Vom Wiederfinden der Liebe
Titel: Vom Wiederfinden der Liebe
Autorin: ChocoBetty
Fandom: CSI:NY
Pairing: Mac Taylor/Danny Messer
Andere vorkommende Personen: Stella Bonasera, Don Flack, Sheldon Hawkes, Aiden Burn, Lindsay Monroe und noch viele mehr…
Rating: ab 12 Jahren (voraussichtlich/etwa) (könnte sich noch ändern)
Warnungen: Fluff, Hurt & Comfort, Het, Slash und vermutlich noch mehr (ich editiere, wenn ich mehr weiß), AU, OOC (vermutlich)
Feedback: Sehr gerne!
Disclaimer: Die Figuren und Charaktere von CSI:NY gehören nicht mir. Meine Fantasie allerdings schon.
Inhaltsangabe: Mac verliebt sich in Danny und steht nun vor all den Dingen die seine Gefühle so mit sich bringen: Wie sage ich es ihm? Wie wird er reagieren? Was fühlt er? Doch zu Macs Glück ist er nicht alleine, denn da gibt es ja immer noch seine Freunde… Zeitlich nach „On the Job" („Im Kreuzfeuer"), Point of View/Erzählerperspektive: Mac Taylor – Working in Progress/In der Entstehung
Autorenanmerkung: Diese Geschichte entsteht noch während ich sie schon veröffentliche. Aber sie ist jetzt schon ein ganz besonderes Baby und mir liegt viel an ihr. Zeitlich setzt „Vom Wiederfinden der Liebe" (so ganz sicher bin ich mir immer noch nicht mit dem Titel) bei „On the Job"/„Im Kreuzfeuer" in der ersten Staffel ein, arbeitet sich zeitlich aber langsam voraus. Da ich praktisch auf dem Stand der Amerikaner bin (aktuell Staffel 3, Folge 4) kann ich nicht garantieren, dass gar keine Spoiler drin sind, aber ich denke es geht relativ spoilerfrei zu. Falls ich anfangen sollte vorzugreifen werde ich eine Warnung vor das Kapitel setzen (aktuell bin ich beim Schreiben gerade nach „Dancing with the Fishes"/„Gondel in den Tod", es kann also noch etwas dauern, auch bis ich zu dem Punkt komme, an dem ich diese Teile online stelle).
Die ist meine erste Slash-Fic seit längerer Zeit, und ich versuche mal mich im Rating zurückzuhalten, was mir im Moment noch überraschend leicht fällt.
Ach ja: Point of View bzw. die Erzählerperspektive ist die von Mac Taylor. Und ich habe selber noch keine Ahnung, wie das eigentlich so richtig weiter geht, ich entdecke die Geschichte beim Schreiben. Das Einzige was ich weiß, ist, wo ich hin muss, was man auch schon im Prolog erkennen wird. Genug gelangweilt. Viel Spaß beim Lesen!
Prolog
Ich kann mich gar nicht mehr genau daran erinnern, wann es anfing, oder wann ich begann Gefühle für Danny Messer zu entwickeln. 1999 wurde er Mitglied meines CSI-Teams, entgegen der Warnung, die ich über ihn bekam. Zu der Zeit lebte Claire noch. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass meine Gefühle für ihn sich erst lange nach ihrem Tod entwickelten. Zumindest die Gefühle, die über eine normale Freundschaft hinausgingen.
Und vermutlich wäre ich, Mac Taylor, Detectiv und ehemaliger Marine, einer der letzten gewesen, die es überhaupt in Erwägung gezogen hätten, nach dem Tod von Claire eine Beziehung mit einem Mann einzugehen.
Es ist nicht so, dass ich mir nicht darüber bewusst gewesen wäre, dass mich beide Geschlechter anziehen. Es war nur einfach so unvorstellbar nach Claires Tod überhaupt wieder jemanden zu lieben. Und es überraschte mich schon genug, dass es dann ein Mann war, und noch mehr überraschte es mich, als ich herausfand, dass diese Gefühle erwidert wurden.
