Disclaimer: Ich habe weder die Absicht Geld mit dieser Geschichte zu verdienen noch geistiges Eigentum anderer Leute zu missbrauchen.

Zusammenfassung: Die Geschichte zerfällt inhaltlich in zwei Teile.

Im ersten Teil geht es um Harry und wie mit seiner Macht auch seine Verantwortung wächst. Er baut die DA neu auf und widmet sich deren Training, wobei er merkt, dass bloße Stärke nicht jede Situation meistern kann. Außerdem arbeitet er unermüdlich auf Voldemorts Vernichtung hin, doch gestaltet sich das noch schwieriger als gedacht. Bis ihm endlich die Augen geöffnet werden ist es fast zu spät.

Der zweite Teil kommt sozusagen ohne Harry Potter aus, dafür stehen Neville und Blaise im Vordergrund. Nach einer riskanten Jagd auf Voldemorts Schlüssel zur Unsterblichkeit und einem Wettlauf gegen die Zeit, kommt es auf Hogwarts zum großen Finale, bei dem die DA beweisen muss, dass sie ihrer Aufgabe gerecht werden kann. Nicht alle sind dieser Herausforderung gewachsen, andere wachsen über sich hinaus. Viele sehen neue Hoffnung für die Zauberwelt und einige werden für diese Hoffnung sterben; war es das wert?


Kapitel 1: Zwei Schicksale

Haut kollidierte mit Rinde und Splitter flogen in die Dunkelheit. Jede Faser des Körpers bebte vor Schmerz. Und genoss es. Wieder schlugen die Fäuste zu und weitere Wellen des Schmerzes rollten durch den Körper. Wieder und immer wieder schlugen sie zu. Der Schmerz war wie ein Mantel. Der Wald war noch dunkel, doch am Horizont kündigte ein goldener Streifen die baldige Ankunft des Tages an. Während es heller wurde, erhöhte sich der Takt der Schläge bis die Fäuste nur noch Schemen waren. Jeder Schlag ließ kleine Dellen im Holz des Baumes zurück, die nach und nach eine beachtliche Kerbe bildeten. Schweiß lief wie Wasser an dem Körper herunter und trotzdem verringerte sich das Tempo nicht. Der Schmerz erstickte jedes Gefühl der Erschöpfung.

Dann bemerkte er eine Bewegung in seinem Rücken. Ein Junge schlich sich heran. Die Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln, während die Fäuste weiter auf den Baum eindroschen. Der Junge zog ein dünnes Stück Holz aus der Hosentasche und zielte. Ein scharfer Schlenker und ein roter Ball leuchtender Magie brach aus dem Stab hervor. Befriedigt wurde zur Kenntnis genommen, dass sich die Lippen des Jungen dabei nicht bewegten. Kurz bevor der Fluch sein Ziel erreichte, drehte es sich blitzschnell um, fing den Fluch mit einer Hand auf und warf ihn mit einer Drehung um die eigene Achse zurück. Der verblüffte Angreifer fing sich gerade noch rechtzeitig, um ein Schild errichten zu können an dem der Betäubungszauber zerstob.

Immer noch grinsend wandte er sich wieder dem Baum zu. Er ging leicht in die Hocke und winkelte die Arme an, die Hände zu Fäusten geballt. Er verharrte eine kurze Zeit lang in dieser Position, bis plötzlich eine Faust hervorschnellte und sich in den Stamm bohrte, bis die Hand komplett verschwand. Als er sie langsam wieder heraus zog, war keine Verletzung zu erkennen, doch die Tränen standen in den grünen Augen. Der Schmerz war noch zu groß gewesen, aber immerhin war dieses Mal die Hand ganz geblieben.

In der Zwischenzeit war der Junge herangekommen und hatte sich vor einem Steinkreis auf den Boden gesetzt. Er ging zu ihm hin und entzündete mit einem Flammenstrahl aus seiner Hand das Holz, das in dem Kreis aufgeschichtet war und ließ sich gegenüber dem Anderen nieder. Kaum saß er, begann der Junge zu sprechen. "Hey, Harry! Was war das gerade und woher wusstest du, dass ich da war? Ich habe keine Überwachungszauber entdecken können", sprudelte es aus dem Neuankömmling hervor. Harry lachte kurz. "Tja, Neville. Das ist mir gestern Abend eingefallen." Jedenfalls zwischen gestern und heute.

