Disclaimer: Star Wars gehört George Lucas. Ich stümpere nur in seinem Sandkasten herum.

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Kinder der Macht

Kapitel 1 – Ein unerwarteter Besuch

Dies war Tatooine. Ein Ort, an dem sich niemals etwas zu verändern schien. Eine sandfarbene Murmel auf dem schwarzen Samtteppich des Alls, von kosmischen Kräften auf den Umlaufbahnen zweier unendlich heißer Sonnen herumgetrieben. Drei bleiche Monde wiederum waren an diesen unbedeutenden und hässlichen Planeten am äußeren Rand der Galaxis gebunden und beschrieben jahraus, jahrein dieselben Bahnen. Vom All aus gesehen war diese Welt nur ein Spielball im Gefüge des Universums, Regularien und Gesetzmäßigkeiten unterworfen, gegen die sie sich nicht auflehnen konnte.

Selbst das weit entfernt aufblühende Imperium, das seine Fänge wie eine vielarmige Selenome-Kreatur selbst nach den abgelegensten Welten ausstreckte, machte vor Tatooine nicht Halt. Hin und wieder rasten Sucherdroiden über die schroffen Gebirgskämme und die endlos weiten, sich stets in Bewegung befindenden Sanddünen. Zwei neu geschaffene kleine Stützpunkte mit Klonsoldaten sorgten unter der Bevölkerung für Unruhe, doch nicht allzu lange. Dann hatten sich Hutten, Schmuggler, Kopfgeldjäger und Sandleute daran gewöhnt, die gesichtslosen Vertreter des Imperiums zu ignorieren und hinter ihrem Rücken weiter ihren Geschäften nachzugehen.

Und darin lag die Stärke dieses Planeten. Dass sich auf ihm die Dinge so entwickelten, wie sie es sollten und nicht so, wie es für sie gewollt wurde. Zweifler an dieser Wahrheit mochten sagen, dass verbrecherische Kartelle und Sklavenhandel, die die Gesellschaftsstruktur des Planeten mit ihrer Korruption aushöhlten wie eine Raubwespe eine Frucht am Baum, nicht unbedingt eine Entwicklung darstellten, die der Galaxis zu Gute kommen würde. Doch es war unbestreitbar, dass die auffallende Gesetzlosigkeit in ihrem Schatten Ruhe bot für diejenigen, für die es wirklich darauf ankam, den Repressalien eines sich der Dunkelheit hingebenden Universums entgehen zu können.

Auch für einen bärtigen Mann in einer abgetragenen braunen Tunika, der eines Abends auf dem Grat einer noch sonnenwarmen Düne saß und im Schimmer der Abendröte die Monde aufgehen sah.

oOo

Ich habe vorausgesehen, dass es schwierig werden würde', sagte die leicht flimmernde Machtpräsenz von Qui-Gon Jinn, die nur von den Augen eines gut ausgebildeten Jedi gesehen werden konnte. Sein ehemaliger Schüler, eben einer jener wenigen noch lebenden Jedi, blickte auf, seinen seltsam heiteren Blick von der Unendlichkeit der Wüste lösend. ‚In Anakins lebendiger Macht schwangen viele Dinge mit, doch dass sich das Blatt derart wenden würde-.'

„Das hat niemand erwartet, Meister. Aber es werden andere Zeiten kommen. Dessen bin ich mir so sicher wie Ihr damals, als Ihr Anakin dem Rat als den Auserwählten präsentiert habt."

Die Präsenz runzelte die Augenbrauen und erkundigte sich streng:

Denkst Du, dass ich mich geirrt habe?'

Obi-Wan Kenobi schmunzelte und strich sich durch seinen unregelmäßig geschnittenen Bart. Er wirkte müde und konnte den Anflug von Bitterkeit, die trotz seines Lächelns über seine wettergegerbten Züge glitt, nicht verbergen.

„Nein, Meister, keinesfalls. Ob Ihr Euch geirrt habt oder nicht, ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht von Bedeutung. Die Zukunft ist verhüllt, um Meister Yoda zu zitieren. Wir sollten uns nicht von den Aufgaben ablenken lassen, die klar vor uns liegen."

Nun war es an Qui-Gon, ein väterliches ausfallendes Lächeln sehen zu lassen, das seine löwenhaften Züge erhellte.

Du verstehst es ziemlich gut, Deinen Meister mit Deinen alten Weisheiten ebenfalls alt aussehen zu lassen, Padawan', sagte er leise und klang besorgt. ‚Aber vielleicht ist es Zeit für neue Weisheiten?'

