Disclaimer: Twilight-Saga von Stephenie Meyer. Pirates of the Carribbean von Disney. Ich slashe einfach gern.
Meine Motivation: Ein sehr blödes Bild vor meinem inneren Auge, das mir Caius mit blonden Rastas als Jack Sparrow zeigte. Kommt davon, wenn man sich Caius (und nicht Jamie Campbell Bower!) neben Johnny Depp als Sweeney Todd singend auf einem Schiff vorstellt.
Eine Freundin, die für Aro schwärmt, und die ich deswegen ärgern musste. Zugegeben, ich neige zu Übertreibungen, wie der geneigte Leser bald feststellen wird…
Die Frage, warum noch niemand auf die Idee gekommen ist, Twilight und PotC zu verwurschten, wenn doch schon mal beide Hauptdarstellerinnen mit Nachnamen Swan heißen. Praktisch und zugleich sehr verwirrend, so dass ich des Öfteren ein halbes „Elizabeth" löschen musste… Charlie als Gouverneur Swan ist einfach zu drollig.
Und nun: Viel Spaß beim Lesen! Ich weiß, dass ich verdammt viel Spaß beim Schreiben hatte! Joho!
Vampires of the Carribbean
Ein Schiff wird kommen…
Es war zu Beginn der Geisterstunde, als ein seltsames Schiff in den Hafen von Port Royal einlief. Seltsam deshalb, weil seine Besatzung nur aus einem Mann und einem Papagei bestand. Und besagter Mann stand ganz oben im Mastbaum des Schiffes, dessen Rumpf schon zu drei Vierteln im Wasser des Hafenbeckens versank. Eine Hand hatte er auf den Mast gelegt, in der anderen hielt er eine Flasche Rum, die er alle paar Sekunden an die Lippen führte und in großen Zügen leerte. Wenn er den Geschmack des brennenden Alkohols doch nur genießen könnte!
Der Papagei, ein Gelbbrustara, umkreiste den Mast und den seltsamen Mann, krächzte dabei aus voller Kehle: „Jo-hooo, jo-hooo, Kameraden, trinkt aus!"
„Wirst du wohl deinen verfluchten Schnabel halten, Aro, du blödes Vieh?", fauchte der Mann und warf die leere Rumflasche nach dem Vogel. Der Papagei wich durch einen kurzen Sturzflug aus; die Flasche plumpste ins Wasser, wo eigentlich noch vor kurzem das Deck des Schiffes gewesen war. „Reiz' mich nicht; ich bin heute Nacht sehr durstig und das stinkende Blut in deinen Adern könnte eines Tages verlockend für mich sein."
Ja, Captain Caius Volture benötigte Blut. Er ernährte sich davon wie der englische Adel von Rotwein, wie Bauern von Kohlsuppe und wie Piraten von Rum. Das Ironische daran war, dass Captain Volture tatsächlich Pirat war und nach wie vor Rum soff – doch er schmeckte ihm nicht mehr, konnte seinen Durst kaum mehr löschen, wie vor dem Tag, an dem er verflucht worden war. Nichts löschte Caius' Durst so gut wie heißes Blut aus den pochenden Adern eines hilflosen Menschen.
Auf ihm und seiner Crew – seine vermaledeite Crew, die gegen ihn gemeutert und ihn auf einer gottverlassenen Insel ausgesetzt hatte – lastete ein Fluch.
Voltures Glück war es gewesen, dass eine holländische Fregatte nahe an der Insel vorbeigesegelt war und ihn an Bord genommen hatte. Von der Besatzung der Fregatte hatte er sich genährt, bis er als einziger übrig geblieben war. Aro zählte höchstens als halbe Portion, als halbe Mahlzeit.
Caius würde nicht so tief sinken, sich von einem Tier zu ernähren, so lange er den nächsten Hafen an- und sich anschließend voll laufen lassen konnte.
Apropos sinken: Caius zog sich sein dunkelrotes Freibeuterkopftuch tiefer in die Stirn; warf seine von der Sonne fast weiß gebleichten blonden Dreads auf den Rücken; strich den Waffenrock, in dessen Gürtel Fernrohr und Pistole steckten, glatt; kontrollierte im spiegelnden Deckel seines Kompasses, ob die dunklen Lidstriche unter seinen Augen schön verschmiert waren; hob einen Fuß und sprang dann mit einem kleinen Satz auf einen der vielen Stege des Hafens von Port Royal.
