Der silberne Drache
Die Geschichte ist fertig geschrieben und wird in den nächsten Wochen vollständig eingestellt. Rückmeldungen sind sehr erwünscht.
Disclaimer:
Die genutzten Charaktere Harry Potter usw. bauen auf den verwendeten von JK Rowling auf. Es handelt sich um fanfiction. Der Text ist so nahe wie möglich an den Originalvorlagen, ignoriert jedoch den Epilog des 7. Buchs, da dieser keine Erwähnung verdient. Hier wird kein Geld verdient oder auch nur die Welt verbessert, hier wird eine Geschichte neu oder weiter geschrieben zum Spaß. Das sollte auch die Lesemotivation sein.
P. Accionate
Warnungen: Trotz Recherche bestimmt teilweise falsche deutsche oder keine Übersetzungen, da ich die letzten fünf Bücher nur auf Englisch gelesen habe bzw. mache englische Begriffe lieber mag. Sex wird erwähnt, aber nicht grafisch beschrieben. Weibliche Charaktere kommen dank der Vorlage zu kurz.
Dracos Rückkehr
Ich glaube einfach nicht, dass ich das wirklich durchziehe!«
Vor sich hin fluchend, lief Draco Malfoy das letzte Stück zum Haus und ließ seine Erinnerungen an die ihn treibenden Ereignisse noch mal Revue passieren.
Es war jetzt vier Jahre her, seitdem er ihn das letzte Mal gesehen hatte. Der Krieg war gerade vorbei, er und seine Eltern standen vor Gericht, um sich für ihre Unterstützung des Dunklen Lords zu rechtfertigen. Zu seinem Entsetzen musste er feststellen, dass Harry Potter als einer der Hauptzeugen gegen sie herangezogen wurde. Damit waren ihre Chancen auf Freispruch dahin, niemand würde an dem Wort des Retters und Helden der Zauberwelt zweifeln.
Draco wurde vor seinen Eltern angehört. Er wurde des versuchten Mordes an Dumbledore angeklagt. Außerdem der Nutzung des Imperius Fluch an Madam Rosmerta, der freiwilligen Mitgliedschaft in Lord Voldemorts Unterstützungskreis, dem versuchten Totschlag an Ronald Weasley und Katie Bell, dem Einschleusen von Death Eatern nach Hogwarts, der Folterung im Auftrag von Voldemort, dem Versuch Harry Potter an den Dunklen Lord auszuliefern und der Unterstützung des dunklen Regimes. Draco sah sich bereits den Rest seines Lebens in Askaban, zumal Harry sich nicht nehmen lassen würde, ihn für alles bluten zu lassen und viele der aufgezählten Vorwürfe als Augenzeuge bestätigen konnte. Als die Verhandlung begann, konnte er Potters Blick auf sich ruhen spüren, gab ihm jedoch nicht die Befriedigung Angst zu zeigen, sondern hielt seinen Blick abgewandt und neutral. Der Gerichtssaal war bis auf den letzten Platz gefüllt.
Potter war einer der ersten, die in den Zeugenstand gerufen wurden. Er sagte auf eigene Bitte unter Veritaserum aus. Draco bereitete sich mental auf Potters Rache vor, aber es kam alles anders als erwartet. Harry Potter hatte ihn verteidigt.
Draco wurde nach dessen feuriger Rede unter Berücksichtigung seines damaligen Alters zu zwei Jahren Askaban und zwei Jahren Bewährung verurteilt.
Nach einem halben Jahr in Askaban wurde er in Malfoy Manor unter Arrest gestellt, zusammen mit seiner Mutter, der ebenfalls durch Potters Hilfe nichts Schwerwiegendes zu Last gelegt werden konnte. Sie hatte, durch ihre Falschaussage gegenüber Voldemort, Harry das Leben gerettet, unter Gefahr für ihr eigenes. Sie hatte eine Geldstrafe auferlegt bekommen, nichts was den Malfoys Kummer bereitet hätte. Nur Lucius war nicht zu helfen gewesen. Er hatte 20 Jahre Askaban bekommen. Die Wunder hatten kein Ende genommen, Harry legte Berufung ein und bat um eine Verkürzung der Haft für Lucius angesichts der Tatsache, dass sich dieser an der letzten Schlacht nicht mehr beteiligt hätte. Es wurden die letzten 10 Jahre auf Bewährung umgeschrieben, was gegenwärtig immer noch 6 weitere Jahre Gefängnis für Lucius bedeutete. Draco hatte die letzten Jahre mit seiner Mutter in Malfoy Manor verbracht, das komplett durchsucht und aller magischen Gegenstände zweifelhafter Natur bereinigt worden war. Sie hatten dort unter Bewachung gelebt, die nach zwei Jahren aufgehoben wurde. Gestern musste er zum letzten Mal ins Ministerium und seinen Zauberstab auf dunkle Flüche untersuchen lassen. Diese Phase war für ihn und seine Mutter abgeschlossen und er konnte ein neues Leben anfangen.
