Munteres Treiben bestimmt das abendliche Salzburg. Während die Händler ihre Läden und Stände schließen und die meist ärmeren Menschen in ihren Häusern verschwinden, erwacht das Leben in den Kneipen, Theatern und Spielhäusern. Auch den sündigern Plätze der Erzdiozese wird nun der Odem eingehaucht.

Bei Tag Priester, Bischof, Polizist, Staatsbeamter oder Richter geben sich nun diese Leute in solchen Etablissments selbst die Klinke in die Hand, die tagsüber das einfache Volk für solcherlei Dinge anprangern und verfolgen lassen würden.

Ungerechtigkeit und Heuchelei würde das der eine oder andere Mensch mit revolutionärem Untergedanken nennen. Nein, dies ist der Salzburger Alltag im Jahre 1781. In späteren Jahren wird man es das Gesetz des Stärkeren nennen, hier kann man wohl vom Diktat eines geistlichen Staates mit Doppelmoral sprechen.

Salzburg ist nach aussen hin eine der prunkvollsten Städte Europas zu dieser Zeit, doch wie so oft täuscht der erste Blick, Mord und Korruption sind an der Tagesordnung, die Reichen nehmen von den Armen, die Armen sterben früh, da sie zur hart für die Reichen arbeiten und durch den zu geringen Lohn kein Geld für eine angemessene medizinische Behandlung haben.

Die Reichen dagegen kennen keine Krankheiten, die dem Volk den Tod bringt. Sie leiden meist nur unter französischen Krankheiten, wie der Syphillis und anderen Krankheiten, die durch das zügellose nächtliche Spiel übertragen werden.

Über all dem scheint der Prunk des Palastes des Fürsterzbischof Graf Hyronimus Colloredo, seines Zeichens der letzte Herr über die Erzdiozese Salzburg, was natürlich aber noch keiner weiß zu jenen Tagen.

Der Palast erstreckt sich als eines der größten Gebäude der Stadt über den Dächern Salzburg. Der Glanz des Barock liegt noch über diesem Gebäude in dem der Fürst in verschwenderischem Luxus haust.

Über das Personal wacht Graf Arco, Oberstküchmeister des Fürsterzbischofen mit ebenso strenger Hand wie der Kirchenfürst selbst. Die kleinste Unachtseimkeit der Bediensteten wird mit strengen Strafen oder der sofortigen Entlassung geahndet.

Zügellose Spiele und Spass an der eigenen Sexualität bleiben nur dem Fürsten und Erzbischofen und den Adligen die sich im Palais tumeln vorbehalten. Niemand wagt es sich diesem entgegenzusetzen, ausser wenn man sich völligst unbeobachtet fühlt. Graf Arco macht für gewöhnlich jeden Abend um 22:00 Uhr seinen Rundgang durch das Palais, bevor er sich zu Bett legt.

Auch an diesem Septembertag öffnet sich wie jeden Abend die riesige Eisentür der Vorratskammer und der Oberstküchenmeister tritt ein. "Oh mein Gott", stösst Arco mit einem Blick größten Entsetzens aus.

Auf zwei großen Speeren sind jeweils die Leiber eines nackten Mannes und einer nackten Frau von oben bis unten durchbohrt.