I Will Be Waiting

1.

Natuerlich konnte sie sich niemanden anvertrauen. Sie konnte es niemanden sagen. Wen wuerde das schon in Zeiten wie diesen interessieren? Sie selber wuerde einen Weg aus dieser Misere finden muessen. Hermine ließ den Blick ueber das kleine Dorf streichen. Der Wind peitschte ihr die goldbraunen Locken ins Gesicht und vor ihren Augen verschmolzen das Dorf und die sternenklare Nacht zu einem. Durch die Traenen hindurch , verschwommen sie zu einem Wirrwarr, zu dem, das in ihrem Kopf herrschte. Hermine atmete schwer aus und bildete die Haende zu Faeusten, die rechte Hand an ihr Herz wandernd. Der Schmerz war ploetzlich und unerwartet gekommen. Und er durfte nicht sein. Sollte sie die ganzen Jahre ueber blind gewesen sein? Gerade sie, die kluegste junge Hexe? Durch den Mantel spuerte Hermine ihr Herz schnell klopfen. Langsam lies sie die Hand wieder sinken. Und jetzt war es zu spaet. Dieser Zug war definitiv abgefahren, sie hatte lange genug die Chance gehabt, sich ihre Gefuehle einzugestehen, sie zu offenbaren. Doch vielleicht war gerade diese Situation, in der sie sich alle befanden, gerade diese besondere Situation daran Schuld, dass sie ihre Gefuehle nicht mehr verbergen konnte und das auch gar nicht wollte, den mit jedem Tag wurde der Schmerz nur stechender, als wuerde sich Dornen um ihr Herz winden. Nun, dar der Tag naeher rueckte, der alles entscheiden wuerde, nun, vor dem finalen Kampf, musste sich Hermine geschlagen geben. Hier ging es um etwas, dass man nicht aus Buechern lernen kann, etwas das nicht erklaerbar ist und fuer Menschen nicht beeinflussbar. Wann war das nur geschehen? Hatte es womoeglich seit ihrer ersten Begegnung im Hogwarts Express in ihr geschlummert? Dieses Gefuehl, tief in ihr drinnen… hatte sie jemals zuvor so empfunden? Eine heiße Traene lief ueber Hermines Gesicht und sie schluchzte leise auf. Sie schlang die Arme um ihren kalten Koerper und schloss die Augen. Ein zaghaftes Laecheln flog ueber ihr Gesicht. Wie schnell die Zeit seit ihrem ersten Schuljahr vergangen war, auch wenn es ihr frueher oft so vorkam, als wuerde die Zeit nicht schnell genug vergehen. Und immer war er an ihrer Seite. War sie an seiner Seite. Harry Potter, ja, er mochte stark wirken. Harry James Potter, "Der Auserwaehlte"… fuer alle der Held. In seiner Seele musste es dunkel sein. Soviel hatte dieser Junge in seinem Leben schon ertragen muessen, Dinge, die Hermine sich gar nicht vorstellen konnte. Die sich niemand vorstellen konnte. So viele Verluste, so viel Trauer, so viel Hass. Sein Antlitz strahlte Staerke aus und Zuversicht. In dem Jungen selber, sah die Welt jedoch duester aus. Sie spuerte seine Angst, wenn sie neben ihm lief, wenn sie seine Hand beruehrte. Wenn sie Harry in die Augen sah. Harry Augen. Augen, in denen stets eine Nachricht stand, eine unausgesprochene Nachricht. Wie sehr hatte Hermine versucht, diese zu entschluesseln, hinter seine Fassade zu schauen. Aber er verschloss sich, seine Seele, alles. Hermines Griff um ihre Arme wurde staerker. Warum konnte sie ihm nicht helfen? Warum nicht? Er hatte das nicht verdient, nicht Harry. Es sollte gluecklich sein, gerade er. Niemand hatte es so sehr verdient, wie Harry Potter. Wenn sie ihm nur helfen koennte, wenn sie die Last nur teilen koennten…

"Wenn er sich mir nur anvertrauen wuerde… Harry…". Die Worte kamen leise und verzweifelt aus ihrem Mund und das Maedchen sank zu Boden. Das Schluchzen drang durch die eisige Nacht und der Wind zog es mit sich, genau wie alle Hoffnung.