Kompass
Arrowverse-Fic mit Fokus auf „Legends of Tomorrow", Kompass-am Arm-AU
Vorbemerk: Die Kompass am Arm-Idee hatte ich schon vor langer Zeit. Ich habe sogar für die verschiedensten Fandoms Aufstellungen gemacht, hatte aber letztlich nie eine Idee für eine konkrete Fic über das Konzept hinaus. Jetzt wollte ich mein Konzept doch noch einmal schnell umsetzen, mal sehen, was hinten heraus kommt. Natürlich wurde die Idee von den diversen „Names on my Skin"-Tropes und Fics inspiriert. Und nein, ich habe „Sense8" nie gesehen, die Richtung hier ist aber eine ähnliche.
Warnings: Spoiler bis zur 2. Staffel von „Legends of Tomorrow", 5. Staffel von „Arrow", 3. Staffel von „The Flash" und 2. Staffel von „Supergirl" in diesem Kapitel, indirekte und später vielleicht auch konkretere Spoiler für spätere Staffeln (ich bin noch nicht sicher wo/wann das hier endet), Depression, Character Death, PTSD, Minderwertigkeitskomplexe, Slash, femmeslash, Het, angedeutete Polygamie, leichtes Felicity-Bashing, wer Felicity mag sollte diese Fic vielleicht besser nicht lesen
Disclaimer: Warner und DC und The CW besitzen die Rechte an den „Legends of Tomorrow", „Arrow", „Supergirl" und „The Flash" Ich verdiene kein Geld mit dieser Fic und sehe die Charaktere nicht als mein geistiges Eigentum an.
Pairings: Atomwave, Ray/Anna, Raylicity, Olicity, Vixensteel, Andeutungen von CaptainCanary und Coldwave (vielleicht), etwas GreenAtom, Erw. von Martin/Clarissa
1. Ray
„Es ist eine Tatsache, dass wir mit einem Kompass am dominanten Arm geboren werden. Zwei sich überlappende Kompassnadeln begleiten uns durch unser ganzes Leben, und manchmal, wenn wir einen speziellen Menschen begegnen, dann erscheint sein Name auf unserer Haut, an der Stelle, wo auf einem richtigen Kompass eine unserer vier Himmelsrichtungen stehen würde. Insgesamt kann uns das in unserem Leben vier Mal passieren. Wer sehr viel Glück hat, der findet irgendwann vier Namen auf seinem Arm stehend. Wer weniger Glück hat, verbringt sein ganzes Leben ohne einen einzigen Namen. Das wissen wir alle natürlich. Was wir nicht wissen ist, warum das so ist. Oder was diese Namen auf unserem Kompass zu bedeuten haben.
Wir wissen, dass es sich nicht um Seelenverwandte im romantischen Sinne handelt, denn es gibt Menschen, auf deren Arm sich die Namen ihrer Eltern, Geschwister, oder Kinder finden. Manche Wissenschaftler sind der Ansicht, dass es nichts zu bedeuten hat. Dass es sich um eine Laune der Natur handelt, um etwas, das einem Muttermal entspricht, nicht mehr und nicht weniger. Ich muss nicht betonen, dass der Kompass dieser Menschen meistens leer ist. Andere – und ich gehöre dazu – glauben, dass die Namen auf unseren Armen die Namen der Menschen sind, die wir in unseren Leben haben sollten. Auf welche Weise, nun darüber kann man streiten. Das muss wohl jeder für sich selber herausfinden.
Aber ich möchte Ihr Augenmerk auf die Kompassstruktur dieser Hautzeichnung lenken. Einen Kompass benutzen wir um uns nicht verirren, nicht wahr? Er soll uns den richtigen Weg weisen. Ich glaube, dass die Menschen auf unseren Armen uns unseren Weg weisen sollen. Wie wir durch sie an unser Ziel gelangen sollen, kann ich Ihnen nicht verraten. Ich weiß nur, dass sie wichtig für uns sind.
Und ja, ich bin mir bewusst, dass ich einer dieser schrecklichen Personen bin, die die Person deren Name als erstes auf ihren Arm aufgetaucht ist, einfach geheiratet haben, aber … Nun, was soll ich sagen: Im Grunde meines Herzens bin ich ein Romantiker", schloss Professor Stein seine Einführung ab und ernte ein paar zustimmende Lacher.
„Nun, dann wenden wir uns zunächst einmal dem ersten Kompassforscher – nicht mit dem Erfinder des magnetischen Kompass zu verwechseln - .S. Lieber zu", fuhr der Professor dann fort, und Ray schlug sein Lehrbuch auf der entsprechenden Seite auf.
Kompassstudien waren ein sehr beliebter Kurs bei Studienanfängern, aber im Grunde nicht sehr zielführend. Die Absolvierung des Kurses war keine Pflicht, und eine positive Bewertung wurde nicht in die Endnote eingerechnet – egal welchen Studiengang man belegte. Trotzdem strömten junge Studenten in die entsprechenden Vorlesungen, als wären sie Bienen und der Kurs Honig. Was auch kein Wunder war – immerhin hoffte jeder Mensch tief in seinem Herzen mehr über seinen Kompass und seine Bedeutung zu erfahren, nicht wahr?
In Rays Fall war das zumindest eindeutig so. Der geheimnisvolle Kompass auf seiner Hand, mit dem er geboren worden war - was hatte er zu bedeuten? Was war sein tieferer Sinn? Und was hatte es mit den Namen auf sich, die an den vier Enden erscheinen würden? Wie sollte man mit diesen Personen umgehen? Was bedeuteten sie für einen?
