Nebel lag wie ein Leichentuch über den totenstillen Hügeln von New Caprica. Nur der Wind rauschte in den Wipfeln der nahen Bäume und zerschnitt dann und wann die Stille wie ein Messer das Fleisch des Feindes zertrennt. Regentropfen verursachten dumpfe Geräusche, als sie auf dem ohnehin aufgeweichten Boden trafen und explosionsartig zerspritzten. Es regnete nun schon seit Tagen, die Priesterinnen bezeichneten den Regen als kalte Tränen der Götter, doch Abby wusste es besser.
Es gab keine Götter mehr.
Nicht hier.
Ihre Kleidung war völlig durchnässt und klebte an ihr wie eine zweite, eiskalte Haut, die jeden Millimeter ihres Körpers vor Kälte schmerzen ließ. Alles war voller Schlamm, der noch kälter war, als der Regen und mit diesem vermischt eine krankbringende Mischung ergab. Sie fror. Sie hatte Schmerzen. Sie lebte noch.
Nichts regte sich in der Umgebung, während sie Ausschau hielt und in ihrem Schützengraben lag, umzingelt von Tod und Fäulnis. Seit Tagen lag sie hier. Wartete. Auf einen Befehl, auf irgend etwas, das ihr bedeutet hätte, dass sie den Schützengraben verlassen konnte. Natürlich hätte sie einfach gehen können, einfach den Weg über die rauchenden Hügel nehmen können, auf dem noch vor Tagen eine Todbringende Schlacht getobt hatte, doch wenn sie in die gebrochenen, blutigen Augen des Mannes sah, der mit ihr den Graben geteilt hatte, harrte sie weiter aus. Abby wollte nicht sterben. Nicht so.
Niemand würde jemals in diesen Wald zurückkehren, um die Leichen zu bergen, zu gefährlich wäre diese Mission, denn das Gebiet war besetzt von Centurions. All diese Menschen, ihre Freunde, würden in Vergessenheit geraten, sie würden als namenlose Fotos an der Gedächtniswand enden, niemand würde je Rosen auf ihr Grab legen oder wirklich um sie trauern. So wollte Abby nicht enden, sie wollte zurück nach News Caprica City gelangen, ihre Stiefgeschwister wieder finden und einfach leben. Vor Monaten hatte sie sich dem Widerstand angeschlossen, um für die Freiheit und das Übeleben der Menschheit zu kämpfen, doch was sie erreicht hatten, war das genaue Gegenteil. Durch ihre Aktionen wurden die Menschen in den Straßen von New Caprica City nur noch mehr bewacht, dauernd verschwanden Frauen vom Angesicht des Planeten, die vermutlich irgendwo in den Mutterschiffen der Zylonen aufwachten und als Brutmaschinen in deren perversen Plan dienen mussten.
Von all ihren Idealen, mit denen sie losgezogen waren, um für sie zu kämpfen, war nur noch eines übrig geblieben.
Sie wollten überleben.
Mit steifen Fingern umklammerte Abby den Griff ihrer Waffe und das einzig intakte Funkgerät, was ihr noch geblieben war. Zumindest hoffte sie, dass es noch intakt war. „Die haben mich vergessen", flüsterte sie frustriert und rutschte zurück auf den Boden des Erdlochs. Ihre Waffe war vermutlich längst funktionsunfähig, die Munition bestimmt längst aufgeweicht. Sie hatte nichts mehr, keine Waffe, keine Verbindung zur Außenwelt, keine lebenden Menschen mehr in ihrer Umgebung und vor allem hatte sie keine Kraft mehr, weiter zu machen.
Ihre Augen fielen zu, seit Tagen hatte sie sich wach gehalten, um nicht im Schlaf getötet zu werden, doch sie wusste selbst, wie verrückt diese Angst war, die Zylonen hatten sich längst zurück gezogen mit der Sicherheit, dass jeder Widerstandskämpfer um Umkreis von 10 Meilen tot war. Doch sie hatte überlebt. Als einzige.
Abby wusste nicht, ob das unter die Gnade der Götter fiel, oder ob die Götter sie nur quälten, sie in dem Glauben ließen, sicher zu sein, um sie letztendlich doch zu töten.
