Vom Zauber des zweiten Blicks

Verzichtserklärung: Diese Geschichte basiert auf Figuren und Handlungen, welche von G.R.R. Martin erdacht und geschrieben Schreiben dient lediglich der Unterhaltung und verfolgt keinerlei finanzielle Interessen. Einzig die von mir erdachten Personen und die unmittelbare Handlung dieser Geschichte gehören mir.

Inhaltsangabe: Nach der berüchtigten Schlacht in der Schwarzwasser Bucht begibt sich ein aufgewühlter und emotionsgeladener König Joffrey in die Kerker hinab, um sich im Angesicht seiner Gefangenen zu sonnen und so sein sichtlich angeschlagenes Gleichgewicht wieder zu finden. Er wird allerdings eine Überraschung erleben, in jenen finsteren Zellen unter dem Roten Bergfried, denn es ist wohl weit mehr an seiner 'Cousine' der Prinzessin Shireen, als es ein flüchtiger Blick auf ihre von Grauschuppen gezeichnete Wange vermuten ließe. Und so mag schließlich – allen Widrigkeiten zum Trotz – dennoch ein echter Baratheon aus ihm werden...

Prolog:

~Shireen~

Shireen Baratheon hatte das Meer schon immer geliebt, die atemberaubende Schönheit blauschimmernder, flaschengrüner und sturmgrauer Wellen, welche sich von weißer Gischt gekrönt an den felsigen Ständen und schroffen Klippen unterhalb der Burg brachen.

Wann immer sie sich einsam und verloren gefühlt hatte war er da gewesen, jener vertraute Klang der Wellen, die in einem nie endenden Rhythmus von Gefahr und Verheißung gegen die Küste Drachensteins brandeten.

Verlässlich, beständig und unabänderlich, selbst in den friedlichen Jahren der langen Sommernächte.

Das gleichmäßige, kraftvolle Rauschen der Brandung war ihr zutiefst vertraut, hatte es sie doch in so mancher Nacht, anstelle der Stimme einer Mutter in den Schlaf begleitet.

Es gab keine steilen Klippen oder hochaufpeitschende Wellen in der Bucht von Königsmund und doch war ihr die See hier ein Feind – eine Bedrohung.

In dieser Nacht fürchtete sie sich vor den dunklen, bodenlosen Tiefen unter den Planken ihres Schiffes, ganz gleich wie weit draußen es auch vor Anker liegen mochte.

Die See dieser Nacht war ihr in keiner Weise vertraut – ganz und gar nicht!

Das gleißend grüne Feuer der Schwarzwasserbucht war ein entsetzlicher Anblick! Furchteinflößend.

Sie vermochte kaum zu verstehen was ihr und den anderen da wiederfuhr. Alles geschah so schnell – viel zu schnell, als dass sie es hätte begreifen können.

Voller Verwirrung sah sie sich um, wurde Teil des Geschehens...

Nur einen Augenblick zuvor, hatte sie noch an der Seite ihrer Mutter an Deck der 'Seeschlange' gestanden und hatte – in einem letzen, zerbrechlichen Moment der Stille und Sicherheit – die Schiffe ihres Vaters und Ser Davos' aus der Entfernung betrachtet.

Dann plötzlich – aus dem Nichts heraus – flutete das Grün heran.

Gleißendes Grün fegte in sekundenschnelle und mit ungeheurer Wucht und Zerstörungskraft über die Wasseroberfläche. Von einem Augenblick zu anderen war es da – den ganzen weiten Weg aus der Bucht hinaus – und erreichte ihren vermeintlich sicheren Ankerplatz hier draußen auf dem offenen Meer.

Wie konnte das möglich sein? Wie... nur?

Alles geschah so plötzlich... so unglaublich schnell...

Sie begriff noch immer nicht, was da überhaupt passierte, als die Flammen bereits unter dem Schiffsboden emporschossen... über die Reling brandeten... und sie einschlossen. Sie alle.

Von da an, gab es kein Halten mehr – keinen Ausweg... Es schien nichts anderes mehr zu geben, als – grün – ringsumher.

