Danke an J. K. Rowlings für die zauberhaften Charaktere. Hab sie mir nur ausgeborgt. Alle Rechte bleiben selbstverständlich beim Spiritus Rector. Verfolge keinen kommerziellen Zweck.

Meine Beiträge zum Adventskalender der Schreiberlinge 2007.


Endlose Nacht

Es war dunkel, wunderbar still. Die Welt lag tief verschneit und schlief. Die Sterne funkelten am wolkenlosen Nachthimmel. Der Schnee glitzerte im sanften Licht des Mondes. Es war bitterkalt.

Sie stand am Fenster und starrte durch die frostbeschlagenen Scheiben in die Nacht hinaus. Warmes Kerzenlicht beleuchtete sanft ihr Gesicht. Ihr Profil spiegelte sich in den Scheiben wider.

Und da kamen sie wieder, die Bilder und Erinnerungen. Sie überfielen sie mir einem Mal, waren so übermächtig, dass sie es fast nicht ertrug, sie wieder zu sehen. Es waren Erinnerungen an einen Kampf, der so aussichtslos und schmerzlich begann und mit so vielen Opfern gewonnen wurde. Und da war ein Gedanke, der unerbittlich hervordrängte. Ein Gedanke, der nur ihm galt, seinem Leben. Was für ein Leben, unverstanden, unerkannt, in beständigem Zweifel und in immerwährender Angst vor Entdeckung.

Sie hatten es ihm nicht leicht gemacht. Sie hatten ihn eigentlich nie verstanden. Sie wollten es auch nicht. Nicht einmal, als er sich ihnen offenbart hatte im letzten Augenblick seines Lebens. Zu tief waren die Wunden, die er geschlagen hatte, zu tief saß die Enttäuschung in ihnen, als dass sie hätten vergeben können.

Doch jetzt sah sie, jetzt erst verstand sie, nach so langer Zeit.

Als sie ein Kind war, mied sie ihn, als sie heranwuchs, bewunderte sie sein Wissen, als sie erwachsen war, erkannte sie ihn. Nach Jahren erst hatte sie ihm das zurückgegeben, was ihm im Leben immer verwehrt geblieben war, wahre Anerkennung. Sie hatte ihm seinen Namen zurückgegeben, für immer ausgesprochen mit Respekt.

Und es gab noch etwas, was sie ihm so gerne geschenkt hätte... Doch es war für immer zu spät. Der Gedanke daran, ihn nie mehr wiederzusehen, war unerträglich und doch konnte sie weiterleben. Es war so einfach und doch so schwer. Sie trauerte um den vergessenen Mann, von dem sie jetzt wusste, dass sie ihn liebte.

Tränen traten in ihre Augen. Die dunkle Welt verschwamm.

Sie wollte nicht weinen. Sie war immer stark gewesen und sie wollte es auch weiterhin sein, für ihn. Das war auch der Grund, weshalb sie zurückgekehrt war, hierher an den Ort, der ihm Zuflucht war, der ihn immer beschützt hatte und an dem er doch verloren ging.

Das Feuer war längst niedergebrannt, als sie sich fröstelnd vom Fenster abwandte und in die letzte Glut des Feuers starrte. Der Mond wanderte über den Himmel, sein Licht flutete silbern in den dunklen Raum und kämpfte gegen den schwachen Schein der einsamen Kerze auf dem Tisch. Es war kühl geworden.

Sie war müde, nur schlafen, sich vom Dunkel der Nacht sacht einhüllen lassen und den Träumen nachgeben. Da war nur noch ein Wunsch. Diese Dezembernacht sollte nie zu Ende gehen, denn nur wenn die Nacht kam, schenkte sie sich ihren Träumen.