Slower than a Gun
Lächelnd lag ich im Bett und sah zur
Decke. In meinen Armen lag Brian. Es war wieder einer dieser Nächte
nach dem Babylon, welche mich glücklich machte und mich spüren
ließ, dass Brian mich auch brauchte.
Ich war mir meinen
Gefühlen sehr sicher, doch was Brian dachte oder fühlte,
dass wusste ich nicht. Ein leises Seufzen glitt über meine
Lippen, während ich meinen Blick zum schlafenden Brian gleiten
lasse.
Vorsichtig gebe ich ihm einen Kuss auf die Stirn um ihn
nicht zu wecken. Bald war es an der Zeit aufzustehen und wie jeden
Tag in die Schule zu gehen. Etwas auf was ich dankend verzichten
konnte.
Ja, für mich war es mittlerweile zu einer Qual
geworden in die Schule zu gehen, aber dennoch versuchte ich weiterhin
tapfer durchzuhalten um allen zu zeigen, dass ich nicht gewillt war
aufzugeben.
„Justin... verdammt, schwing endlich deinen
Hintern aus meinem Bett!" Hörte ich eine altbekannte Stimme
rufen und öffnete gequält die Augen. Ich sah zum Wecker und
saß im nächsten Moment senkrecht im Bett. „Fuck.",
murmelte ich nur und strand auf.
So wie Gott mich schuf, lief ich
nun ins Bad und stellte mich sofort unter die Dusche. Brian
beobachtete mich durch den Spiegel, während er sich
rasierte.
„Na endlich von den Toten erwacht?", fragte er
grinsend und ich verdrehte nur die Augen.
So wie es aussah war ich
noch einmal eingenickt. „Ach sei ruhig...", murmelte ich und
streckte mein Gesicht dem Wasserstrahl zu und genoss einfach die
Wärme, welche mich umhüllte.
Nachdem ich mir die Haare
gewaschen hatte und den Rest des Duschgels abgewaschen hatte, stieg
ich aus der Dusche und griff nach einem Handtuch, mit welchem ich mir
die Haare ein wenig trocken rubbelte.
Ich nahm ein wenig
Rasierschaum und verteilte ihn in meinem Gesicht, nachdem ich fertig
war.
„Und, fertig für die Schule?", fragte Brian mit
seinem typischen Grinsen auf dem Gesicht und ich seufzte nur,
antwortete aber nicht. Nachdem Brian mit dem rasieren fertig war,
nahm ich den Rasierer und rasierte mich.
Als ich fertig war, lief
ich aus dem Bad und zog mich in windes Eile an. „Komm du endlich.",
hörte ich Brian und ich schlüpfte schnell in meine Schuhe.
„Ja... bin doch schon da!", rief ich und ging zu Brian an die
Tür, fuhr mit ihm runter und stieg in seinen Wagen.
Ich sah Brian an und er hob die Augenbrauen. „Erheb deinen Arsch und steig endlich aus.", sagte er und ich verdrehte nur die Augen. „Wann sehen wir uns?", fragte ich und wollte einfach nur Zeit raus schinden um nicht aussteigen zu müssen. „Heute Abend im Babylon?", fragte ich weiter und Brian sah sichtlich genervt aus. „Wenn ich da bin, dann sehen wir uns.", sagte er nur und sah mich mit einem Blick an, welcher mich verstehen ließ, dass ich nun endgültig aussteigen sollte.
„Justin!", hörte
ich jemanden rufen und drehte mich um. Lächelnd lief mir Daphne
entgegen. „Hey, wie geht es dir? Hab Brian gerade wegfahren
gesehen.", sagte sie und hakte sich bei mir ein. „Hmm, ganz
gut.", antwortete ich und betrat mit ihr die Schule und lief zu
meinem Spint. Als ich diesen sah, traf mich der Schlag. Um mich herum
standen die Leute und kicherten. ‚Justin lutscht Schwänze!',
stand dick und fett auf meinem Spind.
Ich drehte mich um und sah
Chris Hopps, wie er grinsend an die Wand gelehnt so dastand. „Hey...
ganz ruhig...", hörte ich Daphne von der Seite sagen und ich
nickte. Langsam ging ich auf meinen Spind zu und öffnete diesen.
Er war aufgebrochen und irgendwie schwante mir schon schlimmes. Auf
all meinen Sachen waren irgendwelche Ausdrücke geschrieben und
als ich mein Jackett aus dem Spind nahm, sah ich das hinten das etwas
mit Sprühfarbe drauf geschrieben war.
„Seht mal... das
passende Jackett für unseren Schwuli! Eine Richtige
Aufforderung: „Lass mich deinen Sch lutschen!".", sagte
Chris Hops lachend und nun war es zuviel des guten.
