1. Gefühlschaos

Ich saß auf meinem Bett im Gemeinschaftsraum der Slytherins und schaute aus dem Fenster in das Abendrot. So vieles ging mir durch meinen Kopf...nun war es nach 2 langen Jahren soweit, denn heute Nachmittag wollte er ankommen...mein VATER. Wütend und gleichzeitig sehnsuchtsvoll dachte ich an ihn. Lucius Malfoy...diesen wunderschönen und unnahbaren Mann, der mich vor 2 Jahren einfach so verlassen hatte. Als kleines Kind hatte ich eine große Portion Respekt vor ihm und doch suchte ich ständig seine Nähe. Er war immer streng in meiner Erziehung gewesen und doch gab er mir das Gefühl, dass ich etwas ganz Besonderes in seinem Leben bin. Uns verband eine ungewöhnliche Vater-Sohn Liebe, die einer Hass-Liebe ähnelte...zumindest von meiner Seite. Ich ertrug es schon als Kind nicht, wenn er seine Aufmerksamkeit einem anderen Wesen zu sehr schenkte und ich hasste ihn, wenn er in gewissen Momenten (zugegeben, es waren sehr wenige Momente) meine Mutter küsste. Dafür liebte ich ihn, wenn er ganz allein für mich da war und sich Zeit für mich nahm. Wenn wir Dinge miteinander unternahmen und er mich in seine Welt mitnahm. Irgendwann, als ich 13 oder 14 Jahre alt war, wurde mir langsam und quälend klar, dass meine Gefühle für meinen Vater nicht ganz das waren, was man gewöhnlich für seinen Vater fühlen sollte. Ich denke, ich wusste das schon länger, aber ich erlaubte diesem stillen, aufkeimenden Gedanken nicht aus meinem Herz zu schlüpfen und schon gar nicht den Weg in mein Gehirn zu finden. Doch eines Tages konnte ich den Gedanken nicht mehr aufhalten...als ich meinen Vater in unserem Badezimmer überraschte. Ich hatte ihn sehr selten unbekleidet gesehen und je älter ich wurde, desto seltener wurde es. Manchmal hatte ich mich darüber gewundert. Schämte sich mein Vater, wenn ich ihn so sah? Aber ich schob es darauf, dass es eben der normale Lauf der Dinge war, dass man seine Eltern ab einem gewissen eigenen Alter nicht mehr nackt sah.

Da stand ich nun vor ihm, weil er vergessen hatte die Türe abzusperren und sah ihn fasziniert und errötend an. Ehrlich gesagt glaube ich, dass ich ihn regelrecht anstarrte. Er drehte mir zuerst den Rücken zu und sein seidiges hellblondes Haar floss in goldenen Bächen seinen starken Rücken hinab. Wie breit doch seine Schultern waren. In den noblen und hochgeschlossenen Gewändern, die er sonst trug, war das kaum zu erkennen. Dann drehte er sich zu mir um und ich hielt den Atem an. Dieser wundervolle Körper...seine muskulöse Brust. Ich spürte plötzlich Gefühle in mir aufsteigen, die ich nicht einordnen konnte. Sehnsuchtsvoll und brennend waren sie und schossen von oben nach unten durch meinen Körper und umgekehrt, als mein Blick auf seinen flachen Bauch fiel, von dem sich ein schmaler Streifen goldenen Haares nach unten zog und das umrahmte, was vermutlich mein Gefühlschaos auslöste. Bevor ich tot umfiel, hörte ich ihn sprechen "Draco, ich würde Dich bitten das nächste Mal anzuklopfen und nun geh bitte hinaus". "Du siehst aus, als wäre ich ein Raubtier, dass Dir nach dem Leben trachtet".

Verdammt, warum musste er nur immer so beherrscht und unterkühlt sein? Doch als ich ihm in die Augen sah, verrieten sie mir, dass er bei weitem nicht so beherrscht war, wie er vorgab. Mit einem "Sorry" verschwand ich in mein Zimmer.

Ja, das war dieser Tag, an dem ich diesen Gedanken aus meinem Herzen und in mein Gehirn lies und seitdem lauert er dort und lässt meine Seele gefrieren. Egal, wie oft ich mir selbst sage, dass ich für meinen Vater nur die Liebe eines Sohnes empfinde...ich glaube nicht wirklich, dass es stimmt.

