascht auf, schließlich gab es nur 3 Personen, die sich dieses Lied freiwillig anhörten. Und tatsächlich, meine Clique stieg auch ein. Ich traute meinen Augen kaum, als ich die mir bekannten Gesichter sah. Auch sie schienen mich bemerkt zu haben, denn alle 3 steuerten auf mich zu. Ein Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen, dafür freute ich mich zu sehr auf meine wohl ausgesuchte Wahl an Irren.
Wir setzten uns zusammen und diskutierten über diese Unverschämtheit der Eltern, uns allein ins Nirwana zu schicken. Es dauerte die ganze Fahrt über und so bemerkten wir auch nicht das Schild „Willkommen in Gravity Falls".
