Disclaimer: alle Originalcharaktere, die Originalhandlung etc. entstammen Prof. Tolkien, und es wird auf diesem Wege kein Profit daraus geschlagen!
Nur das Pferd Braun gehört mir! Immerhin... ;D
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Anmerkung: Hallo! Ich habe mich hiermit mal auf Deutsch daran versucht, wie Legolas und Aragorn sich kennenlernen, und wäre für eure Meinungen/ Anregungen dankbar. Dies ist natürlich AU, da niemand so genau weiß, wie sie sich zum ersten Mal begegnet sind...
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Teil 1: Eine unerwartete Begegnung
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Die Rinde des Baumes fühlte sich nicht so rau an wie vermutet; ihr Aussehen täuschte. Legolas strich sanft mit den Fingerspitzen darüber hinweg, verharrte, ertastete den knorrigen Auswuchs eines Astlochs.
In den Tiefen seiner Seele konnte er den Baum raunen hören; er war alt, wenngleich jünger als Legolas, und hatte die Zeit anders erlebt als der Elb, hatte sich ins Gefüge der Welt geschoben und das Leben um sich herum voller Geduld aufgenommen. Während seine Wurzeln sich immer tiefer ins kühle Erdreich gruben und der Wind mit seinen Blättern spielte, lauschte er den Stimmen des Waldes. Er bog sich im Sturm und streckte seine Äste der Sonne entgegen, wenn das Wüten der Natur vorbei war; er empfand jedes überstandene Gewitter wie einen Neubeginn, jeden Frühling wie ein Geschenk. So waren seine Gefühle genau so intensiv mit den Elementen verbunden wie die eines Elben; vielleicht war das der Grund dafür, dass sich Legolas dort oben auf seinem Ast so wohl fühlte.
Er lehnte seine Wange an den Stamm und lächelte; jeder Baum hatte mehr Kraft als zehn Elben zusammen, und doch waren sie alle geduldig, weil sie nie Grund gehabt hatten, zu zweifeln, nie den Wunsch zu eilen.
Der Elb war müde; er war den ganzen Tag gelaufen, war zu Fuß unterwegs aufgrund der Unwegsamkeit des Waldes, und nun verspürte er den Wunsch, auszuruhen. Hier oben war er geborgen, vor unliebsamen Blicken geschützt, und konnte sich entspannen.
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Der Herbst hatte im Wald Einzug gehalten und begonnen, die Blätter der Bäume bunt zu verfärben. Die Nächte wurden kühler, die Luft roch würziger, nach verfaulenden Blättern und Kiefernnadeln.
Legolas schloss die Augen; es dauerte nicht mehr lange, ehe er Bruchtal erreichen würde, wo er den Winter zu verbringen gedachte. Er wusste, dass die Zwillinge um diese Zeit herum von der Jagd nach Hause zurückkehren würden, und rechnete damit, viel Zeit mit ihnen im Gespräch zu verbringen. Er hoffte auf Informationen; unheilvolle Neuigkeiten mehrten sich, Gerüchte über Mordor, die nichts Gutes verheißen konnten, sollten sie wahr sein. Wenn jemand darüber etwas wusste, dann waren es sicherlich Elladan und Elrohir, die auf ihrer unerlässlichen Jagd nach Orks viel herumkamen und oft mit den Waldläufern in Kontakt standen, soweit Legolas sich erinnerte.
Er seufzte und machte es sich bequem. Er hatte eine unbeschwerte Reise hinter sich mit trockenem Wetter und daher auch gutem Boden, und freute sich auf die Zeit in Elronds Haus, doch fürs Erste war er zufrieden dort im Wald; diese Bäume erzählten andere Geschichten als die daheim im Düsterwald, und noch während er ihnen lauschte, fiel er in einen leichten Schlaf.
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Zwei Tage später trat der Waldelb durch das Portal Bruchtals. Seine Anwesenheit war durch die wachhabenden Patrouillen bereits angekündigt worden, und dehalb wurde er von Lord Elrond persönlich in Empfang genommen. Es war noch vor Mittag, und das gute Wetter hatte sich gehalten, so dass die erhabenen Dächer Bruchtals in goldenem Herbstlicht gebadet waren.
Legolas´ Herz fühlte sich leicht in seiner Brust, als er auf Elrond zuschritt. Der ältere Elb ergriff seine ausgestreckten Hände: „Legolas Thranduilion, willkommen in meinem Haus", sagte er. Seine tiefe Stimme drückte ehrliche Herzlichkeit aus, und seine Augen funkelten.
Legolas lächelte: „Ich danke Euch, Lord Elrond", antwortete er und verneigte sich leicht. „Ich freue mich, hier zu sein, und überbringe Grüße von meinem Vater."
Elrond setzte zu einer Antwort an, unterbrach sich jedoch, als plötzlich ein kleiner Kopf hinter seiner Robe hervorlugte und zu Legolas hinaufstarrte. Der starrte überrascht zurück. Der kleine Lockenkopf hatte eine Hand fest im Stoff von Elronds Gewand vergraben und schien in irgendeiner Weise zu ihm zu gehören. Aber es konnte doch wohl nicht sein Sohn sein?
Elrond sah die Verwirrung auf Legolas´ Gesicht: „Darf ich dir meinen jüngsten Sohn vorstellen?", sagte er, offenbar leicht amüsiert. „Legolas, das ist Estel. Estel, komm nach vorn." Zögernd schob sich der Kleine um Elrond herum, ohne ihn loszulassen; in der anderen Hand hielt er ein Stoffpferd, das er an sich drückte.
Legolas, obwohl sonst nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen, war immer noch erstaunt. Doch dann erinnerte er sich, dass Elrond schon mehrmals Ziehkinder in Bruchtal beherbigt hatte; vielleicht handelte es sich hier um so einen Fall. Der Waldelb kniete nieder und sah sein Gegenüber freundlich an: „Es freut mich, dich kennenzulernen", sagte er. „Ich bin Legolas."
Estel sah ihn aufmerksam an; seine Augen waren von einer erstaunlichen Farbe, silbergrau und ungewöhnlich intensiv. Er konnte nicht älter als vier sein; Legolas suchte nach Ähnlichkeiten mit Elrond in seinem Gesicht.
Estel schien mittlerweile zu dem Schluss gekommen zu sein, dass Legolas ungefährlich war, und außerdem stand sein Vater ja hinter ihm. Also streckte er den Arm aus und hielt Legolas sein Stofftier entgegen: „Das ist Braun", sagte er schnell und zog ihn dann wieder zurück.
Legolas hatte Mühe, das Lachen zu unterdrücken, und Elrond ebenfalls.
Nachdem der Gast auch Braun begrüßt hatte, machten sie sich auf den Weg ins Haus.
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Fortsetzung folgt...
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