HUHU, da bin ich wieder und mit im Gepäck nach "Die Braut des Kaisers" die zweite Geschichte um Ayaka und Sesshomaru. Die Frage ist nur, ob sie Euch auch gefallen wird. Ich werde es wohl ausprobieren müssen.

Hiermit stelle ich vor: Unter Wölfen

Nachdem die Reise zum kaiserlichen Palast glücklich überstanden ist, sind Ayaka und Sesshomaru nun ein Paar. Solche Sachen sprechen sich schnell herum, doch Ayaka möchte es ihrer Familie gerne persönlich sagen und so machen sich die beiden gemeinsam auf den Weg zurück zum Wolfsclan.

Dort aber erwarten sie böse Überraschungen.

Doch bevor ich hier alles verrate... von Anfang an...

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Rückkehr nach Hause

Ein leiser Seufzer der Enttäuschung entglitt der kaiserlichen Kehle, als er das Paar ansah, das unter seinen Gästen an dem Festmahl teilnahm. Es war erst vor wenigen Tagen gewesen, als er seine zukünftige Braut in dem Palast empfangen hatte. Ayaka, die Tochter des Herrschers über den östlichen Wolfsclan. Leider musste er erkennen, dass sich auf der Reise in seinem Palast eine nicht wieder zu lösende Verbindung zwischen seiner Braut und ihrem Begleiter Sesshomaru, den Lord der westlichen Länder, entwickelt hatte.

Er hatte erleben müssen, dass seine Braut eine hervorragende Kämpferin war. Und im Nachhinein hatte der Kaiser einsehen müssen, dass es besser war diese Verlobung zu lösen, da er sich sonst wohl eine Frau angeschafft hätte, die nach einiger Zeit nur noch reinen Hass gegen ihn empfinden würde.

Allerdings wurde Ayaka dadurch nicht wirklich frei. Der Dai-Youkai des Westens, Lord Sesshomaru, hatte sofort Anspruch auf sie erhoben und sie hatte diesen Antrag auch angenommen. Eigentlich hatte sie keine andere Wahl gehabt. Ein "Nein" als Antwort hätte der Lord niemals akzeptiert.
Der Kaiser fand es bedauerlich, denn Ayaka war eine Schönheit, selbst für eine Dämonin. Sie wäre eine Bereicherung für den Palast gewesen. So hatte er aber auch kein schlechtes Geschäft gemacht.

Durch seinen Verzicht hatte er sich der Loyalität Sesshomaru versichert. Einem Verbündetem, der nicht zu unterschätzen war.

Nach dem die Anklage gegen Ayaka wegen des Mordversuchs an ihm und dem Vorwurf des Hochverrats von Sesshomaru fallengelassen wurde, hatte er mit Staunen und mit aufkommender Sorge die Erklärungen des Inuyoukai zur Kenntnis nehmen müssen.
Kee-Lin war der weiblich Abkömmling eines Hanyou's mit dem Namen Naraku gewesen. Trotz dessen, das dieser ein Hanyou war, besaß er große Macht. Kee-Lin hatte die nächste Braut des Kaisers werden sollen und durch sie hatte dann Naraku die Herrschaft des gesamten Landes an sich reißen wollen. Den Göttern sei Dank, dass dieser Plan schief gegangen war

Es machte dem Kaiser Sorge, dass irgendwo in dem Land ein so offensichtlich skrupelloser Schurke sein Unwesen trieb.
Doch vielleicht würde dieser Naraku bald das Zeitliche segnen. Nur zu genau erinnerte sich der Kaiser, wie die Augen von Sesshomaru vor Hass gelodert hatten, als dieser ihm von den Untaten, die auf das Konto Naraku's gingen, berichtet hatte.
Dieser Kerl hatte sich da einen Feind geschaffen, den er nicht besser nicht unterschätzen sollte.

