Der kleine Elbling feierte an diesem Tag seinen ersten Zeugungstag. Atto und amme hatten ihm gesagt, dass das etwas ganz Besonderes war, denn jetzt war er schon ein ganzes Jahr älter und damit schon ganz groß. Außerdem bekam er heute, hatte atto ihm gesagt, ganz viele Geschenke und noch mehr Süßes und das war überhaupt das allerbeste am Älterwerden. Man bekam einfach so ganz viele tolle Dinge!

Und er würde ganz bestimmt viele tolle Dinge bekommen, immerhin waren amme und atto einfach die besten Elben auf der ganzen weiten Welt! Ganz zu schweigen davon, dass er ihr einziger Sohn war und damit auch ihr Lieblingssohn und sie einfach ganz darauf versessen waren ihn lieb zu haben und zu herzen und zum Lachen zu bringen.

Feanáro saß auf seinem Kinderstuhl im familiären Speisezimmer und beobachtete seinen Vater dabei, wie er verdeckt vor ihm irgendetwas tat und ihm gelegentlich einen verschmitzten Blick über die Schulter zuwarf. Feanáro zappelte aufgeregt, denn er hasste das Warten. Er wollte jetzt wissen, was atto da tat! Jetzt und nicht irgendwann!

Um die Langeweile zu vertreiben, griff er mit seinen pummeligen Ärmchen nach einem seiner Lieblingsspielzeuge, das vor ihm auf dem Tisch stand. Zwischen einem Holzgestell verliefen mehrere Metallstreben, an denen bunte Perlen aufgereiht waren. Feanáro liebte es die Perlen hin und her zu schieben und sich eine Menge Systeme auszudenken, wie er die Perlen anordnen konnte. Manchmal schüttelte er sein Spielzeug einfach nur und machte so viel Krach, wie es nur ging.

Vielleicht sollte er es schütteln, überlegte er. Er mochte es nicht, wenn ihm niemand Aufmerksamkeit schenkte. Atto war schon viel zu lange mit seinem Geheimnis beschäftigt und auch amme hatte er heute noch kaum gesehen. Nein, nein, er mochte das ganz und gar nicht! Und wenn er ehrlich war, machte es ihm auch Angst, wenn niemand ihm Aufmerksamkeit schenkte. Was war denn, wenn sich plötzlich keiner mehr für ihn interessierte und alle verschwanden und sich in Luft auflösten? Dann war er ja ganz allein auf der Welt!

Er schüttelte sein Spielzeug, zappelte auf seinem Stuhl und quengelte um Aufmerksamkeit.

„Immer mit der Ruhe, kleiner Feuergeist", redete Finwe beruhigend auf ihn ein. „Papa ist ja bald fertig und dann wird sich mein kleiner Spatz ganz dolle freuen. Du wirst sehen."

Feanáro war herzlich wenig überzeugt. Er zog eine Schnute und schnaubte, gab aber Frieden. Stattdessen stellte er sein Spielzeug auf das kleine Brett, das an seinem Stuhl auf Brusthöhe befestigt war und begann die Perlen energisch hin und her zu schieben.

„So", sagte sein Vater schließlich. „Das wird meinem kleinen Spatz sicher gefallen. Und jetzt pass auf, Papa und Mama haben eine ganz tolle Überraschung für dich."

Lächelnd wandte er sich von seiner Arbeit ab und kam zu Feanáro. Der kleine Junge lachte freudig auf. Was es jetzt wohl gab? Atto hatte gesagt, dass es etwas ganz Tolles war und das stimmte mit Sicherheit! Aufgeregt hüpfte er auf und ab und streckte seinem Vater seine Arme entgegen.

Finwe griff ihm unter die Arme und hob ihn vorsichtig aus seinem Kinderstuhl. Feanáro versuchte einen Blick auf das zu erhaschen, woran atto bis jetzt gearbeitet hatte, allerdings kam sein Vater ihm zuvor und drehte ihn rasch weg, da er geahnt hatte, dass Feanáro schummeln würde.

