Summary: ‚Charmed' ist nur eine Serie – oder? Als Julie eines Tages mitten in der magischen Welt aufwacht beginnt das Abenteuer ihres Lebens…

Disclaimer: Und falls hier jemand unter Wahnvorstellungen leidet: Schön wär's, aber nein, ‚Charmed' gehört nicht mir.

Note: Hallo :) Schön, dass ihr den Weg hierher gefunden habt.

Als Vorwarnung: Das hier ist eine Chris-Geschichte, wer also die 6.Staffel nicht mag -bin in letzter Zeit immer wieder über solche wunderlichen Leute gestolpert ;) - der solltedas hier nicht lesen. Außer er möchte sich vielleicht überzeugen lassen! Wie auch immer: Herzlich Willkommen zu 'Zwischen den Welten'!

o

Zwischen den Welten

Kapitel 1

Julie saß auf der Couch und ärgerte sich. Da war sie extra über das verlängerte Wochenende zu ihrer besten Freundin geflogen – und das war ein weiter Weg! – und die musste arbeiten! Nicht, dass Kristin irgendetwas dafür konnte. Sie war Assistenzärztin – wenn der Chefarzt sagte ‚Spring!', fragte sie nur noch wie hoch. Trotzdem… sie hatten dieses Wochenende fast drei Monate geplant. Und jetzt saß sie hier fest in einer Stadt, die sie nicht kannte, in einer Wohnung, die nicht die ihre war und sah eine Sendung, die sie nicht mochte. Es kam einfach nichts im Fernsehen! Also war sie am Ende bei ‚Charmed' hängengeblieben. Gut, dass sie die Serie nicht mochte, das war vielleicht übertrieben. Sie war einfach immer mehr der ‚Buffy'-Typ gewesen. Dieser Hexenkram war – wenn es nicht gerade um Willow ging – einfach nicht ihr Ding….

Zu allem Überfluss schien die Folge auch noch in der Zukunft zu spielen, mit Charakteren, die sie nicht kannte. Obwohl… der eine hieß Wyatt. War das nicht Pipers Sohn? Man, der hatte sich aber entwickelt! Etwas düster zwar – ansonsten aber richtig niedlich. Der Dunkelhaarige war aber auch nicht schlecht. Tolle Augen! – Ja, je länger sie ihn anschaute umso mehr musste sie sagen, dass er… richtig süß war.

Trotzdem…

Sie stellte den Ton aus und überlegte, ob sie einfach schlafen gehen sollte. Sie würde ja doch nicht den Anschluss kriegen bei ‚Charmed'. Wenn man nicht wusste, worum es eigentlich ging war das Schauen einer Serie sinnlos.

Sie warf dem süßen grünäugigen Schauspieler, der gerade einen Zauberspruch aufsagte, noch einen Blick zu und schaltete dann aus. „Also gut…", meinte sie zu niemand Bestimmten. „Schlafenszeit." Passend zu ihrem Entschluss stellte sich ein Gähnen ein. Sie drehte sich auf der Couch um, zog die Decke über sich und schloss die Augen.

ooo

Das blaue Portal öffnete sich, Chris warf einen letzten Blick auf Bianca und sprintete los. Noch einmal duckte er sich um einem Energieball auszuweichen, dann – knallte er gegen ein Mädchen, das plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht war. Sie rissen beide geschockt die Augen auf, fielen aber durch den Schwung trotzdem durch das Portal.

Auf der anderen Seite stürzten sie zu Boden. Sie hat ja fast nichts an, war sein erster Gedanke, bevor ihm bewusst wurde, dass er immer noch auf ihr lag. Schnell stand er auf.

„Chris", rief jemand hinter ihm. Er drehte sich um und entdeckte die Charmed Ones und Leo. „Geht's dir gut?", fragte Piper.

„Ja…", antwortet er.

„Aber.. wir haben doch den Spruch gerade vor 2 Sekunden unter der Diele versteckt! Und wer ist eigentlich sie?" Phoebe deutete auf das unbekannte Mädchen.

‚Sie' lag immer noch auf dem Fußboden. Sie starrte sie alle an, als hätte sie einen Geist gesehen.

„Keine Ahnung", sagte Chris und drehte sich zu ihr um. „Wer bist du?"

„Julie", stieß sie hervor, setzte sich auf und stammelte dann: „Aber… wenn ich… ich hab doch nur… ihr seid doch nicht… nicht wirklich…" Mit großen Augen sah sie zu den Mächtigen Drei hoch. Sie hob einen Finger und zeigte nacheinander auf sie: „Phoebe… Paige… Piper… richtig?" Das letzte Wort kam etwas schrill aus ihr heraus. Als Phoebe nickte, nickte sie auch und meinte: „Toll, ganz toll…" Dann verlor sie das Bewusstsein.

o

Phoebe ging zu ihr hin. „Helft ihr mir mal?" Mit vereinten Kräften trugen sie sie zum Sofa du legten sie darauf ab. „Sicher, dass sie kein Dämon ist?", wollte Paige wissen.

Phoebe schüttelte den Kopf. „Nein, ich glaube nicht. Ich habe entsetzliche Angst und Unglauben bei ihr gespürt."

„Na, schön. Kein Dämon also. Dann wahrscheinlich eine Unschuldige. – Chris, Leo: umdrehen!" Piper sah sie eindringlich an.

Leo gehorchte, Chris holte von einem Sessel eine Decke und reichte sie Piper, ohne das halbbekleidete Mädchen noch einmal anzusehen. Phoebe und Paige deckten sie zu.

„Und jetzt?", fragte Leo.

„Jetzt dürft ihr euch wieder umdrehen – und du, junger Mann wirst uns erzählen, was da vor sich gegangen ist!"

Chris zuckte mit den Schultern. „Ich konnte in letzter Sekunde fliehen. Und als ich durch das Portal wollte, da stand sie auf einmal da. Ich bin praktisch in sie hineingelaufen und habe sie dadurch mit in die Vergangenheit gestoßen."

Paige sah zu der Unbekannten hinunter. „Aber wieso sollte sie auf einmal dort auftauchen?"

„Vielleicht ist sie eine Hexe, die ihre Kräfte noch nicht im Griff hat", mutmaßte Leo. „Ein Teleporter oder so etwas."

Chris nickte. „Wäre möglich."

„Chris?"

„Hm?" Er sah Phoebe fragend an.

„Was ist mit Bianca?"

Er zuckte zusammen. „Sie wird für niemanden mehr eine Gefahr sein", sagte er leise.

