„Harls.", surrte er in ihr Gehör, die spitze Nase in der weichen Haut versenkend, welche ihre kühlen Wangen ausmachten.
Seine Stimme glich einem Messer, welches sich in ihr ohnehin bereits geschundenes Herz bohrte, verkantete und es nicht wagte, selbstständig wieder heraus zu fahren, weil es aufgrund des geschickten Einführen schlicht nicht dazu in der Lage war, geschweige denn sich gar mit der Hilfe Dritter anständig entfernen zu lassen.
Zu lange hatte sie die stets vergnügte Melodie seiner Stimme nicht mehr wahrgenommen, nicht einmal versucht sich ins Gedächtnis zu rufen, weil sie es wahrhaftig niemals als nötig angesehen hatte und deshalb dem dadurch entstandenen, natürlich völlig törichten Glauben verschrieben war, sie wäre über ihn hinweg und das trotz einiger Eskapaden, die sie sich in den vergangenen Monaten geleistet hatte, in denen sie genau das Gegenteil an der Oberfläche hatte hervor schimmern lassen, lediglich weil jemand dermaßen taktlos ihr gegenüber war und die verflossene Liebe erwähnen musste.
Versuchend sich nicht weiter von ihm beirren zu lassen, drehte Harley ihren Kopf von ihm weg und entschied sich lieber dafür, fortan die in Dunkelheit getönte Wand nun vor ihrem blauen Augenpaar anzustarren, während die Aufmerksamkeit eindeutig weiterhin der stetigen Spannung im Körper galt, welche sie im hohen Maße aufzubringen hatte, um jegliche Gefühlsregungen in ihrem Innern weiterhin dem Zustand des Schlafes verschrieben bleiben zu lassen, wenn sie sich nicht plötzlich Taten ihrer Selbst herbei wünschte, deren Konsequenzen sie innerhalb von wenigen Tagen wahrscheinlich nicht mehr länger ertragen könnte.
„Du hast mir gefehlt.", hörte sie den Joker murmeln, während er sich damit beschäftigt sah, sein Gesicht im strahlend gefärbt roten Haar zu verbergen und überdeutlich den Duft, welcher von der Haarpracht ausging, einzusaugen.
Es waren genau die Worte, die jegliche aufgebrauchte Mühe der Beherrschung mit einem Mal gänzlich verwerfen konnte, wie auch zu diesem Moment, in dem Harley sich nicht länger als emotionslose Puppe darlegen konnte, durchdrangen diese immerhin immer wieder ihr Gehör, wenn er ihre Gestalt nach langer Zeit wieder aufsuchte – natürlich nachdem er sie unrühmlich verlassen hatte.
In diesem Falle hatte es so ausgesehen, dass er es für nötig gehalten hatte, ihre Person nach einem missglückten Versuch ihre Gunst mittels Einbindung in den morbiden Plan und fehlgeschlagener Verführung wieder zu erlangen und danach aus Frust in den modrigen Keller versucht zu sperren, gefolgt von einer Reihe absurder Lügengeschichten um das ohnehin zu Boden getretene Selbstbewusstsein der Clownin weiter zu schwächen, in der Hoffnung sie kehre in alter Loyalität zu ihm zurück.
„Du...du...n-nein." Verzweifelt rang Harley nach den richtigen Worten, welche die Gefühlswelt in ihr und darin verwickelte Meinungen einfachster Weise beschreiben konnten, war dies allerdings deutlich schwieriger als ein Außenstehender sich vielleicht zu denken vermochte, bedachte man, welch' Chaos in ihrer Brust tobte, das sogar mit einem Kurzschluss drohte, dermaßen überfordert sah sie sich gerade mit ihrer Person.
Lahmer Geschwindigkeit wagte sie es schließlich ihren Blick wieder in seine Richtung zu lenken, in der Hoffnung, sie könne die gesuchte Antwort anhand seiner Miene ablesen, natürlich nicht merkend, dass ihr bereits die Tränen im wilden Wall über die Wangen flossen, denn war es ihr immer noch nicht möglich einzelne Emotionen aus dem inneren Wirrwarr zu fischen, um sich aktiv bewusst zu sein, Trauer, Enttäuschung oder gar Wut zu empfinden.