Warum zum Teufel war er also auf dem Weg zu diesem Haus, zu dieser Person, um garantiert wieder sofort mit seinem alten Leben konfrontiert zu werden?
Draco seufzte und schob seine Erinnerungen beiseite. Stolz hin oder her, er hasste unbeglichene Rechnungen und das Gefühl, jemandem etwas schuldig zu sein. Besonders wenn es sich bei diesem jemand um Harry Potter handelte. Immerhin hatte dieser ihm zweimal das Leben gerettet und Potter war es zu verdanken, dass seine Mutter und er jetzt frei waren und selbst sein Vater in sechs Jahren aus dem Gefängnis entlassen würde. Er war sich nicht sicher, warum ihnen Potter geholfen hatte, aber konnte sich denken, dass es für den Gryffindor etwas mit Ehrlichkeit und Vergebung und anderen noblen Gründen zu tun hatte. Was nichts daran änderte, dass der Name Malfoy in der Zauberwelt auch weiterhin etwas galt. Deshalb war er hier, er wollte sich bedanken. Und mit etwas Geschick eine Möglichkeit finden, sich zu revangieren. Damit er Potter wieder in aller Ruhe hassen konnte, oder wenigstens nicht mehr so viel an ihn denken musste.
Er hatte nicht bemerkt, dass er bereits einige Minuten vor der Tür des Hauses stand und grübelte. Plötzlich ging die Tür vor ihm auf und er starrte in grüne Augen, die noch nicht einmal hinter Gläsern versteckt waren. Harry Potters Haare waren wild, er trug enge Jeans und ein langärmeliges, lockeres Shirt.
Harry hatte seinen Feuerblitz in der Hand und starrte ihn aus aufgerissenen Augen an, seine freie Hand automatisch an seinen Zauberstab legend.
Draco konnte sich ein zweideutiges Grinsen bei diesem Anblick nicht verkneifen. »Ähm, schönen Tag auch dir, Potter. Es gibt keinen Grund zur Sorge, ich bin nicht hier um zu kämpfen. Glaubst du deinen eigenen Aussagen meiner Läuterung nicht?«
Potter sah verlegen aus, ließ aber seinen Zauberstab noch nicht wieder los. »Ich bin mir nicht sicher, ob deine Läuterung auch bis zu meiner Person reicht, Malfoy. Was machst du hier?«
»Manieren Potter, Manieren! Immer direkt zur Sache. Du warst noch nie für Small Talk zu haben. Ich bin hier um mit dir zu sprechen. Es könnte etwas länger als fünf Minuten dauern und ich möchte das auch nicht im Türrahmen loswerden.
Aber wenn du gerade keine Zeit hast, kann ich auch ein anderes Mal wieder kommen.«
Harry zögerte kurz. Erst wurde er wie immer belehrt, dann der plötzliche Wechsel in Malfoys Ton. Er machte die Tür ganz auf, auch wenn er noch nicht wusste, was das hier werden würde. Seine Neugier würde nicht das letzte Mal einen neuen Schlamassel für ihn bereithalten.
»Hm, ist schon okay. Ich wollte nur gerade eine Runde Quidditch üben im Garten. Da ich ab morgen für drei Wochen weg bin, können wir das auch jetzt abhaken. Du hast zehn Minuten!«
Mit diesen Worten ließ er Draco ein. Draco grinste zufrieden. Er hatte seine manipulativen Fähigkeiten also nicht verloren. Er sah sich in dem relativ kleinen Haus um. Der Weg zum Haus führte durch eine sehr verlassene Muggelgegend und Draco war sich nicht sicher gewesen, ob er wirklich die richtige Adresse hatte. Er ging hinter Harry in ein Wohnzimmer, welches nur spärlich eingerichtet war. Ihn verwunderte das ein wenig, da Harry nicht gerade arm war und nach Aussage von Blaise Zabini bereits seit drei Jahren hier lebte. Das Sofa war dennoch gemütlich und als sie saßen, wurde ihnen von einem Hauselfen Tee und Kekse serviert. »Danke Kreacher. Aber du hast heute deinen freien Tag, du sollst doch dann nicht arbeiten. Geh nach Hause!«
Der Hauself verbeugte sich grinsend und quiekte noch »Entschuldigung Master, Gewohnheit!«, bevor er mit einem lauten crack verschwand.
