Zwei Brüder und zwei Schwestern!
Kapitel 1: Hör immer auf dein Bauchgefühl!
Claire stand im Kinderzimmer und hielt Charlotte fast an sich gedrückt. Sie lächelte vor sich hin, während sie ihrer Tochter die Flasche gab.
„Das schmeckt dir, nicht wahr Schatz! Ja, trink schön aus!" flüsterte Claire ihr zu und lächelte über die schmatzenden Geräusche, die Charlotte von sich gab.
„Kommst du heute noch ins Bett oder soll ich dich dorthin tragen?" erklang eine dunkle Stimme aus Richtung der Tür.
Claires Kopf hob sich und sie schaute direkt in das lächelnde Gesicht von Alex Ryan.
„Haben wir dich geweckt?" fragte sie zurück und ging die wenigen Schritte, die sie noch von einander trennten auf ihren Freund zu.
Alex schüttelte den Kopf und spielte mit den kleinen Fingern von Charlotte.
„Nein ich hatte Durst und jetzt komm schon, nimm die Kleine mit und komm wieder zu mir ins Bett." sagte Alex leise und schlang einen Arm um Claires Hüfte.
Leise gingen sie den Flur entlang, zurück in Claires Zimmer, als beide leise Geräusche vernahmen.
Sie blieben stehen und lauschten.
„Was ist das?" fragte Alex Claire und sah sie verwirrt an.
„ Hört sich an, als würde jemand weinen! Und ich weiß auch wer es ist!" riet Claire vor sich hin und drückte Alex sanft ihre Tochter in die Arme.
Alex verstand erst was Claire meinte, als er sie in Tess Zimmer verschwinden sah.
Es kam immer häufiger vor, dass man Tess beim weinen erwischte, schließlich nimmt es jeden mit, wenn der Mensch, den man über alles liebt bald heiratet.
Alex drückte Charlotte fest an sich und machte sich auf den Weg ins Schlafzimmer.
Für Claire war der Anblick, der sich ihr bot, leider auch nichts ungewöhnlich mehr. Es tat ihr im Herzen weh ihre Schwester so leiden zu sehen, wo sie selbst doch jetzt so glücklich war.
Vor ihr lag Tess, sie hatte ihr Kissen umschlungen und ihren Kopf tief darin vergraben. Ihre Schultern hoben und senkten sich unter ihren heftigen Schluchzern und ihr ganzer Körper zitterte vor tiefer Trauer und Verletztheit.
„Tess…Tess pscht?" flüsterte Claire leise, setzte sich zu ihrer kleinen Schwester aufs Bett und strich beruhigend über die wirren Haare, doch Tess schien sie gar nicht zu beachten.
„Tess rede mit mir!" forderte sie Tess auf und streichelte ihr weiter über die bebende Schulter.
Doch Tess wollte scheinbar nicht und so legte sich Claire zu ihr und umarmte sie einfach.
„Warum Claire, warum sie und nicht ich?" fragte Tess nach endlosen Minuten heiser.
Claire sah ihrer Schwester in die tränenroten Augen und zuckte mit den Schultern.
„Ich weiß es nicht Tess! Aber so sind Männer nun mal!" sagte sie leise und bedauernd.
„Aber ich liebe ihn doch so sehr und keiner kann mir sagen, dass er mit Sally wirklich glücklich sein wird. Die passt doch gar nicht hier her!" ereiferte sich Tess lauter. Sie hatte sich aufgesetzt und schaute Claire mit glasigen Augen an.
Sie sah in diesem Moment aus wie ein kleines Kind, welches nicht den Lutscher bekommen hatte den es wollte.
„Tess ich habe es dir schon tausendmal versucht zu erklären! Sag Nick endlich, dass du ihn liebst und dann erst wirst du Gewissheit haben, was er wirklich für dich empfindet," erklärte Claire ihr und erhob sich wieder.
„ Ich geh wieder ins Bett und du hör endlich auf zu weinen, sondern unternimm etwas!"
Claire verschwand durch die Tür, aber nicht ohne ihrer Schwester noch ein aufmunterndes Lächeln zu schenken.
Als Claire die Tür hinter sich geschlossen hatte kuschelte sich Tess wieder unter ihre Decke und starrte an die Decke.
