Dumbledore's Men
Nichts hier gehört mir. Die Charaktere gehören J.K. Rowling, und die Geschichte gehört Jocelyn, die mir freundlicherweise gestattet hat, sie aus dem Englischen zu übersetzen. Diese Geschichte ist ein Sequel zum One-Shot Duell.
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Kapitel 1: Die Flucht
"Warum hast du keinen Gedanken an deine Freunde verschwendet, Potter?", fragte Snape Harry, als sie in den Wald bei Little Hangleton gingen.
"Ich werde ihnen sofort sagen dass es mir gut geht, sobald ich weg bin", sagte Harry zu seiner Verteidigung. Er dachte, es war etwas dick aufgetragen, wenn Snape so tat als ob ihm die Gefühle seiner Freunde wichtig wären.
Nachdem sie ihre Zauberstäbe an sich genommen hatten, verschwanden sie aus der Sichtweite des Kampffeldes und verschwanden in den Schatten der Bäume, durchschritten die massiven Anti-Apparier-Felder zu Fuß, welche Voldemorts Leute über das Dorf gelegt hatten. Sie hielten nach Todessern Ausschau, die vielleicht ebenfalls diesen Weg ausgewählt haben könnten. Sie waren beide verwundet –von ihrem Duell gegeneinander ebenso wie von ihrem Kampf gegen Voldemort. Plötzlich stolperte Harry über eine Baumwurzel und landete auf den Knien. Er keuchte überrascht auf und versuchte, sich aufzurichten, als ihn Snape plötzlich am Arm packte und hochzog.
"Lass mich los!", rief er, wütend und beschämt, und Snape schnaubte und ließ ihn los – so schnell, dass Harry nicht einmal die Chance hatte, sein Gleichgewicht zu finden ehe er wieder auf dem Boden landete. Er warf Snape tödliche Blicke über die Schulter zu, als ihn dieser auslachte. Vielleicht war die Idee doch nicht so gut, fand er, rappelte sich auf und versuchte sich seine Zukunft in Snapes Gesellschaft vorzustellen.
Harry hasste Snape. Nur weil er den Grund herausgefunden hatte, aus dem sein ehemaliger Professor Albus Dumbledore getötethatte änderte sich nichts an seinen Gefühlen. Wenn dies überhaupt möglich war, hasste ihn Harry seither sogar noch mehr. Er verstand, warum Snape so wütend geworden war als ihn Harry in der Nacht, als Dumbledore gestorben war, einen Feigling genannt hatte. Snape war derjenige, dem Dumbledore am meisten vertraute – sogar mehr als Harry. Snape war der Einzige, der den Mut hatte, Dumbledores härtester Bitte nachzukommen... ihn zu töten.
Harry würde Snape für immer dafür hassen. Dumbledore hatte Snape gebeten, ihn zu töten, in jener Naht auf dem Astronomieturm, und Snape hatte es getan. Direkt vor Harrys Augen. Harry hatte Dumbledore geliebt und ihm bedingungslos vertraut, und er hatte zuschauen müssen wie er starb. Er wusste nicht ob jemand wie Snape zu so etwas wie Liebe fähig war, aber eines war sicher: Snape hatte nur getan, worum ihn Dumbledore gebeten hatte. Er war ihm ergeben – ungeachtet seiner Beweggründe.
Ergeben genug, um ihn zu töten. Und dafür würde ihn Harry immer hassen.
Fast so sehr, wie Snape Harry hasste.
Harry wusste, dass Snape ihn hasste, natürlich – nicht, dass ihm dies etwas ausgemacht hätte. Harry war der Grund, aus dem Dumbledore ihn ausgesandt hatte, um zu spionieren, zu leiden und schließlich seinen eigenen Mentor zu ermorden. Das sah wenigstens so aus – aus Snapes Sicht. Dumbledore hatte diese Dinge nicht für sich selbst verlangt, sondern für Harry, damit Harry den Krieg gewinnen konnte, jedoch auch... weil er Harry ebenfalls liebte. Snape hatte Harry schon immer dafür gehasst.
Und doch waren sie jetzt hier. Als es schließlich so weit gekommen war, wollte jeder von ihnen die Tage in der Folge des Krieges lieber mit jemandem verbringen, der ihn hasste, ihn aber zumindest in Ruhe lassen würde, statt in Gesellschaft des Ministeriums und der Reporterderganzen verfluchten Zaubererwelt mit ihren Fragen, ihrem Entzücken und ihremScharwenzeln.
Harry Potter, Der-Junge-der-überlebt-hatte,der Auserwählte, der große Zauberer, der Voldemort bezwang...
Bäh... Nein, lieber würde er sich mit Snape abgeben. Der Teufel, den man kennt, sozusagen.
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Sie erreichten den Waldrand im Morgengrauen und schauten müde über die glühenden Berge.
"Wo gehen wir hin?", fragte Harry.
"Das solltest du entscheiden, oder?", sagte Snape sauer.
Harry hätte ihn angeschnauzt, wenn er nicht so müde gewesen wäre. Stattdessen murmelte er nur: "Nein, ich kann nirgendwo hin. Ich wüsste nicht, wohin."