Er hatte es trockenen Fußes an Land geschafft.
Mit einem letzten „Gluck gluck!" versank auch der Mast der Mijnheer Veerporten im Hafenbecken.
Der Hafenmeister, der es wagte, sich Captain Volture protestierend und die Ankervorschriften zitierend zu nähern, wurde im Schatten eines Schiffes der Royal Marine zu seiner ersten Mahlzeit an Lande, während Aro über den Köpfen der beiden kreiste und „Ding dong, die Hexe ist tot!" trällerte.
Mit einem Schmunzeln leckte Caius sich die letzten warmen Blutstropfen aus den Mundwinkeln, suchte die Jackentaschen des Hafenmeisters nach Münzen ab, warf dessen Leiche zur Mijnheer ins salzige Grab.
„Aro, mein Lieber, was hältst du davon, wenn wir Gouverneur Swan und seiner entzückenden Tochter einen Besuch abstatten?"
Die Gerüchte besagten, Isabella Swan sei die hübscheste Frau von Port Royal, und Caius hatte nichts gegen eine schöne Mahlzeit und ein wenig Spaß einzuwenden.
Die junge Miss Swan
Lady Isabella Elizabeth Marie Swan erwachte wie stets mit den ersten Sonnenstrahlen.
Nur in ihr Nachthemd und eine Decke gehüllt stand sie auf ihrem Balkon und blickte in den karibischen Sonnenaufgang. Wie jeden Morgen lag ihre rechte Hand auf ihrer Brust und umschloss die Goldmünze, während sie an jenen Tag vor sieben Jahren dachte, an dem sie die Münze in ihren Besitz gebracht hatte, um einem besonderen Jungen das Leben zu retten.
Das Obvers der Münze war mit einem Totenschädel und außen herum mit einem Kreis aus Zacken und kleinen Blüten geprägt, deren Anblick an spanische Goldmünzen aus Amerika erinnerte. Keine Inschrift verriet, wer die Münze geschlagen hatte, aber der Totenschädel gab bereits genügend Auskunft: Es war Piratengold.
An dem Tag, an dem Isabella und ihr Vater, Gouverneur Charles Swan, Lord of High Eclaire, in Port Royal auf Jamaika angekommen waren, hatte die Mannschaft des Schiffes, auf dem sie reisten, einen auf einer Planke im Meer treibenden Jungen aus dem Wasser gezogen.
Isabella, neugierig wie sie nun einmal war, hatte sich angeboten, bei dem Jungen zu bleiben, bis er aus seiner Ohnmacht erwachte. Ihr Vater und Captain Whitlock, der Befehlshaber der HMS Pioneer, waren der festen Überzeugung, der Junge müsse der einzige Überlebende eines Piratenangriffs sein.
Isabella streichelte sein bronzenes Haar, das ihm vom Salzwasser verkrustet an der Stirn klebte. Der Junge war vielleicht zwei Jahre älter als sie, um die elf Jahre. Sie hielt seine rechte Hand, die er zur Faust geballt hatte. Die Bewusstlosigkeit des Jungen schlug in unruhigen Schlaf um und er rief kurz nach seiner Mutter. Seine Hand öffnete sich und etwas Goldglänzendes fiel heraus und rollte über den Boden.
Isabella lächelte und blickte auf die Münze in ihrer Hand, die sie stets an einer langen, filigranen Goldkette bei sich trug. Vor sieben Jahren erkannte sie sofort, dass es das Todesurteil für den Jungen sein würde, wenn ihre Vater und Whitlock herausfänden, dass der Junge nicht das Opfer von Piraten, sondern eines Piraten war. Damals hatte sie die Münze eilig in ihr Mieder gesteckt und dorthin steckte sie die Münze an der Kette auch jetzt, als sie die diensteifrigen Schritte ihrer Zofe Sue hörte.
