Titel: Love or just friends?
Teil: 1-4/8
Autor: Brad-san
E-Mail: Brad-sanweb.de
Fandom: Weiß Kreuz
Rating: PG-16
Warnung: lemon, darkfic, depri
Pairing: Nagi/Omi; Yohji/Aya (Einseitig) ...
Kommentar: Eine Geschichte, wie sie das Leben schreibt über die Bedeutung von Freundschaft und Liebe, und wie sehr man sich von Gefühlen leiten lassen kann...
Love or just friends
Damit fing es an. Das Positive genauso wie das Negative. Die Freude, die Tränen. Es war der Beginn und das Ende von Freundschaften und Liebe.
Es war wie jeder Abend. Wie jeder Abend in Tokio, wie jeder in der Wohnung von uns vier jungen Männer, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, Menschen, die gegen das Gesetz verstoßen, davon aber nicht bestraft werden konnten, zu töten.
Allerdings war eines anders: Es war Samstagabend, die perfekte Zeit um wieder auf Beutezug zu gehen, aber Yohji Kudou dachte nicht einmal daran in einen Club zu gehen. Stattdessen saß er (fast) seelenruhig auf meinem Bett und unterhielt sich mit mir.
Und ich hörte ihm auch gelassen zu, trotz all der Sinnlosigkeiten, die der andere von sich gab – bis er schließlich auf sein eigentliches Thema zu sprechen kam, für das er all seinen angetrunken Mut zusammennehmen musste.
3... .
2... o-o
1... oO
„Ich soll WAS?"
„Ja, du hast richtig gehört, Omi."
„Aber- aber er wird mich köpfen, wenn ich das mache."
„Ach was... Wird schon nicht so schlimm werden. Höchstens könntest für eine Nacht mit ihm ins Bett gehen müssen."
Omi wurde rot. Klar, wenn er es sich so überlegte war Yohjis Überlegung nicht einmal verkehrt. Aya würde ihn dafür sicher nicht killen, aber trotzdem...
„Das mit dem Bett teilen würde dir dann aber nicht gefallen?!"
„Richtig, also mach was draus. ... nicht dass ich noch eifersüchtig werden muss!"
Der Rotschimmer auf Omis Wangen wurde noch eine Nuance dunkler. Wenn er sich das vorstellte- obwohl so richtig vorstellen konnte er es sich nicht. Nein, so genau wie Erwachsene Sex hatte, konnte oder wollte er sich nicht ausmalen.
„Ich glaube Nagi wäre da eifersüchtiger als du...
Ich fass unser Drei-Stunden-Gespräch noch einmal zusammen: Zwei und eine drei viertel Stunde redest du irgendetwas über deine neusten Eroberungen, wie es wäre high zu sein und anderes Zeug. Die restliche Viertelstunde verlangst du von mir, dass ich zu Aya gehen soll, weil er sich vielleicht mit mir besser versteht als mit dir, und ihn fragen soll, was er von dir hält. Hab ich das soweit verstanden?"
Yohji nickte nur.
„Du bist dir auch ganz sicher, dass du jetzt weder zu viel getrunken hast - was ich allerdings glaube - noch dass du irgendeine Droge im Blut hast, als du sagtest, dass du dich vielleicht in Aya verliebt hast?"
Nach einigem Zögern nickte Yohji wieder. Er konnte nicht begreifen, wie es Omi schaffte so viele Informationen in einen Satz zu bringen und sich dabei nicht mit der Zunge zu verheddern.
„Und du bist dir ebenfalls sicher, dass ich ihn fragen soll, ob er ‚etwas mit dir anfangen möchte'?"
„Ja, genauso und nicht anders.", bestätigte Yohji Omis Worte.
„Yohji?"
Nur ein gegrunztes ‚hm' bekam er zur Antwort.
„Yohji, warum habe ich das Gefühl, dass du dich wie ein Teeny benimmst?"
„Vielleicht weil ich verliebt bin?!"Der Ältere sah ihn mit einem Blick an, der so mitleidserregend war, wie ihn eigentlich nur Omi zu Stande bringen vermochte.
„Und warum habe ich dann das Gefühl mich auf etwas unglaublich Blödes einzulassen?"
„Weil wir Freunde sind...", murmelte Yohji mehr schlafend als wachend. Er hatte sich schon auf die Seite gerollt und schien jeden Moment einzuschlafen. Er wusste, dass Omi ihn nicht enttäuschen würde.
„Ich werde es bereuen..." Auch Omi machte es sich neben Yohji bequem, zog nur noch Shirt und Hose aus bevor er die Decke über sich und seinen Freund legte.
Er kuschelte sich an Yohji. Schließlich war das nicht das erste Mal, dass sie zusammen übernachteten und nie, wirklich nie, hatte einer von ihnen das Verlangen gehabt, mehr zu wollen als nur das.
Omi lächelte noch leicht und nahm nur noch am Rande wahr, wie Yohji eher unbewusst den Arm um ihn legte und ihn an sich zog.
Verschlafen blinzelte Omi gegen die helle Sonne, die in sein Zimmer fiel.
„Ah, einen schönen guten Morgen, mein Chibi. Hast du auch so gut geschlafen?"
Omi hatte ganz andere Pläne; natürlich es war Tag und auch die Sonne schien schon, aber trotzdem musste er noch nicht wirklich wach sein, oder?
Yohji sah das allerdings anders und bemühte sich darum den Kleinen endlich wach zu kriegen. Schließlich hoffte er, dass er heute noch mit Aya sprach.
„Komm Omi. Wach auf!"
Der drehte sich jedoch um und zog die Decke über beide Ohren. Das gefiel Yohji nun wieder nicht, und so versuchte er Omi durchzukitzeln.
Ihn schien das nicht sonderlich zu stören. Nein, kitzlig war er nicht. Wäre auch zu schön gewesen...
Der Ältere bemerkte das und ihm kam die Idee, Omi auf eine andere Art zu ärgern, gegen die sich eigentlich kaum jemand wehren konnte. Mit dieser Idee schmiegte er sich an den anderen und reizte dessen Seiten, indem er sanft mit den Fingernägeln über die Haut strich.
Erschrocken quiekte Omi auf und haute Yohji dermaßen auf die Finger, dass der schnell seine Hände wieder zu sich zog und gleich maulte, dass Omi doch so was von gemein wäre einen armen, kleinen Yohji zu hauen.
„Wenigstens bist du wach...", murmelte der Ältere.
„Ja..." murrte auch Omi, zwar hellwach, aber sichtlich angepisst.
