MIDNIGHT SANCTUARY / Einleitung Rabenfrau

(Melanie Martinez - Toxic)

Schwitzende Körper drängten in der Dunkelheit aneinander, drängten zum Rand der Bühne, wie die Motte vom Licht angezogen, nur um einen Blick zu erhaschen. Die Hitze in dem beengten Raum machte Erskine Ravel zu schaffen, als er wie alle anderen weiter nach vorne vordrang, bezaubert von dieser Stimme. Er war nicht zum ersten Mal in diesem zwielichtigen Club am Stadtrand. Meist traf er sich hier mit anderen Club Besitzern zum Pokern, aber heute Abend würde es wohl nicht dazu kommen. Rauchschwaden waberten durch den stickigen Raum, zogen Kreise über den Köpfen und drängten durch jeden Spalt. Er hatte eine Lücke links in der Menge entdeckt und stürzte auf die Bühne zu. Er stieß gegen einige männliche Gäste, die missmutig grunzten, sich dann aber wieder der Bühne zuwandten. Und da oben war sie, das Wesen mit der verführerischsten Stimme die Erskine jemals gehört hatte. Sie saß auf einem Barhocker, leicht in Richtung des Mikrofons gelehnt. Ihr rabenschwarzes Haar fiel ihr in dicken, schweren Locken auf den Rücken, ihr Gesicht konnte er aus der Perspektive nicht ausmachen. Sie trug ein hautenges blutrotes Kleid, das ihre Kurven umschmeichelte. Er verlor beinahe den Verstand bei ihrem Anblick. Da drehte sie den Kopf in seine Richtung. Große dunkle Augen sahen ihn an und schlossen sich, als sie die hohen Töne erreichte, ihre roten Lippen streiften das Mikrofon. Sie war ungewöhnlich schön, wie eine Göttin sah sie aus, als sie da auf der ramponierten Bühne saß und sich die Seele aus dem Leib sang. Erskine würde sie dazu bringen für ihn in seinem Club zu singen, möge es kosten was es wolle.