Es war wirklich verdammt kalt, schließlich war es ja auch Anfang Januar.
Trotzdem entschloss sich Keigo, den ganzen weg vom Zentrum Tokios nach Hause zu laufen. Das entsprach 'mindestens' eineinhalb Stunden Fußmarsch. Das ihm die Eier abfrieren nahm er gerne in kauf, wenn er doch nur herausfinden könnte, was in drei Teufels Namen hier vor sich ging. Er schüttelte den Kopf um die noch leicht spürbare Benommenheit von den Drogen loszuwerden und versuchte zu Ordnen, was in den letzten 24 Stunden geschehen war:
Kisuke und er machten einen Deal, den Keigo widerwillig akzeptierte: Eigentlich wollte er auf SHIELDs Radar bleiben, um weiter mit ihnen zu trainieren und um ein Auge darauf zu haben, was sie mit seinen Informationen anstellen und auf ihre erschreckend kompetente Technologie die sie gegen die Körperlosen Monster einsetzten. Aber Urahara erinnerte ihn, aus gegebenen Anlass, an die Konsequenzen die sein unüberlegtes Handeln schon hatte was dazu führte das er, so schuldig wie er war, besser aus allem raus gehalten wird.
So enttäuschend wie es war, war diese Entscheidung zugleich auch sehr erleichternd. Die ganze Last von den Schultern abgenommen bekommen und diese Urahara zu geben, damit er sich darum kümmert. Er wusste das das die beste Lösung für dieses 'Dilemma' war. Der Gedanke, SHIELD den Rücken zuzukehren fühlte sich immer besser an, bis zu dem Moment als der Shinigami ihm sagte das er ihn betäuben wird, damit er mindestens 8 Stunden bewusstlos wird und so tun wird als ob er ihn entführt. Sofort ging das Geschrei und das Streiten wieder los, bis Keigo aufgab, sich auf die Couch setzte und ein jammerndes: „Na gut. Tu es!" murmelte.
„Denk daran, du bist niemals zu mir gekommen." sagte Kisuke in seiner typischen Sing-Sang-Stimme. Keigo schnaufte.
„Ja ja... jetzt mach schon, damit wir es hinter uns bringen."
Bereits eine Sekunde später war Keigo bereits außer Gefecht, nur um gleich in der SHIELD Krankenstation aufzuwachen. Bestimmt irgendwo in ihrem 'normal aussehenden' Bürogebäude. Nach der sofort folgenden Panik, kombiniert mit dem trockenen Gefühl im Mund und den Kopfschmerzen (verdammt noch mal, Kisuke was war das?), begriff Keigo wo er war. Und er brauchte nicht lange um zu sehen das er Typ vor ihm, kein geringerer als Waben-Mann war, der ihm wohl irgendeine Geschichte erzählte wie er wohl hierher kam. Es war mehr als klar das er Kerl der größte Hurensohn war der ihm je untergekommen war. Und natürlich dauerte es keine 20 Sekunden bevor Fujikawa seine Entscheidung verkündete das Keigo berechtigt war um ein Spionage-Schule-Debütant zu werden, mit seinem aus dem Arsch gezogenen 'praktikablen Kandidaten' und seinem 'großen Gewinn für ihre Organisation' Keigo doch wäre. Doch Keigo wünschte sich so sehr jetzt nicht in diese offensichtliche Falle zu treten. Für einen Moment musste er sich selbst daran erinnern, das er nicht dafür bestimmt war SHIELD anzugehören und unterließ es zu akzeptieren, wie ein verhungernder Hund, der einen Knochen angeboten bekam.
Keigo gab zu, das er manchmal ziemlich erbärmlich wurde, wenn es darum ging irgendwo dazuzugehören. Okay, eigentlich fast immer. Aber er gehörte ja noch nie zu einer richtigen Clique. Auch wenn er es sich so sehr wünschte.
Nachdem er lautstark verweigert hatte und SHIELD darauf aufmerksam machte, das er hinter ihren Bluff gekommen war, wurde ihm erlaubt nach Hause zugehen und bekam die Zusage das SHIELD sich nicht weiter in sein Leben einzumischen würde. Ha, als ob! Keigo glaubte nicht eine Sekunde daran, wusste er doch das sie ihm gerade Märchen erzählen. Das sie ihm nicht anboten, ihn nach Hause zu bringen, zeigte nur das ihre Gastfreundschaft nur so lange anhielt, wie er für sie nützlich war. Diese blöden Arschlöcher! Er wusste das er sofort zu Urahara gehen sollte um ihn zu konfrontieren. Er hatte sowieso noch mindestens eine halbe Stunde zu laufen, also machte sich Keigo eh keine Sorgen. Aber es war schon sehr spät, und Urahra würde ihn bestimmt einfach in der Kälte stehen lassen. Wenn er den überhaupt da ist?!