Plötzlich, völlig unvermittelt, hörte sie Geräusche. Geräusche, wie von Motoren, die immer näher zu kommen schienen. Ängstlich kletterte Abby wieder höher, um über den Rand des Grabens blicken zu können, bereit, die nun kommenden Zylonen zu töten, egal wie. Doch fuhren Zylonen Auto? Sie bezweifelte es, dennoch war sie auf der Hut.
Ein Treck von Geländewagen schob sich wie eine schwarze Schlange grazil über den aufgeweichten Boden, Soldaten des Widerstandes standen auf den Ladeflächen und hielten Ausschau nach ihren Kameraden. So schnell sie konnte, krabbelte Abby aus dem Loch, wobei ihre schweren Stiefel immer wieder auf dem fast flüssigen Boden abrutschten und sie wieder zurück glitt, letztendlich jedoch flach auf dem Boden lag, erschöpft, jedoch erleichtert, denn die Wagen kamen auf sie zu. „Dort drüben", hörte sie ein bekannte Stimme brüllen und erkannte einen ihrer Freunde, Aaron Fitzgerald, der auf der Ladefläche eines Geländewagens stand und ihr winkte. Völlig am Ende, doch angetrieben durch den Adrenalinstoß der Freude, kämpfte Abby sich hoch und ließ sich von ihm auf die Ladefläche ziehen. „Abby, ich dachte dich hätte es erwischt!!", rief Aaron ihr übern den Lärm der Motoren hinweg zu und umarmte sie. „Keine Angst, mich bekommt man nicht so schnell tot", keuchte Abby, erleichtert, ihren besten Freund lebend wieder zu sehen. All die Tage, in denen sie gekämpft hatten, hatte sie Angst gehabt, ihre Familie zu verlieren, das, was von ihrer Familie noch übrig war. Ihre Stiefgeschwister, ihre Freunde. Doch Aaron gesund zu sehen, erfüllte ihren ausgelaugten Körper wieder mit Kraft, sodass sie sich auf dem schaukelnden Auto aufrecht hinsetzte und die Waffe, an die sie sich so viele Tage geklammert hatte, auf den Boden neben sich legte. Sie musterte ihren Freund, der ebenso ausgezehrt wirkte, wie sie selbst, jedoch ein strahlendes Lächeln auf dem Gesicht trug, ausgelöst durch ihre Rückkehr. „Die anderen sind tot", rief sie ihm zu und deutete auf die Gräben, aus denen nie wieder ein Laut dringen würde. Aaron nickte ihr traurig zu. „Wir fahren nach New Caprica City, vier der Wagen werden hier bleiben und die Leichen wenigstens etwas angemessen bestatten", gab er laut zurück und sah ihr in die Augen, als suche er darin nach etwas. Nach der Abby, die sie einmal gewesen war.
Dieser Krieg hatte sie alle verändert, nicht immer zum positiven. Abby fühlte sich kalt und leer im Inneren, nicht viel regte Gefühle in ihr, nicht einmal der Tod von so vielen Kameraden. Sie waren nur viele unter tausenden, irgendwann stumpfte man ab. Ihre Hand fuhr in ihre Jackentasche, in der sie mit den Fingerspitzen kaltes Metall ertastete. Unauffällig spielte sie mit der Kette, ließ die Plaketten hin und her gleiten, ohne einen Grund. Sie hatte Jaden, dem jungen Mann in ihrem Graben versprechen müssen, seine Plaketten zu seiner Frau und seinem drei Wochen alten Sohn zu bringen und ihnen zu sagen, dass er sie geliebt hatte. Abby war sich nicht sicher, ob sie so etwas konnte. Mit der eigenen Trauer fertig zu werden, war eine Sache, doch auf die Trauer eines anderen Menschen zu treffen und auf diese reagieren zu müssen, beängstigte sie. Noch nie hatte sie tiefere menschliche Gefühlsregungen verstehen, geschweige denn nachvollziehen können. In ihrem Leben hatte es nie viel Platz für Liebe, Glaube, Trauer oder Angst gegeben, denn die meiste Zeit war sie ohnehin alleine gewesen. Doch - als sie noch jünger gewesen war, hatte sie Angst gekannt. Angst vor ihrem Vater, der die Familie tyrannisierte, doch mit den Jahren hatte sie sich abgeschottet und ihn einfach gehasst, sodass ihr seine Erniedrigungen nichts mehr aus machten.
