Disclaimer: Sie gehören wie immer der Dame Rowling. Und hiermit wird kein Geld gemacht.
Summary: Die Zaubererwelt wendet sich gegen die menschlicheren der Magischen Geschöpfe und Remus muß um sein Leben laufen um nicht das nächste Opfer zu werden.
Dank: Meiner treuen und geduldigen M. Sie hat diese Shorty nicht nur inhaltlich und rechtschreibtechnisch Korrekturgelesen, sie hat auch 61 Komas einfügen müßen.
Komata und ich sind einfach keine Freunde.
Kalter Schlummer
Remus Lupin wusste, dass er sich ihnen nicht mehr lange entziehen konnte. Die Hatz dauerte schon mehrere Stunden und auch wenn er ihnen schon mehrmals durch die Lappen geschlüpft war, war es ihm nicht gelungen sie auch tatsächlich abzuschütteln. Letztendlich würden sie ihn kriegen.
All
dies war ihm klar, aber was er nicht wusste, was er nur befürchten
konnte, war was sie mit ihm tun würden, wenn er ihnen zu guter
Letzt in die Hände fiel. Der scharlachrote
Orden war ein Seitenarm des Ministeriums, der sich mehr oder weniger
verselbstständigt hatte, und versuchte klare Abgrenzungen zu
schaffen.
Magische
Geschöpfe sollten sich nicht mehr als Menschen durchmogeln
können. Wie sollten die Ministeriumsmitarbeiter eine Armee gegen
Ihr-wisst–schon-wen aufbauen,
wenn sie nicht mal wussten was ein gutes Viertel ihrer Truppen
wirklich war?
So
formte sich der scharlachrote Orden, um sie alle zu messen, zu wiegen
und viele von Ihnen für zu leicht zu befinden.
Die
Vela
hatten sich als erste aus der Welt der Zauberer zurück gezogen,
kurz nachdem einer der Ihren einem Mob zum Opfer fiel. Damit bleiben
nicht mehr viele überzeugend Humanoide magische Geschöpfe
übrig. Vampiere,
einige Arten von Banshees, Werwölfe, etc. Die Meisten von ihnen
Wesen die ohnehin der dunklen Seite der Magie zugesprochen wurden. Ob
sie nun als Individuen einen guten oder schlechten Charakter hatten
interessierte keinen derer die Jagd
auf sie machten.
Die
Selkie Schottlands waren die einzigen,
um deretwillen ein Protestschrei durch die Zaubererwelt gegangen war.
Die Gefangenen wurden wieder frei gelassen doch seitdem waren keine
der Seehundmenschen mehr an Land gekommen um für ein paar
Stunden ihr Fell abzulegen und auf zwei Beinen zu wandeln. Die Gefahr
war zu groß, dass ihnen jemand im
Rausch der Jagd etwas antun könnte
und Verluste konnte und wollte sich die kleine Selkie-Gemeinschaft
nicht leisten. Die Zaubererwelt Englands war wieder um etwas
Wundervolles und Faszinierendes ärmer geworden.
Die
Xenophobie griff in diesen von Angst
durchdrungenen Zeiten noch weiter um sich.
Remus lehnte sich in einen etwas nach hinten versetzten Hauseingang und schnappte nach Luft. Der Wolf in seinem Blut gab ihm eine größere Ausdauer und Stärke als anderen Menschen. Dennoch war auch ihm eine Leistungsgrenze gesetzt und der Kreis der Verfolger schloss sich immer enger um ihn.
Während
seiner langen Flucht,
die nun schon tief in die Nacht hinein ging, hatte Remus viel Zeit
gehabt sich zu überlegen was er tun sollte.
Wenn
die Jagd
endete,
weil es keine Verstecke oder Fluchtwege mehr für ihn gab.
Wenn
sie ihn hatten.
Wären
sie Todesser würde Lupin mit allem Kämpfen was er an
Verteidigung
gegen die dunklen Künste
wusste und sei es bis zum Tod. Sein Tod oder deren Tod. Denn sterben
würde er von der Hand der Todesser ohnehin.
Aber
sie waren keine Diener Voldemorts. Sie waren der
Teil der Regierung,
der eine Hexenjagd veranstaltete,
der den emotionalen Aufruhr der anderen Zauberer widerspiegelte. Auch
gegen sie würde er wenn nötig kämpfen aber nicht bis
zum Tode. Er würde sich zurück halten müssen, von
seinen Skrupeln gehemmt.
Wenn
er nur wüsste was sie nach seiner Gefangennahme mit ihm tun
würden. Dann könnte er sich entsprechend vorbereiten, doch
so blieb ihm nur die schwache Hoffnung seinen Verfolgern zu entkommen
und sich zu schützen.
Der
Schwung des Rennens trug ihn halb an der nächsten Hausecke
vorbei und Remus war froh,
dass
es zu so extrem später Stunde keine anderen Fußgänger
mehr gab,
die ihm im Weg stehen konnten.