Auf dem weg nach Karakura hielt er bei einem Minimarkt um sich etwas zu Essen zu kaufen. Sein Hunger erinnerte ihn daran das er den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte und kaufte bei Gelegenheit auch noch ein paar Flaschen Limonade für seine Schwester, um sie ruhigzustellen. Jetzt wo sich die Ferien dem Ende neigten, entschlossen sich auch seine Eltern wieder zu packen und für 'Weiß-der-Teufel-wie-Lang' zu verschwinden. Um sie brauchte er sich also im Moment keine Sorgen zu machen. Es bedeutete auch, das er wieder zur Schule müsste und versuchen wieder 'Normal' zu sein. Der Gedanke daran schmeckte ziemlich bitter, hatte er sich doch daran gewöhnt Geheimnisse zu haben, die er für sich behalten musste.
Natürlich war es stressig und er fühlte sich stets schuldig das er seine Freunde quasi an einen Haufen Spione aushändigte, aber Keigo fühlte sich so als ob er endlich mal etwas 'gutes' mit einem Leben macht. So als ob er nach höherem strebt. Er fühlte sich... wichtig! Und es schmerzte ihn, das es nun vorbei war. Zum Glück aber, tat es seinem Gewissen gut das die Lügen und der Betrug an seinen Freunden nun vorbei war. Keigo wäre niemals wieder mit ihnen ins Reine gekommen, wären die ganzen Abkommen und Verträge raus gekommen. Doch alles würde wieder gut werden, daran würde er arbeiten.
Als er Karakura erreichte, war er von der Kälte schon ganz benebelt. Seine Finger waren steif-gefroren, weil er keine Handschuhe trug. Wenigstens trug er eine dicke Jacke, die er zufällig an hatte bevor er 'angegriffen' wurde. Er dachte kurz darüber nach, das Ding sofort abzuwerfen und zu verbrennen, weil er sich sicher war das sie verwanzt war. Aber der Wind frischte auf und er wusste das es wohl das beste war, damit zu warten bis er zuhause war wo er sich am Feuer auch gleich die Hände aufwärmen konnte.
Mizuho stand gerade in der Küche und bereitete das Abendessen vor als er an der Tür klingelte.
„Wo zur Hölle bist du gewesen?" schimpfte sie als sie die Tür öffnete. Keigo zuckte teilnahmslos mit den Schultern und stellte sich dumm während er mit seiner schmerzhaft kalten Hand versehentlich in seinen Nacken griff und wieder fror.
„Sorry, habe nicht auf die Uhr geachtet. Hier, ich hab Limonade mitgebracht!" sagte er mit gekreuzten Fingern hinter dem Rücken während er ihr das Sixpack reichte.
Mizuho schnappte sich gierig die Flaschen und ließ ihn widerwillig hinein. Ihre für einen kurzen Moment gute Stimmung wurde wieder schlechter als sie sah was ihr Bruder gekauft hatte. „Du hasst Glück das Mama und Papa nicht da sind... Ughhh... Das ist ja Grapefruit! Du weißt ganz genau das ich Grapefruit hasse!"
Sie schlug ihn leicht auf den Kopf bevor sie wieder in die Küche ging um das Essen fertig zu machen.
„Das ist halb Grapefruit und halb Erdbeere!"
Seine Schwester maulte einfach nur, aber Keigo sah das sie trotzdem ein klein wenig erheitert war. „Deck den verdammten Tisch!"
Beide schwiegen während des gesamten Essens. Mizuho war viel zu sehr mit ihrem Smartphone beschäftigt und Keigo war viel zu hungrig um sich zu unterhalten. Das war sonderbar, schließlich verbrachte er doch sonst den ganzen Tag damit über seine Probleme zu jammern. Als sie zum Dessert kamen (Eis mit Früchten, seine Schwester wollte sich wohl für etwas rächen, und es war auch so) lehnte sich Mizuho schließlich vor, räusperte sich und sah ihn an.
„Also... Du hasst dich doch sonst nie für Kunieda Ryo interessiert." Keigo verschluckte sich an seinem Eis. Mizuho lächelte so boshaft wie sie nun einmal war und fuhr fort. „Und auf einmal höre ich, und das nicht einmal aus dem Mund meines eigenen Bruders, das sie sich offenbar mit einem Typen trifft der dir sehr sehr ähnlich ist."
