Disclaimer: Das Harry-Potter-Universum gehört J.K. Rowling und nicht mir!
A/N:
Ich liebe die Harry-Potter-Bücher von J.K. Rowling, aber ich muss zugeben, dass mich das Ende der Serie enttäuscht hat. DER Epilog kann es doch nicht gewesen sein? Lange habe ich gehofft, dass „Jo" noch einen Band nachschiebt. Die Hoffnung wird kleiner … und nachdem ich mir im Kino vor ein paar Monaten die letzte Dosis Harry Potter abholen durfte, wurde mir klar, dass ich die Geschichte wohl selbst zu Ende schreiben muss.
Mit zwei Ideen und einer Menge Fragen stürzte ich mich ein weiteres Mal in die Bücher. Zwischen den Zeilen des Textes fand ich nicht nur Antworten auf viele meiner Fragen, sondern auch eine unglaubliche Geschichte…
+++ Achtung +++ Achtung +++ Film-Canon +++ Achtung +++ Achtung +++
An die Mega-Fans: Ich liebe Canon-Facts, aber gute Geschichten liebe ich noch mehr. Bitte seid gnädig! :-)
Außerdem: Die Geschichte spielt 15 Jahre nach DH (vorläufig minus Epilog); die Hauptcharaktere sind HG/SS, ABER, die ham nix miteinander! Wer spielt sonst noch mit? Eigentlich alle, die ich mag. Und das sind ziemlich viele!
Prolog
Ein schwarzer Schatten schälte sich aus dem Dickicht des Waldes. Der Mann schien eins zu sein mit der nächtlichen Landschaft und trotz seiner raumgreifenden Schritte bewegte er sich lautlos entlang des kaum sichtbaren Pfades, der sich in zahlreichen Windungen über einen felsigen Abhang zum See hinunter schlängelte.
Hinter dem Wald blitzten bläuliche Lichter auf, beinahe wie bei einem entfernten Gewitter. Das Lichterspiel am Himmel spiegelte sich auf der glatten Oberfläche des Sees und zeichnete hin und wieder die graue Silhouette des Bootshauses in die Dunkelheit.
Severus Snape verkürzte seine Schritte und blieb schließlich stehen. Er hatte keine Eile. Hogwarts lag hinter ihm. Majestätisch erhob sich das Schloss aus der Landschaft, beherrschte mit seinen Türmen und Mauern die Szenerie. Noch trotzte die alte Magie den Angriffen des Feindes, doch der magische Schutzschild würde den Todessern nicht auf Dauer standhalten. Die Sphäre, die Hogwarts seit Jahrhunderten geschützt hatte, würde aufhören zu existieren.
Snape wusste, was dies für den Verlauf der Schlacht bedeutete. Ein Gefühl der Wut stieg in ihm auf. Eine vage Andeutung dieser Emotion beherrschte sein Gesicht für den Bruchteil einer Sekunde, dann erstarrten seine Gesichtszüge wieder zu einer nüchternen Maske.
Der Dunkle Lord hatte ihn gerufen. Snape war gekommen.
Der Zauberer versuchte sich zu konzentrieren. Sorgsam schloss er jeden Gedanken tief in seinem Inneren ein – so, wie er es seit Jahren getan hatte. Die Fähigkeiten des Dunklen Lords erforderten besondere Sorgfalt – wie kein zweiter war Voldemort in der Lage, auch die verborgensten Gedanken eines Menschen zu enthüllen. Und sie erbarmungslos gegen sein Opfer zu verwenden.
Snape hatte nicht vor, ein Opfer des Dunklen Lords zu werden. Mit einer Hand griff der Zauberer in die Luft und hielt im nächsten Moment ein mehrmals gefaltetes Tuch in den Fingern. Er wickelte einen kleinen Bezoar aus dem Tuch und schluckte ihn wie eine lästige Pille. Der versteinerte Haarball war jedoch nur der schlichte Auftakt zu seinem Meisterstück.
Nun folgte die entscheidende Komponente. Snape zog eine Ampulle aus seinen Gewändern, in der sich eine kristallklare Flüssigkeit befand. Der Sud des lebenden Todes war eine unspektakuläre Art seinen eigenen Tod zu inszenieren, und doch war ein Gefühl der Ehrfurcht mehr als angemessen. Diese Variante des Trankes war eine nuancierte Interpretation der ursprünglichen Komposition. Snape kannte die Potenz des Mittels. Es war sein Werk.
Der Sud öffnet das Tor zur Zwischenwelt. Doch die Kunst bestand nicht darin, auf dem schmalen Grat zwischen Leben und Tod entlang zu wandeln, sondern eben diesen wieder zu verlassen. Es war ein aussichtsloses Streben, sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf der Zwischenwelt ins Leben zurück zu hieven. So zumindest verkündete es die Lehrmeinung seit mehr als dreizehnhundert Jahren. Allein, Snape wusste es besser. Er brach die Ampulle auf und leerte sie in einem Zug. Dann verharrte er ruhig, ergründete die Reaktion seines Körpers auf den starken Trank. Eine dünne Schweißschicht bildete sich auf seiner Stirn, eine bleierne Schwere erfasste Körper und Geist. Der Bezoar konnte die Wirkung des Suds nicht vollständig unterdrücken, doch ein wacher Verstand und schnelle Reflexe waren nun nicht mehr von Bedeutung. Er würde den Bezoar zu gegebener Zeit mit einem Zauber neutralisieren – denn das Sterben war Teil seines Plans.
Eine kleine Glasflasche tauchte in Snapes Hand auf. Er hatte sie nicht vergessen. Silbrige Flüssigkeit schimmerte in der Dunkelheit, wogte träge die Wandungen des Glases entlang. Fast zärtlich schloss Snape seine Hand um das Gefäß. Er spürte die Kühle des Glases, die Rundungen der kostbaren Flasche. Langsam verstärkte er den Druck seiner Finger, bis das Glas in seiner Hand barst. Die silbrige Flüssigkeit vermengte sich mit seinem Blut und tropfte zu Boden. Der Schmerz brachte keine Erleichterung.
Es war Zeit zu gehen. Jede weitere Verzögerung konnte das Misstrauen des Dunklen Lords wecken. Snape hatte Dumbledores Auftrag nicht erfüllen können, doch sein schlechtes Gewissen hielt sich in Grenzen.
Voldemort würde Harry Potter töten. Es tat nicht viel zur Sache, ob Potter den tieferen Sinn seines Todes erfahren würde oder nicht. Das Resultat blieb gleich. Das Leben ist nicht fair. Und manchmal hatte man keine Wahl.
Der Tränkemeister verzog grimmig das Gesicht. Voldemort ahnte nicht, mit wem er es zu tun bekam. Er würde das Schicksal herausfordern. Seine Chance war minimal, aber das störte ihn nicht mehr.
Er hatte nur noch einen Wunsch. Dass es vorbei ist.
