Sie starrte nun schon seit Stunden ihre Zimmerdecke an und wälzte sich im Bett herum. So wie es aussah würde sich das diese Nacht auch nicht mehr ändern. Natürlich war sie es schon gewohnt. Ihre Sachen waren sorgfältig verpackt in den Kartons, die nicht mal ein Drittel ihres Zimmers einnahmen. Über die Jahre hatte sie gelernt, sich von unwichtigen Sachen zu trennen. Außerdem hieße es mehr Arbeit beim Einpacken, wenn sie alles behalten hätte. Lucy schaute sich im Zimmer um: Kahle Wände, alter Teppichboden und morsche Holzfenster. Eigentlich hielt sie nichts hier, doch was würde sie in der nächsten Stadt erwarten? Ein großes Haus, freundliche Nachbarn und die heile Welt? Sicher nicht. Sie zog das Einzige, was sie noch nicht gepackt hatte, unter ihrem Bett heraus. Es war eine kleine Kiste, die mit Landkarten tapeziert war und auf dem Deckel prangte eine Weltkarte, die mit vielen roten Kreuzen übersäht war. All ihre ehemaligen Wohnorte waren darauf zu finden: Melbourne, Warschau, München, Oregon und viele andere. Heute Nacht würde Lucy auch eins bei Boston setzen können. Sie öffnete das kleine goldene Schloss an der Truhe behutsam. In ihr verborgen lagen Unmengen von Kleinigkeiten, wie Essstäbchen, ein Kronkorken, eine Feder und so weiter. Ganz unten lag ein altes Foto. Darauf waren eine kleinere Version von Lucy und ein paar andere Kinder auf dem Spielplatz zu sehen. Das waren seit jeher ihre einzigen Freunde gewesen. Sie erinnerte sich, dass sie damals sogar ein bisschen in Sam North – den Jungen auf dem Bild – verliebt gewesen war. Ihre Erinnerungen ließen sie schmunzeln. Doch plötzlich erschrak sie furchtbar. „Verdammt ich hab vergessen etwas mitzunehmen!", dachte sie und sah sich um. Ein kleines Souvenir aus Boston fehlte ihr noch und in ein paar Stunden würden sie den Ort bereits für immer verlassen! Panisch schloss sie den Deckel und schaute sich im Zimmer um. Wo sollte sie denn jetzt noch etwas finden? In ihrem Zimmer war wirklich nichts, das sich lohnen würde. Lucy beschloss noch einmal raus zu gehen. Schnell schlüpfte sie in ihre Sneakers und zog sich noch einen Pullover an. Die Jogginghose, die sie trug würde reichen. Leise öffnete sie ihre Tür und schlich über den Flur zum Ausgang des Appartements, um ihre Mutter nicht zu wecken. Sie nahm sich einen Haustürschlüssen und schlüpfte lautlos durch die Tür. Draußen angekommen atmete sie aus. Puh geschafft! „Die Frage ist nur wohin jetzt?", fragte sich Lucy. Doch sie ging einfach die Treppen hinunter und durch die Haustür des Mehrfamilienhauses.
Die Straße war nur spärlich erleuchtet von den Straßenlaternen. Einige flackerten nur noch und tauchten die Straße in eine unheimlich Atmosphäre.
„Ist mir nur Recht, dann sieht mich auch niemand.", dachte sich Lucy und überquerte die Straße. Sie ging in Richtung Park. Hätte ihre Mutter von ihrer „Nacht-und-Nebel-Aktion" gewusst, hätte sie sicher einen Herzinfarkt bekommen. Ihre Mutter war wirklich sehr liebevoll und gab sich alle Mühe aber sie war doch etwas überfürsorglich. Die Paranoia hatte man durch Tabletten zum Glück ein wenig in den Griff bekommen aber trotzdem blieben sie nie viel länger als 2 Monate an einem Ort. Das alles hatte angefangen als Lucy 6 war. Von einem auf dein anderen Tag hatte ihre Mutter sie geschnappt und war mitten in der Nacht mit ihr veschwunden. Nicht einmal von ihren Freunden hatte sie sich verabschieden können. Als sie dann in einem komplett fremden Land eingeschult wurde, war sie verängstigt und wurde immer nur als Aussätzige angesehen. Alle ihre Klassenkameraden kannten sich bereits und sie war die Ausgeschlossene. Über die Jahre hatte sich daran nicht viel geändert. Bis auf die Tatsache, dass sie sich damit abgefunden hatte. Natürlich gab es ab und zu Leute mit denen sie sich ganz gut verstand aber befreundet hatte sie sich mit niemandem, da es sich sowieso nicht lohnen würde.