Er fühlte Snapes Augen auf sich, schaute jedoch nicht auf. Nach einer Weile sagte Snape: „Da gab es einen Ort, den Dumbledore vorbereitet hatte, für den Fall, dass meine Tarnung auffliegt. Ich glaube nicht, dass der Orden davon wusste. Dies sollte für uns genügen." Harry seufzte. "Ist dies zu Eurem Wohlgefallen, mein Herr?"
Harry wich zurück, als sei er gestochen worden und sah ihn durchdringend an. Dann starrte er einfach nur noch."Oh, bitte!", stieß er hervor, wütend auf sich selbst, weil er sich hatte provozieren lassen. "Lass uns einfach hingehen. Müssen wir apparieren?"
"Ja." Snape ergriff seinen Arm, und Harry unterdrückte ein Schaudern. Von Snape berührt zu werden erzeugte bei ihm eine Gänsehaut. „Halt still."
Verletzt zu apparieren war eine schlechte Idee, erinnerte sich Harry, als er nach ihrer Ankunft gegen die Übelkeit kämpfend zu Boden ging. Snape war ebenfalls verletzt, jedoch war Harry einige Minuten lang nicht in der Lage zu prüfen, wie sein Begleiter die Reise überstanden hatte. Als Harry sich erholt hatte, marschierte Snape bereits zum Hintereingang des schäbigen kleinen Häuschens.
"Wo sind wir?", fragte Harry und schaute sich um. Da gab es andere Häuser in der Straße, doch niemand war draußen um diese Zeit.
"Bei einem Sicherheitshaus des Ordens, in der Nähe von Belfast."
"Denkst du, niemand wird hier vorbeischauen?", fragte Harry unsicher.
"Doch, werden sie. Wir bleiben aber nur für eine Nacht", Snape grinste Harry höhnisch zu. „Keiner von uns ist in der Lage, über den Atlantischen Ozean zu apparieren."
"Er wollte dich nach Amerika schicken?" Harry war überrascht.
"Es gibt auch andere Länder in der Neuen Welt außer America, Potter", informierte ihn Snape. "Vorerst muss ich meine Verletzungen behandeln und deshalb schlage ich dir vor, etwas Schlaf zu bekommen."
Harry hätte ihm am liebsten gesagt, dass er sich nicht wie ein Schulkind herumkommandieren ließ. Gerne hätte er dem Ekel die Nase gebrochen, das Problem war jedoch, dass er zu müde war, um sich so anzustrengen, unabhängig davon, wie verlockend die Idee war. Darum tat er, was ihm Snape vorgeschlagen hatte und zog sich in ein kleines Schlafzimmer zurück, während er dem Verlangen widerstand, Snape die Zunge herauszustrecken.
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"Albus, ich..."
"Um Himmels Willen, Severus, warum bist du um diese Zeit noch auf?"
"Etwas ist schief gegangen!"
"Komm rein, setz dich, beruhige dich. Nun, du bist am Leben und heil, soweit ich das sehen kann, was meine schlimmsten Befürchtungen besänftigt."
"Narcissa Malfoy und Bellatrix Lestrange waren bei mir."
"Interessant. Kein förmlicher Besuch, nehme ich an?"
"Wann sendet der Dunkle Lord Narcissa jemals zu irgendetwas Offiziellem aus? Nein, sie wollte, dass ich mich für ihren Sohn einsetze. Er wurde vom Dunklen Lord mit einem Auftrag betraut."
"Severus, bitte, ich wünschte, du würdest ihn beim Namen nennen..."
"Verdammt, Albus, hörst du mir jetzt mal zu? Ich wurde in eine Ecke getrieben, ich hatte keine Wahl. Ich habe den Unbrechbaren Schwur geleistet. Bella schaute zu... Sie war ohnehin schon misstrauisch, und ich dachte, ich könnte mich wieder herausreden..."
"Severus, bitte, beruhig dich. Was hat das mir Draco zu tun?"
"Er hat einen Auftrag vom Dunklen Lord, hier in Hogwarts. Ich habe geschworen, ihn zu beschützen, ich... wenn er scheitert... seine Aufgabe selbst zu vollenden. Aber ich... Direktor, ich wusste, dass der Dunkle Lord es mir eines Tages befohlen hätte, und jetzt werden sie es wissen. Bella wird mich ausliefern, falls der Schwur mich nicht vorher tötet. Gott, Draco wird wahrscheinlich auch sterben."
"Severus, so schlimm kann es doch nicht sein. Ich wage zu sagen, wir werden einen Weg finden, Draco bei seiner Aufgabe zu helfen, und dabei dennoch den Orden zu schützen. Sein Ziel kann doch so ernst nicht sein."
"Doch, ist es."
"Würde Voldemort Draco mit einer bedeutenden Mission betrauen?"
"Nein, und das war der Grund für Narcissas Besuch. Er beabsichtigt, Draco unter dem Vorwand zu töten, dass er versagt hätte, tatsächlich aber wird er es tun, um Lucius zu bestrafen."
"Ach. Ich verstehe. Na, in diesem Falle war es richtig, dass du geschworen hast, ihn zu beschützen."
"Albus... Sein Auftrag ist es, dich zu töten."
"O je. Ist das alles?"
"Albus!"
"Severus, wir alle wussten, dass Tom sehr bald versuchen würde, mich ins Jenseits zu befördern. Du sagtest doch selber, dass du erwartet hast, dass er dies eines Tages von dir verlangen würde. Es kann dich kaum überrascht haben."