Der Junge, Edward, war zu einem stattlichen Mann herangewachsen. Der Waffenschmied von Port Royal, Mr. Masen und seine Frau Elizabeth, hatten ihn an Kindes statt bei sich aufgenommen. Das Ehepaar Masen war vor einigen Jahren bei einem schweren Fieber gestorben und Edward war selbst lange Zeit krank gewesen. Er hatte die Schmiede seines Ziehvaters, deren Dach Isabella vom Balkon aus sehen konnte, weitergeführt. Edwards Degen waren von meisterhafter Qualität und ebenso berühmt wie die des alten Mr. Masen.
Einen dieser Degen würde Edward heute zum Haus des Gouverneurs bringen. Charles Swan hatte ihn bestellt als Geschenk für seinen langjährigen Freund Captain Jasper Whitlock, den er heute Nachmittag bei einer Parade im Hafen zum Commodore ernennen würde.
Von Isabella wurde erwartet, der Feier beizuwohnen. Ebenso wurde von ihr erwartet, dass sie mit Commodore Whitlock spazieren gehen und seinen Heiratsantrag annehmen würde.
„Miss Swan?"
Isabella schlug hastig die Hände vor die Brust, überprüfte erschrocken, ob die Piratenmünze auch gut versteckt war, ehe sie sich zu Sue umdrehte.
„Verzeiht, Miss Swan, ich wollte euch nicht erschrecken." Sue knickste. „Euer Vater hat euch für den heutigen Tag ein ganz besonderes Kleid anfertigen lassen."
„Warum betont nur jeder, wie besonders heute werden wird, Sue?"
Doch gehorsam wie Isabella nun einmal war, kehrte sie zu ihrer Zofe ins Zimmer zurück und ließ sich in das wirklich exquisite Miederkleid aus weißsilbernem Samt helfen. Es war mit belgischer Seidenspitze am Dekollete und den Halbärmelsäumen sowie winzigen Blüten silberner Brokatstickerei verziert.
Gehorsam und Pflichtbewusstsein waren zwei Eigenschaften, die an englischen Ladies geschätzt wurden. Isabella erinnerte sich kaum mehr an ihre Mutter, die verstorben war, ehe ihr Vater zum Gouverneur von Jamaika ernannt worden war. Wenn sie schon nicht die grazile Eleganz ihrer Mutter erreichen konnte, so würde sie ihr doch in den beiden anderen Dingen nacheifern.
„Ein Gast ist bereits eingetroffen.", sagte Sue, als sie begann, mit der vorgewärmten Brennschere Isabellas Locken zu ondulieren und sie in kunstvollen Formen in ihrem Nacken aufsteckte.
Isabellas Herzschlag beschleunigte sich. „Ist Edward schon eingetroffen?"
„Miss Swan, ihr müsst euch den jungen Mr. Masen aus dem Kopf schlagen." Sues mütterliche Stimme klang traurig. „Ich weiß, Ihr mögt ihn sehr und er mag Euch, aber Ihr seid an Euren Stand gebunden wie er an seinen. Captain Whitlock wird euch ein guter Ehemann sein und mit der Zeit werdet Ihr ihn zu schätzen lernen so wie ich meinen Harry, Gott hab ihn selig."
„Ach Sue!" Isabella drehte sich vor dem Schminktisch zu ihrer Zofe um. „Manchmal wünschte ich, ich könnte einfach davonlaufen, auf einem Piratenschiff anheuern und frei sein!"
„Schweigt, Miss Swan, schweigt!", unterbrach Sue hastig und bekreuzigte sich. „Ihr wisst doch, dass man sagt, wenn man von ihnen spricht, dass man sie damit anlockt."
„Oh, meine gutgläubige Sue!" Isabella sprang auf und umarmte ihre Zofe, die erschrocken die heiße Brennschere von sich weg hielt. „Ich glaube nicht an solche Märchen." Sie setzte sich zurück auf ihren Stuhl, damit Sue mit dem Frisieren fortfahren konnte. „Ich sehne mich einfach nur manchmal danach, ich könnte frei sein, um mein Leben selbst zu bestimmen, und frei, um mir den Mann zu wählen, den ich auch liebe."
„Die Liebe ist etwas, das mit der Zeit wächst, Miss Swan, glaubt mir." Sue steckte mit Haarnadeln und Emaillekämmen die soeben gezauberte Lockenpracht an Isabellas Hinterkopf auf.
Isabella seufzte. „Wenigstens kommst du mit mir in mein neues Heim. Also, wer ist der andere Gast?"