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Die Festgesellschaft hatte sich über den kaiserlichen Garten und den Festsaal verteilt. Durch die Dunkelheit, die teilweise durch die Fackeln erleuchtet wurde, die an den Wegrändern stand, klangen die Töne einer Koto (eine mit Seide bespannte Zither) und der Gesang einer Geisha herüber.

Der Kies knirschte leise unter den Schritten der zwei Spaziergänger. Sie gingen nebeneinander. Ihre Schritte im Einklang. Ihre Körper berührten sich nicht, doch schien zwischen ihnen eine besondere Vertrautheit zu herrschen. Kein Wort wurde zwischen ihnen gewechselt, doch war das Schweigen einvernehmlich.

Die Gestalt des großen, weißhaarigen Youkai war in eine weiße Hakama und einem Haori mit Blumenmuster auf der Schulter gehüllt. Sein Oberköper wurde von einer Rüstung geschützt. über der rechten Schulter hing ein weißer Pelz herab.
Die Augen, mit denen er jetzt das hell erleuchtete Haupthaus musterte, schimmerten in einem Goldton.

Seine Begleiterin war in einen schwarzen Kimono, auf den goldene Drachen gestickt waren, gekleidet. Ihr Haar trug sie zu einer kunstvollen Frisur aufgesteckt.
Ihr Haar hatte eine bizarre Farbe. Am Ansatz schwarz wie eine sternenlose Nacht, wurde es zu den Spitzen immer heller, bis sie in einem reinen Weiß endeten. Ihre grün-gelben Augen funkelten im Fackellicht.

"Was bedrückt Euch, mein Gebieter?", fragte sie nun ihren Begleiter mit sanfter, leiser Stimme. Er hielt an und betrachtete die Frau an seiner Seite.
Noch immer konnte er es nicht glauben, dass sie ihm gehörte. Wieder glitt sein Blick über die Gebäude. Das hier war nicht seine Welt. Diese Welt der Höflinge, die um den Kaiser herumschwänzelten, wie Hunde um einen Knochen (man verzeihe mir den Vergleich;
Gomen nasai). Er fühlte sich wie gefangen, eingesperrt hinter den hohen Mauern, die den Palast umgaben.

"Sesshomaru-sama!", sprach die junge Dämonin weiter. "Es gäbe eine Lösung für Euer Problem." "Ich habe keine Probleme, Ayaka!", widersprach er. Ihre Augenbrauen fuhren skeptisch in die Höhe. "Ich wollte Euch nur den Vorschlag machen, dass wir zu meinem Vater reisen könnten. Die Kunde unserer Verlobung ist sicher schon bis zu ihm gedrungen, doch wäre es mir lieber, ihn persönlich davon zu unterrichten. Dann würden wir die Zeit bis zu unserer Vermählung überbrücken. Wenn der Kaiser schon darauf besteht, dass sie hier im Palast stattfinden soll."

Schweigend hatte er zugehört. Ein verlockender Gedanke von hier abzureisen. Er könnte auch einen Abstecher zu Schloss Inu no Taishou machen und dort ihre Ankunft vorbereiten. Die Gemächer von Ayaka mussten zurecht gemacht werden.
Es war zudem eine geradezu lächerliche Idee mit dieser offiziellen Trauungszeremonie. In der Familie der Inuyoukai gab es so etwas Kompliziertes nicht. Entschied man sich jemanden zum Gefährten oder Gefährtin zu nehmen, dann war diese Entscheidung endgültig. Sie war mit der ersten Vereinigung besiegelt. Soweit er wusste, gab es diese Regelung ebenfalls bei den Wolfclans, denen Ayaka angehörte.
Doch der Kaiser bestand auf diesem Ritual. Jeder sollte sehen, das Sesshomaru, sowie Ayaka wieder in der Gnade des Kaisers standen. Das war nicht selbstverständlich nach den Vorkommnissen der letzen Wochen. "Ich werde den Kaiser über unsere Pläne informieren", stimmte er nach einer kurzen Bedenkzeit zu.