„Das tut mir leid", sagte Phoebe mitfühlend.

„Mir auch", meinte er. Sein Blick wandterte von Phoebe wieder zu der Unbe… - „Sie bewegt sich!"

Alle Blicke richteten sich auf das Mädchen. Sie öffnete langsam die Augen, ihre Hand fuhr zu ihrem Kopf. Als sie wieder einigermaßen bei sich war, sah sie die Menschen um sich herum an. „War ja klar, dass es nicht Buffy sein konnte."

Ihr humorvoll-ironischer Ton ließ die anderen die Augenbrauen hochziehen. Sie winkte ab. Von ihren privaten Serienvorlieben konnten sie natürlich nicht wissen. – Sie… Hexen… Charmed Ones… Wächter des Lichts. Heilige Scheiße… Ich bin tatsächlich in Charmed! Sie setzte sich auf und versuchte zu lächeln. „Also… habt ihr schon entschieden, was ihr mit mir machen wollt?" So lief das doch normalerweise: Ein Fremder tauchte auf, verlor das Bewusstsein und währenddessen beredete die Scoobie-Gang… äh, berieten die Hexen über ihr Schicksal.

Piper schüttelte den Kopf. Chris fragte: „Julie, wie bist du auf den Dachboden gekommen?"

„Ähm… wenn ich mich recht erinnere, hast du mich angerempelt und wir sind durch das Portal gestolpert."

„Nicht dieser Dachboden… der in der Zukunft! - Er ist normalerweise nicht so leicht zugänglich!"

Die Schwestern und Leo sahen ihn an, als wollten sie sagen: Nicht? Immerhin waren in den letzten Jahren andauernd Dämonen hier aufgetaucht.

„Zumindest in meiner Zeit nicht mehr", fügte Chris hinzu und hoffte, sie würden nicht nachfragen.

Julie zucke mit den Schultern. „Ehrlich gesagt: Ich habe nicht den blassesten Schimmer einer Ahnung. – Aber… ihr könnt mich doch zurückschicken, nicht wahr?" Sie sah von einer Hexe zur anderen und suchte um Bestätigung.

„Nein."

„Nein? Warum nicht, Chris? Du bist doch mit Bianca auch in die Zukunft gegangen." Paige verschränkte die Arme.

„Ja. Aber ich kenne den Zauber nicht, mit dem sie das Portal gemacht hat und der Spruch, mit dem ich zurückgekommen bin wirkt nicht in die Zukunft."

„Was hast du denn dann gedacht, wie du zurückkommst, wenn deine Aufgabe hier erledigt ist?", wollte Piper wissen.

„Ich dachte, mir wird schon etwas einfallen." Er versuchte unverfänglich zu klingen. Der wahre Grund war, dass, wenn er einen Weg finden würde, dieses Mädchen zurückzuschicken, Wyatt vielleicht eine Möglichkeit finden würde, das auszunutzen. Er schielte zu Julie und hoffte, sie würde nicht verraten, was in der Zukunft wirklich Sache war. Dass Wyatt die Welt beherrschte zum Beispiel.

Aber Julie hatte ganz andere Sachen im Kopf, als dem Wächter des Lichts Ungelegenheiten zu bereiten. Während des Wortwechsels war sie blass geworden. Natürlich. Sie denken, ich bin aus der Zukunft wie dieser Chris. Sie wissen gar nicht, dass ich nicht hierher gehöre.

Phoebe sah sie forschend an. „Was hast du?"

„Ach… nichts." Sie lächelte und versuchte ein etwas fröhlicheres Gefühl zu entwickeln. Phoebe war offenbar eine Empathin. – Dann fragte sie sich, warum sie eigentlich vor den Hexen etwas verbergen wollte. Vielleicht weil meine Geschichte so verrückt ist, dass ich selbst schon an meinem Verstand zweifle? Dazu brauche ich nicht auch noch ein paar fiktive Superhexen!

„Irgendwas hast du doch!" Phoebe war scheinbar hartnäckig.

„Okay, gut erkannt, Sherlock! – Ich bin hier immerhin in einer mir völlig fremden Zeit mit Leuten, die ich nicht kenne, wurde von Kräften hergeschickt, die ich nicht verstehe… reicht das, um etwas nervös zu sein?"

„Äh, ja", antworte Phoebe und wandte sich beschämt ab. Klar war das Mädchen durcheinander in einer solchen Situation. Hin und wieder sollte sie zusätzlich zu ihren empathischen Fähigkeiten auch mal ihr Hirn benutzen.

Piper klatschte in die Hände. „Na schön. Ich würde vorschlagen, du schläfst heute hier und wir kümmern uns morgen um diesen Schlamassel. Einverstanden?"

„Ich nehme sie mit ins P3", schlug Chris überraschend vor.

„Oookay…, mach das." Piper war inzwischen alles recht. Sollten die beiden Future-Kids doch ruhig im P3 schlafen. Wenn es Chris glücklich machte. Piper wollte nur noch ins Bett. Der Tag war aufregend genug gewesen.

„Julie?"

Julie schaute auf. Chris hatte ihr seine Hand entgegengestreckt. Nach einem weiteren Blick auf die Mächtigen Drei ergriff sie sie zögernd. Sofort wurde sie in leuchtendes blau-weißes Licht getaucht, hatte das Gefühl, ihr Magen würde von innen nach außen gestülpt, musste blinzeln und war im Club. Wegen des Gefühls in ihrer Magengegend hing sie einen Moment lang etwas ungraziös an Chris' Arm.

„Geht's wieder? – Man gewöhnt sich daran… Naja, die meisten jedenfalls."

Sie löste sich von ihm. „Hm, geht schon."

„Okay, dann setz dich einen Augenblick."

Julie ging zum nächsten Stuhl. „Kommt jetzt eine Ansprache? Genauso klingst du nämlich…"

„Ich will nur sichergehen…." Er setzte sich ihr gegenüber. „Woher weiß ich, dass du keiner seiner Agenten bist?"

„Wessen Agent?"

„Komm… spiel keine Spiele! Wen meine ich wohl?"

Julie riet: „Wyatt?"

„Die Kandidatin hat 100 Punkte… Also?"

Sie zuckte mit den Schultern. „Du kannst es nicht wissen. Ich weiß es, aber das wird dir wohl kaum reichen, hm?" Sie überlegte. „Wie… wäre es… mit einem Wahrheitszauber?"

„Keine schlechte Idee. Allerdings bin ich keine Hexe." Die Aussage stand provokativ im Raum.

