Hallo zusammen, dies ist meine erste DS9 Story - ja, auch noch lange nachdem die Serie schon ad acta gelegt wurde ;) Der Wolf und der Adler ist eine "was wäre wenn..." Geschichte. Was wäre, wenn Gul Dukat DS9 doch eingenommen hätte und seinen Erzfeind Elim Garak endlich für das bestrafen könnte, was dieser seinem Vater angetan hat. Ich hoffe, es gibt noch Leser, die sich für dieses Fandom interessieren - und natürlich für dieses prickelnde Pairing ;)

Irgendetwas in ihm hatte sich geregt; hatte seine Sinne berührt und ihn aufhorchen lassen. Der sechste Sinn, wie ihn die Menschen oft nannten. Garak legte horchend sein Nähzeug beiseite und blickte zur Tür. Sein Körper spannte sich und langsam näherte er sich dem Eingang seines kleinen Ladens. Sein Blick wanderte prüfend über das Promenadendeck. Jeder ging wie üblich seinen Geschäften nach: Manche schlenderten zwischen den Geschäften entlang, andere schlängelten sich mit deutlich gehetzterem Gang durch die Masse von Menschen und Außerirdischen um pünktlich bei den Shuttlerampen zu erscheinen oder einen wichtigen Termin wahrzunehmen.

Garak spürte, wie es in seinen Fingerspitzen kribbelte, doch er konnte keinen Grund für seine aufkeimende Besorgnis erkennen. Eigentlich hatte er gedacht nach all den Jahren auf DS9 ruhiger zu werden und das stets gegenwärtige Misstrauen, welches ihm als Agent des Obsidianischen Ordens eingeimpft worden war, zumindest in manchen Situationen beiseite schieben zu können.

Er rang das noch immer schlechte Gefühl teilweise nieder und wandte sich von der Tür ab. Vielleicht wurde er alt und senil. Vielleicht sehnst du auch ein wenig die alten Zeiten herbei, als du noch wichtig warst… Der Cardassianer verzog bitter das Gesicht. Ja, vielleicht stimmte das sogar. Doch ehe er weiter über sich und seinen mentalen Zustand sinnieren konnte, erschütterte eine Explosion den Boden und Schreie erklangen aus mehreren Richtungen. Blitzschnell stützte sich Garak an einer seiner Auslagen ab und versuchte den Ursprung des offensichtlichen Angriffs zu erfassen – und erbleichte. Sein Puls schnellte in die Höhe. Er schnappte erschrocken nach Luft, und hatte sich, einen Augenblick langsamer als gewohnt, wieder unter Kontrolle. Eine Rasse, die seit vielen Jahren keinen Fuß mehr auf DS9 gesetzt hatte, nahm diese nun mit Waffengewalt ein: Die Cardassianer.

Mit einer eiligen Bewegung griff Garak nach den Schließmechanismen der Eingangstür. Diese würden Dukats Truppen nicht aufhalten, aber sie würden ihm eventuell wertvolle Minuten schenken, die er brauchte um zu einem der Shuttle zu gelangen – wenn es solche noch gab. Mit präzisen Handgriffen schloss er die Türen und eilte hinter die Theke zurück. In seinem Quartier hatte er einen Phaser versteckt. Ganz recht, in seinem Quartier. Einen kurzen Fluch ausstoßend suchte er nach etwas Nützlichem, dass ihm den Fluchtweg erleichtern würde. Elim, du bist ein Narr und tatsächlich unvorsichtig geworden, schollt er sich selbst als er realisierte, dass alles was ihm jetzt hätte helfen können sich in seiner Suite befand, da Odo zu oft sein Geschäft überprüfte.

