Es war ein
typischer Sommerabend im Ligusterweg 4. Die Familie, die hier wohnte,
aß gerade Abendbrot und unterhielt sich über den
Tag.
Diese Familie sind die Dursleys, von denen man denken würde,
dass sie eine ganz gewöhnliche Familie sind. Aber was heißt
schon normal. Bei den Dursleys lebte noch ein Mensch, ein Junge von
fast siebzehn Jahren. Dieser Junge, Harry Potter, war das Gegenteil
der Dursleys, er war in keinster Weise normal, denn er war ein
Zauberer und hatte die letzten sechs Jahre die Hogwarts-Zauberschule
für Hexerei und Zauberei besucht.
Harry wurde dieser Tage
kaum außerhalb seines Zimmers gesehen, selbst zu den Mahlzeiten
kam er nur noch selten. Er saß die meiste Zeit in seinem Zimmer
und dachte über die Geschehnisse der letzten Wochen und Monate
nach. So war es auch an diesem Abend.
Wiedereinmal las Harry den
Bericht im Tagespropheten mit der großen Überschrift:
Albus Dumbledore ist ermordet worden
Im Propheten wurde
alles über Dumbledores Tod berichtet und auf seinen Mörder
Severus Snape wurde laut des Artikels ein Kopfgeld von einer
Millionen Galleonen ausgesetzt - tot oder lebendig.
Harry hatte
den Mord noch genau vor Augen und spürte immer noch die
schmerzenden Gefühle, die er damit verband.
Als er so auf
seinem Bett saß, hörte er auf einmal ein Klopfen an seinem
Fenster.
Er blickte auf und sah Hedwig, seine Schneeeule. Er war
sehr froh sie zu sehen, denn im Gegensatz zu den Dursleys war sie ein
Wesen, mit dem er seine Sorgen teilen konnte.
In den vergangenen
Wochen hatte er sehr viel mit Hedwig geredet, was ihm sehr gut tat,
denn so hatte er die Möglichkeit sich seine Probleme von der
Seele zu reden ohne unterbrochen zu werden, denn Hedwig konnte eine
sehr gute Zuhörerin sein, wenn sie wollte.
Er sprach über
seine Gedanken zu Dumbledores Tod, seinen abgrundtiefen Hass auf
seinen früheren Zaubertränke- beziehungsweise im letzten
Jahr VgddK-Lehrer Snape, seine Sorgen wegen der Suche nach den
Horkruxen und vor allem über Ginny Weasley.
Er hatte zwar am
Ende des letzten Schuljahres seine Beziehung mit ihr beendet, weil er
sie nicht in Gefahr bringen wollte, aber er konnte sie nicht
vergessen. In jedem seiner Träume, die nicht von Dumbledores Tod
überschattet wurden, träumte er von ihrer wunderschönen
Erscheinung.
Er hatte keine Ahnung, was er dagegen machen konnte
und hoffte, dass er die Horkruxe schnell finden würde um dann
Voldemort gegenüberzutreten. Falls er diesen Kampf siegreich
überleben würde, würde er sofort zu Ginny
zurückkehren, falls sie bis dahin nicht schon einen anderen
Freund haben sollte - ein stechender Schmerz ging ihm immer, wenn er
diese Möglichkeit in Betracht zog, durch sein Herz.
Als er
Hedwig hereinließ, war er sehr erfreut, da sie zwei Tage lang
weg war und er es doch vermisste jemanden zum Reden im Zimmer zu
haben. Er entdeckte einen Brief an ihrem Bein und erkannte, dass
dieser in der Handschrift seiner besten Freundin Hermine geschrieben
war.
Hallo Harry,
Ich wollte dir schon länger
schreiben, aber leider hat sich erst heute die Möglichkeit
ergeben, da Hedwig vorbei kam, worüber ich sehr froh war. Ich
hoffe dir geht es gut und du kannst auch zu Bill und Fleurs Hochzeit
am Sonntag kommen. Ich werde ab Freitag im Fuchsbau sein. Ich hoffe
du wirst auch kommen und dort können wir auch die H.-Sache
genauer planen.