Doch die Antwort auf diese Fragen wusste keiner. Es gab verschiedenste Theorien. Verschiedenste Auslegungen. Aber niemanden, der es mit Sicherheit wusste. Warum gab es manche Menschen, die ihre Namen niemals erhielten? Und was hatte es zu bedeuten, wenn ein durchgestrichener Name auf dem Arm erschien? Nun, es bedeutete, dass die Träger des entsprechenden Namens tot war, aber warum erschien der Name, obwohl man die Person zu Lebzeiten niemals getroffen hatte? Bedeutet das, dass man etwas falsch gemacht hatte? Dass man die Person hätte treffen sollen und bei dieser Mission irgendwie versagt hatte? Und stimmte es, dass man sich in der Gegenwart seiner vier Namen wohl fühlte, oder war das nur Einbildung? Und war es wahr, dass man sich bei den Leuten, die auf den Arm einer seiner Namen standen, ebenfalls wohler fühlte als bei anderen Menschen, und wenn ja, warum war das so?
Ray, der noch keinen einzigen seiner Namen gefunden hatte, konnte dazu nichts beisteuern. Aber er wollte es wirklich gerne wissen. Er kannte andere, die bereits Namen auf ihren Arm stehen hatten, und er konnte nicht anders als sich im Vergleich zu ihnen unterlegen zu fühlen- unvollständig.
Er war der festen Überzeugung, dass der Kompass von essentieller Bedeutung für die Menschheit war. Dass er uns etwas sagen wollte. Letztlich war auch er ein Romantiker, und wie Professor Stein bat er die erste Person, deren Namen auf seinen Arm erschien, darum ihn zu heiraten.
Anna Loring war sein Norden. Sie war eine Romantikerin wie er. Natürlich sagte sie ja. Auch sie dachte, der Kompass müsste eine Bedeutung haben, auch sie dachte, wie Professor Stein und Ray, dass er seinen Träger irgendwo hin führen sollte. Sie fand niemals heraus wohin. Ihr Name auf Rays Arm änderte sich niemals in Anna Palmer. Stattdessen wurde er durgestrichen. Der Strich schien einfach so aufgetaucht zu sein, als es passierte, und ihr Name hatte sich von schwarz in rot gefärbt. Vermutlich würde er im Laufe der Jahre verblassen, aber vergessen würde Ray ihn niemals.
Genau wie er niemals ihren Tod vergessen würde. Als sie gestorben war, hatte sein Arm zu brennen begonnen, so sehr, dass Ray gedacht hatte, er würde ihm abfallen. Der Schmerz war so groß gewesen, dass er davon ohnmächtig geworden war.
Trotzdem führt sie ihn immer noch. Die Erinnerung an sie führte ihn zum Atom-Projekt. Um zu verhindern, dass anderen zustieß, was ihr passiert war, würde er den Anzug bauen, würde seine Heimatstadt beschützen. Bei Gott, sie hatte es nötig. Zuerst das Unterfangen, und dann Slade Wilson und seine Soldaten … Starling City musste gerettet werden, so viel war sicher. Und der Arrow alleine würde dazu nicht in der Lage sein.
Ray war der Meinung, dass er sich niemals von Annas Verlust erholen würde. Bis er seine zweite Himmelsrichtung kennenlernte. Felicity Smoak war sein Westen. Er hatte von ihr gehört und wollte sie für Palmer Tech headhunten. Sie verschwendete ihre Fähigkeiten zur Zeit als Verkäuferin in einem Elektronikgeschäft, doch Ray konnte das nicht zulassen. Sie hatte der Welt so viel zu bieten. Vielleicht war er ein wenig penetrant und stalkerisch, aber die Leitung einer Firma wie Palmer Tech hatte ihn gelehrt, dass man, das, was man wollte, nur dann bekam, wenn man auch wirklich hartnäckig war.
Als er sie ausgeforscht hatte, hatte er nicht gewusst, dass sie eine seiner Himmelsrichtungen war. Und als ihr Name dann auf seinem Arm auftauchte, nun da wurde ihm erst recht klar, dass er sie in seiner Firma haben musste. Er brauchte sie an seiner Seite. Ihre Zusammenarbeit war offensichtlich Bestimmung.
Felicity sah das anders. „Ich arbeite für Sie, weil das eine unglaubliche Möglichkeit für mich darstellt, Dr. Palmer. Und nicht weil Ihr Name auf meinem Arm steht", erklärte sie.
„Ray bitte", verbesserte sie Ray, „Sie sind nicht irgendeine Angestellte, Felicity. Sie sind einer meiner Namen."
Felicity schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht an Namensromantik", erklärte sie, „Und wenn diese Namen auf unseren Armen tatsächlich eine Bedeutung haben, dann nicht die, die wir zu Beginn annehmen."
Ray blinzelte. „Ich nehme an", meinte er, „dass das heißt, dass ich der erste Ihrer Namen bin?"
„Nein", erwiderte Felicity kühl, „sind Sie nicht. Ich habe schon vor Jahren zwei meiner Namen gefunden. Aber, wie gesagt, sie haben nicht das bedeutet, was ich mir zunächst erhofft habe."
Ray hatte keine Ahnung, wie er darauf reagieren sollte. „Nun, Hauptsache Sie arbeiten für mich. Ihre Motive dafür sind mir eigentlich gleich", meinte er.
Doch natürlich war es nicht so einfach. Und ja, Felicity stellte sich als unschätzbare Hilfe für das Atom-Projekt heraus. Aber sie war auch die erste Person, die er nach Annas Tod küsste, und bei der er sich wenig später für diesen Kuss entschuldigte, nur um dann am Ende doch mit ihr auszugehen. Im Grunde hatte sie recht gehabt, ihr Name bedeutete offenbar nicht das, was er zunächst gedacht hatte.
Und ihre Namen? Mit denen arbeitete sie als Vigilantin. Was das zu bedeuten hatte, wusste Ray wirklich nicht. Im Grunde aber wusste er, was sie verbitterte. Oliver Queen mochte der Arrow sein, doch für Felicity war er der Mann, den sie liebte. Ray ließ sie gehen, weil er wollte, dass sie ihr Glück fand, und er sie offenbar nicht glücklich machen konnte. Trotzdem war er davon überzeugt, dass sie immer noch vieles verband. Immerhin standen sie auf den Arm des jeweils anderen.