Draco versuchte sich seine Überraschung nicht anmerken zu lassen und murmelte halblaut: »Klar, wenn sich Potter einen Hauselfen hält, kannst du dich darauf verlassen, dass der freie Tage und ein eigenes Zuhause hat.«
Harry lächelte. »Ich weiß nicht, ob du die Entwicklungen der letzten Jahre verfolgt hast, aber es gibt mittlerweile viele freie Hauselfen, die gegen Bezahlung arbeiten. Ihre Belohnung für die Teilnahme an der letzten Schlacht. Und Kreacher hat bei mir und bei Ron und Hermione einen kleinen Anbau am Haus, wo er in Ruhe leben kann. Ich habe ihn von Sirius geerbt und nach dem Krieg freigelassen und auf seinen Wunsch wieder angestellt.«
»Sirius Black? Ist das dann nicht auch der Hauself, der meiner Tante die Informationen über Black zugespielt hat? Und du hast ihn trotzdem verschont?«
Harry zögerte kurz und sein Gesicht spiegelte einen tief verborgener Schmerz als er antwortete: »Er hat es nicht besser gewusst. Wir haben unseren Frieden in meinem siebten Schuljahr mit ihm gemacht. Er hat sich verändert. Nicht nur Menschen verdienen eine zweite Chance. Wo wir auch beim Thema wären.
Warum bist du hier?«
Draco zuckte bei den letzten Worten zusammen, er wäre froh gewesen, noch etwas Zeit schinden zu können. Wenn er das Thema vorsichtig hätte anschneiden können, wäre ihm das Ganze leichter gefallen. »Warum hast du mir das Leben gerettet und mich vor dem Ministerium verteidigt? Ich habe dir keinen Anlass gegeben.« Es war keine Frage, aber auch nicht Malfoys üblicher Befehlston.
»Warum ich dich verteidigt habe? Deshalb bist du hier?« Harry verzog ungläubig das Gesicht. »Mein teuflischer Plan war es, dich in meiner Schuld zu wissen, damit ich dich verführen kann. Aber jetzt wo ich es verraten habe, ist dieser Plan hinfällig und du kannst gehen!«
Der Blonde holte tief Luft und sprach betont locker: »Zynisch, was sonst ist neu? Ich bin hier, um meinen Dank auszudrücken. Für alles. Mach dich darüber lustig, wenn du willst. Du hast mir in der Schlacht um Hogwarts zweimal das Leben gerettet. Du hast mich vor Gericht verteidigt und sogar meinen Eltern eine Verteidigung zukommen lassen. Ich möchte mich dafür bedanken und dich fragen, warum du das getan hast!« Er blickte Harry erst bei dem letzten Satz in die Augen und Harry war überrascht zu sehen, dass sie nicht höhnisch oder verachtend in seine blickten, sondern neugierig und warm. »Mir ist klar, dass du das nicht getan hast, weil du mich besonders gut leiden kannst. », fuhr Draco fort. Er schien entschlossen zu sein, alles mit einem Mal loszuwerden.
»Aber ich kann mir selbst bei deinem Gerechtigkeitssinn nicht vorstellen, warum du mich nicht lieber im Gefängnis siehst als in freier Wildbahn. Außerdem möchte ich dich fragen, ob ich irgendetwas tun kann, um meine Schuld zu begleichen.« Als Harry schockiert aussah und dann wissend grinste, fügte Draco noch schnell hinzu: »Ich will mich nicht nur einfach frei kaufen. Ich will es wirklich wissen.«
Harry blickte ihn einige Sekunden abwägend an, bevor er antwortete. »Ich habe nur gesagt, was passiert ist und was ich zu diesem Zeitpunkt wahrheitsgemäß fand. Ich habe dir damit keinen Gefallen tun wollen. Aber ich habe lange nachgedacht, und obwohl ich mich wahrscheinlich anders entschieden hätte als du und versucht hätte meine Familie auf anderen Wegen zu schützen, kann ich doch zumindest ein wenig von deiner Angst verstehen. Und ich habe wirklich keinen Willen bei dir sehen können, jemanden ernsthaft zu verletzen. Bei keinem dieser Anlässe. Nicht mehr nach dem sechsten Jahr.«