Bis dann,
Hermine.
Als
Harry den Brief las, überlegte er, ob er zur Hochzeit gehen
sollte, aber da er alleine wohl kaum eine Chance hätte die
Horkruxe zu finden, entschied er sich hinzugehen um das ganze mit Ron
und Hermine genauer zu planen. Er war auch froh darüber, dass
sie die Verschlüsselung nicht vergessen hatte, denn er hatte
sich mit ihr und Ron darauf geeinigt in den Briefen, anstatt
Horkrux-Suche nur H.-Sache zu schreiben, falls ein Todesser die
Briefe abfangen sollte.
Da übermorgen am Donnerstag sein
Geburtstag sein würde, würde er auch an diesem abreisen,
weil er dann in der Zauberwelt als volljährig gilt und auch
außerhalb von Hogwarts zaubern darf.
Der folgende Tag
verging für Harry mit gemischten Gefühlen, denn er wusste
es wäre sein letzter Tag mit den Dursleys, bei denen er leben
musste, weil Voldemort seine Eltern umbrachte.
Er ging ein letztes
Mal durch die Straßen in denen er aufwuchs und besuchte Mrs.
Figg, die eine Squib war. Mit ihr unterhielt er sich darüber,
dass er morgen abreisen würde und vorerst bei den Weasleys leben
würde.
Am Abend packte er seine Sachen, ging er ein letztes
Mal in dieses Bett, dass ihm die letzten Jahre gehörte.
Als
er am Morgen des 31. Juli 1997 aufstand, wunderte es ihn nicht, dass
er keine Geburtstagsgrüße per Eule erhielt, weil er Hedwig
bereits zu Ron geschickt hatte um ihn zu benachrichtigen, wann er
vorhatte zu kommen - er nahm an Ron hatte Hermine, Hagrid und die
Mitglieder des Ordens benachrichtigt, dass es unnütz wäre
extra die Geschenke in den Ligusterweg zu schicken, da Harry bereits
vormittags zum Fuchsbau reisen würde.
Er zog sich frische
Sachen an, schickte den gepackten Koffer, sowie Hedwigs Käfig
und seinen Feuerblitz magisch in den Fuchsbau und ging dann hinunter
in die Küche um sich von den Dursleys zu verabschieden.
„Guten
Morgen", sagte er, als er die Küche betrat, erhielt aber nur
ein kurzes Nicken als Antwort.
Er überlegte, wie er sich am
besten verabschieden sollte.
„Ähm... Tante Petunia, Onkel
Vernon, Dudley?"
„Was ist?", grunzte Onkel Vernon.
„Ich
wollte mich von euch verabschieden und euch sagen, dass ich jetzt
gehe."
„Gut, das hast du jetzt getan, also hau ab, dann haben
wir endlich unsere Ruhe vor dir und dem ganzen Hokuspokus."
„OK...
Dann tschüss."
Mit diesen Worten verließ er die Küche
und ging noch einmal in sein Zimmer. Er überprüfte, ob er
nichts vergessen hatte einzupacken, denn er hatte keine Lust noch mal
hierher zukommen. Als er sicher war, das nichts mehr da war, das er
benötigte, machte er sich zum disapparieren bereit. Er war froh,
dass das Ministerium ein neues Gesetz verabschiedet hatte, das es
erlaubte, selbst ohne bestandene Prüfung zu apparieren, wenn man
sich das zutraute. Aber man musste dabei besonders vorsichtig sein,
denn wenn man sich zersplinterte, waren die Strafen, die man zu
zahlen hatte jetzt doppelt so hoch wie vorher.
Harry wusste aber,
dass er das Apparieren beherrscht und konzentrierte sich auf die
Dreierregel.
Fünf Sekunden stand er konzentriert da, dann war
er verschwunden.