Und als ihn Damien Darhk entführte, war er darüber glücklicher als jemals zuvor. Felicity würde wissen, dass er noch am Leben war. Sie und Team Arrow würden ihn retten. Davon war er überzeugt.
Der Arrow kam tatsächlich um ihn zu retten, wenn auch nicht so bald wie erhofft. Aber vermutlich hatten Oliver und sein Team Zeit gebraucht um ihn zu finden. „Ich wusste, dass du kommen würdest, um mich zu retten", erklärte Ray Oliver, nachdem es vorbei war, „Ich wusste, dass Felicity sofort wissen würde, dass ich nicht tot bin."
Oliver warf ihm einen ausweichenden Blick zu. „Ja", meinte er dann gedehnt und offenbar unangenehm berührt. Er sprach es nicht aus, aber Ray wusste es auch so. Felicity hatte nicht gewusst, dass er noch lebte. Doch Namen von Toten veränderten die Farbe und erschienen nach dem Tod der Person als durchgestrichen. Es war nicht möglich, dass Felicity nicht aufgefallen war, dass er nicht tot war. Es sei denn …. sie hätte ihrem Arm keine besonders große Aufmerksamkeit geschenkt.
Ich glaube nicht an Namensromantik, hatte sie zu ihm gesagt. Und offenbar hatte sie es auch so gemeint. „Mein Name steht auf ihren rechten Arm", erklärte Ray mühsam beherrscht, „Wie kann ihr nicht aufgefallen sein, dass er sich weder verfärbt hat noch durgestrichen wurde?!"
Oliver wich seinem Blick aus. „Und wenn es ihr nicht aufgefallen ist, wieso hast du dann gewusst, dass ich noch lebe?", fragte Ray weiter. Nun wirkte Oliver noch unangenehmer berührt.
Ray wusste, dass Felicity ihren Kompass immer verdeckt hielt. Es gab Leute, die ihn immer offen zeigten, und Leute, die ihm keine besondere Beachtung schenkten und ihn je nach Jahreszeit offen zeigten und abdeckten, aber Felicity hatte ihn immer verdeckt gehalten, trotz ihrer Neigung zu ärmellosen Kleidern und Tops.
„Du bist es, dem aufgefallen ist, dass ich nicht tot bin, nicht Felicity", wurde Ray klar. Er konnte sich die Szene lebhaft vorstellen. Oliver und Felicity beim Sex, und dann auf einmal, als Oliver den Arm seiner Geliebten streichelte, fiel sein Blick auf ihren Kompass, und er erkannte, dass Ray Palmer nicht so tot war, wie er gedacht hatte.
„Ja", gestand Oliver zögerlich, „Aber das ist nur, weil sie eben nicht daran glaubt, dass der Kompass irgendeine Bedeutung hat und ihn nicht beachtet."
„Als Anna gestorben ist, dachte ich mein Arm würde mir abfallen", sagte Ray, „Wie konnte sie nicht bemerken, dass sie keine Schmerzen hat?!"
„Felicity … spürt ihren Kompass nicht", erklärte Oliver.
Ich glaube nicht an Namensromantik, hatte sie gesagt. Ray musste nicht nachfragen, um zu wissen, dass Oliver sehr wohl an sie glaubte. Dass er seinen Kompass sehr wohl spüren konnte. Der Arrow, der große Held, der den Namen einer Frau an seinen Arm trug, die ihn nicht spüren konnte. Ray fühlte fast so etwas wie Mitleid. Vor nicht allzu langer Zeit war er noch derjenige gewesen, der mit so einer Partnerin hatte leben wollen.
Ray musterte Oliver. „Es ist in Ordnung", meinte er dann, „Ich meine, du hast es bemerkt, und du bist mich retten gekommen. Und nur darauf kommt es an." Olivers Miene spiegelte Zweifel wieder.
„Wir wissen ja nie, was die Namen auf unserem Kompass zu bedeuten haben. Und ich dachte zuerst Felicity wäre dort, weil sie mir bei der Atom-Rüstung helfen sollte, und dann dachte ich, sie sollte mir über Annas Tod hinweghelfen. Aber in Wahrheit war sie auf meinem Arm, damit du mich retten kannst. Sie hat mich zu dir geführt oder dich zu mir", erklärte Ray, „Und nur darauf kommt es an."
Oliver nickte nachdenklich. „Wenn du es so sehen willst, dann ist es so", meinte er.
„Es ist so", betonte Ray. Du kannst sie haben, käme zu spät und wäre grausam. Soweit Ray wusste, liebte Oliver Felicity, und das dürfte ihm bereits genug abfordern. „Du, du bist der Arrow. Du beschützt Menschen. So wie ich das tun will. Sie steht auf meinem Arm und du auf ihren. Sie hat mich zu dir geführt, damit ich von dir lernen kann."
Oliver schien etwas sagen zu wollen, überlegte es sich dann aber offensichtlich anders und schwieg. Aber Ray hatte aus dem Kennenlernen von Felicity gelernt. „Kein Druck oder so was. Du hast mich gerettet. Wenn das alles war, dann war das eben alles", fügte er hinzu, „Aber wenn nicht, dann … na ja, dann wissen wir jetzt, wie es sein könnte."
Oliver nickte nur. Sagte aber noch immer nichts dazu. Bis er meinte: „Zuerst solltest du dich darum kümmern, dass dich alle für tot halten. Und dann sehen wir weiter. Ich wohne zur Zeit in Ivy Town."
„Und ich habe eine fliegende Rüstung", erinnerte ihn Ray. Dann erinnerte er sich daran, dass er weniger aufdringlich sein wollte. „Aber du musst dich natürlich nicht mit mir abgeben, wenn du nicht willst", fügte er hinzu.
Oliver warf ihm einen undeutbaren Blick zu. „Ich habe nie gesagt, dass ich das nicht will", meinte er nur.