Ohne es zu bemerken, hatte Harry sich in seinen Gedanken verloren und äußerte sie laut. »Davon abgesehen, ist mir auch so vieles verziehen worden, vielleicht nicht von dir, aber von anderen, dass ich nicht einsehe, warum du nicht eine zweite Chance erhalten solltest. Ich denke immer noch, dass du einer der größten Angeber der Welt bist. Dir ist alles zugeflogen und du schaust auf andere Menschen herab. Aber zumindest hast du bewiesen, dass du nicht nur dich lieben kannst, sondern auch deine Eltern und Freunde. Ich glaube, der Hauptauslöser war dein Versuch, Goyle vor den Flammen im Room of Requirement zu schützen.« Mit einem Lachen über Dracos weit geöffneten Augen fügte er noch hinzu: »Und ich habe keine Ahnung, warum ich dir das alles erzähle. Das war bis jetzt schon das längste Gespräch das wir in unserem Leben hatten.«
Draco schmunzelte. »Ich habe es ja wissen wollen. Dann muss ich mir wohl auch den ganzen Gefühlsdusel eines Gryffindors anhören. Was ist dir denn verziehen worden? Seit wann ist der große Potter denn so selbstkritisch?«
»Alles mögliche, obwohl ich es nicht verdient hatte. Sirius, Sectumsempra, meine Geheimniskrämerei gegenüber den Leuten, die mir geholfen haben, ich glaube nicht, dass ich dir das alles erzählen möchte, du wirst es mir ja doch nur wieder unter die Nase reiben. Es ist nett, dass du dich bedanken willst, aber nicht nötig. Ich wüsste nicht, was du für mich tun könntest. Ich muss jetzt anfangen zu packen.«
Der Ärger war während des Redens von ganz allein aufgekommen. Harry wusste, dass sein Stimmungswandel nicht fair war, aber es tat ihm weh, über all diese Sachen zu reden. Außerdem war Malfoy der Letzte, dem er etwas offenbaren wollte. Er hatte nur so lange mit niemandem gesprochen und war von selbst in diese Stimmung gekommen. Er hatte keinen Grund, Malfoy zu vertrauen.
Trotzdem waren Harrys Gewissensbisse nicht dessen Schuld, und Harry hatte in den letzten Jahren nicht nur bessere Selbstkontrolle gelernt, sondern auch, bestimmte impulsive Handlungen zu unterdrücken, bis er sie durchdacht hatte.
Malfoy schaute fast ein wenig verletzt, als er sich erhob.
»Es tut mir leid, Malfoy. Es fällt mir schwer, dich einzuschätzen und vor dir über solche Erinnerungen zu sprechen. Ich freue mich, dass du gekommen bist. Aber ich brauche keine Hilfe. Es gibt für mich selber ja nichts mehr zu tun, seitdem der Krieg vorbei ist. Wer braucht den ›Jungen der Lebt‹ in Friedenszeiten?«
Jetzt war Draco sichtlich überrascht. Er hatte offensichtlich nicht mit einem solchen Wechsel gerechnet. »Du meinst, du kennst deinen Platz nicht mehr? Überraschung, Potter. Das geht den meisten so nach einem Krieg! Was meinst du, wo mein Platz jetzt ist?« Er zog eine Augenbraue hoch und fügte hinzu:
»Wo fährst du denn morgen hin? Ich war mir die ganze Zeit total sicher, du wärst zu den Auroren gegangen, aber das hörte sich jetzt gerade anders an.«
Harry überlegte kurz, bevor er antwortete: »Nein, ich wollte zwar gerne Auror werden, aber ich wollte unter keinen Umständen im Ministerium arbeiten. Nicht solange dort Leute wie Umbridge arbeiten.« Harry zuckte mit den Schultern.
»WAS? Die ist immer noch da? Ich hätte gedacht, sie sei längst in Askaban.«
Draco war offen irritiert.
»Sie hat sich mit dem Imperius Fluch rausgeredet. Als wenn sie DEN gebraucht hätte. Und zu deiner anderen Frage, ich fahre nach Rumänien. Charlie Weasley hat mich gebeten für ihn ein paar Schluchten zu durchsuchen. Der Ungarische Hornschwanz, du weißt schon, der Drache, gegen den ich im Trimagischen Turnier antreten musste, ist vom Aussterben bedroht. Charlie glaubt, er hätte ein Weibchen in Transsylvanien gesehen und ich checke, ob es Eier hat. Wenn ja, werde ich ein paar Schutzzauber um sie legen, damit die Drachen schlüpfen und überleben können. Später werden dann Charlie und andere ein Auge auf die Drachen werfen, bis sie groß genug sind sich selbst zu schützen.«
Draco sah ihn kopfschüttelnd an. Er konnte nicht glauben, dass Harry auf die Suche nach Dracheneiern ging, während Umbridge noch aktiv und frei war.