"Es freut mich, dass du dir keine Sorgen um dein Leben machst, jedoch wird der Orden bald seinen wertvollsten Spion verlieren. Mich."
"Wie bescheiden von dir."
"Willst du bitte aufhören, dich über mich lustig zu machen und mir verraten, was ich jetzt tun soll? Wir müssen Pläne schmieden; wir müssen entscheiden, welche Informationen für uns am wichtigsten sind, damit ich meine verbliebene Zeit unter ihnen dazu nutzen kann, an dieses Wissen heranzukommen."
"Ich denke, dass du übereilte Schlüsse ziehst, das ist alles."
"Es bekümmert dich nicht, dass ich in wenigen Monaten den Unbrechbaren Schwur brechen, mich als Spion verraten und wahrscheinlich sterben werde?"
"Ganz und gar nicht. Ich denke nur, dass du nicht so bald deine Pflichten aufgeben solltest, Ich brauche dich dort mehr denn je."
"Um Himmels Willen, Albus, wir haben keine Wahl. Ich würde nichts lieber tun als Draco zu beschützen, aber es gibt verdammt noch mal keine Chance, dass er Erfolg hat, und ich kann ihm wohl kaum helfen, dich zu töten."
"Im Gegenteil, Severus, das ist genau das, was du tun musst."
"Was?"
"Du sollst ihm helfen. Du sollst den Auftrag für ihn zu Ende führen. Der Himmel weiß, Draco wird es nicht alleine schaffen, das haben du, Tom und Narcissa richtig erkannt. Du musst dem Jungen helfen, wenn er irgendeine Chance haben soll, das Jahr zu überleben."
"Ihm helfen..."
"... mich zu töten. Genau. Severus, du und Draco werdet mich töten müssen."
"... das... ist... NICHT... lustig, Albus."
"Mein lieber Junge, ich versichere dir, ich mache keine Witze."
"Schöne Geschichte. Ich kann dich nicht töten."
"Natürlich kannst du. Ja, ich bitte dich sogar darum."
"Verdammt, Albus, ich verabscheue deinen Sinn für Humor."
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Severus schreckte aus dem Schlaf hoch und war sofort wach, wie immer, dank jahrelanger Gewohnheit. Das Sonnenlicht strömte durch die Westfenster des Schlupfwinkels; es war kurz vor Sonnenuntergang. Er streckte sich vorsichtig aus; seine schlimmsten Verletzungen heilten gut. Sie konnten wahrscheinlich seine Zuflucht innerhalb von achtundvierzig Stunden erreichen, je nachdem, wie weit Potter sich erholt hatte.
Mit der störenden Anwesenheit des Jungen in seinen Gedanken (wofür er Albus doppelt verfluchte), stieß Severus sich vom Bett hoch und ging ihn suchen. Er fand Potter immer noch schlafend, so tief schlafend, dass er sich gar nicht rührte, als Severus den Raum betrat. Sein Anblick, wie er selig schlief, unschuldig und jung... Severus hätte ihm am liebsten mit einem Crucio geweckt. Das unschuldige Aussehen beeindruckte Snape wenig; Harry hatte nie etwas anderes als Elend in sein Leben gebracht. Um seinetwillen, auf Dumbledores Bitte hin, hatte er immer und immer wieder riskiert, dem Dunklen Lord zu begegnen, und hatte alle in Gefahr gebracht: Sich selber, den Orden und die wenigen Menschen, die er Freunde hätte nennen können, wären sie nicht Todesser gewesen. Auf Albus' Bitte hin hatte Severus getötet, um Harry Potter zu beschützen. Er hatte Albus getötet. Die ganzen sechs Jahre hatte er Albus zugesehen, wie dieser sich um den Jungen bemühte. Die Tatsache, dass Dumbledore Harry von ganzem Herzen liebte, machte das Ganze noch schlimmer. Er hatte Snape nie so sehr gemocht, wie er den Jungen mochte.
Er biss die Zähne zusammen, um sich daran zu hindern, den undankbaren Bengel an den Haaren aus dem Bett zu reißen oder mit einem gut platzierten Fluch und bellte: "Potter!" Der Junge kam mit einem Ruck zu Bewusstsein, seinen Zauberstab fest im Griff, und Snape machte instinktiv einen Schritt zurück. Es beschämte ihn, dass er vor Harry Potter zurückgewichen war, doch seine Instinkte, potentiellen Flüchen auszuweichen, waren SEHR gut entwickelt, und es stimmte, wie er zugeben musste, dass die Kräfte des Jungen nicht zu unterschätzen waren. "Steh auf!", befahl er. "Wir ziehen weiter."
Er hoffte, ein Zeichen des Zögerns oder überhaupt irgendeiner Unsicherheit bei dem Jungen zu finden, doch zu seiner Verwunderung nickte Potter nur, als er die Decke auf die Seite warf, die Brille auf die Nase setzte und aufstand. Severus drehte sich um und begann, aus dem Zimmer zu gehen, jedoch hatte er nur drei Schritte getan, als sich Harrys Atemzüge plötzlich veränderten, und er schaute zurück, gerade rechtzeitig um zu sehen, wie Potter schwankte. Der Blick des Jungen war plötzlich glasig und Severus erwischte ihn, als er in sich zusammensank. "Zum Teufel, Junge! Was ist los?"