Keigo sah sie entsetzt an. „Ehm... Mizuho das ist nicht wie du... Ich kann nicht glauben das du... Aghh... Spar dir einfach die Worte!"
Mizuho lehnte sich zurück und genoss jeden Augenblick. Keigo hasste sie manchmal wirklich. „Oh? Also jetzt machst du einen auf Gentleman?"
„Es ist nicht... so wie du denkst..." sagte Keigo. Beinahe hätte er raus gerufen 'es ist nichts zwischen uns' aber das hätte sein perfektes Alibi zerstört. Wenn auch nur er damit aufgehört hätte zu erröten wenn es um ihn und Ryo ginge... Herr Gott nein! Zum ersten mal überhaupt, feierte Keigo das er keusch war. „Wir sind nur... nur..."
„Hmm... Nur was?"
Er war so kurz davor sie auf der Stelle umzubringen. „Es ist so wir... wie soll ich sagen: Tasten uns vorsichtig heran. Wir, gucken ob wir überhaupt zusammen passen." in Gedanken entschuldigte sich Keigo bei Ryo dafür und bereute es ernsthaft sie da hineingezogen zu haben. Er musste ihr jetzt so sehr hinterher kriechen. Bei dem Tempo, würde Ryo ihn einfach davon stoßen. „Lass gut sein, okay!" sagte Keigo mit einem möglichst angepissten Ton um seine Schwester loszuwerden. Zu seiner Überraschung klappte es.
„Dir scheint die Sache wohl ernst zu sein, huch..." Mizuho schien etwas in Erwägung zu ziehen und Keigo lies sie einfach. Ergeben seufzte er und fing an die Sekunden zu zählen bis Kunieda Ryo ihn erwürgt.
„Ich... ehm, na ja... sicher. Was auch immer."
Wenig später, entsorgte Keigo seine Jacke in einem Altkleidercontainer auf der anderen Straßenseite und suchte sich selbst und seinen Körper noch drei mal ab bevor er wieder seine Wohnung betrat. Die Paranoia wollte einfach nicht verschwinden und sie plagte ihn schon seit Weihnachten. Sorgfältig suchte er das Wohnzimmer noch nach Anzeichen von SHIELD ab, weil das ja der Raum war in dem Kisuke ihr 'Treffen' arrangiert hatte. Keigo konnte im Leben nicht eine Abhörwanze von einem normalen Fussel unterscheiden. Ein Grund mehr für ihn aufzugeben und ins Bett zu gehen. Ihm war immer noch kalt von seinem langen Fußmarsch und er brauchte ruhe.
Bedenkt man das Keigo von Natur aus redselig ist, ist es ja klar das sein Typisches Verhalten darin besteht, und das ist kein Scherz, Selbstgespräche mit sich selbst zu führen. Nachts war die perfekte Zeit dafür, den Tag Revue passieren zu lassen. Aber Keigo hatte mühe damit die Fassung zu waren und nicht gleich loszubrechen das er verdammt noch mal den Teufel ins Haus gelassen hat, als er mit diesen Leuten diese Vereinbarung eingegangen ist, die gelinde gesagt mehr Scheiße gebaut hat als er gebrauchen kann.
Keigo machte sein Bett, nicht wissend das es mit Gottverdammten Ratten befallen war. Und nun musste er darin liegen. Wie auch immer, er würde sich morgen darum kümmern. Nachdem er einmal mehr Kisuke angeschrien hat. Rückblickend betrachtet, hat das wirklich gut getan.
Keigo fiel in einen unruhigen Schlaf, in dem er von Grölen, Orangengen Haaren und aufbrechenden Himmeln träumte.
Der nächste Morgen war trotz allem relativ erholt. Eine Textnachricht von Mizuiro, der ihn sofort bei der Spielhalle treffen wollte, rundete den Morgen ab. Die Truppe schien mehr geneigt dazu zu sein, ihn zu ihren super-geheimen Gruppentreffs einzuladen. Besonders Kojima wollte Keigo in alles einbinden, als ob er versuchte sich wieder bei ihm gut zu stellen. Aber das spielte keine Rolle mehr, denn Keigo wollte nicht weiter folgen. Das war es einfach nicht wert.
