Vorbemerkungen: Dank diverser Meldungen und Gerüchte, die in der letzten Zeit in meine Aufmerksamkeit kamen, wollte ich ja zuerst eine Dark Version meines Riesenbabys Changes schreiben (welches auf einer großen deutschen ff-Seite zu finden ist), doch meine Freundinnen haben mich überzeugt, dass eine vollkommen neue Story besser wäre (finde ich auch, denn 1100 Seiten umzuarbeiten ist doch etwas mühsam - außerdem ist die Geschichte mittlerweile eh schon ziemlich dunkel), die zur heutigen Zeit spielt. Natürlich kommen einige Leute nicht wirklich gut weg, das stützt sich jedoch einzig auf die Gerüchte, die ich über diese Wrestler gehört habe. Gut, ich mag keinen von denen, die schlecht wegkommen, wirklich, aber die Dinge, die ich lesen musste, haben mich noch mal in meiner Meinung bestärkt.

Die Themen, die ich zur Sprache bringe, sind sehr schwerwiegend, das ist mir bewusst, jedoch ist es so, dass sexuelle Gewalt in beinahe jeder meiner Stories eine Rolle spielt. Ja, Triple H ist der Bösewicht, und ich mag ihn nicht. Mittlerweile habe ich genügend Dinge über den Mann gehört und gelesen, um mir eine Meinung zu bilden. Diese Meinung ist alles andere als gut.

Gewisse Dinge wurden geändert (zB ist Christy Hemme noch in der WWE, und auch die Verletzungsdaten gewisser Leute wurden der Story angepasst), seht es als Fiktion an.

Die Story beginnt beim 2008 WWE Draft, und ich halte mich in ihr an den ursprünglichen Plan, demnach eigentlich John Cena statt Triple H zu Smackdown hätte gehen sollen, bevor sich gewisser Paul Levesque eingemischt hat und darauf bestand, selbst die Show zu wechseln. Bei mir ist es so, dass eigentlich Paul hätte wechseln sollen, bevor Vince sich sehr überraschend für John entschieden hat. Durch diese Tatsache natürlich auch geänderte Storylines.

Natürlich ist in meiner Story auch wieder Slash - wie immer halt -, und wie in jeder meiner Geschichten halte ich mich an mein OTP John Cena/Edge.

Natürlich weiß ich nicht, inwieweit die gelesenen Gerüchte der Wirklichkeit entsprechen, also nehme ich lieber gleich einen kompletten Disclaimer. Niemand gehört mir, alles gehört Vince McMahon und den Leuten selbst, nichts ist jemals passiert. Die sexuellen Präferenzen der Leute entspringen meiner Fantasie und nicht der Wirklichkeit, genauso wie die Vorkommnisse in der Story. Ich halte mich nur an Dinge, die ich gelesen habe. Die Draft Lottery hat stattgefunden und hat bis auf einen bestimmten Pick auch denselben Verlauf wie die in der Wirklichkeit.

Den Satz, mit dem die Geschichte beginnt, hat Edge eigentlich eine Woche später ausgesprochen, nachdem CM Punk ihm bei RAW den Heavyweight Titel abgenommen hat, als er seinen Money in the Bank-Koffer eingelöst hat. Doch da bei mir der Champion nicht wechselt, wird der Heavyweight Titel bei Smackdown bleiben und mit Edge zurück zur Freitagabendshow gehen. CM Punk hat seinen Titelshot noch nicht eingelöst, er wird das zu einem späteren Zeitpunkt tun.

Times Have Changed

Von DanielleVega

Prolog

(Be)Drohungen

AT&T Center, San Antonio/Texas, Montag, 23. Juni 2008

„Ihr werdet mich nie wieder Montag Nacht sehen!"

Dieser Satz, ausgesprochen von Adam Copeland, unter den WWE-Fans besser bekannt als der aktuelle World Heavyweight Champion Edge, ging in den negativen Zuschauerreaktionen beinahe unter. Verständlich, immerhin hatte er soeben ein Match abgebrochen - sprich, den Fans die Unterhaltung versaut -, den Ring verlassen und sich stattdessen ein Mikrofon geschnappt, bevor er rückwärts die Rampe nach oben gegangen war. Der Schiedsrichter hatte natürlich begonnen, ihn auszuzählen, was also hieß, dass er, wenn er nicht rechtzeitig in den Ring zurückkam, verlor und dadurch RAW einen weiteren Pick sicherte. Adam, der selbstverständlich wusste, dass sein Arbeitstag noch nicht vorüber war, ließ Edges Verbitterung freien Lauf, während er mit Genugtuung registrierte, dass die Fans vollkommen darauf einstiegen und ihn frenetisch ausbuhten, den Count mit dem Schiedsrichter mitzählten. Sie hassten seinen bösen Charakter also immer noch so sehr wie am Anfang - was bedeutete, dass er immer noch verdammt gute Arbeit leistete. Er konnte zufrieden sein, und das war er auch.

Im Ring stand sein Gegner John Cena, der ihm nachblickte, Anstalten machte, aus dem Ring zu klettern, um ihm nachzulaufen und ihn zurückzuholen. Er wurde vom Ringrichter mit mahnenden Worten und ebensolchen Bewegungen davon abgehalten, bevor dieser seinen Count fortsetzte, um Edge anzuzeigen, dass er das Match verlieren würde, wenn er nicht zurückkam. Verwunderung zeigte sich auf Johns Miene, als er versuchte, Edge durch auffordernde Gesten zu einer Rückkehr in den Ring zu bewegen, nachdem ihm der Ringrichter schon verbot, seinen Gegner zu verfolgen. Der Gong machte Edges Auszählung offiziell. Innerlich wusste John natürlich, wie die Pläne aussahen, und er war froh, dass sein eigener Tag vorbei war und er in ein paar Sekunden endlich wieder allein sein würde, weil Adam nicht mehr in den Ring kommen würde. Genauso war es auch: John beobachtete, wie Edge das Mikrofon nach seinem beleidigten Satz auf die Rampe warf und die Bühne verließ.

Erst nachdem Adam verschwunden war, stieg auch John aus dem Ring, winkte den Zuschauern, die ihn als Publikumsliebling von RAW stürmisch bejubelten, noch einmal zu, während seine Einmarschmusik ihm in den Ohren dröhnte, und ging die Rampe hinauf hinter den Vorhang. Zwar hatte das Match nicht wirklich lang gedauert, trotzdem war es anstrengend gewesen. Sie beide hatten sich im Ring noch nie etwas geschenkt, hatten bereits einige harte Auseinandersetzungen gegeneinander geführt, von denen die Fans heute noch schwärmten. Es machte extrem Spaß, mit Adam zu arbeiten, trotzdem nahm es einem wirklich die Energie, weil er ein verdammt guter Techniker war und jeden unfairen Trick kannte. Und diese Tricks spielte er seit seinem Heelturn natürlich auch immer wieder aus. Gott sei Dank stand diese eine Sache nicht zwischen ihnen - gut, das hatte sie eigentlich nie getan. Sie gingen immer noch so miteinander um, wie sie es zuvor getan hatten. Zumindest versuchte John, sich das immer wieder einzureden, wenn er bemerkte, dass sich doch etwas geändert hatte.