Ein Paar Backpfeifen brachten Potter zurück. "Wa... wo...?"
"Potter, hast du irgendwelche unbehandelten Verletzungen?"
"A'-aa," murmelte der Teenager, dennoch begann Severus misstrauisch, Diagnosezauber zu sprechen. Potter saß auf dem Boden, mit geschlossenen Augen ans Bett gelehnt, und Severus musste feststellen, dass er, entgegen allem Anschein, die schlimmsten seiner körperlichen Verletzungen bereits erfolgreich geheilt hatte. Er brauchte jedoch nicht lange, um das Problem zu entdecken.
"Du hättest mir sagen müssen, dass du unter einem magischen Schock stehst," stellte er fest.
Glasige grüne Augen öffneten sich und Harry versuchte ihn zu fokussieren." „Du machst Witze, oder?" Potter klang ungläubig. „Ich habe das vergangene Jahr damit verbracht, die Seelenstückchen von Voldemort in der ganzen verdammten Zaubererwelt zu suchen, während ich dauernd versuchte ihn daran zu hindern, mich zu töten, bevor ich ihn töten konnte; ich bin seit Monaten im verdammten magischen Schock!"
"Und ich dachte, er sei ganz einfach umgefallen," spottete Snape. Potter versuchte erfolglos, ihn wegzustoßen. "Setz dich hin, du dummes Kind. Deine Kraft muss sich erholen, bevor wir das Risiko einer Reise eingehen können. Geh sofort schlafen. Ich gebe dir gleich einen Stärkungstrank." Er erhob sich, ohne sich die Mühe zu machen, den Jungen ins Bett zu bringen, doch der Protest von Potter verfolgte ihn.
"Was ist mit dem Orden? Wie lange können wir es riskieren, hier zu bleiben?"
"Dieses Haus wurde seit Jahren nicht mehr benutzt," antwortete Snape. "Auf jeden Fall kann ich mir nicht vorstellen, warum du so erpicht darauf bist, deinen Freunden aus dem Weg zu gehen."
"Stell es dir einfach vor," sagte der Junge, legte sich wieder ins Bett und drehte sich weg von Snape.
Severus verließ kopfschüttelnd den Raum. Undankbarer Bengel.
Dennoch respektierte er Potters Wunsch und unterließ jeden Versuch, den Orden zu kontaktieren, obwohl ihm ein Tagesprophet in die Hände fiel mit der leuchtenden Aufschrift über die Suche nach dem verschwundenen Helden der Zaubererwelt. Aus der Zeitung erfuhr er auch, dass die meisten Ordensmitglieder mit denen er näher zusammengearbeitet hatte, am Leben waren, wie auch alle Freunde von Potter. Doch zu seiner wachsenden Verwirrung und Verwunderung streifte Potter die Zeitung nur oberflächlich und beachtete sie nicht weiter.
Er ist so selbstsüchtig, wie sein Vater es war.
Nach achtundvierzig Stunden bestand Potter darauf, weiterzuziehen. Severus apparierte mit ihm in einer anderen Basis auf dem Lande in Irland und musste daraufhin zuschauen, wie der Junge wieder krank wurde. "Ich habe dich vor einer so frühen Reise gewarnt."
"Halt den Mund", kam die grimmige Antwort, als sich Potter wieder auf die Beine kämpfte. Severus drückte ihm eine andere Phiole mit Zaubertrank in die Hand und ließ ihn für den Rest des Tages in Ruhe.
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Während des letzten Jahres ging Harry nur nach Hogwarts, um mit Dumbledores Portrait zu reden. Alles, was ihm der Direktor sagte war, dass es etwas Wichtiges gab, was er wissen musste, dabei bestand er jedoch darauf, dass Harry zunächst lernen müsste, Okklumentik zu beherrschen. "Es ist eine äußerst wichtige Information, Harry, aber wichtige Informationen haben es an sich, dass sie, wenn sie den falschen Leuten in die Hände fallen, Katastrophen verursachen können. Du musst absolut sicher sein, dass niemand deine Gedanken lesen kann."
Harry hatte keine Lehrer mehr, mit welchen er Okklumentik hätte üben können – nicht, dass derjenige, mit dem er einmal geübt hatte, ihm dabei je geholfen hätte – dennoch arbeitete er unermüdlich. Zunächst, um seinen Geist frei von Emotionen zu bekommen, danach, um ihn zu verschließen. Vor allen und jedem. Ron, Hermine und Ginny übten mit ihm, mit der Hilfe von Professor Lupin und der Direktorin McGonagall.
Nach fast einem Jahr ging er zurück in das Büro der Direktorin. "Ich kann meinen Geist beschützen", sagte er dem Portrait von Dumbledore.
Offensichtlich glaubte Dumbledore seinen Worten, denn sein Portrait schwang zur Seite und dahinter zeigte sich eine Spalte, die einige kleine Fläschchen enthielt. Harry erkannte, dass darin Erinnerungen waren. "Das Denkarium ist im kleinem Raum nebenan", sagte ihm Dumbledore. „Das, was du in meinen Erinnerungen sehen wirst, ist wahr, Harry. Ich muss dich warnen, dass sie schockierend sind, dennoch musst du versuchen, sie zu akzeptieren."
