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Der Krieg ist vorbei. Eomer, nun König von Rohan steht vor einer der härtesten Entscheidungen in seinem Leben. Denn er findet etwas, von dem er nicht wusste, dass er es vermissen könnte.

Destiny

Kapitel I

Eine schicksalshafte Begegnung

Sie erwachte auf einer Anhöhe. Sie lag im Schatten einer großen Eiche, deren Blätter noch vom Tau des morgens benetzt waren. Die Sonne bahnte sich ihren Weg am Himmelsoval und durchbrach die Wolken. Was war geschehen? Sie konnte sich nicht erinnern, nicht wie sie hierher kam oder wo sie sich befand. Es war Herbst und die wenigen Bäume, die sie sah, hatten ihr Laub schon verloren. Es war kühl und sie fror, nur bekleidet mit einem einfachen Leinenkleid und schlichten Lederschuhen die ihr knapp bis zum Knöchel gingen.

Sie beschloss sich umzusehen, auch in der Hoffnung jemanden anzutreffen, der ihr zumindest sagen konnte wo sie war, doch da war niemand. Diese Landschaft war ihr vertraut, doch auch wieder nicht. Es vergingen zwei Tage ohne das sie jemand sah. Dieses Land war weit und unwirklich, karg und nur vereinzelt unterbrochen von kleinen grünen Abschnitten.

Am Morgen des dritten Tages gelangte sie an einen kleinen See. Sie hatte seit Tagen kaum etwas gegessen, nur ein paar Beeren die sie vereinzelt fand. Sie sah sich vorsichtig um und beschloss ans Ufer zu gehen, um sich zu erfrischen, da ihre Kehle ganz ausgetrocknet war. Als sie ihr Spiegelbild im Wasser sah erschreckte sie sich, sie sah verwahrlost aus. Was war los mit ihr? Was machte sie hier? Tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf, doch plötzlich wurde sie aus ihrer Lethargie gerissen.

Sie hörte Reiter nahen. Ihr erster Gedanke war sich zu verstecken, da sie sich nicht sicher war, wer sich dort näherte, ihre Neugier war einer Angst gewichen, die sie nicht bestimmen konnte, doch es war zu spät. Auf einmal stand eine Gruppe von 12 Reitern um sie herum. Sie bekam es mit der Angst zu tun. Doch eine Flucht war unmöglich. Die Größe der Pferde und deren Gestampfe taten ihr Übriges. Sie war erstarrt vor Angst und traute sich nicht einmal in die Gesichter derer zu schauen, die sie eingekesselt hatten. Nur zaghaft erhob sie ihren Kopf. Die Gesichter der Männer waren zum Teil sehr verhärmt und sie blickten grimmig drein. Ihre Rüstungen waren schmuckvoll gearbeitet und zeigten zugleich, dass sie ihren Herren schon viele Dienste geleistet hatten.

Einer von Ihnen stieg vom Pferd, er überragte sie um sicherlich 1 1/2 Kopflängen und war von starker Statur. Er fragte, woher sie käme und was sie hier zu suchen hätte. Sie wusste nicht was sie ihm antworten sollte, denn sie selbst stellte sich diese Fragen. Er wurde leicht herrisch und griff sie am Arm.

„Nun sprich schon, wer bist Du und was tust Du hier? Dies ist ein ungewöhnlicher Ort für eine junge Frau, zu dieser Zeit!"

Sie versuchte ihm zu antworten, doch die Worte blieben ihr im Halse stecken, sie bewegte die Lippen, doch gab sie keinen Ton von sich.

„Lass sie in Ruhe, sie ist offensichtlich stumm und kann Dir nicht antworten, wir werden sie mitnehmen und dann werden wir weiter sehen."

Sie drehte sich um, zu dem Mann der dies sagte und wagte es ihn direkt anzusehen. Er stieg von seinem Ross und nahm seinen Helm ab. Er war ebenso groß gewachsen, wie der Mann der sie nach wie vor festhielt. Sein langes Haar fiel über den Harnisch den er trug. Doch im Gegensatz zu den Anderen hatte er etwas an sich, dass ihr die Angst ein wenig nahm.

Seine Augen, so warm und gütig und zugleich strahlten sie eine ungeheure Autorität aus, die respekteinflößend war. Er kam ihr vertraut vor, doch noch immer bekam sie kein Wort heraus. Seine sanften Augen musterten sie.

„Sie scheint mir sehr verschreckt, ich denke mehr als Du über ihre Anwesenheit hier Theorl."

Mit einem Handzeichen gebot er ihm sie loszulassen.

„Natürlich Herr, doch wie sollen wir sie mitnehmen?"

Er legte ihr seinen Umhang um und führte sie zu seinem Pferd.

„Ganz einfach, sie wird bei mir mit aufsitzen."

Und so half er ihr auf das Pferd und setzte sich dann dahinter.

„Hab keine Angst, Dir wird nichts geschehen." flüsterte er ihr ins Ohr.