John verlagerte seine Aufmerksamkeit auf die Geschehnisse hinter der Bühne, erkannte, dass Adam nirgends mehr zu sehen war - klar, er hatte heute abend noch ein zweites Match zu absolvieren und bereitete sich sicher schon darauf vor. Genau deshalb hatte ihr gerade beendetes Aufeinandertreffen nicht wirklich lang gedauert. Trotzdem wunderte John sich, denn eigentlich wartete Adam hinter der Bühne immer auf ihn, auch wenn sein Arbeitstag noch nicht vorüber war. Na gut, das mit dem Warten hatte sich, nachdem Adam zu Smackdown gegangen war, zwangsläufig geändert. Sie arbeiteten nicht mehr wirklich oft zusammen. RAW wurde am Montag live gesendet, während Smackdown dienstags aufgezeichnet wurde - was hieß, dass sie einander nicht mehr oft sahen. Und die eine Sache vom März hatte das alles noch ein gutes Stück stärker geändert. John hasste es, sich das eingestehen zu müssen, doch das Ganze hatte unterschwellig doch Probleme verursacht, obwohl sie beide es einander und John auch sich selbst gegenüber eigentlich immer vehement verneint hatte. Miteinander hatten sie nicht so wirklich genau darüber gesprochen, hatten einander am folgenden Morgen nur versichert, dass sich nichts zwischen ihnen ändern würde, nur weil man sich nach einer Party einmal vergessen hatte.

Backstage herrschte der übliche Stress. Er hörte die Aufregung auf der Bühne, als der nächste Pick, den er selbst für RAW gewonnen hatte, verkündet wurde, hatte keine Konzentration dafür übrig. Er würde noch früh genug erfahren, wen es getroffen hatte, besser gesagt, wer in Zukunft dem RAW-Roster angehören würde. Spätestens nächsten Montag würde er den Mann (oder die Frau) zu Gesicht bekommen. Im Augenwinkel bekam er noch mit, wie der WWE-Präsident Vince McMahon zu seiner Tochter Stephanie, die das Booking und demnach auch die Picks in ihrer Verantwortung hatte, ging und ihr etwas mitteilte, was diese ziemlich fassungslos aussehen, genauer gesagt, mit offenem Mund stehen ließ. Ihr schockiertes „Was?" schallte durch den ganzen Bereich und ließ einige Leute aufhorchen. Gleich darauf verschwand der Big Boss nach einem bekräftigenden Nicken und einem ermahnenden Blick in seinem Büro, während Stephanie in einen anderen Raum hastete, da ihr ihr Vater ohnehin keine Antwort auf ihre Frage geben würde. Anscheinend hatte VinnieMac, wie man den Chef insgeheim nannte, obwohl er darauf bestand, Mister McMahon genannt zu werden, wieder einmal eine seiner berüchtigten Last-Minute-Ideen gehabt.

Der frenetische Jubel sowie die laute Musik, die erschallte, rief den nächsten Wrestler in den Ring, und John verließ den Backstagebereich und schloss die Tür der Garderobe, blendete so die hektische Welt, die ihm zur zweiten Heimat geworden war, aus. Er konnte sich ein leichtes Aufatmen nicht verkneifen, als er bemerkte, dass er allein war und auch das Licht nicht brannte. Damit hatte er nicht wirklich gerechnet, aber er war froh darüber. Das Scheinwerferlicht in der Halle war verdammt grell gewesen, er brauchte ein paar Sekunden, bis er sich an die Dunkelheit gewöhnt hatte. Aber dass er allein war, kam ihm wirklich komisch vor. Vor allem fragte er sich doch, wo Adam war. Na gut, vielleicht hatte dieser sich in einer der anderen Umkleiden einquartiert. Er hatte nicht wirklich darauf geachtet, mit wem er seine Garderobe teilte. Vor einem Match nahm er nicht mehr allzu viel von seiner Umgebung wahr.

Aber dass jetzt wirklich gar niemand da war, war einerseits schon komisch, andererseits war es irgendwie auch verständlich. Wahrscheinlich standen die Leute bereits in Wrestlingkleidung draußen und verfolgten dort voller Spannung die Geschehnisse. Er hatte es nicht wirklich registriert, hatte keine Augen für seine Umgebung gehabt. Er wollte nur noch unter die Dusche - genau deshalb hatte er die Lottery überhaupt nicht verfolgt. Adam hätte er wahrgenommen - schon allein, weil sie den selben Weg gehabt hätten, hätte er in seine Umkleide gewollt. Aber anscheinend hatte der Champion von Smackdown tatsächlich eine andere Garderobe gewählt. Und John konnte nicht leugnen, dass das irgendwie weh tat. Sie hatten sich immer so gut vertragen, eigentlich auch nach dem, was im März passiert war. Diese eine Sache schien trotz Adams gegenteiliger Versicherungen doch einen Keil zwischen sie getrieben zu haben.

Ihm war das ganze Spektakel, das da draußen momentan ablief, eigentlich ziemlich egal. Irgendwie rechnete er nicht damit, wechseln zu müssen. Es war gerade erst drei Jahre her, dass er zu RAW gekommen war - warum sollte man ihn jetzt schon wieder zu Smackdown zurückschicken, vor allem, weil er als Gesicht des roten Brands galt? Er fühlte sich wohl bei RAW, nachdem es in der ersten Zeit verdammt schwer gewesen war, weil ihm niemand zugetraut hatte, sich bei der wichtigeren Show behaupten zu können. Aber John hatte sich durchgesetzt. Er kam bei den Fans immer noch gut an, er war inzwischen der wichtigste Mann bei der A-Show geworden, er konnte sich einfach nicht vorstellen, warum er wieder zu Smackdown gehen sollte - vor allem, weil die zweite Show genug gute Leute hatte. Er wurde dort gar nicht gebraucht. Gut, er hatte schon so ziemlich jeden möglichen Superstar als Herausforderer gehabt, als er ein ganzes Jahr lang WWE-Champion gewesen war, aber dieses Problem ließ sich durch die Wechsel von Smackdown zu RAW auch beheben, indem er dann wieder andere Konkurrenz bekam. Und genauso wie es insgeheim all seine Kollegen taten, wünschte auch John sich, dass Paul die Show wechseln müsste.

Vor allem, weil dieser aus seinem Wunsch ohnehin kein Geheimnis gemacht hatte. Auch er war der Ansicht, bei RAW bereits alles gehabt zu haben und neue Herausforderungen zu wollen. Zudem spielte sicher noch die Geschichte mit Steph eine Rolle. Außerdem wusste John, dass seine Kollegen genau wie er selbst mehr als nur einen Grund hatten, Paul Michael Levesque abgrundtief zu verabscheuen - ja, regelrecht zu hassen. Für eine Sekunde schloss John die Augen und atmete tief durch. Nein, daran wollte er nicht denken. Das war vorbei. Damals war er noch naiv und leichtgläubig gewesen, doch diese Erfahrung, die er vor sechs Jahren, kurz nachdem er in die WWE gekommen war, hatte machen dürfen, hatte ihm die Augen geöffnet, hatte ihm gezeigt, worauf er sich tatsächlich einließ, wenn er in der Company blieb. Trotzdem war er geblieben, auch wenn es ihn bis ins Mark schockiert hatte, was vorgefallen war, er niemals erwartet hätte, dass Paul zu solchen Mitteln griff, um seinen Status zu festigen und die jüngeren Leute zu unterdrücken.