Er fragte sich wie sein Freund sich wohl verhalten würde, wenn er realisiert das Keigo nicht mehr zu beschäftigt für ihn war, dann würde er wohl wieder sich wie der unnahbare Idiot aufführen der sich aus reiner Notwendigkeit mit Keigo abgeben würde und sonst nicht. Keigo wusste das sie ihn immer noch wie eine Person Zweiter-Klasse behandeln würden und so tun würden als ob nie etwas passiert ist, wäre er nach dem Aizen-Vorfall nicht so ausgerastet wäre und nicht vor der ganzen Klasse so eine Szene gemacht hätte.
Um Fair zu sein, in deren Augen schienen sie perfekte Freunde für Keigo zu sein. Also missgönnte er es ihnen nicht. Und Keigo war weit davon entfernt seine Gefühle über das ganze über den Haufen zu werfen und zu vergessen. Wenn also 'Wut' und 'Zorn' eine Möglichkeit war zu ihnen durchzudringen, würde es ein Problem für Keigos zukünftiges Handeln bedeuten. Keigo brauchte immer noch Zeit um zu begreifen, das Ichigo und Co., so exklusiv wie sie waren, nicht gerade mental stabil waren und das aus gutem Grund. Also konnte er die Sache bewerkstelligen. Klar, sie waren allesamt Arschlöcher. Aber sie waren noch immer seine Arschlöcher.
Deshalb, und auch weil es der letzte Ferientag war, sagte Keigo zu ihrer kleinen 'Bro-Session' zu. Vor allem um auch selbst so zu tun als ob alles Normal wäre, wo er ja nun nicht mehr zu SHIELD musste. Er musste auch noch zu Kisuke um ihm von deren 'Last-Minute-Rekrutierung' zu erzählen und was es für Keigo bedeutete. Einen Plan hatte er nicht, er war mental zu erschöpft um sich einen auszudenken und entschloss sich wie immer sich sein Problem 'wegzuimprovisieren'. So weit hatte ihm das immer ausreichend geholfen.
Mizuho hatte eine Kanne Kaffee vorbereitet. Obwohl Keigo nicht wirklich ein Kaffee-Trinker war (Red Bull vielleicht, und selbst das nur wenns hochkommt), goss er sich großzügig eine große Tasse ein und verschlang das Getränk, während er sich zum Esstisch schleppte. Seine Schwester sah von ihrem Notizheft auf, das neben ihrem Teller auf dem Tisch lag, und sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an.
„Ich habe da eine Frage!" sagte sie.
Keigo gähnte und hob einen Finger während er noch seine Tasse austrank und sie auf den Tisch knallte. „Ich höre!"
„Was genau hasst du die letzten Monate eigentlich getrieben?"
Keigo verbiss sich in seinem Toast und war dankbar dafür das sie damit gewartet hatte, bis er seinen Kaffee getrunken hatte, andernfalls hätte er sich so dermaßen verschluckt das er sich nicht hätte raus reden können.
„Hasst du nichts anderes worum du dich kümmern musst?" antwortete er mit einer Gegenfrage. Jedesmal wenn er die Wissenschaftler oder Bando etwas über SHIELD fragte machten sie das gleiche. Irgendwie vermisste Keigo Bando. Warte, nein! Schlechter Gedanke! Hör auf damit Keigo!
Mizuho lehnte sich selbstbewusst vor und sah ihn für einen Moment sehr scharf an. „Seit du damals in diesem Erdbeben warst, bist du nicht mehr so oft zuhause, wie du eigentlich solltest, und bist ständig unterwegs. Und plötzlich datest du jemanden, aber du bist nicht immer mit ihr zusammen. Auch nicht mit Freunden. Ich habe mit diesem Kojima gesprochen. Der Idiot wollte mich wohl wieder anmachen."
Keigo hustete als er das hörte und versuchte das Bild aus seinem Kopf zu bekommen. Von Mizuiro und seiner Schwester wie sie... ughh... Angewidert hob Keigo wieder seine Tasse um enttäuscht festzustellen das sie leer war. Mizuho schob ihm ein Glas Wasser zu, das er eigentlich dankbar angenommen hätte, hätte er nicht den verdacht gehabt das sie da vielleicht irgendetwas reingemixt hat. Keigo war nicht daran gewöhnt das sie so schrecklich höflich war. Er war daran gewöhnt das sie ihn aus vollem Halse anschrie und ihn einen Klaps oder eine Ohrfeige verpasste, gefolgt von einem Akt von Harter Liebe aus ihren Lippen. Harte Liebe war nichts als Scheiße. Keigo hätte eigentlich zu 90 % eine Gottverdammte Umarmung gebraucht.
„Ich wusste gar nicht das dich das Interessiert" sagte Keigo so kühl wie möglich. Es war offensichtlich das er vom Thema ablenken wollte, aber es schien zu wirken. Mizuhos Stirnrunzeln entspannte sich etwas. Keigo musste wohl offenbar einen Nerv getroffen haben. Huch...