„Na, na, na", machte er lachend. „Nicht linsen. Da geht doch die ganze Überraschung kaputt!"

„Will gucken!", quengelte Feanáro und zappelte.

„Curufinwe, sei lieb", sagte atto nun mahnend. „Auch wenn du heute deinen ersten Zeugungstag feierst, musst du nicht über die Stränge schlagen."

Der kleine Junge zog einen Schmollmund, fügte sich aber.

Finwe trug ihn in ein Nebenzimmer, ein gewöhnliches Aufenthaltszimmer, wo Finwe umgeben von seiner Familie seinen Staatsgeschäften nachging, Míriel ihre Webarbeiten und Stickereien anfertigte und Feanáro beaufsichtigt spielen konnte ohne von seinen Eltern getrennt sein zu müssen. In der Mitte des Raumes stand eine Sitzgruppe um einen niedrigen Tisch herum angeordnet. Um den Kandelaber mit den brennenden Kerzen in der Mitte des Tisches herum waren Kisten angeordnet, die in buntes Papier eingeschlagen waren. Feanáro machte große Augen. So etwas hatte er noch nie gesehen!

„Was das?", wollte er wissen.

„Das, mein Spatz, sind deine Geschenke", eröffnete atto ihm und lächelte seinen Sohn breit an.

Feanáro quietschte vergnügt und klatschte begeistert in die Hände. „Toll! Toll! Toll!", rief er aus.

Atto setzte ihn auf den Boden. Der kleine Elbling rappelte sich auf und stiefelte zielstrebig zu seinen Geschenken. Ehrfürchtig betrachtete er sie und betastete das Papier. Dann sah er erwartungsvoll wieder zu atto.

Dieser machte eine ermunternde Geste. „Nur zu, mach sie auf. Es sind deine."

Feanáro war sogleich Feuer und Flamme, ganz seinem Namen entsprechend. Fröhlich brabbelnd (denn manchmal war er eben doch noch zu faul, um sich beim Sprechen anzustrengen) befingerte er das Papier und befühlte die Geschenke. Sie hatten ganz unterschiedliche Formen, manche rund, manche eckig, manche waren auch von unbestimmter Form.

Als erstes packte er eine Kiste mit vielen bunten Bauklötzen in den verschiedensten Variationen aus. Begeistert setzte er sich mit der Kiste auf den Hosenboden und wühlte in den Bauklötzen herum. Schnell erkannte er, was er alles mit ihnen anstellen konnte und probierte auch sogleich einiges aus.

Er war so vertieft in sein Spiel, dass er gar nicht bemerkt hatte, wie sein Vater in der Zwischenzeit den Raum verlassen hatte und nun mit einem kleinen Kuchen mit himmelblauem Zuckerguss und einer brennenden Kerze obenauf aus dem Esszimmer widerkehrte.

Als er Feanáro sah, musste er lachen. „Ach, kleiner Mann, du bist doch noch gar nicht fertig!", schmunzelte er, als Feanáro ihm begeistert die Klötze entgegenstreckte.

„Toll!", rief der Elbling fröhlich quietschend aus.

Atto schmunzelte, während er den Kuchen auf den Tisch stellte. „Dann wirst du jetzt ganz viele und ganz große Burgen bauen, nicht wahr?"

„Burgen bauen!", quietsche Feanáro.

Finwe zerwühlte ihm die kurzen Haare. „Aber jetzt komm her und puste die Kerze aus und dann kannst du weiter auspacken."

Sofort sprang Feanáro auf und hüpfte zu seinem Vater. Er blies die Backen so weit auf, wie es ging, und pustete dann so derb, wie er konnte. Mit glänzenden Augen sah er wieder zu seinem Vater.

„Fein gemacht!", lobte atto.

