Kapitel 1 – Wiedersehen
„Bin wieder daa!" Mit einem sanften Knallen fiel die Tür ins Schloss.
Blaine schaute über den Rand seiner roten Lesebrille um die Ecke zur roten Eingangstür und sah wie sein Ehemann im Gang stand und die mit weißen Flocken übersehene Winterjacke auszog. Er grinste, als er seine vor Kälte rötliche Nase betrachtete, sowie der sanfte weiße Schnee auf den braunen Haaren und er ging mit langsamen Schritten auf ihn zu.
„Hey.", flüsterte er lachend und umschlang seine Hüfte.
Kurt lächelte sein süßes breites Lächeln und legte seine Hände auf Blaines Hemdkragen, der unter seinem Pullover hervorlugte.
„Hey.", sagte er zurück und presste seine kalten Lippen auf die seines Mannes, der daraufhin auflachte und ihn umso mehr in eine warme Umarmung zog.
„Aw, du bist ja ganz kalt.", lachte er und wippte freudig von einem Fuß zum anderen.
Kurt grinste und legte seinen Kopf auf Blaines Brust.
„Dann wärm mich.", schnurrte er leicht müde und sog die Körperwärme seines Mannes in seinen Körper.
Draußen ist es schon kalt geworden, war ja auch zu erwarten in anfang Dezember.
Als Blaine aus dem Fenster schaute, während er seinen Mann hielt, sah er die Schneeschicht auf den schmalen Gehweg und kleine weitere Flocken flogen sanft durch den Wind auf die Welt hinab.
Er hörte das wohltuende Schnurren von seinem Mann und lächelte, als er einen sanften Kuss auf seine etwas nassen Haare platzierte, während er ihn von einem Fuß zum anderen wippte, um Kurt aufzuwärmen, als plötzlich laute Schritte von den Stufen aus aufhallten, die beide dazu brachten aufzuschauen.
David nahm zwei Stufen auf einmal um runter zu gelangen.
„Könnt ihr euch kein Zimmer nehmen?", fragte er lachend und stütze sich an der grün angestrichenen Wand daneben ab.
Kurt löste sich von Blaine und grinste zu ihm auf.
„Du brauchst ja nicht hinsehen."
David lachte und sprang über die letzten vier Stufen auf den Boden.
„ok.", sagte er schmunzelnd er und ging mit fröhlicher Haltung zur Küche nebenan.
Er war ein junger, strahlender Mann von satten sechzehn Jahren und er konnte sich nicht erahnen wie Stolz seine Eltern auf ihn waren. Kurt schaute ihn lächelnd hinterher, als er in das Zimmer verschwand.
Sein Style war lässig und bequem, dennoch gut aussehend und vor allem modern.
Er hatte ansehen in der Schule und ging mit Freuden ins Footballteam seiner High School, was den beiden etwas ungeheuer war, da er öfters mit Verletzungen nachhause kam. Aber er hatte Spaß am Sport und sie konnten ihm das nicht vermiesen.
David hatte eigentlich keine Ähnlichkeiten mit seinen Vätern, wie denn auch, da er gar nicht mit ihnen biologisch verwandt war. Seine braunen Augen strahlten, die dunkelbraunen Haare wurden in einem eleganten, jugendlichen Schnitt hergerichtet. Kurt konnte jetzt eine deutliche Verbindung zu ihm und seiner Leihmutter feststellen, beide hatten die elegant gebogenen Nasen so wie das volle, etwas eckige Gesicht. Der stolze Vater war ihr so dankbar, dass sie ihm ermöglicht hatte ein Kind mit Blaine zusammen aufzuziehen.
Er erinnerte sich als ob es gestern gewesen währe, wie er da in ihrer heruntergekommenen Küche saß und den Kaffee auf den alten Tisch nicht einmal anrühren wollte, weil er Angst hatte, Bazillen darin vorzufinden.
In seinem Kopf spielte er schmunzelnd die Szene noch einmal ab, wie sie ihnen die Nachricht übermittelte. Er war so unglaublich überrascht und glücklich über dieses Ereignis und nahm mit Freudentränen das Angebot auf, als ihm und Blaine die Möglichkeit gegeben wurde.