Zwar hätte er sich von anderen Leuten Hilfe gegen die Jäger
erbitten können,
aber die Chancen waren gut, dass ihn eine Instantmeute
eher den Scharlachroten übergeben hätte.
Er
hatte schon so lange niemand anderen mehr gesehen und auch nicht mehr
damit gerechnet, dass
er fast in die schwarz angezogene Gestalt
hinein rannte. Schlitternd versuchte Remus auf den feuchten
Kopfsteinen halt zu finden und um die Gestallt herum zu kommen,
doch ein sehniger Arm schoss vor und packte ihn an der Schulter.
Lupin schnappte erschrocken nach Luft und hob schon die Arme,
um den Mann fort zu stoßen,
doch der Unbekannte zog ihn näher heran,
und Remus musste seine Sicht von Normal auf Infrarot umstellen,
um im Dunkeln etwas erkennen zu können. "Severus."
"Lupin,
was rennen Sie so kopflos herum?"
"Scharlachrote
verfolgen mich, ich…"
Lupin rechnete nicht damit, daher knickten ihm auch abrupt die Knie ein, als Snape ihm seine Hände mit überraschender Kraft auf die Schultern presste und ihn zu Boden drückte. Er hörte das Rascheln von Stoff, als sich Snapes Umhang um sie herum aufbauschte. Etwas zog ihn hinab. Remus hatte kaum Zeit Verwirrung und Schrecken zu fühlen, als große Kälte über ihn kam. Danach kam lange nichts mehr.
Snape strich sich ohne Hast über seinen weiten Umhang und setzte seinen Weg in Richtung Nocturngasse gemächlich fort. Als er sich nähernde, laute Schritte hörte drehte er sich um und stellte sicher, dass er eine Hauswand im Rücken hatte. Eine Reaktion, die jeder vernünftige Mensch an diesem Ort und in diesen Zeiten haben würde. Mit einer Unauffälligkeit, die für Leute in tiefroten Roben außergewöhnlich war, schlossen die einen Halbkreis um ihn, und hätte Severus sie nicht erwartet hätten sie ihn überrascht. So starrte er sie nur missgünstig an, und nicht Wenige schabten nervös mit den Füßen. „Gentleman?"
Es
waren sechs
Männer, keine Frauen befanden sich unter ihnen, und sie hatten
ihre Kapuzen weit vorgeschlagen. Man konnte das Gesicht nur ab der
Nase abwärts sehen,
und Severus fragte sich unwillkürlich:
1.)
ob sie sich bewusst waren das sie wie farbverirrte Todesser nur ohne
Masken aussahen und
2.)
wie sie selbst etwas durch den Kapuzenstoff sehen konnten.
Der
Mann in der Mitte sprach ihn schließlich an.
"Haben
Sie einen rennenden Mann gesehen?"
"Nein
– abgesehen von Ihnen. Und selbst wenn,
würde ich es Ihnen nicht sagen. Ich halte nichts von Ihrem
Verein
und dass Sie
unbescholtene Geschöpfe jagen, ohne Anklage oder Haftbefehl, nur
wegen ihrer Spezies. Ich hatte gehofft, dass sich unsere Gesellschaft
wenigstens dahingehend aus dem Griff des Mittelalters
heraus entwickelt hätte."
Die
Männer sahen einander an,
und die zwei äußersten traten auf ihn zu und
griffen nach seinen Armen –
nur
um sich ein Stück entfernt auf dem jeweiligen Hosenboden wieder
zu finden.
Snape
ließ seine vom Körper abgespreizten Arme zurück an
die Seiten fallen und schloss seine Hände zu Fäusten.
Thaumaturgie tanzte lila
über seine Fingerknöchel. "Ich bin keine
Vela, oder Fey, oder eine Banshee.
Ich kann und werde mich verteidigen wenn ich angegriffen werde. Wenn
ihr also nicht den Preis für eure Arroganz zahlen wollt, geht
eurer Wege."
Der
mittlere Mann ergriff das Wort, nun dem Handmagier gegenüber
wesentlich respektvoller als zuvor. "Wir suchen einen bestimmten
Werwolf. Unsere Vorgesetzten haben ein paar Fragen an ihn.
Ich
entschuldige mich für die Unannehmlichkeit aber mein Begleiter
links von mir muss bestätigen, dass Sie nicht der durch
Vielsafttrank verwandelte
Werwolf sind."
Vorsichtig,
um den Zauberer nicht zu provozieren, trat
der zuvor angekündigte Scharlachrote vor und blieb nur etwa
einen Meter vor Severus stehen. Er überkreuzte seine Handgelenke
und legte seine Hände dann über die Augen. Zwischen den
gespreizten Fingern hindurch betrachtete er Severus. "Er ist
nicht verwandelt, und er verbirgt den Werwolf auch nicht unter all
diesem Stoff, aber er ist von magischen Gegenständen umgeben.