„Du hast mich vergiftet.", stellte das Clownsmädchen binnen weniger Sekunden trockener, doch nicht ganz stabiler Stimme fest, in denen es ihr geglückt war, die Kontrolle über ihr System wieder zu finden, während ihr Blick starr in seiner plötzlich matten Farbe, deren einziger Glanz aus den Tränen quoll auf ihr Gegenüber fixiert war.
„Und bist gegangen...schon wieder...ich mein'...wenn das zwischen uns nichts Ernstes ist, warum sagst du das nicht? Ich habe nichts dagegen, die Eskorte-Dame zu sein. Du musst mir nicht das Gegenteil sagen, damit ich mich besser fühle." Unglücklich verzog Harley ihre Miene, nachdem sie ordentlich nach Luft gesogen hatte, um die anhaltende Spannung weiterhin rechtmäßig zu ernähren und intakt zu halten, hatte diese nämlich in ihren Worten kurz gedroht, abermals in sich zusammenzubrechen, was sich als deutliches Indiz dafür zeigte, dass sie mit ihrer Aussage nicht unbedingt sich wahrheitsgemäß ausgedrückt vermocht zu haben, worüber sie sich natürlich auch im Klaren war, genauso so sehr wie sie in all' der Zeit inzwischen realisiert hatte, dass die wahrheitsgetreue Abbildung ihrer Wünsche und Gefühle nicht unbedingt jemals eine große Rolle gespielt hatten und entsprechend niemals die damit verbundenen Ziele erreicht wurden.
Kurz darauf senkte sie ihren Blick, konnte sie fühlen, dass sie ihn abermals verärgert hatte, wie immer, wenn sie sich leid tat und die Beziehung in Frage stellte, erst recht, wenn Tränen im Spiel waren.
So musste es auch dazu kommen, dass sich im nächsten Augenblick des Jokers feingliedrige Finger um ihre Kehle fanden, jene fest genug drückend, dass ihr im Schluchzen die Luft weg blieb, genügend locker im Griff aber, damit sie aufgrund von Sauerstoffmangel nicht gleich das Bewusstsein verlor.
„Dummes Mädchen.", knurrte er, als der Psychopath von Clown sich ausreichend in ihre Richtung rüber lehnte, sodass sein Gesicht das einzige Objekt in ihrem Blickfeld gewesen wäre, würde Harley ihre Augenlider nicht fest genug aufeinander drücken, in plötzlicher Panik konstant einem leisen Wimmern ausgesetzt.
„Wie oft muss ich dir noch sagen, dass das was ich tue oder nicht tue alleine meine Sache ist? Füge dich oder ich füge dich. Und ich glaube nicht, dass du noch genug Rippen übrig hast, um dir Letzteres leisten zu können." Kritisch flog sein smaragdgrüne Blick über das schluchzende Antlitz seiner Liebhaberin, welche es tapfer in seinem Griff aushielt, zu stolz um dieses Mal nachzugeben, ehe er sich dieses Mal als geschlagen gab und seinem Akt der Gewalt bereits nach kurzer Zeit ein Ende bereitete.
Instinktiv schnappte Harley daraufhin nach dem wunden Hals, während es nun darum ging die fehlende Luft hustend in sich hinein zu schachten, als fürchte sie, bald wieder einem gehörigen Mangel ausgesetzt zu sein, bevor sie auch nur einen Gedanken daran verschwendete, irgendwelche Worte aus ihrem Mundwerk erhören zu lassen, zudem sie nicht einmal wusste, was sie auf die übliche Drohung zu erwidern hatte, abgesehen von dem üblichen Bild einer todunglücklichen, mit den Nerven sich am Ende befindende Frau.
„Dann tu' es doch.", fiepte sie dem Boden entgegen, weiterhin manischer Natur ihre Kehle umfassend.
„Was soll ich denn ohne dich? Alle lachen mich aus, wenn ich ohne dich auf die Straße gehe. Und wenn ich hier bin, muss ich aufpassen, nicht in der Badewanne zu ertrinken."