Ayaka atmete erleichterte auf. Auch sie bedrückte es hier Palast zu leben. Alles in ihr strebte nach Freiheit. Lachend drehte sie sich um die Achse.
"Herrlich. Es geht wieder auf Reisen!", rief sie begeistert aus.

Im selben Moment wurde sie von zwei starken Händen an den Schultern gepackt und festgehalten. Direkt vor sich erblickte sie das Gesicht von Sesshomaru, der sie mit ernstem Blick ansah. "Ich warne dich, Ayaka. Diesmal gibt es keine Fluchtversuche." Für eine Sekunde hatte sie den Atem angehalten, dann begann sie leise zu kichern. "Ich nehme mal an, auch diesmal hätte ich keine Chance Euch zu entkommen."

Seine rechte Hand wanderte in ihren Nacken und fasste zu. "Du wirst mir niemals entkommen. Du gehörst mir", knurrte er Besitz ergreifend. Ayaka trat einen Schritt näher an ihn heran, sodass sich ihre Körper fast berührten. "Euch will ich auch gar nicht entkommen." Ihre Augen schimmerten verheißungsvoll in der Dunkelheit.
Tief sog er ihren Geruch ein. Seine Linke wanderte von ihrer Schulter zu ihrer Hüfte und zog sie näher an sich heran.

Laute Stimmen kamen näher. Seine feinen Sinne nahm die Anwesenheit von den anderen Gästen wahr, die im nächsten Moment sicher um die Wegbiegung erscheinen würden. Widerwillig entließ er Ayaka aus seiner Umarmung

Es wurde verdammt noch mal Zeit aus diesem Palast hier zu verschwinden, hier war man niemals ungestört.

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Zwei Tage später

Vor ihnen tauchten die Umrisse des Schlosses von Lao-Chin auf. Sie beide verfielen in normale Geschwindigkeit.

Ein Lächeln glitt über Ayaka's Gesicht, als sie hohen Mauern erblickte. "Ich bin gespannt, was Vater dazu sagen wird", rief sie aus. Der freudige Unterton aus ihrer Stimme war nicht zu überhören. Sie war offensichtlich froh wieder im Schloss ihres Vaters zu sein.
Ihr Blick fiel auf Sesshomaru, der an ihrer Seite stand. Sein Gesicht war ausdruckslos. Es zeigte keine Regung. äußerlich war er ruhig, doch in seinem Inneren hatte er Zweifel. Er schätzte, das Lao-Chin nicht sehr begeistert von der jetzigen Verbindung sein würde. Die Verbindung mit dem Kaiser hätte dem Anführer der Wolfsdämonen mehr Einfluss am Hofe verschafft.

Er warf einen schnellen Blick auf seine Braut. Ihr Gesicht strahlte vor Glück, dass sie wieder ihre Familie sehen konnte. Wortlos ging er in Richtung des Eingangsportals. Wie schon beim letzten Mal, wurde es von zwei Wächtern bewacht, die erstaunte Gesichter machten, als sie die Tochter des Schlossherrn erkannten. Eilig verbeugten sie sich und grüßten. Ayaka achtete kaum auf sie und lief eiligen Schrittes in den Hof. Langsamer folgte Sesshomaru ihr. Aus einem der Gebäude tauchte eine schmale Gestalt auf, die verblüfft stoppte, als ihr Blick auf die Besucher fiel.

"AYAKAAA!", hell tönte der Ruf durch das ganze Schloss. Mit einer unglaublichen Geschwindigkeit schoss die kleine Person auf Ayaka zu. Sesshomaru unterdrückte gerade noch rechtzeitig seine Instinkte Ayaka beschützen zu wollen, als er den vermeintlichen Angreifer erkannte. Es war Aimi, die jüngere Schwester, die sich da in die Arme von Ayaka warf.

Sie fing sie auf und drehte sie juchzend im Kreis.