So etwas würde nie wieder passieren, das hatte er sich geschworen. Er war nicht mehr der unbedarfte, leicht zu beeindruckende Neuling, der er damals gewesen war. John war reifer geworden - hatte es nach diesem Vorkommnis werden müssen. Er liebte das Business uneingeschränkt - sah man auch daran, dass er trotz der vielen negativen Dinge immer noch da war und arbeitete -, und mittlerweile hatte er es geschafft, sich trotz seiner schlechten Voraussetzung zu behaupten. Er war VinnieMacs wichtigster Mann bei RAW, das wusste er, das betonte der Chef auch immer wieder. Und genau deshalb glaubte John nicht, dass er die Show würde wechseln müssen. In anderen Worten, er empfand den ganzen Hype um das Spektakel als vollkommen übertrieben.

Doch bei seinen Kollegen war die Aufregung rund um die Lottery groß, weil niemand außer Vince und Steph auch nur irgendetwas wusste. Die Beiden hatten sich das vollkommen allein ausgemacht und nur die Schreiber informiert, weil diese ja mit den geplanten Ereignissen würden arbeiten müssen. Doch die Wrestler selbst wussten gar nichts. Man wusste nur, dass sich Paul Levesque, Stephanies Ehemann und der aktuelle WWE-Champion, ein paar Tage zuvor im Büro seines Schwiegervaters eingefunden und einen Wechsel zu Smackdown gefordert hatte, weil er der Meinung war, weniger Zeit on the Road verbringen zu wollen, nachdem er mit Stephanie mittlerweile zwei Kinder hatte und seine Familie doch ziemlich selten sah. An der verdammt angesäuerten Miene von Triple H, wie man ihn besser kannte, hatte man gesehen, dass Vince ihm keine Auskunft gegeben hatte, ob er seinen Vorschlag annahm oder nicht. Solche Geschichten gingen ziemlich schnell herum, wenn einer der Kollegen eine solche Beobachtung machte. Vor allem, wenn sie Paul betraf.

Nochmals blickte John sich in der Umkleide um. Ja, seine Kollegen befanden sich anscheinend alle draußen, um die Ereignisse vor den unzähligen Bildschirmen zu verfolgen. John selbst hatte sich von der allgemeinen Aufmerksamkeit und der Aufregung der letzten Wochen nicht anstecken lassen, hatte sich auch nicht an den immer wieder aufflammenden Spekulationen beteiligt, obwohl es dieses Jahr wirklich keinerlei Hinweise darauf, wer den Kader wechseln würde, gegeben hatte. Er hatte das alles schon erlebt, als er vor drei Jahren zu RAW gekommen war. Damals war es interessant gewesen, doch mittlerweile war John älter, erfahrener und ließ das alles nicht mehr so stark an sich heran. Nicht, dass er resigniert hätte, doch wenn er alles, was in diesem Business verkehrt lief, in seinen Kopf dringen lassen würde, hätte er keine ruhige Minute mehr, das wusste er. Er war froh, dass seine Arbeit für heute getan war.

Er spürte das Adrenalin in seinem Körper, wie nach jedem Match, fühlte den Schweiß auf seiner Haut, hatte wie immer Schmerzen. Doch damit mussten sie alle leben, daran hatte er sich bereits gewöhnt. Ja, das Leben in der WWE war nicht leicht, und man musste schon verdammt großes Durchhaltevermögen beweisen, um es ganz nach oben zu schaffen und später dann dort zu bleiben. Und John hatte da noch einen ganz persönlichen Stolperstein in seinem Weg, der ihm manchmal wirklich schwer zu schaffen machte. Doch er sagte sich immer wieder, dass er war, wer er war, und er war nicht bereit, sich zu ändern. Er hatte es noch schwerer als jeder andere Mann in der Firma, doch er konnte ohnehin nicht mehr zurück. Alle wussten es, also hatte er keine Chance, es irgendwie ungeschehen zu machen.

Im Vorbeigehen angelte sich John seine Tasche von der Bank, verzichtete darauf, das Licht aufzudrehen, suchte mit einer Hand nach dem Röhrchen mit den Tabletten, während er den großen Duschraum betrat, mit dem Ellbogen der anderen Hand den Lichtschalter drückte, lächelte zufrieden, als er die Medikamente gefunden hatte. Die Halle war unter anderem die Heimstätte des Basketballteams der San Antonio Spurs, sprich, es standen auch für die WWE genügend Duschen zur Verfügung. Obwohl Wrestling ‚nur' Sports Entertainment war, war es verdammt anstrengend. Noch bevor er sich seiner Kleidung entledigte, trat John an eines der Waschbecken, ließ die Tasche auf den Boden fallen, bevor er den Hahn mit dem kalten Wasser aufdrehte, sich drei Pillen in die Hand schüttete und sie mit der Flüssigkeit hinunterspülte. Er hasste es, die Tabletten nehmen zu müssen, doch er konnte nicht anders. Anders konnte man die dauernde Pein nicht in den Griff bekommen.

Als John sich wieder aufrichtete, trafen seine Augen die seines Spiegelbilds, obwohl er das eigentlich hatte vermeiden wollen. Er wusste genau, warum: Wie jedes Mal erschrak er über den deutlich stoischen Ausdruck, der sich in ihnen breitgemacht hatte. Manchmal konnte er sich wirklich nicht erklären, warum er so empfand. Er hatte den Job, den er sich immer erträumt hatte, konnte sich ziemlich viele Dinge leisten, hatte Leute, die ihn anbeteten, war einer der wertvollsten Angestellten der Firma. Und trotzdem … irgendetwas fehlte. John konnte gar nicht wirklich sagen, was. Urlaub? Ein sarkastisches Lachen kam von seinen Lippen. Wann hatte er zum letzten Mal richtigen Urlaub gehabt? Keine erzwungene Pause, so wie im letzten August, als er sich während einer RAW-Show einen Brustmuskel gerissen hatte. Keine Auszeit wie diese letzte, die er mit OP und Reha verbracht hatte! Richtigen Urlaub. Gott, er wusste es gar nicht mehr. War verdammt lang her - wahrscheinlich vor seiner WWE-Zeit. Aber gut, das hatte man ihm von Anfang an mitgeteilt. Das Wrestling war ein hartes Geschäft, in dem man zweiundfünfzig Wochen im Jahr arbeiten musste, wenn die Firma es verlangte. Besser gesagt, wenn die Firma davon ausging. Und das tat sie - immer.

Seit März war es ihm so ohnehin am liebsten. John war ein absolut loyaler Mitarbeiter, den Vince immer anrufen konnte, wenn es darum ging, einen Promotionauftritt zu absolvieren. John konnte nicht mehr zählen, wie oft er an und für sich freie Tage beinahe ohne zu zögern aufgegeben hatte, weil Vince angefragt hatte, ob er einen Auftritt einschieben könnte. John hatte ihm nie abgesagt, hatte im Gegenteil alles stehen und liegen gelassen, hatte sich seine immer gepackt bereitstehende Reisetasche gegriffen und war stets sofort zum Flughafen gefahren, ohne zu protestieren. Er hatte es nicht gewagt. Er hatte sich seine Position nicht verbauen wollen, nachdem ihm Vince schon trotz seiner Voraussetzung diese einmalige Chance, in der WWE zu arbeiten, gegeben hatte. Und es machte ja Spaß, in der Welt herumzureisen und zu zeigen, was man tat und was man am meisten liebte.