„Was meint Ihr damit, Qui-Gon? Neue Weisheiten?" Obi-Wan erhob sich. Sand rieselte aus seiner Tunika seine Beine hinunter und in seine Stiefel. Unweigerlich verzog er das Gesicht. Er hatte sich an Tatooine gewöhnt, seine Hitze, seine nächtliche Eiseskälte und sogar das schlechte Essen. Nur der ewige Sand wurde zu einer quälenden Geduldsprobe. Er war überall. In seinem Bett, in seinem Lichtschwert, zwischen seinen Zähnen. Die Machterscheinung neben ihm verschränkte die Arme vor der breiten Brust, die selbst in der halb durchsichtigen Form ziemlich eindrucksvoll aussah. Obi-Wan hatte sich als sehr junger Schüler von der Physis seines Meisters eingeschüchtert gefühlt, doch nun konnte ihn die Gestik nicht mehr beeindrucken. Viel mehr amüsierte ihn die Tatsache, dass Qui-Gon nach all den Jahren und vor allem nach seinem Übergang in die Macht immer noch dieselben alten Tricks anwendete – obwohl er von neuen Weisheiten sprach. „Wirklich, Meister, Ihr habt noch immer nicht verlernt, in Rätseln zu sprechen."

Rätsel entstehen nur, wenn der Hörende noch nicht bereit ist, ihren Sinn zu verstehen', gab Qui-Gon ein wenig selbstzufrieden zurück, wickelte dann seinen Mantel enger um sich und nickte ernst. ‚Aber es ist gerade nicht an der Zeit, über Veränderungen zu sprechen. Vielmehr über die Frage, wie viel von dem Schiff übrigbleiben wird.'

Sein Bild zerfaserte und ging wieder in die Macht ein. Obi-Wan schüttelte verdutzt den Kopf, doch dann begriff er, was sein Meister vor ihm gespürt hatte. Am abendlichen Himmel, der von einem satten Abendrot am Horizont in ein Nachtblau überging, sank ein Stern mit atemberaubender Geschwindigkeit. Schwarzgrauer Rauch zerstörte die Klarheit der Luft und löste sich in einem Schweif, gemeinsam mit Feuer und brennenden Trümmerteilen, von dem kleinen Raumschiff, das trudelnd steil abwärts raste. Obi-Wan hob die Hand, plötzlich nur noch von der Macht durchflutetes Gefäß und es gelang ihm, die Geschwindigkeit und den Winkel des Schiffes zu korrigieren, bevor es sich nur Sekunden später in einer gewaltigen Wolke aus Staub und Feuer in eine Düne bohrte.

Obi-Wan setzte sich sofort in Bewegung. Die kurzen Zweifel, ob es eine gute Idee war, sich mehr lebenden Wesen zu zeigen als nötig, verschwanden sofort wieder. Er war noch immer ein Jedi und sein Leben bestand darin, jenen zu helfen, die sich nicht selbst helfen konnten. Sein Auftrag beschränkte sich nicht auf den junge Luke Skywalker, der inzwischen vier Jahre alt war und seine Umwelt mit seinem Talent, Unsinn zu machen, in Atem hielt.

Das Schiff ragte halb aus der Düne heraus, deren innerster Zusammenhalt langsam verloren ging. Sand rieselte unbarmherzig auf die Reste des stählernen Skeletts hinab, verschluckte immer mehr, begrub die hässlichen Spuren der rauchenden Trümmer unter sich. Obi-Wan balancierte ohne Mühe über die Schräge des laufenden Sandes an das Schiff heran und griff mit der Macht nach der Außentür, die bereits ein Stück weit aufstand, aufgerissen von der Wucht des Einschlages. Rauch quoll daraus hervor, was Obi-Wans Schritte zusätzlich beschleunigte. Der schwarze Qualm würde die Insassen, so sie denn überhaupt noch lebten, schneller töten als ihre Verletzungen. Mit einem schrillen Quietschen schlug die Luke nach oben auf und eine Woge Rauch schoss empor, als das Feuer gierig nach Luft lechzte und neue Nahrung fand. Dann endlich, als Obi-Wan schon fast glaubte, er müsse durch die Flammen laufen, sprang das interne Löschsystem des Schiffes an und Löschpulver begann in Feuer und Rauch zu regnen. Fast so schnell wie die Flammen hochgeschossen waren, sanken sie in sich zusammen. Mit einem kraftvollen Sprung überwand Obi-Wan die letzten Meter zwischen sich in dem Schiff und landete sicher auf der rußgeschwärzten Schwelle. Löschpulver wirbelte unter seinen Schritten auf und verband sich mit dem Sand und dem Schweiß auf seiner Haut zu einem schmierigen Film. Er blinzelte kurz, um seinen Blick zu klären. In einer Ecke des Hauptraumes des Schiffes, der nur aus zerschmetterten Möbeln und einer Menge zerbrochener Kisten mit teurem und illegalem Alkohol zu bestehen schien, loderten erneut Flammen auf und dieses Mal sprang die Löschanlage nicht an. Obi-Wan tastete durch die Macht und eilte dann in Richtung des Cockpits, als der Boden unter seinen Füßen kurz schwankte.