„Tut mir Leid, Omi."
„Jaja, mir auch."
Beide grinsten sich gegenseitig an. Ein Außenstehender hätte wohl eher gedacht, dass es sich hier um ein Pärchen als nur um Freunde handelte. Aber sie wussten es besser, und das genügte.
„Wenn es dir wirklich Leid tut, gehst du jetzt runter und machst uns allen Essen – und gib dir Mühe, schließlich isst dein Angebeteter auch davon!"
Schnell war Yohji aufgesprungen und Omi konnte nur noch das Trampeltier hören, das die Treppe hinunterstürzte und dazu sicher jeden im Umkreis von mindestens drei Zimmern weckte.
Der Jüngste ging ins Bad um sich Sonntagsfein zu machen, was hieß eine ordentliche Katzenwäsche, kurzes Zähneputzen, ein bisschen rasieren, seine normalen Sachen anziehen, etwas Gels ins Haar machen – und fertig für den Sonntag!
Als er kurz darauf in die Küche wollte, staunte er nicht schlecht, dass Yohji den Tisch mit besonderer Hingabe gedeckt hatte, sogar an eine Kerze und Blumen hatte er gedacht. Unpassend dazu war aber, dass er immer noch nur in Boxershorts seine ganze Arbeit verrichtete. Wenn das Aya ...
Na ja. Es konnte ihm auch egal sein. Was ihm aber nicht ganz gleichgültig war, dass Yohji dabei gut aussah.
Bei diesem Gedanken setzte er sich hin und ließ sich von seinem Freund einen Cappuccino machen – ja, so konnte der Tag immer losgehen.
Der Nächste, der hungrig in die Küche kam, war Aya.
„Guten Morgen, Aya-kun.", verkündete der Jüngste freudig und knuddelte Aya freundschaftlich durch.
„Morgen, Omi."
„Guten Morgen, Aya-kun", brabbelte Yohji mehr unbewusst vor sich hin, während er zwei weitere Cappuccinos aufbrühte.
„Dir auch, Yohji..."
Halt, hier stimmte etwas gewaltig nicht mit Aya. 1.) Ließ er sich von Omi anflauschen und 2.) hatte er zurückgegrüßt.
Und 3.) hatte er noch nichts zu Yohjis ‚Outfit' gesagt.
„Ach, Yohji. Schicke Unterwäsche!"
Der Angesprochene wurde blass und verlegen, was sonst nicht zu ihm passte. Aber sonst war er ja auch nicht verliebt. Und nachdem er seine Sprache wiedergefunden hatte, konnte er antworten:
„Hab ich nur für dich gemacht, damit du meinen Luxuskörper bewundern kannst und..."
Mit einem Röcheln brach er ab, als Ayas Hand etwas zu fest seine Kronjuwelen drückte – nicht zu doll, aber auch nicht gerade harmlos.
„Das... ist der Dank..."
Yohji nicht weiter beachtend, setzte Aya sich hin und überließ es nun Omi sich um den Playboy zu kümmern.
Spätestens nach zehn Minuten hatte Yohji sich wieder erholt, von den Folgen der Berührung ganz zu schweigen, und auch Ken erschien verschlafen am Tisch.
Gemeinsam begannen sie zu essen (Yohji hatte sich noch nicht umgezogen) und plötzlich platzte es aus Omi heraus:
„Aya-kun, hast du 'ne Freundin?"
Der guckte Omi verständnislos an und meinte dann mit vielleicht einem Hauch zu wenig Ironie: „Du weißt nicht, dass ich schwul bin?"
„Das heißt du hast 'nen Freund?!"
Ein seltsames Funkeln erschien in Ayas Augen, in Omis noch mehr und Yohjis Blick fing an zu flackern.
„Lass uns das nachher besprechen... Kommst du zu mir?"
Eifrig nickte Omi, froh darüber die erste Hürde genommen zu haben. Dennoch schallt er sich im gleichen Augenblick einen Narren das in Yohjis Gesellschaft zu gefragt zu haben, denn ihm war der gebrochene Blick in Yohjis Augen nicht verborgen geblieben.
Nachdem Yohji auch wieder schweigend abgeräumt hatte, öffnete er für den Vormittag den Laden. Heute hatten sie nur eine Schicht, und die hatte er mit Ken, nichts Besonderes also.
„Komm rein, Omi.", sagte Aya und die Tür ging vorsichtig auf und ein blonder Haarschopf erschien darin. Fast schüchtern kam der Jüngere in das Zimmer, sah sich nach einer Sitzmöglichkeit um und setzte sich anschließend auf den Stuhl, der beim Schreibtisch stand.
Einige Zeit verstrich, bis Omi etwas sagte und somit die unangenehme Stille brach.
„Aya, hattest du das vorhin ernst gemeint? Also, ich meine... ich... du-", stotterte Omi.
„Unter uns gesagt: jein – zumindest weiß ich, dass ich bi bin."
Der Kleine nickte verstehend und schwieg dann wieder.
„Wehe du sagst jemandem etwas davon, und vor allem Yohji nicht!"
Erwischt, dachte sich Omi. Allerdings war er klug genug um nichts darauf zu entgegnen, sondern fragte: „Warum gerade Yohji nicht?"
„Weil der doch sonst über mich herfallen würde."
Jetzt schaute Omi den Rothaarigen mit großen Kulleraugen an. Benahm sich Yohji etwa so auffällig?
„An deinem Blick sehe ich, dass ich richtig geraten habe..."
„Geraten?", fragte der Blonde fassungslos. Immer wieder überraschte Aya ihn. Er wusste so viel über Menschen, obwohl er sich nicht sonderlich viel mit ihnen abgab. Interessant.
„Wenn wir gleich einmal dabei sind: Was wolltest du eigentlich von mir?", sagte Aya sanft.
Der Jüngere druckste etwas herum: „Also, ich wollte fragen, ob das von heute Früh ernst gemeint war."„Und weiter?"
„Na ja, wenn das stimmt wollte ich wissen, ob du was beziehungsweise was du von Yohji hältst."
„Was soll ich von ihm halten? Er ist ein nahezu perfekter Killer und Florist, und dazu hat er einen tollen Körper."
„Nein", meinte Omi wenig zufrieden mit dieser Antwort „was denkst du über ihn in der zwischenmenschlichen Beziehung?"
