Einzeln, heiß und salzig fand klare Träne den Weg über helle Haut, feuchte Spur, bitteren Zeugen auf hohen, scharfen Wangenknochen zu hinterlassen ehe sie fiel, gleich Kristall auf glattem Stein eiskalter Fliesen zu zerspringen. Vergangen, vergessen schien das Licht in Augen, blauer noch als der Glanz Vilyas, fortgewaschen in lautlosen, verborgenen Tränen, erstickt im Feuer tiefen, sengenden Schmerzes.

So also war es vorbei… Er sollte lächeln, sich freuen für das Glück, dass ihnen zuteil ward. Sie hatten gekämpft, gelitten und unglaublichen Verlust zu verzeichnen gehabt. Doch sie hatten überlebt, hatten gesiegt und vollbracht, was niemand für möglich gehalten hatte Der Bund der Gefährten hatte sich längst zerstreut, zurückgefunden in normales Leben, in den Schoß der Familien und ja… in jedem Land, jedem Reich begannen die keime der Hoffnung derer, die in der letzten großen Schlacht gekämpft und gesiegt hatten Früchte zu tragen, Zufriedenheit zu verheißen. Doch nicht einzig die Hoffnung keimte, brachte die Blüten des Glücks mit sich.

Nein… mit großem Jubel, heller Begeisterung, begrüßte noch vor wenigen Stunden ganz Gondor den Thronfolger, den Knaben, den er noch vor seiner Geburt mehr zu hassen lernte als noch den Balrog selbst. Ein Kind von der unzweifelhaften Schönheit seiner Mutter… Schönheit, Lieblichkeit und Anmut, die ihm stets im Wege standen, die ihn, wie jeden Anderen auch in dunkelten Schatten verbannten, die SEIN Herz einnahmen, es blendeten und ewig banden.

Natürlich, es bedurfte keineswegs elbischer Weisheit oder scharfen Blickes ihm zu versichern, dass der König Herz, verstand und Vernunft vollständig an die süßen Bande fürstlicher Tochter verlor. Doch bis vor kaum mehr als einer Stunde hatte er wahrlich geglaubt er würde sich besinnen, würde vielleicht einst die Erinnerung an längst vergangene Tage zurückgewinnen. Tage, in denen die Blicke sturmgrauer Augen ihm galten, ihm alleine, in denen schwertgeprüfte Hände noch den weg über seine Haut suchten und das Lächeln so pittoresker Lippen einzig ihn traf, ihm verhieß, ihm versprach…. . Doch heute, heute als der Blick ebendieser Augen zwischen Frau und Säugling schwankte, soviel Glück, soviel Liebe enthielt ohne ihn auch nur zu streifen, begann die Erkenntnis zu reifen nach all den Kämpfen, nach all den kriegen, seine eigene, seine größte Schlacht verloren zu haben.

Ja.. er hatte verloren, es war vorüber und einzig noch das brennende Drängen so lange ungeweinter Tränen würde Zeuge sein – Zeuge des Lächelns, bitter, schmerzerfüllt und ja geradezu manisch als schlanke, sehnige Arme sich in geradezu pathetischer Geste öffneten, sich Engelsschwingen gleich zu entfalten. „Hilrl galu lin, guren.. navaer – ae me men adertham.." Leise, kaum mehr als atemloses Wispern, erstickt hingen die Worte noch lange, gewichtig, gleich Prophezeiung über den Türmen Minas Tiriths. Und mit dem letzten Schlag gepeinigten, geborstenen Herzens öffneten sich sturmgraue Augen hellwach aus tiefem, ruhigem Schlaf. Er hatte verloren, verloren bis nächstes Leben neues Glück zu bringen vermag