„Du würdest es schon merken, wenn nicht!" schimpfte sie zurück. „Okay. Dann sagst du es mir nicht. Aber eins sage ich dir: Solltest du dich mal wieder in die Scheiße geritten haben, werde ich dir nicht raushelfen."
Mit diesen Worten wandte sie sich wieder von ihm ab und wieder ihrem Notizheft zu. Keigo sagte nichts, obwohl er etwas sagen wollte. Er hatte keine Ahnung wieso sie auf einmal so sauer war, sie hatte sich ja sonst nie für seine Angelegenheiten interessiert. Niemals, es sei denn er wurde wirklich richtig krank oder brachte einen gutaussehenden Glatzkopf nach Hause dem sie auf die Pelle rücken konnte. Er räumte sein Zeug weg und entschloss einfach weiter zu machen.
Am späten Vormittag traf Keigo Mizuiro vor der Spielhalle, die in der nähe ihrer Schule, aber auch in der Nähe von Uraharas Laden war. Mizuiro sah von seinem Telefon auf und lächelte ruhig. Es war sogleich unglaublich komisch und entwaffnend gleichzeitig. Vielleicht war Keigo immer noch unter Drogen und bildete sich all dies nur ein?
„Herr Asano." grüßte er ihn.
„Bitte, hör auf meine Schwester anzubaggern." antwortete Keigo. Mizuiro hörte sofort auf zu lächeln und fing an im Gesicht zu zucken. Keigos Stimme wurde immer unruhiger. „Falls du sie nicht so sehr liebst das du dir die Haare abschärst, will ich nicht einmal daran denken euch beide zusammen in einem Raum zu sehen."
„Hey, Ich habe nicht... Ich habe nicht mit..." stotterte Mizuiro. Keigo brauchte einen Moment um zu begreifen das Kojima Mizuiro verdammt noch mal am Stottern war.
„Hör mal..." unterbrach ihn Keigo, während er die Tür zur Spielhalle öffnete. „Du bist doch nicht wirklich in sie verknallt, oder?"
„WAS? Nein!" Kojima klang entsetzt und berechtigt angewidert. Das machte eigentlich gar keinen Sinn, hatte er doch noch vor drei Sekunden gestottert. „Ich wollte nur das sie mich zurückruft, wenn sie etwas von dir hört. Und das war das einzige mal das wir miteinander gesprochen haben!"
„Hasst du es mit 'Der Stimme' gesagt?"
„Welche Stimme? Ich habe keine 'Stimme'!"
„Hasst du doch! Du benutzt sie immer wenn du dich einer Frau über 18 vorstellst. Ich nenne sie deine 'Bumms mich-Stimme'."
Mizuiro wurde immer unruhiger und Keigo genoss es kurz seinen Freund so straucheln zu sehen. Oh Gott, Keigo hatte es nie geschafft den Kerl mal sprachlos zu machen, bis jetzt. Im Ruhm badend, Kojima einmal so zu sehen.
„Das ist nicht wahr."
„Sicher. Wie auch immer, was willst du machen? Wie wäre es mit einer Runde Sonic." sagte Keigo auf seine Schulter klopfend und ging zum Geldwechsler. Egal ob SHIELD oder nicht, er würde heute sein Recht aufs Spielen so lange ausnutzen bis ihm die Finger bluten.
Drei Stunden später gingen sie weg um zu Mittag zu Essen. Mizuiro hatte gerade zum vierten Mal hintereinander beim Air-Hockey verloren und Keigo beschloss das er sich genug ergötzt hatte. Seit wann war er eigentlich so rüde? Keigo spielte darauf an, das er gerne alte, harte Süßigkeiten als Dessert hätte. Wohl aus Rache! Und so schleppte er Mizuiro zu Uraharas, ohne das dieser etwas dagegen sagte und einfach ungewollt lächelte. Er war es einfach nicht gewöhnt das Mizuiro lächelte? Weiß Gott, was in ihn gefahren ist.
Der Laden sah genauso uneinladend und leicht schaurig aus, wie die vorherigen male in denen Keigo hier war (sprich: zwei Tage zuvor). Immer noch fühlte er sich sehr komisch und sein Herz fing bei dem Gedanken Kisuke von dem Versuch der Spione, ihn zu rekrutieren (egal ob nur zum Schein oder wirklich Ernsthaft) erzählen zu müssen. Die Fröhlichkeit von der Spielhalle war verflogen und Keigo tat sein bestes, es sich nicht ansehen zu lassen. Kojima sah sich die Auslage an, die aus einem Sammelsurium aus Müll zu bestehen schien, den Kisuke vor den Laden gestellt hatte, damit 'Muggel' wie sie keinen verdacht schöpften. Das Gefühl das Keigo hatte, versuchte er zu verbergen.