"Eigentlich ist es eine simple Verzauberung der Hand mit einem Deflektor- und einem Protego-Zauber. Das erlaubt einem einen Fluch zu greifen und zu reflektieren. Der Spruch heißt 'Repello Manus'", erklärte Harry im sachlichen Lehrerton. "Jeden Fluch?", fragte Neville aufgeregt. "Jeden Fluch, der von einem Deflektor reflektiert wird und von dem Protego geblockt werden kann. Das heißt Entwaffnungszauber, Schockzauber, und andere Zauber und Flüche, die einen Magieball hervorrufen", erklärte Harry geduldig. Während sie weiter den Zauber diskutierten, aß Harry sein mitgebrachtes Frühstück.

Natürlich nichts von den Dursleys. Die sahen Harry gar nicht mehr, denn er verließ das Haus lange vor Tagesanbruch und kam erst gegen Mitternacht zurück. Wahrscheinlich hätten seine Verwandten die Anwesenheit ihres ungeliebten Neffen schon vergessen, würden nicht hin und wieder Eulen ihre Briefe auf den Frühstückstisch werfen und diese Briefe immer wieder verschwinden. Nein, das Essen kam von Dobby, der beflissen für Harrys Wohl sorgte. Nachdem Harry sein Frühstück beendet hatte, sah er Neville herausfordernd an.

Dieser verstand sofort. "Auf Eins! Drei! Zwei! Eins!", zählte Longbottom voller Vorfreude runter. Beide richteten eine Hand auf das Feuer und aus Harrys Hand brach ein Eisstrahl, aus Nevilles ein Feuerstrahl hervor. Im Steinkreis kämpfte nun Harry darum das Feuer zu löschen und Neville es zu erhalten. Langsam fraß sich das Eis durch das Feuer, doch Neville hielt dagegen. Der Frost bedeckte schon die Hälfte des Feuers und Wasserdampf stieg in einer großen Säule auf.

Unverhofft wurde der Eisstrahl breiter und drängte die Flammen noch weiter zurück. Die letzte Glut drohte Opfer der Kälte zu werden. Verzweifelt nahm Neville die zweite Hand hinzu und drängte nun seinerseits den Gegner zurück. Flammen loderten hoch und Wasserdampf hüllte die Lichtung in klammen Nebel. Harry reagierte und nahm auch seine zweite Hand dazu. Wieder war der Kampf ausgeglichen. Bei beiden Kontrahenten brach der Schweiß aus und ihre Mienen verkrampften sich vor Konzentration. Doch die Gründe waren verschieden. Neville schwitze vor Anstrengung und musste sich darauf konzentrieren, die Kontrolle zu behalten. Harry konzentrierte sich darauf seinen Körper zum schwitzen zu bringen, um den Eindruck von Anstrengung zu vermitteln.

Letztendlich verließen Neville die Kräfte und seine Flammen versiegten. Binnen Sekunden war das Feuer ein Eisblock. Neville stöhnte. "Schon wieder! Harry, du hast mich jetzt schon zum fünften Mal hintereinander geschlagen. Wie bist du in so kurzer Zeit so gut geworden?" Kurze Zeit ist schnell gesagt. Für mich war es alles andere als eine kurze Zeit. Harry zuckte nur mit den Schultern und spielte den Unwissenden, da er nicht bereit war sein kleines Geheimnis Preis zu geben. "Egal. Du hast mir immer noch nicht gesagt, wie du mich bemerkt hast. Verrätst du mir wenigstens das?", fragte Neville während er sich den Schweiß vom Gesicht wischte.

Hmm, noch ein kleines Geheimnis, das ich hüten muss Er grinste leicht und erwiderte salomonisch. "Ich habe meine Mittel und Wege." "Oh, Harry! Du kannst echt ätzend sein, weist du das?" Neville ließ nach hinten ins Gras fallen. Anstatt zu antworten, erhob sich Harry und entnahm seinem Rucksack zwei Phiolen mit türkisen Flüssigkeiten. "Hier." Sagte er und warf Neville eine Phiole zu, die dieser geschickt fing. Ganz und gar nicht mehr der Neville, von vor zwei Monaten.

Harry trank die Hälfte der Ampulle und verstaute sie wieder im Rucksack bevor Neville es bemerken konnte. Nachdem sie die Stärkungs-Elixiere getrunken hatten, begannen sie mit dem Nahkampf-Training. Auch hier zeichnete sich dasselbe ab, wie vorher beim Kampf mit den Elementen. Harry reizte Neville bis zum Äußersten, ohne selbst alles zu geben. Doch dieses Mal zog sich der Wettkampf mehr in die Länge, weil Harry meist defensiv blieb. Nach ungefähr zwei Stunden beendete Harry den Kampf in dem er Nevilles Faust auffing, ihm den Arm verdrehte, sodass dieser mit Rücken zu ihm stand und dann mit seinem anderen Arm Neville die Luft abdrückte.