Und was hielt ihn denn zu Hause, wenn er ehrlich war? Gar nichts. Das hatte ihm Vince auch öfters gesagt, wenn John doch einmal nicht so schnell oder so begeistert Ja gesagt hatte, wie es von ihm erwartet wurde. Er war seit ziemlich langer Zeit Single - was einen bestimmten Grund hatte -, sprich, er hatte niemanden, der auf ihn sauer sein könnte, weil er schon wieder unterwegs war. Wenn er ehrlich war, absolvierte er solche Termine seit März noch ein ganzes Stück lieber. Wenn er mit Fans oder Moderatoren beschäftigt war, wenn er sich mit deren Fragen auseinandersetzen musste, musste er nicht über diese bestimmte Nacht nachdenken - oder noch schlimmer, das, was sie so unwiderruflich zerstört hatte.

John zwang seine Gedanken von dieser Sache weg, konzentrierte sich auf sein Spiegelbild, musste deutlich registrieren, dass die Anstrengungen in der WWE mittlerweile doch Spuren zu hinterlassen begannen. Nicht so drastisch, dass man ihm seine einunddreißig Jahre wirklich angesehen hätte, doch er erkannte schon, dass er längst nicht mehr so jung und unverbraucht aussah wie am Beginn seiner Karriere. Gut, damals war er erst fünfundzwanzig gewesen - damals hatte er auch keine Ahnung gehabt, was ihn tatsächlich erwartete, wenn er in die Firma kam. Damals hatte er ein verklärtes Bild der WWE gehabt - ein Bild, das er ziemlich schnell hatte korrigieren müssen. Ja, die letzten Jahre hatten deutliche Spuren hinterlassen, das musste John erkennen. Das hatte ihm zuletzt die Verletzung gezeigt, die ihn vier Monate seiner Karriere und zusätzlich noch seinen Titel gekostet hatte. Er war nicht unverwundbar - niemand von ihnen war das. Man glaubte es eine Zeitlang, wenn man auf der Spitze seines Könnens und seiner Leistungsfähigkeit war, wenn auch vom Push her alles stimmte, doch meistens wurde man schnell eines Besseren belehrt. Wer hoch stieg, fiel meistens auch wieder tief herunter.

Der ehemalige WWE-Champion starrte sich selbst in die blauen Augen, während sich in seinen Gedanken wieder einmal ausbreitete, wie sehr sich sein Leben verändert hatte, seit er von der Verletzung zurückgekommen war. Andere Leute kämpften um den Titel, nachdem er - John - ihn nach über einem Jahr Regentschaft abgeben hatte müssen, nachdem ihm in einem Match mit Mister Kennedy die Verletzung passiert war. Eine Sekunde lang stieß John ein Lachen aus, als ihm ins Gedächtnis kam, dass Adam ein paar Monate früher, kurz nachdem er zu Smackdown gewechselt war, die exakt selbe Verletzung mit den exakt selben Konsequenzen erlitten hatte. Auch er hatte seinen Titel abgeben und pausieren müssen. Genau diese Vorkommnisse hatten schlussendlich zur Wrestlemania geführt und von da aus …

Nun wandte John sich ab, zog sich die Schweißbänder von den Handgelenken, das andere Band von seinem Oberarm, um sich von diesen Dingen abzulenken. Ja, es war passiert - und ja, er bereute immer noch, es so weit kommen gelassen zu haben. Wieso hatte er seine Zweifel nicht deutlicher gemacht? Es hatte alles kaputt gemacht. Mit einer heftigen Bewegung wandte er den Kopf, um diese Gedanken nicht weiter zuzulassen. Er spürte durch die Geste deutlich, wie verspannt er war, überlegte kurz, ob er nicht doch noch ein Beruhigungsmittel nehmen sollte. Aber er entschied sich dagegen. Er musste schon genügend andere Dinge nehmen - und bei manchen hatte er schon ein verdammt schlechtes Gewissen. John, der auf dem College Leibeserziehung studiert hatte, wusste, was manche dieser Mittel in seinem Körper anrichteten, wusste natürlich ebenso, dass sie illegal waren, doch er hatte keine andere Wahl. Anders konnte er den Stress nicht mehr aushalten.

Ja, er versuchte, den Druck durch Training abzubauen, aber er wusste selbst, dass das nicht funktionieren konnte. Er war ein Fitnessfanatiker, doch er war von den Substanzen wie all seine Kollegen abhängig. Wie sollte er auch zum Trainieren kommen, wenn er die meiste Zeit unterwegs war? Also musste er sich seine Muskeln auf andere Weise erhalten. Eine Weise, die ihm ganz und gar nicht gefiel, die in seiner Situation jedoch unumgänglich war. Eigentlich hatte die WWE eine Wellnesspolitik ins Leben gerufen, nachdem vor einiger Zeit diverse Wrestler exzessiven Steroidmissbrauch betrieben hatten, doch John wusste, dass er von diesen Kontrollen ausgenommen war. Er, der auf Geheiß der WWE in jedem Interview verkünden musste, noch niemals Steroide genommen zu haben, besser gesagt, zu verlautbaren, dass ihm niemand etwas nachweisen könnte, sollte riskieren, wegen Missbrauchs genau dieser Substanzen bestraft zu werden? Das konnte sich das Unternehmen nicht erlauben. Eine Sperre eben wegen Steroidmissbrauchs würde die gesamte WWE in ihren Grundfesten erschüttern und sie extrem an Glaubwürdigkeit einbüßen lassen.

Nein, die WWE arrangierte da immer etwas mit seinen Proben, auch wenn John nie genauer nachgefragt hatte. „Du kommst sowieso durch, keine Frage", war das, was er von den Kontrolleuren jedes Mal zu hören bekam, wenn er seine Probe abgeben musste. Wenn er kontrolliert wurde, teilten sie ihm immer nur diesen einen Satz mit. Er wusste, dass er schon längst gesperrt gehört hätte - wie so viele andere. Aber gut, wenn man jeden Wrestler, der Steroidmissbrauch betrieb, sperrte, hätte man keine Leute mehr, denn jeder einzelne von ihnen hatte Dreck am Stecken. Die Anwendung dieser Substanzen war schon beinahe ein Muss in der Firma. Das wussten sie alle. Vince hieß den Missbrauch gut - klar, er betrieb ihn selbst exzessiver als jeder andere.

Früher hatte John sich Wachstumshormone gespritzt, die in der Bodybuildingszene weit verbreitet gewesen waren, doch mittlerweile waren auch diese nachweisbar. Es war egal, was er nahm, es war mittlerweile so viel nachweisbar. Die Wirkung von Steroiden war deutlicher, also nahm er diese. HGH - Human Growth Hormone -, die andere Substanz, nahm er nur dann, wenn die WWE ihr Programm wegen des enormen Drucks der Öffentlichkeit wieder einmal verschärfte und auch die Main Eventer in die Gefahr einer Sperre zu kommen drohten. Zwar hatte diese im Gegensatz zu Steroiden keine eklatanten Nebenwirkungen, doch der Muskelaufbau dauerte um einiges länger. Und Zeit war es, was John nicht hatte. In der WWE waren aufgepumpte Körper gefragt, und Vince war es ziemlich egal, wie seine Leute es schafften, seinen Vorstellungen zu entsprechen. Wer seine Figur verlor, war nicht nur seine Muskeln, sondern meistens gleichzeitig auch seinen Job los.

