Langsam schob sich eine kleine Wolke vor die Sonne, während gleichzeitig eine leichte Meeresbrise das Gras und die Blätter in den Bäumen leise zum rascheln brachte und den Mantel des schwarzhaarigen Mannes hinter ihm wehen ließ. Sein Blick ging in die Ferne und gedankenverloren schaute er auf den Horizont, wo das Blau des Meeres fast übergangslos in das Blau des Himmels überging. Die beiden Farbtöne schienen zu verschmelzen und erzeugten die Illusion endloser Weiten. Der Mann seufzte leise, ehe er durch das Lachen eines Kindes aus seinen Gedanken gerissen wurde. Mit einem breiten Grinsen drehte er sich in genau dem Moment um, als eine kleine Gestalt aus dem aus dem Wald hinter ihm lief.
„Paaaaaaaaaapaaaaaaaaaaaaa!"
Die langen blonden Haare und das hellblaue Kleid des kleinen Mädchens flogen hinter ihr im Wind, als sie plötzlich über einen Ast stolperte, hinfiel und liegen blieb. Kurz zog der Mann in Erwägung, hinzugehen und seiner Tochter hoch zu helfen, doch da richtete sich das Mädchen schon von selbst wieder auf. Die blondhaarige sprang mit einem Grinsen wieder auf die Beine und setzte anschießend unbeirrt ihren Weg fort.
Stolz ging der Vater in die Knie und breitete seine Arme aus, bereit das Kind in Empfang zu nehmen. Nachdem es in seine Arme gesprungen war, hob er es hoch und drehte sich mit erhobenen Armen einmal im Kreis, was seiner Tochter freudige Jauchzer entlockte. Als er fertig war, änderte er leicht seine Position, sodass das Mädchen nun auf seinem linken Unterarm saß und sich an seinem Mantel festklammerte. Mit der freien Hand wuschelte er ihr einmal durch die Haare, ehe er anfing zu sprechen.
„Na mein kleiner Wildfang, was machst du hier draußen ganz alleine? Wo ist deine Mama?"
„Mama kommt. Wollen Papa zum Essen holen."
Wie zur Bestätigung knurrte der Magen des Mädchens einmal leise aus, woraufhin der Bauch des Schwarzhaarigen ebenfalls grummelte. Der Mann lachte.
In diesem Moment kam die Sonne wieder hinter der Wolke hervor und eine schlanke Frau mit langen gewellten blonden Haaren, freundlichen braunen Augen und Sommersprossen im Gesicht trat aus den Büschen heraus. Der Wind umspielte ihre Haare und zerrte an der in ihnen festgesteckten Hibiskusblüte. Mit einem sanften Lächeln und leichten Schritten ging sie auf den Schwarzhaarigen zu und gab ihm zur Begrüßung einen zarten Kuss auf die Wange, woraufhin er seinen freien Arm um ihre Hüfte schlang und sie an sich zog. Als Reaktionen lehnte die Frau sich mehr gegen seine Brust und sah zuerst ihre Tochter an, ehe sie dem Blick des Schwarzhaarigen folgte, welcher sich wieder auf scheinbar endlose Meer gelegt hatte. In seinen Augen las sie Stolz und unbedingte Liebe, aber auch eine tiefe Sehnsucht. Ein trauriges Lächeln legte sich auf ihre Lippen.
„Du brichst bald wieder auf, nicht wahr?"
Der Mann schwieg, nur seine leicht gerunzelte Stirn zeigte dass er die Frau neben ihm verstanden hatte. Die stille zog sich noch einen Moment, ehe er seinen Blick liebevoll nach unten richtete um ihr in die Augen zu sehen. Sie hob den Blick und der schwarzhaarige verankerte seine tiefschwarzen Augen mit ihren tiefbraunen, ehe er langsam und bedacht sprach. Er grinste ausnahmsweise mal nicht, denn er wollte dass sie wusste, wie ernst ihm die folgenden Worte waren.
„Wenn du es dir wünscht, dann bleibe ich. Du weißt, dass ich alles für euch tun werde."
Doch die blondhaarige schüttelte nur leicht den Kopf und schloss die Augen.
„Ich weiß. Und doch kann und möchte ich dieses Opfer nicht von dir verlangen. Du bist ein Mann des Meeres und der Freiheit Roger und wir wissen beide, dass deine Bestimmung dort draußen ist und nicht hier, auf dieser kleinen Insel. Mir reicht es, wenn du anschließend wieder heil zu uns beiden zurückkommst."
Er drückte sie noch mehr an sich und konnte wie so oft kaum fassen, dass diese beiden einzigartigen und besonderen Geschöpfe neben ihm tatsächlich zu ihm gehörten.
Eine leise Frage Unterbrach die beiden Geliebten und ließ die Blicke beider Angesprochener zu dem kleinen Mädchen wandern. Das Kind hatte den Blick auf den Boden gerichtet, sodass ihre Augen im Schatten lagen.
„Papa, musst du bald wieder fort?"
Nach einem kurzen bedeutungsschweren Blick zwischen dem Mann und der Frau ließ der schwarzhaarige seine Geliebte los, setzte das Mädchen vor sich auf dem Boden ab und kniete sich vor ihm hin. Sanft aber entschlossen legte er eine Hand ihr das Kinn und hob ihren Blick, bis sie ihm in die Augen schaute.