„Oh, verdammt", sagte er leise zu sich, eine Angewohnheit, die sich mit der Einsamkeit und der Unterhaltung mit einer Wesenheit, die nur er sehen konnte, eingeschlichen hatte. Die Erkenntnis, dass die Düne dabei war, ihre Konsistenz ziemlich schnell ändern zu wollen, erschreckte ihn nicht, doch er konnte sich definitiv eine angenehmere Situation vorstellen. Mit Hilfe der Macht griff er hinaus in den Sand, erfasste gleichzeitig das Schiff, den Untergrund, in dem es halb begraben war, das Feuer, den leicht brennbaren Alkohol, den neu heraufwallenden Rauch und die Tür zum Cockpit, die knarrend aufschwang. Seine Umwelt verschwamm zu einem Summen, als sein Körper, getragen von der Macht, blitzschnell in das nur von einer Notbeleuchtung erleuchtete Cockpit glitt. Sand rieselte durch die mit langsamen Knacken splitternde Frontscheibe, mattes Glühen der Notelektronik erhellte den dunklen Raum und die Körper dreier Personen. Der bis an die Zähne bewaffnete dresselianische Pilot war tot, es hatte ihn direkt in seinem Sessel erwischt. Ein brennendes Trümmerstück hatte seine Kehle aufgeschlitzt, wenn auch die Wunde direkt kauterisiert. Ein zweiter Mann, ein Zisianer, lebte offenkundig noch. Er lehnte an der Cockpitwand, schlaff wie eine hingeworfene Puppe. Sein Atem ging stoßweise, hellgrünes Blut schoss bei jedem Ausatmen über seine Lippen und besudelte seine ärmliche Kleidung. Ein aus der Wand ragendes Rohr hatte sich durch seine Brust gebohrt und wohl seine Lunge verletzt. Als er die mit orangefarbenen Iris versehenen Augen öffnete, erstarrte er beim Anblick von Obi-Wan und seine Hand fuhr zu dem Blaster an seiner Seite. Die Macht, die durch Obi-Wan floss, verbog den Lauf der Waffe und lenkte den tödlichen Strahl ab – in die Cockpitscheibe, die noch unheilvoller zu knacken begann. „Ups", sagte Obi-Wan, nun gelinde gesagt verdutzt. Manchmal fragte er sich, ob die Macht einen sehr kruden Sinn für Humor hatte. Der Zisianer starrte ihn ebenso verdutzt an und der Ausdruck blieb in seinem Gesicht, als er einen Lidschlag später zum letzten Mal ein- und ausatmete.

Obi-Wan spürte durch eine Welle der Macht, dass nun Eile geboten war. Der dritten Person, bekleidet mit einer schmutzigen, ehemals weißen Robe, hatte man einen Sack über den Kopf gestülpt und die Hände mit Handschellen gefesselt. Kurzentschlossen warf er sich das leichte Gewicht über die Schulter und spürte, wie Düne, Schiff und Schwerkraft ihren unheiligen Zusammenhalf beenden wollten. Er verließ das Cockpit in dem Moment, in dem die Frontscheibe brach und sprang nur Sekunden später aus dem Schiff, das mit einen reißenden Geräusch von der zusammenstürzenden Düne geschluckt wurde. Leider war er nicht schnell genug, um den Kräften der hundert Tonnen Sand entgehen zu können und so wurde er von dem schnell rinnenden Untergrund von den Füßen gerissen, nur um Sekunden später mit Hilfe der Macht wieder auf die Beine zu kommen und sich und seine Last gerade noch im letzten Moment in Sicherheit bringen zu können.

Wenig später lag er, nach Luft ringend und über und über mit Staub, Löschpulver, Ruß und Sand bedeckt, am Fuß einer neuen Düne, die unberührt in der Abenddämmerung dalag und der man nicht mehr ansehen konnte, dass sie soeben ein Schiff voller Schmuggelware und die Leichen zweier offenkundiger Piraten verschluckt hatte. Aber so war Tatooine eben. Obi-Wan hustete Staub und setzte sich auf. Die Gestalt neben ihm regte sich und er beeilte sich, die Handschellen mit der Hilfe der Macht zu lösen und ihr den Sack über den Kopf zu ziehen. Obi-Wan seufzte leise, als er die Macht entließ und wieder er selbst wurde, zu dem skeptischen, verschrobenen Einsiedler, der allein darauf wartete, dass sich sein Schicksal erfüllte. Es gab Vieles, das er nicht gebrauchen konnte in diesem seinen Leben. Noch mehr Sand, zum Beispiel. Aber die verletzte Frau, die in diesem Moment die Augen aufschlug, ihn sinnend mit verhangenen dunklen Augen ansah und dann mit entsetztem Gesichtsausdruck wieder ohnmächtig wurde, schlug den Sand um Längen.

oOo

Als er eine Stunde später in dem kleinen Raum stand, der ihm als provisorisches Badezimmer diente und mit halb staubblinden Augen in den Spiegel blinzelte, wusste er, dass die Frau möglicherweise wegen seines Anblicks ohnmächtig geworden war. Er sah aus wie ein graubraunschwarzer Togorianer mit seinen abstehenden, weißdurchfurchten Haaren und dem wirren Bart. Ungläubig schüttelte er den Kopf. Er war in seinem Leben bisher für Vieles gehalten worden, aber das war nun wirklich etwas Neues.

