Kapitel 1 – Der Feind spaziert herein
Draco Malfoy war wohl der meist gesuchte Mann in der Zaubererwelt, geht man davon aus, das Voldemort nicht wirklich menschlich war. Wenn er es wäre, wäre Draco Malfoy der zweit-meist gesuchteste. Aber lassen wir die Wortspiele, er war heiß begehrt.
Vier Jahre war es nun her seit er auf dem Astronomieturm der Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei gestanden hatte und es ihm nicht gelungen war, den Schulleiter der Schule zu töten. In dieser Nacht war er mit einem Todesser Kameraden, Severus Snape, geflohen und zum dunklen Lord gebracht worden. Unnötig zu sagen, dass der Meister sehr ärgerlich gewesen war. Er sagte Draco, dass es zwei Möglichkeiten für ihn gab: zu töten, oder getötet zu werden. Draco war eine vernünftige Person, zudem mit einer besonderen Rücksichtnahme auf seine eigene Haut, und so wählte er den vernünftigen Weg. Dann, nachdem er, zumindest teilweise, die Unschlüssigkeit, die zu seiner Niederlage in seiner ersten Mission geführt hatte, überwunden hatte, sprang er mit dem Kopf zuerst hinein und blickte niemals zurück. Überhaupt, es hieß zu töten, oder getötet zu werden.
Dracos Macht und Fähigkeiten wuchsen, sich zuerst langsam durch die Intrigen schlängelnd, aber in den letzten anderthalb Jahren war er emporgeschossen, stand nun neben dem Dunklen Lord als fast Gleichberechtigter, Voldemorts rechte Hand.
Er hatte sogar seinen Vater überflügelt, was sehr interessante Familienessen, auf die seine Mutter möglichst jeden Abend bestand, heraufbeschwor. Draco ließ nie eine Gelegenheit aus seinem Vater seine Stellung unter die Nase zu reiben oder seine Fähigkeiten mit dem Zauberstab zur Schau zu stellen. Obwohl sein Vater fortgeschrittener an Jahren und in manchen Bereichen der Magie war, konnte Draco ihn in einem Duell leicht besiegen, was er eines Nachts bewiesen hatte, als Lucius so wütend über die Arroganz und Überheblichkeit seines Sohnes geworden war, dass er ihn zum Kampf herausgefordert hatte.
Narcissa hatte vor Sorge und Furcht neben sich gestanden, größten Teils um ihren Sohn, obwohl sie es nicht gewagt hatte, Partei zu ergreifen.
Aber sie kämpften. Es war schneller vorbei, als Draco erwartet hatte und es enttäuschte ihn. Nach so vielen Jahren in denen er mit seinem Vater verglichen worden war und immer in seinem Schatten gestanden hatte hätte es schwieriger sein sollen, ihn zu schlagen.
Vielleicht waren es die Jahre, die Lucius unter in der Knechtschaft und dem Schmerz während der ersten Herrschaft des Dunklen Lords verbracht hatte, dann die ständig Furcht und Sorge, die an ihm genagt hatten während der Abwesenheit seines Meisters und schließlich die letzten sieben Jahre der Knechtschaft und des Schmerzes, die seine Reflexe verlangsamt und seinen Geist vernebelt hatten. Oder vielleicht war es der Alkohol. Was auch immer die Faktoren gewesen waren, die zu Lucius Niederlage geführt hatten, Draco verschenkte keinen weitern Gedanken an sie. Er hatte endlich seinen Vater und all die auf die Plätze verwiesen, die in seiner Jugend auf ihn hinab geblickt und ihn unterwürfig zurückgelassen hatten. Als Draco den Zauberstab seines Vaters in seiner Hand hielt, seinen eigenen auf dessen Kehle gerichtet, fühlte er sich auf eine merkwürdige, verdrehte Weise gut. Er konnte seinem Vater in die Augen sehen und wusste endlich, dass er besser war als der. Und Lucius konnte nach dieser Nacht seinen Blick nie lange erwidern.