Ich rannte auf
Chris zu und holte mit meiner Faust aus, schlug ihm direkt ins
Gesicht. „Halt dein Maul! Wer hat sich denn von mir einen
runterholen lassen, warst das nicht du?", schrie ich wütend
und jeder starrte uns entsetzt an. Chris holte aus und schlug mich
zurück. „Das wirst du büßen du schwule Ratte, glaub
mir. Du bist dran!", schrie er und verschwand.
Ich betrat
Brians Apartment und schmiss meinen Rucksack in die Ecke. Seufzend
tapste ich zum Kühlschrank und holte eine Flasche Wasser aus
diesem. „Anscheinend keinen guten Tag gehabt.", hörte ich
plötzlich hinter mir und drehte mich erschrocken um.
„Quatsch...", murmelte ich nur und setzte die Flasche Wasser an,
trank ein paar Schlücke. „Sicher?", hörte ich Brian nur
fragen, antwortete aber nicht darauf. Ich wollte mich nicht andauernd
über jedes Wehwehchen bei ihm ausheulen.
„Sieh mich an,
Justin!", hörte ich ihn nun etwas lauter sagen und drehte mich
vorsichtig um. „Hast du eigentlich schon mal in den Spiegel
geschaut?", flüsterte er und legte eine Hand auf meine Wange.
Ich zuckte leicht zusammen, als ich einen leichten Schmerz verspürte,
während er mit seinem Daumen über den Knochen unter meinem
Auge strich. „Du hast da was...", murmelte er nur. „Geh ins Bad
und ich mache dir solange einen Eisbeutel fertig.", sagte er und
ich nickte nur stumm.
schnellen schrittes lief ich ins Bad und sah
in den Spiegel. „Toll...", murmelte ich, als ich mein blaues Auge
erblickte. Ich sah Brian hinter mir stehen. Er reichte mir den
Eisbeutel und ich nahm diesen dankend an. „Was ist passiert?",
fragte er und umarmte mich, während ich mir den Eisbeutel auf
die blaue Stelle hielt.
„Ach nichts von Bedeutung.", sagte ich
nur und seufzte. „Bist du dir da sicher?", fragte Brian und
beäugte mich skeptisch durch den Spiegel. Ich nickte nur, doch
ich war mir nicht bewusste, dass dies anscheinend doch von Bedeutung
gewesen war. Ich hätte es Brian lieber erzählen
sollen.
Eine Nacht im Babylon. Eine Nacht die Unbeschreiblich ist. Eine Nacht, die ich niemals vergessen werde.
„Komm tanz mit uns Justin!", rief Emmett und nahm
meine Hand in seine und zog mich auf die Tanzfläche. Ein Lächeln
huschte über meine Lippen und im nächsten Moment stand ich
schon mit Emmett auf der Tanzfläche. Ich hatte gerade einmal
fünf Minuten mit Emmett getanzt, als ich von ihm weg gezogen
wurde und mich nun in Brians Armen befand. „Dieser Sunnyboy gehört
mir!", hörte ich Brian nur zu Emmett sagen, welcher mit einem
Grinsen zurück zur Bar ging.
Ich tanzte noch lange mit Brian,
bevor ich wieder zur Bar zurück kehrte und mir dort etwas
erfrischendes gönnte. „Ich bin gleich zurück.", hörte
ich Brian noch sagen, bevor er verschwand. Ich zuckte mit den
Schultern und lehnte mich an die Bar, sah zur tanzenden Menge, bis
mich jemand an der Schulter antippte.
„Hey, bist du Justin?",
hörte ich den jenigen fragen und nickte nur auf seine Frage. Er
kam mir nicht bekannt vor, doch es war ja normal von fremden Leuten
im Babylon angesprochen zu werden. „Diesem Brian ist etwas
passiert, er ist draußen. Er sagte ich soll dich sofort
holen!", sagte der Fremde und kurz nachdem er seinen Satz beendet
hatte, war ich schon auf dem Weg nach draußen.
„Brian?",
rief ich und sah mich hecktisch um. Wo zum Teufel war Brian? Ich lief
einige Schritte, bis ich hörte, dass mich jemand rief. Ich
drehte mich um. „Brian, da bist-"
Ich hörte einen lauten
Knall und spürte dann einen stechenden Schmerz in meiner Brust.
„Verreck Schwuchtel!", hörte ich nur eine altbekannte Stimme
zischen, bevor ich auf die Knie sank und ich in ein tiefes Schwarz
gezogen wurde.