Die Tür öffnete sich und von drinnen drangen Geräusche, die darauf hindeuteten das da drin etwas vor sich ging. Was folgte war ein schrilles Kreischen, was beide sofort in den Laden eilen lies. Mizuiro blieb hinter Keigo, der sich instinktiv eine pinke Brechstange aus der Auslage geschnappt hatte und bereit war sofort anzugreifen falls nötig. Sollte es SHIELD sein, wäre sein Auftritt sowieso schon vorbei, noch ehe er anfängt. Wie sich herausstellte war es nicht SHIELD...
Wie sich herausstellte, waren es ein Plüschtier in Form eines gelben Vogels mit blauem Cape, das sich hinter einem anderen grünen Spielzeug versteckte und zusammen auf den Geist einer Toten Person blickte. Herr im Himmel, was für eine Scheiße.
„Was zum Teufel..." rief Keigo.
„Oh, du kannst mich sehen? Gut zu wissen." sagte der Tote und glitt durch Keigo hindurch um sich dann in Luft aufzulösen. Keigo drehte sich wieder um um die beiden Plüschtiere zu sehen die nun von Tessai, und dem Mann der Stunde, Kisuke persönlich, auf einen Stuhl gesetzt wurden der umgefallen war.
„Keigo! Was bringt dich in meinen Laden?" zirpte Kisuke der ihn gründlich musterte. Keigo sah seinen Freund mit gesenktem Blick an und nickte, in der Hoffnung, sein Freund hätte die Nachricht verstanden.
„Er wollte etwas von dem harten Süßkram den du als Erkältungsmedizin verkaufst. Keigo ist wohl verrückt danach. „ sagte Kojima mit den Schultern zuckend.
„Hey!" Keigo fing an sich zu beschweren, damit es glaubwürdig klang. „Das Zeug ist wirklich gut!"
Das war gelogen. In Wahrheit schmeckte es grauenhaft.
Kisuke nickte. „Er hat recht. Was besseres gibt es in Karakura nicht!"
„Warum trägt es dann keinen Markennamen oder so?"
„Es ist gut wenn es keinen Namen hat!" sagte Kisuke knapp. „Es ist oben im Lager, ich kann dich dorthin bringen. Tessai, warum zeigst du unserem Gast nicht unsere neue Auswahl an Telefonhüllen, die wir letzte Woche reinbekommen haben?"
Keigo lies sich ins innere des Ladens begleiten und folgte Kisuke stumm. Er erwartete keine Antwort, wenn sie wieder das Gästezimmer betreten. Fleißig hob Keigo die Arme und lies sich von Kisuke abtasten und überprüfen bevor sie sich auf den Futon setzten.
„Du solltest nicht hier sein!" fing er an. Seine Stimme wurde zu einem sehr tiefen Trällern.
Keigo entschloss sich das es warten könnte bis er Kisuke anschreit. Sie hatten nicht viel Zeit bevor Kojima verdacht schöpft. Die Sache war riskant genug, wenn SHIELD ihn, wie er vermutete, immer noch verfolgte.
„Sie haben versucht mich zu rekrutieren!" sagte er.
Kisuke sah verwirrt aus. „Die hatten dich doch schon? Das verstehe ich jetzt nicht!"
„Ich war nichts weiter als ein inoffizieller Informant. Auf keiner Liste und kein Mitglied. Aber jetzt wollen sie mich in der SHIELD Akademie, als richtigen Agenten-Schüler." Keigo versuchte es so gut wie möglich zu erklären. „Wusstest du davon, das sie das vorhatten?"
„Wenn ich ehrlich bin, hätte ich damit rechnen müssen. Aber nein, habe ich nicht. Jetzt ergibt es aber Sinn." antwortete Kisuke kurz darauf.
„Wieso?"
„Einfluss! Sie sind überzeugt davon, das niemand auf deiner Seite steht. Sie wissen nichts von deiner Verbindung mit mir. Also haben sie dich ausgetrickst damit du für Sie arbeitest..."
„Du meinst die können mich gegen dich einsetzten." fuhr Keigo fort. „Ich glaube nicht das das was bringt. Selbst wenn ich zugesagt hätte, hättest du dich doch entscheiden können der Sache ein Ende zu setzten."
