-Uno-
Ginny stieß einen leichten Seufzer aus, als sie spürte, wie die Kälte ihren Körper traf, und gleich danach spürte sie leichte Kopfschmerzen. Die Übelkeit platzierte sich in ihren Magen, so, als hätte ihr ganzer Körper plötzlich beschlossen, nicht wieder einschlafen zu dürfen. Sie murmelte ein paar unverständliche Sachen, während sie versuchte, sich in Ruhe erholen zu können, aber es war einfach unmöglich. Da war etwas... anders... irgendwas war einfach nicht richtig... etwas fremdartiges lag auf dem Bett.
Widerstrebend öffnete sie die Augen, um zu sehen, was sie störte.
Was sie sah, rüttelte sie wach.
Ein paar silbergraue Augen glänzten belustigt neben ihr.
"Guten Morgen, Weasley." Die Stimme kam von einem jungen blonden Mann, der ihr amüsiert zulächelte.
Sie sprang beim Anblick auf, was seine Belustigung steigerte.
Sie schloss die Augen fest zu: Sie musste versuchen, die Ruhe zu bewahren.
Ruhe?! Die Ruhe bewahren?! Es war Draco Malfoy! ... auf dem Bett!... und sie... mit ihr...
Sie atmete tief ein und ließ sich auf die Kissen fallen. Sie musste sich klar machen, was zum Teufel los war.
In der vorigen Nacht war sie auf einer Party gewesen. Die Party... Harrys Hochzeitsparty - ihr Antlitz verdunkelte sich wieder einmal beim Gedanken daran-... jemand hatte ihr ein Butterbier gereicht...
Und dann hatte sie noch ein Glas getrunken... und noch eins...
Und dann war sie auf irgendeinen Muggelschnaps umgestiegen...
Und zwar nicht bloß 'irgendeinen'...
Und...
Sie stieß noch einen Seufzer aus und vergrub das Gesicht in den Laken.
Sie wusste nicht, was schlimmer war: Die grässlichen Kopfschmerzen, die sie hatte, oder der Gedanke daran, dass Harry verheiratet war.
Oder die Tatsache, dass sie nackt auf einem Bett lag, mit einem Malfoy, und sie sich nicht daran erinnern konnte, was sie beide in der Nacht getan hatten.
Als wäre es nicht offensichtlich genug.
Sie setzte sich auf dem Bett auf und hielt sich das Laken gegen die Brust. Sie atmete ein paar mal tief ein, bevor sie trocken sprach.
„Guten Morgen, Malfoy"" Ihre Stimme hätte nicht resignierter klingeln können.
Sie schaute sich um. Ihre und seine Klamotten lagen überall im Zimmer herum.
Ihre Wangen erröteten sich in Sekundenschnelle, ohne sich vorstellen zu wollen, warum sie ihre Sachen einfach irgendwo hingeworfen hatten.
„Was macht der Kater?" Seine Stimme hatte eine Spur von aufrechter Besorgnis. Er schien zu beunruhigt, um seine arrogante Seite zu zeigen, wie es eigentlich üblich war.
„Mir tut der Kopf ein wenig weh... aber es ist nichts." Ihre eigene Stimme klang immer noch resigniert, diesmal jedoch anständiger.
„Glaub mir, in ein paar Minuten wird es nicht bloß 'Nichts' sein." Er sprach eher zu sich selbst als zu ihr. Er rieb sich die Schläfe und runzelte die Stirn.
„Seit wann bist du wach?"
„Ich war schon ziemlich früh wach." Er machte eine erschöpfte Geste mit den Augen. „Es ist einfach unmöglich, dich aufzuwecken, wusstest du das, Weasley?"
„Hast du es etwa versucht?" Sie musste lächeln, als sie ihn erröten sah.
„Ja... naja, es ist nur...", er stolperte über seine eigenen Worte und schüttelte frustriert den Kopf, „Denk, was auch immer du willst, aber ich bin, ähm... so was nicht gewohnt."
„Glaubst du ich etwa?"
Die Kopfschmerzen steigerten sich plötzlich und die Übelkeit erschien erneut. Sie streckte ihren Arm aus, nahm die Decke zu sich, die auf dem Boden lag, wickelte sich darin ein und stieg aus dem Bett.
Sie fühlte, wie ihre Wangen stark rot wurden, während sie ihre Sachen vom Boden aufsammelte. Die ganze Zeit über war sein Blick auf sie gerichtet.
„Wo ist das Bad, Malfoy?"
„Gleich links", sagte er überrumpelt, „und nenn mich doch Draco, Weasley."
„Ginevra, Draco", berichtigte sie ihn, „Ich heiße Ginevra", beendete sie den Satz, als sie aus dem Zimmer mit ihren Klamotten ging, während sie versuchte, sich die Tatsache aus dem Kopf zu schlagen, dass sie ein Zimmer und ein Bett mit einem blonden Mann mit grauen Augen, schönem Rücken, wunderbaren Schultern geteilt hatt-...
Sie schüttelte den Kopf.
Wo kam das alles auf einmal her?
Sie ging in das Badezimmer rein und überlegte, zu duschen, ließ es aber, als sie sich an etwas erinnerte. Oder an jemanden.
Oder an einige.
„Oh, Gott... Ron wird mich umbringen... und Fred... und George...", sie zog ihre Unterwäsche schnell an.
Danach zog sie sich ihren Festumhang über.
Es war der gleiche, mit dem sie zur Party gegangen war... dunkelgrün mit ein paar noch dunkleren Verzierungen an den Ärmeln. Alles, damit Harry sie wenigstens ein letztes Mal ansah...
Beim Gedanken daran, dass er verheiratet war, fühlte sie sich noch kränker.
Sie dachte, sich wieder übergeben zu müssen, allerdings ging die Übelkeit so schnell wieder, wie sie gekommen war.
Als sie aus dem Badezimmer raus ging, sah sie, dass Malfoy jetzt auch aufgestanden war, nur mit einem Laken bedeckt. Er schien immer noch amüsiert.
Nun wünschte sie sich, nie auf der Party gewesen zu sein.
Diese Situation wurde immer unangenehmer… Obwohl ihr der Anblick, den er ihr nun gebot, nicht wirklich 'unangenehm' war...
Hör jetzt damit auf!, ermahnte sie sich selbst.
„Draco...", fing sie an zu reden, „lass uns doch alles vergessen und so tun, als wäre das nicht passiert...", sagte sie hoffnungsvoll.
Sein Lächeln wurde bei ihren Worten sanfter. „Ist das nicht mein Satz?" er lächelte und reichte ihr etwas, das sie als ihren Zauberstab erkannte.
„Ja, danke", sie errötete und nahm den Zauberstab in der Hand, während er ins Bad ging. „Bis dann."
„Bis dann...", sagte er, „und versuch das nächste Mal, keinen Muggelalkohol zu trinken."
„Es wird kein nächstes Mal geben", sagte sie und ging die Treppe herunter.
„Was auch immer..." sagte er und lachte.
Sie ging aus dem Haus und versuchte, nicht mehr an die vorigen Nacht zu denken, während sie auf dem Innenhof des Fuchsbaus apparierte, wissend, was nun auf sie kam...
3..
2..
1..
„GINNY WEASLEY!!"