Freudig hüpfte Feanáro auf und ab. Es machte ihn so glücklich, wenn atto ihn lobte. Atto war ja auch jemand ganz Besonderes, er war immerhin sein atto und nicht der atto von irgendwem sonst!

Nachdem die Kerze also ausgepustet war, widmete sich Feanáro den drei weiteren Geschenken. Das nächste war kleiner als das erste, allerdings ebenfalls eckig. Neugierig zupfte er an dem Geschenkpapier und entgegen kullerten ihm mehrere bunte Würfel mit Buchstaben darauf.

Sarati!", rief er aus, stolz auf sich, die Zeichen erkannt zu haben.

Der Stolz auf seinen kleinen, schon jetzt hochbegabten Sohn schien auch aus Finwes Augen. „Damit du auch all das schreiben lernen kannst, was du schon so gut benennen kannst", erklärte er. „Sieh mal, es sind sogar Bilder mit darauf, das hilft dir beim Lernen."

Schon kullerte Feanáro die Würfel begeistert über den Boden und bestaunte die Bilder auf den Würfeln. Wie bunt sie waren! Er mochte es sehr sie zu befühlen und die Farben zu bestaunen, mit denen die Gravuren versehen waren. Sie mit seinen Fingern zu betasten und darüber zu fahren, fühlte sich gut an.

„Pack weiter aus, du hast noch andere tolle Geschenke", erinnerte atto ihn freundlich.

Feanáro begann auf seiner Unterlippe herum zu kauen, wie immer wenn er am liebsten alles zugleich machen würde und sich nicht entscheiden konnte, was Vorrang haben musste. Er entschied sich für das Auspacken der beiden letzten Geschenke.

Als erstes griff er zu einem recht kleinen Geschenk von undefinierbarer Form. Was das wohl sein mochte? Er runzelte die Stirn und drehte das Geschenk in seinen kleinen Händen hin und her. Kurz entschlossen riss er das Papier herunter und enthüllte einen kleinen, bunt bemalten Holzritter mitsamt Lanze, Schild und Pferd. Feanáros Augen und sein Mund bildeten je ein perfektes Rund. Dann fiel er seinem Vater quietschend um den Hals, denn er wusste, dass atto das Spielzeug für ihn angefertigt hatte. Vor einigen Tagen hatte er ihn dabei beobachtet, wie er an einem Stück Holz geschnitzt hatte, dessen Form dort allerdings noch gar nicht wie der fertige Ritter ausgesehen hatte. Dennoch erkannte er das Holz wieder.

„Danke, danke, danke!", rief er überschwänglich aus und gab atto einen feuchten Schmatzer auf die Wange.

Finwe lachte und tätschelte ihm den Rücken. „Jetzt kannst du mit deinen Bausteinen nicht nur Burgen bauen, sondern hast auch noch einen Ritter, der sie für dich bewacht!", stellte er enthusiastisch fest.

Feanáro drückte den Holzritter fest an seine Brust und fühlte sich stark. Schon immer hatte er die Ritter seines Vaters in ihren schimmernden Brustpanzern und auf ihren stolzen Rössern bewundert. Wenn er groß war, wollte er auch ein Ritter werden! Dann sah er auch so toll aus! Jetzt konnte er sich zumindest im Spiel vorstellen, wie es sein musste, solch ein Ritter zu sein, was immerhin auch etwas ganz Tolles und Abenteuerliches war.

Nun galt es, auch das letzte Geschenk zu öffnen. Es war ein wenig kleiner als der Ritter und von runder Form. Vorsichtig nahm Feanáro es in die Hände und war erstaunt, wie schwer es war; es sah gar nicht so schwer aus. Er entfernte das Papier und enthüllte einen in einem eigenartigen Licht leuchtenden Ball. Seine Augen wurden erneut groß.