Ayaka stellte ihre Schwester ab und hielt sie an den Schultern fest. Ihr Lächeln erstarb, als sie die dicken Tränen sah, die nun aus den Augen von Aimi quollen. Eisiger Schrecken erfasste sie.
"Was ist passiert, Aimi?", fragte Ayaka angsterfüllt. Das Gefühl von drohendem Unheil erfüllte sie plötzlich.
Die kleine Dämonin schluchzte auf. "Ich bin ja so froh, dass du wieder hier bist. Vater... Vater ist krank."
Ayaka's Miene wurde ernst, als sie sich aufrichtete und einen Blick über das Schloss gleiten ließ. "Wo ist er?"
"In seinen Gemächern. Der Heiler ist gerade bei ihm."

Mit großen Schritten eilte Ayaka zu dem Hauptgebäude. Durch die Gänge ging sie den vertrauten Weg zu den Gemächern ihres Vaters. Sesshomaru folgte ihr leise, wie ein Schatten.
Vor der Tür angelangt, klopfte sie leise "Herein!", klang der Befehl.

Ayaka öffnete die Tür und betrat den Raum. An der rechten Wand befand sich das Lager des Fürsten und der Heiler kniete daneben und zerrieb gerade Kräuter in einem Mörser. Ayaka eilte an das Lager ihres Vaters und kniete sich daneben. Voller Sorge fasste sie nach seiner Hand.
"Vater! Aimi erzählte mir...", begann sie.

Mit einer energischen Handbewegung unterbrach der Fürst seine Tochter. Sein Gesicht war ungesund bleich und tiefe Schatten lagen unter seinen Augen.
Er ist schmal geworden, bemerkte Ayaka mit Sorge. Doch hatte er anscheinend immer noch seinen eisernen Willen. Er schien sich der Krankheit nicht ergeben zu wollen.

"Willkommen, Ayaka", ein Hauch von Wärme erschien in den dunklen Augen von Lao-Chin. Sein Blick glitt über die zierliche Gestalt seiner Tochter.
Durch Boten hatte er schon die Neuigkeiten erfahren. So etwas sprach sich schnell herum. Sein Blick glitt zu dem großen, weißhaarigen Youkai, der regungslos hinter Ayaka im Zimmer stand. Der Blick aus den goldenen Augen war ungerührt. Der Lord des Westens war für seine Gefühllosigkeit und Kälte bekannt. Wie konnte es sein, dass seine Tochter so jemanden liebte? Lao-Chin's Sorge um Ayaka war groß.

"Lord Sesshomaru. Ich habe schon die Neuigkeiten erfahren. Jetzt kann ich mich mit eigenen Augen überzeugen, dass sie der Wahrheit entsprechen." Ayaka warf einen hilflosen Blick zu ihrem Gefährten. Der Zustand ihres Vaters übertraf ihre schlimmsten Befürchtungen.
Sesshomaru sah ihren kummervollen Blick und trat hinter sie. Seine Hand legte sich tröstend auf ihre Schulter. Lao-Chin beobachtete den Vorgang. "Ayaka ist meine Gefährtin", die kühle Stimme des Hundeyoukai's ließ Lao-Chin lächeln.

Diese sachlich Feststellung war vielleicht nicht genau das, was er sich erhofft hatte zu hören, doch die kleine Geste, mit der der Inuyoukai die Hand auf Ayaka Schulter gelegt hatte und die Blicke, die seine Tochter dem weißhaarigen Youkai zuwarf, beruhigten ihn. Hier waren Gefühle im Spiel. Bei allen Göttern, was war er froh. Er wusste, dass die Heirat mit dem Kaiser Ayaka unglücklich gemacht hätte. Er war jedoch damals nicht in der Lage gewesen, diese Verbindung abzulehnen. Der Befehl des Kaisers war eindeutig gewesen.
Diese Verbindung jedoch schien von beiden auszugehen. Eine Seltenheit.