Aber ich greife viel zu weit voraus. Und das alles mag jetzt einfacher erscheinen als es tatsächlich war. Es war alles andere als einfach. Ehrlich gesagt: Es war verdammt kompliziert, und es ist es bis heute. Ich meine, ich rede hier von Danny Messer und von mir. Und keiner von uns beiden ist wirklich leicht zu handhaben. Wir haben wohl beide viel zu viel Ballast. Und trotzdem, es funktioniert. Doch jetzt sollte ich wirklich am Anfang beginnen.
Ich glaube, das erste Mal, dass ich merkte, dass ich etwas für Danny empfand war, als Danny diese Schießerei in der U-Bahnstation hatte. Letztendlich stellte sich heraus, dass er unschuldig war und nicht einen Polizisten und Kollegen getötet hatte, aber die ganze Geschichte nagte an unserer freundschaftlichen Beziehung. Verdammt, er hätte zu der Zeit einen Freund gebraucht, aber ich war total in meiner Rolle als sein Boss. Ich hätte für ihn da sein sollen, ich sah ja, wie die Vorkommnisse an ihm nagten. Ich hätte ihm sagen sollen, wieso ich nicht wollte, dass er eine Aussage machte. Vielleicht hätte wäre er dann nicht zur Untersuchungskommission gerannt während wir noch den Tatort untersuchten.
Flack erzählte mir irgendwann wie fertig Danny zu der Zeit wirklich war. Sie müssen damals geredet haben. Auf jeden Fall merkte ich an dem Tag, als Danny und ich diesen Fall bearbeiteten, und er dann unseren Verdächtigen verfolgte und in der U-Bahnstation in die Schießerei geriet, dass sich mein Magen nicht darüber beschwerte, dass ich zu wenig oder das Falsche gegessen hätte, sondern, dass ich das erste Mal seit Claires Tod wieder Schmetterlinge im Bauch hatte. Und es verwirrte mich total. Es verwirrte mich absolut kolossal. Zu dem Zeitpunkt konnte ich es noch nicht mal richtig zuordnen. Ich fühlte mich einfach leichter, befreiter. Ich war noch lange nicht bereit Claire loszulassen, auf keinen Fall, dafür habe ich sie einfach zu sehr geliebt und liebe sie immer noch.
Ja, ich liebe Claire. Und es vergeht kein Tag an dem ich nicht an sie denke. Danny weiß das. Oft fragt er mich sogar nach ihr oder erinnert mich durch Kleinigkeiten an sie, durch Dinge, die ich ihm über sie erzählt habe. Er weiß, dass er sie nie wird ersetzen können. Und das schönste ist: Er versucht es auch nicht. Er sieht sie nicht als Konkurrenz an. Ich bewundere ihn dafür, wie er die Situation meistert, immerhin ist sie nur noch eine Erinnerung. Aber er weiß, dass in meinem Herzen genug Platz ist, um sie beide zu lieben. Und ich hoffe, ich lasse ihn oft genug wissen, wie sehr ich ihn liebe.
Auf jeden Fall traf es mich an diesem Tag zum ersten Mal so richtig, dass da wieder solche Gefühle in mir aufkeimten. Nachdem ich Claire verloren hatte, dachte ich, dass ich nie wieder würde lieben können. Himmel, ich dachte sogar, dass ich nie wieder würde richtig leben können. Als die Türme zusammenbrachen, da brach alles zusammen, alles, mein ganzes Leben. In den nächsten Stunden, Tagen, da funktionierte ich nur noch. Keine Leiche zu sehen hat es auch nicht besser gemacht. Ich habe sie so sehr geliebt, dass ich glaube, dass man einen Menschen gar nicht mehr lieben kann. Es gab Tage, da wünschte ich mir ich wäre in den Türmen gestorben und sie wäre am Leben geblieben. Ich wäre für sie gestorben. Aber sie starb und nicht ich.