Harry starrte das erste Fläschchen der Reihe an und drehte es in seiner Hand hin und her. "Bitte, Harry", versicherte Dumbledore leise. "Ich würde dich in so ernsten Dingen nie irreführen. Du musst mir vertrauen."
Mit einer düsteren Vorahnung goss Harry die erste Erinnerung ins Denkarium und erfuhr die Wahrheit.
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"NIE!"
"Severus, bitte... "
Snape lief wütend hin und her in Dumbledores Büro, während der Direktor ihn beobachtete. "Ich habe auch meine Grenzen, Albus, ICH WERDE ES NICHT tun!"
Dumbledore seufzte. "Es gibt keine andere Möglichkeit, dich zu retten."
"Dann werde ich sterben. Wir wussten, dass dies eine Möglichkeit war, wir wussten es von Anfang an. Alle Spionage der Welt kann deinen Verlust nicht ausgleichen." Snape verschränkte seine Arme. "Es war nur eine Frage der Zeit, bis er einen Befehl gab, den ich nicht ausführen konnte; jetzt ist es soweit. Es ist vorbei, Albus."
"Severus, ich bin nicht bereit, dich jetzt zu opfern", sagte Dumbledore und erhob seine Hand in der Absicht, sie auf Severus' Schulter zu legen, doch Snape stieß ihn weg.
"Ich bin es. Ich werde dich nicht am Ende auf dem Gewissen haben."
"Und Draco?", insistierte Dumbledore leise.
Snape zuckte zusammen. Er schloss seine Augen und murmelte: "Ich werde für ihn tun, was ich kann."
"Du kannst mehr f-"
Snape drehte sich plötzlich um und schaute dem Direktor in die Augen: "DU könntest mehr für ihn tun, als ich es je könnte! Verdammt, Albus, du solltest dich lieber mit seiner Sicherheit beschäftigen, als mit deinem lächerlichen Todeswunsch."
"Ich kann Draco nicht retten, Severus. Er vertraut mir nicht. Er vertraut dir."
"Ich habe dir auch nicht vertraut. Du könntest Draco für unsere Seite gewinnen", sagte Snape stur.
"Wir haben keine Zeit, Severus, du weißt das genauso wie ich." Der Direktor legte wieder eine Hand auf Snapes Schulter und dieses Mal ließ Snape ihn gewähren. "Severus, ich bitte dich darum, und du bist das einzige Mitglied des Ordens, von dem ich dies verlangen kann. Ich habe mehr Vertrauen in deinen Mut als in den aller anderen, sogar als in den meiner Gryffindors", fügte er hinzu.
Snape drehte sich um und starrte ihn an, mit bleichem Gesicht und zusammengebissenen Zähnen. "Das hat etwas mit Potter zu tun, nicht wahr?"
"Der Sieg in diesem Krieg hat immer etwas zu tun mit Harry."
"Das ist keine Antwort!"
"Harry braucht mich nicht, um diesen Krieg zu gewinnen."
"DAS BEDEUTET NICHT, DASS DU ABKÖMMLICH BIST!", schrie Snape. "Du verlangst von mir, den Rest meiner Menschlichkeit und meiner Ehre zu opfern, den einzigen echten Freund, den ich je hatte, zu ermorden – WARUM?"
Dumbledore blieb vor dem erschütterten Mann stehen und schaute ihm in die Augen. "Weil deine Rolle in diesem Kampf wichtiger ist als meine. Und abgesehen davon, wenn ich die Wahl habe zwischen deinem und meinem Leben, würde ich mich immer für dein Leben entscheiden. Oder Dracos Leben. Oder Harrys Leben. Du hast es eher verdient, das Ende dieses Krieges zu erleben, als ich. Ich meine das ernst, Severus." Er fasste Snape an beiden Schultern, und Snape senkte erschaudernd seinen Kopf und starrte auf den Boden. "Wir brauchen dich. Wir brauchen deinen Mut. Wir brauchen denjenigen, der alles Nötige tut, egal wie schmerzhaft es ist, um diesen Krieg zu beenden. Für jeden. Du bist sogar mutiger als ich, mein Freund. Ich hätte nie den Mut, den Schrecken zu begegnen, denen du in den Jahren in seinem Dienst begegnet bist. Wir brauchen dich."
"Und Potter. Das hier hat irgendwas mit ihm zu tun."
"Harry braucht dich. Bitte, Severus. "
"Albus..." Snapes Stimme wurde zum Wispern, und er schaute noch immer nicht auf. "Ich kann das nicht. Bitte, verlange dies nicht..."
"Ich tue es. Ich muss."
Snape wand sich aus seinem Griff heraus und drehte Dumbledore den Rücken. Mit rauer, verzweifelter Stimme sagte er: "Es wird mich zerstören."
"Nein, wird es nicht. Du musst dich um Draco kümmern, du musst den Krieg gewinnen. Ich bin kein plumper Schmeichler, Severus; du bist der mutigste Mann, den ich je gekannt habe. Und alle Dämonen der Hölle könnten dich nicht zerstören", sagte Dumbledore leise.
Snape ließ plötzlich alle Luft hörbar entweichen und lief zügig zur Eingangstür, sein Gesicht immer noch abgewandt. Dumbledore rief ihm nach. "Severus... Bitte..."