Sie war es nicht gewohnt auf einem Pferd zu sitzen und in einem solchen Tempo zu reiten schon gar nicht. Die Landschaft zog rasch an ihnen vorbei und die Sonne hatte schon ihren Zenit überschritten als sie endlich Rast machten. Die Männer bereiteten ein kleines Lager für die Nacht. Drei von ihnen gingen zu einem nahegelegenen kleinen See und fingen ein paar Fische, die auch sogleich über dem Feuer gegart wurden. Einige stellten sich zur Wache an einer nahegelegenen Bergkuppe auf.

Sie setzte sich abseits und versuchte sich über all das hier klar zu werden. All dies erschien ihr so unwirklich, ihre Gedanken kreisten wie wild, doch sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Der Tag war sehr anstrengend und so nickte sie im Sitzen ein. Auf einmal spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter. Sie erschrak und fuhr hoch und verlor dabei fast das Gleichgewicht.

„Was ist los mir Dir? Oh ich habe Dich erschreckt, dass tut mir leid. Ich wollte Dir nur etwas zu essen bringen, Du siehst erschöpft aus."

Er streckte ihr eine kleine Schüssel mit Fisch und ein wenig Brot darin entgegen. Sie setzten sich. Hungrig wie sie war, aß sie schnell und ihr wurde fast übel davon, ihr Magen war anscheinend nicht mehr daran gewöhnt zu essen. Sie wollte sich entschuldigen, doch noch immer konnte sie nicht sprechen.

„Dein Hunger war wohl sehr groß. Oh wie unhöflich von mir, ich habe mich noch nicht einmal vorgestellt. Mein Name ist Eomer, ich bin König in diesen Landen, auch wenn man es mir nicht ansieht."

Dabei sah er auf seine Kleidung, die sehr verschmutzt war und schmunzelte. Auf einmal wurde ihr bewusst, welch jämmerliche Erscheinung sie war. Sie senkte den Kopf vor Scham.

„Mir scheint, Du bist nicht gefährlich und auch kein Spion, doch leider kannst Du es mir nicht sagen, kannst Du schreiben?"

Sie nickte. Sie nahm sich einen kleinen Stock und schrieb ihren Namen in den Sand. Die Schrift in der sie schrieb kam ihr nicht vertraut vor und doch schien sie, sie fließend zu beherrschen.

„Aha, Dein Name ist also Vandala." Sie verwischte die Buchstaben und fuhr fort. Wieder las er laut vor.

„Ich bin kein Spion und weiß nicht genau wo ich hier bin oder wo ich herkomme, doch glaubt mir ich führe nichts Böses im Schilde."

Plötzlich kam einer seiner Männer.

„Herr, einer unserer Späher ist so eben mit Botschaft gekommen."

„Dann soll er herkommen."

Der Mann sah ihn verdutzt an." Aber Herr..."

„Nichts da, er soll herkommen, ich glaube nicht das sie gefährlich ist und selbst wenn, sie kann nicht reden."

Dabei sah er sie an und nickte. Ihr war nicht wohl dabei, denn offensichtlich war er der Einzige der an ihr nicht zweifelte. Auf einen Wink hin, kam der Kundschafter.

"Herr, wir haben die Haradrim ½ Tagesritt von hier ausfindig machen können. Sie scheinen sich am östlichen Ufer treffen zu wollen, mit den Kundschaftern die wir vor 2 Tagen überwältigen konnten."

„Nun denn, ich wusste es würde sich noch lohnen die Rüstungen mitzunehmen. Wir werden ihnen bei Tagesanbruch folgen und sie überraschen, doch wir brauchen ein paar von ihnen lebend um heraus finden, was sie im Schilde führen."

Der Kundschafter zog sich zurück.

„Nun denn es wird morgen ein harter Tag. Einer meiner Reiter wird Dich nach Edoras bringen, dort wirst Du bleiben, bis wir zurückkehren. Zu Deiner und zu meiner Sicherheit."

Er legte ihr eine Decke hin und gebot ihr zu schlafen.

„Und falls Du doch eine Spionin bist, so werde ich ganz in der Nähe ruhen, damit Du nicht auf die Idee kommst zu fliehen."

Er ging zu seinen Männern zum Lagerfeuer, was sie redeten konnte sie nicht verstehen, sie waren zu leise.

Ihr war unwohl, nicht nur weil sie nun in dieser Gefangenschaft war, mit diesen Männern die ihr Angst einflößten und aus einem Grund der ihr nicht bekannt war. Nein auch, weil sie sich in diesem verdreckten Zustand befand. Und so beschloss sie sich zu dem in der Nähe gelegenen See zu begeben und dort ein Bad zu nehmen. Der Mond stand in seiner vollen Herrlichkeit am Himmelsrund und so legte sie ihre Kleider ab und badete. Was für ein erfrischendes und wohltuendes Gefühl. Auch wenn es sehr kühl war, so genoss sie dieses Bad in vollen Zügen und sie lies sich vom Wasser treiben.