Eine wertvolle Ration seines Wasservorrates, den ein kleiner Kondensator hinter dem Haus täglich dem sandigen Boden abtrotzte, floss aus dem Hahn des Auffangbeckens in eine kleine Schüssel, vermischt mit etwas mildem Desinfektionsmittel. Sein spärliches Med-Pack unter den einen Arm geklemmt, einige Tücher über dem anderen Arm, trug Obi-Wan die Schüssel zurück in den Raum, der ihm als Schlaf- und Wohnraum diente. Einige Öllampen warfen ein flackerndes Licht auf die abgerundeten Lehmwände, die irgendein Feuchtfarmer vor Jahren geformt und gefestigt hatte, um in ihrem Schutz leben zu können. Das Haus hatte lange leer gestanden und Obi-Wan hatte sich so eingerichtet, dass es zum Überleben reichte. Er schätzte, dass sich nur die wenigsten Bewohner Tatooines überhaupt an diesen Zufluchtsort weit abseits der anderen Feuchtfarmen erinnerten und das war ihm natürlich sehr Recht. Hin und wieder ließen sich einige Jawas in der Gegend blicken, doch die kleinen Wesen konnten mit Hilfe der Macht leicht dazu gebracht werden, ihre Wege zu verändern und an dem gut versteckten Haus vorbeizulaufen.

Die Frau lag in seiner Schlafkoje, die in die Wand eingelassen war, auf den dünnen Decken und war noch immer bewusstlos. Ihr Atem ging flach, aber stetig und Obi-Wan ahnte, dass ihre Blässe sowohl ihrem Lebenswandel als auch ihrem Zustand zuzuschreiben war. Obi-Wan stellte die Schüssel auf dem Tisch ab, legte die Tücher dazu und rollte das Med-Pack auf, um eine kleine Flasche Bacta für die offenen Verletzungen und eine Salbe für Blutergüsse und Prellungen herauszunehmen. Er hoffte, dass sich sein unwillkommener Gast keine zu schlimmen Verletzungen zugezogen hatte, denn diese konnte er mit seiner kärglichen medizinischen Ausstattung schlichtweg nicht behandeln. Er selbst brauchte nicht mehr als diese Dinge, dazu etwas Ruhe zur Meditation und etwas Zeit, wenn er verwundet war. Er zog sich den Tisch und den einzigen Stuhl heran, auf den er sich mit mehr Schwung fallen ließ als es einem selbstkontrollierten Jedi eigentlich zustand. Aber er war nun einmal müde, seine Augen brannten und sein seltsames Gespräch mit Qui-Gon ging ihm nicht aus dem Kopf.

Seine Hand war sicher und zögerte nicht, als er seinem Gast die Schuhe auszog und dann die schmutzige und zerfetzte Robe der Verletzten mit einer Schere aufschnitt, um sie ihr vorsichtig abzustreifen. Darunter trug sie funktionale und eine gewisse Intimsphäre wahrende Unterwäsche, die Obi-Wan jedoch nur eines kurzen Blickes würdigte. Er sah kein Blut daran, daher hoffte er für seine Patientin, dass die Piraten sich nicht an ihr vergangen hatten. Während er sanft, aber gründlich mit einem nassen Tuch die schlaffen Glieder der jungen Frau von Staub und Blut befreite, besah er sich ihre Verletzungen. Einige Schnitte, blaue Flecken und Platzwunden waren definitiv älter als eine Stunde und auch älter als ein paar Tage. Er fand auch alte Narben, blasse Linien auf blasser Haut. Die exzellente Qualität der Kleidung und Schuhe, die weiße Haut, die Handschellen und der Sack über ihrem Kopf – wahrscheinlich war sie der Spross einer reichen Familie auf irgendeinem Planeten und hatte das Pech gehabt, entführt zu werden. Doch woher dann die alten Narben? Sie musste schon länger in Gefangenschaft gewesen sein, denn die Spuren der Handschellen hatten hässliche tiefe Riefen in ihren Handgelenken hinterlassen, die sich entzündet hatten. Zudem war sie erschreckend dünn und ihre Kleidung abgeschabt und schmutzig.