Snape blieb vor der Eingangstür stehen und drehte sich um. Abscheu
und Hass zeichneten sich auf den harten Zügen seines Gesichts ab. "Ich kam zu dir und bat um Gnade. Ich schwor alles zu tun, worum du mich bittest. Ich habe diesen Schwur nie gebrochen."
"Und wenn die Zeit kommt, und ich lasse dich rufen...?"
"Ich..."
"... Severus? "
"Wie du wünschst, Albus."
Und die Tür fiel mit einem dumpfen Knall hinter Snape ins Schloss .
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Harry wusste nicht genau wie er es schaffte, an jenem Tag in den Fuchsbau zurückzukehren, weil er sich an nichts mehr in Dumbledores Büro erinnerte, seit er die Erinnerungen zu Ende angeschaut hatte. Es hatte noch andere Erinnerungen gegeben, Snape, der berichtete, was Draco und die Todesser vorhatten, Dumbledore, der Pläne schmiedete... Und Snape beim Wort hielt, jedes Mal, wenn der Lehrer für Verteidigung zu schwanken begann. Er hatte Dumbledore noch nie so... tyrannisch erlebt. Er hätte es sich auch nie zuvor vorstellen können, dass jemand Snape so herumkommandieren könnte.
Doch am Ende war es nicht ein Befehl, der Snape an seinem Schwur festhalten ließ. Es war eine Bitte.
"Severus... Severus, bitte..."
Dumbledore hatte nicht gebettelt, um sein Leben zu retten, wie Harry damals gedacht hatte. Dumbledore hatte Snape angebettelt, seinem Leben ein Ende zu setzen. Als Harry dagestanden hatte, gefangen, panisch... Dumbledore hatte Snape auf sein Versprechen verpflichtet. Ihn zu töten.
Kein Wunder, dass die Weasleys und Hermine besorgt waren, als er nach Hause zurückgekehrt war. "Wo warst du, Kumpel?", fragte Ron, der mit Hermine am Küchentisch saß, "du siehst erledigt aus."
Harry schaute seine Freunde an und versuchte, sich aus der Erstarrung zu lösen. Ron stand vor ihm, bevor er eine Antwort zu Stande brachte: "Hogwarts. Musste... sprechen mit..."
Hermine schaute ihn mitfühlend an. "Dumbledores Portrait. Es ist, als wäre er immer noch da, oder?"
"Bist du sicher, dass es dir gut geht?", fragte Ron und legte seine Hand auf Harrys Schulter.
"Jaa," murmelte Harry und spürte das Bedürfnis alleine zu sein, um nachzudenken, wenn er sich nur an den Weg zu seinem Zimmer erinnern könnte... "Ich muss nur..."
Es war, als würde ein grauer Nebel um ihn aufwallen, seine Knie gaben nach; aus der Ferne hörte er Ron schreien: "Woa! Zum Henker, Kumpel! Was ist los? Du siehst furchtbar aus!"
"Es geht mir... gut," schaffte er zu krächzen und richtete sich rasch auf. Er musste weg... Nachdenken...
"Setz dich, du bist offensichtlich geschockt", protestierte Hermine, wie die anderen auch, doch Harry riss sich los und rannte die Treppe hoch.
Er ging nicht runter zum Abendessen und war immer noch wach, als Ginny um drei Uhr morgens auf sein Zimmer kam. "Harry. Ich dachte es mir, dass du noch wach bist."
Ihre Stimme kam wie aus weiter Ferne. Er drehte sich zu ihr, als sie sich ihm näherte, konnte jedoch keinen Ton herausbringen. Sie schien es jedoch zu verstehen und stellte keine Fragen, saß einfach nur neben ihm. Erst als er sich an sie lehnte, umarmte sie ihn, ließ seinen Kopf an ihrer Schulter ruhen.
"Ich weiß nicht genau, um was es geht", wisperte sie und rieb seinen Rücken. „Dumbledore hat Mum mitgeteilt, dass er es ihr nicht sagen könnte, aber was immer es ist... Wir sind da, OK?"
Er gab sich Mühe, wirklich, konnte aber nichts sagen. Er umarmte sie letztlich ganz fest, vergrub sein Gesicht in ihrem Nacken und sie saßen lange so. Ohne Zweifel fragte sie sich, was geschehen war, dass er jetzt zitternd in ihren Armen lag, aber wie hätte er es ihr sagen können? Abgesehen von der Gefahr, in die es sie bringen würde, sollte jemand herausfinden, dass sie es wusste... Wie hätte er es ihr sagen sollen? Wie hätte er es irgendjemandem sagen können... wie hätte es jemand ertragen können... Wenn es ihn schon fast tötete...
Wie hätte sich Dumbledore nur umbringen lassen können?
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Er verließ den Fuchsbau am nächstem Morgen und kam nie mehr zurück. Erst vor dem Schlusskampf hielt er sein Versprechen gegen Dumbledore und informierte Direktorin McGonagall über Snape und ließ sie die Erinnerungen anschauen. Dumbledore insistierte unnachgiebig darauf, Severus' Ruf wiederherzustellen und „seine Unschuld bekannt zu geben".
