Disclaimer: Alle Figuren außer den von mir erfundenen gehören JKR, genau so wie die Welt und Handlung um die sich meine Geschichte dreht. Ich habe lediglich einige Veränderungen vorgenommen.

Traum

Leise ging sie den schmalen Weg entlang, der den Spielplatz zu ihrer Rechten und die nur spärlich beleuchtete Straße zu ihrer Linken von einander trennte. Sie durfte keine Aufmerksamkeit erregen. Mit der rechten Hand hielt sie den Zauberstab in ihrer Tasche fest umklammert. Vorsichtig, wie um sich zu vergewissern, dass sie wirklich alleine war, drehte sie ihren Kopf und richtete ihren Blick auf die gegenüberliegende Straßenseite. Sie hatte gute Augen, doch selbst mit diesen hatte sie in ihrer Menschengestalt keine Chance mehr zu erkennen als die Umrisse, des im dunklen Schatten der Nacht liegenden Gebüsches, das nur durch eine ihr direkt gegenüber stehende Parkbank unterbrochen wurde.

Ihr Blick blieb an der Parkbank hängen und angestrengt kniff sie ihre Augen zusammen um wenigstens ein etwas schärferes Bild zu bekommen, doch auch das konnte ihr keine Gewissheit geben. Sie war sich sicher gewesen, wenigstens für einen kurzen Moment, dass sie etwas gesehen hatte. Nur ein leichtes Aufblitzen, wie von zwei Augen, die das Licht der Straßenlaternen reflektierten. Aber wie konnte sie ihren Menschenaugen schon trauen in dieser Dunkelheit. Sie wünschte, sie hätte sich verwandeln können, aber das wäre zu riskant, was wenn ihre Augen sie doch nicht getäuscht hatten und es womöglich noch ein Muggel war, der sich dort im Gebüsch versteckte.

Das wäre wirklich sehr ironisch, wenn es sich herausstellen würde, dass es ausgerechnet ein Muggel war vor dem sie sich fürchtete. Bei diesem Gedanken entfuhr ihr ein leises Kichern, was sie sofort wieder bereute. Wie konnte sie nur so unvorsichtig sein, jetzt war gewiss nicht der Zeitpunkt, um sich in lächerliche Gedanken zu vertiefen.

Ein plötzliches Rascheln, von der anderen Seite der Straße ließ sie aufschrecken. Das hatte sie sich nicht eingebildet. Das Geräusch kam eindeutig aus dem Gebüsch gleich links der Bank und jetzt, da sie sich wieder voll und ganz auf diese eine Stelle konzentrierte, konnte sie auch den Verursacher des Geräusches erkennen. Sie sah nur den riesigen Kopf des schwarzen zerzausten Hundes, doch das genügte, um sie gleich einige Schritte zurückweichen zu lassen. Nicht das sie Angst hatte - dieses Wort kam in ihrem Wortschatz eindeutig nicht vor - aber diese unheimliche, unbekannte und doch auf eine gewisse Art und Weise vertraute Gestalt, verwirrte sie zutiefst. Wie konnte das sein? Das war eindeutig nicht sie! Der Hund war viel größer als sie und sah ziemlich mitgenommen und abgemagert aus, aber dennoch sah er ihr in gewisser Weise ähnlich.

Langsam öffnete der große Hund das Maul, wobei seine spitzen weißen Zähne zum Vorschein kamen, und setzte zu einem lauten Bellen an:

POCK, POCK, POCK, POCK

Erschrocken fuhr Nibia hoch und saß auf einmal kerzengerade im Bett. Was um Himmelswillen war das gerade. Es hatte sich viele zu echt angefühlt für einen Traum und doch wusste sie, dass es einer war, denn diesen Hund konnte es unmöglich geben. Er war ihrer Animagus-Gestalt zu ähnlich. Und doch anders. Wenn sie sich in einen Hund verwandelte, war ihr Fell zwar auch wuschelig, aber niemals so zerzaust und sie war auch gewiss nicht so riesig. Natürlich war sie im Jahr gewachsen, aber so groß war sie noch lange nicht.

Drei Jahre, so lange war es her, dass ihre Mutter ihr vorschlug ein Animagus zu werden. Natürlich war das im Alter von zwölf Jahren ziemlich schwer, wenn nicht sogar fast unmöglich, aber ihrer Mutter schien es sehr wichtig zu sein und sie half ihr immerhin auch dabei. Nibia war sehr stolz auf sich gewesen, als es ihr nach drei Jahren, mit Hilfe des seltsamer Weise sehr umfangreichen Wissens ihrer Mutter auf diesem Gebiet, endlich gelungen war, sich zu verwandeln. Aber dennoch verstand sie bis heute nicht, warum es ihrer Mutter so wichtig gewesen war, dass sie ein Animagus wird, denn immer wenn Nibia sie danach fragte lächelte sie nur und wechselte das Thema. Nibia hatte sogar schon vermutet, das das Ganze etwas mit ihrem Vater zu tun haben könnte, der einfach verschwand, als sie gerade einmal zwei Jahre alt war. Denn über ihn sprach ihre Mutter noch weniger gerne, um nicht zu sagen gar nicht. Als Nibia noch kleiner war hatte sie oft nach ihrem Vater gefragt, doch irgendwann bemerkte sie wie sehr der Gedanke an ihn ihre Mutter zu schmerzen schien und gab auf. Der Einzige mit dem sie überhaupt über ihren Vater sprechen konnte war ihr Opa. Er war außer ihrer Mutter der einzige lebende Verwandte den sie, so weit sie wusste, noch hatte. Als sie ihn einmal nach ihren anderen Großeltern gefragt hatte, war alles was er erwiderte, dass nicht ein einziger ihrer Verwandten väterlicherseits es wert sei gekannt zu werden und, dass selbst ihr Vater das sehr früh erkannt habe und mit sechzehn Jahren von Zuhause weggelaufen sei. Er sei dann zu der Familie seines besten Freundes gezogen bis er alt genug war um sich eine eigene Wohnung zu suchen. Begierig auf mehr Informationen hatte Nibia weiter nachgehackt, doch mehr wollte auch ihr Großvater ihr nicht erzählen. So kam es, dass sie so gut wie gar nichts über Ihn wusste, nicht einmal seinen Namen wollten ihre Mutter oder ihr Opa ihr verraten. Natürlich kannte sie seinen Nachnamen, denn das war ja auch der ihre: Black. Aber wie sollte das ihr weiter helfen, so lange sie kein Foto oder einen Vornamen hatte.