Rasch und mit der Routine eines erfahrenen Kriegers, den vor wenigen Jahren eine halbe Galaxis als „General Kenobi" gekannt hatte, versorgte Obi-Wan die Verletzungen, die Bacta und Salbe nötig hatten, verband die blutenden Schnitte und Platzwunden, renkte zwei Finger wieder ein und widmete sich dann mit einem besorgten Stirnrunzeln der Kopfwunde, die offenkundig für die anhaltende Ohnmacht verantwortlich war. An einer Stelle an der Stirn konnte er unter dem geschwollenen Fleisch, aus der Blut und eine weißliche Flüssigkeit sickerten, ein Stück bleichen Schädelknochen sehen. Er tastete den Kopf ab und spürte, dass der Knochen unter der Wunde weich zu sein schien – also gebrochen. Mit dem feuchten Tuch wischte er der Verletzten das bleiche Gesicht und die Wunde vorsichtig sauber, dann tropfte er einige Tropfen Bacta in die Verletzung. Ein Schädelbruch ging über seine Kenntnisse hinaus, doch die Tatsache, dass die Frau noch lebte und einmal zu Bewusstsein gekommen war, sah er als gutes Zeichen. Vielleicht kam sie mit ein paar Tagen üblen Kopfschmerzen davon.

Draußen wurde die Stille der Wüstennacht durch den klagenden Schrei eines Krayt-Drachen zerschnitten. Obi-Wan ließ sich nicht dabei stören, seinem Gast einen Kopfverband anzulegen und sie schließlich in Seitenlage unter die Decken zu betten. Er spürte durch die Macht, dass das Tier auf der gierigen Suche nach Essen war und auch wenn die gierigen Reptilien alles aßen, was ihnen zufälligerweise vor das Maul lief, so waren ihre Lieblingsspeise doch Banthas. Und Banthas gab es zu dieser Jahreszeit in dieser Gegend genug. Kein Krayt-Drache würde das halb an einen roten Felsen geschmiegte Haus beachten, aus dessen kleinen Fenstern goldenes Licht perlte. In der Unendlichkeit eines Planeten, auf dem sich alles und jedes verstecken wollte, war das nichts Besonderes.

oOo

Der nächste Morgen dämmerte schnell, denn es war Sommer auf Tatooine. Obi-Wan hatte in der Nacht meditiert, die Zeit seiner Wacht über die Verletzte nutzen, um sich mit den Lehren Qui-Gon auseinander zu setzen, die er von den Whills mitgebracht hatte. Auf ewig in die Macht einzugehen, ohne die Bindung an die Welt zu verlieren und sogar darin wirken zu können, war ein Wunder, das es in dieser Form noch niemals im Jedi-Orden gegeben hatte. Dieser Gedanke hatte Obi-Wan in der Morgendämmerung aus der inneren Einkehr gerissen. Die ironische Bedeutung, dass Qui-Gon erst sterben und der Orden zusammenbrechen musste, damit jenes kostbare Wissen zu Tage kam, war ihm natürlich nicht verborgen geblieben und quälte ihn. Es fiel ihm leicht, tagsüber seiner Aufgabe nachzukommen, ein Auge auf Luke zu haben oder die Lektionen seines stets aufmerksamen Meisters zu befolgen. Doch wenn die Nacht nahte und die Sonne glühte wie flüssige Lava, kehrten seine Gedanken an Mustafar zurück, um schließlich in der Schwärze der Nacht das Gefühl von Anakins Hass wiederzufinden.

Und so erhob er sich schließlich und löschte die Lampen, die er mit dem öligen Saft einer Pflanze befüllte, die einige Zentimeter unter dem Wüstenboden wuchs und die sich leicht finden ließ, wenn man wusste, wonach man suchte. Im Anbetracht der Tatsache, dass er vielleicht eines Tages schnell Hilfe für Anakins Sohn rufen musste, um den machtbegabten Jungen vor dem Imperium zu bewahren, benutzte er seine technische Ausrüstung so selten wie möglich. Lieber verließ er sich auf das, was der karge Planet ihm zu geben bereit war. Eine Energiezelle, gleich ob in einem Blaster, einem Comlink oder einer Lampe eingesetzt, konnte auf Tatooine über Leben und Tod entscheiden. So stand sein stets mit Sonnenenergie voll aufgeladener Gleiter, abgedeckt mit witterungsunempfindlicher Folie, direkt neben dem Kondensator in dem schmalen dreieckigen Hinterhof zwischen Felswand, Hauswand und einem abgeschmirgelten Holztor, das nur von innen sichtbar mit Durastahlträgern verstärkt war. Wer immer an diesen wertvollen Besitz wollte, musste dafür hart schuften.

Im Licht des beginnenden Tages ging er in das improvisierte Badezimmer, das wohl einmal ein normaler Wohnraum gewesen war, da noch die Reste eines hölzernen Bettes an der Wand lehnten und vor sich hin moderten. Dadurch, das sich hier aber das Rohr zum Kondensator durch die Wand bohrte und es genug Platz für die große, niemals voll werdende Auffangschüssel gab, hatte sich Obi-Wan vor drei Jahren im Angesichts eines Mangels an Mitbewohnern entschlossen, den einzigen Spiegel, den er besaß, hier an die Wand zu hängen und den Raum zum Badezimmer erklärt. Der Abtritt selbst war ein kleiner Anbau außen an der Hütte, den man alle paar Tage vom Sand befreien musste.

