Sodele, meine liebste Co-Schreiberin Borrible und ich haben mal wieder was neues begonnen. Wie ihr vielleicht gemerkt habt, hat es uns in letzter Zeit das Pairing Legolas und Aragorn angetan, also wollten wir auch diesmal wieder etwas über die beiden schreiben. Dabei haben wir uns diesmal die erste Begegnung der beiden vorgenommen. Was als "kurzes RP" begann, hat sich allerdings schnell so weit entwickelt, dass wir bereits Stoff für eine ganze Serie haben.
Dies ist also nur die erste Geschichte von einigen geplanten. Wir hoffen, es gefällt euch. Bitte lasst es uns wissen.


Hoffnung im Herzen

von Borrible und Galadriel

Teil 1

Von Rosen und Dornen



Kapitel 1


Eilig verließ Legolas das Bad, durchquerte sein Gemach, während er mit flinken Fingern sein Haar wie gewohnt flocht. Es dunkelte bereits, sein Vater würde zweifellos schon auf ihn warten, doch war er später von der Grenzpatrouille zurückgekehrt als er gedacht hatte.
In aller Eile hatte der Prinz ein Bad genommen, sich angekleidet und für das Fest hergerichtet, das wahrscheinlich gerade begann. Ein leises Klopfen an der Tür durchbrach die Stille und Legolas antwortete schnell: "Ich komme, einen Augenblick!" Dabei versuchte er, die weichen, hellen Stiefel anzuziehen und sie gleichzeitig zu schnüren, wobei er ein wenig unbeholfen auf einem Fuß balancierte.
Als die Tür sich plötzlich öffnete, verlor er jedoch den Kampf gegen die Schwerkraft und fiel nach hinten - wo glücklicherweise sein Bett stand, das den Fall abfing. Neldor, einer von Legolas' besten Freunden, prustete leise los, als er dies sah. "Sieh da, wenn unser Prinz unter Leuten ist, kann er sich so anmutig bewegen wie kein anderer, doch wenn er alleine und in Eile ist, wird er unbeholfen wie ein Kind."
Legolas warf dem anderen Elben, der noch immer in der Tür stand, einen düsteren Blick zu und zog auch den anderen Stiefel an, wobei er sicherheitshalber diesmal auf seinem Bett sitzen blieb. "Ich hoffe, du hast eine gute Erklärung für dein Erscheinen."
"König Thranduil erwartet dich recht ungeduldig", erwiderte sein Freund, ein Lächeln auf den Lippen. "Kann ich ihm sagen, dass du dich heute Abend noch blicken lässt?"
Legolas verdrehte die Augen, kämpfte das Lachen nieder und richtete sich auf. "Das kannst du." Als Neldor sich nicht vom Fleck rührte, zog er die Augenbrauen hoch und fügte lachend hinzu: "Nun geh schon, ich bin sofort da!"
"In Ordnung", erwiderte sein Freund lächelnd und schloss die Tür hinter sich.
Legolas schüttelte den Kopf und wandte sich der Kommode in seinem Zimmer zu. Er wusste, dass er spät dran war, doch er beeilte sich, und ändern konnte er es nun eh nicht mehr. Seine Finger griffen nach dem schmalen Stirnreif, setzten ihn auf und nach einem flüchtigen Blick in den Spiegel verließ letztendlich auch er sein Gemach, um dem Frühlingsfest beizuwohnen.

