„Draco?", fragte Rodophus Lestrange in die Dunkelheit hinein. „Oh! So ein Mist! Einen Moment…ja, ich bins, Onkel Rod!", ertönte die Stimme seines Neffen aus dem Heulen des Windes heraus.
Ein Donnerschlag ertönte und ein Blitz durchzuckte die Luft, sodass Draco für einen kurzen Augenblick hell erleuchtet war. Rodolphus erschrak. Das Haar seines Neffen war triefend nass und lag wirr auf dessen Kopf. Er zitterte am ganzen Leib und auch seine Keidung sah nicht gerade warm und trocken aus.
,Verdammt, wieso zieht man bei einem solchen Mistwetter keinen Mantel an!´, dachte Rodolphus für einen Moment, verwarf den Gedanken aber sofort wieder, da es zu offensichtlich war, dass sein 16-jähriger Neffe bei diesem Wetter, in dieser Kleidung und, vor allem, ganz alleine wohl nicht nur zum Teetrinken vorbeischauen würde.
„Großer Gott, was ist passiert?", fragte er deshalb schon halb wütend. Er stand gerade mal eine halbe Minute an der Tür und war schon nass bis auf die Knochen. „K-k-kann ich e-e-erst mal re-reinkommen, R-rod?" „Äääh, ja…natürlich…", sagte dieser. ,Bella reißt mir den Kopf ab!´, schoss es ihm durch den Kopf, als er die Schlammspur betrachtete, die Draco hinterließ.
Im Wohnzimmer angelangt, setzten sich die beiden erst einmal auf das gemütliche Ledersofa. „Also, Draco…dann erzähl doch mal. Was zur Hölle treibt dich an einem solchen Tage zu deinem Lieblingsonkel?" Rodolphus, auf das Schlimmste gefasst, schaute seinen Neffen abwägend an. Dieser wich seinem Blick aus und antwortete schließlich zögernd:
„Ich bin vor Vater weggelaufen."
„Hattet ihr Streit?"
„Ähhhm…kann man so sagen…ja."
„Hat er dir was getan?"
„Nein."
„Deiner Mutter?"
„Nein."
„Hast du was angestellt?"
„Ja…schon…"
„Pansy Parkinson geschwängert?"
„Rod!", rief sein Neffe lachend. Genau das war es, was er so an seinem Onkel mochte: Egal, was vorgefallen war, Rodolphus konnte ihn immer wieder aufmuntern.
„Hätt ja sein können…Ich dachte immer, du kommst nach deinem Vater…"
„Was!"
„Nichts! Gar nichts! Wir haben niemals über dieses Thema gesprochen, verstanden?"
„Rodolphus?", wehte Bellas hohe Stimme vom Flur her. „Ääähhh…ich bin hier, Liebling!"
„Was ist hier passiert? Ist man mal eine Minute außer Haus, denkt man, hier hätte der Blitz eingeschlagen!"
„Ich brings ihr lieber schonend bei, sonst fliegt das Haus gleicht in die Luft!", flüsterte Rodolphus milde lächelnd und stand auf. Draco verstand zuerst nicht, was sein Onkel damit meinte „ihr etwas beizubringen", schaute dann an sich runter, machte die schlimme Erkenntnis, dass Bellas schwarzes Ledersofa voll mit Schlamm und Regenwasser war und schluckte. Er spitzte die Ohren, um hören zu können, was seine Tante zu dem unerwarteten Besuch zu sagen hatte.
„Hallo, Schatz!", sagte Rodolphus vorsichtig. Bella hielt mit dem Fluchen inne und fragte nun doch etwas besorgt: „Rod? Geht es dir gut?" „Mir schon, aber auf unserem Sofa sitzt jemand, der möglicherweise unsere Hilfe braucht und auch für den ganzen Dreck hier verantwortlich sein könnte…"
„Mein Gott, Liebling, sprich doch nicht immer in Rätseln!" Bellas Stimme hatte nun wieder ihre gewöhnliche Schärfe angenommen. „Narzissa hat mich angerufen! Draco ist verschwunden! Niemand weiß, wo er steckt!" Der Genannte konnte sich inzwischen ganz genau den Gesichtsausdruck seines Onkels vorstellen.
„Ich…weiß es…", sagte dieser schließlich. „Du meinst…", sagte seine Frau aufgebracht, „NEIN!" Er konnte eilige Schritte hören und als die Wohnziertür aufgestoßen wurde, stand auch schon Dracos Tante vor ihm und starrte ihn wütend an.
„Draco! Was tust du hier? Wieso bist du nicht bei deinen Eltern? Verdammt, Narzissa macht sich doch Sorgen! Na gut, deinem Vater geschieht es ganz recht…und trotzdem! Unverantwortlich!" Sie holte tief Luft, setzte sich in den Sessel vor dem Kamin, Draco gegenüber, und fragte schon fast beunruhigt: „Was ist passiert?"
