Nun war er schon das sechste Jahr in Hogwarts und hatte in seinem
ganzen Leben nur 5 glückliche Weihnachten erlebt. Bei den
Dursleys hatte er nie einem glücklichen Tag gehabt, vor allem
seine Geburtstage und Weihnachten hatten sie ihm extrem vermiest.
Er dachte daran, wie Dudley Jahr für Jahr eine riesige Auswahl
an Geschenken bekommen hatte, von elektrischer Eisenbahn und
ferngesteuertem Rennwagen bis zu einer Stereoanlage und einem
Fernseher war all die Jahre lang alles dabei gewesen, für Harry
hatten die Dursleys nie mehr als einen Zahnstocher oder ein
zerknülltes Tempotaschentuch übrig gehabt. Dudleys Geschenke
durfte er nicht berühren, schon wenn er sie sehnsüchtig
anblickte, schrie Dudley laut auf und hetzte ihm seinen
grauenvollen Onkel und seine unerträgliche Tante auf den Hals.
Seit 5 Jahren ging er nun nach Hogwarts und war über Weihnachten
immer in der Schule geblieben, Ron und Hermine hatten ihm immer
Gesellschaft geleistet. Auch dieses Jahr blieben alle drei im
Schloß. Harry freute sich schon auf die Weihnachtsfeier, es gab
immer sehr ausgefallene Speisen und alles war wunderschöne
geschmückt.
So dachte Harry noch lange nach, bis er aus seiner Trance
gerissen wurde. Alle um ihn herum packten zusammen, Harry tat es
ihnen gleich. Als die ersten Schüler Richtung Tür stürmten,
meldete sich Minerva McGonagall noch einmal zu Wort: "Bitte
warten Sie noch einen Moment. Ich habe noch eine Ansage zu
machen. Da sich der Weihnachtsball in den letzten zwei Jahren so
wundervoll bewährt hat, hat Professor Dumbledore beschlossen,
daß dieses Jahr wieder ein Ball stattfinden soll. Alle Schüler,
die über Weihnachten in Hogwarts bleiben, dürfen daran
teilnehmen." Freudig erregtes Gemurmel brach aus. Minerva
McGonagall schien nicht sehr freudig über den angekündigten
Ball zu sein, sie war eher für typisch traditionelle Feiern ohne
Tanz und Ähnliches. Doch in dem Freudentumult, den die Nachricht
ausgelöst hatte, ging ihre geminderte Begeisterung über die von
Dumbledore beschlossenen neuen Tradition unbemerkt unter.
Gemeinsam verließen Harry, Ron und Hermine den Raum und machten
sich auf den Weg zu den Gewächshäusern, Kräuterkunde war
angesagt. Die Unterrichtsstunde bei Professor Sprout, das darauf
folgende Mittagessen, sowie der Unterricht am Nachmittag gingen
mehr oder weniger an Harry vorbei. Er dachte über den kommenden
Ball nach. Wen sollte er auffordern, mit ihm hinzugehen? Harrys
Interesse an Cho hatte im letzten Jahr nachgelassen, zumal ihr
Interesse an ihm durchaus gewachsen war. Er war nett, sah
äußerst gut aus und war dazu ein sehr guter Quidditsch-Spieler.
Auch Ron war bei den Mädchen sehr beliebt, seine knallroten
Haare und seine Sommersprossen hatten etwas an sich, wovon viele
des anderen Geschlechts schwärmten. So wie es aussah, würden
beide keine Schwierigkeiten, Partnerinnen aufzutreiben, doch
Harry hatte andere Sorgen. Er wollte eine bestimmte Person
fragen. Doch er wußte nicht, wie, und er hatte Angst vor ihrer
Reaktion, Angst, abgelehnt zu werden. Er überlegte auch, wen Ron
wohl fragen würde.
Mit dem Ende der Wahrsagestunde bei Professor Trelawney wurde
Harry aus seinen Grübeleien gerissen. Er und Ron machten sich
auf den Weg zur Großen Halle, nahmen nebeneinander Platz und
besetzten auch einen Platz für Hermine, die wenige Minuten
später eintraf und sich zu Harry und Ron gesellte.
"Harry???" Hermine fuchtelte mit ihrer Hand vor Harrys
Augen herum. "Was?" Harry war aus seiner Trance
erwacht. "Was ist denn los mit dir?" -
"Nichts." - "Ach komm', verkauf' uns nicht für
dumm!" Ron und Hermine glaubten nicht an Harrys
Nichts', sie kannten ihn zu gut. "Vergeßt es einfach,
ja? - Ron, gibst du mir 'mal die Würstchen?"
Der Rest des Abendessens verlief ziemlich locker. Ron und Hermine
schlugen sich die Bäuche voll, Harry aß jedoch, ohne, daß er
es selbst bemerkte, auffallend wenig. Nach einiger Zeit brachen
die drei auf und machten sich auf den Weg zum Gryffindor-Turm.
Sie waren ziemlich die ersten gewesen, die gegangen waren, und
hatten nun ihre Ruhe.
"Ich geh' noch 'mal schnell in die Bibliothek und schreibe
meinen Aufsatz für Zaubertränke zu Ende, habe ihn noch nicht
ganz fertig." Hermine holte ihren angefangenen Text aus
ihrem Schlafsaal und machte sich mit ihm, Feder und Tinte auf den
Weg zur Bibliothek. Ron ging die Treppe in Richtung
Jungenschlafsaal herauf. "Kommst du, Harry?" -
"Hmmm." Harry folgte seinem besten Freund die Treppe
hoch, ging auf sein Bett zu, lies sich darauf fallen und streckte
sich, während er seine Augen schloß.
"Hey, was ist los mit dir?" - Nichts," log Harry.
"Komm schon, du weißt, du kannst es mir sagen." -
"Was soll ich dir denn sagen, wenn es nichts zu sagen
gibt?" Harry war kein guter Lügner. Und das wußte er.
Trotzdem versuchte er so gut wie möglich, nicht mit Ron über
seine Gedanken zu sprechen. Doch nach langer Diskussion gab er es
auf. Er beschloß, zuerst Ron etwas zu fragen. "Weißt du
schon, mit wem du zum Ball gehst?" - "Ach
soooo..." Auf Rons Gesicht breitete sich ein Grinsen aus. Es
ging also um ein Mädchen. "Was ach so?" Harry war
verwundert. "Du bist so abwesend wegen einem Mädchen. Harry
Potter ist verliebt." - "Nein, bin ich nicht!"
Harry leugnete wütend, doch er wußte, daß er Ron nichts
vormachen konnte, er hatte ihn schon immer durchschaut. Doch nun
war es auch kein großes Kunststück mehr, Harry zu durchschauen,
denn er war knallrot angelaufen. "Sag schon, mit wem willst
du gehen, Ron?" - "Ich weiß nicht." - "Ach
komm', verkauf' mich nicht für dumm! Ich kenne dich schon viel
zu lange, um dir das abzunehmen!" Auch Ron konnte vor Harry
nichts geheim halten. Ron schwieg. "Komm' schon, ich sag'
auch nichts weiter!" Endlich gab er klein bei. "Okay,
okay. Ich werde mit... - Willst du's wirklich wissen?" Ron
grinste breit. "Komm' schon, so schlimm' kann's doch nicht
sein, Ron. Gib's schon zu, du wirst die Maulende Myrte
fragen!" Ebenfalls breit grinsend wich er dem Kissen aus,
das Ron gerade von seinem Bett aus Harrys seine Richtung geworfen
hatte. "Nein, ich dachte da eher an Padma Patil."
Harry erinnerte sich noch, wie Ron in ihrem vierten Schuljahr mit
Padma zum Weihnachtsball gegangen war. Es war leider nicht
besonders glänzend verlaufen, Ron hatte sie rücksichtslos
ignoriert und war damit beschäftigt gewesen, auf Hermine und
Krum herumzuhacken. Doch seitdem schien Padmas Interesse an Ron
deutlich gestiegen zu sein. "Und wen fragst du?" Harry
schwieg. "Komm', ich hab's dir auch gesagt!" Ron stand
auf und setzte sich neben Harry auf dessen Bett. "Es ist
doch nicht wirklich die Maulende Myrte, oder?" Harry
schüttelte den Kopf. "Nein, was soll ich denn mit einem
Geist?"