Die milde Luft war erfüllt von blumigen Düften des Frühlings, als die letzten Sonnenstrahlen den Himmel über Düsterwald in Schattierungen aus Rot und Gold tauchten. In den hohen Baumkronen um den Festplatz herum sangen Vögel, doch war dies längst nicht die einzige Musik, die den Abend bereicherte. Vielerlei Musikanten entlockten ihren Harfen und Lauten anmutige Klänge, wie nur Elben sie vollbringen konnten, doch waren die Lieder dieses Reiches so anders als jene, die der junge Mann gewohnt war.
An den Stamm einer hohen Eiche gelehnt stand er am Rand des Platzes und beobachtete das Geschehen. In seiner Hand hielt er ein Glas des besten Weins, den König Thranduil für Mereth Lothron, das Frühlingsfest, aus seinen Kellern bereitgestellt hatte. Gedankenverloren nippte er an dem köstlichen Getränk, während die Waldelben von den reichhaltigen Speisen aßen, sich unterhielten oder tanzten.
Vor zwei Nächten waren er und seine Ziehbrüder Elladan und Elrohir in Düsterwald angekommen. Schon lange hatte Estel sich danach gesehnt, einmal die anderen Elbenreiche kennen zu lernen, doch noch hatte Elrond es ihm nicht gestattet, alleine durch Mittelerde zu reisen, und so hatten seine beiden Söhne die Gelegenheit genutzt, selbst einmal wieder eine Reise zu unternehmen.
Der junge Mensch hatte diese sehr genossen. Alles war ihm so neu und aufregend erschienen, denn jede Meile, die sie auf ihren Pferden zurücklegten, führte ihn weiter ins Ungewisse, auf abenteuerlichen Reisen durch Landstriche, von denen er bisher nur gehört hatte. Er liebte seine Heimat Imladris, doch war er dort behütet aufgewachsen, fernab all der Gefahren, die jenseits der Grenzen des Elbenreiches lauern mochten, und auch fernab von all den Wundern, die diese Welt zu bieten hatte.
Das Nebelgebirge hatte er sein Leben lang gekannt, seine schneebedeckten Gipfel im Osten gesehen, wenn er in seinem Bett erwacht war, doch nie hatte es durchwandert, den kalten Wind auf seiner Haut gespürt und die Welt von den hohen Bergen aus gesehen. Auch von Düsterwald hatte man ihm berichtet, doch selbst in seinen Träumen hätte er sich diesen Ort nicht vorstellen können. Auch in seiner Heimat gab es Wälder, doch waren sie meist licht und klein. Die geheimnisvollen Tiefen dieses Waldes waren mit nichts zu vergleichen, das Estel je zu Gesicht bekommen hatte. Noch immer begannen seine Augen zu leuchten, wenn er sich seine Umgebung genauer betrachtete. Als er zwei Nächte zuvor den Palast Thranduils zum ersten Mal gesehen hatte, war er sich vorgekommen wie ein kleines Kind in einer fremden, märchenhaften Welt voller atemberaubender Schönheit, wahrlich zauberhaft.
Und ebenso war dieses Fest, auch wenn es in Bruchtal ähnliche gab.
„So einsam hier?" In der Stimme lag ein Anflug von liebevollem Spott, und Estel wandte sich zu seinem Ziehbruder Elladan um.
„Nicht einsam", antwortete er. „Eher bewundernd. Von hier kann ich alles genauer beobachten."
Ein leises Lachen ertönte hinter dem dunkelhaarigen Elben, als ein weiterer an seine Seite trat.
„Ich sehe schon, es wurde aller höchste Zeit, dass du Imladris endlich einmal verlässt", sagte Elrohir lächelnd.
Estel nickte. „Ja, ich bin auch glücklich darüber. Danke, dass ihr mit mir hergekommen seid."
„Uns blieb keine andere Wahl", erwiderte Elladan schmunzelnd.
„Vater hätte dich nie alleine reisen lassen", fügte Elrohir hinzu.
Estel nickte lächelnd. Zwar war er mit 19 Jahren alt genug, um auf sich selbst aufzupassen, doch rührte ihn die Fürsorge seines Ziehvaters auch.
„Aber nun solltest du aufhören, nur hier herum zu stehen und zu beobachten", sagte Elladan und griff Estels rechten Arm, während Elrohir seinen linken nahm.
„Geselle dich lieber zu den anderen und genieße das Fest."
Kopfschüttelnd ließ der Mensch sich von seinen Brüdern hinfort ziehen, mitten hinein in die Festgesellschaft, durch die Reihen von fröhlich feiernden Elben.

Schnellen Schrittes durchquerte Legolas die Gänge des Palastes, trat schließlich hinaus in die klare Abendluft und machte sich auf den Weg zu der großen Lichtung ein wenig tiefer im Wald, auf dem Mereth Lothron statt fand. Es war ein wunderschöner Tag gewesen und die Nacht würde ihm in nichts nachstehen.
Bereits von weitem hörte Legolas die fröhlichen Stimmen der Elben, die heute das Ende des Winters feierten. Als er die Lichtung fast erreicht hatte, verlangsamte er seine Schritte, straffte seine Schultern und trat aus dem Schatten der Bäume hinaus.