Es gab nicht viel für mich zu tun nach dem 11. September. Die Stadt war erstaunlich ruhig. Und der Einsturz der Türme, die Hitze des Feuers, hatten nicht viel übrig gelassen. Natürlich waren wir nach ein paar Tagen, als die Bergungsarbeiten am Ground Zero eingestellt worden waren, vor Ort um Untersuchungen anzustellen. Aber eigentlich war der Tatvorgang ja bekannt. Und die Mörder der Opfer der Terroranschläge, die unmittelbaren Mörder, waren ebenso gestorben wie ihre Opfer. Nur die Drahtzieher, die liefen und laufen immer noch frei herum.
Es war unbeschreiblich, wie ich mich fühlte, als wir einen leeren Sarg für Claire beerdigten. In meinen Augen ist ihr Grab immer noch am Ground Zero, trotzdem gibt es einen Friedhof auf dem ein Grabstein steht, mit ihrem Namen, ihrem Geburtsdatum und ihrem Todesdatum: 11.September 2001. Aber wenn ich ihr nahe sein will, dann führen mich meine Schritte unweigerlich nach Downtown Manhattan, nur wenige Meter vom Broadway entfernt, zu der Stelle wo einst die Zwillingstürme des World Trade Centers stolz über die Stadt ragten.
Wir hatten diese schreckliche Schießerei zu untersuchen, Danny, der vermutlich einen Undercover-Cop erschossen hatte und Beweise, die total widersprüchlich zu seiner Aussage waren. Und zu der Konfusion, die ich durch diese Ereignisse verspürte war da auch noch die Verwirrung über meine Gefühle. Also versuchte ich das alles auszublenden.
Ich war nicht nett zu Danny. Ich war kein Freund. Ich war wohl noch nicht mal ein guter Vorgesetzter. Ich war einfach nur gemein. Ich war viel zu sehr mit mir selber beschäftigt, als dass ich mich auch noch mit seinen Sorgen und Ängsten hätte auseinander setzen können. Es verwirrte mich zutiefst, dass ich dieses Kribbeln im Bauch hatte. Und ich konnte und wollte es nicht Danny zuordnen. Deswegen war ich wohl auch so zurückweisend. Wäre ich nett zu ihm gewesen, dann hätte ich mir selber eingestehen müssen, dass er es war, der mir das Gefühl gab auf Wolken zu gehen.
Einige Wochen später hatten wir dann diesen Baseball-Fall. Eigentlich untersuchte ich mit Stella den Tod dieser jungen Frau, die vor einen Laster gerannt war. Doch später stellte sich heraus, dass ihr Tod im Zusammenhang mit dem des Opfers aus Dannys und Aidens Fall stand. Mein Verhältnis zu Danny war immer noch sehr distanziert. Die Schießerei machte ihm immer noch zu schaffen, und vielleicht sogar auch mein Verhalten, und ich musste immer noch mit meinen Dämonen kämpfen. Ich hatte inzwischen ausgeschlossen, dass Stella plötzlich mein Herz so zum Klopfen brachte. Auch in Aidens Gegenwart bekam ich keine schweißnassen Hände. Mal abgesehen davon, dass sie viel zu jung für mich wäre. Ich könnte ihr Vater sein.
Systematisch hatte ich alle Frauen in meinem Leben unter die Lupe genommen, ob sie es waren, die mir diese roserote Brille aufsetzten. Negativ. Der Job als Tatort-Ermittler färbt definitiv auf mein Privatleben ab. Wie sonst könnte man es sich erklären, dass ich praktisch jede Frau überprüfte, mit der ich in den letzten Wochen zu tun hatte? Ich ging sogar die Liste der Angehörigen unserer letzten Mordopfer und ebenso die Liste von den Tatverdächtigen durch. Aber: Nichts. Nada. Niente.