Julie war verwirrt. Sie hatte eindeutig im Fernsehen gesehen, wie er magische Kräfte benutzt hatte. Aber lag das vielleicht innerhalb seiner Whitelighter-Fähigkeiten? – Das war das 1.Mal, dass sie wünschte, sie hätte mehr Ahnung von dieser Serie. „In Ordnung. Dann erzähle ich dir, was ich vor euch verborgen habe. – Aber du wirst mir sowieso nicht glauben."

„Versuchs", sagte er und lehnte sich erwartungsvoll zurück.

„Ganz recht. … Du hast vorhin gefragt, wie ich auf den Dachboden gekommen bin und ich sagte, ich wüsste es nicht."

„Richtig, und?"

„Ich weiß es tatsächlich nicht. – Allerdings bin ich auch nicht aus der Zukunft."

Bei diesen Worten beugte er sich wieder vor. „Wie bitte?"

„Ich bin weder von dort – noch gehöre ich hier hin."

„Und was soll das heißen?" Chris hörte sich langsam ungehalten an.

Ich schätze, ich kann nicht ewig um den heißen Brei herumreden… „Da wo ich herkomme, gibt es keine Magie. – Naja, nach heute bin ich mir da nicht mehr so sicher. Auf jeden Fall ist das alles hier…" Ihre Hände umfassten die Situation, den Club und die ganze magische Welt. „…für mich bis vor einer halben Stunde nur Fiktion gewesen."

„Fiktion… wie in einer Geschichte?"

„Genau."

„In einem Buch?"

„Nicht ganz… - eher wie in einer Fernsehserie…" So, jetzt war es raus. Mal sehen, wie er reagieren würde.

Chris sah sie einen Moment lang einfach an. Als versuchte er herauszufinden, ob sie scherzte. „Eine Fernsehserie? - Eine verdammte Soap?"

Julie lächelte entschuldigend. Es war ja nicht so, als könnte sie etwas dafür. Aber jemandem zu sagen, dass er eigentlich gar nicht real war.. das konnte schon irgendwie unangenehm sein.

Chris stand abrupt auf. „Du hast Recht! Ich glaube dir nicht." Er ging auf und ab. Als er schließlich stehen blieb, sah er sie erneut an. „Aber wenn du wusstest, dass ich dir das nicht glauben würde, warum hast du dann den Wahrheitszauber vorgeschlagen? Durch den würde ich doch sofort merken, dass du lügst."

„Nun, entweder das, oder…" Sie überließ es ihm, die Lücke zu füllen.

Das tat er dann auch: „Oder du sagst die Wahrheit."

Julie nickte. Das war besser gegangen, als sie gedacht hatte.

Chris ließ sich wieder ihr gegenüber nieder. „Eine Serie… als wäre unser Leben nicht schon Farce genug. – Du weißt nicht zufällig wie das alles hier ausgeht?"

„Tut mir leid… nein. Ich glaube, es ist eine Erstausstrahlung. Davon abgesehen mag ich ‚Charmed' nicht mal besonders."

„'Charmed'? Ist das der Name der Serie?"

„Ja." So niedergeschlagen, wie Chris jetzt aussah, wünschte sich Julie, sie hätte das Ganze doch für sich behalten. „Chris?"

„Ja?"

„Tut mir leid, wenn ich die Dinge für dich verkompliziere."

„Hmpf… Nett, dass du das sagst. – Also, Julie aus der richtigen Welt, was weißt du über dieses San Francisco?"

„Nicht viel. Ich war eigentlich nur zu Besuch da, bevor ich… hierher geraten bin. Und da meine Freundin arbeiten musste, habe ich etwas fern geschaut und bin… bei euch hängen geblieben."

„Ich dachte, du magst uns eigentlich gar nicht."

„Nun, nicht euch im Speziellen. Als die Serie anlief war ich nur schon voll im Buffy-Fieber. Und zu viel Fernsehen soll man ja auch nicht. Deshalb habe ich nur immer mal eine Folge gesehen. – Wer auch immer dafür verantwortlich ist, dass ich hier bin, hätte euch ja wenigstens einen Fan schicken können, oder?"

„Das würde es wahrscheinlich einfacher machen, ja." Chris wollte eigentlich nicht davon sprechen, dass sie alle in ihrer Welt nicht real waren, wollte nicht daran glauben… Aber.. er hatte das ungute Gefühl, dass sie die Wahrheit sprach – oder zumindest das, was sie für die Wahrheit hielt. „Was genau hast du gesehen, bevor du plötzlich in der Zukunft auf dem Dachboden aufgetaucht bist?"

„Nun, Bianca hat dir deine Kräfte genommen… Und dann kamen die Mächtigen Drei – hey, du bist doch eine Hexe! Das Elixier hat bei dir nicht gewirkt! – Naja, du bist dann schließlich mit Bianca zurückgegangen. Oder vorgegangen? Kann man sagen ‚Zurück in die Zukunft'? – Oh ja! Kann man." Doc Brown lässt grüßen… „Auf jeden Fall waren dort dann eine Menge Dämonen – aber Wyatt hat sie weggeschickt. Was ich nicht verstehe ist: Wyatt ist doch Pipers Sohn, oder? – Wieso war er böse? – Und wieso hat er gesagt, er würde jeden anderen, der das versucht hat, was du versucht hast sofort töten… Nur mit dir wäre es etwas anderes. Was macht dich so besonders?"

Chris' Mund verzog sich zu einem gequälten Lächeln. „Wieso Wyatt böse ist? – Julie: Das ist hier die Preisfrage! Und das ist der einzig Grund, warum ich hier bin in der Vergangenheit! Um herauszufinden, was mit Wyatt geschieht – und es zu verhindern."

„Hm… und?"

„Und was?"

„Du hast meine zweite Frage nicht beantwortet. Wieso würde er mit dir nicht so verfahren wie mit jedem x-beliebigen ‚Verräter'?"

„Keine Ahnung", stieß er hervor. „Du hast es doch gesehen… er wollte mich töten. Es war das 1.Mal, dass er es wirklich versucht hat… Doch nach allem, was er… was er unserer Familie angetan hat…" Seine Stimme wurde leiser. „Ich hätte nicht gedacht, dass es so lange dauern würde, bis er begreift, dass er mich auch nicht braucht."

Julie sah ihn forschend an. „Dann bist du… sein Cousin oder sein Bruder, richtig?"