Estel stand nun bei seinen beiden Brüdern, während Elladan in ein angeregtes Gespräch mit einem Waldelben über Schwertkampftechniken vertieft war, doch der junge Mann hörte nur halb hin, denn immer wieder wanderten seine Blicke über den Festplatz, um die Schönheit der dort anwesenden Elben aber auch die des Platzes an sich zu genießen.
„Und ich sage dennoch, eine leichtere Klinge ermöglicht schnellere Streiche, auch wenn sie der Kraft eines Zweihänders nicht standhalten kann", widersprach Elladan dem anderen Elben, doch dieser antwortete nicht mehr darauf.
„Oh, Prinz Legolas beehrt uns endlich bei der Feier", sagte er lächelnd und zeigt in Richtung des Palastes.
Wie auch seine Brüder sah Estel an den Rand des Festplatzes, wo durch eine schmale Gasse ein hochgewachsener Elb schritt. Selbst wenn Estel es nicht soeben gehört hätte, so hätte er keinen anderen Schluss zugelassen, als dass dieser Elb ein Königssohn sein müsse, wenn nicht gar der König selbst. Seine gesamte Haltung strahlte eine anmutige Würde aus, sein Blick war voraus gerichtet, seine Züge freundlich lächelnd und dennoch auf eine gewisse Weise unnahbar. Auf seinem Haupt mit dem von im verebbenden Sonnelicht golden glänzenden Haar saß ein schmaler Stirnreif und auch seine Kleider aus den feinsten, leicht schimmernden Stoffen in Tönen aus Gold und Grün zeugten von Königlichkeit. Und nicht nur der Mensch als Fremder schien von dieser Gestalt beeindruckt, denn selbst die Elben um ihn herum hielten einige Momente inne, dämpften ihre Gespräche und sahen zu ihrem Prinz, wie dieser langsam durch ihre Reihen auf die Tafel seines Vaters, des Königs, zuschritt.

Ein Lächeln erschien auf den Zügen des Prinzen, als er zwischen den Anwesenden hindurch schritt und hier und da grüßend nickte. Viele seines Volkes waren gekommen und sie alle schienen fröhlich zu feiern und die Nacht mit Körper und Geist zu genießen.
Bald war Legolas an der großen Tafel angekommen und stand nach wenigen weiteren Schritten an Thranduils Thron. Sein Lächeln wurde noch heller, als sein Blick den seines Vaters fand und er sich elegant verbeugte. "Vater …"
Der König erwiderte das Lächeln seines Sohnes und gebot ihm mit einer Geste, neben ihm Platz zu nehmen. „Guten Abend, mein Sohn. Ich fürchtete bereits, du würdest mit deiner Anwesenheit noch länger auf dich warten lassen."
Legolas kam der Aufforderung seines Vaters nach und ließ sich neben ihm nieder. "Ich habe mich beeilt", erwiderte er mit einem lustigen Funkeln in den Augen. "Und ich bin pünktlicher als letztes Jahr."
Thranduil lachte leise auf und in seinen grünen Augen funkelte es ähnlich wie in den blauen seines Sohnes. „Damit hast du Recht, den Valar sei Dank. Um ehrlich zu sein überrascht es mich, dass du es überhaupt noch vor Ende der Feierlichkeiten geschafft hast."
Obwohl er versuchte, beleidigt drein zu schauen, musste Legolas lachen. "Jetzt übertreibst du aber schamlos. Zwar sind wir auf der Patrouille aufgehalten worden, doch von nichts, das so schlimm wäre, dass ich hier nicht erscheinen könnte."
Während er sprach, ließ er seinen Blick über die Anwesenden schweifen, niemand Bestimmtes suchend.
„Natürlich", antwortete Thranduil fast schelmisch grinsend. „Eigenartig nur, dass es jedes Jahr einen Grund zu geben scheint, der dich von einem pünktlichen Erscheinen abhält." Er legte seinem Sohn dezent die Hand auf die Schulter. „Doch sei dir verzeihen. Ich bin froh, dass du hier bist. Wir haben dieses Jahr auch besondere Gäste. Die beiden Söhne Elronds sind aus Bruchtal angereist, gemeinsam mit seinem jüngsten Zögling."
Gerade als sein Vater diese Worte aussprach, fiel Legolas' Blick auf die beiden völlig identisch aussehenden Elben, die kaum zu übersehen waren. Er freute sich, sie wieder zu sehen - Jahre waren seit ihrer letzten Begegnung vergangen und er hatte sich immer sehr gut mit ihnen verstanden. Neben ihnen stand eine weitere Gestalt, und als Legolas sie genauer betrachtete, sah er noch einmal genauer hin, obwohl er wusste, dass seine Augen ihm keinen Streich spielten. "Ein Mensch?", fragte er verwirrt, jedoch mit gedämpfter Stimme.
Thranduil nickte. „Ja, er ist der Sohn Arathorns und wächst wie seine Vorfahren in Imladris auf. Sein Vater starb, als er nur wenige Sommer gesehen hatte. Sein Name ist Aragorn, doch in Imladris gab man ihm den Namen Estel. Und wahrlich ruht die Hoffnung der Menschen auf seinen Schultern, denn er ist der Erbe Isildurs, doch weiß er noch nichts von seiner Herkunft, soweit ich unterrichtet bin."
Stumm lauschte Legolas den Informationen, die sein Vater ihm gab und betrachtete den jungen Mann währenddessen genauer. Dunkle Haare, stolze und edle Gesichtszüge fielen ihm sofort auf und eine Gewandtheit, jedes Mal, wenn er sich bewegte, die er bei einem Menschen so noch nie zuvor bemerkt hatte. Vielleicht lag es daran, dass er unter Elben aufgewachsen war - oder an der Tatsache, dass er über viele Generationen hinweg sogar mit ihnen verwandt war. Er besaß eine außergewöhnliche Ausstrahlung, so stark, dass sie ihn wie Licht zu umgeben schien. Wie in Gedanken versunken beobachtete Legolas den Menschen weiter, seltsam fasziniert.
„Vielleicht möchtest du unsere Gäste ebenfalls in Düsterwald willkommen heißen", schlug Thranduil vor und riss seinen Sohn damit schließlich aus seinen Gedanken.
"Wie bitte?" fragte dieser, riss sich aber recht schnell wieder zusammen. "Oh, ja, natürlich", antwortete er, warf seinem Vater ein kurzes Lächeln zu und erhob sich.
Legolas suchte sich zielstrebig seinen Weg durch die Anwesenden, vorbei an den Tanzenden in der Mitte der Lichtung und es dauerte nicht lange, bis es deutlich wurde, dass er auf die Zwillinge und den jungen Menschen zusteuerte.