Das Feuer griff rasch um sich, erfasste die Schiffsplanken, erfasste Kleidung und Haar der Menschen, so dass sie zu lebenden, schreienden, sich windenden Fackeln wurden.

Es gab nichts mehr als Feuer – grüne, tödlich lodernde Flammen – Schreie und das scharfe, splitternde Geräusch berstenden Holzes...

Einen Herzschlag lang lähmte sie die Überraschung, ließ sie erstarrt vor Furcht verweilen, dann jedoch, gewann der Überlebenswille die Oberhand und bevor sie auch nur einen klaren Gedanken zu fassen vermochte – stürzte sich Shireen Baratheon bereits über den Rand der Reling in das letzte Fleckchen dunklen, nicht ‚grün-lodernden' Wassers das sie finden konnte.

Nur weg von hier...

Der bloße Aufprall raubte ihr dem Atem und kaum dass sie die Wasseroberfläche durchbrach, so traf sie auch schon das volle Ausmaß dessen, was hier mit ihr geschah.

Sie kämpfte ums nackte Überleben, kämpfte verzweifelt aller Aussichtslosigkeit zum Trotz.

Über ihr nichts als jenes züngelnde grüne Feuer, dass es ihr ganz und gar unmöglich machte den Kopf aus dem Wasser zu heben.

Luft.

Sie musste atmen! Musste es einfach!

Und doch konnte sie es nicht wagen den Kopf aus dem Wasser zu heben. Sie durfte es nicht!

Es gab dort nichts – nichts als Feuer und Zerstörung über ihr – und dennoch... Sie brauchte Luft! So verzweifelt...

Es kostete sie alle Überwindungskraft den Kopf nicht über die brennenden Wellen emporzuheben. Doch es half nichts, war alles vergebens.

Die Welt verblasste für Shireen Baratheon, kehrte sich um – und die ferne vage Erinnerung eines beinahe vergessenen Wiegenliedes erfüllte ihre rasch schwindenden Sinne als sie nun von der Strömung erfasst und fortgetrieben wurde...

Es ist immer Som-mer , un-ter dem Meer

Ich weiß es längst, oh, oh, oh

Die Vögel geschuppt, die Fische flie-gen

Ich weiß es längst, oh, oh, oh

Es fällt trockner Re-gen, und der Schnee steigt auf

Ich weiß es längst, oh, oh, oh

Die Steine ber-sten, das Was-ser brennt

Die Schatten komm'n zum Tanz, mein Herr

Die Schat-ten kom-men zum Spiel mit dir

Die Schatten komm'n zum Tanz, mein Herr

Die Schat-ten blei-ben – hier…

Verzweifelt kämpfte sie an, gegen die Schwärze jener Schatten, die nun tatsächlich zu kommen schienen und dann – war da einfach nur gar nichts mehr...

~Joffrey~

Als das erste Licht des neuen Morgens über die Türme der Roten Bergfrieds hinweg in die Bucht spähte wurde das volle Ausmaß der unerbittlichen Schlacht die hier gewütet hatte und die Zerstörung die sie gebracht hatte offenkundig.

Mehr als ein Dutzend Schiffe waren am Strand zerschellt. Weitere, rauchende Trümmer ragten aus dem Wasser. Noch immer züngelten grünliche, unnatürliche Flammen daran empor.

Die gesamte Bucht bot ein Bild der Zerstörung. Wohin er den Blick auch richtete, überall sah er nichts als Trümmer und Zerstörung und unzählige Tote...

Mehr als er je zu sehen erwartet hätte.

Verkohlte Leichen übersäten den Strand. Viele trieben noch immer im Wellensaum der Bucht umher.

Die Aufräumarbeiten hatten bereits begonnen doch es würde gewiss noch Wochen, wenn nicht gar Monate dauern bis ein einigermaßen erträglicher Zustand wiederhergestellt sein würde, vom ursprünglich dekadent, luxuriösen Erscheinungsbild der Stadt ganz zu schweigen.

Trotz des letztendlich erfolgreichen Ausgangs der Schlacht war Joffrey Baratheon alles andere als zufrieden. Er war im Angesicht der Schlacht von lähmender Furcht erfasst worden und er war sich nur allzu bewusst das wenig glorreiches und königliches in seinem Handeln der vergangenen Nacht gelegen hatte.