Aber sollte Lucius nicht stolz sein?, dachte Draco bitter, einige Wochen nach dem Kampf.
Er wollte, dass ich das werde, was ich bin, dass ich in seine Fußstapfen trete; Aber er hat sich niemals träumen lassen, dass ich ihn überflügeln würde. Er wollte niemals wirklich, dass mir irgendetwas gelingt. Er wollte jemanden zum ausschelten und zerstören haben, weil er selbst so unzufrieden war. Und alles weil Lucius eines Nachts in einer heruntergekommenen Bar in Hogmeade in einen alten Freund hineingelaufen war, der gesagt hatte: „Ich sags dir Malfoy, alter Freund, ich habe die Antwort auf all unsere Probleme mit Muggeln und dem ganzen Zeug getroffen. Er sagt wirklich gute Sachen, Malfoy, wirklich. Ein richtiger Denker ist er. Er wird etwas Großes sein, gib nur Acht. Was sagst du, soll ich dich vorstellen?" Diese Nacht war der Anfang von Lucius Zerstörung gewesen, ein Pfad der Dunkelheit, der einen langen Schatten über seine Familie werfen sollte.
Nach dem Kampf hatte Narcissa gewusst, wer der Sieger war. Sie bemerkte, dass Lucius mehr trank und sie sah Furcht in seinen Augen, wenn er ihren Sohn ansah. Draco distanzierte sich sogar noch mehr von ihr, sprach kaum bei den Mahlzeiten und schien immer ärgerlicher und bitterer zu werden. Als Narcissa herausfand, dass Draco die Position des Favoriten des Dunklen Lords eingenommen hatte, weinte sie um ihren Sohn.
Während er zur Spitze aufstieg sah sie ihn jeden Tag einen weiteren Teil von ihm sterben, bis schließlich nichts mehr übrig war, das an den Jungen erinnerte, den sie in ihrem Geist sah, der unschuldig und frei von Dunkelheit war.
Narcissa behielt keine Bilder von Draco in ihrem Zimmer, außer denen, aus der Zeit, bevor er vier geworden war. Danach wurden sein Lächeln und sein Lachen immer seltener bis sie völlig verschwanden bevor er nach Hogwarts ging.
Narcissa hatte nie gewollt, dass Lucius dem Weg folgte, den er gewählt hatte, hatte nie die Frau eines Todessers sein wollen, verachtet und im Stich gelassen von dem Mann, den sie einst geliebt hatte, und das letzte was sie wollte, war dass ihr Sohn ihm in die Dunkelheit folgte. Aber in diesem Sommer, gleich nach seinem sechsten Jahr, war Draco eines Nachts zu spät nach Haus gekommen, sehr viel blasser als gewöhnlich. Als er seine Mutter sah, war da ein kurzer Augenblick, zerbrechlich, als sie in seine Augen blickte und den Tod zurückstarren sah. Aber im nächsten Moment war es verschwunden, ersetzt durch sein typisches Grinsen. Natürlich erkannte sie es, sie hatte diesen Ausdruck in so vielen Augen gesehen. Ihr Mann, ihre Schwester, ihre Freunde, ihres Mannes Freunde. Und nun würde ihr einziger Sohn sein ganzes Leben in Schrecken leben.
Als sie das Ergebnis von ihrem Sohn, seinen Vater geschlagen, sah, wurde sie leer. Sie wurde eine leere Hülle, die ziellos durch das Haus wanderte, während sie die Taten einer treuen Ehefrauen eines Todessers abspielte. Taten, die sie verabscheute für ihre Ignoranz und Arroganz. Als sie ein kleines Mädchen war, hatte sie gesehen, was Vorurteile mit ihrer eigenen Familie gemacht hatten; Sie hatte ihre eigene Schwester seit mehr als zwanzig Jahren nicht gesehen.
Die Entfremdung hinterließ ein Loch in Narcissas Herz, obwohl sie niemals darüber sprechen oder es eingestehen würde.