„Ich habe ihn nur von Weitem gesehen und gehört, dass Euer Vater ihn Mr. Caius nannte. Eine stattliche, elegante Erscheinung, wenn auch ein wenig seltsam. Sein Blick ist stechend und er hat einen Papagei bei sich, der unflätige Lieder singt."
„Ein Papagei? Ein Gentleman besitzt doch keinen Papagei!" Isabella lachte. Doch das Lachen verging ihr, als Sue das Korsett nochmals enger zog und sie kaum mehr Luft zum Atmen bekam. Die Ladies zuhause in London mussten wahrlich den Verstand verloren haben, sich so zu kleiden.
Begegnungen und Erkenntnisse
Isabella fühlte sich, als würden ihre Rippen bei jeder Stufe, die sie über die breite Treppe in die Eingangshalle hinab schritt, laut knacken. Ihr Gesicht war von tiefer Röte überzogen und sie benutzte eifrig den Fächer, als könne die Bewegung ihr beim Atmen helfen. Verdammtes Korsett!
„Isabella, Liebling!" Gouverneur Charles Swan strahlte, als er seine Tochter, seinen Augenstern, erblickte. Sie sah liebreizend aus in dem neuen Kleid. Der Schneider hatte ihm gesagt, es sei nach der neuesten Mode in London gefertigt. Ob der tiefe Ausschnitt nicht ein wenig gewagt war für seinen kleinen siebzehnjährigen Engel, fragte sich Charles. Diese Röte auf ihren Wangen – Whitlock wird begeistert von ihr sein. Ich könnte mir keinen besseren Gatten für meine einzige Tochter wünschen. Er ist ein anständiger, redlicher Mann. Und ein loyaler Freund. Habe ihn nie mit einer der Huren gesehen, die wie Schmeißfliegen an jedem Kerl in Uniformrock kleben.
„Guten Morgen, Vater." Isabella knickste.
Charles ergriff ihre Hand und küsste sie. Isabella lachte und umarmte ihn dann stürmisch. „Ich danke dir für das Kleid, Vater, es ist entzückend."
So war seine Isabella nun einmal, offen und gerade heraus, wenn auch gelegentlich ein wenig unpassend in ihren Zuneigungsbekundungen in Gegenwart von Gästen und des Personals.
Charles stellte Isabella Mr. Caius vor; ein Kaufmann, der abseits von London sein Glück in der Karibik versuchen wollte.
Auf Isabella erweckte der Gast den gleichen eleganten Eindruck wie auf Sue; dazu witterte sie noch den Hauch eines Geheimnisses, das ihn umgab.
„Und wie heißt Euer possierlicher Vogel, Mr. Caius?", erkundigte sich Isabella, als sie am Arm ihres Vaters in den Garten schritt, wo das Frühstück serviert wurde.
Caius streichelte dem Papagei, der auf seiner Schulter hockte, über das hellblaue Deckgefieder des Schwanzes. „Willst du Miss Isabella deinen Namen verraten, mein Guter?"
„Aaaaro, Pirat zur See! Aaaaaro, Pirat zur See!" Aros Krächzen ging in ein geflötetes Seemannslied über.
Isabella lächelte und ließ sich auf dem Stuhl nieder, den ihr Vater für sie vom Tisch weggerückt hatte. „In der Tat, ein Papagei steht eher einem Piraten zu als einem ehrbaren Kaufmann."
„Isabella!", schallt der Gouverneur sie, während Caius lächelnd den Kopf neigte.
Das Frühstück hatte kaum begonnen – sowohl die beiden Doggen des Gouverneurs wie Aro bekamen ihren Anteil ab – als ein Butler die Ankunft von Master Masen verkündete.
Eine hervorragende Klinge
Edward Masen betrat hinter dem hochnäsigen Butler die Villa des Gouverneurs. Lord Swan war einer seiner treuesten Kunden und er bezahlte stets den doppelten Preis für jeden seiner Aufträge. In der langen Waffenschatulle, die Edward unter seinem linken Arm trug, in dessen Beuge auch sein Dreispitz ruhte, befand sich ein wahrliches Meisterstück.