Es hatte nie einen Mann zuvor in meinem Leben gegeben. Ja, ich hatte mich von Männern angezogen gefühlt. Aber ich hatte mich nie ernsthaft in einen Mann verliebt. Ich war nie mit einem im Bett gelandet. Natürlich gibt es massig Gerüchte darüber, was so bei den Marines abläuft. Aber ich kann sagen, dass ich außer Kameradschaft nie etwas anderes erlebt habe. Meine Kameraden waren wie Brüder für mich. Und so war auch das Verhältnis mit ihnen. Geschlafen habe ich immer nur mit Frauen.
Ich mag runde Brüste, weibliche Figuren. Himmel, ich gestehe ja sogar, dass ich ab und an Mal Stella auf den Hintern schaue und ihr breites Becken bewundere. Ebenso wie mein Blick auch öfters mal an Aidens Lippen hängen blieb. So was lässt mich nicht total kalt. Was ich mir nur nie hätte vorstellen können war die Tatsache, dass ich irgendwann mal etwas für einen Mann empfinden würde, der fast so groß ist wie ich, kurze, dunkelblonde Haare hat, eine Brille trägt und sich gerne mal einfach nicht rasiert. Ja, Danny lässt sich gerne mal einen Bart stehen, oder trägt einen Drei-Tage-Bart. Und ich gestehe auch, dass ich es sexy an ihm finde. Er hat einfach diese lässige Art, die so völlig konträr zu meiner ist. Deshalb ergänzen wir uns vielleicht auch so gut.
Ich war also alle Frauen in meinem Leben durchgegangen, und begann mich, nach dem Anruf eines Tatverdächtigen sogar wieder mit einem alten Fall auseinander zu setzen. Alles nur um mich nicht der Tatsache zu stellen, dass ich ganz offensichtlich zum ersten Mal in meinem Leben begann mich ernsthaft für einen anderen Mann zu interessieren. Und ich wusste dabei noch nicht mal, wer es war. Es war mir einfach nicht klar. Ich wusste nur, dass ich mich auf die Arbeit freute, mehr als gewöhnlich. Ich liebe meinen Job, was wohl auch niemand bestreitet, vor allem niemand, der mein Überstundenkonto sieht. Stella riss ja schon immer mal wieder Witze darüber, dass ich mehr im Büro leben würde, als zu Hause.
Während ich mich also mit diesem Fall auseinander setzte, um mich von meinen eigenen Gefühlen abzulenken, war es wieder einmal Stella, die mich in eine Richtung lenkte. Sie fragte mich an einem Punkt nach meinem Ehering. Ja, auch noch über drei Jahre nach Claires Tod trug ich ihn. Und ich habe ihn immer noch, ich werde ihn auch niemals aufgeben. Er ist eine der wenigen Dinge, die ich noch von Claire habe. Und manchmal glaube ich, dass allein ihre Liebe mich nach dem 11. September weiterleben ließ. Der Ring an meiner linken Hand sagte mir immer wieder, dass sie mich geliebt hat. Sie hätte mich nie geheiratet, wenn es nicht so gewesen wäre. Ich versuchte immer wieder für die Zeit dankbar zu sein, die wir hatten, trotzdem schmerzte es, sie nicht mehr bei mir zu haben. Und ich hatte das Gefühl, dass wenn ich den Ring abnehmen würde, jeder denken würde, sie wäre nicht mehr Teil meines Lebens.
Ich weiß, Stella wollte mir nur sagen, dass ich auch in meinem Privatleben weitermachen musste, aber ich war noch nicht so weit den Ring abzunehmen. Er gab mir auch Halt. Halt, den ich brauchte, während ich das Gefühl hatte, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Genau das war es nämlich, was passierte. Der Baseball-Fall war gelöst, und auch der Fehler in der Ermittlung des alten Falles, den ich erneut aufgerollt hatte, hatte sich in Wohlgefallen aufgelöst. Wir hatten zwar nicht unseren Täter, aber dafür saß niemand unschuldig im Gefängnis. Nur ich hatte noch meinen ganz persönlichen Fall zu klären.