Claire hatte ja gar nicht mal so Unrecht. Wie konnte Nick sich wirklich richtig entscheiden, wenn sie ihm nicht sagte was sie für ihn empfand.
Doch wie zum Teufel sollte sie es Nick sagen?
Einfach frei heraus?
Oder doch durch einen Brief?
Tess seufzte angespannt und atmete tief ein.
„Ich sag es ihm morgen! Kann ja nicht so schwer sein!" murmelte sie der Decke entgegen.
Doch wenn es nicht so schwer sein konnte, wieso hatte sie ihm nicht schon vor Monaten gesagt, dass sie ihn liebte?
Weil es nun mal doch so verdammt schwierig ist!
Erst spät in der Nacht schaffte sie es in einen unruhigen und zermürbenden Schlaf zu fallen.
Als Claire ihr Schlafzimmer wieder betrat hüpfte sie schnell unter die warme Bettdecke und kuschelte sich so eng es ging an Alex.
„Wo ist Mepsi?" fragte sie und versuchte erfolglos ein Gähnen zu unterdrücken.
Alex streichelte ihr über die Schulter und schob sein Bein zwischen ihre.
„Sie ist mir auf dem Arm wieder eingeschlafen, da hab ich die kleine Maus wieder in ihr Bett gelegt. Und wie geht es Tess?" fragte er zurück.
Claire seufzte und ihr Finger malte unsichtbare Kreise auf Alex nacktem Oberkörper.
„Sie kommt nicht drüber hinweg, dass er heiraten wird. Aber sie versucht ja auch nicht es zu verhindern. Ich weiß einfach nicht wie ich sie zu mehr Initiative motivieren kann. Verflucht Alex sie liebt Nick doch so sehr, tut aber nichts dafür!" sagte sie leise.
Auch Alex seufzte schwer.
Wusste er doch von den Gefühlen von seinem kleinen Bruder.
Doch scheinbar hatten Tess und er den richtigen Zug verpasst.
„Ich weiß auch nicht Claire! Wenn ich meinem Bauchgefühl folgen sollte, dann würde ich sagen, Nick wird nie so glücklich mit Sally werden, wie mit Tess. Doch mein Kopf sagt: Halt' dich gefälligst raus und lass sie ihr Ding durchziehen!"
Claire kicherte und stützte sich auf einem Ellenbogen ab. Abschätzend sah sie ihn an.
Die dunklen Haare, die braunen Augen und dieses markante wundervolle Gesicht.
Wie sehr sie in doch liebte!
So lange hatte es gedauert, bis sie endlich zueinander gefunden hatten.
Und nun waren sie glücklicher als jemals zuvor.
„Und da du immer nur auf dein Bauchgefühl hörst, schließe ich daraus, dass du dich einmischen willst?" fragte Claire und grinste.
Auch Alex grinste und zog sie lieber an sich um sie zu küssen, als ihr die Antwort zu geben, die doch sowieso schon auf der Hand lag.
„Hab schon verstanden!" lachte sie und mit Schwung legte sie sich auf ihn.
Leidenschaftlich küsste sie ihn und erzitterte am ganzen Körper, als sie seine großen, warmen Hände auf ihrer Haut spürte.
„Hey Alter was ist, kommst du jetzt mit nach Drovers? Ich kann es nicht erwarten gegen dich zu gewinnen!" rief Alex aufgeregt. Er und Claire hatten beschlossen, Tess und Nick einwenig auf die Sprünge zu helfen und somit hatten sie für diesen Abend ein kleines Tennisturnier geplant.
Nick war gerade dabei, den alten Traktor zu reparieren.
„Verdammt!... Was willst du Alex?" rief er aufgebracht zurück. Das war einfach nicht sein Tag!
Erst die zwei tragenden toten Schafen, die sich im kaputten Zaun selbst stranguliert hatten und dann dieser alte schrottreife Traktor.
„Man was ist denn mit dir los?" fragte Alex irritiert und trat schon fast vorsichtig an seinen Bruder heran.
Nick seufzte und schmiss den alten Lappen auf den Boden, mit dem er eben noch versucht hatte seine Hände sauber zu wischen.