Oliver Queen war allerdings ein harter Taskmaster. Vielleicht hätte Ray sich doch einfach mit seiner Rettung zufrieden geben sollten. Letztlich rettete ihn Rip Hunter vor seinem neuen Sensei, als ihn mit auf Zeitreise nahm.
Der ehemalige Time Master rekrutierte Ray und sieben andere um mit ihnen einen zukünftigen Tyrannen via Zeitreise zu stoppen. Natürlich war Ray dabei. Vor allem auch, weil sein Arm nach ihrer ersten Begegnung am Dach juckte. Er hatte das schon zweimal erlebte, und er wusste, was es zu bedeuten hatte. Einer dieser Menschen vom Dach war eine seiner Himmelsrichtungen.
Er wusste natürlich, dass es weder Professor Stein noch Sara Lance waren. Aber vielleicht war es ja einer der Hawk-Leute – Kendra Saunders oder Carter Hall. Oder der Zeitreisende – Rip Hunter. Wäre das nicht aufregend? Eine Himmelsrichtung, die aus einer anderen Zeit stammte?
Fest stand, er sollte diesem Team beitreten. Einer dieser Menschen gehörte zu ihm.
Er hielt es gerade mal aus, bis er alleine war, bevor er sich aus seiner Rüstung schälte seinen Ärmel hochkrempelte und nachsah. Soll das ein Witz sein?
Mick Rory war sein Süden. Einer der beiden Verbrecher – ausgerechnet. Warum hatte es nicht einer der anderen sein können?
Heißt das ich bin dazu bestimmt Verbrecher zu werden? Oliver würde das gar nicht gefallen. Barry würde es noch weniger gefallen. Heatwave war einer von seinen Feinden.
Und schloss sich gemeinsam mit seinem Partner Captain Cold Rip Hunter an. Genau wie alle anderen auch, sogar der jungen Jefferson Jackson war mit von der Partie, wenn auch scheinbar nicht ganz freiwillig – er und Professor Stein waren gemeinsam der Held Firestorm und daher irgendwie untrennbar verbunden. Genau wie Ray nun mit Heatweave verbunden war.
Zum ersten Mal in seinem Leben war Ray über die Tatsache, dass einer seiner Namen erschienen war, unglücklich. Deswegen verhielt er sich zunächst auch nicht gerade freundlich seiner neuen Himmelsrichtung gegenüber. Als er Rip darauf hinwies, dass die beiden Rogues das Schiff stehlen könnten, nannte sein Süden ihn ein Arschloch, was Ray doch sehr traf, weil es wahr war. Im Grunde kannte er Mick Rory nicht. Er wusste nichts über ihn. Ihn vorschnell abzuteilen wäre unfair.
Nun, dann musste er ihn eben kennenlernen. Bei der nächsten Einbruchsmission der Rogues schloss er sich an. Micks Partner Snart sah ihn überrascht an, genau wie Mick, doch sie nahmen ihn mit. Natürlich machte er alles falsch.
„Ich wollte mich entschuldigen", sagte er zu Mick.
„Jeder Anfänger fällt auf die Attrappen-Alarmanlage rein", brummte Mick.
„Nein für vorhin Als ich … ich meine, ich weiß nichts über dich. Es war falsch dich durch die Augen anderer zu sehen", erklärte Ray.
Mick warf ihm einen misstrauischen Blick zu. „Bist du deswegen hier? Verdammt, Schmalzlocke, ein Einbruch ist kein guter Zeitpunkt um sich besser kennenzulernen. Und vielleicht will ich dich überhaupt nicht besser kennenlernen, schon mal daran gedacht?", gab er mürrisch zurück.
Ray fühlte eine Art Deja Vu. War das ein Remix seines ersten Treffens mit Felicity?
„Ich meine ja nur, dass es etwas zu bedeuten haben muss, und ….", begann er.
„Und was? Deswegen müssen wir jetzt Besties werden, die einander die Haare flechten?", spottete Mick.
„Nein, aber was ist falsch daran ein wenig Zeit miteinander zu verbringen und zu sehen, was passiert?", hielt Ray etwas hilflos dagegen.
„Hör mal, Schmalzlocke. Du bist ein reicher Pfadfinder, der in seiner Freizeit Held spielt. Ich bin ein Mörder und Brandstifter, der Sachen klaut. Was denkst du, was passieren würde, wenn wir Zeit miteinander verbringen?", seufzte Mick, „Eines kann ich dir gleich verraten: Wir werden nicht zu Freunden werden, und schlafen werde ich auch nicht mit dir."
Das klang so ernst gemeint, dass es weh tat. „Okay, ich habe verstanden", meinte Ray kleinlaut.
Snart räusperte sich hinter den beiden und sah sie beide vorwurfsvoll und ungläubig an. „Warum spielt ihr beide hier eine Episode von The Bachelor durch? Das hier ist ein Einbruch!", beschwerte er, „Warum …. Oh, mein Gott, ihr habt eure Namen, nicht wahr?" Seine Miene hellte sich auf. „Mick, das hast du mir verschwiegen! Du und der Pfadfinder!", meinte er etwas zu begeister für Rays Geschmack.
Ray und Mick setzten beide zu einer Antwort an, doch in diesem Moment tauchte der Hausbesitzer – Savage, der Tyrann, den sie stoppen wollten - persönlich auf, und sie konnten sich nicht mehr weiter unterhalten.
In der Folge war Mick weiterhin abweisend. Dafür war Snart seltsam interessiert an Ray. Der wusste selbst nicht warum. „Gib Mick ein wenig Zeit", meinte er, „Er hatte bisher nur einen Namen auf seinem Arm stehen. Er braucht Zeit das zu verdauen."
Ray dachte eher, dass Mick einfach wirklich nichts mit ihm zu tun haben wollte. Während Snart leicht mit ihm flirtete und ihn neckte, warf Mick ihm nur düstere Blicke zu. Vielleicht fürchtete er Ray wollte ihm seinen Partner stehlen.