Harry sah den Blick und konnte sich denken, was in Malfoys Kopf vorging.
»Was soll ich denn dagegen tun? Ich habe doch keine Macht über die Entscheidungen des Ministeriums. Hermione arbeitet im Ministerium und leidet unter Umbridge, aber auch sie kann nichts gegen die Schreckschraube unternehmen. Und mich mit Drachen zu beschäftigen ist wenigstens aufregend. Nach der letzten Schlacht dachte ich, ich würde mir ein ruhiges Leben wünschen, aber nach einer Weile kam ich mir so nutzlos vor … Ich weiß wirklich nicht, warum ich dir das alles erzähle.«
Harry war verwirrt. Da sieht er Draco Malfoy nach vier Jahren wieder, seinen größten Schulrivalen, und legt ihm alle Selbstzweifel offen, die er selbst vor Hermione zu verbergen versucht hat. Klar, er hasste ihn schon lange nicht mehr, aber das war ja kein Grund, ihm in die Hände zu spielen. Draco war belustigt und schockiert zugleich. Er hatte nicht damit gerechnet, Potter so geschlagen zu erleben. Dieser hatte als Junge jede Gelegenheit wahrgenommen seine Sicht auf Gerechtigkeit zu verteidigen. Und jetzt sah er tatenlos zu wie die Frau, die ihm das Leben zur Hölle gemacht hatte, ihm sogar danach trachtete, unbelangt davon kam und weiter machte. Stattdessen suchte er offenbar kurzlebige Kicks, um sich noch von der Gesellschaft gebraucht zu fühlen. Der Krieg und die Erfahrungen in seiner Jugend waren anscheinend noch nicht verarbeitet worden.
Draco musste sich seinem Ziel vorsichtig nähern. Immerhin lagen seine Chancen gar nicht so schlecht, seinen Plan umzusetzen, wenn Potter ihm sogar sein Herz ausschüttete.
»Im Vergleich zu Umbridge sind Drachen doch ein Spaziergang. Ich hätte nicht gedacht, dass DU einmal den leichten Weg wählen würdest. Vielleicht hättest du dich doch nicht so schlecht in Slytherin gemacht.«
Er war sich nicht sicher, ob seine Provokationen zum gewünschten Ziel führen würden, aber einen Versuch war es wert. Er musterte Potter, der unter seinen Worten zusammenzuckte und zu protestieren begann.
»Hey, seit wann ist der Ungarische Hornschwanz harmlos. Ich riskiere mein Leben, wenn ich Eier suchen gehe, erst recht wenn ich welche finde.«
»Aber sicher. Du kannst mich gern davon überzeugen, Potter. Ich werde dich begleiten. Wann reisen wir ab?«
Draco musste sich jetzt wirklich ein Grinsen verkneifen. Er konnte sehen, dass Potter keine Lust auf seine Gesellschaft hatte, aber sich nicht traute das zu sagen, weil es nach Feigheit aussah.
Harry versuchte es trotzdem: »Selbst wenn du dich vielleicht verändert hast, heißt das noch nicht, dass ich dir vertraue. Schon gar nicht, dass ich mehrere Wochen mit dir verbringen will!«
Mit hochgezogenen Augenbrauen und einem Hauch seines alten überheblichen Ichs gab Draco zurück: »Sieht aus als wäre das genug Zeit ein paar vertrauensbildende Maßnahmen durchzuführen. Wenn dieser Ausflug wirklich so gefährlich ist, kannst du Unterstützung ganz gut gebrauchen. Wann treffen wir uns?«
Harry gab auf. Es sah so aus, als würde der Ausflug nicht den gewünschten Ablenkungseffekt erzielen, wenn er Malfoy mitnahm, aber er wollte auch nicht als Feigling vor ihm dastehen. Eine innere Stimme meldete sich mit anderen Motiven für seine Entscheidung zu Wort, aber er ignorierte sie.
»Okay wenn's sein muss. Neun Uhr morgen früh in meinem Garten, aber du tust nichts, was uns gefährdet und hältst dich an die Vorgaben der Expedition.«
Malfoy grinste unbeeindruckt.
»Alles, was du sagst, Potter. Bis morgen.«
Mit diesen Worten ging er aus dem Haus und wusste, dass er den ersten großen Schritt gemacht hatte. Sein Plan würde vielleicht leichter umzusetzen sein, als er dachte. Und die Zeit mit Potter versprach Abwechslung von Dracos tristem Dasein der letzten Jahre.