Für ihn war es einfach sehr viel schwieriger, über seine
Gefühle zu reden, als für Ron. Er konnte über alles reden,
Harry beneidete ihn dafür. "Harry, wir sind jetzt schon
seit mehr als fünf Jahren Freunde, du kannst es mir sagen. Ich
sag' auch nichts weiter!" - "Hermine."
Rons Neugier konnte Harry nicht Stand halten. Er spürte, wie
sein Gesicht heiß wurde, er lief noch röter an, sein Kopf glich
nun ganz und gar einer reifen Tomate. Ron machte ein verdutztes
Gesicht. "Seit wann das denn?" Er schien nicht glauben
zu wollen, daß Harry sich in ihre gemeinsame beste Freundin
verliebt hatte. "Ich weiß nicht, schon ziemlich
lange..." Jetzt, wo er einmal angefangen hatte, war es für
Harry gar nicht mehr so schwer, weiter zu sprechen. "Seit
fast zwei Jahren..." - "Hey, warum hast du nie 'was
gesagt?" Ron war entgeistert. "Warum hätte ich 'was
sagen sollen?" - "Na ja, weißt du..." -
"Weiß ich was?" - "Nein, vergiß' es, ich darf
nichts sagen." - "Was darfst du nicht sagen?" -
"Überleg' 'mal scharf!" - "Was denn?"
- "Denk', Junge! Denk'!" - "Hääääh?" -
"Komm, stell' dich nicht so an! Sie mag dich auch! Sie hat
es mir 'mal gesagt, und ich mußte ihr versprechen, nichts zu
verraten. Aber unter diesen Umständen..."
Ron grinste wieder. Harrys Mund stand vor Erstaunen halb offen.
"W- Was?" - "Harry, sie hat sich auch in dich
verliebt." Ron hatte Harry fest am Arm gepackt. "Du
mußt sie unbedingt fragen, ob sie mit dir zum Ball geht!" -
"Und was, wenn sie-" - "Komm, sie wird nicht
nein' sagen!" - "Aber-" - "Trau' dich!
Geh' zu ihr und frag' sie einfach, ob sie mit dir zum Ball geht.
Da ist ja nichts Schlimmes! Ich werde Padma auch morgen
fragen." Ron legte eine Pause ein. "Also, morgen Abend
haben wir unsere Verabredungen gesichert, ja?" Harry nickte.
"Okay."
Er war leider nicht so zuversichtlich wie Ron und wußte nicht,
wie er es anstellen sollte, Hermine zu fragen. "Ich bin
müde. Ich werde jetzt schlafen gehen." Harry zog seinen
Pyjama an, sagte Ron noch "Gute Nacht, bis morgen.",
legte sich in sein Bett und zog die Vorhänge zu. Kaum hatte er
die Augen geschlossen, schwebte er auch schon davon in das Reich
der Träume.
Als er am nächsten Morgen von Ron geweckt wurde, konnte er sich
nicht mehr an seine Träume erinnern. "Na, Harry? Alles
klar?" Ron grinste. Er war gespannt, wie sich Harry
anstellen würde. Solange sie sich kannten, hatte Ron Harry noch
niemals richtig verliebt gesehen. Er wünschte seinem besten
Freund viel Glück.
Wie jeden Morgen gingen beide zum Frühstück, wo sie schon von
Hermine erwartet wurden. Harry schaute nicht in ihr Gesicht und
Ron, der Harrys extreme Nervosität bemerkt hatte, setzte sich
zwischen die beiden und machte gezwungene Konversation, um alles
etwas leichter für Harry zu machen. Zwischendurch drehte Ron
seinen Kopf zum Ravenclaw-Tisch, um dort Padma Patil sitzen zu
sehen.
"Wir müssen los, der Unterricht beginnt in fünfzehn
Minuten." Hermine stand auf. "Tschüs ihr beiden. Viel
Spaß in Wahrsagen!" Ihr ironischer Unterton entging Harry
und Ron nicht. Auch sie standen nun auf und machten sich in
Richtung Nordturm auf. Harry drehte sich nervös um, um
festzustellen, daß niemand in Hör- oder Sichtweite war.
"Ron, wann fragst du sie?" Ron stutze. "Keine
Ahnung. Mal schauen, wann es sich ergibt..." Wie konnte er
das nur so locker nehmen? Harry grübelte schon seit Ewigkeiten,
wann die beste Möglichkeit war, Hermine zu fragen. "Und
wann-" - "Überleg nicht so lange vorher 'rum! Tu's
einfach, wenn du es für richtig hältst! Wird schon schief
geh'n!"
Ja, irgendwie dachte Harry, daß es schief gehen würde. Und in
dem viel zu warmen und stickigen Turmzimmer konnte Harry unter
Professor Trelawneys langweiligen Prophezeiungen lange darüber
nachdenken, wie er Hermine fragen sollte. Am besten, er bat sie
um ein Gespräch unter vier Augen. Aber was dann? Er war sich
sicher, er würde kein Wort herausbringen. Doch dann vielen ihm
wieder Rons Worte ein. Er hatte Recht, wenn er sich nun so viele
Gedanken darüber machte, wurde alles schwieriger, als es ohnehin
schon war, und das hatte keinen Sinn. Er versuchte also, der
Lehrerin Aufmerksamkeit zu schenken, und riß mit Ron dumme
Scherze, als Sybill Trelawney abermals Harrys Tod voraussagte.
Als es jedoch Zeit zum Mittagessen in der Großen Halle war,
verkrampften sich Harrys Gedärme abermals. Sollte er Hermine nun
fragen? Nein, am besten, er wartete bis niemand dabei war. Schon
betraten sie den Saal, an dessen vier Tischen es sich schon
einige Schüler schmecken ließen. Hermine war noch nicht da,
traf aber kurz nach den beiden ein und setzte sich neben Harry.
Ron schaute sich um und erblickte Padma am Ravenclaw-Tisch,
wollte aber nicht herübergehen, um sie zu fragen, das war ihm
doch ein wenig zu auffällig.
Harry war wahnsinnig aufgeregt und stumm wie ein Fisch. Hermine,
der dies aufgefallen war, fragte, was los sei. "Ach nichts.
Wahrsagen hat mich nur so genervt..." Ron erkannte die
kleine Bredouille, in die sein Freund da geraten war, und
versuchte, ihm aus der Patsche zu helfen. "Ja, hat zum
tausendsten Mal seinen Tod vorausgesagt. So langsam nervt es
wirklich!"
Dank Rons tatkräftiger Unterstützung war Hermine von Harry
abgelenkt worden, sie war nun, ebenso wie Ron, auf das reichliche
Mittagessen konzentriert. Harry nahm kaum etwas zu sich, ihm war
übel und er hatte Angst, erbrechen zu müssen.
Bald gingen die drei auch schon los, Geschichte der Zauberei fing
bald an, und Professor Binns konnte Verspätungen nicht leiden.
Der überaus langweilige Unterricht zog sich Harrys Meinung nach
noch sehr viel länger als sonst hin. Er war genervt von allem
und jedem und war in seiner Gereiztheit sogar auf Ron, der ihn
alle paar Minuten angrinste, leicht sauer. Doch er besann sich
noch rechtzeitig, Ron wollte ihm ja nichts Böses, er war einfach
nur gut gelaunt, was Harry von sich nicht behaupten konnte. Er
war einfach nur wahnsinnig nervös und ziemlich schlecht drauf.
Als der Unterricht endlich beendet war, verließ Harry mit Ron
das Klassenzimmer und machte sich mit ihm auf den Weg zur Großen
Halle, Hermine folgte ihnen. Dort, in einer Ecke des Vorraums,
stand Padma Patil, alleine. "Geht ihr schon 'mal vor,
ja?" Ron wollte die Möglichkeit nutzen, Padma zu fragen.
Harry tat, wie ihm geheißen und ging mit Hermine im Schlepptau
schon in die Halle, sie nahmen Plätze am Gryffindor-Tisch ein
und besetzten noch einen für Ron, der eine Minute später
grinsend zu ihnen lief. Er hielt seinen Daumen nach oben und
gestikulierte Harry, daß alles gut verlaufen war. Natürlich
freute sich Harry für ihn, er war nur immer noch sehr aufgeregt
und gab sich wieder extrem ruhig und abwesend. Wieder ergriff Ron
die Situation beim Schopf und machte gezwungene Konversation.