Sie hatte ihr halbes Leben damit verbracht nach ihm zu suchen, was natürlich niemand wusste, denn sie wollte auf gar keinen Fall das Mitleid in den Augen ihrer Freunde sehen, wenn sie erfuhren, wie sehr sie ihren Vater vermisste und wie weh es ihr tat, dass sie bis jetzt keinerlei Erfolg bei der Suche nach ihm hatte. Das würde sie nicht ertragen.

Mit einem erneuten, dieses mal noch ungeduldigeren POCK, POCK, POCK wurde sie aus ihren Gedanken gerissen.

Verwirrt schaute sie zum Fenster hinüber, vor dem ein leicht erschöpft wirkender Schleierkauz auf und ab flatterte und sie dabei böse anstarrte. Schnell sprang sie von ihrem Bett und lief, oder besser stolperte, da der Boden über und über mit Sachen bedeckt war, quer durch ihr Zimmer, um das Fenster zu öffnen und den braunen Kauz, bei dem es sich zweifellos um die kleine Feli ihrer Freundin Angelina handelte, hineinzulassen. Mit einem dankbaren Fiepen segelte die Eule an ihr vorbei, vergas es jedoch nicht Nibia noch einen anklagenden Blick zuzuwerfen, wie um sich darüber zu beschweren, dass sie solange hatte warten müssen, und landete gekonnt auf dem ungemachten Bett. Auffordernd streckte das kleine Wollknäuel sein rechtes Bein aus und Nibia eilte schnell zum Bett zurück, um das sorgfältig daran befestigte Paket abzuknoten. Dann drehte sie sich zu ihrem Schreibtisch um und stöberte zwischen den Bergen aus unerledigten Hausaufgaben nach einem Eulenkeks. Mit diesem in der Hand ging sie zurück zum Bett und gab ihn der kleinen, erschöpften Eule. Dann bedankte sie sich bei ihr und nahm sie in beide Hände um sie vorsichtig auf die halbhohe Kommode zu setzen, wo sie sich ausruhen konnte, bis Nibia eine Antwort geschrieben hatte. Zufrieden kauerte sich die Eule auf der Kommode zusammen und knabberte an ihrem Eulenkeks.

Nun da das erledigt war, ließ Nibia sich mit dem Päckchen in der Hand auf ihr Bett fallen und begann langsam dieses auszupacken. Zum Vorschein kann ein Brief, den sie aber erst einmal zur Seite legt um sich stattdessen zuerst dem, um einiges interessanter wirkenden, restlichen Inhalt des Pakets anzuschauen. Ein freudiges Quicken entfuhr ihr als sie das nagelneue, glitzernde Besenpflegeset erkannte, über das sie erst kurz vor Beginn der Ferien mit Angelina zusammen geschwärmt hatte. Am liebsten wäre sie sofort aufgesprungen und hätte sich ihren Nimbus 2001 geschnappt, um ihn mit der Besenstiel Politur zu bearbeite, doch sie besann sich eines Besseren und kam zu dem Schluss, dass es vermutlich höflicher wäre zuvor auch den zum Paket gehörigen Brief zu lesen.

Also nahm sie diesen zur Hand und öffnete ihn mit einer schnellen, ungeduldigen Bewegung. Der Inhalt brachte sie prompt zum schmunzeln:

Liebe Ni,

da ich weiß, dass du dir das Geschenk wahrscheinlich schon vor dem Brief angeguckt hast und es wahrscheinlich kaum erwarten kannst es endlich auch zu benutzen, werde ich versuchen mich kurzzufassen.

Aber zu aller Erst einmal: ALLES GUTE ZUM FÜNFZEHNTEN GEBURTSTAG!

So mehr wollt ich auch eigentlich gar nicht sagen, außer, dass ich echt froh bin, dass wir uns schon in 11 Tagen wiedersehen und dann auch endlich wieder mit dem Quidditch-Training anfangen können. Ich hoffe, dass du in den Ferien fleißig trainiert hast, denn wie du ja weist ist mit Wood nicht zu spaßen und nur weil du letztes Jahr in der Mannschaft warst heißt das noch lange nicht, dass du es dieses Jahr auch wieder schaffst, also streng dich ja an.

Ich wünsch dir noch einen schönen Geburtstag und grüß deine Mom von mir,

deine Angelina

P.S.: Glückwunsch nochmal zum Vertrauensschülerabzeichen, ich versteh zwar immer noch nicht, was Dumbledore sich dabei gedacht hat, aber vielleicht hofft er ja, das du dadurch ein bisschen vernünftiger wirst und vielleicht auch noch einen guten Einfluss auf die Zwillinge hast, aber das ist meiner Meinung nach wirklich nur Wunschdenken.

Immer noch schmunzelnd legte sie den Brief beiseite und nahm sich vor Angelina sofort

zurückzuschreiben. Gleich nachdem sie ihr Geschenk getestet hatte.