Claire hatte gewusst, dass ich auch Männer attraktiv fand. Sie teilte sogar meine bisexuelle Neigung, mit dem winzigen Unterschied, dass sie in ihrer College-Zeit sogar mal mit einer Frau geschlafen hatte, während sich bei mir alles nur auf Phantasien beschränkt hatte. Ihren Ring zu tragen gab mir immer noch Halt, Halt, mir nicht eingestehen zu müssen, dass ich dabei war, mich in einen Mann zu verlieben, wenn ich es nicht schon getan hatte.
Ich traute mich nicht, so wie ich es bei den Frauen gemacht hatte, alle Männer in meinem Umfeld abzuchecken, darauf, wer bei mir die weichen Knie verursachte. Ich hatte Angst, es würde zu sehr auffallen. Und ich konnte auch mit niemandem reden. Niemand von meinen Freunden wusste von meinen bisexuellen Neigungen. Meine Freunde waren außerdem gleichzeitig meine Kollegen. Noch ein Grund, weshalb ich gar nicht erst was sagen konnte. Hätte es sich um eine Frau gehandelt, ich hätte mich vermutlich an Stella gewandt, sie gefragt, was ich hätte tun sollen. Immerhin war ich seit einigen Jahren nicht mehr zu einem Date gegangen.
Aber wie hätte ich Stella bitteschön erklären sollen, dass ich mich wohl gerade in einen Mann verliebte, aber nicht wusste in wen. Das hätte sie nicht auf die Reihe gekriegt, vor allem nicht, nachdem ich in dieser Schießerei im Café fast getötet worden wäre. Es war wirklich ein schlimmer und verworrener Fall, und ich möchte nie wieder Augenzeuge einer Schießerei werden. Es ist eine Sache, wenn man einen Tatort untersucht, aber eine ganz andere, wenn man an einem Ort ist, der in dem Moment gerade zum Tatort wird. Eine Leiche, eine verletzte Person, einen flüchtigen Täter, und ich mit der Frau, die gerade offensichtlich mit mir geflirtet hatte.
Ich war heillos überfordert und gleichzeitig dankbar für den Fluchtweg, der sich mir bot. Rose, so hieß die Frau, die mich mehr oder minder spontan auf einen Drink einlud, angeblich, um mir zu danken, war ein Notausgang. Mit ihr auszugehen, mich mit ihr auf diesen Drink zu treffen, das würde zeigen, dass ich nicht schwul wäre. Dabei weiß ich gar nicht, was mich daran so geängstigt hat. Ich wusste, dass ich nicht schwul bin, ich bin bi, das ist was anderes. Das ist was… viel komplizierteres.
Vielleicht sehe das auch nur ich so, aber jemand der heterosexuell ist, der ist nur mit Frauen zusammen. Ich gehe jetzt von meinem Standpunkt als Mann aus. Das ist eine ganz klare Sache, das ist gesellschaftlich anerkannt, sogar die Norm. Männer und Frauen gehören zusammen, so sagt es die Bibel. Oder zumindest wird die Bibel in dem Zusammenhang ja immer wieder oft gerne hervorgekramt. Das Gebot „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst." wird nur zu gerne von den Schwulenhassern unter den Tisch fallen gelassen, wenn sie mal wieder die Bibel zitieren um zu zeigen, dass Gott ja nicht gewollt hätte, dass ein Mann und ein Mann zusammen sind. Aber das sind auch die gleichen Leute, die Masturbation schon für einen Verrat an Gott halten. Oder oftmals sind es die gleichen Leute.
Also: Mann und Frau sind gesellschaftlich anerkannt.