Aya schien kurz zu überlegen und antwortete dann: „Du meinst eher, ob ich mir mit ihm eine Beziehung vorstellen könnte? Na ja, er kann nett sein, – aber bei ihm kann man sich nicht sicher sein, ob man nicht nur die Eroberung einer Nacht ist, oder ob er es ernst meint. Was mich wahrscheinlich am meisten stört ist, dass er Drogen nimmt und raucht.
Im Klartext: er ist zwar ein netter Kerl, aber eine Beziehung? Nein!"
Der Jüngere hatte aufmerksam zugehört und hatte somit einen Ton von Wehmut herausgehört, der sonst nicht in der tiefen Stimme war. Als Aya seine Ausführrungen schloss, nickte er verstehend, wenn auch etwas enttäuscht.
So wirklich hellhörig wurde er erst bei der Gegenfrage von dem Rothaarigen.
„Was für eine Rolle spielst du hierbei? Ich kann mir nicht vorstellen, dass DU das wissen willst."
Schon wieder fühlte Omi sich ertappt und ein zarter Rotton schlich sich auf die Wangen.
„Yohji will es wissen?", vermutete Aya und als er seines Gegenübers Reaktion bemerkte war er sich sicher.
„Was soll ich mit dir machen? Du wirst es ihm sagen, das weiß ich. Also, sag du es mir."
Der Blonde zog seine Augenbrauen zusammen, sodass sich kleine Grübchen bildeten und er begann zu grübeln.
„Ähm... Wir könnten heute Abend was gemeinsam machen. Und da ich denke, dass du sehr wohl, wenigstens versteckt, etwas für Yohji empfindest, bekommst du die Chance es ihm selbst zu sagen."
Aya guckte misstrauisch, schien dann aber einverstanden zu sein.
„Ach so, ", äußerte Aya „wie geht es Nagi? Ihr habt euch doch längere Zeit nicht mehr gesehen."
„Doch, ihm geht's gut.", sagte Omi lächelnd, als er an seinen Geliebten dachte.
Da er das Gespräch für beendet hielt, stand Omi auf und ging in Richtung Tür. Er hatte schon die Hand auf der Klinke, als Aya ihn zurückhielt.
„Noch einmal: was für eine Rolle spielst du dabei, Omi?"
„Den Verkuppler?!", fragte Omi vorsichtig.
„Und du hilfst Yohji, weil er dein Freund ist?"Etwas in Ayas Stimme machte den Kleineren aufmerksam. Auf was wollte er hinaus?
Omi nickte jedenfalls.
„Dann weißt du es selbst noch nicht..."
Mit diesen Worten entließ Aya Omi.
Bis dahin verstand ich seine Worte noch nicht, aber es würde nicht mehr lange dauern, bis ich erfahren würde, was diese Worte bedeuteten.
Immer wieder fragte ich mich nach dem Sinn, konnte ihn doch nicht ergreifen.
Es hätte mir eine Warnung sein müssen...
Und so verging die Zeit, die Sonne ging unter, sie saßen wieder bei Tisch.
Nach dem Omi seinen Mut zusammen genommen hatte sagte er mit begeisterter Miene:
„Wisst ihr, wir haben lange schon nichts mehr gemeinsam gemacht und da habe ich mir gedacht, wir könnten heute Abend mal was spielen. Wie zum Beispiel..."
2
„Wisst ihr, wir haben lange schon nichts mehr gemeinsam gemacht und da habe ich mir gedacht, wir könnten heute Abend mal was spielen. Wie zum Beispiel...
FLASCHENDREHEN!"
Allgemeines Murren konnte Omi vernehmen und er wollte fast schon seinen Dackelblick aufsetzten, als Yohji die Chance erkannte.
„So schlecht ist deine Idee nicht mal... Was sagt ihr?", meinte er an die anderen gewand.
Nach kurzem Zögern nickten auch diese beiden und sie beschlossen, gleich nach dem Essen zu spielen.
So geschah es auch, schnell hatten sie sich eine leere Flasche auf den Boden gelegt, sich darum gesetzt und schon ging es los.
Allerdings änderten sie vorher noch etwas die Regeln und zwar, dass der, der gedreht hatte sich die Aufgabe für den überlegte, auf den die Flasche zeigte. Und dieser konnte entscheiden, ob er ‚Wahrheit' oder ‚Tat' nehmen wollte. Zwar durfte ein Spieler nicht zwei Mal hintereinander ‚Wahrheit' nehmen, aber dafür konnte man sich bei ‚Tat' eines von zwei Möglichkeiten aussuchen.
So war für jeden etwas dabei, sogar Aya schien Gefallen an dem Spiel gefunden zu haben, nach und nach taute auch er auf und aus völlig harmlosen Sachen, wie zum Beispiel dreißig Liegestützen, wurden plötzlich doch recht verfängliche Situationen.
„Yohji – was willst du? Wahrheit oder Tat?"Omi hatte die Flasche gedreht und jetzt die Möglichkeit Yohji eins auszuwischen.
„Tat..."
„Gut – entweder du küsst dich mit Aya, so richtig mit Zunge und mindestens zwanzig Sekunden, oder"der Kleine machte eine künstlerisch wertvolle Pause und guckte dabei zu Aya, der ihn fast aufzuspießen drohte. „oder du tust so mit Ken als ob." Omi grinste wie ein Honigkuchenpferd, weil er sich auf beides freute, egal für was sich der ältere entscheiden würde.
Yohji guckte zu Aya, bekam von ihm einen Blick, der zu sagen schien wehe-du-tust-das-sonst-bist-du-dran. Also zuckte er mit den Schultern und wendete sich Ken zu, der würde doch sicher nichts dagegen haben.
Schnell flüsterte Yohji dem anderen etwas ins Ohr, was Omi nicht verstehen konnte, dann begann er damit auf Kens Hüften zu klettern.
Flüchtig streichelte er Kens Gesicht, seine Brust, griff schließlich hinter sich in etwa an die Stelle, wo sich Kens Glied befinden musste und tat so als ob er die Erektion massieren würde.
Omi sah währenddessen dem Schauspiel mit großen Augen und offenem Mund zu.
Bald schon sah es aus, als ob Yohji sich auf Kens Erektion sinken ließ und schon bewegten sie sich fast synchron. Zu schnell. Die Bewegungen wurden fahriger. Viel zu schnell. Yohji täuschte seinen Orgasmus vor.
„So", sagte Yohji, als er von Ken runterkletterte, allerdings ohne sichtliche Zeichen von der Aktion eben „geschafft – Hey Chibi, was guckst du denn so? Willst du auch mal?"