Doch dann landeten sie gemeinsam im Gulag, und zuerst blieb Mick weiterhin einsilbig und abweisend, doch dann … ziemlich genau, nachdem Ray den ersten Schlag eines seiner Mitgefangenen abbekommen hatte, stand Mick plötzlich neben ihm und brach den Arm des Mannes, der ihn geschlagen hatte. „Der da", verkündete Mick hart, „ist einer von meinen. Wer was von ihm will, der muss erst an mir vorbei." Er funkelte die anderen Gefangenen wütend an, die zurückwichen. Dann half er Ray auf die Beine.
„Danke", meinte Ray später in ihrer Zelle zu ihm, „Dafür, dass du dich für mich eingesetzt hast."
Mick brummte nur. „War nötig. Ein hübscher naiver Junge wie du kriegt hier garantiert Ärger. Jetzt vielleicht weniger", erklärte er.
„Weil ich einer von deinen bin", wiederholte Ray, „Was immer das heißt."
„Das heißt, dass du einer von meinen bist", gab Mick nur zurück. Ray wünschte sich nur, dass er irgendeine Ahnung hätte, was das bedeuten sollte. Aber zumindest schien es zu bedeuten, dass er Mick nicht vollkommen egal war, und das … machte ihn verdammt glücklich, wenn er ehrlich sein sollte.
Trotzdem machte er sich keine Illusionen. Er wusste, dass es sich um besondere Umstände handelte: Sie waren beide zusammen und in Gefahr, die Anspannung war groß. Aber das bedeutete nicht, dass ihre neue Bindung von Dauer sein würde. Immerhin würden sie (hoffentlich) bald befreit werden und danach zurück auf der Waverider sein, und dann würde alles seinen gewohnten Gang gehen. Vermutlich.
Trotzdem war diese Aussicht nicht der Grund, warum Ray sich an Micks Stelle foltern ließ. Er sagte sich, dass er das für jeden getan hätte, aber da es sich um seinen Süden handelte – nun war es selbstverständlich, dass er es für ihn tat. Mick sah ihn trotzdem an, als würde er an seinen Verstand zweifeln.
Leonard rettete sie, und sie kehrten zurück auf die Waverider zu ihren Team. Ray erwartete, dass alles wieder seinen gewohnten Gang gehen würde, doch stattdessen hörte Mick auf ihm aus dem Weg zu gehen und … redete mit ihm. Nicht besonders viel, aber mehr als mit den meisten anderen, und sogar noch mehr, als er sich kurz darauf mit seinem anderen Namen (Ray hätte das auch gewusst, wenn er es nicht gesehen hätte) zerstritt.
Leonard hatte Mick keine Wahl gelassen und gezwungen mit zurück aufs Schiff zu kommen, obwohl Mick in der Zukunft in Star City hatte bleiben wollen. Was Ray nicht überraschte, und auch nicht wirklich verletzte – nun gut ein wenig schon– aber was ihn überraschte war, dass Leonard Mick seine Entscheidungsfreiheit genommen hatte. Er selbst hatte Felicity gehen lassen, obwohl es ihn geschmerzt hatte, aber der Gedanke daran einer seiner Himmelsrichtungen etwas aufzuzwingen, was sie unglücklich machte, egal wie sehr es zu ihrem eigenen Besten war, war ihm fremd.
„Ich kann verstehen, dass du bleiben wolltest. Die Leute dort waren wohl deine Art von Leute", meinte er vorsichtig zu Mick.
„Ich weiß nicht mehr wer meine Art von Leuten sind", erwiderte Mick und starrte ins Nichts, und Ray sah darin Hoffnung.
Trotzdem war er erleichtert, als Mick und Leonard sie nicht an die Zeitpiraten verrieten. Rip schien das befürchtet zu haben, und die meisten anderen ebenfalls, die einzigen, die nicht überrascht zu sein schienen, waren Sara und er selbst. Ray hatte sich dieses Ergebnis erhofft, aber tief in seinem Herzen hatte ein kleiner Teil von ihm gezweifelt – Angst bekommen.
Doch danach, nachdem das überwunden war, waren sie ein Team. Ein richtiges Team, auch wenn Mick und Leonard nach wie vor nicht miteinander sprachen. Ray und Sara, die Leonards Namen trug, verbündeten sich um die beiden dazu zu zwingen sich auszusprechen und wieder zu versöhnen. Es lief anders als erwartet (mit mehr Fäusten), aber immerhin klappte es.
Doch ihre Mission ließ ihnen keinen Frieden. Und dann stand Ray vor Occulus, bereit sich selbst zu opfern, bereit irgendjemanden irgendwo einen durchgestrichenen Namen zu verpassen, als Mick ihn sich nicht opfern lassen wollte, als Leonard Mick sich nicht opfern lassen wollte.
Im Endeffekt war es Leonard, der starb. Ray fühlte sich schuldig, weil er wusste, was er Mick und Sara genommen hatte, was sie durchmachten. Und Sara hatte zu allem anderen dazu auch noch erfahren, dass sie ihre Schwester ebenfalls verloren hatte.
Und kurz darauf waren die Time Master weg, Vandal Savage besiegt und sehr tot, und Kendra und Carter verließen das Team, während der Rest von ihnen beschloss weiterzumachen – die Zeitlinie weiter zu beschützen. Rip Hunter, Sara Lance, Martin Stein, Jefferson Jackson, Mick Rory, und Ray Palmer, die Legenden von Morgen. Vermutlich klang es für die meisten Leute wie die Pointe irgendeines Witzes, aber in Wahrheit war es harte Arbeit.
Besonders weil Mick litt. Jeder konnte es sehen. Er trank mehr als jemals zuvor, schien eigentlich nie nüchtern zu sein, und war noch einsilbiger als sonst. Immerhin hatte er Leonard Snart gefunden, als sie Jugendliche gewesen waren, und nun hatte er ihn verloren. Und tief in seinem Inneren wusste Ray, dass er, wenn er die Wahl gehabt hätte, Leonard behalten und Ray verloren hätte. Wer hätte das an seiner Stelle nicht so bevorzugt?