Und jemand der homosexuell ist, der hat auch einen klaren Standpunkt. Ein Schwuler liebt halt eben Männer. Er steht auf Männer. Für ihn sind Brüste eher abstoßend als erregend (wie für fast jeden heterosexuellen Mann, den ich kenne). Okay, er muss sich vielleicht damit herumschlagen, dass die Gesellschaft seinen Lebensstil nicht toleriert, muss sich wohl Beschwerden seiner Eltern anhören, dass er ihnen ja wohl nie ein Enkelkind bescheren wird oder den Stammbaum fortsetzen wird. Natürlich ist das nicht zwangsläufig so, aber die Eltern, die ihre Kinder wirklich lieben werden höchstens wohl etwas deswegen sagen, und nicht darüber, dass es ja gegen Gottes Plan wäre.
Nur was macht jemand, der bisexuell ist? Hat man einen Partner des anderen Geschlechts ist alles in Ordnung und man wird ohne Probleme gesellschaftlich akzeptiert, ein jeder hält einen für normal. Der springende Punkt ist aber, dass man gar nicht so normal ist, wie es den Anschein hat. Man selber empfindet es als normal, für mich ist es zumindest normal, aber man weiß irgendwie, dass die Außenwelt nicht gut darauf reagieren wird.
Es ist für alle leichter, wenn man jemanden in eine Schublade stecken kann, ihm ein Label aufdrücken kann, einen Stempel. Aber jemand der bi ist? Was soll man damit machen? Ist derjenige mit einem Mann zusammen gilt er gleich als schwul, ist er mit einer Frau zusammen gilt er als heterosexuell.
Was musste ich ein Mal über eine bisexuelle Frau hören? Sie sei eine „Ex-Lesbe". „Ex-Lesbe"! Ich konnte mir nur noch an den Kopf fassen. Und das schlimmste war, dass diese Worte von einer lesbischen Frau kamen. Sogar Homosexuelle wollen Bisexuelle lieber in eine Schublade stecken.
Ich gestehe, dass es mir Angst machte, wenn jemand herausfinden würde, dass ich nichts gegen einen Männerhintern einzuwenden hatte. Es machte mir Angst herauszufinden, für wen ich Gefühle hatte. Weil alles in den Köpfen der Menschen so schwarz und weiß war und ich mich irgendwie eher grau fühlte, aber glaubte, dass alle mich von der weißen Schublade gleich in die schwarze stecken würden, wenn ich ihnen sagen würde, dass ich gerade dabei war mich in einen Mann zu verlieben.
Egal wie ich es drehte oder wendete, ich musste erstmal herausfinden wer er war.
Letztendlich war es der Zufall, der mir auf die Sprünge half. Noch bevor ich zu der Verabredung, die eigentlich gar keine war, mit Rose ging, tauchte Danny in meinem Büro auf. Und seine simple Frage, ob alles zwischen uns okay sei brachte meine Welt total durcheinander.
Äußerlich merkte man wohl nichts, vielleicht kam der Einsturz auch erst später. Immerhin war Stella kurz danach in meinem Büro, und dann war da noch die Tatsache, dass Hawkes um seine Versetzung in den Außendienst des CSI bat. Insgesamt war es alles in allem ein Tag, an dem einiges zusammen kam.
Auch, dass ich endlich meinen Ehering ablegte.
Ich glaube, es geschah, weil ich mir was beweisen wollte. Ich wollte mir beweisen, dass ich etwas mit einer Frau anfangen konnte. Und ich schätzte Rose so ein, dass sie nie und nimmer mehr als nur einen Drink mit einem Mann nehmen würde, der einen Ehering trug.
Ich küsste sie an diesem Abend, nachdem ich sie nach dem Drink nach Hause gebracht hatte. Und kaum war ich selber Zuhause fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Zwischen Danny und mir war nicht alles okay.
Denn er war es, der mein Herz so zum Hüpfen brachte, er war es, dem ich schweißnasse Hände und weiche Knie zu verdanken hatte. Er war derjenige, der meinen Bauch dazu brachte zu kribbeln, und er war es auch von dem ich nicht die Augen nehmen konnte.
Ich war in meiner Wohnung und ließ meinen Kopf gegen die Wand fallen. Und dies ist der Punkt, wo diese Geschichte anfängt.