Doch Harry widersetzte sich, und trotz dem, was er Dumbledores Portrait sagte, es war nicht nur der Wunsch, das Geheimnis zu bewahren. Der echte Grund war... die Wahrheit über Snape zuzugeben würde Harry zwingen, ihm etwas von seiner Schuld für die vergangenen Ereignisse zu vergeben, und Harry war nicht dazu bereit.
Um es einfach auszudrücken, er wollte Snape weiterhin hassen.
Oh, er hatte gehandelt, natürlich, wie es Dumbledore wünschte, und zweifellos war Snapes echte Rolle beim Sturz von Voldemort und seinen Todessern bereits der Zaubererwelt bewusst geworden. Doch dies bedeutete nicht, dass es Harry zu gefallen hatte.
Als er am nächsten Morgen in der zweiten Basis des Ordens aus seinem Schlafzimmer kam und Snape sah, wie er aus dem Fenster starrte, überwogte ihn eine Welle des Hasses. Snape hatte Dumbledore getötet, welche Gründe er dabei gehabt haben mochte. Harry hatte Dumbledore geliebt und Snape hatte ihn getötet. Harry brauchte ihn; er hätte nicht sterben sollen.
Dumbledore... Sirius... Mum und Dad... Er hat JEDEN getötet, den ich liebte!
Snape blickte über die Schulter und sah Harry da stehen. Da er merkte, dass der ältere Mann ihn aus dem Zimmer haben wollte, setzte sich Harry trotzig in den abgewetzten Sessel. Snape warf ihm einen bösen Blick zu und drehte sich um.
"Und wann können wir weiterziehen?", fragte Harry mit einer betont fröhlichen Stimme.
"Das hängt davon ab, ob du reisetauglich bist." Jemand anders hätte das als fürsorglich aufgefasst, doch Harry wusste es besser.
"Es geht mir gut", sagte er. "Und ich möchte weg von hier, bevor der Orden alle Basishäuser durchsucht. Die Idee wird ihnen früher oder später in den Sinn kommen."
Snape drehte sich um und kam ihm langsam näher, während er sein Gesicht studierte, als ob sie beide zurück in der Schule wären und Harry in irgendeine Untat verwickelt wäre." „Warum möchtest du unbedingt jeden Kontakt mit dem Orden unterbinden, Potter?" Bevor Harry irgendeine Ausrede erfinden konnte, fuhr er fort: "Und versuche nicht, mich (nicht) für dumm zu verkaufen; ich bin ziemlich gut informiert darüber, was du vor dem Ende des Krieges alles unternommen hast. Du hast nichts mit ihnen abgesprochen, nichts ist geschehen, was deine Weigerung erklären würde, sie über dein Schicksal zu informieren. Deine Freunde sind jetzt sicher schon in Panik."
Verdammt sei dieser Mann. Harry wich seinem Blick aus, auch wenn er sich seiner Fähigkeiten in Okklumentik viel sicherer war als vor einem Jahr. "Ich will einfach alles vergessen, ist das so schwierig zu verstehen?", seufzte er.
"Nein, Potter, vergib mir wenn ich es nicht verstehe."
"Natürlich, du verstehst es nicht," sagte Harry spöttisch und ging in Angriffsstellung. "Du warst auf meinem Vater eifersüchtig, auf Sirius, auf mich. Du wolltest den... den Ruhm, nicht war? Den Wunsch nach Aufmerksamkeit, den du mir immer unterstellst hast – den hattest du! Du kannst nicht verstehen, wie ätzend das ist." Das Gesicht von Snape wurde bleicher, seine Augen funkelten vor Zorn, und Harry goss noch mehr Öl ins Feuer, fühlte ein grimmiges Vergnügen dabei. "Das Gras ist anderswo immer grüner, hä? Na, rate mal, Schniefelus, von mir aus kannst du es HABEN! Ich wünschte, DU wärst ohne Familie aufgewachsen, man hätte dir gesagt, dass du ein Freak wärst für etwas, was du nicht verstehen konntest, die Leute wären dir ständig auf die Fersen getreten und hätten von dir erwartet etwas zu sein, was du nicht warst, hätten über dich Lügen verbreitet in den blöden Zeitungen, hätten dir jederzeit Kameras vors Gesicht gehalten!"Er wich einer Ohrfeige seines ehemaligen Professors aus und lachte bitter: "Du darfst meinen ganzen Rum haben, wenn du willst. Ich würde nichts davon behalten wollen."
Durch zusammengepresste Zähne brachte Snape hervor: "Aber das erklärt nicht deinen Umgang mit deinen Freunden. So erbärmlich sie sein mögen, sie interessiert nicht dein Rum, und trotzdem überlässt du sie ihrem Kummer und ihrer Sorge. Sogar wenn dein Elend, das du so vor Selbstmitleid triefend schilderst, wahr wäre, deine Selbstsucht ist beschämend. Obwohl, wenn ich dich so sehe, vielleicht sollte es mich nicht überraschen, wie gnadenlos du sogar denen gegenüber handeln kannst, die sich deinetwegen Sorgen machen."
Harry kickte einen staubigen Fußschemel aus dem Weg, als er durchs Zimmer tigerte. „Sie verstehen es auch nicht. Hermine hat alle diese großartigen Ideen wie ich meinen Rum nützen könnte, um die Zaubererwelt zu einem besseren Ort zu machen, und Ron versteht es immer noch nicht, warum ich nicht gerne Autogramme verteile. Ich möchte einfach meine Ruhe haben." Er musste wegen des aufgewirbelten Staubes niesen und schaute Snape grimmig an. "Du sagtest, dass du tun würdest, was ich möchte. Das ist es. Ich möchte weggehen. Ich möchte in Ruhe gelassen werden."