Nun, da die Gefahr gebannt war, ärgerte es ihn, dass es sein Onkel Tyrion gewesen war, der die Stadt an seiner Stelle gehalten hatte und auch wenn er zuvor über die Maßen erleichtert über ihr Auftauchen gewesen war – nun ärgerte ihn auch die Tatsache, dass es sein Großvater und seine Armee gewesen waren, die das Blatt letztendlich gewendet hatten. Es erzürnte ihn geradezu.

In jenen letzten, furchteinflößenden Minuten vor der Ankunft seines Großvaters – als er schon fest damit gerechnet hatte, die Stadt werde dem Zorn Stannis Baratheon's und seiner Armee zum Opfer fallen – hatte er keinerlei Hoffnung mehr darin gesetzt, die Nacht zu überleben.

Und erst da – in einem seltenen Moment der klaren Selbsteinschätzung – war er sich seiner Unfähigkeit zu regieren und seiner Feigheit bewusst geworden. Deutlicher, als er es sonst wohl je getan hätte.

Auch war ihm klar geworden, dass es in der ganzen Stadt keinen Ort geben würde, an dem ihn Stannis Baratheon nicht aufspüren würde – ganz gleich, wie sehr er auch versuchen mochte sich zu verstecken.

Angst hatte ihn erfüllt. Schrecken.

Doch im Gegensatz zu Allem was er selbst je für möglich gehalten hätte, hatte sich seine Sorge in jenen dunkelsten Stunden der Nacht – als alle Hoffnung verloren schien – nicht nur auf sein eigenes Schicksal gerichtet. Er hatte sich vielmehr auch um das Wohlergehen seiner Mutter gesorgt, darüber was die Niederlage für sie bedeuten mochte. Das Schicksal seines sonst so wenig geschätzten, jüngeren Bruders hatte ihn gekümmert – seltsamerweise – und er war mehr als nur froh darüber gewesen wenigstens seine Schwester im fernen Dorne in Sicherheit zu wissen.

Eine überaus seltsame Erfahrung war das gewesen. Fremd und ungebeten. Geradezu befremdlich.

Noch immer konnte er nicht vollends ermessen, was da mit ihm geschehen war und nun, da die Schatten der Nacht allmählich der Dämmerung eines neuen Tages wichen – eines Tages, den zu sehen er im übrigen niemals erwartet hätte – fühlte er sich bereits beschämt solche Schwäche überhaupt empfunden und noch dazu gezeigt zu haben.

Dennoch hatte er diese Erfahrungen gemacht und die Erkenntnis hinterließ einen tiefen, intensiven Eindruck des Bedauerns in seiner Seele zusammen mit dem bitteren Gefühl der Scham, sosehr er dies auch zu leugnen versuchte.

Nun allerdings, begann Joffrey Baratheon wieder zu Sinnen zu kommen, fest entschlossen sich derartigen Unsinn möglichst rasch aus dem Kopf zu schlagen. Er hatte Nachricht erhalten, dass sich Stannis Baratheon und seine Tochter unter den Gefangenen befanden.

AN: Nun ja, das ist unser Ausgangspunkt. Eine ziemlich verfahrene, aussichtslose Sache für unser Pairing, wie es scheinen mag.

Auch ihre Eltern sind vermutlich kaum besser. Es sieht momentan nun wirklich nicht nach freundschaftlichen Beziehungen zwischen Stannis und Cersei aus.

Doch, falls Euch die augenscheinliche Absurdität des Pairings nicht allzu sehr abschreckt, lasst die Geschichte einfach einmal auf Euch wirken. Vielleicht gelingt es mir ja Euch für die Idee zu begeistern. Ich bin sehr gespannt zu hören, wie Ihr darüber denkt.

Serpentina

PS: Auch der Songtext, gehört leider nicht mir. Ich habe mir lediglich die Freiheit genommen die Worte zu übersetzen, da es mir für diese Geschichte stimmiger erschien. Das englische Original heißt: 'It's always summer under the sea' oder einfach: 'Shireen's song' und ist am Ende der 5 Folge der 3 Staffel zu hören.