"Habt ihr den Aufsatz für Zaubertränke schon fertig?"
Hermine nickte, Harry murmelte, er müsse nur noch einige Sätze
schreiben. Ron, der angeblich noch nicht einmal mit dem Text
begonnen hatte, beendete das Essen so schnell wie möglich und
ging in die Bibliothek, um dort seine Hausaufgabe zu erledigen.
Kurze Zeit später hatte auch Hermine geendet: "Kommst du,
Harry?" - "Hmm." Während sie durch die vielen
Gänge des Schlosses liefen, vermied Harry, in Hermines Gesicht
zu schauen. Er mußte sie fragen. Jetzt oder nie. Jetzt waren sie
alleine, es war eine einmalige Gelegenheit. Doch Harry traute
sich nicht. Was, wenn sie doch nein' sagte? Er rang mit
sich selbst, er hatte Ron ja schließlich versprochen, zu fragen,
und ein Versprechen gegenüber seines besten Freundes mußte man
halten.
"Hermine." Harry war stehengeblieben. Er blickte sich
um, ob auch niemand außer ihnen in der Nähe war. Auch Hermine
hatte angehalten. "Was ist denn?" -
"Hermine..." Harry stockte, er wußte nicht, was er
sagen sollte. Es war so schwer, die richtigen Worte zu finden.
Dann spürte er auch noch, wie er knallrot anlief. Er mußte
einer überreifen Tomate gleichen. Er blickte sich erneut um.
Immer noch niemand da. Jetzt oder nie. "Hermine, willst du
mit mir zum Ball gehen?"
Er hatte alles zwar sehr undeutlich in seinem unvorhandenen Bart
gemurmelt, doch Hermine hatte ihn verstanden. Auch sie wurde rot,
aber nicht so sehr wie Harry. Auf ihren Gesicht breitete sich ein
Lächeln aus, sie nickte und sagte "Ja." Harry war ein
schwerer Stein vom Herzen gefallen. Er war nun so erleichtert wie
lange nicht mehr. Er würde mit Hermine zum Ball gehen!
Die beiden gingen langsam weiter in Richtung Gryffindor-Turm.
Irgendwie wollte jeder von ihnen etwas sagen, keiner traute sich.
Na wenigen Schritten hörte Harry schnelle Schritte und drehte
sich um, Hermine tat es ihm gleich. Sie erblickten eine auf sie
zu rennende Cho Chang, die nur wenige Zentimeter vor dem Aufprall
schlitternd zum Stehen kam. Sie keuchte leicht.
"Harry, kann ich dich kurz sprechen? - Allein?" Harry
wunderte sich. "Klar. Hermine, gehst du schon 'mal vor, ich
komme gleich nach." Sie tat, was Harry gesagt hatte und nun
standen sich Cho und er gegenüber. "Harry, willst du mit
mir zum Ball gehen?" Es war einfach über Chos Lippen
geglitten, sie hatte dabei überhaupt keine Probleme gehabt.
Warum mußte ihm nur derartiges so schwer fallen? "Tut mir
leid, Cho. Ich habe schon eine Verabredung." -
"Schade..." Sie ließ den Kopf hängen. "Na ja,
ich wünsche dir viel Spaß!" Cho machte kehrt und
verschwand so schnell, wie sie gekommen war.
Harry beschleunigte seine Schritte und holte Hermine noch vor dem
Portrait der fetten Dame ein, daß den Eingang zum
Gryffindor-Turm hinter sich verbarg. "Was wollte sie
denn?" Harry war dies nicht besonders angenehm.
"Fragen, ob ich mit ihr zum Ball gehe." - "Und was
hast du geantwortet?" - "Was wohl? Natürlich, daß ich
schon mit jemand anderem hingehe. - Knallrümpfiger
Kröter." Die Fette Dame auf ihrem Portrait klappte zurück
und lies Harry und Hermine ein.
Der Gemeinschaftsraum war leer, nur auf einem Sessel am Feuer
saß breit grinsend Ron. "Und?" - "Was und?"
Harry wollte nun nicht so mit Ron darüber reden, nicht vor
Hermine. Hermine bemerkte die leichte Spannung zwischen den
beiden Jungen. "Na, Ron, schon deinen Aufsatz für Snape
fertig?" - "Klar." Ron wirbelte mit ein paar
beschriebenen Pergamenten in seiner Hand herum. "Bin jetzt
aber müde. Will jetzt schlafen. Komm, Harry."
Ron packte ihn am Ärmel und verschwand mit ihm im
Jungenschlafsaal, nachdem sie Hermine noch "Gute Nacht, bis
morgen" gesagt hatten. Wie auch schon am vorherigen Abend
warf sich Harry auf sein Bett und schloß die Augen, während er
sich streckte. Ron, der vor Neugier nur so überschäumte, setzte
sich neben ihn und zog ihn hoch.
"Und, wie war's?" - "Wie war was?" Harry war
genervt. Er war zwar sehr froh, daß er Hermine nun endlich
gefragt hatte, und vor allem, daß sie ja' gesagt hatte,
aber er wollte nun einfach seine Ruhe haben. Ron bemerkte dies
zwar, er wollte aber trotzdem wissen, wie genau alles abgelaufen
war.
"Das weißt du doch ganz genau! Jetzt erzähl' schon, spann'
mich nicht so auf die Folter!" Harry gab unter den
zwingenden Blicken seines besten Freundes endlich nach. "Ja,
ja, schon okay. Ich erzähl' ja schon. Also, was willst du jetzt
eigentlich genau wissen?" - "Alles!" - "Ich
hab' sie halt gefragt, und sie hat ja' gesagt." -
"Und?" - "Was und?" - "Sonst
nichts?" Ron hatte wohl noch mehr erwartet, aber Harry war
voll und ganz zufrieden. "Wie war das denn mit dir und
Padma?" - "Ach, nichts besonderes..." Rons Gesicht
färbte sich etwas rosa. "Doch, erzähl' jetzt!" Auch
Harry war neugierig, wie genau alles bei Ron abgelaufen war, aber
auf genaue Details konnte er nicht hoffen, er hatte Ron ja auch
nicht genau erzählt, was abgelaufen war. "Was wohl? Ich
hab' sie gefragt, ob sie mit mir zum Ball geht, und sie hat
ja' gesagt."
Wie Harry erwartet hatte, verschwieg auch er ihm die Details
seines Gesprächs. Beide waren irgendwie erleichtert, aber auch
müde und beschlossen, zu Bett zu gehen. Bevor sie sich
endgültig hinlegten beschlossen sie, am Morgen des großen Tages
noch nach Hogsmeade zu gehen. Harry war, nachdem das Licht
gelöscht war, sofort eingeschlafen.
Die nächsten Tage vergingen wie im Flug, irgendwie zog alles an
Harry nur so vorbei. Am Vorabend des Balls ging Harry früh zu
Bett, um für den nächsten Tag fit zu sein, und wachte erst auf,
als er von Ron geschüttelt wurde.
"Morgen Harry! Aufstehen! Beeil' dich, wir haben nicht mehr
viel Zeit. In einer halben Stunde geht's schon los!" Wie vom
Schlag getroffen sprang Harry aus dem Bett, entledigte sich
seines Pyjamas, zog statt dessen einen frischen Umhang an, holte
seine Geldbörse aus dem großen Koffer und ging mit Ron, der
sich ebenfalls in aller Eile fertiggemacht hatte, nach unten. Sie
hatten noch Zeit für ein schnelles Frühstück, bei dem sie
Hermine aber nicht trafen. Was sie wohl machte? Aber da Harry und
Ron schon sehr spät dran waren, machten sie sich, ohne nach
Hermine zu suchen, auf den Weg nach Hogsmeade, einem kleinen
Dorf, in dem nur Hexen und Zauberer lebten. Daß es Weihnachten
war, und es Geschenke gab, hatten sie in der Eile total
vergessen...