Ehen wurden meisten von den Eltern arrangiert. Doch es war immer besser, wenn auch Zuneigung zwischen den Gefährten herrschte. Eine Verbindung mit dem Kaiser hätte ihm einigen Einfluss verschafft, doch auch der Dai-Youkai des Westen war keine schlechte Partie.

Die Stimme seiner Tochter unterbrach seine Überlegungen."Vater... was ist passiert?", fragte Ayaka besorgt.

Lao-Chin's Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf seine älteste Tochter, die immer noch neben seinem Bett kniete und seine Hand hielt. Er erwiderte sanft ihren Händedruck.
"Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht. Manabu-sama", er deutete auf den Heiler, der immer noch konzentriert die Kräuter zerrieb. "Hat schon ein Heilmittel zusammengestellt. Du brauchst dir keine Sorgen mehr zu machen. In ein paar Tagen bin ich wieder auf den Beinen. So eine kleine Krankheit bringt deinen alten Vater nicht unter die Erde."

Ein erleichterter Seufzer entrang sich Ayaka.
Der Heiler unterbrach für eine Sekunde sein Tun und sah den Fürsten verblüfft an, dann widmete er sich sofort wieder seiner Arbeit.

Sesshomaru zog skeptisch die Augenbrauen zusammen. Eine Krankheit sollte den Dämon niedergestreckt haben? Das konnte er nicht glauben. Außerdem sagte die Reaktion des Heilers, die ihm nicht entgangen war, genug. Gegen normale Krankheiten waren Dämonen so gut wie immun.

Es sei denn... so eine Krankheit wurde durch den kalten Stahl einer Schwert- oder Dolchklinge verursacht.
Lao-Chin sah hoch in das regungslose Gesicht des Inuyoukai und wusste im selben Moment, das dieser ihm nicht glaubte.

Mit einem Ruck erhob sich Ayaka. "Dann bin ich beruhigt, Vater. Ich werde inzwischen mal sehen, was Aimi in diesem Haushalt angestellt hat und werde versuchen den Schaden so gering wie möglich zu halten. Nachher werde ich nochmals nach Euch sehen."
Zur Bestätigung nickte Lao-Chin."Ist gut, meine Tochter. Weise deinem Gefährten das beste Gästezimmer an. Lord Sesshomaru... Willkommen auf meinem Schloss und in meiner Familie."

Sesshomaru und Ayaka verließen das Gemach. Sorgfältig verschloss Ayaka hinter sich die Tür. Doch anstatt, wie sie es gesagt hatte, nach ihrer Schwester zu suchen, lehnte sie sich gegenüber der Tür an die Holzwand und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Krankheit... Pah!", knurrte sie fast unhörbar. "Wem will mein Vater das erzählen? Meint er, ich bin in der Zwischenzeit blind geworden?"
Sesshomaru zuckte kurz mit der Schulter. "Er will nicht, dass du dir unnötig Sorgen machst."
"Vater sollte mich besser kennen. Er kann die wahren Tatsachen nicht vor mir verbergen. Ich werde es eh und je herausfinden. Und je eher, desto besser", erwiderte Ayaka.

Leise Geräusche hinter der Tür ließen sie den Kopf heben. Die Tür öffnete sich und der Heiler verließ das Zimmer.
Er fuhr zusammen, als er Sesshomaru, sowie Ayaka, unmittelbar vor sich erblickte. Mit einer energischen Handbewegung bedeutete Ayaka ihm die Tür zu schließen. Zögernd kam er ihrer unausgesprochenden Forderung nach.

"Manabu-sama, ich möchte mit Euch sprechen", sagte Ayaka und mit einem bezeichnenden Blick auf das Gemach des Fürsten, fuhr sie fort. "Und zwar allein.
Mein Vater leidet zwar an einer merkwürdigen Krankheit, doch ich nehme mal an, sein Gehör funktioniert immer noch hervorragend."