Ab diesem Tag wurde das Verhältnis zu meinem Vater von meiner Seite aus sehr kompliziert. Einerseits suchte ich seine Nähe und bebte jedes Mal aufs Neue innerlich, wenn er mich berührte. Andererseits floh ich vor ihm und suchte die Einsamkeit. Doch je mehr ich die Einsamkeit suchte, desto mehr suchte ER mich. Ich hatte fast den Eindruck, dass er genauso aufgewühlt und glücklich in meiner Gegenwart war und es genauso sehr genoss, wenn ich IHN berührte. Eine Umarmung oder seine Hand zu halten, lösten wahre Gefühlsstürme aus in mir. Doch unsere Berührungen wurden seltener, denn ich war immerhin schon fast 15 Jahre alt und da gehörte sich Derartiges einfach nicht mehr. Und dann passierte es: ich machte einen fatalen Fehler. Im Übermut und vermutlich, weil meine Hormone mich zu einem nicht mehr klar denkenden Etwas werden ließen, sobald mein Vater und ich alleine waren, rannte ich auf ihn zu und schmiss mich lachend auf seinen Schoß. Dann schlang ich meine Arme um seinen Hals und umarmte ihn stürmisch. Er gab einen erstaunten Laut von sich und nach ein paar Sekunden presste er mich an sich. Ich sog den Duft seines Haares in mich auf und rückte instinktiv noch näher an ihn. Mir wurde so heiß, dass man hätte ein Spiegelei auf meiner Haut braten können und ich fühlte, wie die Hitze sich in meinen Lenden sammelte. Oh NEIN! Voller Entsetzen spürte ich das Erwachen meiner Männlichkeit zwischen meinen Beinen und ich wusste, dass auch mein Vater es merken musste, denn schließlich saß ich auf seinem Schoß an seinen Bauch gepresst, an den sich nun noch etwas von mir presste, was ziemlich hart geworden war. Ich hörte, wie mein Vater aufkeuchte und die Luft zischend aus seinen Lungen presste. Gleich darauf sollte ich spüren, dass ich eine Grenze deutlich überschritten hatte, denn er wurde stocksteif, wie ein Brett und schob mich energisch von sich herunter. Er war kalkweiß und auf seiner Stirn glitzerten Schweißperlen. "Draco...ich...was...". Zu mehr kam er nicht, denn ich drehte mich um und lief fluchtartig davon. Mein Gott, wie konnte ich nur! Wie konnte ich meinen dummen Körper nur so wenig unter Kontrolle haben und das ausgerechnet bei IHM! Jetzt ist alles aus! Er wird mich nie wieder an sich heran lassen und sicherlich verabscheut er nun seinen Sohn, der in seinen Augen nichts anderes als ein abartiger Perversling sein kann.

Ich kam den ganzen Tag nicht mehr aus meinem Zimmer und am Abend ließ er mich dann zu sich holen. Ich konnte meinen Blick nicht heben und ihm nicht in seine wunderschönen Augen sehen. Als ich dann jedoch seine unterkühlte Stimme hörte, sah ich ihn doch an...zu sehr schmerzte mich die Kälte seiner Stimme und seiner Worte. "Draco, ich habe ab nächster Woche einen neuen Posten im Ministerium und dafür ist es erforderlich, dass ich eine Weile in eine andere Stadt gehe."

Ich starrte ihn an. "Wohin? Und wie lange?"

Seine Antwort ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. "300km entfernt und vermutlich für 2-3 Jahre."

Ich schwieg und ging. Wie konnte er mir das nur antun. Floh er jetzt vor mir? Nein...er hasste mich. Er hasste mich wegen dieser Sache von heute Nachmittag. Ich hatte es ja gewusst. Die nächsten 3 Tage bis zu seinem Aufbruch sprachen wir kaum miteinander und er ging jeder Gelegenheit aus dem Weg, in der er mit mir allein gewesen wäre. Ich fühlte mich innerlich tot! Gestorben! Aus und vorbei! Und ich glaubte, dass sich dieses schreckliche Gefühl niemals mehr andern würde. Als er ging, nahm er mich kurz in seine Arme. Als ich ihn energisch von mir schieben wollte, sagte er so leise, dass nur ich es hören konnte: "Draco, versteh mich doch...ich MUSS fort. Eines Tages wirst Du mich verstehen. Ich schreibe Dir so oft es geht. Ich liebe Dich, mein Sohn."

Seine Worte brannten wie Feuer in meiner Seele. Zumindest liebte er mich noch als seinen Sohn. Aber warum ließ er mich dann allein? Ich liebte ihn auch, aber nicht als meinen Vater verdammt! Pech und Schwefel...das würde ich ihm aber niemals sagen. "Leb wohl, Vater" sagte ich stattdessen.

Tja...das alles war vor etwa 2 Jahren geschehen und es brannte heute noch genauso in mir, wie damals. Ich lernte damit zu leben und mit seinen Briefen zu leben, aber als ich nun hier auf meinem Bett im Gemeinschaftsraum der Slytherins saß, hatte ich das Gefühl, dass mein Herz in tausend Scherben zerspringt. In wenigen Augenblicken musste die fliegende Kutsche ankommen, die ihn brachte...meinen Vater. Er kam für einige Wochen her und heute Abend wollte er mich überraschen auf meiner Geburtstagsparty...es war mein 18. Geburtstag. Was für ein schönes Geburtstagsgeschenk Du mir doch machst, Lucius...sagte ich mir selber. Alte Wunden, die eh nie verheilt waren, reißt Du damit auf.

Andererseits brannte ich innerlich bei dem Gedanken, ihn endlich wiederzusehen. Wie er sich wohl verändert hat in der ganzen Zeit? Ich habe mich zumindest definitiv verändert.