Hier ist das erste Kapitel zu eine etwas längeren FF über meinen Lieblingsrumtreiber und Ginny. Es spielt nach dem siebten Teil. Allerdings habe ich ein paar Änderungen vorgenommen:
Harry und Voldemort haben sich im letzten Kampf gegenseitig getötet und Sirius ist nie gestorben. Das ist eigentlich auch schon alles.
In den späteren Kapiteln kommen einige erotische Szenen. Deswegen Raiting M. Gewalt ist keine im Spiel. So, jetzt habe ich eigentlich schon viel mehr verraten, als ich wollte.
Viel Spaß beim Lesen:)
Disclaimer: Keine der Figuren gehört mir. Die sind alle von JK. Die Handlung stammt allerdings von mir allein und auch die Phantasien sind meine (Obwohl ich mir sicher bin, dass es ein paar Leute gibt, denen manchmal ganz ähnliche Gedanken durch den Kopf gehen°^^°)
Ein neues zu Hause
Das Laub der Bäume entlang der Themse leuchtete im Sonnenuntergang in warmen, beruhigenden gold- rot- und orange- tönen. Eine leichte Brise wehte einige Blätter von den Ästen und sie schwebten, sich schnell um ihre eigene Achse drehend auf den Fluss und den daneben entlang führenden asphaltierten Gehweg.
Ein rotes Kastanienblatt landete auf dem orangefarbenen Haar einer Passantin. Ginny Wealey blieb stehen und nahm das Blatt von ihrem Kopf. Gedankenverloren wendete sie es zwischen ihren Fingern.
Schon seit zwei Stunden lief sie durch London an dem Fluss entlang, starrte auf ihre Füße und versuchte an nichts zu denken. Sie lies das Blatt aus ihren Fingern gleiten und hob den Blick. Etwa hundert Meter vor ihr zeichnete sich die majestätische Silhouette der London-Bridge vor dem Abendrot ab.
Die untergehende Sonne spiegelte sich in der Wasseroberfläche. Ginny lies ihre Augen über diesen friedlichen Anblick gleiten und eine tiefe Traurigkeit ergriff Besitz von ihr.
Es war der Herbst nach der letzten Schlacht. Die Bilder ließen Ginny nicht mehr los. Jede Nacht verfolgte sie der Anblick der vielen Toten in der Großen Halle von Hogwarts. Fred, Remus, Tonks und selbst ihr geliebter Harry. Der Junge, der überlebte - einfach tot. Als wären sie nur geboren wurden um an diesem Tag geopfert zu werden. Warum mussten sie sterben und Ginny überleben?
Wie gerne hätte sie ihre unwichtige Existenz gegen die Zukunft der Gefallenen eingetauscht. Die Ungerechtigkeit war fast nicht auszuhalten.
Sie floh seit einigen Wochen schon jeden Abend von ihrem Elternhaus um an ihrem Lieblingsfluss spazieren zu gehen und für wenige Augenblicke ihre Gedanken an einen anderen Ort, in eine andere Zeit, in ein anderes Leben zu lenken, bevor sie in den darauf folgenden Nächten von ihren Albträumen wieder in die Wirklichkeit zurückgeholt wurde.
Ginny wollte nicht wieder zurück nach Hause. Der Fuchsbau war kein schöner Ort mehr, seit Fred und so viele Freunde der Familie gestorben sind. Ms. Weasley hatte einen Großteil ihrer Mütterlichkeit verloren und durch plötzliche Weinkrämpfe und stundenlanges vor sich hin starren ersetzt. Mr. Weasley funktionierte wie eine Maschine. Er machte seine Arbeit im Ministerium, aß, schlief und wusch sich gelegentlich. George hatte den Scherzartikelladen, den er zusammen mit Fred geführt hatte vorläufig geschlossen und war wieder nach Hause gezogen. Doch lustig war er überhaupt nicht mehr, selbst das Reden und das Essen vielen ihm schwer.
Nachdem Ron mit Hermine zusammen zu Sirius in den Grimmaultplatz gezogen war, glich der ehemals lebendige, chaotische Fuchsbau nun eher einem Leichenhaus. Nein, Ginny zog nichts mehr an ihren einstigen Lieblingsplatz auf der Welt. Auch in dieser Nacht hatte sie wenig Lust in das stille, nun viel zu große Haus zurückzukehren. Stattdessen setzte sie sich auf die Wiese am Flussrand und starrte auf das Wasser.
