Ohne zu zögern
Disclaimer : J.K. Rowling
Widmung : Für Udonna, meine treueste Leserin :) Ich hoffe, es gefällt dir.
Auf und ab, auf und ab. Seit Stunden lief Albus Dumbledore vor den großen Fenstern seines Büros auf und ab und sah auf das verlassene Schulgelände hinab.
Wo blieb sie nur? Es konnte unmöglich so lange dauern…Mit einem Ruck blieb er stehen und musterte das teilweise im Nebel liegende Gelände unter ihm genauer.
Nichts. Mit einem Seufzen ließ er sich auf seine Couch sinken und starrte zu Boden. Wie hatte er nur zustimmen können? Er wusste dass es gefährlich war, und sie wusste es umso mehr. Warum nur musste Lupin unbedingt vorgestern krank werden? Er sollte eine Nachricht überbringen, eine streng geheime, an der so viel lag…doch daran war – angesichts seines Zustandes – nicht zu denken gewesen.
Sie hatte ihre Dienste angeboten, sie war so sicher und unerschrocken gewesen, dass er ihr die wichtige Aufgabe übertragen hatte. Aber hatte er richtig gehandelt? Er wusste, dass Minerva fast alles für Hogwarts tun würde; es war unverantwortbar gewesen, sie solchen Gefahren auszusetzen.
Erneut erhob er sich und sah hinaus in den kalten und grauen Abend. Plötzlich erstarrte er, er konnte es kaum glauben. Sie war zurück!
Ohne eine weitere Sekunde abzuwarten drehte er auf dem Absatz um und lief so schnell wie noch nie durch die Gänge des verlassenen Schlosses. Es war spät, sehr spät, aber sie war endlich da.
Das Schlossportal schwang vor ihm auf und er trat in den feuchten Nebel hinaus. Mit freudigem Blick sah er sich um, doch er konnte niemanden sehen. Hatte er sich so getäuscht?
Mehr aus Instinkt senkte er seinen Blick und blieb abrupt stehen. Wenige Meter vor ihm lag etwas Dunkles auf dem schwer erkennbaren Weg, etwas, was dort nicht hingehörte…Mit zwei Schritten war er da und kniete neben dem reglosen Schatten nieder.
Krampfhafter Schmerz durchzog sein Herz, als er das Gesicht erkannte. Minerva McGonagall lag hier auf dem nassen Gras, scheinbar bewusstlos. Behutsam drehte er sie auf den Rücken und sog scharf die Luft ein. Ihr Gesicht war blutverschmiert und von Schnitten durchzogen, der Umhang zerfetzt und ihr linkes Bein lag in einem seltsamen Winkel neben ihr.
„Minerva…", hauchte er, für einen Moment vollkommen überwältigt vom Schock. Obwohl er keine Antwort erwartet hatte, zuckte sie zusammen und riss ängstlich die Augen auf.
„Nein…nicht…ich werde nichts…sagen, ich…", rief sie verzweifelt und krallte sich an seinem Arm fest.
„Ganz ruhig, Minerva, ich bin es, Albus. Du bist in Sicherheit."
„Albus…bitte, hilf mir…"
Zu seinem Entsetzen traten Tränen in ihre Augen und liefen über ihre Wangen, bevor sie erneut die Augen schloss und leise aufschluchzte.
„Was hat man dir nur angetan?", flüsterte er erschüttert und schob einen Arm unter ihre Beine. Er musste sich schnellstens um sie kümmern, sonst würde jede Hilfe zu spät kommen.
Vorsichtig stand er auf, ihren schlaffen Körper in seinen Armen. Nachdem er die ersten Schritte gegangen war, stöhnte sie schmerzerfüllt auf. Erschrocken blieb er stehen.
„Tue ich dir weh? Bitte, du musst durchhalten, du musst zurück ins Schloss!", sagte er unsicher und lief weiter. Doch schon nach wenigen Metern schluchzte sie herzzerreißend auf und umklammerte erneut seinen Arm.
„Bitte, hör auf, du tust mir weh…hör auf…", flehte sie mit brüchiger Stimme und brachte ihn fast dazu, stehen zu bleiben. Doch nur dank seinem eisernen Willen lief er weiter, er beschleunigte sogar noch. Mit einem kurzen Blick auf ihre geschlossenen Lider, die beständig zuckten, murmelte er leise eine uralte Formel. Sie würde sie in gnädige Bewusstlosigkeit führen, aus der sie jedoch leicht wieder zu rufen war.
Das Portal kam in Sichtweite, durch den immer stärker werdenden Nebel konnte man kaum die Hand vor Augen sehen. Er hastete weiter und erschrak zutiefst, als die Frau in seinen Armen erneut aufschrie vor Schmerzen.
„Lass mich in Ruhe…es tut so weh…bitte…"
Ihre Stimme brach, sie weinte nur noch stumme Tränen. Warum hatte sein Zauber keine Wirkung gezeigt? Es musste hier noch viel schwärzere Magie vorliegen, als er zunächst erwartet hatte.
Endlich, der Wasserspeier, sein Büro. Auch wenn er genau wusste, dass sie bereits unzählige Wunden und Verletzungen haben musste, hätte er es nicht viel länger aushalten können, ihr wehzutun. Sorgsam legte er sie auf seine breite Couch und schloss die Tür hinter sich. Dann endlich wandte er sich der stellvertretenden Schulleiterin zu, die vor ihm lag.
Er war einiges gewöhnt in diesen dunklen Zeiten, und er hatte auch weitaus Schlimmeres als dies hier gesehen, aber trotzdem hatte ihn noch nie etwas so tief erschüttert wie ihre lautlosen Tränen.
„Minerva…Minerva, kannst du mich hören?", fragte er leise und öffnete ihren zerfetzten Reiseumhang.
„Albus…ich kann nicht mehr…ich bin so müde…", flüsterte sie, während ihr Kopf kraftlos auf die Seite sank.
„Nein, Minerva, nicht jetzt, nicht hier…blieb wach, hörst du mich? Minerva!"
Fast schon panisch befreite er sie endlich von dem nassen Umhang und ließ die Temperatur in seinem Büro erheblich steigen. Ihr Bein war zweimal gebrochen, es war unglaublich wie sie überhaupt so weit gekommen war.
Die Knochenbrüche hatte er schnell geheilt, doch das Schwierigste war das, was man nicht sehen konnte, der Grund weshalb sie weinte…
Er zwang sich zur Ruhe und schloss die Augen. Nach einigen tiefen Atemzügen war er bereit und drang in ihr Gedächtnis ein, um zu erfahren, was man ihr angetan hatte.
TBC...wenns irgendwem auf dieser Welt gefällt :)