„Ja meine Kleine, bald werde ich wieder in See stechen. Immerhin ist dein Papa ein großer und starker Pirat! Doch eines Tages werde ich wiederkommen, denn du und deine Mama sind für mich die wichtigsten Menschen die es gibt. Und wenn ich wieder komme, unternehmen wir wieder gemeinsam etwas. Ich könnte dich zum Beispiel mit auf mein Schiff nehmen, was hältst du davon?"
Die Erwähnung des Schiffes ließ das kleine Mädchen aufhorchen und aufgeregt hüpfte sie auf und ab.
„Ich darf das Schiff sehen? Versprochen?"
Grinsend erhob Roger sich.
„Versprochen. Und jetzt komm, sonst wird das Essen ganz kalt."
Bei der Erwähnung des Essens grummelte der Magen des Mädchens wieder, was ihren Eltern ein Lachen entlockte. Voller Vorfreude wand sie sich aus dem Griff ihres Vaters und lief freudig wieder auf den Wald zu aus welchem sie gekommen war. Kurz bevor sie im Dickicht verschwand drehte sie sich noch einmal um und winkte ihren Eltern zu.
„Na los, jetzt kommt!"
Dann hatten die Büsche ihre kleine Gestalt verschluckt.
Schmunzelnd wollte Rouge die Hand ihres Geliebten nehmen um ihrer Tochter zurück zum Haus zu folgen, als sie neben sich ein Husten vernahm und sich besorgt zu ihm drehte. Sie sah gerade noch, wie er das weiße Taschentuch wieder in seine Manteltasche stecken wollte, welches nun ein paar einzelne kleine rote Blutsprenkel zierten. Ihre Augen verdunkelten sich besorgt.
„Wie schlimm ist es, Roger?"
Er fing ihren Blick auf und hielt den Blickkontakt für ein paar Sekunden, eher er wegschaute.
„Es sieht schlimmer aus als es ist. Die Ärzte sagen ich habe noch ein paar Jahre, ehe die Krankheit komplett ausbricht."
Sie schweig nur, ehe sie seufzte, seine Hand nahm und in hinter ihr her zog in die Richtung in sie ihre Tochter verschwunden war.
„Ich hoffe für dich, dass es so ist. Ann braucht ihren Vater und ich brauche dich auch. Also stell nur sicher, dass du von deiner nächsten Reise auch zurückkommst, das ist alles was ich verlange."
Gegen Ende hin war sie immer leiser geworden. Kurz gingen sie noch still nebeneinander her, dann schlich sich ein neckisches Grinsen auf das Gesicht des Schwarzhaarigen, eher er Rouge mit einer schnellen Bewegung in seine Arme zog und sie im Brautstil hochhob. Sie stieß ein kurzes überraschtes Quicken aus, ehe sie ihm spielerisch gegen die Brust schlug in dem Wissen das es deutlich mehr bräuchte um ihren Mann auch nur anzukratzen.
„Was soll das werden, Herr Pirat? Wenn wir uns nicht beeilen isst Ann alles auf und du bekommst nichts mehr."
Roger lachte schallend auf, ehe er loslief. Er wusste zwar dass er auf jeden Fall noch Essen bekommen würde, doch es stimmte auch, dass seine Tochter genau wie er selber ein schwarzes Loch auf Beinen war, weswegen er lieber nichts riskieren wollte.
Und während er mit seiner vor sich hin schmunzelnden Geliebten in den Armen lachend in Richtung seines Zuhauses eilte wurde ihm erneut bewusst, wie viel Glück er hatte. Obwohl er ein gesuchter Pirat war und todkrank war hatte er doch eine wundervolle Frau und eine ebenso wundervolle Tochter, ebenso wie einen Ort den er ein Zuhause nennen konnte.
Doch das mit Abstand größte Glück war wahrscheinlich, dass die Marine nichts von seiner kleinen Familienidylle wusste. Er lächelte grimmig als er daran dachte was passieren würde, sollte die Marine Wind von seinem Kind bekommen.
Bei dem Gedanken daran, was die Fanatiker unter dem Mantel ihrer absoluten Gerechtigkeit anstellen würden, schlich sich ein gefährliches Funkeln in seine Augen. Er würde niemanden verzeihen, der es wagt, Hand an die Personen zu legen, welche ihm wichtig sind.
Entschlossen trat er aus dem Wald und sah zuerst zu seiner Tochter und dann zu seiner Frau, ehe er grinste.
Kommt nur her, dachte er, und wenn ich die ganze Welt bekämpfen muss, ich werde sie beschützen.
Hallo liebe Leser,
dies ist also das erste Kapitel von Vivere est militare – Zu leben heißt zu kämpfen.
Rewiews sind gerne gesehen, egal ob konstruktive Kritik oder Lob.
Und wenn ihr fragen habt, fragt einfach :D
Und auch wenn ihr es alle schon wisst, One Piece gehört mir leider nicht, sondern Erichido Oda. Ein großer Mann nebenbei bemerkt :)
Das war es auch schon von meiner Seite.
Ich hoffe ihr hattet Spaß beim lesen ;)
Bleibt gespannt auf das was noch kommt und bis zum nächsten Mal,
Dragonwarrior4ever