Im Gedanken noch bei seiner missglückten Meditation und in den Fallstricken der Erinnerung verhangen, zog er sich aus und trat in die flache Wanne, die neben dem Auffangbehälter auf dem Boden stand. Unter Zuhilfenahme eines Eimers wusch er sich gründlich, bis er sich wieder wie ein Mensch fühlte und nicht wie ein Stück Dörrfleisch unter einer dicken Staubschicht. Dasselbe milde Desinfektionsmittel, das er schon am Abend für die Wundversorgung benutzt hatte, verwendete er anstelle von Seife, was zwar nicht angenehm war, aber Krankheitserreger und Parasiten fernhielt und so seine Körperhygiene sicherstellte. Zudem hatte das Mittel, das einen wahren Luxus darstellte, den angenehmen Effekt, dass er damit auch seine Kleidung waschen konnte, selbst wenn er das Wasser vorher schon einmal zum Waschen verwendet hatte. Auch an diesem Tag löste der feine Schaum die Dreckschlieren in der improvisierten metallenen Duschwanne fast vollständig auf und so warf Obi-Wan seine Kleidung in gewohnter Geste in die Wanne, um sie dann gegen Mittag nach draußen stellen zu können. Heißes Wasser zu machen war auf Tatooine ein wirklich geringes Problem.

Er war schnell wieder im Reinen mit sich, denn er wusste, dass ein weiterer Tag der Wacht vor ihm lag – sogar der doppelten Wacht, wenn man berücksichtigte, dass ihm unversehens eine Patientin in den Schoss gefallen war. Und apropos Schoß. Er hoffte, dass die junge Frau noch schlief, denn seine Kleidung lag entweder nass in einer Wanne oder in der Truhe im Wohnraum und seine letzten Handtücher waren für seinen Gast verwendet worden.

Und dies war auch der Moment, in dem die Präsenz von Qui-Gon im Türrahmen erschien, sich scheinbar dagegen lehnte – natürlich lehnte sich hier nur ein Abbild in der Macht gegen die Macht, die überall und damit auch im Türrahmen war-, schmunzelte und den Kopf schüttelte.

Padawan, ganz ehrlich? Manchmal glaube ich, dass Du mit nicht richtig zuhörst.' Ein nasser Socken flog durch seinen Machtleib, doch der verstorbene Jedi-Meister lachte lediglich gutmütig. ‚Das meinte ich übrigens mit neuen Wegen, Obi-Wan. Vielleicht wäre es eine gute Idee, dass Du Dich ein wenig – entspannst. Du würdest nicht glauben, welche Erleichterung das bewirken kann.'

Obi-Wan schüttelte seufzend den Kopf. Im Leben war sein Meister oftmals unberechenbar gewesen, da er der lebendigen Macht näher stand als die meisten Jedi, die Obi-Wan hatte kennenlernen dürfen. Nach dem Tod hatte sich Qui-Gon jedoch noch einmal gesteigert, was die Unabwägbarkeit seiner Reaktionen anging. Es war, als hätte ihn der Umgang mit der Macht, die an sich lichte Kraft in Ruhe und Ausgeglichenheit vereinte, noch irrationaler gemacht.

„Meister, ich habe eine Aufgabe, die ich zu Ende bringen werde. Mich zu entspannen ist nicht das, was ich mit der Wachsamkeit eines Jedi verbinde."

Weil nichts anderes als dieser Junge mehr da ist, dem Du Aufmerksamkeit widmen kannst' , gab Qui-Gon zurück und in seinem Gesicht spiegelte sich dieselbe Trauer, die Obi-Wan oftmals in der Nacht überfiel, wenn er daran dachte, dass alle seine Freunde fort waren. Garen Muln, Reeft, Bant, Siri, Mace, Adi Gallia, Kit Fisto. Und so viele mehr. ‚Du, Yoda, Ferus und ein paar andere, Ihr seid die letzten Jedi. Die alten Regeln sind untergegangen, zusammen mit einer korrupten Republik und einem brennenden Tempel voller toter Kinder. Es wird Zeit für neue Regeln, die Du schaffen kannst, Padawan. Dass Du bei mir lernst, ist ein erster Schritt. Wenn wir die Beschränkungen des Todes überschreiten können, ohne damit an der Grenze des Dunklen zu rühren, so können wir auch an anderen Mauern stürzen.'