Wenn möglich nahm Omis Gesichtsfarbe noch etwas an rot zu. Langsam begann er sein eigenes Bild über Sex aufzustellen. Denn auch wenn er mit Nagi zusammen war, heiß das nicht zwangsweise sie hatten Sex – in welcher Form auch immer.
Nur störte ihn etwas an dieser Darstellung von eben, selbst wenn er nicht wusste was.
Und trotzdem war er unheimlich froh diese weite Hose zu tragen.
Worüber er nicht so froh war aber, dass noch diese blöde Frage beantworten sollte.
Yohji schaute ihn dümmlich grinsend an und so entschied sich der jüngste ebenfalls so zurück zu grinsen. Und mit einem frechen „Ja!"brachte er Yohji doch leicht aus der Fassung. Das „Ja"entsprach sogar der Wahrheit, solange Yohji der sein würde, mit dem er...
Ähm, das Spiel lief noch...
„Ach Aya, ist das ein Zufall...", verkündete Yohji mit Freude, als der Flaschenhals auf den Rotschopf zeigte.
„Hm – Tat..."
„..." Kurze Bedenkpause „Du küsst mich, so richtig mit Zunge, so wie Omi das vorhin erklärt hat, oder du beantwortest mir ehrlich drei Fragen."
Drei Fragen oder ein Kuss? Die Antwort war klar. Aber galt das überhaupt?
„Hm, darüber haben wir uns nichts ausgemacht...", sagte Aya nachdenklich.
„Aber du kannst dir eins von beiden auswählen...", grinste der älteste noch mehr.
„Dann nehme ich..."
Yohji hoffte gespannt auf den Kuss. Andererseits auch...
„...die Fragen!"Enttäuschung machte sich in Yohji breit, nun gut...
„Okay, erstens: Du findest mich geil?! – Dank dran: die Wahrheit."Von Aya bekam er ein zögerliches Nicken zur Antwort.
„Zweitens: Du willst aber keine Beziehung mit mir?!"Wieder ein Nicken.
Omi und Ken schauten ihren Leader entgeistert an, das waren völlig neue Seiten an ihm.
„Drittens: Warum nicht?"
„Yohji, Yohji. Ich dachte du bist klüger. Denkst du es ist so toll mit jemandem zusammen zu sein, der nur One Night Stands anstatt Beziehung kennt? Yohji, du bist perfekt im Aussehen, im Töten, aber du rauchst, du trinkst, kommst erst viel zu spät nachts nach Hause und du kiffst manchmal. Nein, mit so jemandem möchte ich keine Beziehung haben, auch wenn du verdammt scharf bist."
„Aya, ‚für dich würd ich aufgeben das Trinken und Rauchen, würd das Klo nur im Sitzen gebrauchen'! Nein, wirklich, für einen Mann wie dich, nein für dich würde ich es aufgeben."
Aya schüttelte traurig den Kopf.
„Nein. So schnell geht das nicht."
„Aber wenn ich es geschafft habe, nimmst du mich?!", fleht Yohji der Verzweiflung nah.
„Lass das! Wir sind hier mitten im Spiel. Außerdem hab ich dir schon mehr als nur deine drei Fragen beantwortet. Wenn du willst können wir das Gespräch ein anderer mal fortführen, aber nicht jetzt!"
Geknickt ließ Yohji den Kopf hängen. Wenigsten sah er ein, dass es günstiger war nichts dem entgegen zusetzen.
Auch Omi und Ken wendeten ihren Blick, der bis jetzt auf ihnen gelegen hatte, ab und ein peinliches Schweigen entstand.
Schließlich dreht Aya die Flasche.
Irgendwann bekam Omi noch seinen Kuss, allerdings küsste Yohji nicht ihren Leader, sondern ihn selbst. Und dieser Kuss hatte es in sich, die feuchte Zunge, die in seinen Mund kam, raubte ihm fast den Verstand. Yohji heizte ihm gewaltig ein und seine Knie wurden weich.
Aber beim ersten Kuss durfte das doch sein, oder?
Aya hatte dem älteren diese Aufgabe zukommen lassen, die er auch mit sehr viel Enthusiasmus erledigte. Was der Rothaarige danach jedoch in Omis Blick las, beruhigte ihn auf keinen Fall.
Dieser Kuss. Oh mein Gott – verdammt. Das war so anderes als mit Nagi und dessen flüchtigen und schüchternen Bussis. Das war verdammt geil!
Über die weite Hose freute ich mich schon zum zweiten Mal an diesem Abend.
Mit Yohji war es so... unbeschreiblich faszinierend, vielleicht weil es etwas „Verbotenes"ist.
Ich dachte, es könnte nicht besser werden...
3
Ungeduldig stand Aya noch in der Wohnung vor der Haustür und wartete auf die restlichen drei von Weiß. In einer halben Stunde sollte es losgehen und keiner hatte sich bis jetzt gezeigt und überhaupt: Wieso brauchten die immer so lange? Konnten sie nicht einmal fertig sein, wenn es losgehen sollte? Und so, gleich mit einem verspäteten Kommen, sollte die neue Woche beginnen?
„Kommt ihr jet..."
Oh, Yohji, Ken und Omi standen schon vor ihm und er hatte es nicht einmal bemerkt, weil er sich zu viele Gedanken gemacht hatte. Er konnte ihnen doch vertrauen – was das kampftechnische anging.
„Entschuldigt."
So machten sie sich in zwei Autos auf den Weg zu dem Krankenhaus. Sie sollten dort einen Arzt und dessen Gehilfen beseitigen. Nach Pershas Angaben zu Folge waren Patienten gestorben und der Grund war nicht die Krankheiten, wegen denen sie eingeliefert wurden waren. Irgendetwas fraß sich in die Zellen der Betroffenen und ließ sie eines schnellen jedoch nicht schmerzfreien Todes sterben.
Diese Leichen tauchten nach einer plötzlichen Exhumierung wieder in der Gerichtsmedizin im gleichen Gebäude auf, und die Leichen sahen sozusagen noch lebendig aus... Was dann mit ihnen gemacht werden sollte, wusste nur dieser Arzt.
Kein schöner Auftrag, aber es musste gemacht werden.
Omi hatte sich angestrengt und den ganzen heutigen Tag an seinem Computer gesessen um die wichtigen Informationen zu holen.
Tja, und jetzt saß er schweigend mit Yohji im Auto. Die Last des Tages fiel von ihm ab, und eine angenehme und auch sehr wichtige Aufregung kam in ihm hoch. Nicht so sehr wie am Anfang, aber immerhin merkte er, wie sich sein Körper auf den Einsatz vorbereitete, mehr Adrenalin ausschüttete um in einem gefährlichen Moment bereit zu sein und entkommen zu können.