Estel hatte den Blick schließlich von dem Prinzen abgewandt, als dieser sich zu seinem Vater gesellt hatte, und weiterhin dem Gespräch von Elladan und Dagorion, wie der andere Elb hieß, gelauscht. Zwar hatte der Mensch in seinen Jahren in Bruchtal auch den Umgang mit dem Schwert erlernt und übte diesen auch sehr gerne aus, doch langweilte ihn die Diskussion ein wenig, und so ließ er immer wieder seine Blicke schweifen. Als er flüchtig in Richtung der Königstafel sah, bemerkte er, wie der Prinz plötzlich auf ihn und seine Brüder zukam, mit derselben anmutigen Eleganz wie schon zuvor, und das, obwohl der Platz gefüllt war und der Waldelb sich seinen Weg durch die Massen bahnen musste. Einen Augenblick war Estel überrascht, den Prinzen so direkt auf sich zugehen zu sehen, doch er lächelte höflich, während auch Elladan und Elrohir den Ankommenden nun bemerkten und sich in seine Richtung wandten.

Legolas warf den Zwillingen ein Lächeln zu. "Elladan, Elrohir - ich hatte nicht erwartet, euch hier zu sehen. Doch freut es mich umso mehr. Unsere letzte Begegnung liegt allzu lange zurück." Bereits während er sprach, sah er aus den Augenwinkeln neugierig zu Estel hinüber und er musste feststellen, dass sein erster Eindruck ihn nicht getäuscht hatte.
„Legolas", sagte Elladan fröhlich und legte dem Düsterwaldelben in einer Geste des Grußes seine Hand auf die Schulter. „Es freut mich sehr, dich wieder zu sehen."
Elrohir wiederholte die Geste seines Bruders nun und fügte hinzu: „Unser letztes Treffen liegt viel zu lange zurück. Es ist schön, wieder einmal in Düsterwald zu sein."
„Legolas, darf ich dir unseren Ziehbruder Estel vorstellen." Elladan legte seine Hand auf den Rücken des jungen Mannes, um ihn sanft ein wenig nach vorne zu schieben. Angesichts dieser Aufmerksamkeit fühlte sich Estel plötzlich etwas verlegen und senkte den Blick.
"Estel", wiederholte Legolas leise, während er den Menschen vor sich betrachtete. "Ein mehr als passender Name." Für einen Augenblick schien er ein wenig in Gedanken versunken, doch schon bald überwog der Wunsch, dem jungen Mann in die Augen sehen zu können und so fuhr er fort: "Es freut mich, dich hier begrüßen zu dürfen."
Estel runzelte unwillkürlich die Stirn ob der halb gemurmelten Worte und wunderte sich, warum der Elb dies gesagt hatte, kannte er ihn doch noch überhaupt nicht. Er entschied sich jedoch aus Höflichkeit, nicht weiter nachzufragen.
„Und es freut mich, in Eurer Heimat als Gast willkommen zu sein, Prinz Legolas", sprach er förmlich und deutete mit seinem Haupt eine Verbeugung an.
Legolas lächelte als er die aufrichten Worte hörte. Estel faszinierte ihn, er war zwar offensichtlich ein Mensch, doch war an ihm so viel Elbisches.
"Gefällt dir denn, was du siehst?", fragte er weiter. Der Prinz war neugierig auf alles, was er über den jungen Erben Isildurs erfahren konnte und hoffte, dass er an diesem Abend noch oft Gelegenheit dazu haben würde, sich mit ihm zu unterhalten.
Der Mensch nickte. „Oh ja, es ist wunderschön hier, so anders als in Imladris."
Er lächelte verlegen, bevor er den Blick wieder senkte. Aus irgendeinem Grund schien er nervös. Von Bruchtal war er es gewöhnt, in der Gesellschaft von Elben zu sein, doch die Elben dort waren seine Familie und Freunde. Hier war er umgeben von Fremden und bei all der Anmut und Schönheit wurde ihm vor Augen geführt, dass er zwar elbische Bräuche und Verhaltensweisen kannte, aber dennoch anders war als sie. Nie würde er eine so königliche Erhabenheit besitzen, wie der blonde Prinz vor ihm. Und trotz der majestätischen Ausstrahlung wirkte er keinesfalls arrogant, sondern freundlich und offen.
"Nun, ich hoffe, dass ihr noch eine Weile hier bleibt", antwortete Legolas, im Stillen amüsiert über Estels Schüchternheit. "Wenn du möchtest, kann ich dir mein Zuhause dann genauer zeigen - wenn deine Brüder nichts dagegen haben", zwinkerte er den Zwillingen zu, die beide lachten.
"Nur zu gerne, das bringt uns einige wunderschöne ruhige Stunden", antwortete Elrohir, doch konnte man in seiner Stimme deutlich hören, dass der Kommentar liebevoll gemeint war.
Legolas grinste ebenfalls und wandte sich wieder an Aragorn. "Wer weiß, vielleicht findest du meine Gegenwart sogar noch angenehmer als die ihre", scherzte er.