Ray setzte sich oft einfach schweigend neben Mick. Er sagte nichts, weil er nicht wusste was er hätte sagen sollen. Er wagte es nicht ihn zu berühren, weil er nicht wusste, ob seine Berührung willkommen gewesen wäre, aber er war einfach da und redete sich ein, dass seine Gegenwart Mick vielleicht dabei half sich ein bisschen besser zu fühlen. Nachdem er selbst Felicity kennen gelernt hatte, hatte ihm das dabei geholfen die Trauer um Anna besser zu verkraften.
Irgendwann sagte Ray: „Als Anna gestorben ist, da war mir als wäre ein Teil von mir selbst gestorben. Und es war auch meine Schuld, zumindest dachte ich das, es hätte genauso gut mich erwischen können, es hätte mich erwischen sollen. Ich weiß also – nicht genau – aber zumindest ein wenig, was du gerade durchmachst. Du kannst also mit mir reden."
Mick erwiderte nichts. Also ließ Ray es wieder sein.
Bis er irgendwann meinte: „Aber wenn du dir wünscht, es hätte mich erwischt und nicht ihn, dann kann ich das verstehen."
Mick warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. „Sei nicht blöd", meinte er nur. Und Ray nahm es sich zu Herzen und versuchte nicht noch einmal Schlüsse über die Gefühlswelt von jemanden zu ziehen, dessen Gefühlswelt schwer zu durchschauen war.
Dann verloren sie Rip, Ray strandete in der Kreide-Zeit, und traf seinen Osten. Damit hatte er einen vollen Kompass, war einer der wenigen auf dieser Welt, dem dieses Glück vergönnt war, auch wenn sein Norden erloschen war, und sein Westen fern und irgendwie unerreichbar.
Nate Heywood war sein Osten. Gemeinsam mit Mick rettete er Ray aus der Kreide-Zeit, gerade noch rechtzeitig, bevor T-Rex Gertrude ihn fressen konnte, also natürlich war Ray ihm dankbar, und er war wirklich froh ihn kennenzulernen, aber die Ereignisse überschlugen sich, und dann musste er das Serum, das er eigentlich entwickelt hatte um sich selbst Superkräfte zu geben, opfern um Nate das Leben zu retten. Und natürlich war das wichtiger, doch es rettete Nate nicht nur das Leben, sondern es gab ihm auch Superkräfte, und kurz darauf verlor Ray seinen Anzug und wusste auf einmal nicht mehr, was er noch für einen Nutzen für das Team haben sollte. Die Neue, Amaya Jiwe, war eine topausgebildete Soldatin mit einem magischen Totem, Nate konnte zu Stahl werden und war Historiker (was recht nützlich auf Zeitreisen war), während er? Nun, da Professor Stein im Team war, nahm er an, dass seine Abwesenheit nicht besonders viel verändert hätte.
Er fühlte sich nutzlos, und das traf ihn hart. Er war eifersüchtig auf Nate und wusste wie falsch und verkehrt das war – man sollte keine negativen Gefühle in Bezug auf einen seiner Namen empfinden. Er fühlte sich verlassen und alleine – wie jeden Tag, seit Anna gestorben war, wenn er ehrlich mit sich selbst war.
Es war Mick, der ihn rettete. Mick, der ihm Leonard Kältepistole gab und ihn zu seinen Partner machte. Ray wusste nicht, ob Mick wusste, dass er ihn gerettet hatte, aber eines stand fest, er würde es ihm niemals vergessen. Natürlich konnte es nicht halten - die Kältepistole ging kaputt, und Ray fand einen Weg seinen Anzug zu reparieren, und Mick schien damit einverstanden zu sein, doch zugleich zog er sich von Ray zurück.
Ray nahm an, dass es mit Nate zu tun hatte. Nachdem er anfänglich wegen seiner widerstreitenden Gefühle zurückhaltend gewesen war, verbrachten sie nun zunehmend mehr Zeit miteinander und stellten fest, dass sie viel gemeinsam hatten. Sehr viel sogar. Und wirklich gut miteinander auskamen. Es war anders als damals mit Anna, vielleicht sogar irgendwie besser – allerdings verspürte Ray keinen Drang sich mit Nate zu verloben – aber es war auch anders als mit Felicity oder Mick. Zwischen ihm und Nate stand nichts, sie waren einfach auf einer Wellenlänge, und das war wunderbar. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte Ray Palmer einen besten Freund. Zum ersten Mal seit Annas Tod fühlte er sich nicht mehr in der Tiefe seiner Seele einsam.
Also ja, er verbrachte immer mehr Zeit mit Nate. Aber, dass Mick Anstoß daran nahm, fiel ihm erst auf, als er hörte, was dieser zu Amaya in Chicago sagte. Und dann hörte, wie Mick erklärte, dass Nate und Ray Partner seien und sich auch entsprechend verhalten sollten. Ich dachte wir beide wären Partner. Hasste Mick ihn jetzt? Ray wusste es nicht.
„Es ist nicht leicht mit mehreren Namen", meinte Nate dazu, „Die Leute sagen immer, dass ihr Endziel ein voller Kompass ist, aber vier Leute auf einmal glücklich zu machen, muss verdammt anstrengend sein. Ich meine, es ist nicht einfach meine Zeit zwischen Amaya und dir aufzuteilen, aber wir drei machen wenigstens mal was zusammen, aber Mick, na ja, der wirkt nicht so, als hätte er mich gerne um sich."
„Mick wirkt nie so als hätte er irgendjemanden gerne um sich", behauptete Ray.