Während der Wagen durch das unsichere Gelände raste, betrachtete Abby die vorbeischnellende Landschaft. Noch immer lag der Nebel über den Wiesen wie ein Schleier, der die Gräuel nur erahnen ließ. Hier und da sah sie in der Ferne einen toten Körper, eingeschlossen in das Purpur des aus ihm geflossenen Lebens. Es war entsetzlich friedlich, die Ruhe, der Nebel, alles machte den Anschein als sei sie gefangen in einem Kriegsfilm, doch dies war die Realität, sie hatte das Schlachten miterlebt und trotzdem konnte sie den Blick nicht von den Hügeln wenden, wenn sie auch nach nichts mehr verlangte, als die Augen zu schließen und zu vergessen.
Als die Straßen mit den Zeltbauten von New Caprica City dann jedoch in der Ferne auftauchten, verspürte Abby so etwas wie Freude in sich aufsteigen. Sie war gerettet, sie war wieder zu Hause.
In den Straßen drängten sich bereits hunderte Menschen, die die Rückkehrer begrüßen oder einfach nur gaffen wollten. Der Wagen kam vor ihnen zum Stillstand und als Abbys Beine den Boden berührten, gaben sie gleich unter ihr nach. „Hoppla", murmelte sie, als Aaron sie gekonnt auffing und ihm ein Mann zur Hilfe eilte, den sie unter dem Namen Samuel Anders kannte, denn auch er war im Widerstand. „Hey kleine Lady, nicht so stürmisch", scherzte er und legte seinen Arm um ihre Hüfte, um sie zu stützen. „Tut mir leid", murmelte Abby, war aber froh, das die Beiden ihr halfen, denn ihre Beine waren nach der langen Anspruchslosigkeit mehr als wackelig, zudem kam die Kälte und ihre wahrscheinlich bald einsetzende Lungenentzündung von all dem Regen, der in den letzten zwei Wochen auf sie hernieder geprasselt war.
Man brachte Abby in eines der Zelte, in dem Dr. Cottle sein ‚Reich' aufgebaut hatte, das provisorische Lazarett. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund traute Abby dem alten Mann nicht über den Weg, denn er machte auf sie den unhygienischen Anschein eines Metzgers, verstärkt durch seinen ständigen Konsum an Zigarren, die er unentwegt im Mundwinkel trug. Er bewies den Männern, Abby auf einer der freien Liegen abzusetzen und widmete sich dann wieder einem anderen Patienten mit offensichtlichen Brandverletzungen.
„Meinst du, du kommst klar Abs? Dann helfe ich den Jungs ausladen, sie haben ein paar der...Leichen mitgenommen, Freunde, die wir bestatten wollen", sagte Aaron leise und wartete, bis Abby nickte. Ihr war es lieber, wenn er ging. Sie wollte keine Menschen um sich haben, schon gar niemanden, der sie mit Mitleid überschüttete. Trotzdem wusste sie, dass er bald wieder an ihrer Seite sein würde und dann hätten sie Zeit, über das Geschehene zu reden. Dann wäre sie bereit.
Dr. Cottle brauchte fast eine halbe Stunde, um endlich vor Abbys Liege zu treten, die in dieser Zeit mehrmals beinahe eingeschlafen war, sie jedoch immer wieder selbst wach gerüttelt hatte, etwas, was sie in den Gräben gelernt hatte. Gerade, als er den Mund aufmachen wollte, wurde die Plane des Zeltes zurück geworfen und sie trat ein. Überschäumend von Leben, erfüllte sie sogleich den ganzen Raum mit ihrer Präsenz, als ihr Blick flüchtig über die Kranken glitt und schließlich auf Abby haften blieb. Ein aufmunterndes Lächeln umspielte ihre perfekten Lippen, doch Abby senkte nur scheu den Blick aus Angst, durch die Röte in ihrem Gesicht verraten zu werden, doch wie töricht war dies, denn sie wusste nichts von Abbys Existenz, oder zumindest hätte sie Abby nie hier vermutet, nicht auf New Caprica, nicht im Widerstand.