Wenn er doch nur nicht wüsste, wer der neue Eigentümer des Degens sein würde. Aber nein, er hatte eigenhändig den Namen und die Titel des ab heute zum Commodore ernannten Jasper Whitlock auf dem Degenkorb eingraviert.
Edward hatte während der Stunden, die er den Stahl bearbeitet hatte, daran gedacht, wie liebend gern er eine Waffe herstellen würde, die von ihm selbst für Whitlock gedacht war. Präziser, für einen Stoß in Whitlocks Herz.
Es war hoffnungslos.
Egal, wie oft Edward sich sagte, dass er die wunderschöne, gütige Isabella niemals für sich gewinnen würde können; egal, wie oft er sich daran erinnerte, dass er der Sohn eines einfachen Waffenschmiedes und ihn Wahrheit wohl nicht einmal das war – jede Nacht träumte er von Isabella und ihrer warmen Hand, die die seine hielt, als er frierend und klatschnass aus einer Ohnmacht erwacht war.
Vor jener Nacht – war rein gar nichts. Sieben Jahre waren vergangen, in denen er sich so oft gefragt hatte, wer seine wirklichen Eltern waren. Doch alles, woran er sich erinnern konnte, war der vage Geruch von Blumen, der seine Mutter stets umgeben hatte, und dass sie ihn bei seinem Namen, Edward, gerufen hatte. Er erinnerte sich nicht einmal an das Gesicht seiner Mutter, geschweige denn an das seines Vaters.
Alles, was er wusste, war, dass er als Einziger den Angriff eines Piratenschiffs überlebt hatte, und dass Isabella diejenige war, die er als Erstes gesehen hatte, als er die Augen aufschlug.
Edward zwang sich ein Lächeln auf das Gesicht, als er dem Butler in den sonnigen Garten folgte. Wenn Whitlock mit dem Degen, den Edward geschmiedet hatte, seine zukünftige Frau Isabella beschützen würde, oder einen Piraten erstach – dann hatte Edward bereits mehr erreicht, als er je zu träumen wagte.
Whitlock war kein schlechter Mann. Ein guter Soldat und bei seinen Männern als ein beliebter, besonnener Anführer bekannt. Der Royal Navy und Whitlock verdankte es Edward noch mehr als Gouverneur Swan, dass er es sich leisten konnte, die Schmiede weiterzuführen und wie heute ein weißes Hemd und einen sauberen Samtrock zu tragen.
„Ah, Master Edward!"
„Guten Tag, Gouverneur Swan." Edward verneigte sich kurz, tauschte mit dem ihm unbekannten Gast ein „Sir." aus, und verneigte sich nochmals vor Isabella. Oh Isabella! Du Wunderschönste aller Frauen!
„Guten Tag, Miss Isabella."
„Guten Morgen, Edward." Sie schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln und gestattete ihm, ihre Hand zu ergreifen und zu küssen. „Ich habe heute Nacht von dir geträumt, Edward."
„Wie meinen?", fragte Edward mit krächzender Stimme. Sie konnte doch unmöglich andeuten wollten, dass sie auf die gleiche Art von ihm träumte wie er von ihr?
„Isabella!", tadelte Lord Swan.
„Von dem Tag, als die Besatzung der Pioneer dich aus dem Meer rettete, Edward, und wir gemeinsam in Port Royal ankamen.", fuhr Isabella ungerührt fort.
„Der Degen, Master Edward?", erinnerte ihn der Gouverneur an den Grund seines Hierseins.
„Oh, ja natürlich, Sir, sofort." Edward legte die Waffenschatulle auf einer freien Stelle des Tisches ab, öffnete sie, hob den Degen am Griff heraus. Wie er es tausende Male geübt hatte, balancierte Edward die Klinge auf einem Finger aus, um Lord Swan die Ausgewogenheit der Waffe vorzuführen, warf sie dann mit einer Bewegung aus dem Handgelenk in die Luft und fing sie auf beiden Handflächen, um sie seinem Auftraggeber zu präsentieren.
„Fabelhaft!", schwärmte der Gouverneur. Er selbst wog den Degen in der Hand, vollführte einige kurze Ausfallschritte und einen kurzen Scheinangriff. „Wieder einmal ein exzellentes Meisterwerk, Master Edward."
„Danke, Sir."