Für Hermine hatte Harry noch kein Geschenk besorgt, und um
ehrlich zu sich selbst zu sein, wußte er auch gar nicht, was er
ihr schenken konnte. Während er mit seinem besten Freund wortlos
durch den tiefen Schnee stapfte, grübelte er weiter darüber
nach, doch irgendwie fiel ihm nichts ein, also beschloß er, Ron
um Rat zu fragen. Er war in solche Dingen weitaus erfahrener als
Harry.
"Ron, ich brauche deinen Rat." - "Hm?" -
"Na ja, weißt du, ich habe noch kein Geschenk für
Hermine..." - "Ach so ist das. Kein Problem, gib ihr
einfach einen Kuß, sie würde dafür sterben."
Ron grinste, als Harry knallrot anlief. Er wußte ganz genau,
daß Harry Hermine ebenfalls sehr mochte, auch er würde so
ziemlich alles für einen Kuß von Hermine tun, traute sich aber
nicht, und hatte ihn in den letzten Tagen etwas damit geneckt.
"Nein, ich hatte da eher an etwas anderes gedacht." -
"Okay, okay. Wir gehen dann 'was zusammen besorgen,
ja?" Harry nickte, er war dankbar, daß ihm Ron helfen
wollte. Auf dem restlichen Weg in das kleine Dorf lästerten die
beiden noch etwas über Malfoy und Snape, in Gedanken war Harry
allerdings mehr bei Hermines Geschenk - und bei Hermine.
Endlich waren die Jungen in Hogsmeade angekommen. "Komm
mit." Ron zog Harry am Ärmel seines Mantels mit sich.
"Wohin denn?" - "Wirst du gleich sehen."
Durch einige kleine, enge Gassen zog ihn Ron zu einem Ort in
Hogsmeade, den er noch nie gesehen hatte. Sie befanden sich auf
einem kleinen Platz, der von vier Häusern eingerahmt war, von
denen drei Wohnhäuser waren, bei dem vierten handelte es sich um
ein Geschäft. In der Mitte des Platzes stand ein Springbrunnen,
das Wasser war gefroren und glitzerte wunderschön. Harry blickte
noch einmal auf das Geschäft, plötzlich öffnete sich sein
Mund. Ein Schmuckladen!
"Ron, ist das nicht etwas übertrieben?" -
"Findest du?"
Harry war sich nicht sicher, was er antworten sollte. Insgeheim
würde er ja all sein Geld für Hermine ausgeben, wollte aber
nicht zu weit gehen, und war sich unsicher, ob ein derartiges
Geschenk angebracht war. Ron hatte bemerkt, warum Harry sich
unsicher war.
"Du magst sie doch, oder? Du magst sie sogar sehr."
Harry nickte. "Na dann haben wir ja kein Problem! Das ist
dann doch genau das Richtige!" Mit diesen Worten zerrte Ron
seinen Freund mit sich, und sie betraten den Laden. Eine
Hitzewelle kam ihnen aus dem geheizten Laden entgegen.
Eine blonde, junge Dame kam lächeln auf die beiden Jungen zu.
"Kann ich euch helfen?" - "Ja, einen Moment,
bitte." Ron kramte kurz in seiner Tasche und zog dann ein
Foto heraus, auf dem Harry Padma erkannte. "Ich suche ein
Geschenk für sie."
Er gab der Verkäuferin das Foto. Diese schaute sich Padma kurz
an, ging dann hinter die ziemlich große Theke und holte eine
Schublade unter ihr hervor, die sie dann Ron und ihm
präsentierte. "Wie wäre es mit diesem Silberarmreif? Er
würde perfekt zu ihr passen." In der Tat war der Armreif
wie geschaffen für Padma. Ron schien begeistert, wollte aber
noch eine Alternative gezeigt bekommen. Daraufhin kam die nette
Dame mit einem Ring zurück. Dieser wäre zwar auch wunderschön
gewesen, doch Ron fand es noch etwas zu früh für einen Ring,
und entschied sich so für den Armreif, den er sofort bezahlte.
"Und kann ich dir helfen?" Die Verkäuferin kam nun auf
Harry zu. "Ja, ich suche auch ein Geschenk." "Hast
du ein Foto von ihr dabei?" Harry nickte verlegen und holte
ein Foto von Hermine aus seiner Tasche. Die Dame warf einen
kurzen Blick auf das Bild, verschwand in einem Hinterzimmer und
kehrte mit einer goldenen Kette zurück. Die glänzte und sah mit
ihrem Sternenanhänger einfach wunderschön aus. Harry war
begeistert und kaufte die Kette sofort. Danach bedankten sich
beide und verließen den Laden.
Ron grinste. "Hast sogar ein Foto von ihr dabei..." -
"Und, hast du ein Problem damit?" - "Nein, nein,
ich finde es nur so goldig..." - "Ach, sei bloß
ruhig!"
So ging es noch einige Zeit weiter, bis die beiden die Drei Besen
erreicht hatten, und sich dort für einige Minuten auf ein
Butterbier niederließen, bevor sie sich auf den Rückweg nach
Hogwarts machten. Harry wurde Minute um Minute zunehmend
nervöser, er fühlte sich, als ob Tausende von Schmetterlingen
in seinem Bauch herumflogen. Ron schien überhaupt nicht
aufgeregt. Na ja, vielleicht verbarg er es auch nur gut. Aber
Harry konnte seine innerliche Unruhe nicht vor Ron verbergen.
"Nervös?" - "Hm." - "Kein Grund zur
Aufregung. Wird schon schief gehen..."
Dieses Gefühl hatte Harry. Er hatte Angst, daß alles schief
ging, daß Hermine ihn nicht wirklich mochte, daß... Er hatte
einfach Angst vor Allem.
"Wir haben ja noch 1 ½ Stunden, Harry. Wir machen uns
gleich erst einmal fertig, ja?" Harry nickte. Gemeinsam
liefen sie durch die Gänge des Schlosses und stiegen
schließlich die Treppen zu ihrem Schlafsaal empor. Von Hermine
war nichts zu sehen, und um ehrlich zu sein, war Harry auch ganz
froh, ihr noch nicht in die Augen blicken zu müssen.
Harry durchwühlte seinen Koffer nach seiner grünen Festrobe,
die er ziemlich schnell fand. Auch Ron hatte inzwischen seinen
guten Umhang in der Hand. Doch bevor sie die Umhänge anzogen,
gingen sie noch ins Bad, um sich die Haare zu waschen. Harry
wurde wegen seiner Haare halb verrückt, sie ließen sich einfach
nicht bändigen.
"Ron, was kann ich bloß mit meinen Haaren machen?" -
"Lass' sie einfach, wie sie sind! Glaub mir, Hermine mag sie
so!" Harry war da nicht so ganz überzeugt, gab das Kämmen
aber nach einigen Minuten auf und putzte sich statt dessen die
Zähne. Einmal. Zweimal. Dreimal.
"Jetzt reicht's aber langsam, Harry." - "Hä?
Was?" - "Jetzt putzt du dir schon zum dritten Mal die
Zähne!" - "Wirklich? Hab' ich gar nicht bemerkt."
- "Argh. Komm, lass es jetzt."
Harry spülte seinen Mund aus und trocknete ihn. "Komm,
nimm' 'was von diesem Parfum." - "Parfüm? Nein, ich
glaube, ich lass' das lieber..." - "Nein, du läßt es
nicht. Glaube mir, es ist gut so."
Und schon wurde Harry von Ron eingesprüht. Er mußte zugeben,
daß ihm der Geruch irgendwie gefiel. Nun legten beide ihre
Festroben an und prüften vor dem großen Wandspiegel, ob sie
auch gut saßen. Harry war sich da nicht so sicher, aber Ron
konnte ihn schließlich doch davon überzeugen, daß sein Umhang
wirklich keine Falten hatte.
Nun hatten sie noch zwanzig Minuten bis zum Beginn des Balles.
"Gehen wir schon 'mal runter, wir müssen Hermine und Padma
ja noch suchen." Ron war schon fast bei der Tür angelangt.
"Warte bitte noch einen Moment." - "Ja? Was ist
los?" - "Wann- Wann gibst du Padma den Armreif?" -
"Weiß ich noch nicht, mach' es am besten, wenn ihr alleine
seid, vielleicht bei einem Spaziergang oder so, du Dödel. Ach
ja, du tust ihr die Kette am besten selbst um, das kommt am
besten an. Jetzt komm' aber!"