„Du hast die Natur meines Versprechens an Dumbledore missverstanden, Potter." Snape schwenkte seinen Zauberstab, um den Staub von sich wegzublasen – zurück zu Harry, was den jungen Mann wieder niesen ließ. "Mein Schwur ihm gegenüber hatte den Sinn, dich zu beschützen, und nicht, dir blindlings zu gehorchen."
"Ich wusste, dass du es schaffen würdest, dich aus der Sache herauszuwinden. Das tust du doch häufig, oder?"
"Spar dir einen Spott. Wenn ich den Eindruck habe, dass du wider besseres Wissen handelst, dann werde ich nicht zögern, selber zu beurteilen – an deiner Stelle." Harry gab den Versuch auf, den Staub wegzuzaubern und öffnete stattdessen mit dem Zauberstab die Fenster, während er Snape böse Seitenblicke zuwarf. "Wir werden das Land nicht verlassen, ehe du den Orden über deinen Zustand und über deine Pläne informiert hast, damit sie auch überzeugt sind, dass du in Sicherheit bist."
"Als ob deine Fürsorge für mich eine Wiedergutmachung für die Ordensmitglieder, die du getötet hast, wäre," erwiderte Harry. Die Lippen von Snape verzogen sich zu einem dünnen Strich, er antwortete jedoch nicht. Wutschnaubend verließ Harry das Haus.
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Wenige Stunden später waren sie zur Abreise bereit. Potter weigerte sich, Severus sein Schreiben an den Fuchsbau einsehen zu lassen, doch er erlaubte ihm genügend in seine Gedanken zu schauen, damit er überzeugt war, dass er sich an ihre Abmachung halten würde.
Sie gingen zuerst zu einer Eulenpost, um den Brief zu senden und verließen daraufhin jede Zivilisation, ob Zauberer oder Muggel, um sich für das interkontinentale Apparieren vorzubereiten, um ihr Endziel zu erreichen. "Warum hast du nicht einen Portschlüssel vorbereitet?", wollte Potter wissen.
"Weil, du ignorantes Kind, Portschlüssel verloren gehen können – oder sie können kaputt gehen. Ganz zu schweigen von der Möglichkeit, dass sie mir abhanden kommen, dann wäre die Sicherheit nicht mehr gewährleistet. Nur Dumbledore und ich konnten den Ort finden. Snape nahm Harrys Arm. "Jetzt. Und KEINE Bewegung."
Er konnte gerade noch fühlen, wie Harrys Puls sich etwas beschleunigte, bevor sie abhoben.
Die Ruhe und die perfekt gebrauten Zaubertränke hatten den Jungen genügend geheilt um zu verhindern, dass das lange Apparieren ihn ernsthaft schädigen konnte, aber er war für eine Weile desorientiert nach der Ankunft. Als sich Potter aufrichtete, verwandelten sich die Irritation und die Schwäche in Neugier, als er die neue Umgebung anschaute.
Severus musste zugeben, dass er selber so reagiert hatte, als er zum ersten Mal hier angekommen war.
Ihre Zuflucht war ein nett gepflegtes kleines Landhaus an einem baumbedeckten Berg, der über eiskalten nördlichen Gewässern in einem Kliff abbrach. Der Hang konnte nur sehr vorsichtig begangen werden unter Umgehung der Geröllmassen und verwitterten Felsblöcke am Bergfuß, durch den Wald oder durch den kieselreichen Strand an der Küste zwischen ihrem und dem nächsten Berg. Der Strand führte zu einem anderen schwarzen Wald, dessen hohe Bäume jedes Zeichen von menschlichen Bewohnern in diesem Gebiet verbargen. Das Gewässer am Strand war nicht der Ozean, jedoch hatte es eine große Kraft und verwandelte die scharfen Felsen in runde Kiesel.
Potter erhob sich nach dem Betrachten der roten und braunen Steine am Süßwassersee, der ihr nächster Nachbar war. „Wo sind wir?"
"Agawa Bay, Ontario, Kanada", informierte ihn Snape. "An der Nordseite ist der Lake Superior. Zauberer-Wohngebiete sind in dieser Gegend rar, und sogar Muggel kommen hier selten her, außer im Sommer."
Als er einem Zug nachschaute, wie er sich die Küste entlang wand, verdunkelten sich Potters Augen. "Ich möchte es sicher auch nicht mit Muggeln zu tun haben."
Irgendetwas in der Stimme des Jungen ließ Severus ihn scharf anblicken, doch sein Gesicht verriet nichts weiter.
Selbstsüchtiger Bengel. Mit diesem Gedanken wandte sich Severus ihrem neuen Zuhause zu, ließ Potter am Berggipfel alleine und betrat das Haus.
oOo
Ron Weasley und Hermine Granger
Der Fuchsbau
Ottery St. Catchpole, England
Mir geht es gut. Ich möchte nur meine Ruhe haben.
Sucht mich nicht mehr.
H.P.
Antwort nicht erwünscht.