Mit einem Lächeln wandte sie sich der Tür zu. "Hier haben die Wände Ohren, Manabu-sama... Nicht wahr, Vater?" Ein undefinierbares Geräusch kam aus dem Gemach.
Der Heiler nickte nur ergeben und sagte "Gut, denn folgt mir, Ayaka-Hime."

Er führte sie nach draußen und in eines der Nebengebäude. Kaum öffnete er die Tür, schlug Ayaka und Sesshomaru schon der Geruch von Kräutern und Salben entgegen.

Mit einer leichten Verbeugung deutete der Heiler auf die Matten, die auf dem Boden lagen.
"Was ist passiert, Manabu-sama?", fragte Ayaka, als sie sich den Heiler gegenüber auf die Matten setzte. Sesshomaru nahm neben ihr Platz. Der Heiler warf einen kurzen Blick auf ihn, dann wandte er sich an Ayaka, da sie es gewesen war, die ihm die Frage gestellt hatte. "Es war vor etwa fünf Tagen. Der Herr war im Badehaus, als er aus dem Hinterhalt angegriffen wurde. Man verletzte ihn mit einem Dolch, dessen Spitze offenbar vergiftet war. Der Attentäter unterdrückte sein Youki und seinen Geruch. Leider war der Herr zu stark verwundet, als das er ihn verfolgen oder ihn erkennen konnte."

Scharf sog Ayaka die Luft ein. "Ein Angriff aus dem Hinterhalt mit vergifteter Waffe? Nur ein feiger Mann würde so etwas tun. Das Gift... Habt Ihr ein Heilmittel dagegen?" Der Heiler nickte. "Das Gift kann ich bekämpfen. Meine Kräuter wirken bereits.
Leider nicht so schnell, wie ich es mir wünschen würde, Ayaka-Hime. Der Herr hat darum Yori-sama um Hilfe gebeten."

Sesshomaru entging nicht, wie Ayaka bei der Nennung von diesem Namen die Augenbrauen zusammenzog. Hierzu würde er ihr wohl noch einige Fragen stellen müssen. Fragen, die der Heiler allerdings nicht unbedingt mitzubekommen brauchte.

"Wann kommt Yori-sama hier an?", fragte Ayaka leise nach. Die Erwähnung dieses Namens brachte Erinnerungen mit sich, von denen sie lieber manche verdrängt hätte. "Morgen wird er hier erwartet. Er soll Euren Vater unterstützen. Die Nachricht von seiner Krankheit ließ sich leider nicht gänzlich verheimlichen. Es gehen Gerüchte umher, das andere Clans versuchen werden die Herrschaft zu übernehmen", erklärte der Heiler.

Ayaka nickte Gedankenversunken. So war es immer. Solange der Fürst gesund und kräftig war, kuschten alle vor seiner Macht, ließ er jedoch eine Schwäche erkennen, kamen sie wie die Aasgeiger aus ihren Löchern.
Sie hob den Kopf und sah den Heiler an. "Wo ist mein Bruder? Wo ist Daichi-kun?"

Der Heiler biss sich leicht auf die Unterlippe. Ein heikles Thema wurde hier angeschnitten. "Es ist mein Fehler. Ich erwähnte, dass ein bestimmtes Kraut die Genesung Eures Herrn Vaters beschleunigen würde. Daichi-sama machte sich unverzüglich auf den Weg um diese Kraut zu beschaffen. Es nennt sich Steinkraut und man findet es nur in unterirdischen Höhlen." Der Heiler hob den Kopf und sah Ayaka kummervoll an. "Es ist gefährlich dort.
Ich mache mir Vorwürfe, da er allein ging. Doch er ließ sich nicht aufhalten und verließ das Schloss entgegen der Anweisung von dem Herrn. Deshalb ist auch Yori-sama herbeigerufen worden, um in der Abwesenheit des Erben für Ruhe und Ordnung zu sorgen."