„Laurelin und Telperion!", stellte er fasziniert fest. Seine Augen waren wie gebannt von dem Ball, er konnte den Blick einfach nicht davon lassen. Das Licht schimmerte golden und schien direkt aus dem Ball zu kommen. Es war angenehm warm und sanft und gab ihm ein wohliges Gefühl im Bauch.

Finwe lächelte weich. „Es soll wie das Licht Laurelins aussehen", sagte er. „Scheint ja gelungen zu sein."

„Ist toll!", rief Feanáro begeistert aus und barg den Ball sicher in seinen Händen. Er konnte sich nicht vorstellen, wie der Ball hergestellt worden war, aber er nahm sich vor, dass er eines Tages auch so etwas Schönes bauen würde. Auch wenn er vorerst noch lieber Fantasieburgen aus Bauklötzchen baute und in ihnen mit Holzittern und Holzpferden spielte.

Finwe, der bis jetzt auf Augenhöhe vor seinem Sohn gekniet hatte, erhob sich mit einem Klatschen auf seine Oberschenkel. „So, mein Großer, jetzt wollen wir deine Geburtstagstorte essen. Papa hat sich immerhin sehr viel Mühe damit gemacht!"

„Au ja!" Süßes war ohnehin immer am besten, befand der Junge. Begeistert rannte er an die Seite seines Vaters und konnte kaum abwarten, bis dieser zwei Stück Kuchen herausgeschnitten und auf zwei Teller gelegt hatte. Finwe setzte sich mit den Tellern in den Händen in einen der bequemen Sessel der Sitzgruppe und bedeutete Feanáro sich auf seinen Schoß zu setzten. Der kleine Elbling hüpfte auf Finwes Beine, während dieser einen der beiden Teller auf der Lehne des Sessels abstellte, zu einer der beiden Gabeln griff und damit eine kleine mundgerechte Portion von einem der Kuchenstücke abbrach.

„Und jetzt den Mund weit auf … ahhhhh … genau." Die Gabel landete mitsamt Kuchen im sperrangelweit aufgerissenen Mund Feanáros. Der Junge klappte den Mund zu und mampfte genüsslich.

„Jam jam", machte er. „Lecker!"

„Na, das freut mich!", stellte atto fest und brach noch ein Stücken ab. „Und noch einmal die Luke gaaaaanz weit auf, kleines Schlemmermaul."

Feanáro sperrte seinen Mund erneut auf und ließ sich das nächste Kuchenstück hinein schieben.

Atto, was Schlemmermaul?", nuschelte er mit vollem Mund und versprühte Kuchenkrümel auf seinem Vater.

„Erst auskauen!", mahnte atto.

Feanáro kaute eilig aus, schluckte den Kuchen herunter und fragte dann erneut: „Was Schlemmermaul?"

„Was ist ein Schlemmermaul, musst du sagen." Atto zwinkerte ihm zu. „Ein Schlemmermaul ist jemand wie du, der ganz gerne nascht und nie genug bekommen kann von Süßigkeiten."

„Ich gern Schlemmermaul!", rief Feanáro aus, um jedoch sogleich von seinem Vater korrigiert zu werden: „Ich bin gern ein Schlemmermaul!"

Atto gab ihm einen Stups auf die Nase. „Iss nur viel, dann wirst du groß und stark", sagte er. „Nur nicht so viel Süßes, das ist, wenn du zu viel isst, nicht gesund. Davon bekommst du Bauchweh."

„Aber ist lecker!", protestierte Feanáro.

„Natürlich", bestätigte atto. „Nur eben nicht, wenn du zu viel davon isst."

Feanáro dachte schweigend darüber nach, während atto ihn mit noch weiteren Kuchenstücken fütterte. Schließlich fiel ihm etwas anderes ein: „Wo ist amme?", verlangte er in drängendem Ton zu wissen.

Atto wurde still, seine Fröhlichkeit, die er bis jetzt auf dem Gesicht getragen hatte, trübte sich. „Amme ist müde, Feanáro, das weißt du", sagte er in ernstem Tonfall. „Sie muss viel schlafen. Aber sie kommt nachher vorbei, versprochen."