John öffnete seine Schuhe, stieß ein leises Stöhnen aus, als er sich wieder aufrichtete. Die Mittel wirkten noch nicht - oder sein Körper hatte sich bereits so sehr daran gewöhnt, dass die Dosis, die er soeben genommen hatte, nicht mehr reichte. Nachlegen wollte er jedoch auch nicht. Immerhin konnte es sein, dass er später noch einmal auf die Bühne musste - da konnte er sich nicht erlauben, irgendwie von den Substanzen benebelt zu sein, weil ein eventueller Wechsel sicher mit einer Spontanpromo einhergehen würde. Wenigstens verflog der akute Schmerz schnell wieder - die Begleitimpulse war er ohnehin gewöhnt, mit denen lebte er jeden Tag. Also streifte John seine Turnschuhe von den Füßen, öffnete den Gürtel an seinen knielangen Jeansshorts, ließ sie einfach auf den Boden fallen und stieg heraus. Wen sollte es stören? Er war allein. Die Boxershorts folgten, und gleich darauf trat John in die Duschkabine, drehte sofort das heiße Wasser auf und ließ es auf seinen durchtrainierten Körper prallen, in der Hoffnung, dass es seine Verspannungen wenigstens halbwegs lösen würde.

Er biss sich auf die Lippen, als sich Tränen in seine Augen zu schleichen drohten. Nein, sein Leben war nicht so wunderbar, wie es immer dargestellt wurde. Ja, er hatte ein schönes Haus in Florida, eine fantastische Familie, die ihn unterstützte, wo sie nur konnte, doch der Dauerdruck, den die WWE auf ihn ausübte, brachte ihn oft an den Rand des Zusammenbruchs. Er wusste, dass er beileibe nicht der Einzige war, dem eine Wahnsinns-Erwartungshaltung entgegengebracht wurde, doch niemand bekam sie so stark zu spüren wie er. Ja, Vince hatte ihn damals zusammen mit Stephanie in den Himmel gepusht, also war es nun an John, der Firma diesen Aufwand zurückzugeben, nachdem sie sich mit seinem schnellen Aufstieg gegen alle Kritiker durchgesetzt hatten.

Manchmal fragte John sich schon, wie lange dieses Zurückgeben noch andauern sollte. Er hatte schon so viel getan, tat es immer noch - er war in der Woche vielleicht zwei Tage zu Hause, wenn überhaupt, repräsentierte die Firma, wann immer er in der Öffentlichkeit war, war der Mann, der am meisten Merchandise verkaufte, sprich, der Company das meiste Geld einbrachte und das auch überall anzeigen durfte, indem man ihn zu unzähligen Terminen schickte, um die WWE noch weiter zu vermarkten. An Urlaub wagte er gar nicht mehr zu denken. Für so etwas war in seinem Terminplan kein Platz. Das Wort Auszeit war in den letzten Jahren ein Fremdwort geworden. Genauso wie das Wort Ausschlafen.

Plötzlich, fast als hätte sein Körper seinen letzten Gedanken erraten, überfiel ihn eine bleischwere Müdigkeit, nachdem das Adrenalin sich nun endgültig verflüchtigt hatte. John schloss die Augen und lehnte die Stirn an die heißen Fliesen seiner Kabine, während das Wasser seine Verspannungen doch etwas gelöst hatte. Gott, nun war er froh, dass er doch kein zusätzliches Beruhigungsmittel genommen hatte - er wäre wahrscheinlich auf der Stelle eingeschlafen. Und da er sich irgendwann auch wieder draußen blicken lassen sollte, war dies nicht wirklich eine gute Idee. Immerhin war gerade eine Draft Lottery im Gange, und da sollten die Leute schon so nahe wie möglich am Vorhang stehen, falls ihr Name aufgerufen wurde.

Aber noch ließ er sich Zeit. Er wusste, wie der Plan aussah. Es liefen noch einige Matches, und wenn er wechseln sollte - was er ohnehin nicht glaubte - würde er garantiert der allerletzte Pick sein, um den Fans zum Schluss noch einen ordentlichen Knalleffekt zu liefern. Nicht so wie vor drei Jahren, als er der allererste Wechsel gewesen war und es dadurch fast sofort klar gewesen war, dass im Gegenzug der andere Champion zu Smackdown gehen würde. Gut, damals hatte die WWE das Ganze anders aufgezogen, indem sie einen ganzen Monat lang pro Show nur einen Angestellten hatte wechseln lassen.

Damals hatten sie ihn total überrascht - eigentlich wäre er in Kansas am Dienstag für die Smackdown-Aufzeichnung vorgesehen gewesen, doch am Montag Vormittag hatte er einen Anruf der Chefetage erhalten, die ihm gebot, am Abend in St. Louis, wo die RAW-Liveshow stattfand, aufzutauchen. Beinahe hätte er es nicht geschafft, rechtzeitig an der Halle zu sein, weil die Rush Hour in vollem Gange war und er mit seinem Mietwagen extrem lange im Stau gestanden hatte. Hektisch war er in den Backstagebereich gestürmt, als er endlich an der Halle angekommen war, hatte sich in der allgemeinen Garderobe schnell seine WWE-Kleidung angezogen und war dann bereits zur Gorilla Position gerannt, um zu warten, bis Chris Jericho mit seiner Einleitung fertig war, um dann den ersten Wechsel zu begrüßen. Noch heute musste John grinsen, wenn er an die schockierte Stimmung in der Halle dachte. Mit einem Wechsel des WWE-Champions hatte anscheinend wirklich niemand gerechnet - auch Chris hatte extrem verwundert dreingeschaut.

Ja, damals war die Draft Lottery noch wirklich spannend gewesen und jeder hatte sich gefragt, wer der nächste Superstar sein würde, der den Kader wechselte. Smackdown war dank Johns Wechsel und seiner Mitnahme des WWE-Gürtels einen Monat lang ohne einen großen Titel gewesen, bis schlussendlich als allerletzter Wrestler der Schwergewichtschampion Batista in den Smackdown-Roster übergetreten war. Heute war das anders, heute lief alles innerhalb von drei Stunden ab, doch er hatte trotzdem keine Eile. So stand er da, drehte das Wasser auf die höchste Stufe, ließ sich von Dunstschwaden umnebeln, das Wasser fast schmerzhaft auf sich niederprasseln, während er versuchte, abzuschalten und seine Gedanken zu ordnen.

Es gab so vieles, über das er nachdenken musste. Zuallererst die Sache mit Adam. Ja, es tat weh, zu wissen, dass eine einzige Nacht imstande gewesen war, ihre gute Freundschaft zu vernichten. Eine Nacht, die keiner von ihnen auch nur ansatzweise beabsichtigt hatte, zu der es aber trotzdem gekommen war, als der Alkohol sämtliche Hemmungen hatte verschwinden lassen. Gern hätte John sich damit beschäftigt, doch dazu kam er nicht mehr. Plötzlich spürte er, wie das Wasser abgedreht wurde, fühlte gleichzeitig die Gegenwart einer zweiten Person, schrak zusammen. Reflexartig versuchte John, sich umzudrehen, doch die Hände, die sich neben seinem Kopf abstützten sowie der Körper, der sich an seinen presste und ihn schmerzhaft gegen die Fliesen drückte, machten ihm das unmöglich. „Du wirst mir fehlen, wenn ich bei Smackdown bin, Johnny", vernahm er im nächsten Moment auch schon Pauls heisere Stimme dicht an seinem Ohr.