Es war eine freudige Zeit, dachte Kurt und schaute zu Blaine, der neben ihm stand und ihn liebevoll betrachtete. Nein, korrigierte er sich selbst, sie ist es immer noch.
„Draußen steht ein Umzugswagen.", hörten sie deren Sohn aus der Küche rufen und als sie verwundert das Esszimmer betraten, sahen sie, wie er über die Spüle gelehnt aus dem Fenster schaute. In seiner Hand waren Schokoriegel, die er sich aus dem Schrank geklaut hatte.
Blaine ging zu ihm hin und lugte ebenfalls aus dem Fenster.
„Er hat recht.", sagte er und wand sich wieder zu Kurt um.
„Scheint so, dass die Meyers ausgezogen sind."
Kurt zuckte grinsend mit den Schultern.
„Sollen sie doch.", sagte er, „ Diese schwulenfeindliche Heten haben uns sowieso nicht gemocht."
Blaine lachte. „ So schlimm waren die nun auch nicht. Sie waren nur anstrengend, mehr nicht."
„Da steigt ein Mädchen aus dem Wagen."
David beugte sich noch mehr vor und sein Riegel fiel ihm aus der Hand in die Spüle, aber ihm war das egal. Neugierig betrachtete er die schlanke Form der Unbekannten.
„David, hör auf zu starren.", lachte Kurt und wuschelte ihm durch die Haare. Der Junge grinste. „Mann, als ob ich sie überfallen würde.", sagte er ironisch und drehte sich verlegen zu seinen Vätern.
„Ist okay.", lachte Blaine und legte freudig einen Arm um seinen Sohn.
Kurt verzog in Gedanken versunken den Mund.
„Mmmh… Ich möchte es mir nicht schon wieder mit neuen Nachbarn verscherzen.", sagte er und legte überlegend einen Zeigefinger auf sein Kinn.
„Ich wette, es sind diesmal keine fundamentale Christen.", lachte Blaine und lehnte sich an den gelben Schrank an.
Kurt schien besorgt.
„Echt, man kann es nie wissen. Ich bin stark dafür, dass wir zu ihnen hingehen und sie begrüßen."
David verdrehte die Augen.
„Ach komm schon, wer macht das bitte. Ist doch voll peinlich."
Kurt gab ihn ein warnender Blick.
„Junger Mann, das gehört sich so. Mann begrüßt immer neue Nachbarn, zumindest haben wir das so gelernt."
Blaine grinste. „Außerdem kannst du so dein… ‚Mädchen' kennen lernen."
David starrte ihn ungläubig an, woraufhin beide Männer lachten.
Etwas rot im Gesicht, schüttelte er verlegen den Kopf.
„Na gut, meinet wegen.", sagte er und verschränkte die Arme, als er seine Schuhe anstarrte. „Ich aber werde auf keinen Fall mit hingehen."
Kurt und Blaine blickten sich an und zuckten beide mit den Schultern.
„Na gut.", sagten sie dann.
„Dauert nicht lang, bis später."
Zusammen gingen sie in den Flur und zogen sich die Winterjacken über.
Sie klopften dreimal an die grün bemalte Tür und niemand schien aufzumachen.
Es war eisig draußen und Blaine verstaute seine Hände in seine Jackentaschen. Draußen stand der Umzugswagen und die Arbeiter saßen im Auto und machten deren Pause. Die Schneeflöckchen flogen durch den Wind und setzten sich in Blaines stramm gegelten Haare fest.
Kurt zögerte, schaute ihn verwundert an und klopfte anschließend ein weiteres Mal an das grüne Brett.
Es schien wieder niemand aufzumachen, bis einen Moment später Schritte im Haus aufhallten und die Tür ging offen.
Ein Mädchen lugte durch einen kleinen Türspalt und schaute sie mit neugierigen, grünen Augen durch einen schwarzen Seitenscheitel an.
Blaine klärte seine Kehle.
„Ehm…", begann er und grinste verlegen, „Wir sind die Nachbarn."
„Von da.", Kurt lachte und deutete in einer weiblichen Bewegung auf das Nebenhaus. „Von der 33."