Einen Moment lang fiel seine Maske. Sie sah seine Einsamkeit, den Verlust und die Angst in seinem Gesicht. Als er dann tief Luft holte verschwanden diese Empfindungen wieder. „Richtig. Wyatt ist mein Bruder."

Julie lehnte sich zurück. So wie er es gesagt hatte, war es etwas, was er schon lange niemandem mehr gestanden hatte. Piper, Phoebe und Paige wussten es nicht. Leo wahrscheinlich auch nicht. Und ihr, einer Fremden, die er vor zwei Minuten noch für eine Spionin seines Bruders gehalten hatte und die mit dieser Information vielleicht sofort zu den Mächtigen Drei rannte… ihr sagte er es. „Wie lange bist du schon in der Vergangenheit?"

Er zuckte mit den Schultern. „Ein paar Monate…"

Sie fuhr sich mit den Händen über das Gesicht. Das war vielleicht ein Schlamassel… „Hast du… du warst die ganze Zeit alleine… auf dich gestellt."

„Aber nein", sagte er. „Ich hatte doch die Unterstützung meiner mich liebenden Familie…" Sein Tonfall strafte seine Worte Lügen. Diese Ironie sagte: ‚Ja, ich war ganz alleine. Sie verstehen mich nicht, sie misstrauen mir und ich weiß nicht, wie lange ich das noch aushalten werde…'

„Bist du sicher, dass du es ihnen nicht vielleicht doch sagen willst?"

Er sah sie seltsam an. „Nein. Das geht jetzt nicht mehr. – Hör mal, das ist ziemlich kompliziert und eigentlich… geht es dich auch nichts an."

Wo er Recht hat…Julie errötete. Da saß sie hier und fragte ihn nach intimen Dingen seines Lebens… Was hatte sie sich gedacht? – Andererseits glaubte sie nicht, dass er ungern mit ihr darüber redete. An diesem Punkt hatte er sie nur von sich gestoßen, weil es zu sehr in die Tiefe ging. Später vielleicht. Was heißt hier später? - Morgen bin ich vielleicht schon nicht mehr da! Apropos…"Du hast Recht. – Ähm… wo du jetzt weißt, dass ich nicht aus der Zukunft komme – Was denkst du: Wie stehen meine Chancen wieder nach Hause zu kommen?"

„Hm… ehrlich gesagt: Nicht gut, wenn wir deine einzige Chance sind. Deine Herkunft… nun, wenn man einen Zauber schreiben und ein Portal kreieren wollte, müsste man das Problem so behandeln, als suche man eine ganz bestimmte Alternativwelt, ein Paralleluniversum. Aber da es praktisch unendlich viele davon gibt…"

„…ist es wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen, verstehe."

„Allerdings bist du sicher nicht zufällig hier. Ich würde damit rechnen, dass wer immer dafür verantwortlich ist, dass du hier bist, dich auch wieder zurückschicken wird."

„Toll – es gibt also keine Garantie. Das ist super!"

„Sieht so aus." Als er bemerkte, wie sich ihre Finger um die Tischkante krallten, sah er auf. Sie war käseweiß.

Aber das hatte sie nicht davon abgehalten, eine ironische Bemerkung zu machen. Das erinnerte Chris doch irgendwie sehr an sich selbst. Er stand auf und räusperte sich. „Dann wollen wir mal schauen, wo du heute Nacht schlafen kannst. – Eine Decke hast du ja schon." Sie nickte und zog beim Aufstehen das Stück Stoff enger um sich. Gemeinsam gingen sie in den Hinterraum. Chris zog die Couch aus und nahm aus dem Schrank seine Decke und sein Kissen. Letzteres reichte er Julie. „Ich nehme den Sessel. Solltest du länger hier bleiben, ziehst ja vielleicht doch zu den Schwestern. Heute machen wir es so."

„Okay." Julie wusste, dass es zwecklos war zu widersprechen. Mal davon abgesehen, dass es kitschig geklungen hätte, hatte sie so die Ahnung, dass Chris nicht jemand war, der leicht seine Meinung änderte.

Also legte sie sich auf die Couch und Chris versuchte es sich im Sessel bequem zu machen. Da er in den letzten Jahren schon an wesentlich unschöneren Orten geschlafen hatte, war das kein Problem. Julie, die sich in ihre Decke kuschelte hatte trotz des ‚Komforts' Schwierigkeiten mit dem Einschlafen. Als sie das letzte Mal die Augen geschlossen hatte war sie im Winter-Wunderland aufgewacht! Na gut. Winter war hier vielleicht nicht gerade. Aber Wunder kamen sicher vor.

Wo würde sie das nächste Mal aufwachen?

Auf dem Mars?

o

Glücklicherweise nicht. Am nächsten Morgen war sie immer noch im P3. Und wenn man mal die Zahlen auf dem hübschen Digitalwecker beachtete, dann hatte sie auch ziemlich lange geschlafen. Sie setzte sich auf und sah sich nach Chris um. Er saß in frischen Sachen auf dem Sessel und trocknete sich mit einem Handtuch die Haare.

„'Morgen", gähnte sie und hob die Hand zum Mund.

„Hi."

„Sag mal – wo hast du denn hier bitte geduscht?"

„Ich war kurz bei den Schwestern. – Sie haben mir auch etwas zum Anziehen für dich mitgegeben." Er deutete auf einen Stapel Sachen auf dem Tisch.

„Oh, das ist prima! Danke!"

Ich hab ja nichts gemacht! – Wenn du dann fertig bist, können wir dort auch frühstücken."

„Fertig?" Ihr Gehirn arbeitete noch im Schlaf-Modus.

„Ja… mit anziehen… Dann orbe ich uns zu meiner M…. zu den Schwestern und du kannst vielleicht auch mal duschen… oder Zähne putzen. Oder dich kämmen. – Komm einfach raus, wenn du soweit bist!" Damit stand er auf und ging aus dem Raum.

Bei ‚dich kämmen' hatte Chris gegrinst, Julie konnte sich also in etwas vorstellen, wie sie aussah. Sie schielte nach oben, konnte ihre ‚Ich-bin-grad-aus-dem-Bett-gefallen'-Frisur aber natürlich nicht sehen.

o

Chris ging vor dem Raum auf und ab. Der Morgen hatte nicht gut angefangen. Er war schweißgebadet aus einem Alptraum erwacht, in dem er den kleinen Wy gehalten und der sich plötzlich in den Wyatt aus der Zukunft verwandet hatte. Dann hatte der böse Wyatt ihm gesagt, dass er Bianca gerettet hatte. Sie wäre gar nicht tot. Aber er würde sie immer wieder fast töten und sie dann erneut heilen. Immer und immer wieder. Bis Chris zu ihm zurückkam. Dann würde er Biancas Leiden ein Ende setzen und ihr erlauben zu sterben.