Endlich waren sie da, und nachdem auch Ken und Aya zu ihnen gestoßen waren, konnte es losgehen. Er sollte mit Ken im Hintergrund bleiben, dem Anführer in einem Abstand von hundert Metern folgen, und ihnen gegebenen Falls den Rücken decken.
Das einzig schwierige war an dieser Mission die ´Arznei´, mit denen der Arzt und Gerichtsmediziner seine Opfer umbrachte, zu finden und unschädlich zu machen, genauso wie die Dateien dazu. Wie soll man etwas zerstören, wenn man über darüber nicht bescheid weiß?
Abyssinian ging voraus, an seiner Seite Balinese. Das Gebäude lag still und steril vor ihnen. Überall waren weiße Kacheln und metallene Wagen mit grünen Decken umhüllt.
Vereinzelt sahen sie eine Schwester, die aber genug mit sich und den Patienten zu tun hatte, als sich um unbegebene Gäste zu kümmern.
So erreichten sie schnell und ohne Zwischenfälle den Keller, in dem der verrückte Arzt seine Experimente entwickelte und die Leichen untersuchte, nachdem er sie aus den Kühlfächern der Gerichtsmedizin geholt hatte.
Auch heute arbeite er, der sich selbst - ironischer Weise - den Namen Hippokrates gab, an der Weiterentwicklung seiner Chemikalien um was auch immer zu züchten, oder auch nicht, denn so genau wusste das keiner.
In dem ersten Zimmer, das Abyssinian betrat, fanden sie nur einen der Gehilfen und ohne das geringste Geräusch ging er zu Boden.
Balinese und Abyssinian teilten sich auf um keine Zeit zu verlieren und kurz darauf kamen auch Bombay und Siberian in den Raum, wo der erste Tote lag.
Tiefer in dem Labor konnten sie einen erstickten Schrei hören. Am Geräusch konnten sie mittlerweile erkennen durch welche Waffe das Opfer, oder eigentlich der Verbrecher, getötet wurde.
Diesmal war es eindeutig der silberne Draht. Da die beiden das zur gleichen Zeit erkannten, grinsten sie sich an und vergaßen für einen kurzen Zeitpunkt den durchgedrehten Arzt.
Der hatte seine Chance genutzt in der zwei der Killer hinter seinen Anhängern her waren und die beiden anderen grinsten.
In seiner Hand hielt er eine Diskette, in der anderen ein kleines Reagenzglas mit einer durchsichtigen Flüssigkeit. Er kam auf Bombay mit einer Geschwindigkeit zu gerannt, die keiner der Mörder einem normal Sterblichen zugetraut hätten. So kam weder er dazu seine Pfeile zu werfen noch Siberian seine Klauen zu benutzen.
Der Arzt rammte dem kleineren seinen Ellenboden in den Kehlkopf, sodass Bombay nicht mal mit einem Röcheln zu Boden ging.
Siberian reagierte aber noch früh genug um Hippokrates aufzuhalten. Mit seinen Krallen fuhr er durch weiches Fleisch, aber nicht annähernd tief genug, dass es den anderen ernsthaft verletzten könnte.
Der Mediziner ließ die Diskette fallen, die Bombay mit letzter Kraft erreichte und in seiner Kleidung verbarg.
Die beiden lieferten sich ein Gefecht, wobei das Kräfteverhältnis sehr ausgewogen war. Erst als Abysserian dazukam, konnte der Kampf für Weiß zum Guten entscheiden werden. Die Flüssigkeit legte sich über den Boden und breitete sich aus.
Nur einige Sekunden waren vergangen, seitdem sie hier eingebrochen waren; noch weniger seitdem Omi auf dem Boden lag und sich krampfhaft den Hals hielt.
Auch Balinese kam in diesen Raum und beeilte sich seinem Freund zu helfen. Er nahm die Hände mit sanfter Gewalt vom Hals weg und ihr Anführer verstand sofort, was er zu tun hatte.
Mit einem regelrecht geübten Schlag traf er Bombays Genick mit der Handkante und nach schier endlosen Sekunden konnte der Junge wieder atmen, da kein Kehlkopf mehr die Luftröhre zudrückte.
Ein erleichtertes Aufatmen war bei den Killern zu vernehmen.
„Los, weg hier!", rief Siberian und schlang seinen Arm zum Stützen um den geschwächten Bombay. Gemeinsam gingen sie in Richtung Ausgang, während Abyssinian und Balinese die Chemikalie mit Wasser den Ausguss hinunterspülten.
Danach beeilten sie sich ungesehen ebenfalls zu den Autos zu kommen.
„Yohji", fuhr Aya ihn an „was hast du dir dabei gedacht? Ich hatte dir ausdrücklich gesagt, dass du hinter mir zu bleiben hast und die abfängst, die zu flüchten versuchen! Es ist deine Schuld, dass Omi so leiden musste und wären wir etwas später gekommen, wären er und Ken tot. Ist dir das bewusst?"
Yohji nickte stumm, natürlich wusste er, dass er sich falsch verhalten hatte, aber es war keine Absicht gewesen – er wollte lediglich Aya helfen, damit sie schneller fertig waren.
„Ken, du wirst Yohjis Wagen fahren. Omi, Yohji, ihr steigt zu mir."Ohne weitere Worte geschah es so, wie Aya es angeordnet hatte. Omi legte sich auf die Rückbank, bettete seinen Kopf in Yohjis Schoß. Still verlief die Fahrt bis nach Hause, nur Omi und der Ältere wechselten des öfteren Blicke.
Er hatte seine linke Hand auf meinem Kopf und fuhr mir beruhigend durchs Haar. Seinen rechten Arm hatte er über meine Brust gelegt. Ich weiß wie töricht es war, aber mir gab diese Berührung weit mehr, als er erahnen konnte – selbst wenn ich wusste, dass die Haltung seines Armes so bequemer für ihn war und nichts mit mir zu tun hatte.
Aber ich fühlte mich geborgen. Es war wie, als hätte Yohji seinen Arm um mich gelegt um mich zu schützen.
Selbst wenn er es war, der indirekt für meine Schmerzen zuständig war. Und wie mein Hals brannte. Als Aya mich befreit hatte, atmete ich viel zu schnell. Jetzt tut meine Luftröhre bei jedem Atemzug weh und ich huste qualvoll, was zu noch mehr Schmerz führt.
Aber ich habe Yohji neben mir und wenn er da ist, kann er den Schmerz mildern...