Feanáro schmiegte sich an atto und ließ sich von ihm fest umarmen und an die starke Brust drücken. Der Herzschlag seines Vaters und seine wohlige Wärme beruhigten ihn, auch wenn sie nicht darüber hinweg trösteten, dass er amme sehen wollte. Er sah sie doch so selten! Dabei war amme ihm doch genauso lieb und wichtig wie atto. Wusste sie das denn nicht?

Amme mich nicht liebhat?", fragte er ängstlich.

„Was? Doch, natürlich!", rief atto erschrocken aus. „Natürlich hat sie dich lieb, genau wie ich. Sag so etwas nie wieder, Curufinwe!"

Wenn atto ihn Curufinwe nannte und das auch noch in diesem strengen Ton, dann war es ihm wirklich ernst. Feanáro machte sich so klein, wie es nur ging, und wollte sich am liebsten unter den Armen seines Vaters verstecken. Er schniefte.

Amme sehen?", fragte er kleinlaut.

Atto strich ihm beruhigend über den Kopf. „Natürlich kannst du das. Oh, da fällt mir etwas ein! Beinahe hätte ich doch das Wichtigste vergessen, mein kleiner Spatz. Mach keine Dummheiten, Papa ist gleich wieder da."

Finwe hob seinen kleinen Sohn hoch, stand auf und setzte Feanáro wieder in den Sessel. Der Junge sah ihn mit großen Augen an. Was er wohl vorhatte? Atto machte Anstalten den Raum zu verlassen, was Feanáro mit einem ungemeinen Unwohlsein erfüllte. Wieder kuschelte er sich so tief wie möglich in den Sessel, um noch etwas von der väterlichen Wärme und seinem Geruch zu erhaschen. Er kniff die Augen zusammen und stellte sich vor, dass atto nicht gegangen sei. Das allein sein machte ihm solche Angst!

Doch er musste nicht lange allein sein, bald schon kam atto wieder. Dieses Mal trug er einen kleinen roten Karton in seinen Händen, der mit einer grünen Schleife verschlossen war. Als Feanáro atto eintreten hörte, hob er sogleich begeistert den Kopf und riss nun, als er das fünfte Geschenk sah, die Augen weit auf. Was da wohl drin sein mochte? Ob es besser war als die Würfel und Bausteine und der Ritter und der wunderschön leuchtende Ball?

Atto kniete sich vor den Sessel und präsentierte den Karton. „Das hier hat Mama für dich gemacht", sagte er. „Für dich ganz allein. Und weißt du was? Damit die Vorfreude, was das wohl sein kann, noch größer ist, beschäftigst du dich erst einmal brav ein wenig selbst, bevor es ins Bett geht, denn es ist schon spät. Außerdem hat Papa noch ein paar Dinge zu erledigen."

Feanáro zog einen Schmollmund und setzte die finsterste Miene auf, zu der er fähig war. Aber er fügte sich. Würde er protestieren, würde er wohl nur noch länger warten müssen. Also streckte er seine Arme nach atto aus, damit dieser ihn hochheben und auf sein Zimmer bringen konnte.

Finwe hob ihn hoch und nahm gleichzeitig das letzte Geschenk mit. Feanáro schlang ihm seine Ärmchen um den Hals und ließ sich von ihm durch das große Familienanwesen tragen. Atto sagte, dass sie normalerweise in einer großen Stadt in einem noch viel größeren Haus lebten, das er Palast nannte. Aber er sagte auch, dass er nicht wollte, dass Feanáro schon all den Trubel der Stadt erlebte, weil er noch so klein war, aber das verstand Feanáro nicht wirklich. Er war doch schon so groß und hier war doch auch viel los! Hier waren noch eine Menge andere Elben, die amme mit dem Abwasch und dem Putzen und der Wäsche und all solchen Sachen halfen, und auch atto hatte immer Elben, die ihm halfen. Selbst Feanáro spielte manchmal mit seinem Kindermädchen, das allein dazu da war, um sich mit ihm zu beschäftigen.