Ginny war nach ihrem sechsten Schuljahr nicht wieder zur Schule gegangen. Sie konnte sich nicht vorstellen den Ort wiederzusehen, den sie nun mit Leid, Angst und Verlust in Verbindung brachte. Ihre Eltern hatten das akzeptiert. Was blieb ihnen auch anderes übrig. Durch einen Onkel von Hermine, der ein Theater in London leitete, bekam Ginny einen Job als Maskenbildnerin, der ihr überraschend viel Spaß machte und dafür sorgte, dass sie unter Menschen kam und nicht komplett den Verstand verlor.
Manchmal feierte sie noch nach einer Vorstellung mit der Theatergruppe. An diesen Abenden hatte sie das Gefühl wieder lebendig zu sein. Man konnte unter der blassen, melancholischen Puppe zu der sie sich entwickelt hatte, wieder die alte Ginny sehen, die lachte, schlagfertige Antworten gab, andere zum Lachen brachte und mit der es nie langweilig wurde.
Die Sonne war nun völlig untergegangen und es wurde merklich kühler. Ginny überlegte, was sie nun tun sollte. Sie könnte zu jemandem vom Theater gehen und mit ihm irgendwo feiern. Sich mal wieder in eine Affäre mit einem Kollegen stürzen und am nächsten Morgen einfach verschwinden. So etwas ist ihr jetzt schon zwei mal passiert. Als sie den Betroffenen dann am Theater wiedersah, erzählte sie ihm, sie wäre betrunken gewesen und es täte ihr Leid was passiert ist. Doch das machte Ginny auch nicht glücklich, es half ihr nur für eine Nacht die Illusion von Glück zu erschaffen. Diese kleinen Ausrutscher stellten meistens kein Problem dar, da unter Schauspielern sowieso eine sehr ungezwungene Lebensweise herrschte und so lange man nicht in einer festen Beziehung steckte, praktisch alles erlaubt und manchmal sogar erwünscht war.
Eine feste Beziehung... Wie gut sich das anhörte. Steckte sie eigentlich noch ein einer? Offiziell war ihre Bindung zu Harry nie beendet wurden. Aber Harry lebte nicht mehr. Ginny hatte sich daran gewöhnt. Bis das der Tod euch scheidet... Es gab nichts Endgültigeres, nichts Unwiderruflicheres als den Tod. Dieses Kapitel ihres Lebens war vorbei, damit musste sie nun für immer zurechtkommen.
Jetzt fing Ginny ernsthaft an zu frieren. Den Fuchsbau konnte sie jetzt nicht ertragen. Auch auf eine durchfeierte, schlaflose Nacht hatte sie keine Lust. Obwohl es sie stets reizte, nicht schlafen und somit auch nicht träumen zu müssen. Sie war schon ein paar mal hier am Flussufer eingeschlafen, aber dazu war es mittlerweile, Ende Oktober definitiv zu kalt. Sollte sie sich einfach in einem Hotel ein Zimmer suchen? Aber was sollte sie dann die ganze Nacht machen? Schlafen konnte sie wahrscheinlich noch eine ganze Weile lang nicht. Sie sehnte sich nach jemandem mit dem sie über alles reden konnte, was ihr so durch den Kopf ging. Ihre Eltern und George waren keine Option, da es sie fertig machte an Fred, oder Harry, oder einen der anderen erinnert zu werden.
Percy konnte sie noch immer nicht besonders gut leiden und Bill und Charlie waren nicht da.
Ob Ron wohl noch wach war? Bestimmt. Meistens saßen er, Hermine und Sirius abends noch zusammen nachdem Hermine von ihrer Arbeit im St. Mungos nach Hause kam. Ron ist in der englischen Quidditchnationalmannschaft aufgenommen wurden und hatte zurzeit wenig zu tun, da im Winter nie große Spiele anstanden und deswegen auch seltener trainiert werden musste.
Ginny stand auf und strich sich das Laub aus den Kleidern. Schon ein wenig glücklicher bei dem Gedanken die Nacht bei ihrem Bruder und seiner Freundin zu verbringen apparierte sie zum Grimaultplatz.
Das Hauptquartier des Phönixordens befindet sich am Grimmauldplatz Nummer zwölf, London.
Ginny Lies sich die Worte durch den Kopf gehen, die sich niemand die Mühe gemacht hatte zu ändern.