Ein erstickter Schrei ließ sie aus ihren Gedanken schrecken. Lucy blieb abrupt stehen und lauschte in die Nacht. Da war es wieder! Sie lief schnell und leise vorwärts und blieb hinter den Büschen am Rande des Parks stehen. Als sie hindurchblickte stockte ihr der Atem. Sie sah einen schwarz gekleideten Jungen, nicht viel älter als sie selbst, der seine Hand vor sich in die Luft hielt und seine Finger abspreizte. Ein wenig von ihm entfernt gegenüber war ebenfalls ein Junge, der... „Nein, bestimmt irre ich mich!", dachte Lucy und rieb sich die Augen. Aber tatsächlich! Der Junge schwebte circa einen Meter über dem Boden und sah aus als würde man ihn würgen. Er stieß ein paar unartikulierte Laute aus, doch die Miene seines Gegenübers blieb eisern. Alle Farbe wich aus dem Gesicht des Schwebenden. Lucy fasste sich ein Herz und sprang aus dem Gebüsch hervor.
„Hey Sie da! Was tun Sie da?!", rief sie und der schwarz Gekleidete ließ vor lauter Schreck den Jungen aus seinen Fängen und dieser plumpste unsanft auf den Boden und rang nach Atem. Der brutale Kerl sah Lucy für eine Sekunde an und sie hätte schwören können sie kannte diese Augen. Doch dann drehte er sich zu dem am Boden liegendem und murmelte etwas wie: „Wir haben uns noch nicht zum Letzten mal gesehen verstanden?!". Dann verschwand er.
Lucy eilte zu dem Jungen am Boden.
„Geht es dir gut? Soll ich einen Krankenwagen rufen?"
„Nein... geht schon.", röchelte er und richtete sich langsam auf.
„Bist du sicher? Du siehst nicht gerade gut aus."
„Ich habe NEIN gesagt!"
„Ist ja in Ordnung. Nicht gleich so freundlich.", sagte Lucy resigniert.
„Entschuldigung ich bin wohl noch etwas aufgewühlt. Danke für dein Eingreifen. Hier hast du etwas für deine Bemühungen.", antwortete der Junge, drückte ihr eine kleine, goldene Münze in die Hand und verschwand ebenfalls, jedoch eher hinkend.
Lucy wollte ihm noch etwas hinterher rufen doch da war er bereits fort. Sie schaute in ihre Handfläche und betrachtete das glänzende Etwas. Sie war wirklich schon fast überall auf der Welt gewesen und hatte viele verschiedene Währungen gesehen, doch so eine Münze war ihr noch nie untergekommen. Sie musste mal im Internet danach suchen. Achja sie sollte lieber zurückkehren. Nun hatte sie auch ein Souvenir. Dieser Abend gab ihr noch viel zum Nachdenken, doch den Rest der Nacht schlief sie tief und fest in ihrem Bett.
Okay hallo liebe Leute die sich hier auf die Geschichte verirrt haben! :)
Ich schreibe die Geschichte zusammen mit meinen Freundinnen und habe jetzt mal das erste Kapitel verfasst ;) Die Geschichte mag am Anfang ein wenig düster wirken aber bitte lest weiter es wird besser werden versprochen! :D Es hat auch leider noch nicht so richtig mit der Handlung und dem eigentlichen Thema begonnen aber es gab schon so eine kleine Andeutung ;) wer mehr wissen will muss wohl oder überl weiterlesen :D Also viel Spaß! :)