„Ich bekomm den Keilriemen einfach nicht gelöst. Die Schellen sind total verrosten! Also was wolltest du eben von mir?" fragte er schon wieder etwas milder gestimmt.
Alex nahm den Schraubenzieher zur Hand und in Null Komma nix hatte er beide Schellen auch schon gelöst und hielt den gerissenen Keilriemen in der Hand.
„Ich hab dich gefragt ob du heute mit nach Drovers kommst? Die Mädels haben vor zu grillen und meinen ernsthaft, dass sie uns im Tennis schlagen können!" sagte er lässig und lehnte sich gegen den Traktor.
„Danke!... Ich weiß nicht Alex, ich weiß nicht ob Tess das wirklich für gut halten würde, wenn ich mitkomme," zögerte er und spielte unschlüssig mit den Keilriemen.
Alex schüttelte grinsend den Kopf.
Den Schlamassel hatte sich sein kleiner Bruder selber eingebrockt, doch wofür waren denn ältere Brüder schon da, wenn nicht um ihnen zu helfen.
„Los gib dir nen Ruck! Und selbst wenn sie keine Luftsprünge macht, dann spielen wir ne Runde Tennis und du steckst den Kopf in den Sand, wenn ich dich geschlagen habe!" grinste er uns schlug Nick aufmunternd auf die Schulter.
Nick nickte ergeben nur und machte sich wieder daran, den Traktor in Ordnung zu bringen.
„Gut dann fahren wir um sechs hier los, ach und Bruderherz: Zieh dir was Ordentliches an!"
Nick drehte sich um und grinste seinen Bruder herausfordernd an.
„Und du üb lieber noch ein bisschen. Wäre doch peinlich, wenn du vor Claires Augen gegen deinen kleinen Bruder verlierst!"
„Ja klar, träum ruhig weiter!" murmelte Alex und schüttelte wieder den Kopf.
Fast pünktlich um viertel nach sechs fuhr Nicks roter Ford vor dem Haupthaus auf Drovers vor.
Nick wollte es sich zwar nicht eingestehen, aber er war froh dass Sally das Wochenende über in Fisher verbringen wollte. Sie hatte mehrer Patienten dort und konnte so alle in zwei Tagen behandeln, ohne dauernd hin und her zu fahren.
Er liebte sie, sonst hätte er ihr ja auch kein Heiratsantrag gemacht, doch er war froh sie heute nicht bei sich zu haben.
Vielleicht hatte er ja Glück und es würde an diesem Abend so werden, wie es früher war. Doch da musste er schon viel Glück haben!
„Hey Jungs da seit ihr ja endlich! Sieh mal Mepsi, wer da ist?" strahlte Claire und kam mit Charlotte auf dem Arm auf Alex und Nick zu.
„Hey!" raunte Alex leise und gab seiner großen Liebe einen liebevollen Kuss auf den Mund.
„Na Püppi, komm zu Onkel Alex! Hast du mich vermisst?" fragte er und gab Charlotte einen sanften Kuss auf die Stirn.
„Oh ja hat sie, bis sie ihre Schuhe für sich entdeckt hat! Die sind scheinbar viel interessanter!" lachte sie und machte sich auf um Nick zu begrüßen, der dabei war das Bier abzuladen.
„Ha ha!" kam es nur noch beleidigt von Alex.
„Hey Nick."
„Hey Claire."
Sie seufzte, das würde schwieriger werden als sie dachte.
„Kannst du das Bier schon mal nach hinten bringen, Tess ist auch da und bereitet alles vor."
„Klar kann ich machen!"
Na mal sehen was das heute werden würde?
Auf jeden fall würde Tess ihr erst einmal die Hölle heiß machen, dass Nick auch da war.
Ok sie hatte gesagt: Entweder ich oder er!
Aber irgendwann musste sie doch mal aus ihrem Schneckenhaus herauskommen und ihm gegenüber treten.
Zum Glück hatte sie diese Probleme nicht mehr.
Sie sah zu Alex und ein Lächeln zauberte sich auf ihr Gesicht, als sie sah wie zufrieden Alex und Mepsi waren, wenn sie beieinander waren.
TBC!
Liebe Euch!