Vor ihr erschien die Tür, die den Eingang zu Nummer zwölf freigab. Bei deren Anblick konnte die junge Frau sich ein Grinsen nicht verkneifen. Die alte, einst schwarze Tür war durch eine neue, dunkelrote ersetzt worden. Nach und nach erschien der Rest der Hausfront und auch diese war komplett saniert worden. Die dreckigen Wände waren nun blass-gelb, die Fensterrahmen hatten einen roten Anstrich verpasst bekommen und die Scheiben waren entweder erneuert oder sehr gründlich geputzt worden. Da hatte eindeutig Hermine die Finger im Spiel gehabt. Gespannt, wie sich wohl der Rest des Gebäudes verändert haben mochte, stieg Ginny die wenigen, nun ebenfalls gelben Stufen bis zur Tür hinauf und läutete die silberne Türglocke. Nach wenigen Augenblicken öffnete diese sich und Hermine empfing sie mit einem erst verwunderten und dann mit einem fröhlichem Gesichtsausdruck, der sich schließlich in ein strahlendes Lächeln verwandelte, welches makellose, strahlend weiße Zähne präsentierte.
„Ginny! Ich freu mich ja so dich zu sehen! Bitte komm rein. Hast du schon gegessen? Wir wollten gerade anfangen, du kommst genau richtig. Leider gibt es nur Pizza, weil niemand Zeit hatte zu kochen."
Ginny lies sich von Hermine ins Innere des Hauses ziehen. „Danke, Hermine. Ich würde wirklich gerne mit euch essen. Eigentlich wollte ich sogar fragen, ob ich die Nacht bei euch schlafen könnte. Mir fällt zu Hause einfach die Decke auf den Kopf."
Hermines Blick wurde ernst. „Das kann ich mir gut vorstellen. Natürlich kannst du hier übernachten. Komm mit in die Küche. Wir haben dir ja so viel zu erzählen!"
Ginny folgte Hermine durch dir Flure bis zu der Treppe, die in den Keller und zur Küche führte. Das Haus hatte sich wirklich völlig verändert. Die dunklen Wände hatten einen hellen Anstrich bekommen, alle Bilder wurden ausgetauscht und ein magisches, freundliches Licht lag im ganzen Haus.
Wohlige Wärme breitete sich in Ginnys aus und sie empfand seit einer, wie es ihr vorkam, Ewigkeit so ein Gefühl von Geborgenheit. Das Glücksgefühl verstärkte sich noch, als sie das überraschte Gesicht ihres Bruders sah. Ron sprang auf und schloss seine kleine Schwester in die Arme.
„Wie geht's dir Ginny? Schön das du uns besuchst."
„Es geht so," antwortete Ginny und erwiderte seine Umarmung.
„Hallo Ginny." Nun war auch Sirius aufgestanden und schloss Ginny ebenfalls in die Arme.
„Setz dich. Ess mit uns," bot ihr nun auch Sirius an, nachdem sie sich voneinander gelöst hatten.
Ginny, die den ganzen Tag noch so gut wie gar nichts gegessen hatte nahm das Angebot stumm an und setzte sich auf einen der neuen Stühle an den (ebenfalls neuen) Tisch. Sirius nahm neben ihr Platz und Ron und Hermine ihnen gegenüber. Der Esstisch war nun wesentlich kleiner und gab nur noch Platz für maximal sechs Personen. In der Mitte standen zwei Teller mit je einer Tomaten-Peperoni-Pizza darauf. Ginnys Lieblingssorte. „Du hast gesagt, ihr hättet mir viel zu erzählen, Hermine."
„Oh ja, stimmt. Wo soll ich anfangen? Also erstmal habe ich meinen Job im Krankenhaus aufgegeben."
„Du hast was?! Aber warum denn? Das ist doch das, was du immer schon wolltest!" Ginny war ernsthaft entsetzt. Hermine war unendlich glücklich gewesen, als sie im St. Mungos angefangen hatte zu arbeiten.
„Nun ja, wie du bestimmt schon gemerkt hast, haben wir dieses Haus bewohnbar gemacht. Wir leben jetzt direkt gerne hier. Das war uns sehr wichtig und hat eine Menge Zeit gekostet. Außerdem habe ich angefangen, ein Buch zu schreiben."
„Was denn für ein Buch? Worüber schreibst du?" Fragte Ginny, die sich noch nicht ganz von ihrem Schock erholt hatte.
„Ich möchte ein Buch über all das veröffentlichen, was wir erlebt haben. In der Presse kursieren so viele Lügen, Erfindungen, Übertreibungen und falsche Schlussfolgerungen, dass ich dem endlich ein Ende setzen will. Ich möchte Namen veröffentlichen und die Fehler des Ministeriums aufdecken, die es immer noch schafft zu vertuschen." Hermines Gesicht spiegelte eine fast schon kindliche Euphorie wieder. Wenn sie sich einmal etwas fest in den Kopf gesetzt hat, dann zieht sie das auch durch.
„Danach will ich vielleicht als Journalistin arbeiten,"
„Wenn man dich dann überhaupt noch lässt." In Sirius Stimme schwang überhörbare Besorgnis mit.