Nachdem Chris dann aufgewacht war, hatte er sich nach Hause gebeamt und geduscht und sich eine weitere Standpauke von Piper eingehandelt, weil er aus Versehen ins Bad geplatzt war als sie noch drin war. Nicht, dass sie nackt gewesen wäre oder so was. Aber es hätte ja sein können. Und der Gedanke war für ihn noch viel erschreckender als für Piper. Aber das konnte er ihr natürlich nicht sagen. – Zu allem Überfluss durfte er jetzt auch noch Julie babysitten. Okay, sie mochte nett sein. Doch er hatte ihr gestern Abend schon zu viel erzählt und er hatte keine Lust vor ihr seine ganze Lebensgeschichte auszubreiten um sich dann von ihr bemitleiden zu lassen. Nein danke!

Er konnte einfach keine weitere Ablenkung von seiner Aufgabe gebrauchen…

ooo

Piper stand in der Küche und machte Frühstück. Der Kaffee war fast fertig, die Eier waren in de Pfanne, der Tisch war gedeckt; jetzt fehlten nur noch die Pancakes.

„Wow, womit haben wir denn das verdient?", fragte Paige als sie mit Wyatt die Küche betrat.

Piper drehte sich zu ihnen um und lächelte. „Ihr gar nicht… Ich dachte nur, ich könnte es unserer Besucherin aus der Zukunft etwas nett machen."

„Gute Idee", sagte Phoebe, die gerade hinzukam. „Sie hatte so schreckliche Angst gestern. – Es muss furchtbar sein in einer Zeit zu sein, in der man keinen kennt und nicht zu wissen, wann man wieder nach Hause kann."

Die beiden jüngeren Schwestern setzten sich. Phoebe nahm Wyatt auf den Schoß. „Allerdings glaube ich, es macht dir auch etwas Spaß, nicht wahr?"

Paige sah ihre Piper mit großen Augen an. „Stimmt das? – Denn wenn es so ist, dann könntest du ruhig öfter so ein herrliches Frühstück auf den Tisch zaubern. Wir würden dich von deiner Leidenschaft doch niemals abhalten!"

Phoebe nickte zustimmend und auch Wyatt klatschte in die Hände. Piper verbeugte angesichts dieser Anerkennung, ignorierte aber die Bitte, die aus Paiges Worten sprach.

Chris und Julie beamten sich zu ihnen. „Guten Morgen", wurden sie von Phoebe begrüßt.

„Hallo", antwortete Julie etwas einsilbig, während ihr Magen wieder aus ihren Kniekehlen hochkam.

„Das steht dir gut", kommentierte Piper Julies Sachen. Sie trug jetzt eine Jeans und ein dunkelgrünes T-Shirt, darüber eine kleine schwarze Weste.

„Oh, ja, danke noch mal, dass ihr mir etwas geliehen habt. Ich wüsste nicht, was ich sonst machen sollte."

„Schon gut. Nun setz dich… Kaffee?"

„Liebend gern." Julie ließ sich auf einem Stuhl nieder.

Chris stand noch einen Moment demonstrativ herum. Keine der Schwestern schien es zu bemerken. Julie klopfte schließlich mit der Hand auf den leeren Stuhl neben sich. Chris seufzte und setzte sich neben sie. Dann fragte er Phoebe: „Soll ich das machen?"

Phoebe sah überrascht auf. So überschwänglich kannte sie ihn gar nicht! Wenn er sie nicht gerade antrieb Dämonen zu jagen, sagte er kaum etwas. „Ja, sicher."

Er nahm ihr Wyatt ab und sie reichte ihm den Löffel. Fast etwas ängstlich hielt er den Kleinen einen Moment, bevor er anfing, ihn zu füttern.

Piper gab Julie eine Tasse Kaffee und stellte eine Karaffe mit Orangensaft auf dem Tisch ab. „Sonst noch jemand was?"

„Eine Million Dollar?"

Piper schaute Paige an. Die jüngste der Mächtigen Drei zuckte mit den Schultern. „Einen Versuch war es wert…"

Diesen Moment wählte Leo, um zu ihnen zu stoßen. Als sich seine Gestalt aus dem Licht gelöst hatte, sah er sie an und sagte: „Gut, ihr seid schon alle da!"

„Was ist los, Leo?" Piper war beunruhigt. Leo war in letzter Zeit nur selten schon beim Frühstück bei ihnen aufgetaucht, wenn überhaupt um seinen paranoiden Phantasien bezüglich Chris nachzugehen…

Der Gefragte stützte die Hände in den Hüften ab. „Wir haben ein Problem."

„Worum geht's?", fragte seine Ex-Frau und setzte sich.

Gespannt sahen sie ihn an aber Leo lehnte sich erstmal an den Türrahmen, schaute Julie an und hob eine Augenbraue. Sofort wandten sich ihr auch die Blicke aller anderen zu. „Wie ist es, Julie? Willst du uns etwas mitteilen?"

Julie sah Leo mit großen Augen an. „Ähm... hm."

Sie wurde tatsächlich rot! Chris registrierte es mit dem Gedanken, dass es ihr gut stand. Dann endlich rettete er sie aus ihrer Klemme und nickte ihr aufmunternd zu. „Ist schon okay. Sag's ihnen!"

„Uns was sagen?", wollte Paige wissen.

„Und wieso weißt du schon wieder vor uns anderen was los ist?", fiel Phoebe ein.

„Das ist gerade unwichtig", sagte Leo bestimmt. „Also: Julie ist nicht aus der Zukunft. Sie kommt aus unserer Zeit – ist aber nicht von unserer Ebene."

„Wie dürfen wir das verstehen?" Piper zog die Stirn kraus.

„In meiner Welt – Chris meinte, es könnte vielleicht eine Art Parallelwelt sein, da gibt es keine Magie und euch… gibt es da nur als… als…"

„Serie", beendete Chris den Satz für sie und erfreute sich dann am ungläubigen Gesichtsausdruck seiner Verwandten.

Wieder waren es Phoebe und Paige, die die Sache zuerst kommentierten: „Das glaube ich nicht!" - „Ich auch nicht!"