Gemeinsam verließen sie den Schlafsaal und gingen die Treppe
hinunter in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors. Als Harry sich
suchend umschaute, erblickte er Hermine. Sie trug einen braunen
Umhang, der wundervoll mit ihrem braunen Haar harmonierte. Dieses
hatte sie hochgesteckt, einige Strähnen hingen herunter.
Außerdem sah Harry, daß sie etwas geschminkt war und Schuhe mit
hohen Absätzen trug. Sie war einfach wunderschön.
Plötzlich spürte Harry, wie Ron ihm in die Rippen stieß.
"Was ist denn los?" - "Los, geh' und hol' sie. Ich
gehe schon 'mal vor in die Große Halle und such nach Padma,
ja?" - "Okay."
Hermine blickte sich suchend um, Harry ging einige Schritte auf
sie zu. "Hallo." - "Oh, hallo Harry." Hermine
lächelte. "Du - ähm - du siehst wunderschön aus."
Hermines Wangen färbten sich rosa. "Danke." Harry bot
ihr seinen linken Arm an, mit seiner anderen Hand fühlte er noch
einmal nach der Kette in der rechten Tasche seines Umhangs.
Gemeinsam gingen sie die ziemlich vollen Gänge zur Großen Halle
herunter, die Schmetterlinge in Harrys Bauch machten sich dabei
noch einmal deutlich bemerkbar.
Bei der Großen alle angekommen, wurde diese schon von den ersten
Schülern betreten. Dort stand auch Ron mit Padma, an deren
Handgelenk Harry den Silberarmreif blitzen sah. Beide sahen sehr
glücklich und überhaupt nicht nervös aus. Harry sagte sich, er
soll auch nicht nervös sein, sich zumindest nichts anmerken
lassen, doch das war sehr schwierig.
Ron sah ihn und Hermine und winkte den beiden zu, dann kam er mit
Padma herüber. "Hallo." Auch Padma begrüßte sie.
Gemeinsam betraten sie den festlich geschmückten Raum. Die
Tische waren alle zur Seite geschoben worden, so daß eine
riesige Tanzfläche durch im Saal war. Hermine, Harry, Ron und
Padma setzten sich gemeinsam an ihren festlich gedeckten
Haustisch, an dem sich schon viele andere der Schüler
niedergelassen hatten.
Als schließlich alle Schüler Platz genommen hatten, erschien
auf einen Schnipser Dumbledores das Festmahl auf den Tischen.
Eine riesige Auswahl an Delikatessen jeglicher Art wartete nur so
darauf, verspeist zu werden, doch Harry hatte keinen Hunger, er
war einfach zu nervös. Dies war seine erste wirkliche
Verabredung, und er hatte Angst, alles falsch zu machen. Trotzdem
aß er etwas, wenn auch nur wenig, um seine Nervosität nicht
preiszugeben.
Er beobachtete Hermine. Auch sie aß nicht viel und vermied es
irgendwie, ihm in die Augen zu schauen. Sie schien ebenfalls
nervös. Ron lockerte die Atmosphäre etwas mit dummen Scherzen,
er und Padma waren einfach nur gut drauf.
Schließlich waren alle mit dem Essen fertig, Professor
Dumbledore erhob sich und richtete einige Worte an die Schüler.
"Ich hoffe, euch hat das Essen gemundet." Er machte
eine kleine Pause. "Ihr wißt, ich bin kein großer Redner,
also wünsche ich euch nur viel Spaß!" Er schnipste mit dem
Finger, die Tische wurden abgedeckt, ein mittelschneller Song
begann zu spielen.
Ron erhob sich und forderte Padma zum Tanz auf. Als er an Harry
vorbeiging, stieß er ihm unauffällig mit einem Ellenbogen in
die Rippen und murmelte etwas, daß sich verdächtig nach
"Forder' sie auf!" anhörte.
Harry stand auf und bot Hermine seinen Arm an. "Darf ich
dich um diesen Tanz bitten?" Hermine nickte, stand auf und
ergriff lächelnd und mit geröteten Wangen Harrys Arm. Er
führte sie auf die Tanzfläche, wo sich inzwischen schon viele
der anderen versammelt hatten und sich gut gelaunt im Takt der
Musik bewegten.
Nun standen sie sich gegenüber, beide leicht zitternd und extrem
nervös. Harrys linke Hand ergriff Hermines rechte, er spürte
ihre Hand auf seiner Schulter und legte nun seine rechte Hand auf
ihre Hüfte. Harry spürte, wie sie zitterte und versucht,
beruhigend und nicht ängstlich zu wirken.
Nun begannen sie auch schon mit dem Tanz, Harry führte. Schon
nach weniger als einer Minute war der Song vorbei, ein
schnelleres Lied begann. Dies war weitaus einfacher für ihn und
Hermine, sie konzentrierten sich nun beide auf das Tanzen, es
machte ihnen Spaß und beide waren schon viel entspannter und
auch ihre Nervosität war eigentlich verflogen.
Harry war nun zu dem Entschluß gekommen, einfach zu tun, was er
für richtig hielt, ohne lange darüber nachzudenken. Er schaute
etwas umher und erblickte Ron und Padma, die ebenfalls
ausgelassen tanzten. Das schnelle Lied endete, ein sehr langsames
begann.
Harry blickte unbeholfen in Rons Richtung und sah, wie dieser
Padma näher an sich zog und sehr eng mit ihr tanzte.
Auch Harry zog Hermine nun etwas näher an sich heran. Er schaute
in ihr Gesicht, sie lächelte ihn wieder an.
Harry fand, das Lächeln stand ihr gut, so sah sie noch viel
schöner aus. Er zog sie noch dichter heran und löste seine
Hände aus der typischen Tanzhaltung, statt dessen umarmte er
Hermine, diese tat es ihm gleich. Sie ließ ihren Kopf auf Harrys
Schulter sinken.
Harry spürte ihre angenehme Wärme. Wenn sie doch ewig so
weitertanzen könnten! Er fühlte sich wohl und geborgen, er
wollte Hermine niemals loslassen. Hermines Wange berührte die
Harrys, er errötete fast unmerklich, schloß die Umklammerung um
Hermine aber noch etwas fester.
So tanzten sie noch einige Minuten weiter, bis wieder ein
schnelleres Stück einsetzte. Auch weiterhin hatten beide sehr
viel Spaß an den Bewegungen zur Musik und warteten sehnsüchtig
auf das nächste langsame Stück. Minuten um Minuten vergangen,
bis Harry einen leichten Schlag auf seiner Schulter spürte.
"Wollt ihr auch 'was trinken?" Ron und Padma waren zu
ihnen gegangen, um sich mit ihnen wieder an einem der Tische
niederzulassen. Erst jetzt bemerkte Harry seinen Durst, und daß
er eigentlich von dem vielen Tanzen, mit einem Blick auf die Uhr
stellte er fest, daß sie schon über eine Stunde pausenlos
getanzt hatten, ziemlich müde war. Mit einem Blick zu Hermine
stellte er fest, daß auch diese KO schien, und nickte Ron zu.
Die vier gingen nun wieder zu ihren Plätzen.
"Harry, komm, wir gehen zur Bar und holen etwas." Die
beiden Mädchen hatten sich gesetzt, Harry und Ron verließen sie
und gingen in Richtung Bar davon.
"Na, wie läuft's?" - "Großartig. Padma war ganz
begeistert von dem Armreif! Ich schaue, daß ich gleich mit ihr
etwas draußen spazieren gehe." Ron antwortete grinsend.
"Und, wie sieht's bei dir aus?" - "Hast du doch
gesehen, oder?" - "Ich will's aber noch 'mal von dir
hören." - "Okay, okay. Es läuft auch ganz gut. Sag'
'mal, können die nicht noch mehr langsame Stücke
abspielen?" - "Siehst du, da war deine ganze
Nervosität völlig umsonst! An deiner Stelle würde ich auch
noch mit ihr spazieren gehen. Glaub mir, sie wird es lieben, mit
dir im Mondschein am See entlangzulaufen!"