Als sein Gegner sich nicht mehr wehrte, löste er den Würgegriff. Neville fiel keuchend zu Boden, erholte sich aber schnell. Nachdem er sich aufgerappelt hatte warf er Harry einen Blick zu der deutlich fragte „Was? Wie? Wann?". Harry verstand die Verwunderung seines Freundes, aber er war nicht bereit sein Geheimnis zu lüften. Trotz seiner Bemühungen seinen Fortschritt zu verbergen, wusste er, dass zu viel von Gryffindor in ihm steckte. Er war zu Stolz, Neville gewinnen zu lassen. Zu Stolz, Schwäche vorzutäuschen. Stolz, der ihn irgendwann in Schwierigkeiten bringen würde.

Es wurmte Harry seinem Freund das Offensichtliche verschweigen zu müssen, aber das Risiko war zu groß. Je weniger er wusste, desto weniger konnte er im Fall einer Gefangennahme preisgeben. Harry empfand auch Mitleid für Neville. Er wusste, dass es hart war, die ganze Zeit der Unterlegene zu sein und dabei auch noch das Gefühl zu haben, keine Chance zu haben. Und das von einem Tag, jedenfalls mehr oder weniger, auf den anderen. Sicher, Harry war immer der Überlegene gewesen, immerhin kämpfte er schon sein ganzes Leben lang, aber bis vor fünf Tagen hatte Neville wenigstens das ein oder andere mal Harry geschlagen - Zu oft für meinen Geschmack - und auch wenn er besiegt worden war, hatte Neville gewusst, dass er gegen jemanden verloren hatte, der auch alles gegeben hatte. Harry sah das mühsam erarbeitete Selbstvertrauen bei Neville schwinden. Harrys gutmütige Seite gewann die Oberhand über seine Selbstsüchtige. Jedenfalls kurz. "Neville, komm her. Setz dich, wir müssen reden." Bat Harry. Langsam kam ein niedergeschlagener Neville zum wieder brennenden Feuer und setzte sich.

Schweigend sah er Harry hoffnungsvoll an und wartete auf eine Erklärung. Harry begann langsam und eindringlich zu reden. "Neville, ich weiß, wie du dich fühlst. Genauso ging es mir mit Snape, als er versuchte mir Okklumentik beizubringen. Ich möchte dir nicht erklären, wie ich so stark geworden bin, aber du sollst den Grund dafür erfahren. Du erinnerst dich noch an die Prophezeiung?" Neville nickte nur. "Sie ist nicht verloren. Ich kenne ihren Inhalt."

Neugier flackerte in Nevilles Gesicht auf, verschwand aber sofort wieder, als Harry fortfuhr. "Nein, auch das werde ich dir nicht erzählen. Du weißt warum wir zum Ministerium gegangen sind?" "Die Prophezeiung." "Ja, die Prophezeiung. Und wegen Sirius Black, meinem Paten. Er ist nicht der verrückte Massenmörder für den ihn alle halten und er hat auch nicht meine Eltern verraten. Es war Peter Pettigrew, Wurmschwanz, der meine Eltern verraten hat und der die Menschen tötete.

Wir fanden es im dritten Schuljahr heraus. Nun ja, Dumbledore kannte die Prophezeiung, aber er hat es mir nicht gesagt, weil er befürchtete, zu Recht wohlgemerkt, dass Voldemort in meinen Geist eindringen würde. Erst nachdem er gesehen hatte, wie ich Voldemort aus meinen Gedanken verdrängt habe, zeigte er mir die Prophezeiung. Wie du siehst, ist Wissen ein zweischneidiges Schwert.

Hätte Dumbledore sein Wissen mit mir geteilt, würde Sirius noch leben, aber dafür wüsste vielleicht Voldemort die Prophezeiung. Ich weiß nicht ob es wirklich einen Unterschied machen würde, aber es ist nun mal geschehen. Verstehst du, warum ich dir nichts von derartiger Wichtigkeit anvertrauen kann? Jedenfalls noch nicht. Wenn Voldemort dich erwischt, würde er alles erfahren. Sobald du bereit bist, wirst du alles erfahren. Ich verspreche es dir. Aber erst musst du mir beweisen, dass du ein Geheimnis für dich behalten kannst, unter allen Umständen. Bis dahin kann ich dich nur bitten mir zu vertrauen." Neville nickte nachdenklich.