Schritte erklangen vor seinem Laden und blieben abrupt stehen. Garak vernahm ein kurzes ärgerliches Gespräch und nur kurz darauf eine weitere Explosion, die die Eingangstür in Stücke riss. Drei Cardassianer, die Garak noch nie zuvor gesehen hatte, deren Gesichtsausdrücke aber so austauschbar wie die eines jeden Militärs auf Cardassia waren, stürmten hinein. "Schneider! Ergib dich!", blaffte der augenscheinliche Anführer des kleinen Trupps. Garak war im Wesentlichen froh nicht bereits jetzt Gul Dukat gegenüberstehen zu müssen. "Gentlemen, ich darf Sie darauf hinweisen, dass Sie mit dieser unnötigen Beschädigung meines Ladens Seide in einem vierstelligen Wert unwiederbringlich zerstört haben." Der Anführer grunzte nur verächtlich und trat in raschen Schritten auf ihn zu. In Garak flammte der Wunsch auf diesem arroganten jungen Schnösel mit einer einfachen Bewegung den Arm zu brechen, doch die Gefahr bei dieser Aktion erschossen zu werden, war gegenwärtig zu groß. "Auf Befehl von Gul Dukat nehme ich Sie fest. Sollten Sie Widerstand leisten, werden wir Sie umgehend maßregeln oder töten.", ließ der Soldat wissen und richtete weiter seine Waffe auf den ehemaligen Spion. Ob er tatsächlich wusste, wer Garak war oder ob er schlichtweg nur einen Feind Dukats abführte, konnte Garak nicht sagen.

Die Augen des Jüngeren verrieten nicht als die Überheblichkeit und den Genuss seines momentanen Machtstatusses. Für einen Wimpernschlag dachte Garak tatsächlich daran sich zu wehren, verwarf den Gedanken aber wieder. Es würde nichts als unnötige Gewalt und Probleme ergeben und diese würden sich ohnehin früh genug für ihn ergeben.

Man hatte ihm die Hände auf den Rücken gebunden und schaffte ihn – obwohl er sich in keinster Weise wehrte – recht rabiat zu den Gefängniszellen. Generell schienen die jungen Burschen durch diesen Umstand verwirrt zu sein und rechnete daher umso mehr mit einer List des Schneiders. Garak fragte sich, was Dukat ihnen gesagt hatte…

In der Zelle angekommen, nahm man ihm zumindest die Fesseln ab und warf ihm noch einen letzten, verächtlichen Blick zu, ehe Sie wieder hinausgingen. Garak sah ihnen ungerührt nach. Was für ein dilettantischer Haufen. Wäre ganz DS9 nicht voll von seinen Landsleuten gewesen, so hätt er die drei mit ein wenig Mühe sicher überwältigen können. Unbewusst rieb er sich die Handgelenke und bemerkte erst jetzt etwas sehr Ungewöhnliches: Er war der einzige Gefangene. Die anderen Zellen waren leer. Erstaunt blickte sich um und schritt bedächtig durch seine Zelle. Selbst zu Friedenszeiten hatte Odo hier meistens ein bis zwei Querulanten oder Schmuggler untergebracht, doch jetzt herrschte beängstigende Stille. Nicht einmal Wachen hatte man postiert und sofort begannen Garaks Gedanken zu arbeiten. Gab es irgendwo eine Schwachstelle? Konnte er eventuell doch unbemerkt hinausschlüpfen? Eilig begann er nach etwaigen Punkten im Sicherheitssystem zu suchen und behielt dabei stets den Eingang im Auge. Und während er akribisch nach einem Weg hinaus suchte, wisperte die kleine Stimme hinter seiner Stirn leise: Du musst einen Weg finden. Dukat wartet seit Jahren auf so eine Chance. Damals konnte dich Tain noch schützen, aber wenn er dich jetzt in seine Klauen bekommt… Der sonst so aufgesetzte Cardassianer fröstelte für einen kurzen Augenblick. Der schlimmste Fall war eingetroffen, doch er weigerte sich dieses zu realisieren. Er musste nur einen Weg finden… Plötzlich öffnete sich die Tür und eine große, schlanke Figur betrat den Raum. Gul Dukat.

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Ich hoffe, es hat euch gefallen. Mehr bei Interesse und in Kürze