Prolog: Vergessen und Verzeihen

Alles war wieder irgendwie ruhig. Alles wurde langsam so wie es sein sollte. Lloyd und Colette hatten sich ihre Reise um die Exsphears einzusammeln noch ein wenig zu verschieben bis Raine raus gefunden hat ob es möglich ist, Llyods größten Wunsch zu erfüllen. Einmal seine Mutter treffen und am besten, sie wieder erwecken. Dass sie wieder leben soll wünschten sich ein paar Leute und einer ganz besonders, auch wenn er es sicher niemals direkt sagen würde. Zumal er sich nicht sicher war, was er machen sollte wenn sie wieder da war. Wenn er ihr wieder gegenüber stehen würde. Was sollte er ihr denn sagen? Was sollte er machen? Seit nun mehr 2 Wochen waren sie hier und Kratos war von allen in Iselia gut angenommen worden, immerhin war er ein Mensch. Doch dass er in Wirklichkeit ein Engel war, wussten die wenigsten. Und das war wohl auch gut so. denn Llyod wollte nicht, dass auch noch sein Vater gehen musste. So weit würde es sicher nicht kommen lassen. Im Moment waren er und seine Freunde in seinem Zimmer. Heute würden wieder alle hier bei ihm bleiben. Immerhin sahen sie sich nun leider nicht mehr jeden Tag. So war es umso schöner, dass auch Zelos, Presea und Sheena den Weg hier her gefunden haben. Leider konnte Regal nicht kommen, denn er war in seinen Geschäften vertieft und Professor Raine musste arbeiten. So waren sie zu sechst. Kratos welcher nun auch hier wohnte, saß zum ersten Mal seit er hier war mit Dirk in der warmen Stube und redete mit dem Zwerg. Für den jungen Teenager war das sehr seltsam, dass seine beiden Väter zusammen in einem Raum saßen und sich über ihn und seine Mum unterhielten. Daher konnte er es auch nicht lassen zu lauschen, auch wenn seine Freunde da waren und sowohl Presea als auch Genis ihn darauf aufmerksam machten, dass man das nicht tat. Doch da hatten die beiden nicht viel Gehör. Denn auch Colette, Sheena und Zelos waren nun mal neugierig. Immerhin kannten sie alle Kratos recht gut…. Zumindest ansatzweise nach dieser langen Reise. So hörte man den beiden Männern zu und wie man es schon vermutet hatte: es ging um Lloyd und um Anna, Llyods Mutter.

„Nach allem was ich weiß, Krratos, kannst du berruhigt sein.", meinte Dirk als er sich und Kratos einen Krug Bier hinstellte, „Annas Tod ist nicht deine Schuld, selbst wenn du sie getötet hast…"

Man konnte Kratos seufzen hören und wie immer bevor er sprach gab es eine Pause, als müsste er sicher gehen, dass jedes Wort passte und nicht falsch war.

„Das mag sein… aber deswegen ist es auch nicht vergeben und vergessen…", stellte er durchaus richtig fest.

Dirk setzte sich zu seinem Gesprächspartner, trank einen Schluck und sah Kratos daraufhin an. Lächelnd stellte er dann fest, um den rothaarigen etwas zu entlasten:

„Ich kann nicht von den Leuten im Dorrf rreden, aberr Lloyd… Err hat dirr in derr Tiefe seines Herrzens schon lange verrgeben… err kann es eben nur nicht verrgessen…"

Lloyd war erstaunt wie sein Ziehvater das so treffend formulieren konnte. Er selbst hätte seinen Standpunkt im Moment nicht besser darstellen können. Doch dann hörte er Dirk noch etwas anfügen:

„Wie steht es denn da bei dirr selbst?"

Wieder folgte eine lange Pause, Kratos blickte auf die Flüssigkeit in seinem Krug und hob diesen etwas an. Weiterhin starrte er hinein bis er endlich meinte:

„Genau anders rum… Ich… werde es mir niemals verzeihen können…. Aber manchmal kann ich es vergessen."

Wie um seine Worte zu bestärken nahm er einen tiefen Schluck aus dem Krug und stellte ihn dann wieder ab. Dirk sah nun sehr nachdenklich aus, doch schaffte er es nicht einfach zu schweigen und es bei dem beruhen zu lassen. Immerhin hatte er Anna noch ein wenig kennen gelernt. Sie war wirklich ein bezaubertes Mädchen gewesen, aber dennoch ein normales, sehr einfaches Mädchen. Daher hatte er sich schon gefragt wieso ausgerechnet sie? Klang vielleicht komisch, aber Kratos lebte immerhin schon über 4000 Jahre und da will man dann glauben, dass er in all dieser Zeit kein Mädchen wie sie getroffen hatte? So rang sich der Zwerg doch durch einfach zu fragen:

„Krratos, sag doch mal… was ich unbedingt wissen wollte: Warrum eigentlich ausgerrechnet Anna Irrving? Ich meine… du hast bestimmt schon so viele Mädchen kennen gelernt in deinen 4000 Jahren. Warum genau sie?"

Noch immer blickte der Engel in den Krug doch dieses Mal musste er ein wenig grinsen. Ja. Warum sie? Diese Frage hatten ihn schon einige gestellt: Juan, als er es erfuhr, Kavr, sogar Mithos. Und doch war die Antwort einfacher als man dachte. Oder nicht?

„Sie hat mich wieder zum Menschen gemacht… wie Lloyd Colette aus ihrem Engeldasein befreit hat, hat Anna mich aus meinem trostlosen Engelleben gerissen…"

„Sie hat dirr eine Schutzfassung fürr deinen Currxis – Krristall gemacht?"

Dirk klang eindeutig sehr irritiert, doch Kratos veranlasste diese Frage nur zum lachen. Kopfschütteltend entgegenete er daher:

„Nein… nein, die hatte ich schon… sie hat mich einfach wieder aus meinem tiefen Loch der Gleichgültigkeit und Gefühllosigkeit geholt und gleichzeitig hat sie mich noch viel tiefer darin versenkt…"

„Errzähl mirr doch bitte wie… Sicherr geht es dir auch besserr wenn du endlich mal mit jemanden darrüber gerredet hast!"

Es folgte nun wirklich eine sehr lange Pause und Lloyd glaubte auch nicht daran, dass Kratos nun wirklich seinem zweiten Vater von seiner Liebe erzählen würde. Immerhin war Kratos' größtes Geheimnis seine Gefühle und vor allem die zu Anna. Doch nicht nur Lloyd sondern auch die anderen waren sehr überrascht, als sie Kratos plötzlich sagen hörten:

„Gut, Dirk, ich erzähl's dir…"