Manchmal konnte Draco sie ohne Scham in ein altes Taschentuch, bestickt mit dem alten Familienwappen der Blacks, weinend im Wohnzimmer sitzend finden. Sie sprach niemals, wenn er sie fand, sie lächelte ihn nur warm an und winkte ihn weg als ob nichts wäre. So sehr er es auch hasste seine Mutter weinen zu sehen, so waren das doch die einzigen Augenblicke in denen sie ihn so anlächelte.
Draco dachte oft über seine Elter nach, wenn auch nicht mit wirklicher Liebe oder Anteilnahme. Er wusste, dass es da etwas gab, was seine Mutter vor ihm versteckt hielt, aber er hatte es niemals erraten. Also hörte er auf, es zu versuchen. In der Nacht da er zu spät nach Hause gekommen war, mit dem Ausdruck des Todes in seinen Augen, sah auch er etwas, als er ihn das blaue Augenpaar seiner Mutter sah – Scham. Es wühlte ihn bis zum Grund seiner Seele auf, er grinste um zu verbergen, was er fühlte, aber er verstand nie den Blick, den sie ihm zuwarf. Er versuchte sich zu überzeugen, dass er nicht für ihn bestimmt gewesen war; Überhaupt, was für eine Scham lag darin, sich ihrer Sache anzuschließen? Aber diese Augen, blassblau und voll von unberührtem Leben, machten oft seine Träume ruhelos.
Nun, vier Jahre nach diesem Tag, saß Draco in seinem Zimmer, sich ein letztes Mal umschauend. Es würde eine Weile dauern, bevor er zurückkehren würde, wenn alles nach Plan laufen würde, und er überprüfte, ob alles an seinem Platz war. Zufriedengestellt ging er in die anderen Räume des Hauses um sich zu versichern, dass sie vorbereitet waren; sie waren es. Natürlich waren sie es, er war peinlich genau und er hatte an alles gedacht.
Er hatte seine Adlereule Buba mit reichlich Essen und Anweisungen für ihre Behandlung weggeschickt. Er erklärte, dass er nach ihr schicken würde, wenn er zurückkehrte und ihr bitte die mitgeschickten Körner zu füttern und dass eine Belohnung gegeben werden müsse, wenn sie brav war.
Dann musste er über seine Gäste nachdenken. In der Gegenwart und in der Zukunft. Er sorgte vor so gut er konnte. Wenn alles nach Plan liefe, würde er in einem Monat zurückkehren. Wenn nicht, nun... am besten er dachte nicht darüber nach; Es würde entweder heute oder niemals sein. Draco nahm einen tiefen, langen Atemzug, schloss seine Augen und murmelte, „Es kann nicht niemals sein". Er prüfte alles ein weiteres Mal. Es war nicht so, dass er eine unter Zwängen leidende Person war, aber alles musste perfekt sein. Nichts durfte vergessen oder am falschen Platz sein.
Draco seufzte und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Es ist nur ein Haus, sagte er sich, es muss nicht perfekt sein. Es würde genügen.
Draco machte sich auf den Weg ins Wohnzimmer, wo sein Pläne lagen und setzte sich um sie ein weiteres Mal durchzugehen. Alles war festgelegt, all sein Planen und seine Anstrengungen wurden auf eine Karte gesetzt. Es gab die Möglichkeit, dass es nicht funktionieren würde, aber er weigerte sich, seine Gedanken diesen Pfad entlangwandern zu lassen. Wenn nicht, hatte er keinen Plan B. Sein ganzes restliches Leben hing von Heute ab. Trotz seiner zwanghaften und detailverliebten Natur gab es keine Möglichkeit für ihn keinen Plan B. Es hieß alles oder nichts.