Ayaka nickte nur. Das erklärte es. "Wohin ist er gegangen?", kam die sachliche Frage aus dem Hintergrund. Der Heiler wandte sich an den großen Youkai, der immer noch neben Ayaka saъ.
"Zu dem heiligen Berg, dem Fujijama. Nur dort, in den unterirdischen Höhlen, gibt es dieses bestimmte Heilkraut..."

Ayaka wandte sich an Sesshomaru. "Ich möchte meinem Bruder nach. Daichi... er ist der Erbe und wenn man es schon auf Vater abgesehen hat, ist die logische Konsequenz, dass man auch den Erben versucht auszuschalten. Er allein hat in einem Hinterhalt kaum Chancen."

Sesshomaru nickte nur zustimmend. Die Kinder von Lao-Chin hatten ein eindeutiges Problem mit der Autorität. Er brauchte da nur an die Reise denken, die sie zusammen unternommen hatten. Ayaka war da nun wirklich nicht gerade den Schwierigkeiten ausgewichen. Eher das Gegenteil war der Fall gewesen.
Wenn dieser junge Wolf seiner Schwester nur im Entferntesten ähnlich sah, dann steckte er bestimmt jetzt schon bis zum Hals in Schwierigkeiten. Doch etwas musste er hier noch tun, bevor sie aufbrechen würden.

"Heiler, du scheinst ein großes Wissen über Kräuter und deren Wirkungen zu haben!", das war keine Frage, die Sesshomaru da stellte, sondern eine sachlich Feststellung.
Der alte Youkai nickte nur. Aus diesem Grund war er auch der Heiler hier auf dem Schloss. Auf was wollte dieser Inuyoukai denn nur hinaus?

Sesshomaru beugte sich leicht vor und fixierte Manabu mit durchdringendem Blick.
"Allerdings solltest du in Zukunft sehr sorgfältig die Kräuter auswählen, die du jemanden auf einer Reise mitgibst. Gewisse Sachen haben bestimmt keinerlei Verwendung in einer Reiseapotheke."

Für einen kurzen Moment konnte sich der Heiler keinen Reim auf diese Worte machen, Dann durchzuckte ihn ein Gedanke, der ihm das Blut aus dem Gesicht weichen ließ. Er warf einen raschen Blick auf Ayaka, die reumütig den Kopf gesenkt hatte. Die Hime hatte doch nicht etwa... seinen Schlaftrunk bei dem Inu angewendet?
Oder... Doch? Als er Sesshomaru erneut ansah wusste er, dass genau das der Fall gewesen war.
Er musste schlucken. "Herr... Ihr... Ich...", fing er an zu stottern.

Die Finger der rechten Hand von Sesshomaru knackten bedrohlich. Eilig kniete sich der Heiler hin und neigte demütig den Kopf zu Boden. In was war er da nur reingeraten?

"Dieses Gebräu... Heiler... Ein wahres Meisterwerk!"

Manabu hörte noch das unterdrückte Kichern von Ayaka, dann das Geräusch einer sich schließenden Tür. Als er zögernd den Kopf hob, befand er sich allein in seiner kleinen Hütte.

Tief atmete er durch und versuchte seinen Herzschlag wieder zu beruhigen. Er hatte gedacht, sein letztes Stündlein hätte geschlagen. Dieser Inuyoukai war vollkommen unberechenbar.

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Ende Kapitel 1

Da hat jemand am Ende doch noch einen gewaltigen Schrecken bekommen.

Beim nächsten Mal lernt ihr einen "alten Verehrer"von Ayaka kennen. Ihr könnt Euch sicher vorstellen, dass Sesshomaru nicht gerade begeistert ist. Zum ersten Mal fühlt er etwas, was er zu seinem eigenen Entsetzen als Eifersucht erkennt.

Bitte hinterlaßt mir doch ein kleines review, wie Euch der Anfang gefallen hat

Liebe Grüße chaska