„Brian, draußen ist etwas passiert! Ein
Krankenwagen steht vor dem Club.", sagte ein Angestellter des
Babylons zu Brian, welcher sich sofort umdrehte und zum Ausgang des
Babylons eilte.
„Was ist hier passiert?", rief Brian und
drängte sich durch die Menschenmasse, welche sich angesammelt
hatte. „Irgendein Irrer hat auf einen Jungen geschossen.", hörte
man jemanden sagen. Brian hatte nun an den letzten Leuten vorbei
gedrängt, als er ihn sah.
„JUSTIN!", rief er erschrocken
und stürzte sofort zu Justin, welcher bewusstlos auf einer Liege
der Sanitäter lag. „Doc, was ist mit ihm?", fragte Brian und
nahm Justins Hand in seine. „Er wurde angeschossen. Linke Brust.
Wir können noch nichts genaues sagen.", sagte er und sie
schoben Justin in den Krankenwagen. „Kann ich mit?", fragte Brian
und der Arzt sah ihn an, nickte aber dann und Brian stieg in den
Krankenwagen hinzu, nahm wieder Justins Hand in seine.
Brian
versteckte sein Gesicht in seinen Händen, während er
versuchte seine Tränen zu stoppen. Wie viele Stunden er nun
schon dort saß und weinte, wusste er nicht, Brian wusste nur,
dass die Operation viel zu lange dauerte.
Emmett und Ted waren
schon gegangen und nur noch Michael saß neben ihm und hatte
seinen Arm um Brians Schultern gelegt. „Mach dir keine Sorgen,
Brian. Er wird sicher durchkommen.", sagte Michael mit gedämpfter
Stimme, doch Brian wollte von all dem nichts hören. „Lass mich
einfach alleine.", flüsterte er leise und sollte sich nicht
anmerken lassen, dass er immer noch weinte.
„Okay dann... dann
gehe ich mal... wenn was ist oder du mich brauchst, ruf einfach an,
egal um welche Zeit!", sagte Michael noch, bevor er sich erhob und
nun das Krankenhaus verließ, doch Brian realisierte dies alles
nicht wirklich. Wieder war er kurz davor IHN zu verlieren und das war
die größte Qual für ihn.
„Sir? Wollen sie
nicht etwas essen gehen?", fragte eine Schwester und legte eine
Hand auf Brians Schulter. Wie lange saß er schon hier? Er
wusste es schon gar nicht mehr, denn auf seine Uhr hatte er nicht
geschaut. Um wie viel Uhr war Justin denn ins Krankenhaus
eingeliefert worden? „Miss, seit wann... seit wann bin ich... ist
er...", flüsterte Brian heißer, brach aber dann ab. Die
Schwester sah auf ihre Armbanduhr. „Mr..." „Kinney", sagte
Brian. „Also Mr. Kinney... sie sind schon seit 5 Stunden hier. Wir
haben mittlerweile schon 7 Uhr morgens.", sagte die Schwester und
lächelte Brian an. „Gehen sie doch kurz in die Caféteria
und trinken sie einen Kaffee oder essen sie etwas.", sagte sie
fürsorglich, doch Brian schüttelte den Kopf. „Nein, ich
muss auf ihn warten, ich kann nicht... was ist wenn er aufwacht?",
flüsterte er und sah nun zu Justin, drückte dessen Hand
leicht. Es sah aus als würde er schlafen. Wie ein Engel. Ein
Lächeln schlich über Brians Lippen, als er daran dachte,
wie Justin sich damals als Engel verkleidet hatte.
„Okay Mr.
Kinney, dann bringe ich ihnen einen Kaffee und ein Brötchen. Was
wollen sie denn haben, denn Sie müssen etwas essen.", sagte
die Frau lächelnd und Brian wand nur ungern jetzt sein Kopf von
Justin ab. „Schwarzer Kaffee... Brötchen... ich habe keinen
Hunger.", murmelte Brian. Die Schwester seufzte nur und schüttelte
den Kopf.
Der
wievielte Tag war es nun eigentlich das Brian an Justins Bett wachte?
Brian selbst wusste es nicht, doch Michael, welcher des Öfteren
kam um Justin zu besuchen, wusste das Justin nun schon 3 Wochen im
Koma lag und Brian Tag und Nacht an seinem Bett war. Er schlief sogar
hier.
Es war schrecklich Brian so zu sehen. Noch nie hatte jemand
Brian so gesehen, selbst sein bester Freund Michael nicht. Sogar
Justins Mutter war erstaunt darüber und diesmal machte sie ihm
auch keine Vorwürfe mehr.
„Hey Brian. Ich habe dir frische
Sachen mitgebracht.", sagte Michael und legte eine Stofftasche mit
Brians Anziehsachen auf einen der Besucherstühle. „Ich wollte
dir die Sachen nur noch schnell vor Besucherschluss vorbei bringen."