„Nicht wenn dein Leben davon abhängt."
„Das hat dich doch in der Vergangenheit auch nicht abgehalten." Keigo wusste es war nicht die richtige Wortwahl, aber es war das was aus ihm herauskam. Er hatte ihm bereits explizit seine Meinung gezeigt, Teenager zu ködern, von denen der Typ nicht einmal besorgt ist. Die bedrückende Stille die folgte, machte Keigo nachdenklich, ob der Kerl sich wirklich nicht darum kümmerte was aus ihm wird, oder ob er andere Pläne mit ihm verfolgt. Es war wohl letzteres.
„Ich sagte schon, ich bin auf deiner Seite Keigo!" vielleicht aber auch nicht. Das wusste keiner.
Keigo wechselte das Thema: „Was soll ich jetzt tun? Glaubst du das sie aufgegeben haben?"
Urahara war verärgert. „Das bezweifle ich. Wenn überhaupt, vielleicht versuchen sie ihren Deal noch attraktiver zu machen. Oder sie versuchen... zwielichtige Methoden zu benutzen um dich zu überzeugen."
„Aber... warum? Warum wollen die mich rekrutieren? Ich habe bereits Geheimhaltungsvereinbarungen unterzeichnet. Ich könnte niemandem irgendetwas erzählen. Selbst wenn ich wollte."
„Das kannst nur du sagen! Du warst für zwei Monate bei SHIELD, hasst du gesagt. Haben die jemals irgendein Interesse gezeigt dich länger zu halten?"
Keigo dachte darüber sehr gründlich nach. „Nichts! Wenn ich darüber nachdenke, wollten sie mich schon loswerden, als ich nicht mehr von Nutzen war. Sie haben mich über die Weihnachtsferien gezielt gemieden. Es muss etwas sein was du ihnen gesagt hasst? Worüber habt ihr gesprochen?"
„Ich sagte was wir Diskutiert hatten: Das sie die Information die ich ihnen gebe und nichts weiter nutzen, oder ich werde all ihre Datenbanken leerräumen." Und Erinnerungen, hörte Keigo heraus, auch wenn er es nicht laut aussprach.
Keigo schauderte es bei dem Gedanken an jemanden, der so viel Macht besaß. Er fragte sich ob Kisuke das mit irgendwelchem spirituellen, magischen Zauber macht. Das klang unglaublich praktisch.
„Bestimmt wollen sie dich weil du wohl in ihren Augen... in Frage kommst? Es ist durchaus möglich das du sie in gewisser Weise beeindruckt hasst." Keigo schüttelte den Kopf und stöhnte ablehnend als er das hörte. Es gab keine Chance das er dafür bestimmt sei. Sein Versagen in der Vergangenheit machte ihn so sicher. „Hör mal... du bist hier selbstbewusst rein gestürmt als du Ririn schreien gehört hasst und hasst versucht deinen Freund mit einer Brechstange, die du übrigens immer noch in der Hand hältst, zu verteidigen."
Keigo lies erschrocken die Brechstange fallen, die mit einem lauten knall auf den Boden aufschlug der durch das ganze Gebäude drang.
„Du hasst dazugelernt. Du bist wohl für sie beides: Einfluss und Kapital! Wenn sie dich nicht benutzen können um zu mir durchzudringen haben sie trotzdem noch einen wertvollen Kandidaten."
„Wertvoller Kandi... Bist du wahnsinnig? Ich bin fünfzehn, kein Geheimdienst der Welt darf das. Oder?"
„Du erwähntest eine Akademie, also so eine Art Schule?"
„Nun ja... Ja! Die hatten da diese Broschüre..."
„Die haben Broschüren?"
„Ich weiß, klingt komisch?" seufzte Keigo. „Kannst du dich nicht darum kümmern? Sag denen doch das du es selbst herausgefunden hasst?"
„Damit das glaubwürdig überkommt, musst du mir schon mindestens eine Woche Zeit geben bevor ich bei denen einmarschiere."
„Verstehe aber... Schaff mir die Typen vom Hals, bitte."
Urahara nickte während sie aufstanden und zurück in den Verkaufsraum gingen. „Ich werde mein bestes tun. Sei in der Zwischenzeit bitte sehr vorsichtig und schick mir diese Broschüre so schnell du kannst. Ich werde Kon vorbeischicken um sie abzuholen."
Keigo atmete erleichtert auf bevor er wieder Mizuiro, Tessai und den beiden Spielzeugen gegenüber stand.