Nun hatten sie die Bar erreicht, bestellten vier Butterbier und
machten sich dann auf den Rückweg zu ihren Partnerinnen. Gerade
als sie in Sicht kamen, blieb Harry noch einmal kurz stehen.
"Sieht sie nicht wunderschön aus?" Ron blieb stehen
und dreht sich um, ein Grinsen konnte er sich wieder einmal nicht
verkneifen. Sein bester Freund war wirklich verliebt, verliebt
bis über beide Ohren. Er war aber irgendwie richtig unbeholfen,
wirkte etwas hilflos, und so half ihm Ron, wo er nur konnte und
gab ihm auch andauernd Tips. Er wünschte sich sehr, seinen
besten Freund glücklich zu sehen.
Auch er war verliebt, war allerdings nicht ganz so hilflos wie
Harry und konnte mit solchen Situationen besser umgehen.
Überhaupt konnte er seine Gefühle viel besser zum Ausdruck
bringen, als Harry es konnte.
Sie gingen nun weiter zu dem Tisch, an dem sie schon von ihren
Verabredungen ungeduldig erwartet wurden, und setzten sich. Harry
neben Hermine, Ron neben Padma. Sie stießen an. "Frohe
Weihnachten!"
Ron war schon von Anfang an sehr nah an Padma gerückt und hatte
seinen Arm um ihre Schultern gelegt. Harry rückte nun auch etwas
dichter an Hermine heran, er spürte wieder ihre angenehme
Wärme. Harry legte nun seinen rechten Arm um Hermines Schultern.
Hermine konnte es immer noch nicht fassen, daß sie hier saß, in
Harrys Armen. Ja, sie war schon sehr, sehr lange in ihn verliebt,
wollte es sich selbst und den anderen nur nicht eingestehen. Doch
eines Tages hatte sie es nicht mehr ausgehalten und Ron von ihren
Gefühlen erzählt, dieser mußte ihr aber versprechen, nichts
weiterzusagen. Ob er Wort gehalten hatte? Hermine war sich da
nicht so sicher. Allerdings war ihr dies im Moment auch egal.
Hier saß sie in den Armen des Jungen, den sie liebte. Sie liebte
alles an ihm, seine wilden, ungebändigten, dunklen Haare, seine
tiefen, grünen Augen, auch seine Narbe und alles andere an ihm,
sie liebte seine Art, wie er meist besonnen war, doch immer für
Streiche und Unsinn bereit, sie liebte seine Schüchternheit, sie
liebte seine liebe Art.
Sie war schon sehr erstaunt gewesen, daß er sie als Partnerin
für den Ball aufgefordert hatte, sie dachte zuerst, es wäre
irgendein dummer Scherz gewesen, doch nun war sie sich absolut
sicher, daß Harry sie wirklich als Begleiterin haben wollte.
Sie hatte Parvati am vorhergehenden Abend darum gebeten, ihr zu
helfen, sich für den Ball herzurichten. Dieser hatte sie als
Gegenleistung sagen müssen, daß sie mit Harry hinging, den Rest
erahnte sich Padmas Schwester. Sie hatte gemerkt, wieviel Hermine
dieser Abend bedeutete und hatte prompt ihren ganzen Nachmittag
für sie geopfert.
Zuerst hatten sie ihre Haare gewaschen und ihr Lockenwickler
hereingedreht, dann machten sie eine Gesichtsmaske. Anschließend
wurden die Haare geföhnt, dann hatte Parvati sie
zusammengebunden, daß sie nicht in Hermines Gesicht fielen,
während die Creme, mit der sie Hermine eingerieben hatte,
einwirkte. Dann kamen ihre Fingernägel, die erst ausgiebig
gefeilt, dann lackiert wurden, dran, anschließend schminkte
Parvati sie. Dann machte Parvati sich an Hermines Frisur. Sie
wollte sie Haare lieber doch hochgesteckt haben, anstatt sie
offen über ihre Schultern fallen zu lassen. Und nun sah sie,
daß sich der ganze Aufwand am Nachmittag gelohnt hatte.
In Harrys Armen fühlte sie sich geborgen, nichts Schlimmes
würde passieren, solange sie nur diese Wärme spürte. Sie hob
ihren linken Arm und legte ihn um Harrys Hüfte. Harrys fühlte
eine Wärmewelle, auch er wollte die Zeit anhalten und so für
immer sitzen bleiben, sich mit Ron unterhaltend.
"Lust auf einen kleinen Spaziergang?" Padma nickte. Ron
stand auf und bot Padma seinen Arm an, sie hakte sich ein.
"Bis später, ihr beiden." Sie gingen dicht beieinander
durch die Menge zum Ausgang.
Nun mußte Harry für Unterhaltung sorgen. Er genoß noch einige
Sekunden Hermines Wärme, wie se sich an ihn lehnte, wie hübsch
sie war. "Möchtest du noch etwas tanzen?" -
"Ja." Sie nickte und hakte sich bei Harry ein, der ihr
seinen Arm angeboten hatte. Auch sie gingen nun sehr dicht
aneinander, jedoch nicht nach draußen, sondern auf die
Tanzfläche.
Bei dem schnellen Song, der gerade lief, kamen ihre Glieder
wieder richtig in Schwung. Es begann wieder ein sehr langsames
Lied. Harry und Hermine machten in ihrem Inneren insgeheim einen
Luftsprung. Darauf hatten beide gewartet. Harry umschlang
Hermines Hüften, diese klammerte sich wie eine Ertrinkende um
Harrys Hals. Während sie eng beieinander tanzten, genossen sie
die Wärme des Anderen. Wieder war ein Moment gekommen, in dem
sie die Zeit anhalten wollten. Für immer und ewig so weiter
tanzen, mit Hermine in seinen Armen.
Für seine Verhältnisse hörte der langsame Song viel zu schnell
auf, ein schnellerer begann. Sie tanzten weiter, allerdings nicht
so dicht und ineinander umschlungen. Beide hatten jede Sekunde
genossen, in der sie in den Armen des anderen lagen.
Nach ungefähr einer Viertelstunde beschloß Harry, daß es an
der Zeit war, Hermine mit auf einen Spaziergang nach draußen zu
nehmen.
"Hast du Lust auf einen kleine Spaziergang?" -
"Hm." Hermine nickte. Sie hakte sich bei Harry ein und
folgte ihm durch die Menschenmassen zum Ausgang. Sie verließen
die Große Halle und gingen hinaus. Eine riesige Kältewelle kam
über sie, natürlich hatten sie nur ihre nicht sonderlich warmen
Festumhänge an, die nicht für derartige Temperaturen geeignet
waren. Der Mond leuchtete Hell über die Ländereien Hogwarts,
der Schnee, der das Land bedeckte, glänzte. Es war einfach eine
wundervolle, romantische Atmosphäre.
Hermine zitterte. "Ist dir kalt?" Sie nickte. Harry
legte seinen rechten Arm um sie und drückte Hermine so dicht wie
möglich an sich. Hermine war nun nicht mehr kalt, zumindest
merkte sie es nicht, denn Hitze stieg in ihr auf, als Harry sie
so liebevoll an sich drückte. Langsam schritten sie in Richtung
See davon. Hermine bemerkte zuerst vor lauter Aufmerksamkeit für
Harry überhaupt nicht, wie sehr ihre Füße in den Schuhen
Parvatis schmerzten. Sie war es nicht gewohnt, Absatzschuhe zu
tragen, wollte dies auch an diesem Abend nicht, aber Parvati
hatte darauf bestanden. Doch nun war sie an einem Punkt
angelangt, an dem sie einfach nicht mehr konnte. Dieser Schmerz
in den Füßen brachte sie noch um. Doch sie lief tapfer weiter,
der Moment war einfach zu schön, um von solchen
Nebensächlichkeiten wir schmerzenden Füßen gestört zu werden.
Plötzlich knickte sie um, Harry hielt sie fest, bevor sie zu
Boden stürzen konnte.
"Alles okay?" Hermine nickte. "Ja. Es sind nur
diese Schuhe... Parvati wollte unbedingt, daß ich sie trage,
aber ich kann in ihnen gar nicht richtig laufen..." -
"Oh je! Geht es denn wieder?" - "Hm." Hermine
nickte.