Er ging noch einmal alles durch. Es war etwas, das er in der Schule gelernt hatte zu tun, bevor er Prüfungen abgab. Er war immer erstaunt, dass er in seiner dritten Durchsicht Fehler entdecken konnte, die er in den ersten zwei übersehen hatte. Aber er war alles zig mal durchgegangen und er hatte dies über ein Jahr lang geplant. Es musste funktionieren. Er war niemals gezwungen gewesen, sich mit einer Niederlage auseinander zu setzen und er hatte nicht vor nun damit anzufangen.
Draco stand auf und verließ den Raum. Er lief durchs Arbeitszimmer, die Möbel waren am rechten Platz und die Bücher steckten in ihrer Ecke. Er lief durch alle Räume im Untergeschoss, alles doppelt und dreifach prüfend. Es gab nicht wirklich viel zu überprüfen, da er das Haus vor drei Tagen vorbereitet hatte und es seitdem jeden Tag doppelt geprüft hatte, und so dauerte es nicht lange. Als er die Vordertür erreichte, drehte er sich um ins Haus zurückzublicken. Dann erkannte er, dass er dabei war, es hinauszuzögern. Mit einem tiefen Seufzer disapparierte Draco Malfoy.
Er kam an einem sehr unerwarteten Ort an, zumindest für jeden, der ihn sah. Er wusste natürlich genau, wohin er ging, und war deshalb nicht überrascht als er sich einen Brunnen, einen Zauberer, eine Hexe, einen Zentauren, einen Hauself und einen Kobold darstellend, anschauend wiederfand. Zuerst bemerkte ihn niemand als er ruhig Richtung Rezeption lief. Überhaupt, hunderte, vielleicht tausende von Menschen apparierten jeden Tag ins Ministerium. Aber dann hörte er es – das Geräusch von Keramik, das auf dem Marmorboden aufschlug und ein Platschen, das, wie er vermutete, heißer Kaffee war. Es gab einige Laute des Erschreckens, aber jeder war so erstaunt, dass niemand von ihnen daran dachte einen Zauberstab zu ziehen. Draco entschied, dass keine Auroren anwesend waren, sonst wäre dieser Fehler nicht gemacht worden.
Draco setzte seinen Weg zum Anmeldungsschreibtisch fort, sein Grinsen nie aufgebend als er die kleine Hexe hinter dem Tresen ansah. Seine Ankunft hatte nicht genug Aufsehen hervorgerufen um der Hexe bewusst zu machen, dass sich jemand näherte. Hätte sie ihn den Weg vom Apparationspunkt bis er vor ihr stand kommen sehen, hätte sie vielleicht geschrieen, oder ihren Zauberstab gezogen. Stattdessen musste er sich tatsächlich räuspern um ihre Aufmerksamkeit zu erhalten.
Die Hexe sprach aufgeregt in etwas, das wie ein Haarreif mit einem angehefteten Stück aussah, das um ihr Gesicht reichte und vor ihrem Mund aufhörte. Draco sah zu, wie sie beim in dieses Ding reden durcheinander kam. Als er sich räusperte, sah die Frau schließlich zu ihm auf und als sich Erkennen auf ihrem Gesicht abzeichnete, wandelte sich seine Farbe in einen geisterähnlichen Ton von Weiß, das beinahe seinen eigenen Zügen Konkurrenz machte. Draco grinste weiter, mit jeder Zelle seines Körpers Selbstsicherheit ausstrahlend.
Die Hexe war in ihrer Bewegung festgefroren und konnte ihn nur mit offenem Mund ansehen. Draco konnte ihre Furcht spüren und es ermutigte ihn.
Er legte lässig einen Arm auf den Tresen. „Guten Tag, Miss,", begann er, fast leicht lächeln, als ob er vorhabe, zu fragen, wo das Klos sei. Als er sprach zuckte die Hexe wie geschlagen zusammen. Ihre Augen weitetet sich, als sie die volle Bedeutung Draco Malfoy , den Draco Malfoy, zu sehen, begriff, vor ihr stehend, grinsend, und mit ihr sprechend. Mit ihr. Was er sagte war: „Würden sie bitte Mr Potter informieren, dass er Besuch hat?"