„Was kann ich für sie tun, Captain Thrace", grummelte Cottle, der in Kara seine am wenigsten gemochte Patientin sah, da sie nichts als Komplikationen durch ihren Stursinn verursachte. „Ich brauche neues Antibiotikum für Sam und frische Verbände für Laura Roslin", trug Kara ihr Anliegen vor und grinste Cottle breit an, der die Augen verdrehte und im hinteren Teil des Zeltes verschwand. Abby wurde mulmig zumute, denn nun war sie mit ihr alleine. „Abby Moore, richtig?", fragte Kara und sah das Mädchen von höchstens 20 Jahren offen und freundlich an. Diese nickte verschüchtert, unfähig etwas zu sagen. So nah war sie Kara noch nie gewesen und doch hatte sie sich so lange danach gesehnt, dass ihre der Moment nun nicht besonders genug erschien. Kara schien nichts von ihrer Unsicherheit zu bemerken, denn sie redete weiter. „Sam hat mir von dir erzählt, von deinen Aktivitäten im… du weißt schon. Du hast ihn durch deine Schusssicherheit beeindruckt, er nennt dich immer kleine Scharfschützin. Außerdem bist du die Freundin von Laura Roslins Neffen, das macht dich zu einer Berühmtheit", scherzte sie und zwinkerte Abby zu, nicht im Klaren darüber, weshalb diese einen so verstörten Eindruck machte. Für einen Moment herrschte Stille zwischen den Beiden, dann raffte sich Abby dazu auf, etwas zu erwidern. „Mrs. Roslin ist sicher froh, ihren Neffen gesund wieder gefunden zu haben, wenngleich ihre Schwester leider bei den Anschlägen gestorben ist", bemerkte sie und hätte am liebsten die Augen darüber verdreht, wie dumm ihr Beitrag zur Konversion war. Kara lächelte sie jedoch fröhlich an. „Ja, Laura ist wirklich glücklich darüber, Aaron bei sich zu haben, so fröhlich habe ich sie selten gesehen…vielleicht auch noch nie. Trotzdem – ihr habt schwere Verluste erlitten, außer dir haben nur 4 weitere Soldaten überlebt, ein schlechter Schnitt, wenn man bedenkt, dass fast 100 ausgezogen sind!"
Abby nickte und wollte etwas bestätigendes sagen, doch Cottle kam zurück und überreichte ihr die gewünschten Utensilien. „So, nun raus hier!", brummte er und gestikulierte in Richtung des Ausgangs. Kara streckte ihm kindisch die Zunge raus und verließ das Zelt, nicht ohne Abby zum Abschied kurz zu zu nicken. Diese errötete erneut und bemerkte nicht einmal, dass Cottle sie angesprochen hatte. Erst als er sie auf die Schulter tippte, fuhr sie erschrocken zusammen und starrte ihn an. „Ich bin umgeben von Fantasten! Ich habe sie gefragt, was ihnen fehlt!", motze er und schüttelte den Kopf, während er in seiner Kitteltasche nach einem Ersatz für seine beinahe herunter gebrannte Zigarre suchte. „Mir fehlt nichts, ich brauche nur Schlaf", stieß Abby hastig hervor und senkte erneut den Blick, denn sie fühlte sich nicht wohl, wenn ihr zu viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Etwas, das ihr Vater immer an ihr bemängelt hatte, denn nach seinem perfekten Bild von ihr, hätte sie in seine Fußstapfen treten und Pianistin werden müssen. Sicher, die Veranlagung und das Talent dazu hatte sie gehabt, denn sie lebte Musik mit jeder Faser ihres Körpers, doch fühlte sie sich im Rampenlicht als müsse sie sterben. Die bohrenden Blicke der Zuschauer hatten sie getroffen wie Lanzenhiebe, sodass sie bei ihrem ersten Konzert direkt versagt hatte und danach nie wieder auf eine Bühne getreten war. Für ihren Vater endete an diesem Abend seine Liebe für sie.