Lord Swan weihte Mr. Caius in die unglückliche Geschichte von Edwards Ankunft auf Jamaika ein.
„Piraten, sagt Ihr?", sprach Caius nachdenklich. „Und Ihr könnt Euch wirklich an nichts erinnern, Master Edward?"
„Zu meinem Bedauern nicht an das Geringste, Sir.", entgegnete Edward.
Der erste Schnitt
„Oh!"
Alle drei Männer drehten sich zu Isabella um, als diese erschrocken aufschrie.
Aus ihrer rechten Hand glitt der Griff des Degens, der in die hölzerne Schatulle zurückpolterte; den Zeigefinger ihrer linken Hand zierte ein großer Blutstropfen, der rasch den Finger hinab in Richtung ihres Handgelenks rollte.
Aro flatterte hektisch mit den Flügeln und schwang sich mit einem Satz in die Luft: „Rugedigu, rugedigu, Blut ist im Schuh!"
In der allgemeinen Aufregung, die sich entwickelte, bemerkte niemand die hungrige Schwärze, die in Captain Voltures Augen aufglomm.
„Miss Isabella, lasst mich die Wunde versorgen." Edward war noch vor ihrem Vater bei Isabella.
Swan murmelte: „Verzeiht die Unbeholfenheit meiner Tochter."
Edward sieht aus, als würde er gleich Isabellas blutenden Fingern in seinen Mund stecken und daran saugen, dachte sich Caius ämusiert, während er Edwards weiteres Vorgehen gespannt beobachtete. Diese Gesichtszüge… kamen ihm seltsam bekannt vor. Wenn er nur wüsste, an wen ihn der Bursche erinnerte. Caius löste seine zitternden Finger von den Armlehnen seines Stuhles, als er sich wieder unter Kontrolle hatte.
Edward zog sein Einstecktuch aus dem Revers seiner Jacke und umschloss damit Isabellas Hand.
„Au!" Beide sahen einander verwundert an – sie waren mit den Köpfen aneinander geschlagen und Isabella hatte das Tuch fallen lassen.
„Lasst mich" – begannen beide und bückten sich gleichzeitig nach dem Leinen, nur um noch ein zweites Mal die Köpfe aneinander zu stoßen.
Caius' Blick heftete sich wie von einem Magneten angezogen an Isabellas Ausschnitt. Als sie sich gebückt hatte, war die goldene Kette über den milchweißen Rundungen ihrer Brüsten verrutscht, doch erst, als sie mit Edward erneut zusammenstieß, fiel auch der Anhänger der Kette aus ihrem Dekolleté.
Edward hatte es ebenfalls bemerkt und starrte die goldene Münze an.
Sieh an. Er erinnert sich also doch an etwas, wurde Caius klar. Und ihm fiel ein, woher er Edwards Gesicht kannte. Vor sieben Jahren hatte die verräterische Mannschaft der Black Pearl, nachdem sie ihren Captain auf einer gottverlassenen Insel ausgesetzt hatte, ein Schiff überfallen, dem sie nicht gewachsen gewesen war. Die einzige Niederlage der Black Pearl, die sie je erlitten hatte, und sie ging nicht auf Captain Voltures Konto. Er war bei dieser Schmach nicht an Bord gewesen, wohl aber der Vater von Edward.
Ein neuer Plan nahm in Caius' Gedanken Gestalt an: Er brauchte die Münze von Isabella und er würde sie am einfachsten bekommen, wenn er ihre Besitzerin gleich mit entführte. Edward würde seiner heimlichen Liebe folgen, und somit würde sich Caius nicht mehr darum kümmern müssen, wie er das Blutopfer, um den Schwur von der Black Pearl zu lösen, in die Falle locken konnte, wenn das Lamm dem Löwen bereitwillig zur Schlachtbank nachlief.
Captain Volture schreckte aus seinen Gedanken auf, als Aros Klauen sich in seine Schultern gruben und das dumme Vieh, das sie beide mit seinem losen Schnabel eines Tages noch um Kopf und Kragen krächzen würde, wieder zu ihm zurückkehrte.
Eine Zofe kümmerte sich bereits um Isabellas Wunde.
So weit das erste Kapitel. Ich freue mich über jede Review und eure Ideen, welcher Twilight-Charakter wer im PotC-Universum sein könnte!