„Das ist… lächerlich! – Chris, hast du dir diesen Schwachsinn ausgedacht?" Piper sah ihren Wächter des Lichts böse an. Immer wenn es Probleme gab steckte er dahinter. Er und seine manipulative Ader. Sie hatte das so satt.

Julie spürte wie sich Chris neben ihr einen Moment versteifte. Sie konnte sich vorstellen, wie er gerade um Fassung rang – und wie er das jeden Tag tat, wenn er sich so etwas von seiner Mutter anhören musste. „Leo!", sagte sie kühl, bevor Chris gezwungen wurde zu antworten. „Was ist denn nun das Problem? Ich habe euch nicht alles gesagt. Das war vielleicht falsch. – Egal wie nett hier auch alle auf die Geschichte reagiert haben. Aber das ist doch nicht alles, oder?"

„Nein, das ist es nicht. – Heute Nacht hatten wir da oben Besuch. Höchst seltenen Besuch von einem Schicksalsengel."

„Oh, den kennen wir!", warf Phoebe ein.

„Ja. Soweit ich weiß, war es tatsächlich derjenige, der euch damals erschienen ist. Wie auch immer. Die Schicksalsengel sind unser Link zu den Mächten der Ewigkeit."

„Mächte der Ewigkeit", wiederholte Julie und musste plötzlich lachen. „Man, dass ich das mal erleben würde! Ha!" Die anderen sahen sie komisch an und sie kriegte sich wieder ein: „Also, die Mächte der Ewigkeit, kurz: die MdE, müssten dir Phoebe eigentlich sehr gut bekannt sein."

„Ja? Wieso?"

„Weil sie für deine Visionen verantwortlich sind", erklärte Leo. „Das heißt, du wurdest mit der Gabe geboren, Visionen zu empfangen. Aber die Mächte der Ewigkeit sind der Ursprungspunkt. Von da kommen sie. Wie auch alles andere Magische. – Woher weißt du davon?", fragte er Julie neugierig.

Sie zuckte mit den Schultern. „Mag jemand raten?" Angel – Jäger der Finsternis. Wer hat gesagt, dass Fernsehen nicht bilden würde?

„Das mit der Fernsehserie ist wirklich wahr?" Interessanterweise fragte Piper das nicht Julie, sondern Leo. Wie es aussah, war sie damit wohl ins ‚feindliche Lager' abgeschoben worden.

„Ja. Aber – und damit könnte ich vielleicht mal wieder zu dem Problem kommen: Wir sind schon real. Also keine Sorge. Die MdE hielten es nur für angebracht Julies Welt vorzubereiten."

„Vorbereiten? – Wofür?", kam es von einer verwirrten Julie.

„Du hast ganz richtig gesagt, dass es in deiner Welt keine Magie gibt. Aber das war nicht immer so. Vor ungefähr 500 Jahren gab es eine Art magische Seuche, die sämtliche Magie in deiner Welt getilgt hat. Von da an war es auch für magische Wesen anderer Welten unmöglich diese Welt zu betreten. In den letzten Jahrzehnten hat sich das aber geändert. Es ist… wie wenn die Halbwertzeit nach dem Einschlag einer Atombombe vorüber ist. – Verzeiht den Vergleich. - Auf jeden Fall haben sich die Grenzen geöffnet. Magie ist dort theoretisch wieder möglich. Wie es aber nun mal ist, ist die gute Seite nie besonders expansorisch gewesen."

„Und das Böse lässt sich keine Chance entgehen…", sagte Chris, der schon herausbekommen hatte, worauf der Älteste hinauswollte.

„Genau", stimmte Leo ihm zu.

„Also… wollen Dämonen meine Welt erobern?" Das war ja… schrecklich! Serien über das Übernatürliche zu schauen war eine Sache. Aber dauerhaft selbst und wirklich so gefährlich zu leben! Nein! Das war wohl nicht erstrebenswert!

„So sieht es aus. Und da nun aber eine ganze Welt, die plötzlich vom Bösen heimgesucht wird das universelle Gleichgewicht stören würde haben sich die Mächte der Ewigkeit entschieden einzugreifen."

„Wie gütig von ihnen", sagte Piper, die das Gefühl hatte diese Einstellung doch von irgendwoher zu kennen. Diesen höheren Wesen ging es immer nur um das Gleichgewicht oder etwas in der Art… nie dachten sie an diejenigen, die die Suppe dann auslöffeln mussten.

„Hey, ich fände es schon schön, nicht von einem Dämonen in ein Häufchen Asche verwandelt zu werden!", rief Julie aus. „Immerhin hat nicht jeder hier magische Kräfte!"

„Genau genommen… schon."

„Bitte was?"

„Also wenn ihr mich nicht andauernd unterbrechen würdet könnte ich die ganze Sache vielleicht mal erklären!"

„Okay, nur zu, Leo!" Phoebe bedeutete ihm fortzufahren.

„Wie gesagt, die Mächte der Ewigkeit haben eingegriffen. Sie haben uns… und ein paar Leute aus anderen Alternativwelten in… Serien gesteckt. Das war Schritt eins. So wurden die breiten Massen bei euch erreicht und der Gedanke an die Magie verbreitete sich wieder. Schritt zwei war, es alte magische Blutlinien wieder zu aktivieren und die Nachkommen der letzten Hexen in die… Serien hineinzuziehen."

„Moment… verstehe ich das richtig: Überall… in ‚Buffy', ‚Angel', ‚Sabrina', ‚Special Unit 2'… sind jetzt Leute aus meiner Welt? Und wieso bin ich dann hier gelandet? Meint ihr nicht, ich wüsste es, wenn ich eine Hexe wäre? – Und wie haben die entschieden, wer wo mal reinschnuppert? Was soll das auch bringen? - Und wo sind dann bitte all die anderen, die in ‚Charmed' hineingezogen worden sind?"

Das ist der Kern des Problems und zu dem komme ich gleich! – Erstmal: Ja… die meisten dieser Fernsehserien sind Abbilder der magischen Parallelwelten und die meisten werden jetzt wohl Besuch haben. Die Auswahl, wer wohin geschickt wurde erfolgte danach, was der Nachkomme sich zuletzt angesehen hat. Und der Grund, warum ihr alle hergeschickt wurdet ist, dass ihr eure magischen Kräfte nur in einer magischen Welt entwickeln könnt und wir, die wir Erfahrung haben euch helfen sollen sie gebrauchen zu lernen."

„Aber… ich… du meinst, dass ich…?"

Leo nickte.