Sie waren zu Hause angekommen, hatten ihre Sachen gewechselt und jeder ging auf sein Zimmer ohne großartig noch mit jemanden viele Worte gewechselt zu haben.
Aya wollte gerade in sein Zimmer gehen, als er an Omi Tür vorbei ging und dessen Husten hörte. Sachte klopfte er an die Tür und trat schließlich nach einem leisen Ja ein.
„Hey, Omi. Geht's dir besser?"
Der Kleine nickte schwach. Er lag in seinem Bett und sah schlecht aus.
„Das freut mich... Du weißt, dass Yohji und auch du selbst nicht ganz unschuldig daran warst. Was mich ärgert ist die Diskette, die er in der Hand hielt. Sie war später nicht mehr bei ihm, er muss sie verloren haben..."
Omi deutete auf seine Kleidung, die über dem Stuhl hing. „Sie ist... in der Tasche"Wieder hustete er.
Aya ging zu dem Kleiderhaufen und holte besagte Diskette. Mit einem Nicken machte er Omi deutlich, dass er sich bedankte.
„Aya? Ich wollte mich bedanken, denn ohne euch wäre ich nicht mehr am Leben."
„Das ist doch selbstverständlich. Gute Nacht und ´bessere dich´!"
„Warte noch kurz. Bitte. Du..."er hustete qualvoll und sprach dann weiter. „du hast Yohji gestern sehr wehgetan."
„Ich weiß", meinte der Rothaarige. „Aber anders kann er es nicht verstehen. Und hast du über Yohji nachgedacht?"
„Ja", antwortete er traurig „ Ich habe einen netten Freund und hab mich in einen anderen verknallt. Ich bin so blöd!"
Aya schüttelte den Kopf. „Wenn du dir sicher bist, sag es ihm. Oder überlege dir, ob du nicht lieber mit Nagi Schluss machen solltest."
„Okay, ich werde darüber nachdenken."
Mit diesen Worten verließ Aya das Zimmer.
Ich kam nicht mehr dazu mir Gedanken zu machen, ich war einfach zu müde. Und so schlief ich ein...
4
Als Omi am nächsten Morgen erwachte, tat ihm sein Hals nicht mehr weh und überhaupt ging es ihm gut. Nur etwas verschlafen war er noch, aber da er in die Schule musste, würde er wohl oder übel aufstehen (müssen).
Allerdings beschäftigte ihn der Traum, den er gerade gehabt hatte und aus dem gewaltsam gerissen wurde, als der Wecker klingelte. Er wusste nicht mehr genau was er geträumt hatte, aber er wusste, dass er es sehr intensiv gemacht hatte, was unter anderem seine Hormone deutlich machten.
Mit einem Blick auf die Uhr versicherte er sich noch einmal, dass er noch ein klein wenig Zeit hatte, auch wenn er sich danach beeilen müsste.
Er lächelte als Nagis Gesicht in seinen Gedanken auftauchte. Nach und nach sah er auch den ganzen Körper, so wie er ihn sich vorstellte – gesehen hatte er ihn ja noch nie, nicht nackt. Zart und leicht zerbrechlich. Während er mit der linken Hand Nagis imaginäres Gesicht streichelte, wanderte seine andere Hand von der Brust bis hinab zu seiner Morgenlatte.
Da es schnell gehen musste, hielt er sich nicht lange mit Spielereien auf, sondern begann den Schaft auf und ab zu fahren, und das mit einigem Druck.
Hey, woher sollten Männer sonst einen so starken Händedruck herhaben? Etwa vom Koffertragen??
Vor seinen geschlossenen Augen konnte er seinen kleinen Freund (in dem Falle Nagi) sehen, so wie immer, wenn er sich einen runterholte. Doch diesmal war es anders.
In seinen Gedanken wurde Nagi älter, aus der blassen Haut wurde eine von Sonne gebräunte. Der Körper war nicht mehr kindlich, sondern der eines erwachsenen Mannes.
Je weiter er zu seinem Höhepunkt zu strebte, umso mehr veränderte sich der Körper. Er war kurz davor und schließlich veränderte sich auch das Gesicht.
Gleich... gleich würde er kommen.
Die Haare wurden länger und dunkler. Bis schließlich aus den braunen Augen Grüne wurden.
Mit Entsetzten stellte er fest, wer die Person vor seinen Auge war:
„Yohji..." – Mit diesem Schrei ergoss er sich.
Keine Befriedigung verspürte er, nichts... außer Schmerz.
Er hatte sich gerade einen runtergeholt – und dabei an einen anderen gedacht! Das durfte doch nicht wahr sein...
Träge schlich er sich ins Bad und machte sich fertig, immer mit den Gedanken an den Traum, an den er sich langsam wieder erinnerte, und das Erlebnis gerade eben.
Vielleicht bräuchte er wirklich langsam mal Sex...
Leise ging er in die Küche und zu seiner Überraschung waren Yohji und Aya schon da. Der Älteste schlürfte an seinem Kaffee, ohne den er morgens nicht aus dem Bett kam, und Aya war dabei den Tisch zu decken. Wenn es sonst keiner tat...
Omi setzte sich unterdessen nach einem halblauten Morgengruß an den Tisch. Auch Yohji gesellte sich zu ihm, ließ es sich aber nicht vorher nehmen dem Chibi durchs Haar zu wuscheln. Normaler Weise hätte sich der Kleinere vehement dagegen gewehrt, aber heute vermied er es Yohji auch nur in die Augen zu sehen.
So aßen sie still, bis der Ältere fragte wie es Omi denn ging.
„N' ja, esch geht scho bäscher", murmelte er mit vollem Mund. Yohji verstand es auch so richtig und fragte sich bloß, was das kindische Verhalten von Omi zu bedeuten hatte.
Doch bevor er sich noch ernsthaft den Kopf darüber zerbrechen konnte, meinte Aya, dass es nun Zeit wäre den Laden zu eröffnen und dass sie noch schrecklich viel zu tun hatten.
Und auch Omi erinnerte sich daran, dass er in die Schule musste. Und so verabschiedete er sich flüchtig, warf aber vorher noch einen verführerischen - beziehungsweise verliebten - Blick zu Yohji, ohne es eigentlich selbst zu wollen.
Mist. Ich habe ihn angesehen und er hat es bemerkt. Nur ein Spruch seinerseits hätte gefehlt. Ob er es mitbekommen hat, wie ich ihn manchmal ansehe? So verliebt, verträumt...