„Wo zur Hölle warst du?" Kojima war mit allem möglichen Zeug, das er wohl kaufen musste überhäuft.
„Entschuldigung, die Auswahl war zu groß und Keigo hier konnte sich nicht entscheiden! Also haben wir uns auf Lakritze geeinigt." Kisuke reichte Keigo ein Päckchen voller Lakritze, das er von sonst wo hervorzog bevor er sie beide raus scheuchte.
Herrje... Kisuke war doch einfach nur ein Arsch! Laut Kojimas Gesichtsausdruck, war er der gleichen Meinung. Zusammen verließen sie den Hof, insgeheim froh das Tessai ihnen keine Reiskuchen angeboten hatte. Keigo hatte das Gefühl endgültig dem Wahnsinn zu verfallen wenn er noch länger hier bleibt.
„Ach übrigens..." fing Mizuiro an. „ Arisawa hat mir geschrieben. Sie, Inoue und Sado sind in so einer neuen Eisdiele am Stadtplatz. Ich weiß das dieser Müll da eigentlich dein Dessert ist, aber willst du vielleicht doch mitkommen?"
Keigo dachte darüber nach. Ein Eis wäre jetzt wirklich nicht schlecht. „Ja! Sehr gerne!"
Mizuiro grinste und legte seinen Arm um Keigo. „Okay, dann lass uns gehen."
Was zum Teufel, dachte sich Keigo. Aber er entschloss sich doch lieber den Mund zu halten.
Sie schaften es in Rekordzeit zu besagter Eisdiele, wo sie durch das Fenster Orihime, Tatsuki und Chad sehen konnten, wie sie sich an einen großen Tisch setzten. Just in dem Moment, hörrte Keigo wie jemand seinen Namen rief.
Erschrocken sah er sich um. Die Augen geschärft während er die Menge absuchte. Seine Hande waren zu Fäusten geballt und seine Beine fühlten sich so an als ob sie jederzeit bereit wären zu treten.
„Keigo!" die Stimme klang sehr Feminin und kam irgendwo von Rechts. Keigo drehte sich um um eine hinreisend attraktive Frau mit den größten Möpsen die er je gesehen hat auf ihn zulaufen zu sehen und dabei auch noch winkte. So etwas war ihm noch nie passiert. Mizuiro war genau so überrascht wie er, wenn nicht sogar viel mehr, und sah ihn fragend an.
„Aus meinem Selbstverteidigungskurs." sagte Keigo ohne nachzudenken. Er kannte sie nicht, aber sie kannte eindeutig ihn. Es war nicht schwer zu erkennen wer sie war oder von wem sie geschickt wurde. Keigo war schließlich so etwas wie der unbeliebteste Kerl aller Zeiten. „Geh doch schon mal rein. Ich komme gleich nach!"
Mizuiro hob ergebend die Hände und gab auf. Während er Rückwärts von ihm abwich, murmelte er noch ein dumpfes 'Viel Glück' und drehte sich weg. Die Frau erreichte Keigo in dem Moment als Kojima außer Sicht war und strahlte über beide Ohren.
„Wie schön das wir uns endlich einmal treffen!" sagte sie, bestimmt um die Fassade aufrecht zu erhalten. Keigo wusste nicht was für ein Spiel sie hier spielte aber er spürte das etwas nicht koscher war. Er war unbewaffnet und untrainiert, während sie es ganz bestimmt war. Mit ihrem kurzen Rock, dem zierlichen Körper und nicht zu vergessen den lächerlich großen Titten war sie wie maßgeschneidert für ihn, aber Keigo traute dem Braten nicht. Ihr lächeln wurde schmaler als sie nah genug beieinander waren um ungestört zu reden und reichte ihm ganz professionell die Hand zum Schütteln.
„Mein Name ist Tagua Kimi! SHIELD hat mich geschickt um nach dir zu sehen." stellte sie sich vor. „Wir wollten wissen wie es dir nach... du weißt schon was... geht?"
Lächelnd zuckte sie mit den Schultern und kniff leicht die Augen zusammen. Ihre Haare waren Hellbraun, fast so wie seine, aber offensichtlich viel weicher und glänzender und sie trug einen Pfirsichfarbenen Lippenstift. Sie war wirklich sehr atemberaubend. Und sie war eine scheiß Lügnerin.
Das war nicht die Art wie SHIELD handelte. Nicht mit ihm. Und nicht nachdem was gestern war. Niemals. Aber sie wusste über ihn Bescheid. Sie gehörte nicht zu SHIELD, aber sie wusste verdammt noch mal über ihn Bescheid.
Bitte um Review.