Cottle musterte sie kritisch, scheinbar nicht einverstanden mit ihrer Ausführung, zückte dann ein alt wirkendes Stethoskop und bat sie wirsch ihre nassen Kleider abzulegen. Eine Zeit lang horchte er ihr Herz und die Lungen ab, warf ihr dann eine Packung Tabletten in den Schoß und rief bereits im Weggehen: „Jeden Morgen und Abend eine, sonst wird die Lungenentzündung schlimmer! Wenn es keine Komplikationen gibt, sehen wir uns in einer Woche, bis dahin halten sie sich gefälligst trocken und warm!" Damit verließ er sie und behandelte den Mann mit den schweren Verbrennungen weiter, der vor Schmerz stöhnend auf seinem Feldbett lag. Abby hüpfte von der Liege hinunter, unsicher, ob ihre Beine sie tragen würden, sodass ihre ersten Schritte vorsichtig ausfielen, doch schließlich beflügelt durch ihre neu gewonnene Stabilität.
Außerhalb des Zeltes sah sie die Menschen immer noch versammelt, trauernd standen sie vor den abgeladenen Leichen und schienen fassungslos angesichts solcher Gräuel. Abby entschied, in die entgegengesetzte Richtung zu gehen und das Zelt zu suchen, das sie mit ihrer Stiefschwester Denosh und ihrem Bruder Caleb bewohnte. ‚Hoffentlich geht es ihnen gut', dachte sie, während sie dem matschigen Straßenverlauf folgte und schließlich rechts abbog, in eine der ‚Seitenstraßen', in dem ihr Zelt gelegen war. „Abby!!!!", hörte sie sogleich Calebs kindliche Stimme rufen und sogleich war der Kleine um ihren Hals gefallen. Seit sie Mutter und Vater auf Libra verloren hatten, hing der sechsjährige sehr an Abby, sie ersetzte beide für ihn so gut es nur ging. Vermutlich vermisste Caleb sein Kindermädchen Celia mehr als seine Mutter, denn mit ihr hatte er weitaus mehr Zeit verbracht, doch fragte er neuerdings auch des Öfteren nach Geschichten über seine Mutter. Abby hatte diesbezüglich leider nicht viel zu erzählen, da sie erst nach dem Tod ihrer eigenen Mutter in das Haus von Dreilide und Alyssa gezogen war, zu ihrem Vater und seiner neuen, nun dritten Frau, die die mittlerweile 16 jährige Denosh mit in die Ehe gebracht hatte. Das war nun 8 Jahre her und Abby konnte nicht behaupten, auch nur einen in diesem Haushalt gemocht zu haben, Denosh eingeschlossen, denn sie war ein herrschsüchtiges Weibsbild, das Abby abgrundtief verachtete. Auch jetzt trat sie nur stumm aus dem Zelt und nickte der älteren Schwester zu, verschwand dann jedoch wieder und ließ Abby mit Caleb alleine. Denosh hatte bei der Ansiedlung auf New Caprica auf ein eigenes Zelt bestanden, während Abby sich nebenan eines mit Caleb geteilt hatte.
„Ich habe dich so vermisst, Denosh hat immer gesagt, dass du nicht mehr wieder kommst, ich hatte wirklich Angst um dich!", plapperte der Kleine drauf los, während er seine dünnen Ärmchen um Abbys Hals klammerte, die unter seinem geringen Gewicht beinahe zusammen brach. Wie ein rettender Engel kam Laura Roslin aber plötzlich aus dem Schulzelt und winkte ihr zu. „Caleb, der Unterricht beginnt gleich!", rief sie dem Jungen mahnend zu, der sofort von Abby abließ und ins Schulzelt lief, während seine Lehrerin zu Abby hinüber ging und diese umarmte. „Wir hatten nicht mehr mit dir gerechnet, nachdem die Meldung kam, alle seien tot. Doch Aaron wollte das nicht glauben und hat die Rettungsaktion ins Leben gerufen, wie wir sehen auch mit Recht. Es ist schön, dich lebend wieder zu sehen. Aber du brauchst dringend Ruhe, ich werde Caleb den Tag über beschäftigen", versprach sie und entließ Abby in ihr Zelt. Dort ließ diese sich auf ihr Feldbett fallen und sank zurück. Ihr Verstand riet ihr, sich der nassen Kleider zu entledigen, doch die Müdigkeit übermannte sie und so war sie schon bald in einen tiefen, jedoch sehr unruhigen Schlaf gefallen.