„Er hat Amaya gerne um sich", meinte Nate halbvorwurfsvoll. Ja, das war Ray auch schon aufgefallen. Hatte Mick einen neuen Namen am Arm? Er wollte nicht nachfragen, vielleicht auch weil er die Antwort fürchtete. Er erinnerte sich noch gut daran, wie er Rip kennengelernt hatte und gehofft hatte einen Zeitreisenden auf seinen Kompass zu finden. Nun hatte mindestens eine Person auf seinem Kompass, wenn nicht sogar zwei, eine Zeitreisende auf dem eigenen Kompass. Während er …. Nun er war sich nicht ganz sicher, was er hatte. Ärger, wie es schien.
Also machte er Mick ein Friedenangebot. Nach dem nervenaufreibenden Kampf gegen ihren gehirngewaschenen ehemaligen Anführer, feierten sie Weihnachten nach, und Ray schenkte Mick die Ratte gegen die er heroisch gekämpft hatte. Mick war angetrunken (aber auf fröhliche und nicht auf depressive Art) und freute sich ehrlich über die Ratte. Während er mit der Ratte durch die Stäbe hindurch spielte (und hoffentlich dabei nicht gebissen werden würde), meinte Ray: „Man kann mehr als nur einen Freund haben, Mick."
„Nein", erwiderte Mick nur, „Kann man nicht."
Darauf wusste Ray keine Antwort. Am nächsten Morgen machte er Frühstück, als Mick seine Ratte mit in die Küche brachte. „Mick, wir essen hier! Hältst du es wirklich für angebracht ihn hierher mitzubringen?", wollte Ray anklagend von ihm wissen und deutete auf die Ratte.
„Sein Name ist Axl, und du hast ihn mir geschenkt", erwiderte Mick.
Was ich schon wieder zu bereuen beginne. Ray seufzte. „Man kann mehr als nur einen Freund haben, weißt du", nahm er dann das Thema von Gestern wieder auf, „Ich kann mir als nur einen Freund haben. Du hattest auch schon mal mehr als nur einen Freund. Du hattest Leonard und mich. Und ich habe jetzt Nate und dich. Das ist kein Drama, das ist das Leben. Ich habe mir nicht ausgesucht, dass mein Kompass voll wird. Ich meine, ich habe es mir immer gewünscht, aber jetzt …. ist mein Norden tot, mein Westen glaubt nicht an den Kompass und spürt ihn scheinbar nicht mal, und mein Süden bestraft mich dafür, dass ich meinen Osten gefunden habe! Soviel zu Bestimmung." Seine Stimme brach, und er verstummte. Er hatte das alles eigentlich gar nicht sagen wollen.
Mick trat neben ihn. Und dann – unerwartet, denn immerhin war es Mick – legte er seine Hand auf Rays. Aber nur kurz. „Lass uns mal wieder eines deiner dummen Computer-Spiele spielen, Schmalzlocke, ja? Was mit Einbrechern, oder so", schlug er dann vor. Ray wusste das Friedensangebot zu schätzen. Er warf Mick ein schwaches Lächeln so. „Danke", sagte er nur.
Mick zuckte die Schultern. „Musst dich nicht bedanken, du bist einer von meinen, oder?", meinte er.
„Und du bist einer von meinen, Mick", betonte Ray, „Immer. Die Namen verschwinden nicht einfach wieder. Niemals."
„Nein", stimmte Mick ihm düster zu, „Das tun sie niemals."
Nachdem sie bei Call of Duty versagt hatten (Ray hatte etwas gewählt, von dem er hoffte, dass Mick es zu schätzen wissen würde), forderte Mick unvermittelt: „Erzähl mir von deinen Namen."
Ray war einen Moment lang überrascht. Dann sagte er: „Anna mochte Lilien. Ich habe ihr welche zu unserem ersten Date gekauft. Sie dachte, dass der Kompass etwas bedeuten muss, etwas Tieferes. Dass die Namen auf diesen uns zu etwas führen müssen."
„Mhm", sagte Mick dazu.
„Felicity, du kennst sie, die Blondine mit der Brille aus Team Arrow, nun Felicity glaubt nicht an den Kompass. Sie …. Ich galt mal einige Zeit als tot, weil ich entführt worden bin. Ihr ist nicht mal aufgefallen, dass mein Name nicht durchgestrichen war", fuhr Ray fort. Er konnte Micks Blick auf sich ruhen spüren. „Es heißt doch, dass es Leute gibt, die sie nicht spüren die Kompassverbindung. Kompasstaub nennt man das in der Fachsprache. Sie ist kompasstaub. Es ist nicht ihre Schuld." Mick sagte nichts dazu, aber Ray konnte sehen, dass er das anders sah.
„Du darfst sie nicht hassen, sie ist mein Westen", erklärte er schnell.
„So nennst nur du sie. Die Namen. Du nennst sie Himmelsrichtung. Nennst jeden nach seiner … Position", stellte Mick fest.
„Oh. Ja, das war eine Idee von Anna und mir. Ich hab's dir doch gesagt, wir dachten, dass uns der Kompass irgendwo hinführen soll", erklärte Ray, „Nicht unbedingt zu den Namen auf dem Kompass, sondern zu einer Art… Endziel. Anna … ihr Tod hat mich zu Atom geführt, Felicity hat mich zu Oliver geführt, der mich vor Darhk gerettet hat – ja, der hatte mich damals entführt, lange Geschichte – und das wiederum hat mich zur Waverider gebracht, wo ich dich kennengelernt habe, weswegen ich geblieben bin, und dadurch wiederum habe ich Nate kennengelernt, der mich …. Nun ich weiß nicht, wohin er mich genau geführt hat, aber … Um ehrlich zu sein, glaube ich nicht mehr, dass der Kompass uns irgendwo hin führt, zumindest nicht im wortwörtlichen Sinn. Ich glaube eher, dass er uns verbindet. Alle Menschen untereinander. Ich meine, du weißt doch, wie wir einander spüren, uns wohl fühlen, wenn der andere da ist? Und du weißt auch, dass wir uns in der Gegenwart von denen, die am Kompass unserer Himmelsrichtungen stehen wohl fühlen? Zumindest ich fühle mich wohl in deren Gegenwart. Ich bin gerne bei Oliver, und ich …. mochte Leonard."
