Provoziert. Verdammt. Unwiderstehlich.

Kapitel 1

Immer wissen, nie vergeben

Meine Seele ist dunkel, mein Herz gesplittert.

Er tat, was er getan.

Eine Schande.

Ein Geheimnis, kaum bekannt.

Ich werde immer wissen, nie vergeben.

Und er ist noch da, verfolgt mich in meinen Träumen.

- houseghost -

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Hermine hörte Schritte und schlug die Augen auf.

Noch immer lag sie blutend am Boden, genau an der Stelle, an der sie sie zurückgelassen hatten.

Sie wollte sterben. Aber – welch Ironie – sie war am Leben.

Der Klang der Stiefel auf dem kalten, harten Steinboden kam näher und ließ sie schaudern. Unter Schmerzen hob sie den Kopf und blickte sich um. Ihr Herz schlug kräftig, als sie die Umrisse einer schwarzen Gestalt erkannte, die aus der Dunkelheit ragten.

Die Schritte verstummten in ihrer Nähe.

Mein Gott! Hätte sie doch nur fortlaufen können, vom Disapparieren ganz zu schweigen. Aber sie war zu sehr verletzt, um einen klaren Gedanken zu fassen.

Ihr Kopf wurde schwer, die Wimpern flackerten unter der Last, die sie in sich trug. Sie befand sich am Rande der Ohnmacht.

Nicht hier, nicht jetzt!

Ein missbilligendes Fauchen drang an ihr Ohr und sie erkannte das emotionslose Gesicht ihres Professors. Vertraut und doch zu unwirklich, um wahr zu sein.

Snape.

Konnte sie etwas dafür, dass sie hier lag, halb nackt und jedem ausgeliefert, der des Weges kam?

Das Rascheln seines Umhangs riss sie aus ihren Gedanken. Er hatte ihn abgenommen und war dabei, ihn über ihren Körper zu legen, um sie zu bedecken.

Sie ließ ihn gewähren und hieß die Wärme des dicken schweren Stoffs willkommen.

Noch immer hatte er kein Wort gesprochen. Hermine tat es ihm gleich.

Für einen Moment herrschte absolute Stille.

Er sah sie einfach an, mit diesen durchdringenden schwarzen Augen, die Löcher in ihr Inneres zu brennen schienen, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Reglos und Still. Lediglich seine Nasenflügel bebten.

Entschieden bückte er sich zu ihr hinab, das Gesicht sogleich von den langen ungepflegten Strähnen verdeckt, nach ihrer Hand greifend. Seine Haut war warm und rau, beinahe sinnlich – wer hätte das gedacht?

Sie zitterte und er zog sie zu sich hoch.

Es war verstörend. Dabei war alles, was er tat, sie in seine Arme zu betten, um kurz darauf mit ihr zu verschwinden, hinein in die Schatten der Dunkelheit.

Die Zeit schien still zu stehen, als sie in seinen Armen lag und er sie fortbrachte. Von hier nach dort, ohne eine Spur zu hinterlassen.

Sie verbarg ihr Gesicht in der Mulde an seiner Schulter und verspürte ein Gefühl der Sicherheit, das es ihr erlaubte, zum ersten Mal wieder frei zu atmen.

Er presste sie fest an seine Brust, sodass sie seinen Duft riechen konnte, herb und männlich.

So reisten sie fort, im Strudel der Zeit, getragen von seiner Willkür.

Endlich, nach einer schieren Ewigkeit, erreichten sie ihren Zielort.

Snape landete mit beiden Beinen fest auf dem Boden im Inneren eines absonderlichen Hauses und brachte sie zu einem schäbigen Sofa, auf dem er sie behutsam ablegte.

Als er dabei war, sich umzudrehen, gruben sich ihre Nägel in den schwarzen Stoff seines Fracks, der seine Arme bekleidete.

Er warf ihr einen abschätzenden Blick aus seinen dunklen Augen zu, die Brauen in der Mitte fest zusammengezogen, sodass eine tiefe Falte zwischen ihnen entstand.

Hermine fühlte Kälte in sich aufsteigen und ließ ihren Tränen freien Lauf. Alles, was sie fühlen wollte, war die Nähe und die Wärme ihres verhassten Professors.

Schon immer hatte sie Dinge getan, die sie nicht hätte tun sollen. Und ganz besonders jetzt, in diesem Moment, in dem alles so eigenartig und abscheulich war, verspürte sie den Drang, gegen jede Vernunft zu handeln.

Er riss an seinem Arm, wollte ihn von ihr weg ziehen, doch sie ließ ihn nicht los, blickte flehend zu ihm auf, während salzige Tränen unaufhörlich über ihre Wangen liefen.

„Wenn Sie nicht damit aufhören, sehe ich mich gezwungen, einen Beruhigungszauber anzuwenden, Miss Granger."

Sie schluckte.

Wie in Zeitlupe lösten sich ihre verkrampften Finger von ihm los, noch immer hallten seine bitteren Worte in ihrem Inneren nach. Eine Stimme, so präzise und tief, dass sie schauderte.

Er war ein scheinbar lebloser, grausamer Mensch.

Aber er hatte sie gerettet.