Das Mädchen schaute sie verwirrt an und Sekunden später knallte sie die Tür zu.
Blaine starrte das zugeschlagene Grün an und wand sein Blick verwundert zu Kurt, der nur die Achseln zuckte.
Enttäuscht wandten sie sich wieder zum gehen, bis die Haustür wieder laut aufgemacht wurde.
„Tschuldigung.", hörten sie eine lachende weiblichkratzige, tiefe Stimme und lächelnd drehten sie sich wieder zur neuen Nachbarin um.
Die Latina war groß, trug einen weißen Wollkragenpullover und stütze die Hände an den Türrahmen ab.
„Meine Tochter kommt mit Fremden nicht so zurecht."
Kurt grinste, als er sie anschaute. „Ist schon okay.", lachte er und er betrachtete das runde Gesicht der Frau. Ihre Augenbrauen waren kurvig hochgezupft worden, die Haare schön, gepflegt, dunkel und lang. Der Mund zu einem verschmitzten Grinsen geformt und irgendwie kam es ihm extrem bekannt vor... Nein, wirklich extrem bekannt.
Kurt blinzelte und wand sich schnell zu Blaine, der genauso verwirrt aussah wie er.
Die Frau zog die Augenbrauen hoch und musterte sie neugierig.
„Also, wie kann ich Ihnen behilflich sein?"
„Ehm…", setzte Blaine verdattert an und schaute Kurt durch die Schneeflocken an. Dann wand er sich wieder der Neuen zu, suchte stotternd die passenden Worte und beugte sich misstrauisch vor, als er fragte: „Kennen wir uns?"
Die Latina zuckte etwas angenervt die Schultern und betrachtete verwundert deren Gesichter. „Nicht das ich wüsste."
Kurt wippte mit seinen Füßen.
„Nein wirklich, Sie kommen uns extrems bekannt vor."
Die Frau musterte sie mit einem misstrauischen Blick, wollte ein Wort ansetzten, doch dann hallten Schritte im Gang auf, die sie daran hinderten und eine weitere Frau kam ins Sichtfeld.
„San, Baby, welche Farbe soll unser Schlafzimmer haben?", hörten die beiden Männer die Blonde Frau mit dem schmalen Gesicht fragen und Kurt starrte erschrocken die Frau an.
Seine Mundklappe blieb offen.
„Brittany?", fragte er laut und glotzte die blonde Frau ungläubig und grinsend an, die kurz erschrocken aussah, als sie die Beiden sah. „San, warum sind da zwei Männer in der Tür?"
Die Latina wand sich mit aufgerissenen Augen zu den Männern, als ob ihr etwas plötzlich klar wurde und ignorierte die sinnlose Frage der Blonden völlig.
Sie deutete schnell und bestimmt mit dem Finger auf ihn und drehte ihr Gesicht mit großen Augen zur Seite hin.
„Kurt?", fragte sie mit zweifelndem, großem Blick.
Kurt grinste und ahmte ihre Bewegung nach, während Blaine lachend daneben stand und sich unfassbar an den Mund fasste.
„Santana?", fragte Kurt laut und schaute sie freudig an.
Santana schrie lachend auf und warf plötzlich ihre Arme um seinen Hals, dass Kurt fast seinen Halt verlor.
„OH MEIN GOTT!", rief sie ihm ins Ohr, „Wie lange haben wir uns nicht gesehen?"
„Acht Jahre.", krächzte Blaine lachend, als er ebenfalls in Brittanys lachenden Umarmung seine Kehle freimachte.
Sie lösten sich voneinander und betrachteten sich alle gegenseitig.
„Das ist definitiv zu lange.", lachte Kurt und umarmte auch Brittany, „Und jetzt seid ihr sogar unsere Nachbarn!"
Santana lachte und machte den Weg zum Haus frei, nachdem sie sich von Blaines Umarmung löste.
„Ich glaub wir haben uns eine Menge zu erzählen.", sagte sie und deutete ins Haus.
Kurt nickte bestimmt und die beiden Männer traten in das Gebäude, das im kompletten, leeren Weiß strahlte.
„Auf jeden Fall.", meinte Blaine bestimmt und betrachtete die hohen Wände des Gebäudes.