Verliebt? Ja, wahrscheinlich ist es so – auch wenn ich es mir selbst nicht eingestehen will.
Verdammt! Wie soll das nur weiter gehen?
Selbst im Unterricht geht mir diese Frage nicht aus dem Kopf, immer wieder muss ich an Yohji denken, und auch an Ayas Worte, die mich wiederum an Nagi denken lassen...
Warum muss Liebe immer so schwer sein?
Aber heute werde ich zu Yohji gehen und mit ihm reden, zumindest einen Teil werde ich ihm sagen, nicht alles!
Es musste noch Unterricht sein, denn sonst wäre in dem Blumenladen „koneko sumu le"mehr Betrieb von den Mädchen der Schule in ihrem Stadtteil gewesen. So waren nur zwei Frauen in dem Geschäft und bestaunten die Vielfalt der Blumen und die Fingerfertigkeit der Floristen. Überall waren neue Gestecke und Sträuße, von der Decke hingen Schalen mit grünen Pflanzen und farbenfrohen Blüten herunter.
„Kann ich Ihnen behilflich sein?", fragte Aya die jüngere Frau freundlich. Diese schüttelte aber den Kopf und meinte, dass das zwar sehr nett gemeint wäre, sie aber erst einmal nur schauen wollte. Üblicher Weise war der Spruch des rothaarigen Floristen immer der, dass nicht kaufende Personen den Laden verlassen sollten, aber jetzt sah er davon ab. Immerhin war die Frau nicht eine der Schulgören, die unnötig die Zeit der Blumenverkäufer in Anspruch nahmen.
Aya ging wieder zu seinem Platz an dem Tresen neben Yohji und arbeitete weiter an einem kleinen Strauß.
„Sag mal, was war gestern mit dir los?"Yohji zuckte zusammen, zu tief war er in Gedanken gewesen.
„Ich wollte dir helfen, damit wir schneller..."
„...sterben?!", zischte Aya leise.
„Nein, nach Hause kommen. Es war nicht meine Absicht jemanden zu verletzten."Der Ältere fühlte sich nicht wohl, schon gar nicht, wenn Aya so dicht bei ihm stand. Aya... in den er sich verliebt hatte, den er aber wahrscheinlich nie bekommen würde.
Aya ging nicht weiter auf dieses Thema ein, er wusste, Yohji fühlte sich schlecht, weil es sonst nicht seine Art war seine Pflicht zu vernachlässigen.
„Weißt du", fragte der Braunhaarige „was mit Omi los ist? Er benimmt sich so komisch."
„Ich weiß nicht, vielleicht ist er verliebt...", antwortete Aya nicht wahrheitsgemäß. Spitz fuhr er fort: „Oder er hat noch an den Nachwirkungen von gestern zu knabbern."
„Aya, hör auf! Ich weiß, dass ich Scheiße gebaut habe, das brauchst du mir jetzt nicht dauernd vor Augen zu führen."
„Wenn du keine Kritik vertragen kannst, solltest schleunigst damit beginnen! Omi wird dir sicher nicht deine Taten vor Augen führen."
„Was soll das heißen?", fragte Yohji. Er hatte sich Aya zugewandt und schaute ihm unvermittelt in die funkelnden Amethyste.
Ein Räuspern riss sie aus dem Blickgefecht und prompt wandte sich der Rothaarige an die junge Frau, die sich nun doch entschieden hatte eine der gelben Orchideen zu kaufen. Nachdem Aya sie um das Geld gebeteten hatte und die Frau auch gegangen war, waren sie allein im Laden.
Ein kurzer Seitenblick zu Yohji ließ Aya vermuten, dass dieser sich wieder einem Strauß zugewendet hatte und nicht noch einmal auf das Thema zu sprechen kommen würde.
Dennoch hatte er weit gefehlt.
Yohji hatte nur auf den Moment gewartet, an dem sie wieder allein waren. Da der Jüngere vertieft in seine Arbeit war, riskierte er es Aya an der Schulter herum zu reißen, hielt ihn auch gleich mit Hilfe seines Beckens und der Arbeitsplatte in dessen Rücken an der Stelle, sodass er weder davon laufen oder sich großartig bewegen konnte.
„Aya, was sollte das heißen ‚Omi zeigt mir meine Taten nicht'?"
„Das heißt, was es aussagt. Omi sieht in dir ein Vorbild, vielleicht mehr. Also bemüh dich wenigstens ein gutes Vorbild zu sein! Und jetzt lass mich los."Der Rothaarige schaute dem anderen offen in die Augen, bis dieser seinem Blick nicht mehr standhalten konnte. Zurückweichen tat er trotzdem nicht.
„Sag mir vorher noch eins: Willst du nicht doch mit mir zusammen sein? Ich meine, Aya, ich hab mich in dich verliebt und du weißt ‚Das beste was du je lernen wirst, ist zu lieben und wiedergeliebt zu werden'."
„Dann sieh dich nur vor, und brich' anderen nicht das Herz! Ich liebe dich nicht! Sieh es ein.", kühl hatte der jüngere diese Worte ausgesprochen.
„Nein, ich will es nicht einsehen."Der Trotz in Yohjis Stimme und auch die Verzweiflung waren nicht zu überhören.
„Dann wird es doppelt so wehtun! Und jetzt lass mich endlich los."
Er versuchte sich zu befreien, doch es nützte nichts.
„Yohji, du bist pervers. Du kriegst einen hoch, wenn du mich nur ansiehst und mich so berührst, lass das!"
Wie ein Faustschlag traf es den größeren und endlich wich er zur Seite. Er kämpfte gegen die Tränen. Wenn er jetzt weinen würde, würde er sich wie der größte Trottel vorkommen. Die Männerwelt lag ihm doch offen, auch die Frauenwelt, aber Aya nicht, er war einer der wenigen, die er nie haben würde.
Stumm wandte er sich wieder den Blumen zu, nur ein paar Mal noch zog er die Nase hoch.
Endlich nach geschlagenen zehn Minuten füllte sich der Laden mit den hibbeligen Mädchen, die von den Jungs nicht lassen konnten. Yohji verzog sich diskret nach hinten um die Vorräte im Laden wieder mit frischen Blumen aufzufüllen.
Mit den Mädchen kam auch Omi, der sich gleich eine Schürze schnappte und fleißig arbeitete, nachdem er sich bei Aya nach Yohji erkundigt hatte.
„Yohji, was ist denn mit dir los?", flüsterte ihm Omi leise zu.
„Ach nichts..."