Ich nehme vor allem auf Brusthöhe auf beiden Seiten
Magiestrahlung war. Und er trägt
einen Gáea Reif um den Hals. Die Farbe dieses Artefakts ist
einzigartig. Er strahlt wie ein Leuchtfeuer und überdeckt fast
den Rest. Für jemanden mit dem Dritten Auge ist er damit kaum zu
übersehen."
Der
Gruppensprecher nickte, zog seine eigenen Schlüsse. "Ein
sehr seltenes und teures Relikt. Und nicht gerade praktisch wenn man
unbemerkt bleiben will."
Snape
sah sie über
seine lange Nase hinweg
an. "Ein Erbstück."
"Aha..."
Severus
gefiel der Ton nicht mit dem der Sprecher der Gruppe das sagte, aber
der Seher zog sich wieder zurück,
und der Kreis um ihn löste sich auf. Snape beobachtete,
wie sich die Ordensbrüder ordentlich aufstellten und mit dem
Rudelführer an der Spitze den Weg die Straße hinab
fortsetzten, auf der Suche nach einer Spur ihres
verlorenen Werwolfs. Severus rührte sich lange nicht. Er wartete
und ging sogar soweit,
mit dem zweiten Gesicht nach zurückgebliebenen Spionen Ausschau
zu halten.
Schließlich stieß sich der Zauberer von der Wand ab und ging schnellen Schrittes zum tropfenden Kessel. In einem Hinterzimmer, wo man, anders als im Hauptraum, einen diskreten Kamin fürs Flohnetzwerk benutzen konnte, reiste Severus nach Hogsmeade in die drei Besen. Kaum dort angekommen, reiste er gleich weiter zum Trollkopf, einer kleinen Kneipe für Leute, die weder in der "normalen" Zaubererwelt verkehrten, noch der dunklen Seite angehörten. Von hier aus und stets mit einem Auge über die Schulter, machte er sich zu Fuß auf zum Grimould Platz.
Im
Flur des alten Black Hauses wagte es Severus zum ersten Mal,
seit er auf Lupin gestoßen war,
sich zu entspannen. Das Haus war sehr ruhig.
Es
konnten nicht viele Andere der Phönixe da sein,
und Severus musste zugeben,
dass
er erleichtert war. Ihm stand nicht der Sinn danach Fragen
beantworten zu müssen.
Im
Wohnzimmer sah sich Severus halbherzig um und entzündete mit
einem Handschwenk ein Feuer im Kamin. Ermüdet von der ganzen
Angelegenheit,
stellte er sich so nah vor die Flammen wie es erträglich war,
und sank dann auf ein Knie. Seine Augen schlossen sich einen Moment,
und als er sich wieder aufrichtete und einen Schritt zurück
trat,
blieb an der Stelle,
wo er eben noch gekniet hatte,
ein besinnungsloser Lupin liegen. Der dürre Körper des
Werwolfs war in einer Fötushaltung zusammengerollt,
und Severus beobachtete,
wie Eiskristalle,
die in seinen Haaren,
Augenbrauen und Wimpern hingen,
in der Wärme des Feuers schmolzen. Schließlich begann der
starre Leib zu zittern als er nach und nach aufwärmte,
und Severus wusste, dass sich der Werwolf erholen würde. Den
Mantel des Dritten Volks für diesen Zweck zu verwenden, war
nicht ungefährlich, aber eine Alternative zum Eisigen Schlaf war
ihm in den paar Sekunden nicht eingefallen.
Werwölfe
waren zäh, aber das mussten sie auch sein,
bei den Schwierigkeiten,
die das Leben in ihren Weg warf,
und so hatte die Evolution Geschöpfe hervor gebracht,
die in der Lage waren auch außergewöhnliche Belastungen zu
überstehen. Diejenigen,
die dies in der Vergangenheit nicht konnten, hatten nicht lange genug
überlebt um Nachfahren zu zeugen.
Sie
waren aus dem genetischen Pool verschwunden. Das Ergebnis dieser
Jahrhunderte langen, selektiven Auswahl murmelte Zusammenhangloses
zu Severus Füßen und drehte sich mit dem Rücken zum
Feuer, von
dem es mit erschöpften
Augen zu ihm hoch blinzelte.
"Severus."
"Lupin."
Der
Bernsteinblick löste sich von ihm und huschte durch den so
vertrauten Raum, kehrte dann zu Snape zurück. "Danke. Du
hast mir womöglich das Leben gerettet."
Severus
antwortete nur mit einem einmaligen Nicken.
Er mochte den Werwolf nicht sonderlich, aber ihn Jägern mit dem Hunger nach Blut zu überlassen kam auch nicht in Frage. Lider mit überraschend langen Wimpern senkten sich über braun-gelbe Iriden, und Remus rieb seinen Kopf gegen den Boden, auf der Suche nach einer bequemeren Haltung. Ein Kissen traf ihn ohne großen Schwung an der Brust, und er bettete seinen todmüden Kopf darauf. Schritte deuteten an, dass Snape das Zimmer verließ, und Remus erlaubte sich ein leises Lächeln, ehe er mit einem erneuten „Danke" vor dem Kamin einschlief.
Ende