„Ich bin mir bewusst, dass ein neuer Orden neue Regeln haben wird. Ferus ist das Musterbeispiel dafür, aber ich bin noch immer im Herzen Mitglied des alten Ordens. Ich werde Lukes Sicherheit nicht noch einmal gefährden", fuhr Obi-Wan auf, ein wenig lauter als gewollt. Er hatte den Planeten bereits für längere Zeit verlassen und erlebt, wie Ferus Olin, der ehemalige Padawan von seiner alten Freundin Siri, die alten Beschränkungen der Jedi abgelegt hatte, um mit Einfühlungsvermögen und ohne das Verbot persönlicher Bindungen erfolgreich die letzten verbleibenden Jedi und Machtsensitiven um sich sammelte. Die meisten von ihnen waren nur noch die Schatten der Personen gewesen, die sie einmal gewesen waren. Sie zu sehen hatte ihm dennoch Hoffnung gegeben, ihn aus der Zeit der schlimmsten Trauer herausgeholt und ihn geöffnet für die Lehren der Whills. Doch endgültig befreit hatte ihn die Hoffnung nicht. Und mit ihrem Tod auf jenem Asteroiden, den Ferus Olin zu ihrer Zuflucht ausgebaut hatte, war auch die kleine Flamme der Hoffnung wieder erloschen, die Obi-Wan eine Zeit lang an ein schnelles Erstarken eines neuen Jedi-Ordens hatte glauben lassen. Mit einem wehmütigen Lächeln dachte er an Garen Mulln, einen engen Freund seit seiner Kindheit, hervorragender Pilot und Draufgänger. Er hätte gerne mehr Zeit mit ihm gehabt, nachdem Ferus ihn wiedergefunden hatte. Doch die Macht hatte ihren eigenen Weg gewählt und Obi-Wan blieb, wer er war, mit allen Einschränkungen, allen Kodizes, allen Erinnerungen an die Fehler und Vorteile des alten Kodex. Er konnte den neuen Weg nicht so leicht akzeptieren. Selbst der Lehre der Whills zu folgen, die sehr viel mit der lebendigen Macht zu tun hatte, fiel ihm leichter als das Abstreifen alter Angewohnheiten. Und das machte ihn in diesem Moment, in dem Qui-Gin ihn wieder einmal mit der Nase darauf stieß, wütend. Obi-Wan atmete durch. Er akzeptierte den Zorn, ließ ihn anschwellen und dann fortgehen. Es war nur ein kleines Teil des Kloßes aus Trauer, Wut und Angst, der seit dem Inkrafttreten der Order 66 in seinem Körper wohnte und den er einfach nicht besiegen konnte. Er atmete tief durch. „Entschuldigt, Meister. Das war unangebracht."

Doch Qui-Gon war wieder einmal ohne Abschied fortgegangen und ein leerer Türrahmen erinnerte Obi-Wan wieder einmal daran, dass er eigentlich allein war. Ohne mit der Wimper zu zucken ging er nackt in den Wohnraum, zog sich Hemd und Hose an und setzte sich wieder auf den Boden, um zu meditieren.

oOo

Der Tag verging in der Meditation rasend schnell, verwischte vor den geschlossenen Augenlidern des Jedi-Meisters zu einer schnellen Abfolge von wechselnden Schatten, die in seinem bescheidenen Heim einfielen. Hin und wieder unterbrach Obi-Wan seine Ruhe, um der Verletzten Wasser einzuflößen. Mit Hilfe der Macht manipulierte er mühelos ihren Körper, damit die Flüssigkeit gefahrlos den Weg hinunter in den Magen der Frau fand. Bei diesen Gelegenheiten versucht er, die Tiefe ihrer Ohnmacht auszuloten, doch zu seiner Überraschung fand er dicht unterhalb der Oberfläche ihres Bewusstseins eine Blockade, die er nicht durchstoßen konnte. Es war, als würde die Macht abperlen wie Regentropfen auf den großen Blättern eines Muja-Baumes. Diese Entdeckung beunruhigte Obi-Wan, denn normalerweise konnten nur machtsensitive Personen solche wirkungsvollen Schilde aufbauen, die selbst in Bewusstlosigkeit hielten.

Doch die Macht umspielte seinen Gast nicht mehr, als dass sie einen Stuhl oder Tisch berühren würde und diese Erkenntnis gab Obi-Wan seine Ruhe zurück, nahm ihm aber die die Sorge über die lange Ohnmacht der Verletzten nicht. Als sie gegen Abend plötzlich die Augen aufschlug und zur Zimmerdecke aus fleckigem Lehm blickte, kehrte Obi-Wan sofort aus seiner mentalen Versenkung zurück in die Wirklichkeit, erhob sich in einer fließenden Bewegung und trat an das Bett.

„Wie geht es Euch?", fragte er leise, in der Hoffnung, dass sie Basic sprach und ihn verstand. Der Blick der Frau fokussierte sich auf ihn, als sie vorsichtig den Kopf drehte, wurde dann wieder trübe und plötzlich wurde sie noch bleicher, als sie eh schon war. Dann erbrach sie das wenige an Mageninhalt, das sie noch gehabt haben musste, und fiel bei dem ungeschickten Versuch, das nicht auf die Bettdecke zu tun, fast aus dem Bett. Obi-Wan griff zu, bevor das geschah und hielt sie fest, bis die letzten Krämpfe nachgelassen hatten und ihr Körper erschlaffte. Sachte legte er sie zurück, aufmerksam ihre Gestalt betrachtend, bis er sich sicher war, dass er sie kurz allein lassen konnte. Erneut holte er Wasser und wusch ihr das Gesicht, in dem die geschlossenen Augen tief in den Höhlen lagen, von grauen Schatten umgeben. Mit einigen alten Lappen beseitigte er den Schmutz vor dem Bett, tauschte eine der Bettdecken aus und holte dann er einen alten Eimer für den weiteren Fall der Fälle.