John fühlte Angst in sich aufsteigen, zwang sie nieder. Verdammt, warum hatte er ihn nicht gehört oder zumindest seine Anwesenheit gespürt? Jetzt war es zu spät. Er war zu sehr in Gedanken versunken gewesen, um irgendetwas wahrzunehmen, und das bereute er jetzt. „Du wirst mir nicht fehlen, Paul", stieß er aus, obwohl er genau wusste, dass es die falsche Antwort war. Doch er würde sich nicht noch einmal so überwältigen lassen wie damals. Es war die gleiche Situation wie vor sechs Jahren - er selbst nackt, unter der Dusche, dann, wenn er am angreifbarsten war, weil er mit so etwas natürlich nicht rechnen konnte. Vor allem an diesem Abend nicht, wo man eigentlich andere Beschäftigungen hatte als einen Kollegen zu belästigen. Doch Paul waren solche Dinge immer schon egal gewesen.

John beschwor sich, ruhig zu bleiben, auch wenn er befürchtete, dass dies nicht lange anhalten würde. Doch wenigstens verfiel er nicht wieder in den Schock, der ihn damals in Beschlag genommen hatte. Damals war er starr vor Angst gewesen, hatte natürlich auch um seine Karriere gefürchtet, doch seitdem hatte sich eine Menge geändert. Seitdem war er aufgestiegen und stand beinahe auf einer Stufe mit dem Mann, der sich nach wie vor an ihn presste. John konnte deutlich spüren, wie erregt Paul war. Ja, es war ein offenes Geheimnis in der Firma, dass Triple H bisexuell war und sich auch gern einmal an seinen männlichen Arbeitskollegen bediente, doch normalerweise traf es die Jüngeren, Unerfahrenen, die Neulinge! Genauso wie ihn - John - damals. Warum war Paul jetzt hier?

„Hat deine Bitch gerade keine Zeit für dich?", fragte John sarkastisch - und er bereute es im nächsten Moment. Noch eines der offenen Geheimnisse der WWE war es, dass Triple H eine bereits drei Jahre andauernde Affäre mit der WWE-Diva Christy Hemme hatte, welche anscheinend von Stephanie toleriert wurde, zumindest hätte es nie irgendwelche Anzeichen einer Ehekrise gegeben. Es wurde nicht darüber gesprochen, und wenn man sich ansah, dass auch Pauls andere Annäherungen totgeschwiegen und ignoriert wurden, konnte man sich schon vorstellen, dass es da genauso lief. Immerhin hatte Steph einen verdammt anstrengenden Job - vielleicht war sie auch froh, dass ihr Christy es abnahm, Pauls körperliche Bedürfnisse zu befriedigen. Immerhin hatte Stephanie mit Paul bereits zwei Kinder - sprich, die Aufgabe, Nachkommen zu zeugen, war erledigt. Vielleicht würde sie sich später noch in den Kopf setzen, nach ihren zwei Töchtern doch noch einen Sohn haben zu wollen - dann würde sie sich Paul eben wieder zuwenden. Momentan lebte sie mehr für ihre Arbeit - und es schien, als würde Paul das nicht so wirklich stören. Der hatte ja eine Frau, die ihn ablenkte. Und wenn die nicht da war, wandte er sich eben seinen Kollegen zu. Er hatte nichts zu befürchten. Vince interessierte sich ohnehin nicht für die Probleme seiner Angestellten - die hatten zu arbeiten, und der Rest war nicht seine Angelegenheit.

Man durfte ihm nur keine Schwierigkeiten machen - denn dann kam wieder die alte Leier von wegen Du hast hier einen Job, und der sollte das Wichtigste sein. Wenn er das nicht ist, kannst du gleich verschwinden. Halbe Sachen werden nicht akzeptiert. Diese hatte auch John schon zu hören bekommen, nachdem er damals versucht hatte, Vince mitzuteilen, dass er angegriffen worden war. Wie weit der Angriff gegangen war, hatte er dem Chef natürlich nicht gesagt, auch Pauls Namen hatte er nicht erwähnt. Gut, dazu wäre er ohnehin nicht mehr gekommen, denn Vince hatte ihn bereits nach ein paar Worten unterbrochen und aufgefordert zu gehen. Für die persönlichen Sorgen seiner Angestellten habe er keine Zeit, hatte er lapidar gemeint. Und natürlich war John gegangen. Er hatte keinen weiteren Versuch unternommen, mit dem Boss zu sprechen. Ihm war klar geworden, dass das ohnehin nichts gebracht hätte. Er konnte sich nicht gegen dessen eigenen Schwiegersohn auflehnen, und im Nachhinein hatte er sich dafür gescholten, überhaupt so dumm gewesen zu sein, ein Gespräch mit Vince zu suchen, obwohl er von Anfang an gewusst hatte, dass dieser ihm nicht zuhören würde.

„Lass Christy aus dem Spiel", flüsterte der WWE-Champion drohend - machte jedoch keinen Versuch, das Wort Bitch, das John als Bezeichnung für seine Geliebte verwendet hatte, abzuschwächen -, und John kam in die Gegenwart zurück. „Sie hat nichts mit uns zu tun. Halt einfach die Klappe. Alles andere könnte schlimm für dich enden." Ein eiskalter Schauer durchdrang Johns Körper. Ja, er wusste, dass mit solchen Äußerungen bei Paul nicht zu spaßen war. Der Mann schrak vor nichts zurück - sah man ja daran, dass er ihn jetzt belästigte. Das hatte er sich sechs Jahre lang nicht getraut. Oder es hatte ihm gereicht, ihn einmal gehabt zu haben. Immerhin gab es noch genügend andere Leute … John spürte Pauls Hand in seinem Genick, fühlte, wie sie stärker zupackte, seinen Kopf gegen die Fliesen drückte, spürte aufgrund der Kraft, die Paul anwendete, einen stechenden Schmerz durch seinen Nacken fahren, biss sich auf die Zunge.

John schloss die Augen, um das irgendwie auszuhalten. Hinter seinen geschlossenen Lidern begannen Sterne zu tanzen. Er hatte schon seit Wochen Probleme mit seinem Nacken, doch natürlich hatte er niemandem etwas gesagt. Warum ging Paul jetzt genau auf die Stelle? Hatte er doch etwas mitbekommen? Immerhin war John doch schon einige Male beim Physiotherapeuten gewesen, seit die Schwierigkeiten aufgetreten waren, um die Schmerzen in den Griff zu bekommen, doch er hatte gemeint, dass es niemand bemerkt hatte. Andernfalls hätte es schon längst die Runde gemacht. Irgendwie schien es Paul doch mitbekommen zu haben. Ja, er hatte Schmerzen, und vor allem in dieser Situation. Bis Paul seine Hand auf die Partie gelegt hatte, hatte er sie gar nicht gespürt. Jetzt tat es nur noch weh. Doch er würde Paul nicht bitten, aufzuhören, nein, solche Worte würde er nicht noch einmal aussprechen. Außerdem würde es ohnehin nichts bringen. Er hatte gelernt, dass The Game so etwas ohnehin nicht tun würde, egal, wie sehr man ihn auch anflehte. Er hatte es damals erlebt. Die Kraft in seinem Nacken nahm noch weiter zu, und John fühlte sich wie gelähmt. Er traute sich nicht, Widerworte zu geben, er wusste, dass Paul seine Drohung durchaus ernst meinte. Immerhin war sein Kopf nicht weit von den Fliesen entfernt. John wusste, er musste ihn nur einmal kurz am Genick zurückziehen, dann nach vorne knallen und …