"Los, lass uns Okklumentik üben", schlug Harry vor. So gesagt, so getan. Sie übten so lange bis Harry merkte, dass Neville nicht mehr in der Lage war auch nur zu versuchen seinen Geist zu schützen. Wieder schaute Neville niedergeschlagen drein. "Hey, Neville. Kopf hoch. Auch wenn du es nicht merkst, du wirst immer besser. Und es haben schon andere gegen mich den Kürzeren gezogen und da war ich noch nicht annährend so stark wie jetzt." Neville sah ihn wenig überzeugt an. "Na komm schon, wir trainieren noch ein wenig Magie. Ich muss dir noch den Deflektor-Trick zeigen", sagte Harry enthusiastisch.

"Oh man, Harry! Ich kann nicht mehr. Ich bin erledigt. Kaputt. Nicht mehr zu gebrauchen", beschwerte sich der Junge. "Reiß dich mal wieder zusammen. Ich weis, dass du noch kannst." Harry ging zu Neville hinüber und streckte ihm die Hand hin. Schlaff ergriff Neville die Hand und ließ sich hochziehen. Überrascht schaute er auf die Hände. Ein warmer Strom floss durch sie und breitete sich in seinem Körper aus. Er fühlte sich auf einmal wieder vollkommen ausgeruht und fit. Harry klopfte ihm auf die Schulter und stellte sich 10 Meter entfernt von Neville auf. "Also gut. Ich beschieße dich mit Betäubungszaubern und du versuchst sie zu reflektieren."

Neville nickte und Harry streckte seine Hand aus. Stupor. Ein roter Ball flog auf Neville zu. Auch dieser streckte die Hand aus, sprach die Formel und ein grauer Schimmer ging von ihr aus. Er fing den Fluch und drehte sich um die eigene Achse. Und fiel betäubt zu Boden. Harry musste unweigerlich Lachen. Nachdem er sich wieder unter Kontrolle hatte, weckte er Neville wieder auf. "Hey, Nev. Du musst dich auch darauf konzentrieren den Zauber aufrecht zu erhalten. Noch einmal." Stupor. Diesmal blieb Neville auf den Beinen, aber er ließ den Fluch zu früh los und der Querschläger holte ein unglückliches Eichhörnchen von einem Baum.

Beide grinsten sich schief an und gingen zu dem niedergestreckten Tier. Vorsichtig hob Harry das Fellknäuel auf. Enervate. Sofort stieß das Eichhörnchen wilde Quieklaute aus. In Harrys Geist tauschten verschiedene Bilder auf, die er in etwa mit „Wo ist das dumme Arschloch, dass mich angemacht hat? Wenn ich den in die Pfoten kriege, mach ich ihn rund" übersetzte. Nachdem der Wutausbruch vorbei war, schickte er dem Tier Bilder von Nevilles erstem Flugversuch. Neville, der sprachlos daneben stand, kam sich dumm vor, als Harrys Mundwinkel sich nach oben bewegte und er das Gefühl bekam, dass das Eichhörnchen lachte. Über ihn.

"Nev, ich glaube eine Entschuldigung ist fällig." Nun kam sich Neville richtig blöd vor. Sich bei einem Tier entschuldigen, noch dazu bei einem, dass ihn ausgelacht hatte. Also bitte. Trotzdem murmelte er "tschuldigung". Harry sah dem Eichhörnchen noch einmal in die Augen und setzte es dann ab. Mit einem letzten "Quiek" verschwand es im Wald. "Was hast du denn dem Flohbeutel noch geflüstert, he?", wollte Longbottom wissen. "Ich habe ihm lediglich dazu geraten, vorsichtiger zu sein." und alle anderen zu warnen. "Komm, weiter geht's", sagte Harry und schob Neville zurück in Position.

Sie trainierten noch bis die Sonne hinter den Baumwipfeln verschwand. "Harry, ich muss zurück. Du weißt, wie streng meine Grandma ist." "Bitte, Neville, denk immer daran. Wir mögen auf zwei verschiedene Ziele hinarbeiten, aber wir werden denselben Weg gehen." Neville machte ein ernstes Gesicht und nickte bedächtig. "Gut, wir sehen uns dann in zwei Tagen beim Zug nach Hogwarts", verabschiedete sich Harry von seinem Trainingspartner. Neville ging in Richtung seines Zuhauses, drehte sich noch einmal um und winkte. Harry winkte zurück und beobachtete wie Neville langsam zwischen den Bäumen verschwand. Noch zwei Tage, dann sehe ich endlich Hogwarts wieder. Hogwarts, mein so lange vermisstes Zuhause.