„Glaub ich dir nicht. Ich sehe doch, dass du geweint hast."–
„Hilfst du mir den Kübel hier mit nach hinten zu tragen?"
Über den plötzlichen Themenwechsel verwundert half er Yohji dennoch. In den hinteren Räumen angekommen, stellten sie das Monstrum von Blumenvase ab. Zugleich kam der Kleinere zu Yohji. Er war auf den Boden gerutscht und schluchzte leise, hielt seine Tränen nur noch krampfhaft zurück.
„Hey, Großer..."Omi kniete sich zu ihm und nahm ihn leicht in den Arm. Yohji krallte sich in die ihm dargebotene Schulter und ließ seinen Tränen freien Lauf.
„Scheiße, es tut so weh...", schluchzte er.
„Ich hätte es dir sagen sollen, aber ich dachte, ich würde dir damit wehtun. Es tut mir Leid."
„Ach, Chibi, wenigstens weiß ich jetzt woran ich bin.", meinte Yohji mit bitterer Stimme. Hinzu fügte er: „Du kannst mich nicht verletzten... Du nicht, wo du doch so unschuldig, unerfahren und süß bist...", meinte der Dunkelhaarige.
„Yohji-kun... Du bist gemein. Weder bin ich unschuldig, noch..."der Rest ging in Gemurmel unter. Na ja, irgendwie war er ja noch unerfahren, um es mit Yohjis Worten auszusprechen.
„Doch, doch. Genau das bist du. Unverdorben und wunderbar unschuldig. Du hast noch keinem das Herz gebrochen, genauso wenig wurde es dir gebrochen..."Omi sah diesen Punkt allerdings anders. Natürlich, er hatte gerade mal seinen ersten Freund, seitdem er herausgefunden hatte, dass er homosexuell war – aber unschuldig war er nicht mehr ganz. Das Blut an seinen Händen ließ das nicht zu.
„Ich will nicht, dass du mich so ansiehst, als wäre ich grün hinter den Ohren. Nicht du. Ich meine, du... ich... ähm..." Schon wieder geriet er ins Stottern, weil er nicht wusste, ob er gerade das seiner Liebe sagen sollte oder nicht.
YES or NO?
„Was willst du mir sagen?"
„Ichwolltedichfragen,obdumichvielleichtentjungfernkönntest?!" Es war raus. Eine leichte Röte zeichnete sich auf dem jungen Gesicht ab.
„Was?", fragte Yohji verwirrt.
„Du mich entjungfern? Also, ich meine, ob du nicht der Erste sein könntest, mit dem ich schlafe?!"
„Ich soll WAS?", fragte er mit der gleichen Stimme, wie Omi damals.
„So schwer von Begriff bist du nicht - du weißt, was ich meine. Ich habe dir doch auch den Gefallen getan und Aya gefragt, was er von dir hält; nun würde ich mich freuen, wenn du das für mich tun würdest. Es wäre schön, wenn ich dieses Erlebnis dir zu verdanken habe und immerhin hätte ich dann Erfahrung und dann wäre ich vielleicht auch nicht mehr so schüchtern und-"
Yohji legte ihm den Finger auf den Mund um den wirren Redeschwall zu stoppen.
„Omi, hör mir zu: Mit jemandem zu schlafen, der vorher noch nie Sex hatte ist etwas Besonderes. Etwas Besonderes für beide, weil man daraufhin arbeiten muss, damit es gut wird. Denn das wird dir ein Leben lang in Erinnerung bleiben. Das heißt nicht, dass ich mich nicht deinetwegen anstrengen würde, aber bist du dir wirklich sicher, dass du dein erstes Mal nicht lieber mit dem verbringst, den du von Herzen liebst?"
Das bist ja du, dachte Omi sarkastisch, wagte sich jedoch nicht etwas Derartiges auszusprechen. Yohji hatte schon genug Probleme.
„Was ist denn mir deinem Freund?", fragte Yohji.
„Ich weiß nicht. Ich denke, ich liebe ihn nicht mehr..."In Omis Augen traten Tränen.
„Was ist passiert?"
Du bist passiert, begriff Omi endlich.
Und ich weinte, ich weinte mich an dessen Schulter aus, den ich liebte. Ich wusste, dass er nie etwas anderes in mir sehen würde als einen guten Freund. Und das tat weh. So unendlich weh, als würde mein Herz zerreißen.
Ich wusste aber eines, und zwar dass ich Yohji (noch) nicht davon erzählen durfte. Noch war der richtige Zeitpunkt nicht gekommen.
Wenn ich wenigstens einmal mit ihm schlafen dürfte... Und wenn ich danach noch sein Freund war, würde mir das genügen.
Die Angst, dass er mich auslachen würde, war verflogen.
Und ich weinte immer noch. Ich weinte, weil ich einen lieben Freund hatte, den ich aber nicht mehr liebte. Ich weinte, weil ich den, den ich liebte, nie bekommen würde. Ich weinte, weil ich so dumm war...
„Scht, Omi. Ist doch gut... Hör auf zu weinen."Jetzt tröstete er den, bei dem er sich eigentlich ausweinen wollte. Aber der Kleine brauchte Verständnis, Vertrauen – Liebe. Vor allem Liebe.
Aus verweinten Augen schaute Omi den Brauenhaarigen an und schniefte leise.
„Lächle doch. Tränen stehen dir nicht."Mit einem schiefen Lächeln versuchte er Yohjis Bitte Folge zu leisen.
„So ist's doch schon besser. Ich werde sehen, was ich tun kann, mein Kleiner."
Omi richtete sich etwas auf und flüchtig berührten seine Lippen Yohjis Wange. „Danke!"Und er beeilte sich das Lager zu verlassen. Schließlich fing gleich seine Schicht mit Ken an und da konnte er nicht zu spät kommen.
Wuah, ich hab ihm einen kleinen Kuss geben. Lächelnd trat ich neben Ken und begann mich um die Mädchen zu kümmern, die uns belagerten.
Ich wusste nicht, ob mein Lachen ehrlich war, oder nicht. Auf jeden Fall ging ich unangenehmen Fragen aus dem Weg, wenn ich meine Maske aussetzte, auch wenn es in meinem Inneren ganz anderes aussah.
Aber es bestand Hoffnung, dass ich vielleicht doch einmal mit ihm vereint sein könnte... Auch wenn das hieß, dass ich danach vermutlich noch trauriger sein würde.
Warum aber über Konsequenzen nachdenken, wenn es im Moment gut läuft?
Ich hasse mich für meine eigene Dummheit!
Ich freu mich über eure Kommis.
