Prolog: Zerbrochen

In dem prüfenden Spiegel schaue ich zu, wie mein Leben an mir vorbei zieht.

Noch immer sehe ich das mitleidige Gesicht, die Lippen die sich gequält bewegen. Nur die Stimme habe ich vergessen. Habe vergessen was die Lippen mir zu sagen versuchten.

Ich spüre noch immer die starken Arme, die mich auffingen als mich meine Füße nicht mehr tragen konnten; die zarten Finger, die vorsichtig über meine Wange strichen; die weichen Lippen, die meine Stirn berührten...

... und die salzigen Tränen, die meine Wangen entlang liefen.

Doch ich habe vergessen warum...

Die mit der Zeit eingefrorenen Bilder werden immer klarer und ich beginne zu verstehen. Sie sind nur Zeugen der Vergangenheit.

Vergangenheit...

Es ist vorbei... zu Ende... alles vorbei!

All die Träume, Hoffnungen, Ziele... alles vergangen... mit ihnen... von einer zur anderen Sekunde einfach verschwunden... verblasst im Spiegel der Zeit...

Ja, jetzt beginne ich zu begreifen.

Langsam werden zwei Särge in ihr Grab gelassen.

Unaufhaltbar.

Sie verschwinden. Gehen einfach weg. Ich sehe sie vor mir... schreie ihnen nach... warum bleiben sie nicht bei mir?

WARUM?

Warum müssen sie gehen?

Sie entfernen sich immer weiter... bald sind sie weg...

Verzweifelt versuche ich sie aufzuhalten... Ich laufe, schreie ihnen hinterher doch die Schreie der gequälten Seele
verhallen ungehört
im Vakuum der Realität.