Feanáros Zimmer befand sich im ersten Stock, dort, wo meist nicht ganz so viel los war. Damit er in Ruhe schlafen konnte, sagte atto. Das war richtig von ihm, befand der Junge, dass er sich immer um ihn sorgte. Dieser Gedanke brachte ihn auf eine Idee.

„Ich helfen?", wollte er daher unvermittelt wissen.

„Wobei denn?", wollte atto wissen.

„Du musst was machen …", erinnerte Feanáro ihn. Außerdem wollte er noch nicht ins Bett und schlafen, auch wenn er schon ein Gähnen unterdrücken musste. Aber das würde er ja niemals zugeben!

„Das ist lieb gemeint", sagte atto. „Aber ich schaff das schon. Und sieh mal, du bist schon ganz müde." Er lächelte verschmitzt und Feanáro senkte verlegen und ertappt den Blick.

Mittlerweile waren sie vor Feanáros Zimmer angelangt und atto öffnete ein wenig umständlich die Tür. Ein warmes, gedämpftes Licht, das durch die orangefarbenen Vorhänge herein fiel, erfüllte das Zimmer. Sogleich fühlte sich Feanáro noch ein ganzes Stück behaglicher als ohnehin schon in den starken Armen seines Vaters und er lächelte versonnen. Bunte Spielteppiche bedeckten den Boden und überall lagen seine Spielsachen und Bilderbücher herum. Unter dem Fenster stand sein flauschig weiches Gitterbett und ein Teil des Zimmers war als Krabbelecke eingegittert, in der er spielen konnte, wenn kein Erwachsener in der Nähe war, um auf ihn aufzupassen. Aber die mochte er nicht sonderlich, hieß das doch, dass er allein war, egal wie kurz das auch sein mochte.

Dummerweise hielt atto genau auf die Krabbelecke zu. Feanáro quängelte leise, erduldete es aber, dass sein Vater ihn in das Laufgitter setzte. Das letzte Geschenk stellte er nahebei auf einen niedrigen Schrank.

„Ich bringe dir noch deine anderen Geschenke, dann muss ich dich für eine kleine Weile allein lassen, mein Spatz." Er hielt kurz inne. „Ach, Feanáro, schau mich doch nicht so böse an. Ist doch nicht für lange. Vielleicht finde ich ja auch Vanirilya – auch wenn sie heute eigentlich keinen Dienst hat …" Vanirilya war das Kindermädchen.

„Versprochen?"

„Versprochen", versicherte Finwe.

Feanáro setzte sich auf den Hosenboden und sah seinem Vater betrübt nach, wie dieser aus dem Zimmer ging und die Tür hinter sich schloss. Er war allein.


amme - Mutter, Mama; Koseform; Quenya

atto - Vater, Papa; Koseform; Quenya

Vanirilya - Schöner Glanz; Quenya

Betagelesen von Quoth, vielen Dank!

Anmerkung: Feanor wurde im Jahr der Bäume 1169 geboren, ergo spielt diese Geschichte im Jahr der Bäume 1170. Ihm gemäß des Alterungsprozesses der Eldar hier noch als Kleinkind darzustellen, ist problematisch, besonders, wenn man bedenkt, dass die Jahre der Bäume noch in den Jahren der Valar gemessen wurden, da Sonne und Mond noch nicht existierten, und ein solches Jahr schlappe 9.582 Sonnenjahre beinhaltet. Das war mir bewusst, dennoch wollte ich gemäß des Spiels die Geburtstagsszene beibehalten. Vielleicht hatten die Eldar ja schon zu der Zeit eine eigene Zeitrechnung, die nur nirgends erwähnt wurde.