Brian sah Michael an. „Danke...", murmelte er leise und sah dann
wieder zu Justin. „Okay... dann- dann gehe ich mal.", sagte
Michael noch, bevor er verschwand.
Brian seufzte leise, während
er Justin beobachtete. „Justin... bitte wach endlich auf. Ich-
ich...", er brach ab, konnte nicht weiter sprechen, da das
Schluchzen, welches seiner Kehle entrann, ihn daran
hinderte.
Plötzlich spürte Brian einen leichten Druck an
seiner Hand, „B-brian?", hörte man plötzlich ein leises
Flüstern die Stille durchbrechen.
Ich hörte jemanden. Jemanden der mich rief und mich brauchte. Vorsichtig öffnete ich meine Augen, sah jedoch erst verschwommen. Ich blinzelte einige male und konnte dann endlich klar sehen. „B-brian?", flüsterte ich leise, denn ich wusste nicht wer da saß, drückte dessen Hand trotzdem. „Justin?", wurde ungläubig nachgefragt. „Ja...", flüsterte ich mit schwacher Stimme. „Du bist endlich wach... i-ich bins Brian.", sagte er hecktisch und wischte sich schnell über das Gesicht. „W-wie geht es dir?", fragte er nach und beugte sich über mich, sah mir tief in die Augen. „Was ist passiert?", fragte ich mit zitternder Stimme, denn dies war nicht Brians Bett, nein... dies schien ein Krankenhaus zu sein.
„Sie können wieder rein, wir haben
ihn fertig untersucht.", sagte der Arzt und lächelte Brian
aufmunternd zu, welcher dann vorsichtig mein Zimmer betrat. „Hey...",
flüsterte ich und sah zu ihm. „Komm her.", sagte ich,
nachdem Brian sich anscheinend nicht zu trauen schien zu mir zu
kommen. Langsam lief Brian auf mich zu. Ich versuchte mich
aufzusetzen, doch es wollte mir nicht gelingen, da ein strechender
Schmerz durch meine Brust drang. „Hey hey... nicht, bleib liegen!",
rief Brian hecktisch und kam auf mich zu, legte mich vorsichtig
wieder zurück. „Pass doch auf deine Wunde auf.", murmelte
Brian. Ein Lächeln huschte über meine Lippen. „Küss
mich...", forderte ich liebevoll flüsternd und Brian kam
lächelnd meiner Bitte nach.
Nachdem sich unsere Lippen
voneinander gelöst hatten, sah ich Brian in die Augen. Ich
wollte Antworten, die anscheinen nur Brian mir momentan geben konnte.
„Was ist passiert und wie lange bin ich eigentlich schon hier?",
fragte ich Brian und ich hörte wie er leise seufzte.
„Was
genau passiert ist weiß ich nicht... ich weiß nur, dass
plötzlich einer meiner Mitarbeiter zu mir kam und meinte draußen
sei die Polizei und ein Krankenwagen. Natürlich bin ich schnell
raus gegangen und ich hörte nur wie jemand sagte, dass irgendein
Irrer einen Jungen angeschossen hat. Als ich dich dann plötzlich
dort liegen sah... verdammt... a-auf jeden Fall du-" Brian brach
kurz ab um nach Fassung zu ringen. „Du liegst schon seit 3 Wochen
hier. Und na ja... du bist erst vorhin aufgewacht. Deine Operation
verlief gut, doch wir mussten halt nur hoffen, dass du danach
auch..." „Ist okay Brian... rede nicht weiter. Die Hauptsache
ist, dass jetzt alles vorbei ist.", sagte ich lächelnd und
nahm Brians Gesicht in meine Hände und küsste ihn.
„Ich
liebe dich Brian...", hauchte ich ihm leise entgegen und sah ihm an
das er ein wenig unruhig wurde. „Justin ich-" „Schon gut
Brian... du musst nichts sagen... ich weiß." „Nein
Justin... weißt du nicht... mir ist so einiges klar geworden.
Ich will so was nicht noch ein weiteres mal durchleben...
verdammt...", sagte Brian und sah kurz zur Seite.
„Ich liebe
dich auch Justin.", murmelte Brian leise und sah mich wieder an.
„Ich liebe dich..." Und mit diesen Worten beugte sich Brian
wieder zu mich und küsste mich.
Zwei Wochen später wurde Justin aus dem Krankenhaus entlassen. Er zog nun endgültig mit Brian zusammen. Chris Hops wurde festgenommen. Diesmal kam er nicht nur mir Sozialstunden davon...
Ende