Paul hatte denselben Gedanken, und er sprach ihn aus. „Ich würde mir an deiner Stelle gut überlegen, ob ich in dieser Situation Widerworte gebe, Schwuchtel", zischte der Champion, und John zuckte aufgrund der Beleidigung unbewusst zusammen, „dein Kopf könnte ziemlich unsanft an der Wand aufprallen. Und ich denke nicht, dass Vince über eine neue Verletzung von dir so erfreut wäre … Obwohl mir das natürlich helfen würde …" Keine Überraschung. Genau das hatte John sich gedacht. Wieder einmal die alten Eifersüchteleien. Triple H hielt sich für besser als jeder Andere, nur schien Vince nicht seiner Meinung zu sein. Pauls Hand packte fester zu, ungewollt stöhnte John nun doch auf, als sein Nacken weiter in diesem Klammergriff festgehalten wurde. Sein Herz klopfte ihm bis in den Hals, er fühlte Panik in sich aufsteigen. Er hatte keine Ahnung, was er tun sollte. Paul war der Schwiegersohn des Chefs. Wer ihn angriff, hatte unweigerlich Konsequenzen zu erwarten. Das galt für jeden im Unternehmen, auch für John Cena. Und wenn man seine rothaarige Bettgespielin beleidigte, wurde Paul gleich doppelt sauer.

In Johns Kopf überschlugen sich die Gedanken, während er spürte, wie sich Pauls Griff noch eine Spur verstärkte. „Was willst du?", stieß John aus, der zu befürchten begann, blaue Flecken zu bekommen. Flecken, die nicht einfach zu verbergen sein würden. Er trug kein langes Haar, das er offen lassen hätte können, und ein Rollkragenpullover war so ziemlich eines der letzten Dinge, die er anziehen wollte. Mal davon abgesehen, dass er gar keinen besaß und es Sommer war. Sprich, das Teil wäre aufgefallen. Trotz dieser Einschränkungen würde er nicht nachgeben. Flehende Worte würden nicht über seine Lippen kommen, das schwor John sich. Paul weidete sich an der Angst seiner Opfer, und die Genugtuung, den wichtigsten Mann von RAW zum Betteln gebracht zu haben, würde John ihm nicht geben.

„Das kannst du dir doch vorstellen, oder?", flüsterte Paul, während er sich noch enger an John presste, ihn endgültig an die Wand drückte. „Genau so mag ich dich." John hörte das Lachen deutlich aus Pauls Stimme heraus, bevor sie plötzlich nichts als Kälte in sich trug. „Sonst hasse ich dich." „Das beruht auf Gegenseitigkeit", antwortete ihm John mit versagender Stimme, während er die Hand immer noch an seinem Genick spürte, vor Schmerz Tränen in die Augen bekam, hoffte, dass Paul sie nicht sehen würde. Er hörte, wie Paul mehrmals spuckte - sprich, sein Geschlecht befeuchtete -, und in John machte sich Kampfgeist breit. So weit würde es nicht kommen. Nein, er würde das nicht einfach über sich ergehen lassen, auch wenn er spürte, wie Paul sich daran machte, in ihn einzudringen. Dazu musste er jedoch eine Hand zu Hilfe nehmen, und in dem Moment überwand John endlich seinen Schock und riss sich los, stieß Paul weg, dieser taumelte ein paar Schritte zurück, bekam sich aber schnell wieder in die Gewalt.

Sofort hob Paul die Hände als hätte er nichts getan und wäre vollkommen unschuldig. Natürlich war das amüsierte Grinsen auf seinen Lippen gut zu erkennen. Dass er diese Geste nicht ernst meinte, hatte John aber ohnehin gewusst. Immerhin kannte er den Mann schon seit einigen Jahren und konnte ihn dementsprechend einschätzen. „Oh, jetzt verletzt du mich aber, Cena", stieß The Game, wie Paul auch gern genannt wurde, gespielt wehmütig aus, seufzte lautstark auf und schüttelte den Kopf als könnte er nicht fassen, dass John ihn gerade abgewehrt hatte. „Ich dachte immer, das erste Mal hätte dir genauso gut gefallen wie mir. Immerhin hat mir dein Körper eine eindeutige Reaktion gezeigt." John war nahe daran, die Fassung zu verlieren, er spürte, wie sich seine Hände an den Seiten zu Fäusten ballten, er hörte seinen unregelmäßigen Atem als würde er gar nicht selbst um Luft ringen. Er beschwor sich, ruhig zu bleiben. Es half nichts, wenn er Paul jetzt angriff - das würde schwere Konsequenzen für ihn haben. Ja, diese Reaktion … Es war schrecklich, daran zu denken, und John zwang seine Aufmerksamkeit zurück auf den Mann, der ihm gegen seinen Willen damals diese Antwort entlockt hatte.

„Ich wollte das nur wiederholen. Damals war es ein Willkommen, heute wäre es ein Abschied gewesen, weil es ziemlich klar ist, dass einer von uns beiden die Show wechseln wird." John presste die Lippen zusammen, um auf die Sache von wegen, das erste Mal hätte ihm gefallen, keine Erwiderung zu geben. Daran wollte er nicht mehr denken. Er hatte sich damals schon so minderwertig gefühlt, hatte lange gebraucht, um zu akzeptieren, dass solche körperlichen Dinge, wie das, was bei ihm geschehen war, passieren konnten, ohne dass man es wirklich wollte, dass dafür allein das Stimulieren eines gewissen Punktes notwendig war, dass die Tatsache, dass der Akt gegen seinen Willen geschehen war, überhaupt keine Rolle spielte.

Wieso gab Paul ihm diese verlogene Erklärung? Paul wusste genau wie er, wie es damals gewesen war. Paul hatte sein schmerzerfülltes Stöhnen gehört, hatte seinen Unwillen mitbekommen, hatte die Abwehr gespürt, hatte doch erlebt, wie viel Kraft er damals hatte aufbringen müssen, um überhaupt an sein Ziel zu kommen. Paul hatte das vehemente Flehen gehört, hatte gehört, wie oft John Nein gesagt hatte, hatte die Tränen gesehen, für die John sich im Nachhinein ungemein geschämt hatte. Johns eigener Ansicht nach hatte er falsch reagiert. Er hätte härter sein müssen, agieren, als würde ihn das alles nicht so mitnehmen, wie es das natürlich getan hatte, hätte jede Geste, die anzeigte, wie weh es wirklich getan hatte, unterlassen müssen. Doch mit seinem Verhalten hatte er Paul nur noch mehr angestachelt. Der Mann liebte es, zu dominieren, und genau das hatte er damals getan. In jeglicher Hinsicht.