Als sie zum Ufer blickte, sah sie einen Schatten. Da stand jemand und beobachtete sie. Vor Scham tauchte sie unter und hoffte, wenn sie auftauchte, dass es sich nur um eine optische Täuschung handelte. Doch dem war nicht so. Ihr war klar, dass sie nicht im See verweilen konnte und so beschloss sie langsam zum Ufer zu schwimmen. Als sie näher kam erkannte sie ihn, es war Eomer.

„Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Ich entdeckte, das Du fort warst und habe Dich gesucht. Und zum Glück habe ich Dich gefunden und nicht einer meiner Männer. Du musst verstehen, dass wir vorsichtig sein müssen. Der Krieg ist vorbei, doch noch immer durchqueren feindliche Spione unser Land. „

Er drehte sich um, um ihr die Möglichkeit zu geben aus dem Wasser zu kommen und sich anzuziehen. Doch er konnte der Versuchung nicht wiederstehen und wand sich leicht um, um sie zu sehen. Ihre ganze Erscheinung wurde vom Mondlicht eingehüllt und ihre langen Haare umspielten sie. Als sie sich fertig angezogen hatte wand er sich komplett zu ihr um. Sie fror und so legte er ihr seinen Umhang um. Dabei sah er ihr Gesicht und ihm verschlug es den Atem.

Er hatte sie angelogen, er hatte sofort bemerkt, als sie sich vom Lager entfernte und war ihr gefolgt. Doch die junge Frau die ins Wasser gegangen war und die, die nun vor ihm stand, dies schienen zwei vollkommen Verschiedene zu sein. Er sah in ihre Augen und sie schienen das Licht des Mondes zu spiegeln. All dies hatte er nicht gesehen, als er sie heute früh aufgelesen hatte. Er verspürte das Verlangen ihr Gesicht zu berühren und sie in die Arme zu schließen, doch er ermahnte sich selbst, dies nicht zu tun. Was war nur los mit ihm? So etwas war ihm noch nie zuvor passiert. In ihm keimten Gefühle, die er nicht kannte und sie waren nicht rein physischer Natur.

„Komm nun, lass uns zurück zum Lager gehen." Sie ging vor ihm und auf einmal fiel ihm auf welch erhabenen Gang sie hatte. Ihr Haar schimmerte im Mondlicht und um sie herum war kaum etwas zu vernehmen, außer einem gelegentlichen Zirpen der Grillen. Dieser Moment kam ihm verzaubert vor, da er so etwas noch nie erlebt hatte.

Es war recht frisch und so versuchte sie die Decke so gut es ging um sich zu wickeln. Schnell übermannte sie der Schlaf. Kurz darauf wachte sie jedoch wieder auf, es war kühler geworden und sie fror. Als sie die Augen öffnete stand Eomer bei ihr.

„ Schlaf nun."

Dies hörte sie noch schwach und schon war sie wieder eingeschlafen. Doch ihre Träume waren unruhig. Sie sah sich selbst vor einer kleinen Hütte stehen, ihre Hände waren blutverschmiert und sie weinte. Sie blickte gen Himmel und schrie. Sie schrie wutentbrannt und fiel auf ihre Knie und bat um Vergebung und verfluchte zugleich jemand. Plötzlich wurde sie aus ihrem Traum gerissen. Eomer kniete neben ihr und hielt sie an den Schultern fest. Sie weinte und weinte und konnte gar nicht mehr aufhören. Er zog sie an seine Brust und strich sanft über ihr Haar.

„Du hast geschrieen! Beruhige Dich. Was auch immer Du geträumt hast, es ist vorbei. Du bist in Sicherheit. Dir kann nichts geschehen, ich werde auf Dich aufpassen, vertrau mir."

Er legte sie zurück auf die Decke und legte sich neben sie. Noch immer hielt er sie in seinen Armen und ihr Kopf lag auf seiner Brust und sie hörte seinen Herzschlag. Bei diesem beruhigenden Rhythmus schlief sie alsbald wieder ein und hatte glücklicherweise bis zum morgen keinen Alptraum mehr.

Eomer beobachtete die Frau, die neben ihm lag und ihn überkam das Gefühl großer Vertrautheit. Wieso hatte er heute früh diese Entscheidung gefällt sie mitzunehmen? Er kannte sie nicht und die Tatsache wie er sie angetroffen hatte, war doch mehr als riskant. Wer war sie und warum war er dieses Risiko eingegangen? Das war nicht seine Art und es geschah nicht aus Mitleid. Doch etwas sagte ihm, dass diese Begegnung sein Schicksal verändern würde. Sie schlief ruhig in seinen Armen und sah so zart und unschuldig aus. Sie hatte etwas an sich, das ihn in ihren Bann zog. Diese verwahrloste Frau, die er noch heute morgen aufgelesen hatte und die so unscheinbar schien, lag nun bei ihm und schien einem Engel gleich. Was war geschehen, was hatte sie durchlebt, dass sie von Alpträumen geplagt wurde?