Trotzdem hatte Harry das Gefühl, daß ihre Füße doch mehr weh
taten, als sie zugab. Er hob sie hoch in seine Arme und trug sie
weiter.
"Bin ich dir nicht zu schwer?" - "Nein, überhaupt
nicht."
Hermine schien leicht wie eine Feder. Sie klammerte sich etwas
unbeholfen um Harrys Hals, schien ihm aber sehr glücklich zu
sein. Sie glücklich machen. Das war alles, was Harry wollte. Er
wollte sie glücklich machen, ihr alles Leid, jeden Schmerz
ersparen. Und dies versuchte er so gut wie möglich.
Harry ließ Hermine wieder auf den Boden, sie setzten sich dicht
nebeneinander auf die Bank. Harry legte wieder seinen Arm um
Hermines Schultern, diese lehnte sich gegen Harry, ließ ihren
Kopf wieder auf seine Schulter sinken und schmiegte ihre Wange an
die Harrys.
Jetzt! Dies war genau der richtige Moment, um Hermine die Kette,
die ihr Harry besorgt hatte, umzulegen.
"Bitte mach' 'mal kurz die Augen zu." - "Hm."
Hermine schloß die Augen. Was hatte Harry vor?
Harry holte die Kette aus seiner Tasche, öffnete sie, legte sie
Hermine um und schloß sie dann wieder. Diese blickte auf die
Kette, sie war zuerst sprachlos.
"Aber Harry!" - "Scccchhh!" - "Nein, das
kann ich doch nicht-" - "Frohe Weihnachten,
Hermine!" - "Vielen Dank! Sie ist wunderschön!"
Harry war glücklich. Hermine mochte die Kette, sie schien ihr
sogar sehr zu gefallen. Sie setzten sich wieder so wie die
Minuten zuvor hin.
Nun überkam es Harry in Gedanken. Dies war doch genau der
richtige Moment, um ihr seine Gefühle zu gestehen! Alles schien
perfekt, doch als Harry nach den richtigen Worten überlegte,
überkamen ihn wieder Zweifel. Was, wenn sie ihn doch nicht
mochte, was, wenn er sich das alles, was am Abend passiert war,
nur eingebildet hatte? Was, wenn ihn Ron angelogen hatte, um ihm
Mut zu machen?
Harry hatte Angst. Aber irgendwann mußte er mit Hermine darüber
reden. Irgendwie mußte es einmal 'raus. Und nun war alles schon
einmal so schön. Was, wenn Hermine entsetzt aufspringen würde,
und ihn alleine zurückließ? Er wollte sich das lieber nicht
genauer vorstellen. Plötzlich faßte er einen Entschluß: es
mußte jetzt raus.
"Hermine, ich muß dir etwas wichtiges sagen"
"Harry, ich muß dir etwas wichtiges sagen."
Beide starrten sich erstaunt an. Die Worte hatten gleichzeitig
ihre Münder verlassen. "Du zuerst." Harry wollte
Hermine den Vortritt lassen. "Nein, du." Harry sammelte
sich innerlich und begann dann.
"Hermine, ich liebe dich! Nein, ich liebe dich nicht nur so
wie eine normale Freundin oder einen normalen Freund, ich liebe
dich noch viel mehr. Du bist so wunderschön und hast so eine
liebe Art. Natürlich verstehe ich, wenn du mich nicht magst,
aber du bedeutest mir so viel, ich möchte, daß unsere
Freundschaft immer weiter besteht."
Harry hielt inne. Jetzt war alles raus. Wie würde Hermine
reagieren? Diese Frage blieb nicht lange ungeklärt. Hermine
schaute in Harrys Augen, umarmte Harry, drückte sich an ihn, und
begann, leicht zu weinen. Tränen kullerten über ihr Gesicht.
Harry erwiderte die Umarmung.
"Was ist denn los? Warum weinst du?" - "Nichts.
Ich bin nur so glücklich... Weißt du, ich mag dich auch schon
sehr, sehr lange. Ich kann es einfach nicht glauben..." -
"Heißt das, du-" - "Ja, ich liebe dich auch,
Harry."
Harry war ein Stein vom Herzen gefallen. Es war nichts Schlimmes
passiert, nein, Hermine mochte ihn auch. Auch für ihn war es zu
schön, um wahr zu sein. Doch alles war wahr, alles war
Realität. Auch in seinen Augen sammelten sich nun einige
Tränen. Nein, er würde nicht weinen. Er konnte doch nicht
einfach! Er war ein Junge! Doch zu spät, stumme Glückstränen
rannen nun auch über Harrys Wangen. Hermine blickte zu ihm auf.
Er lächelte. Sie lächelte zurück.
Weinte er? Ja, er weinte. Hermine war erstaunt, sie hatte Harry
noch nie weinen sehen, weder vor Trauer, noch vor Glück.
Irgendwie gefiel es ihr, wie die Tränen über seine Backen
flossen. Na ja, ihr gefiel eigentlich alles an Harry. Hermine
löste eine ihrer Hände aus der Umarmung und wischte die Tränen
aus Harrys Gesicht.
"Ist ja schon gut... Alles in Ordnung..." Hermine
versuchte, Harrys zu beruhigen. Sie selbst hatte mit dem Weinen
aufgehört und war nun damit beschäftigt, Harry etwas ihrer Ruhe
zu übermitteln. Harrys Griff wurde lockerer, er ließ sich nun
in Hermines Arme sinken. Er war nun schon etwas ruhiger. Hermine
drückte Harry an sich und streichelte zärtlich seinen Kopf.
Bald hatte er sich ganz beruhigt.
Es war so beruhigend, in Hermines Armen zu liegen, nichts tun zu
müssen, und ihre Nähe zu genießen. So saßen sie eine lange
Zeit, ohne zu bemerken, daß sich die Welt um sie herum
weiterdrehte.
Harry schaute auf seine Uhr. "Oh Gott, wir sind ja schon
seit fast zwei Stunden hier! Wir sollten so langsam wieder
reingehen. Du erkältest dich noch!" Harry richtete sich
auf. "Ach, das ist nur halb so wild. Solange du bei mir bist
und mich wärmst, ist mir nicht kalt!" Harry konnte ein
glückliches Grinsen nicht unterdrücken. "Wir wollten aber
wirklich reingehen. Ron und Padma machen sich bestimmt schon
Sorgen!" - "Okay, okay."
Hermine gab klein bei. Auch ihr war klar, daß sie schon viel zu
lange draußen waren, und daß sich beide eigentlich den Tod
geholt haben mußten, aber sie wollte weiterhin mit Harry alleine
sein. Sie war glücklich und wollte für immer so weitermachen,
doch ihr Realitätssinn sagte ihr, daß es unmöglich war, und
daß sie, wenn sie nun noch länger draußen blieben, wirklich
krank werden würden, wenn sie sich bis dahin noch nichts
eingefangen hatten. Und das wollte sie Harry ersparen. Also stand
sie mit Harry auf, hakte sich bei ihm ein, und lief so dicht wie
möglich neben ihm her in Richtung Schloß.
Dort war schon alles wie ausgestorben. Nur noch wenige Pärchen
bewegten sich auf der Tanzfläche im Takt der Musik, von Ron und
Padma keine Spur.
"Sie werden wohl schon ins Bett gegangen sein..." -
"Ja, und das sollten wir so langsam auch tun..." Weiter
gingen sie in Richtung Gryffindor-Turm, nannten der fetten Dame
auf dem Portrait das Paßort "Krötenschleim" und
betraten den Gemeinschaftsraum, der, obwohl er wie ausgestorben
war, richtig einladend wirkte.
"Okay, ich glaube, das wäre dann alles für heute... Gute
Nacht, Harry." - "Ja, gute Nacht! Und frohe
Weihnachten!"
Harry schloß Hermine wieder vollkommen in seine Arme und küßte
sie leidenschaftlich. Hermine erwiderte den Kuß, der für sie
sehr überraschend kam.
So küßten sie sich lange, bis Harry ein Klicken hörte und
seinen Mund von dem Hermines löste. Dort, auf der anderen Seite
des Gemeinschaftsraums, stand grinsend Colin Creevey, in seiner
Hand hielt er eine Kamera.
"Sag' bloß nicht, daß du das eben geknipst hast!"