John musste alle Selbstbeherrschung aufbieten, um keine böse Antwort zu geben, zwang seine Atemfrequenz wieder auf ein regelmäßiges Level, um Paul nicht zu zeigen, wie schockiert er von dem Ganzen war. Natürlich wusste er, dass Paul es bemerkt hatte - der Kerl war ein Meister im Lesen von Körpersprache -, doch er beschloss, darauf nicht einzugehen. Ein Teil von ihm wollte dem Mann einfach nur an die Gurgel springen. Doch das war genauso unmöglich wie ihm etwas zurückzusagen. Ein anderer Teil von ihm wollte einfach nur fliehen und versuchen, irgendwo wieder zur Ruhe zu kommen, bevor er seinen Kollegen später gegenübertreten musste. Er konnte sich nichts von alldem erlauben. Besonders die dritte Möglichkeit fiel absolut aus. Er hätte nur wieder den Eindruck, er würde nichts aushalten, erweckt, und das wollte er nicht - nicht einmal Paul gegenüber. Vor allem nicht Paul gegenüber. Paul war schnell darin, solche Dinge gegen einen zu verwenden.

Irgendwie wunderte sich John heute noch, dass er es damals geschafft hatte, still zu sein, bis Paul aus der Tür gewesen war. Gut, während der Sache selbst hatte ihm Paul hart die Hand auf den Mund gepresst, um seine Laute und sein Betteln zu ersticken, doch danach war er einfach nur auf dem Boden gekniet und hatte vor sich hingestarrt, um Luft ringend, während der Schmerz in seinem Körper gewütet hatte. Na ja, wahrscheinlich hatte er damals schon gewusst, dass er bei Paul Michael Levesque vorsichtig sein musste. Er beobachtete, wie Paul näher kam, immer noch dieses Grinsen auf den Lippen, auch wenn es mittlerweile seine typische arrogante Note erhalten hatte. Wie immer, wenn er jemanden nicht ernst nahm.

Wie John es schaffte, stehenzubleiben, wusste er nicht. Doch er brachte es tatsächlich fertig. Er wollte nicht erscheinen, als hätte er Angst. Innerlich hatte er sie natürlich - er fragte sich, ob es wieder so weit wie damals kommen würde. Äußerlich ließ er sich von seinen Gedanken, seiner Besorgnis nichts anmerken. Er nahm nicht einmal wahr, dass er immer noch nackt war - genau wie Paul. Ja, es war klar, was der Mann vorgehabt hatte. John roch die Schweißnote seines Gegenübers, sprich, er war noch nicht einmal duschen gewesen. Oder er hätte es, nachdem er mit ihm fertig gewesen wäre, getan, um sich zu erfrischen und nebenbei noch die Spuren zu beseitigen, bevor er zu Stephanie ging. Pauls Pläne waren absolut klar. John konnte auf dem Boden Pauls Ringhose erkennen, sah, dass die Stiefel neben dem Eingang standen, der Titelgürtel daneben lag. Ihm wurde schlecht, als ihm in den Sinn kam, dass Paul das alles wahrscheinlich geplant hatte. Klar, wann, wenn nicht heute, wenn die ganzen Leute alle draußen waren? Gut, es hätte ihn auch nicht gestört, wenn jemand in die Garderobe gekommen wäre, während er sich in der Dusche mit einem seiner Opfer vergnügte, doch heute wäre garantiert gewesen, dass keine Störung erfolgte.

John kämpfte den Drang, einfach zu flüchten, nieder, blieb, wo er war, auch wenn ihm sein Instinkt natürlich zur Flucht riet, seit ihm Paul vorher zu nahe gekommen war. Doch John blieb stehen, versuchte, ruhig zu bleiben, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr ihn das Ganze tatsächlich aufwühlte. Er konnte sich diese Schwäche nicht erlauben - nicht vor Paul und noch weniger vor sich selbst. Er konnte nicht flüchten. Und er konnte nicht nachgeben, auch wenn Paul das immer noch zu erwarten schien, denn immerhin machte er keine Anstalten, sich wieder anzuziehen und den Raum zu verlassen. John beschwor sich, den Blick nicht abzuwenden. Auch diese Genugtuung würde er Paul Levesque nicht geben. Er konnte ihm nicht zeigen, wie viel Angst er tatsächlich hatte. Auch ergeben würde er sich nicht. Dafür würde Paul sich jemand anderen suchen müssen. Er hatte es einmal zugelassen, ein zweites Mal würde ihm das nicht passieren.

Der Champion trat ihm gegenüber, blickte ihm in die Augen, während sich ein Arm um Johns Taille schlang, ihn näher zu sich zog. John wusste, dass Paul ihn nicht küssen würde - das wagte er nicht, das hatte er bei keinem gewagt -, doch alles andere war schon schlimm genug. Er fühlte sich wie gelähmt - er wusste wirklich nicht, was er tun sollte. John verkrampfte sich, als er Pauls andere Hand über seinen Rücken streichen fühlte, während sich die Fingernägel der einen in seine Taille gruben. Paul beugte sich nach vorne, seine Lippen strichen über Johns Oberkörper, schlossen sich um eine Brustwarze, während die Hand an seinem Hintern angekommen war und sich ohne große Umschweife trocken in ihn schob, die Verkrampfung ignorierte, sondern einfach mit Gewalt vordrang, ohne auf die Hindernisse zu achten.

Mit einem leisen, von Schmerz verursachten Schrei riss John sich zum zweiten Mal los und trat einige Schritte zurück, versuchte, das leichte Beben seines Körpers in den Griff zu bekommen, während er seine Panik niederkämpfte. Das Losreißen war beinahe im Reflex geschehen, und er konnte deutlich erkennen, dass Paul von dieser Aktion genauso überrascht war wie John selbst. Doch beide bekamen sich schnell wieder in die Gewalt. „Ich bin nicht mehr so naiv wie damals, Paul", stieß John aus, während er nach einem Handtuch griff, um seine Blöße zu bedecken. Paul verschränkte die Arme vor der Brust und blickte ihn abfällig an, wollte ihm natürlich nicht zeigen, wie sehr ihn diese Abfuhr wirklich getroffen hatte. John sah es ihm an - und er genoss es irgendwie. Anscheinend glaubte Paul tatsächlich, solchen Respekt einzuflößen, dass jeder willig sein würde.

Bevor John nach seiner Tasche und seinen restlichen Klamotten griff und die Duschräume verließ - dabei Schwierigkeiten hatte, es nicht nach Flucht aussehen zu lassen und das Beben seines Körpers zu unterdrücken -, konnte er nicht anders, als sich noch einmal zu Paul zu drehen, obwohl er sich eigentlich schon abgewandt hatte. „Weißt du was, Paul?" Gott sei Dank, seine Stimme klang fest, trug nichts von der Angst, die John immer noch empfand, in sich. Sein Blick geriet aggressiver als beabsichtigt, doch er begrüßte seine Wut beinahe, ließ ihr freien Lauf, nachdem sein Gegenüber ihn auffordernd anblickte, deutlich anzeigte, dass es seine Worte aber natürlich nicht ernst nehmen würde.

„Die Zeiten haben sich geändert."

Pauls amüsiertes Gelächter verfolgte ihn noch, als er die Tür hinter sich zuknallte und sich so schnell wie möglich anzog, um anschließend aus der Garderobe zu hetzen, ohne sich noch einmal zum Badezimmer umzudrehen. Jetzt war ihm nach Gesellschaft zumute. Jede Gesellschaft war ihm Recht, solange es nicht die von Paul Levesque war. Außerdem wollte er vor Paul aus dem Raum sein. Er wollte nicht riskieren, dass ihm dieser noch mehr Beschimpfungen an den Kopf warf oder ihn vielleicht noch einmal anzugreifen versuchte. Außerdem hätte ihn ohnehin nichts mehr in dem Zimmer gehalten. Er wollte nur noch hinaus.