„Leonard mochte dich", behauptete Mick, und Ray hoffte, dass das stimmte. So sehr.
„Ja, siehst du, das ist, weil wir miteinander verbunden waren, durch dich. Ich bin mit dir verbunden, und du warst mit Leonard verbunden, und dadurch war auch ich mit ihm verbunden. Deswegen darfst du Felicity auch nicht hassen und solltest nicht eifersüchtig auf Nate sein", fuhr Ray fort, „Weil sie dadurch, dass sie mir wichtig sind, auch dir wichtig sind. … Denk mal darüber nach: Jeder auf dieser Welt hat vier Namen, vier Himmelsrichtungen, mit denen er verbunden ist, und durch diese vier Personen ist er mit den jeweils vier Personen verbunden, mit denen diese vier ihrerseits verbunden sind. Und durch diese Personen wiederum ist er mit all den Personen verbunden, mit denen diese Personen verbunden sind."
„Manchmal sind es die gleichen Personen", warf Mick ein.
„Ja schon, aber trotzdem kommen immer wieder neue hinzu. Und dadurch sind letztlich alle Menschen auf dieser Welt miteinander verbunden", schloss Ray, „Und ich finde das ist … ein sehr schöner Gedanke. Ich weiß, du teilst ihn nicht."
Mick brummte. Er schien darüber nachzudenken. „Was ist mit dem Hübschen?", wollte er dann wissen, „Ich soll ihn mögen, okay. Aber was ist er für dich? Jetzt im Moment, meine ich."
„Nate ist einfach …. Nate. Ich …. Anna und Felicity, ich wusste zuerst nicht, was sie für mich sein würden, aber bei Nate wusste ich es eigentlich sofort. Einfach mein bester Freund, mein Bruder, der den ich nie hatte, der mich einfach versteht und denkt wie ich. Der dieselben Sachen mag. Ein Nerd wie ich. Ich hatte immer das Gefühl, dass mir etwas in meinem Leben fehlt, weißt du? Aber seit Nate …. weniger", erklärte Ray und hoffte, dass er Mick mit diesen Worten nicht zu sehr verletzte.
Mick schien aber nicht verletzt zu sein. „Dann führt er dich vielleicht einfach dort hin: Weg von der Leere, zum Glücklich sein", schlug Mick vor.
„Das ist …. sehr tiefsinnig, Mick", kommentierte Ray berührt. Es lief gerade wirklich gut zwischen ihnen beiden, so viel stand fest. Mick ließ ihn ja öfter vor sich hin brabbeln, aber diesmal schien er ihm sogar wirklich zugehört zu haben.
„Wir sollten Sex haben", sagte Mick dann und zerstörte damit den Moment.
„Bitte?!", quiekte Ray verstört.
„Warum nicht? Bei mir ist es ewig her, und bei dir war das letzte Mal …. Wann? Als du mit Sara und Kendra in der Vergangenheit gestrandet warst?", erläuterte Mick unberührt von Rays offensichtlicher Verstörtheit.
„Nein, ich hatte weder mit Sara noch Kendra Sex. Jemals", erklärte Ray mühsam.
„Warum nicht?", wollte Mick wissen.
„Weil …." Ray wollte es nicht aussprechen. Weil sie nicht auf seinen Arm standen. Seit er Anna kennengelernt hatte, hatte Ray nie mehr mit jemanden geschlafen, der nicht auf seinen Arm stand. „Das spielt keine Rolle", erklärte er schnell, „Aber du bist doch derjenige, der mir erklärt hat, dass du nicht mir schlafen wirst, als wir uns kennengelernt haben!"
„Das war damals. Jetzt ist heute", meinte Mick nur.
Ray fand, dass das in keinerlei Hinsicht eine befriedigende Erklärung war. Und das sagte er dem anderen Mann auch. Der rollte nur mit seinen Augen.
„Also, Sex oder nicht?", wiederholte er nur.
Ray errötete. Mick schien das wirklich ernst zu meinen, nicht wahr? „Also gut", murmelte er.
„Nicht so enthusiastisch, Dr. Palmer, ich werde noch rot", spottete Mick und zerrte ihn dann auf Rays Bett.
Den nächsten Filmabend verbrachten sie zu viert. Ray, Nate, Amaya, und Mick. Ray nahm das als gutes Zeichen. Sie waren alle verbunden, sie waren alle Teamkameraden, und sie waren alle auch Freunde – zumindest hoffte er das. „Eigentlich kann ich ihn besser leiden als die meisten anderen Leute, deinen BFF Nate, meine ich", hatte ihm Mick nach dem Sex erklärt, „Er zehrt nur manchmal an meinen Nerven." Nicht, dass Mick Rory je zugeben würde eifersüchtig gewesen zu sein. Aber was auch immer es gewesen war, es war jetzt vorbei, sie kamen alle gut miteinander aus. Nur darauf kam es an.
Im Film, den sie sich ansahen, hatte einer der Protagonisten einen vollen Kompass und gab damit ständig vor allen anderen an. „Ein voller Kompass", sagte Amaya zu den anderen, „Wie mag es wohl sein so einen zu besitzen?"
Ray dachte einen Moment lang darüber nach. „Furchteinflößend, überfordernd, traurig, und am Ende des Tages aber auch seltsam erfüllend", erklärte er dann. Amaya sah ihn stirnrunzelnd an, aber Ray erklärte sich nicht weiter.
Er wusste nicht, wohin ihn seine Himmelsrichtungen am Ende führen würden, eines aber wusste er mit Sicherheit: Er hatte sie gefunden, und so anstrengend das manchmal auch war, so war es doch mehr Glück als die meisten anderen Menschen auf dieser Welt hatten.
A/N: Das ist nicht das Ende. Es wird noch weitere Kapitel geben. (Ich bin mir noch nicht sicher wie viele).
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