Die ausgelassene Stimmung färbte schließlich auf Estel ab und so lachte er leise und sah schmunzelnd zwischen seinen Brüdern und dem Prinzen hin und her.
„Vielleicht habt Ihr Recht. Ich würde gerne einmal etwas anderes hören, als Diskussionen über die effektivsten Schwertkampftechniken den lieben langen Tag lang."
„Als ob wir nur darüber reden wurden!" rief Elladan aus.
„Glaub ihm kein Wort, Legolas", sagte Elrohir lachend. „Jedenfalls wird es angenehm, einmal nicht eine Frage nach der nächsten beantworten zu müssen, den lieben langen Tag lang."
Legolas lachte leise. Es war schön, seine alten Freunde wieder zu sehen - und besonders, da sie einen neuen mitgebracht hatten. "Dann scheint niemand etwas dagegen zu haben", sprach er schließlich und sah den Menschen an. "Ich werde auf mein Angebot zurückkommen, Estel. Aber nun entschuldigt mich bitte, ich habe seit einer halben Ewigkeit nichts gegessen."
„Dann solltest du das tun, bevor du noch verhungerst", sagte Elladan grinsend.
„Und ich werde mich noch ein wenig weiter dem Düsterwald'schen Wein widmen", fügte Elrohir hinzu, als soeben einer der Diener mit einer Karaffe Wein umher ging, und bedeutete diesem, ihm und seinem Bruder noch etwas nachzuschenken.
„Auf bald", sagte Estel, während der Prinz sich schließlich nickend abwandte.
„Möchtest du auch etwas Wein?" fragte Elladan, doch Estel schüttelte den Kopf.
„Nein, danke."
„Ich vergaß, du verträgst ja nicht sonderlich viel", scherzte Elrohir, bevor er einen großen Schluck aus seinem Kelch nahm.

Einige Zeit noch leistete der junge Mann seinen Brüdern Gesellschaft und beteiligte sich an den Gesprächen oder lauschte ihnen nur, bis auch er von den Speisen der Waldelben kostete, um festzustellen, dass diese allesamt vorzüglich schmeckten. Er genoss das Fest sehr, doch bald, als die Nacht bereits weit voran geschritten war, überkam den Menschen die Müdigkeit, und so verabschiedete er sich schließlich von Elladan und Elrohir und kehrte in sein Gastgemach zurück, um sich zur Ruhe zu begeben. Als er in seinem Bett lag, war er erfüllt von Vorfreude auf den morgigen Tag, denn er wollte nur allzu gerne mehr von diesem wundervollen Elbenreich sehen und war Legolas für sein Angebot dankbar. Zufrieden schlief er schließlich ein und träumte in dieser Nacht von all den Wundern, die er in diesem zauberhaften Wald noch erleben könnte.

TBC

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