„Herzlich willkommen in der Gemeinde, Schwester!", meinte Paige und klopfte ihr auf die Schulter.

„Ich finde immer noch, dass das Ganze Irrsinn ist", warf Piper ein.

„Was ist denn jetzt mit den anderen Nachkommen, die zu uns geschickt wurden?" Chris hatte inzwischen aufgehört Wyatt zu füttern. Das war alles sehr beunruhigend. Denn wenn Julie in der Zukunft aufgetaucht war, dann… Was Leo als nächstes sagte, bestätigte seine Befürchtungen: „Die sind in der Zukunft."

„Scheiße", sagte Julie… bevor ihr einfiel, dass Kinder anwesend waren. „'Tschuldigung."

„Also, wo liegt jetzt das Problem? Können die nicht auch in der Zukunft ihr Handwerk lernen?"

„Tja, Piper. Da sollten wir vielleicht mal den Experten fragen. Chris?"

Der ‚Experte' hatte plötzlich das dringende Bedürfnis im Erdboden zu versinken. Was sollte er ihnen jetzt sagen? „In der Zukunft können sie nur eins lernen: Wie man sich möglichst schnell töten lässt." Er schaute auf das Kind in seinen Armen und reichte es dann plötzlich an Julie weiter. Chris selbst sprang auf und lief hin und her. „Von wie vielen Unschuldigen sprechen wir hier?"

„Zweihundertundzehn", beantwortete Leo seine Frage… etwas misstrauisch wie es schien. Die plötzliche Aufregung des jungen whitelighters irritierte ihn.

„Zweihundertundzehn… Gott, das ist ein Alptraum. – Was hat euch der Schicksalsengel über die Zukunft erzählt?"

„Nichts. Er meinte nur, dass wir diese jungen Hexen möglichst schnell zu uns holen müssen. In die Zukunft würden sie nicht gehören… Was ist los? Was ist so schrecklich daran, dass sie dort sind? Wieso sind sie in Gefahr? – Was hast du uns noch nicht gesagt?"

„Jetzt lass ihn doch mal einen Moment nachdenken", zischte Julie. Leo zog erneut eine Augenbraue hoch, verschränkte die Arme vor der Brust, blieb aber still.

Piper stand auf. „Okay… ihr könnt ja hier weiter kryptische Nachrichten austauschen. – Ich sage schon mal mein Date für nachher ab."

„Oh, gute Idee!" Paige lief ihr hinterher. „Richard wollte mich mit einem Picknick überraschen."

Phoebe seufzte. Jason war in Hongkong. Sie wünschte sich so sehr ihm jetzt auch absagen zu müssen. – Das war verrückt, ja. Aber es hätte etwas von einer normalen Beziehung. Diese große Entfernung war entnervend.

Chris schien schon fertig mit Nachdenken. „Haben die sonst noch etwas ausrichten lassen?"

„Ja. Wenn wir wissen, wie wir vorgehen, dann sage ich oben Bescheid und sie schicken uns in die Zukunft."

„Prima, dann muss ich mir wenigstens keinen Spruch ausdenken. – Also: Ich gehe mit Julie. Wir sammeln sie so schnell wie möglich ein und ihr nehmt sie hier in Empfang. Alles klar?"

Leo und Julie sahen ihn an als hätte er eine Schraube locker. „Du wirst nicht allein gehen. Nicht, wenn wir nicht wissen, was da vor sich geht und über 200 Leben davon abhängen!"

„Und was soll ich da? – Ich bin doch völlig nutzlos für eine Rettungsaktion!"

Chris hatte keine Zeit für Erklärungen. Aber bitte: „Ihr könnt nicht mitkommen, Leo! Zu gefährlich! Wenn den Schwestern etwas zustößt wird es nicht mal diese verkorkste Version einer Zukunft geben! Das kann ich nicht riskieren! – Und du Julie bist meine Verbindung zu den Unschuldigen! Ihr seid aus der gleichen Welt. Mit dir kann ich sie finden. Nur mit dir!"

„Nur ist das nicht deine Entscheidung", sagte Piper von der Tür her. War wohl ein kurzes Telefonat gewesen. „Wir entscheiden selbst für was wir unser Leben riskieren. Und wenn wir dadurch 210 andere retten können – dann soll es so sein!"

„Das gibt's doch nicht! Ihr… ihr könnt da nicht hin!" Wenn sie ihn begleiteten flog alles auf! Dann würden sie erfahren, weshalb er zurückgekommen war! Was für eine schreckliche Zukunft ihnen allen bevorstand, wenn sie Wyatt nicht davor bewahrten böse zu werden! Dass er sie die ganze Zeit belogen hatte! Nein, verdammt!

„Ach… wieso eigentlich nicht? – Und sag mir nicht, es sei zu gefährlich! Was hast du uns verschwiegen?"

Mann, wenn seine Mutter diesen Ton anschlug bekam Chris wirklich Schwierigkeiten nicht einfach auszupacken. Dann musste er sich immer wieder sagen, dass das hier noch nicht seine Mutter war. Das war nur Piper. Nur Piper, sein Schützling.

„Er hat seine Gründe", schaltete Julie sich wieder ein – doch Leo unterbrach sie: „Und wenn schon. Die Mächte der Ewigkeit werden nur diejenigen in die Zukunft schicken, die ich ihnen nenne. Du wirst nicht allein gehen! Basta."

Piper lächelte bei Leos Worten. Damit war das geklärt. Nicht dass sie scharf darauf war wieder einmal ihr Leben zu riskieren weil jemand anderer sich das so ausgedacht hatte. Auch wenn dieser jemand ‚Die Mächte der Ewigkeit' waren. Aber der Gedanke endlich herauszufinden, was Chris wirklich im Schilde führte und über 200 Menschen zu retten… das konnte sogar ihre Laune heben.

Paige und Phoebe kamen zurück. „Wann geht's los?"

Chris gab sich geschlagen. „Sobald ihr euch vorbereitet habt. – Zieht euch Sachen an, in denen ihr rennen und kämpfen könnt. Dann brauchen wir noch Kristalle, Vernichtungselixiere und einen Zauberspruch. Den werde ich selbst schreiben. Alles klar? – Dann los!" Die Mädchen verschwanden wieder. Chris wandte sich Leo zu. „Du kannst nicht mit. Du musst hier bleiben und auf Wyatt aufpassen. Nimm ihn mit hoch. Alles andere ist zu unsicher."