Harry war wütend. "Doch, ähm, bitte sei nicht böse, ja?
Ich dachte nur, es wäre eine schöne Erinnerung für dich."
Hermine kicherte. Wenn Harry so wütend war, war er noch viel
süßer als sonst.
"Ist schon okay. Aber tu' mir einen Gefallen und zeig' das
Foto niemandem! Verstanden? Niemandem. Bitte gib' es nur
mir." Colin nickte. "Und du hast uns nicht
beobachtet!" Colin nickte erneut. Er empfand es wohl für
besser, sich schnell aus dem Staub zu machen. "Okay, dann
gute Nacht!" - "Nacht." Harry hatte sich, nachdem
er einige unschöne Bemerkungen über Colin gemacht hatte, wieder
etwas beruhigt.
"Okay, Hermine. Ich werde dann 'mal hochgehen. Gute Nacht!
Ich liebe dich!" - "Gute Nacht, Harry. Ich liebe dich
auch!" Harry verabschiedete sich mit einem zärtlichen Kuß
auf den Mund von Hermine und stieg die Treppe zu seinem
Schlafsaal empor. Hermine schaute ihm nach.
Oben angekommen traf Harry auf Ron, der auf seinem Bett saß und
ihn erwartungsvoll anschaute. Wie Ron es von Harry gewohnt war,
ließ dieser sich auf sein Bett fallen, streckte alle Viere von
sich und schloß die Augen. Aber Ron wollte seinem besten Freund
keine Ruhe gönnen, er wollte wissen, was genau passiert war.
Also stand er von seinem Bett auf und setzte sich auf das von
Harry.
"Na?" - "Was na?" - "Wie ist es
gelaufen?" - "Erzähl' du zuerst!" Ron seufzte,
immer mußte er bei derartigen Unterhaltungen beginnen.
"Okay, es ist einfach super gelaufen. Das mit dem Tanzen und
alles hast du ja mitbekommen." - "Ich will's aber
genauer hören." - "Ach komm' schon, stell' dich nicht
so blöd, war doch genauso wie bei dir und Hermine. Jedenfalls
sind wir dann draußen spazieren gegangen, ihr war kalt
und-" - "Du hast sie gewärmt. Und irgendwann habt ihr
euch geküßt, richtig?" Ron nickte grinsend. "Ja, und
vor dem Kuß hab' ich ihr von meinen Gefühlen erzählt."
Für ihn war das inzwischen nicht mehr so besonders, er hatte
schon vorher zwei Freundinnen gehabt, Harry aber nicht.
"Und, wie lief es mit Hermine?" - "So ähnlich wie
bei euch." - "Komm, bitte keine Details
vorenthalten!" - "Okay, okay... Also, nachdem ihr
gegangen seid, haben wir noch ein wenig getanzt." -
"Langsame Songs..." - "Jaaa." - "War ja
klar." - "Hä?" - "Vergiss' es, erzähl'
weiter!" - "Okay, wir sind dann auch rausgegangen und
ihr war natürlich kalt." - "Uuuund?" - "Was
wohl?" - "Ich will's aus deinem eigenen Mund
hören."
Ron grinste erneut. Es machte ihm Spaß, seinen Freund so
auszuquetschen.
"Ich hab sie gewärmt, okay?" Ron nickte zufrieden.
"Und dann?" - "Na ja, hast du gesehen, in was für
Schuhen sie rumgelaufen ist?" - "Nein." -
"Ziemlich enge mit riesigen Absätzen." - "Ja, und
was hat das jetzt mit euch zu tun?" - "Sie ist
umgeknickt und konnte nur schwer laufen, also hab' ich sie zum
See getragen." - "Hey, das hätte ich auch machen
sollen! Warum ist mir das bloß nicht eingefallen?!?"
Harry grinste zufrieden. "Soll ich jetzt
weitererzählen?" - "Jaaaa." - "Wir haben uns
dann auf diese Bank am See, du weißt doch, welche ich meine,
oder?" Ron nickte. "Also, wir haben uns dann auf diese
Bank gesetzt, ich habe ihr die Kette gegeben, dann haben wir
geredet." - "Über was geredet?" - "Über was
wohl? Ich habe ihr gesagt, was ich für sie empfinde." -
"Und wie hat sie reagiert?" - "Na ja, wie soll ich
das jetzt sagen?" - "So, wie es war. Was ist
passiert?" - "Na ja, sie hat mich umarmt und hat
geweint." - "Sie hat geweint? Vor Freude?"
Harry nickte. "Ja." Daß er auch ein paar
Freudentränen vergossen hatte, verschwieg er Ron.
"Und dann?" - "Wir sind dann irgendwann zum
Schloß gegangen und dann zum Turm." - "Und dann? Sag'
bloß, ihr habt euch nicht 'mal geküßt!" - "Doch,
haben wir. Gerade vorhin, unten." - "Und?" -
"Und was?" - "Na ja, wie war's? Hat's dir
gefallen?"
Harry grinste. Ron wollte wirklich alle Details wissen. Na ja,
nach Rons erster Verabredung hatte Harry ihn auch so genervt und
nicht eher locker gelassen, bis er nicht alle Einzelheiten
wußte, so konnte er Ron für seine Neugier auch nicht böse
sein.
"Jaaa. Hermine kann einfach wundervoll küssen. Sie hat so
weiche Lippen..." Harry bemerkte, wie er leicht errötete.
Ron klopfte ihm auf die Schulter.
"Erzähl' ruhig weiter!" - "Achtung, Ron! Jetzt
kommt noch die Krönung! Rate 'mal, wer gerade da war, als
wir...?" - "Keine Ahnung, erzähl'!" - "Colin
Creevey! Er hat uns fotografiert!"
Ron kam aus dem Lachen nicht mehr heraus. "Er hat euch im
Ernst fotografiert? Das Foto will ich sehen!" - "Das
ist nicht lustig!" - "Na ja, ist doch 'ne schöne
Erinnerung, oder? Dann kannst du jedem deinen ersten Kuß
präsentieren." - "Ich hasse es, wenn mir dieser kleine
[Piiiiieeeeeep!] immer hinterherschwänzelt! Und stell' dir vor,
wenn Malfoy das Bild in die Finger kriegt! Dummer weise hat er's
auch noch mit 'ner Muggelkamera gemacht, da bewegen sich die
Bilder nicht!" - "Oh. Na ja, ich hoffe, du hast ihm
Feuer unter'm Hintern gemacht?"
Harry nickte. "Er hat versprochen, daß er das Foto
niemandem zeigt und es uns gibt. Ich hoffe für ihn, er hält
Wort, sonst..." - "Ja, ja, er wird das Bild sicher
nicht 'rumzeigen."
Schon wieder grinste Ron. Es war lustig, Harry so sauer zu sehen,
sonst war er eher ruhig und besonnen, aber dies schien ihm sehr
viel zu bedeuten, also sollte er sich nicht darüber lustig
machen.
Er freute sich, daß sein bester Freund endlich den Mut gefunden
hatte, über seine Gefühle zu reden, und daß er nun endlich
glücklich war.
"Was hat Hermine denn zu der Kette gesagt?" - "Oh
mein Gott! Du erinnerst mich gerade daran, daß ich dir ein
Geschenk noch gar nicht gegeben habe!" Harry stand auf,
durchwühlte seinen Koffer und holte ein kleines Päckchen
heraus, daß er dem verdutzten Ron in die Hand drückte.
"Los, mach' es auf!"
Ron öffnete das Geschenk. Zum Vorschein kam ein prächtiger
Adlerfederkiel. "Wow! Vielen Dank, Harry! Warte 'mal, ich
hab' auch 'was für dich!"
Ron stand auf uns holte aus seinem Koffer ein sehr kleines
Päckchen.
"Hier. Mach' es auf." Harry tat wie ihm geheißen.
Unter dem Geschenkpapier verbarg sich ein schöner Bilderrahmen.
Und dieser enthielt ein Foto von Hermine.
"Ich dachte, es wäre passend..." Beide grinsten sich
an.
"Danke. Frohe Weihnachten, Ron!" - "Frohe
Weihnachten!"
Author's Note:
Ich hoffe, es ist nicht zu schnulzig geworden...
Wäre für Reviews sehr dankbar!
Cho ^^