„Du hast vor, einer ganzen Menge Leute ans Bein zu pinkeln. Nicht das mich das stören würde. Ich finde das sogar sehr lobenswert, aber es sind auch ein paar Leute dabei, die dir einen Strich durch deine Zukunftspläne machen können."
„Mach dir darüber mal keine Sorgen, Sirius", wandte Ron sich an ihn. „Wenn die Öffentlichkeit erstmal über alles genau Bescheid weiß, werden besagte Personen wahrscheinlich sowieso gesellschaftlich geschlachtet werden. Ich denke Hermine wird das schon hinkriegen."
Hermine schenkte Ron ein liebevolles Lächeln und strich unter dem Tisch mit der Hand über sein Bein.
Ginny war beeindruckt davon, wie gut die Beiden das Geschehene verarbeitet hatten. Sicher waren sie genauso am Boden zerstört gewesen, wie alle anderen, als Harry, Fred, Tonks und Remus gefallen sind, aber Ginny glaubte, dass man wohl wesentlich besser mit so etwas zurechtkommt, wenn man den, den man liebt nicht verloren hat. Außerdem mussten Ron und Hermine ja auch nicht im Fuchsbau wohnen, wo man schon beim Anblick des blassen, zurückgezogenen George Gefahr lief in eine tiefe Depression zu stürzen.
Ginny hatte eine Zeit lang darüber nachgedacht ebenfalls zu Sirius zu ziehen, aber bei dem Gedanken ihre Eltern zu Hause ganz alleine zu lassen, kam sie sich wie eine Verräterin vor.
„Ginny, du musst nicht mehr in den Fuchsbau zurück, wenn du nicht willst," wechselte Hermine nun schlagartig das Thema, als hätte sie Ginnys Gedanken gelesen.
„Ich weiß, Mine. Das bietet ihr mir ja nicht zum ersten Mal an, aber ich glaube, dass es Mama und Papa noch viel schlimmer gehen würde, wenn ich sie auch noch verlassen würde."
„Schwesterchen, es hat keinen Sinn, wenn du dich selber fertig machst um für jemanden da zu sein, der sich in eine andere Welt zurückgezogen hat. Außerdem ist in zwei Monaten Weihnachten und wir haben vor unsere Eltern und George hierher einzuladen und sie ein bisschen aufzubauen. Es wird ihnen bestimmt gut tun, mal aus ihrem Loch raus zu kommen und vielleicht haben sie sich bis dahin ja auch schon wieder gefasst. Sie brauchen eben nur ein bisschen länger."
„Da könntest du Recht haben, Ron," sagte Ginny zu ihrem Bruder.
„Ich habe eine Idee," sagte Sirius zu Ginny. „Du gehst Morgen zu Arthur und Molly und sagst ihnen, dass du erst mal eine Zeit lang bei uns wohnen möchtest. Ab und zu gehen wir dann zu ihnen und schauen wie es so läuft. Es wäre natürlich viel einfacher, wenn sie auch hier einziehen würden, aber davon will Molly ja aus irgendeinem Grund nichts wissen. Jedenfalls können wir sie ja, wenn sie gar nicht wieder die Kurve kriegen sollten, einfach hierher mitnehmen oder alle zusammen in den Fuchsbau ziehen. Wahrscheinlich wird sich das alles irgendwie von selbst regeln. Die drei können immerhin nicht für den Rest ihres Lebens Trübsal blasen."
„Na gut. Ihr habt mich überredet. Ehrlich gesagt hätte ich es wahrscheinlich auch so nicht mehr lange zu Hause ausgehalten. Ich kann mir nur einfach nicht vorstellen, alleine zu wohnen. Da käme ich mir einfach viel zu einsam vor."
Hermine lächelte ihre Freundin an. „Das kann ich nur zu gut verstehen. Außerdem bin ich ganz froh, dass du jetzt bei uns bist. Dann bekomme ich endlich mal nicht-mütterliche, feminine Unterstützung bei der Planung meiner Hochzeit."
„Ihr werdet heiraten?" Ginny strahlte bis über beide Ohren, so sehr freute sie sich für ihren Bruder und Hermine. „Das ist echt seit Monaten die beste Nachricht, die ich bekomme."
Den Rest des Abends verbrachten die Vier damit über die Feier zu reden, die für nächsten Juni geplant war und endlich hatte Ginny wieder das Gefühl, wieder in so etwas wie einer glücklichen Familie zu leben.
Erst mal bis hier her. Ne Menge Vorgeschichte aber alles notwendig. Im nächsten Kapitel nimmt dann die eigentliche Handlung ihren Lauf.
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