Als er mit diesen Dingen fertig war, fand er seinen Gast überraschenderweise wieder bei Bewusstsein. Ihre fiebrig glänzenden dunklen Augen ruhten auf ihm und sie streckte eine ihrer schmalen, verbundenen Hände nach ihm aus. Er lächelte ihr beruhigend zu, einen hölzernen Becher mit Wasser vom Tisch nehmend. Der Blick der Frau blieb bittend daran hängen und so flößte er ihr vorsichtig und mit Geduld einige Schluck Wasser ein, einen Arm unter ihren Rücken geschoben. Ihr Körper war erschreckend leicht, wie der eines Kindes, obwohl sie keine kleine Frau war. Das Trinken fiel ihr schwer, doch zu seiner Zufriedenheit blieb das Wasser, nachdem er sie wieder zurück gebettet hatte, dort, wo es bleiben sollte. Er wollte gerade aufstehen, als sie erneut nach ihm griff und dieses Mal seine Hand erreichte. Ihr Griff war im Gegensatz zu ihrer sonstigen Erscheinung erstaunlich stark und sehr entschlossen. Obi-Wan korrigierte im Stillen sein Bild von blassen, schwachen Töchtern reicher Familien. Dann schalt er sich seiner sehr jediuntypischen Art und Weise, mit der er dieses Bild überhaupt hatte entstehen lassen. Er hatte die subtilen Hinweise zusammengesetzt, die er erhalten hatte, doch hatte er sich eine Meinung gebildet, bevor er das Wichtigste überhaupt getan hatte – den Beweis seiner These abwarten

Es schien, als habe Tatooine ihm diese wichtige Lektion verlernen lassen. Oder die Tatsache, dass er in seinem jungen Schüler Anakin die Hinweise von Zorn und Furcht erahnt, aber zu lange gezögert hatte. Jener „Beweis der These" von Anakins Fall von einem jungen Padawan zu einer schrecklichen, dunklen Monstrosität namens Darth Vader war ein Massenmord gewesen, ein scheußliches Verbrechen, das nicht beim Jedi-Tempel enden würde. Obi-Wan presste für einen kurzen Moment die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. Die Lektionen seines Lebens hörten niemals auf. Zumindest war diese zur Abwechslung einmal angenehm.

„Eo-?" Die Stimme der verletzten Frau war undeutlich wie das Prasseln kleiner Sandkörner auf dem schützenden Metalldach über dem Kondensator, kaum mehr ein Hauch.

„Ihr seid in Sicherheit, auf dem Planeten Tatooine. Das Schiff, in dem Ihr Euch befunden habt, ist abgestürzt. Ihr habt als Einzige überlebt." Zwischen jedem der Sätze, den er sprach, machte er eine kleine Pause, in ihren Augen nach einem Zeichen suchend, dass sie ihn entweder nicht verstand oder wieder bewusstlos wurde. Doch ihre dunkelbraunen Augen blickten ihn unentwegt und konzentriert an. „Erinnert Ihr Euch daran?"

Eine kleine Pause entstand.

„Nein", antwortete die Frau schließlich leise. Sie hob in einer matten Geste einen ihrer Arme und betrachtete ihn, die langen Finger, die Verbände, die blauen Flecken auf ihren Unterarmen. Ihre Stirn unter dem Verband kräuselte sich, dann huschte ein Ausdruck des Schmerzes über ihr Gesicht. Ihre Fingerspitzen wanderten langsam zu ihrem Kopf, dann weiter über ihren Körper, so weit sie ihn ertasten konnte, ohne sich anzustrengen. Es war eine stille Bestandsaufnahme, die Obi-Wan verwunderte. Jedi taten so etwas voll bewusst mit Hilfe der Macht, wenn sie nach einer Krankheit oder einer Verwundung das Bewusstsein wiedererlangten. Er hatte ein solches Verhalten noch nie bei einer Zivilperson gesehen. Zivilperson. Er seufzte leise. Sein Denken war noch immer im Krieg, mehr noch, er definierte seine toten Freunde und Vertrauten in diesem Denken als Soldaten. Das hatten sie niemals sein sollen. Die Jedi war über tausend Jahre hinweg die Friedensstifter der Galaxis gewesen und in dem Moment, in dem sie diese Position verlasen hatten, um zu kämpfen, waren sie vergangen wie eine Sternschnuppe am Nachthimmel. Die Stimme der Frau, ein gepflegtes Basic mit einem leichten Akzent, raspelte erneut in die Stille des Raumes hinein. „Ich erinnere mich an gar nichts."


Ich hoffe das erste Kapitel hat Euch gefallen. Ich freue mich über jede Review und jeden Leser!