Die eigene Umklammerung um ihren Hals löste sich urplötzlich auf, als dem Clownsmädchen dann auch schon wieder der seine Griff erschreckte, welcher sich dieses Mal um ihre Schultern erstreckte, ihre Wenigkeit dazu zwingend, aufzusehen, um in die von hoher Dosis an Selbstironie und gefährlich süffisanter Düsternis bestückte Miene zu blicken, mit welchen er sich sein schiefes Grinsen auf die roten Lippen formte.
„Ach, wirklich? Das sah aber nicht so aus, als ich dich mit dem Hai Karate Duftträger im Badezimmer erwischt habe." Mit weiten Augen wagte es Harley auf die Anlehnung Floyd Lawtons zu reagieren, besser bekannt als Deadshot, der weltbeste Schütze und famosesten Kopfgeldjäger, an dessen Seite sie vor kurzem im Task Force X Programm gearbeitet hatte bis die Regierung sich wieder dazu entschlossen hatte, das Unternehmen auf Eis zu legen und die einzelnen Mitglieder wieder in ihre 'Freiheit' zu entlassen, ehe sie sich schnaufend aus des Liebhabers Gewalt entriss, nun versuchend sich Brust an Brust mit ihm zu messen.
„Wir waren getrennt, Ratte. Es war Valentinstag. In Texas. Nur weil du dir keine Möglichkeiten suchst, bedeutet das nicht, dass ich das nicht darf. Also hör' auf das als Argument zu nehmen. Das zählt nicht. Außerdem...hatten wir das geklärt. Du wolltest mich in ein Säurefass tunken, hast mich gezwungen, meine Lieblingsfellbälle umzubringen und hast mir mein Ohrläppchen abgebissen!...das war mein Lieblingsläppchen!" Jammernd fasste sie sich an das erneuerte Ohr ( Danke, Amanda Waller), welches der Joker zur letzten Auseinandersetzung natürlich befreit von jeglichem Sinn geschändet hatte, während sie nun gleich einem halbwüchsigem Mädchen trotzig in ihrer mutigen Position verblieb.
Im weiteren Verfahren verbrachten die zwei ihre Zeit damit, sich in wütender Verfassung anzustarren, welche der Joker erstaunlicher Weise zuerst mittels eines müden Seufzen wusste zu lösen, bevor er sich dazu entschied, seine Hände sanfter Natur an ihre nackten Oberarme zu platzieren, jene beginnend entsprechend auf und ab zu streichen, während sein Blick aufdringlich freundlich wie er war auf ihrem glatt gestrichenem Gesicht haftete.
„Können wir nicht einfach wieder zusammen sein, mein liebster Harlekin?", hörte sie ihn theatralischer Lieblichkeit schnurren, woraufhin sie lediglich mit plötzlicher Panikattacke ihren Blick hin und her schweifen zu lassen versuchte, nicht wissend wie mit sich plötzlich wieder anzufangen.
„N-nein! I-ich will nicht!...ich bleibe, ich meine..." Noch im rechten Moment gelang es Harley seiner plötzlichen Nähe zu entweichen, mit welcher er wohl zu einem Kuss greifen wollte, den sie in diesem Moment wirklich nicht gebrauchen konnte, wenn sie sich im nächsten Augenblick nicht verriegelt in der Besenkammer finden wollte, den Kopf vor Frustration und Selbsthass gegen die Wand dreschend, um sich gleich wieder der Rolle des ewigen Dummchen anzueignen, mit welcher sie ihm stets diente.
„...Es steht im Handlangervertrag, dass ich bleiben muss, um nicht den Kopf zu verlieren. Aber da steht nirgendwo, dass ich mit dir schlafen muss. A-außerdem...magst du es sowieso nicht. Ich fühle mich schon als Vergewaltiger, wenn ich dich umarmen möchte." Schweren Atems hielt sie in ihrer distanzierten Position inne, um den Clown aufmerksamen Blickes zu betrachten.
Der Joker schien ratlos. Aber auch nicht von ihren Worten abgeneigt, sei es, weil sie tatsächlich einen springenden Punkt erwischt hatte oder er schlicht nicht weiter wusste.
„Wir können Freunde bleiben."