Leo nickte. Seinen Sohn zu beschützen war absolut eine Aufgabe mit der er sich identifizieren konnte. Und die Mächtigen Drei konnten Wyatt ja auch schlecht der Gefahr aussetzen, die eine unbekannte Zukunft barg. Also würde Leo mit ihm zurückbleiben.

Chris suchte sich einen Zettel und einen Stift und setzte sich wieder an den noch gedeckten Frühstückstisch. Der Älteste meinte: „Ich komme gleich wieder." Dann orbte er sich weg. Julie strich Wyatt über den Kopf und sah Chris einen Moment beim Schreiben zu. „Wäre jetzt nicht der Augenblick für die Wahrheit?"

Er sah auf. „Nein. – Hör mal, ich muss das jetzt schreiben!"

„Na schön." Julie fütterte Wyatt noch ein bisschen mit einer Art Apfelmus und aß dann selbst noch ein Brötchen. Schön. Der ‚Experte' kriegt den Mund nicht auf und schleppt gleich seine Familie in eine Zukunft, wo sein böser großer Bruder die Welt beherrscht und wahrscheinlich gerade damit beschäftigt ist 210 Menschen zu töten, die mit seiner Terrorherrschaft rein gar nichts zu tun haben. – Und ich darf ihn begleiten! - Yippee!

o

Eine halbe Stunde später standen die Halliwells und Julie mit Sack und Pack wieder in der Küche. Chris inspizierte ‚seine Einheit'. „Elixiere?"

„Hier." Paige hielt einen roten Stoffbeutel hoch. „Es sind aber nur 10. Mehr war auf die Schnelle und ohne genau zu wissen welche Dämonen sie töten sollen nicht zu machen."

„Schon in Ordnung. Das ist auf jeden Fall besser als gar nichts. – Die Kristalle?"

„Habe ich", sagte Phoebe.

„Gut. – Jetzt für alle: Die Zukunft ist anders als das Jetzt. Und ihr kennt euch nicht aus. Wenn ich sage ‚Lauft!', dann lauft ihr! – Piper, wenn du Sonden siehst, sprengst du sie, verstanden?"

„Was für Sonden?", wollte sie wissen.

„Sie fliegen durch die Gegend und scannen die Leute. … - Um immer zu wissen, wo sich die Hexen der Gemeinschaft aufhalten." Das Wort ‚Gemeinschaft' kam etwas bitter aus ihm hervor… wie immer.

Piper runzelte die Stirn. „Sonden, die nach Hexen suchen? – Das Geheimnis der Magie…"

„Ist kein Geheimnis mehr", beendete Chris den Satz für sie. „Jemand hat die Macht übernommen… jemand, der… jemand…"

„Was?" Phoebe sah ihn forschend an. Sie wusste, wenn sie jetzt etwas bei ihm fühlen würde wäre es ein sprudelnder Quell an Informationen. Aber bei Chris… abgesehen von gestern, als er halb tot auf ihrer Couch gelegen hatte, kam nie etwas. Absoluter Gefrierpunkt.

„Alles worauf es ankommt, ist Wyatt zu beschützen", wiederholte er schließlich etwas schwerfällig, so als wäre es ein Mantra.

„Sicher. Sonst noch etwas, was wir wissen sollten?" Hinter Pipers Frage steckte auch: Oder laufen wir in unseren sicheren Untergang, wenn wir uns dir anvertrauen?

„Ja, Chris. Ist da noch etwas?" – Alle sahen Julie etwas überrascht an. Den ganzen Morgen hatte sie ihn in Schutz genommen. Aber der Tonfall ihrer Frage legte da eine kleine Meinungsverschiedenheit zwischen ihr und Chris offen. Und ihr Blick sagte Chris, was er schon wusste: Die Schwestern würden in der Zukunft die Wahrheit erfahren. „Ich erzähle es euch, sobald wir da sind", presste er zwischen den Zähnen hervor, ohne sie anzusehen.

Doch Leo konnte das nicht durchgehen lassen: „Warum nicht jetzt?"

Chris sah sie nacheinander an. Und dann lächelte er, obwohl ihm innerlich nach Schreien zumute war. Er tat so, als wäre es etwas Komisches, ein privater Witz, den nur er verstand. Dabei war es alles, was er tun konnte, um nicht einfach aufzugeben, aufzuhören stark zu sein und zu betteln, hier bleiben zu dürfen um nicht zurückzukehren in eine Zukunft, in der seine Verlobte tot war und der größte Teil seiner Familie tot war und er nichts anderes tun konnte um den Wahnsinn zu stoppen… als seinen Bruder aufzuhalten… endgültig. „Weil ihr es mir nie glauben würdet, wenn ihr es nicht mit eigenen Augen sehen könnt. Deshalb nicht." Dann atmete er einmal tief durch, neigte den Kopf und sagte: „Dann wollen wir mal!" Er hob den Stadtplan in seiner Hand und zeigte Leo, wo in der Zukunft er mit seinen Schützlingen ankommen wollte. Leo schaute sich die Stelle an. „In Ordnung. – Seid vorsichtig", fügte er an die Schwestern gewandt hinzu.

„Natürlich", sagte Piper. „Gib auf Wyatt Acht."

„Werde ich. … Bis später!" Leo nahm Wyatt an die Hand und sie beamten sich weg.

Chris legte die Karte weg und schnappte sich seinen Zauberspruch. Dann sah er die anderen prüfend an. „Bereit?"

„So bereit wie wir wohl nur sein können." Julie war immer noch der Ansicht, dass er die Schwestern vollständig hätte einweihen sollen; dass es zu spät war es erst in der Zukunft zu tun, wo es doch besser wäre, wenn sie in einer gefährlichen Situation nicht von dem Schock gelähmt sind, dass ihr kleiner Junge ein abgrundtief böser Mistkerl ist. Andererseits war ihr aber auch klar, dass sie nicht alles wusste. Sie hatte nur einen Bruchteil der Zukunft im Fernsehen gesehen. Auch wenn das recht erschreckend gewesen war – vielleicht wusste Chris trotzdem, was er tat.

„Gut, dann… lasst uns die Welt retten. – Naja… eine Welt. – Leo", rief er. „Jetzt!"

o

Note 2: Für ein 1.Kapitel ziemlich lang. Aber so ist zumindest schonmal alles erklärt und wir können im nächsten Kapitel mit dem Spaß beginnen! - Also, soll es ein Kapitel 2 geben? Wer möchte wissen, wie es weitergeht? – Reviews sind auf jeden Fall gefragt; das schließt auch konstruktive Kritik mit ein!

June22